Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 22, 1919, Image 7

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    Die Alte ans dm
- frrpprttjMn.
Won M. Roda Roda.
ES ist aar nicht sa schlimm, au
km Treppenstein vor der Et. Heb
wigSkirche zu fitzen. Von Mal an
Uibt der zweite Pfeiler so cicl tockiat
ton, daß mau Nachmittags ein
Cchlununerstündasen Halten kann,
.'cingweiltg IstS auch nicht. Tie die
Im Mensctjenl Mit Ihren bunten
Hedanken, die man ihnen so glatt
vom Besicht liest, als wärs eine
Schrift aus weißem Papier l Man
Muß öas nur lernen. Uno man
IcriUö, wenn nan dreißig Jahre
aus dem üi.rcppenttem im.
Die Jungen und Alten gehen an
einem vorüber man laut den $io
srnkranz durch die Finger gleiten
und denkt ich was dabei. Was
gibtö alles zu schauen: Taufen, Hoch.
öcitözüge Begräbnisse das ganze
Leben.
-Die jungen Mädchen knien vor der
Auttergottes sie beten um den
beliebten, lind Mütter vor dem
Eiligen Antonius die Kinder
sind krank. Schulmädel kommen
mit Alumensträubchen, wenns )jeua
nijZe geben soll. Manchmal schleicht
sich ein Junge herein. , Er dreht die
Skapve verlegen m den Handen und
sieht vor den Heiligen ,als warte er.
rag sie ihn nach seinem Begehr sra
ßc.
Am besten gehts mir im Spät,
herbst. Im schweren Nebel, da drück:
die (sorge öreiiach das Herz der
Menschen. Da schicken sie die veo
zagtesken Bitten zum Himmel aus.
Im Weggehen drücken sie daö Porto
mir in die Hand.
. Man lacht die alten Weibchen auö,
deren letzte Station die ttirchenstuie
ist. Warum? Ist es nicht schön, in
Fronimigkeit zu enden? Ta ist die
alte iZatyrm. Freilich, sie war klü.
c?r als ich. Sitzt in ihrem netten
Häuschen und kocht jiafsee. Jeden
Dienstag kommt sie und opfert dem
heiligen Antoniuö Geld, ttnö Sams.
lag der MuuergoUes Blumen. Dann
bleibt sie ein Weüchen bei mir. Wir
flüstern miteinander. Xlaut reden-
solche Tinge nein, das schickt sich
nicht an diesem Welligen Lrt. ,Tcnn
wir tauichen Erinnerungen aus.
obesam war unser eden nicht. Aber
Uiergiiügungen hats uns gebracht.
irns und anderen.
Ihr soll viel vergeben werden,
denn sie hat viel geliebt." Die
Welt war wohl vor Zeiten auch nicht
ticsfer, sonst hätk Jesus das Wort
nicht ausge prochen.
Die ölakhrin hat? gut. Sie war
hübsch und klug. Aber gbildel
war sie nicht. Ich kenne noch
jetzt Llwte aus den Klassikern, und
ich glaube, ich könnte noch Klavier
spielen. Zum Beispiel den öioten
-arasan konnt lij noch spielen.
Einst hat man mirs hoch angerech
nct, dag ich aus guter Familie slam
ine. Merkwürdig! Gerade darum
hätte man sich von mir abwenden
sollen. So einem verirrten Schäf
chen aus guter Familie" hängen
doch Muttertränen an der Wolle.
Tie Llathrin sür die war das ein
Avancement.
Wenn einem solche Gedanken körn
men, ists ain besten, man birgt sich
iMer den Pfeiler und, macht einen
Schluck aus der Flasche.
Unlängst kam Hochwürden, der
Tomherr, vorbei.' Ich hatte mir
gerade einen Schluck vergönnt, und
in der Eile verhustete ich mich.
'jSie plagt ja ein entsetzlicher Hu
sten, Mütterchen l" sagte Hochmür
den. Kein Wunder In dem emi
gen Zug. Halten Sie sich doch ein
'Schritkchen seitwärts, wo fies nicht so
trifft. Und kaufen Sie sich Brust,
tee!" Er reichte mir' eim; !krone
mit ruhiger Hand.
Heute hat wir mein Komteßchen
einen Gulden 'geschenkt.
Wie Lie Zeit vergeht. Ob den al
Im Frauen im Lchnstuhl am Fenster
die Tage auch so rasch verfließen?
So bunt kann ihre Stundö doch nicht
sein wie mir in Sonnenglut, Im
Winterfrost aus dem Treppenstcin.
Schade, dasz es bald vorbei sein
icirö ich bin ja achtzig. Schade
o ist so amüsant gewesen. Ich habe
vieler Menschen Leben im Zuschauen
vutgelebt. Und meines Uvmlefzchens
Brautzug hätt ich gar zu gern noch
Liehen. Sie wird wunderschön in
ranz und Schleier sein. Sug, wie
nur imige, blonde Bräute sind.
Wie die ZeU 'vergehtl Borge
s:ern scheint es mir brachte
der Graf, seine junge Frau in das
Palais gegenuoer der ttirche. Die
Baumwipiel du Parkes sehe ich
über der Mauer. Und messe an ih
nen Zeit und Blüte. Und gestern
scheint es mir entlief ein fünf
jähriges Baby seiner Gouvernante
ernt über die Straße zu mir.
TaZ deutsche, blasse Fräulein schrie
auf. Ein Fialc.' hatte das flind bei
nahe umgestoßen. j
Tu, hör mal sagte atemlos da?
Kind.
Was willst denn, . mein Herz.
imie'i"
Hör mal gelt: il gar nicht
r.",n!)c. das Tu Mich abends in einen
Sack steckst und wegträgst aus
den Herenberg , wenn ich nicht
einschlafen will?", Daö Kind sah
mich siehend an. Ich merkte, ,daß
es mich für eine gute Alte kielt, und
I die Gouvernante hatte mich zu einer
flrifptt M1tin fnrri(l tnriNim
' ...w. 4l..fV.4 IHhlll
Tag Fräulein war über die Stra
ße gehastet und stand nun rotbäckig
vor Scham und spitznäsig vor mir.
Nein," sagte ich, nein. Ich trag
Dich nie weg nie. So brave,
kleine, gute jkomteßchen, die haben
ihr eztraseines Schutzengelchen."
Und zur Gouvernante: Ich täte
nicht ein altes, srommes Weib zum
Wauwau machen. Das Schrecken
kleiner Kinder ist ein Armutszeug
nis sür die Erzieherin, es zeigt, daß
ihr Berstand versagt hat."
Seither waren wir Feinde. DaS
Komteßchen lief nicht mehr über die
Straße. Das Fräulein hielt sie fest
an der Hand. Aber das 'Köpfchen
nach mir geivndet und zugelächelt
hat mir's 5tomteßle doch? das konnte
das Fräulein nicht verhindern.
Ich erinnere mich gern an den
Tag: das deutsche Fräulein fuhr mit
Kojsern und Schachteln ab, und die
Miß kam mit noch größeren Kosfern
an.
Die Misz war freundlicher. DaZ
Komteßchen durfte ab und u her
überkommen ::nd mir ein Almosen
geben. Und wie sie's gab! Heut
nerfen einem die Keule den Kreuzer
tn die Hand, in Ang,l, dan nicht ein
niat mein zueioeriaum sie urene.
Die dumme Bazillensurchtl Sie
macht die Menschen feig und unno
bei. Mein Komteßchen aber kam
mir traulich nahe und lächelte mich
artig an.
Sie schenken mir mehr als sie ah,
um. Im Winter da hocke ich,, in sie,
ben Tücher eingepackt, aus meinem
Stein ' und sehe ihnen in die
blanken Fenster. Und freu mich an
den Blumen und den Palmen. Ich
sehe ihre aste kommen, edle, schone
Frauen, die hurtig aus. dem Wage
über die schwelle flattern. Ich
glaube manchmal das Säuieln ih
rer Seide zu hören. Das zerstreut
mich, ich versinke in Erinnerungen.
a iionueßchen wird porträtiert.
Jeden Bormmag um 10 Uhr kommt
der Maler, dann sehe ich sie in rosa
farbenem Ballkleid aus dem Podium
sitzen.. Ihn kann ich nicht immer se
hen. Nur die Miß dicht am Par
terrefenster, wie sie, häkelt. "
Manchmal tritt er vor und richtet
was an ilomteßchens Kleid. Gestern
haZ'er ihr einen Strauß in die Hand
gedrückt den will er wohl mit.
malen. Das Mädelchen ist rot ge.
worden selbst wie eine Rose. Viel
mcht hat' ihr der Schlingel die Fin.
gerchen berührt. Oder . . .'. ? Ich
sah ,e spater im ersten Stock am
Fenster einen Brief lesen.
Gott ein tlemer Roman mit
einem Künstler wird dem blonden
Grafenkind nicht schaden. Vielleicht
heiratet sie einen Mann, der sie ent
tauscht, dann hat sie lvenkgstens ei
nen kiebeötraum gehabt. "
Die Miß ist zu neuaieria. Als
der Hochzeitszug aus der Kirche
kam, da lehnte sie sich weit aus dem
Fenster. War gar .nicht der Mühe
wert: der - Spezereihändler Knopp
war der Bräutigam und die Braut
auch Nichts Fernes. Was sie nur
für liesel anhatte!
Der Mib gefiel der Bräutigam
wahrjcheinlich. Sie starrte ihn an
und merkte nicht, daß sich im Schal
ten der Vorhänge der Maler und
s Komteizchen küßten. -
AIs seine Stunde drüben um war.
kam der Maler zu mir ae chritten.
oe nun, er wiro nur eben einen
Groschen schenken. Manche Leute
sind so: wenn sie ihren Schad zum
erstenmal geküßt haben, tun sie was
ungewohntes, Gutes oder Böses, i
guidwas, was sie sonst nicht tun.
Sie lumpen eine Nacht durch, sie
spielen Hazard, oder geben ihr Geld
einer Bettlerin. Einer hat mich einst
geküßt und hernach untröstlich ge,
weim. War ein yuvmzer Lunge
und ist jung gestorben.
Der Maler schenkte mir nichts.
Ich sah ihm in die Augen, sein
Blick war kalt und klar. Warum
wohl? Er hat doch gerade vor
,'in....?
Ich gehe jeden Nachmittag zu ihm
nö Atelier und sike still Modell.
Eine Krone die Stunde. Ein leich.
ter Verdienst. Ader ansehen nein,
ansehen will ich mir das Bild nicht.
Er ist ein guter Mensch, der Ma
er er hat ein Herz sur die Ar
wen. ütf selbst einer arme Mut
te. Sohn. Ich glaube, er bat nur
eine Mutier vom Bater redet er
kein Wort. Hat ein Herz für die
Armen aber nur für die Armen.
Die gleichen wenn ich mir seine
Worte bedenke ich glaube, die
aßt er. Merkwürdig! Wo er
doch das Komteßchen liebt . . .
Liebt? Ist die Welt ander? ge
worden Früher hat die Liebe die
Zwischen weich und gut gemacht. Ist
er verbittert, weil man ihm's Kom
teßchen doch nie geben wird?
Dreißig Jahre kaure Ich aus dem
Treppenstein, und daZ Leben lauft
an mir vorbei. Und vorher habe ich
dreißig Jahre ein rasches Leben ge.
führt, heiß und wechselvoll, ' und
dachte, immer, nichts könne mich
mehr wund ernennen, ,
Und doch ....
Jetzt sitze ich Im herben Morgen
mir tstS so kalt ich musz noch c
Stunde bis zur Messe warten. '
Wie' Isis doch nur gewesen?
Mastern bin lrfi au ilim asaanaen,
?IIs ich ins Atelier trat, war er in
voller Arbeit. Aber nicht an meinem Es war schon spät abends, als
Bild. Er verteilte Maiblumen in! Frau . im Grand Hotel" der
'asen und Körbe. Und eine Schach, idt Pegli abstieg. Als sie im
tcl Bonbons stand da und eine Kruke iif Via aenommen. um in ibr im
mit süßem Wein.. Er breitete ein
weißes Fell über die Ottomane.
Er könne mich heute nicht brau
chcii. Mir wars recht, wir haben
Nachmittag die Maienandacht.
Aber ich sollte nicht zu Schaden kom.
men, sagte er, und reichte mir ein
Goldstück.
Schönen Dank und viel Glück!
S !. IX..
01 vuue, (Kumt . .ytu IIIUUUU
heut ein Liebchen '
Ta lachte er. Wie schlecht sind
doch die Männer! Liebt ein sieb
zehnjähriges Komteßchen und schmückt
sein Zimmer sür irgend eine . . . Dir
ne.
,,Wohcr wissen Sie das, Mütter,
chen?"
Ich lächelte verschmitzt. Man hat
doch seinen Stolz.
Ta sah er mich nachdenklich an
und -gut, wirklich gut. ' Mütterchen
-es gidt nicht zweierlei Frauen.
Alle Frauen sinl gleich. Für alle
niuß man seine Zimmer schmücken.
Und wenn die Blumen verwelkt
smd..." Er strich sich über die
Stirn. Donnerwetter, was fängt
man mit verwelkten Blumen an?"
Er hatte einen so bösen Blick, daß
ich davonschlich. Fünf- Gulden wa
ren mir in den Schoß gefallen da.
sür kaufte ich mir cmnial einen
wirklich seinen Likör.
Uh, wie gut der ist! Ein Nest,
chcn habe ich noch in der Flasche.. Ta
kam eine ivarme, angenehme Mü
digkcit über mich. Gott hats ge.
wollt, daß ich hinter der Säule ein
schlief. Ich schlief süß.
Und wachte plötzlich auf -. drü.
l'en am grästichcn Palais hatte das
Tor geknarrt. Eine Frau schloß es
von auizcn zu. Mein Gotr ist
nes denn wirklich?
Das Komteß
chcn? Jetzt bei Nacht?
Ich hinter ihr her. Ueber die
Brücke am Denkmal vorbei hab
ich wirklich gewußt, wo sie binaetit
Oder irre ich mich? Und meine nur
letzt, datz ichs wuite?
Als ich beim Denkmal links ab
bog da sah ich die Atelierfenster er
leuchtet . . . Ich dummes altes Ding
Nun begriff ich erst...
Eh wozu wär sie jung, wcn.
sie nicht lieben sollt? Geh nur, geh
zu ihm, ou yolöeö, sri chcs Tina
Geh deine Schwestern, die Alu
meit erwarten dich! Die Blu
Wie hat er gesagt? Donncrwcb
ter, was fang ich mit verwelkten''
Ich hab sie aiiacruicn. Ganz lei
se. Komteßlcl"
Aber in der Stille der Nach
klangS wie ein Schrei. Sie fuhr
yrnim. ch faßte ihre Hände.
Halt, Kontteßlel Gehen Sie nickt
weiter r
sic war blaß und zitterte. Ich
og sie die Liaitreppen hinab vier;
suns Blusen, na aizen wir neben
einander.
Ich kann mich nicht erinnern, was
ich ihr sagte. Ich bin alt und müd.
Sie liebt ihn. ach. so kedr und
sie wollte mit ihm fliehen. Er bat
verlangt, daß sie zu ihm käme, wenn
jie ihn liebe ganz allein und
sie würden gleich zu seiner Mutter
reisen. Seine Mutter, dieXgule alte
irau...
Nein, Komteßle, das ist nicht
wahr. Er wird Sie küssen und wird
Ihnen Wein geben, und wenn Ihr
Kops schwer geworden ist, wird er
'üie versuhren
Da schluchzte sie auf und drängte
sich an Mich, und in ihren Augen
stand ein schreiendes Entsetzen. Ganz
blind wär die Kleine in ihr Unglück
gerannt, ganz unwiiiend und blind,
Wie sich die Üindrr die Liebe den
ken: als wars ein Neifenspiel. Und
i!t doch verdammter Ernst Gott
verzeih die Sünde! --ri:i Spiel,
aber eins, das unis Schickml geht,
Als es fünf schlug, kamen, wir
hiehcr vor die Kirche. Ich hüllte sie
m mein um chlagtuch. Trüben oii
nete der Portier schläfrig das Tor
für den Milchmann und den Bäcker.
Ich guckte hinein, und als es leer
und stiU war in. Treppenhaus, da
winkte ich ihr, und sie huschte hinein.
Gerade vorhin hat sie das Rou
leau an ihrem Zimmcrjcnster hoch,
gezogen zum Zeichen, daß sie gjück
lich gelandet ist.
Tu lieber Gott, ich hab ja viel
gesündigt, aber nun sind wir doch
quitt?
Mich friert. Wahrscheinlich habe
ich nuch erkältet. Ich bin achtzig
Jahre alt so eine Nacht im Freien
und die Ausregung daS ist zu
rul. Ich wollte, Anton käme die
5!irche ausschließen und hälfe mir
und brachte mich nach Hausen
Schlagfertig. Nun,
Karlchen, kannst Tu mir vielleicht
sagen, waZ Xu zuerst cmviundcn
hast, als Tu krank wurdest?"
Karlchen: .... die Freude, nicht
in die Schule gehen zu mussenl"
X
s?
Vikt.
I
X jgon Edmondo de AmmS.
v
drittelt Stockwerk gelegenes Zim
wer zu fahren, ward ihr Blick von
dein blonden Listsungen gefcjjclt, der
in seiner grünen Livree ' nü, den
glänzenden Mejjingknöpsen instram
liier militärischer Haltung vor ihr
stand; und obgleich sie ihres Töchter
chenS wegen, das bleich und mit lei
dendcm Gcjichtöausdruck neben ihr
saß, sehr besorgt war, konnte sie sich
doch eines Lächelns nicht erwehren.
In dem glatteschorenen Kopse,
dem sischäugige, ernst und altklug
blickenden Gesichte glaubte sie eine
Karikatur deö deutschen Typus zu er
blicken, Ter Knabe stand so unbe.
weglich an seinem Platze, blickte so
starr aus die Puppe, die das Kind
un Arme hielt, als ob er kein le.
bendcs Wesen, sondern ein Automat
gewesen wäre. AIs sie aber in der
dritten Etage angelangt waren, be
lebte sich der Automal und 'nes mit
befehlendem Tone: Warten Siel"
Er stieg zueöst aus, reichte der Dame
und ihrem Töchlerchen die Hand und
führte sie zu ihrem Zimmer. Er
schloß hie Tür aus, ziinöele die Lain
pe an, dann senile er den runden
Kopf wie ein Stier, wenn er zum
Stosze ausholt und verließ das Zlin
wer. Tie Tarne wollte ihm forgrii,
um nach ihrem Gepäck zu sehen, doch
konnte sie die Ture nicht vssnen. Sie
zog vergebens an der Turlinke, die e
lvollte nicht nachgeben. Laijeii Sie
mich doch hinaus, rief sie ungednl
dig. Ta ließ der Knabe die äußere
Türkliiike, die er feilgehalten, los
und Frau X. konnte das Zimmer
verlassen.. Wieder mußte sie unwill
kürlich lächeln. Ein origineller
Junge", murmelte sie halblaut
mn origineller unge war er
auch, dieser füiiszehiiiährlge Deut
sche, dessen , Aussehen und Stimme
den unreiscn jinaben verriet, dessen
würdevolles und gebieterisches We
scn aber dem eines Wachtmeisters
entsprach. Der Wirt, der auch ein
Teutscher war, fand den Jungen sehr
verwendbar, weil er unter dem deut
schen Personal der einzige war, der
sich mit den italienischen Gästen
niühelos verständigen tonnte: des
halb 'diente er auch als Dolmetsch
obgleich sein eigentliches Amt die
Führung des Auszuges war. Der
Junge war unerinüölich in seinein
Diensteifer; mit der Beweglichkeit
seiner kurzen Beine aber wetteiferten
seine' stets in Tätigkeit befindlichen
Kauwerkzeuge. Es war ein Rätsel,
wo er seine Borräte an Brot, Obst
und Käse aufbewahrte, da seine
schmucke Livree keine unnatürlichen
Erhöhungen zeigte, ebenso rätselhaft
war es, wohin er-die großen Bissen,
an denen er beständig taute, veo
schwinden ließ, wenn er angesprochen
wurde, denn er antivortete stets
prompt und mit seiner natürlichen
Stimme; säst schien es also, als hatte
die Natur ihn mit geräumigen Bak
kcntaschen ausgestattet, wie öieHam
ster und die Lemminge.
Ta sich kein Zweifel an seine Ncd
lichkeit heranivagtc, mußte man an
nehmen, daß er alle Trinkgelder, die
er in feinern Toppclberme erhielt.
aus die Besriedigung seiner gastrono
mischen Neigungen verwendete, unter
denen sich besonders seine Vorliebe
sur Eier bemerkbar machte, denn sei
n? Munowinret zeigten stets eine
gelbe Färbung.
Trotz dieser menschlichen Schwäche
und seiner soldatischen Barschheit er
sraite er sich sowohl bei dein Hoteb
personal, als auch bei den Gästen
großer Beliebtheit und stets hörte
man von allen Seiten nach ihm ru
sen; sein Rufname war aber nur
List",' nach dem Glaskasten, in dem
er wohl hundertmal des Tages auf
und abstieg, immer seinen unerschüt
tertichen linist bewahrend und un
aufhorlich mit vollen Backen kauend.
Am anderen Morgen, als Lift"
in die dritte Etage ihr. rief ihn
Frau X. und fragte ihn, ob ein Arzt
in dem Hotel anwesend sei. Als
List bejahend antwortete, bat die
Dame ihr den Arzt sofort zu schicken.
List kehrte einige Minuten später, in
Begleitung des Arztes, der ein llei
ner, gnomartig aussehender Mann
war, wieder. List begleitete ihn in
daö Krankenzimmer, damit er das
Rezept sogleich in die Apotheke ta
gen konnte. Tie kleine Kranke lag
bleich und matt in ihren Kissen, ihre
blauen Augen waren trüb und glänz
los und die Puppe lag unbeachtet
neben ihr auf der Decke. Tie Mut
ter des Kindes berichtete dem Arzt
über die unruhige Nacht, die es ver
bracht, es hatte über Brustschmerzen
geklagt und viel gehustet; die Mutter
befürchtete einen Lungcnkatarrh.
denn eine Lungenkrankhcit, die mit
ähnlichen Symptomen begonnen.
hatte auch ihren Gatten dahingerafft,
und während sie mit leiser Stimme
lünctte, damit da? Kind sie nicht,
Herr, rollten Tränen, die sie verge
bcnS zurückzuhalten strebte, über lhtt,rigcn darzustellen. So rief ' denn
Wangen. . Ter Arzt untersuchte daö Dininl abwechselnd: .Jetzt die Gri.
Kind, konstatierte einen beginnenden' Massen, ListI Das Pcitschenknal.
Katarrh, emvsahl Ruhe und Vorsicht
I und versprach, im Laufe des Tageö
wieder vorzusprechen.
Lift wollte dem Arzt folgen, aber
Frau X. rief ihn zurück; sie fühlte
sich trostlos und verlassen, ' daß sie
sich fürchtete, allein zu bleiben. ' Um
ihre Tränen zu verbergen, tat sie,
cls ob sie zum Fenster hinausblickte.
Inzwischen war List an das Kran
kenbett getreten, um dem Kinde Ge
fellschaft zu leisten. Als die Mutter
sich der Kleinen wieder zuwendete,
ah sie zu ihrer Ueberraschung, da?
die srühcr so apathische Kranke jetzt
herzlich lachte.
Du lachst, mein Engel? Worüber
lachst Du denn?"
Das Kind wies mit dem Zeigest,!'
ger aus den Knaben und bat:
Noch einmal. List!"
Lut gehorchte. Er blinzelte mit
seinen Fijchaugen, zog die Stirn in
Falten und schob seine Kopshaut hin
und her, als oj er eme Perrücke
trüge, dabei bewahrte er einen un
erschütterlichen Ernst, was die koini.
sche Wirkung seiner Grimassen noch
erhöhte. Die kleine lachte hell aus
und von dieser Minute an war Lift
als Gesellschafter und Krankenwärter
bei dein Kmde angestellt.
Wie heißt Tu, niein Junge?"
fragte die Dame.
, Lift," antwortete dieser.
Aber List nennt man doch den
Auszug."
Ja, deshalb heiße ich 'auch Lift.'
Wirst Du wieder zu meiner
niiii kommen?"
Xist nickte, doch da die Dame oe
merlte, daß er über den ungeivöhn
lichen Namen staunte, fuhr sie sott:
Sie heißt eigentlich Maööalena,
ober da sie sich, als sie noch ganz
tlein war, Diiilm nannte, ist ihr die
jer Name geblieben."'
Trotzdem List die Kranke noch
mehrmals mit seinen Grimassen er
heiterte, wollte sich ihr Zustand nicht
bessern und als der Arzt aoends wie
der kam, konstatierte er" eine bedeu
tende Verschlimmerung in ihrem
Befuiden. Ta Lift den Ausspruch
deö Arztes gehört hatte, kam er ge
gen Mitternacht wieder, um Frau
die weinen-, am Krankenbette
irachte, seine Dienste anzubieten. Lift
winkte ihr, ihm auf den Korridor zu
folgen ; dort führte e jie zu einer
Tür und sagte: Hier schlafe ich;
wenn Sie mich brauchen, so klopsen
Sie nur und ich werde sogleich bereit
scm." -
Mit diesen, in rauhem, befehlen
dem Tone gesprochenen Worten, ver
schwand er m seiner Kammer.
Am nächsten Morgen klagte das
Kind über starke Bruilschmerzeil und
der Arzt stellte fest, daß der Katarrh
sich verschlimmert und das Fieber sich
gesteigert habe. Die Angst der ar.
n.en Mutter stieg so sehr, daß sie an
einen berühmten Professor in Genua
telegraphierte und ihn um eine Kon
sultation bat. Gegen Abend traf der
so sehnsüchtig erwartete und doch ge
fürchtete Großnwgm ein; es war ein
würdevoller älterer Mann, der in
ernster Gründlichkeit die Ziranke aus
kultierte und perkutierte, während ,
die Mutter, der Hausarzt und List
in atemlosen Schweigen zusahen.
Das Resultat der Untersuchung war.
daß die Lunge gesund, der Katarrh
unbedenklich sei, und die Ordination
beschränkte sich aus kalte Kompressen
und die Anempfehlunil großer Ruhe
und strenger Diat. .
Nachdem der Professor das Kou
vcrt entgegengenommen, das ihm die
Mutter des lindes in Begleitung
heißer Dankesworte reichte, cmpsahl
er sich und verließ mit seinem Kol
legen das Hotel. Als sich die Tür
hinter ihm ge chlo en hatte, um
armte Frau X. unter Freudenträncn
ihr wiedergewonnenes Kleinod, dann
wandte sie sich an List und rief ihm
zu r Freue Dich mit uns, lieber
Junge, jetzt wird alles gut werden l
Dabei ließ sie in diskretester Weise,
um den guten List nicht zu verletzen,
ein Mlostua in seine Hand, gleiten,
List aber, ohne das Zartgefühl der
Dame zu teilen, öffnete serne Hand
und betrachtete das Geldstück, als ob
er sich vor ollem von seinem Werte
und seiner Echtheit überzeugen woll
te. Tie Dame fühlte sich durch diese
Kundgebung der Geldgier sehr ver
letzt, sie hatte gehasst, daß der Knabe
i'l seiner Ticnstwilligkeit nur von
seinem Herzen geleitet werde und
nicht durch materielle Interessen;
aber man darf ja keine allzu hohen
Anforderungen an m Menschen stel
len!
Einige Tage blieb der Zustand des
Kindes unverändert; allmählich trat
eine leichte Besserung ein, die aber
nur langsame Fott chntte machte.
weil die Kleine sehr schwach und von
zcrlcr Konstitution war. List aber
verstand es, sich von Tag zu Tag un
entbehrlicher zu machen. Außer mit
den erwähnten Grimassen wußte er
Dinini noch mit anderen Elownkün
ten zu erheitern.
Er verstand eS, mit dem Schnal.
zen der Zunge in tauschender Weise
das Peitschenknallen nachzuahmen
und durch das Erheben und Lerdre.
hen der rechten Schulter einen Hocke
; len l Den Buckel l
Nur durch die unermüdliche Wie
derholung dieser Kunststücke gelang
es Lift, die Kleine zum Einnehmen
der Arzneien und zum Schlucken ei
Niger Löffel starker Bouillon zu be
wegen.
Ter Knabe war der geborene
Krankenwärter; mit merkwürdiger
Geschicklichkeit und Zartheit wußte
hie Kmnvressen zu erneuern und
die Kissen zu glätten' Sobald er
eins freie Minute Hatte, sprang er
die drei Treppen Hinauf, eilte zu
Dinini, und während er noch mit
vollen Backen kaute, begann er schon
seine Vorstellung.
Nie aber erschien er verdrossen,
oder ermüdet, er glich einem gedul
digcn Tiere, dem jede5 Zeitmaß
fehlt.
Frau T. studierte mit lebhaftem
Interesse, das sich von Tag zu Tag
steigerte, die Seele 'dieses Knaben.
Welch eine rätselhafte Natur, wie
reich an Gegensätzen und Widersprü
chenl Mit welchem Diensteifer und
Zartfinn bemühte er sich um die stei
ne Kranke! Uni dennoch verriet er
mit keinem Won, mit keiner Miene
eine Freude über die Besserung in
dem. Befinde T'. linis. Stets blieb
er verschlossen und wortkarg, und
wenn Frau X. ihn teilnahmsvoll nach
seiner Mutter fragte, war nicht mehr
aus ihm herauszulocken, als die
lurze, in gleichgültigem Tone gcge
bene Antwort: Sie befindet sich
wohl und arbeitet in einer Potsda
mer Bürstensabrik." Frau X. ge
wann endlich die Ueberzeugung, daß
lediglich kluge Berechnung die Trieb
feder seiner Handlungsweise sei. Er
wußte, daß . sie reit, war und daß
ihm eine angemessene Entlohnung in
Aussicht stehe. Diese Annahme, die
dem weichen Mutterhcrzen wehe tat,
gewann noch eine Bestärkung bei Ge
legenhcit der ersten Aussahrt Dini
ris. Selbst bei diesem freudigen An
lasse verriet keine Miene seines ern
sten Gesichtes, keine Modulation sei
ner barschen Stimme irgend eine Re
giing des Mitgefühls. Nur als die
Äl'uttcr in überströmender Freud
über die leichte Nöte, die die srische
Luft ans die Wangen des Kindes ge
zaubert, dem Lift sür seine Fürsorge
dankte und ihin eine Belohnung für
seine unermüdlichen Dienste ver
sprach, trat zuerst etwas Leben in die
starren Züge, die Fischaugcn zwinker
tin, die gelben LÜundwinkel verzogen
sich zu einem breiten Lächeln: nur
der Gedanke an die in Aussicht ge.
stellte Belohnung war cs, der List zu
rühren vermochte!
Das war traurig bei einer so jun
gen Mcnschenseele und dennoch es
wgr besser so! Hätte der Knabe mit
der angstvollen Mutter gefühlt und
gelitten, fo hätte sie ewig seine
Schuldnerin bleiben nms en. während
sie ihn sür seine Dienste wohl eiuloh
nen konnte.
Als der Arzt erklärte, daß eine
Reise ohne Gemhr sur die Gesund
hcit des Kindes unternommen wev
den könne, tras Frau X. die Anstalten
zur Abreise. List war ihr bchilslich,
ohne durch ein Wort oder eine Miene
sein Bedauern über die bevorstehende
Trennung von Dinin zu verraten.
Die Anahme, daß dieser frühreife
Kimbe einzig und allein von mate
r'.eüen Interessen geleitet werde, fand
in der Art und Weise, wie er öle Be,
lohnung. seiner Dienste entgegen.
nahm, ihre volle Bestätigung und
Frau x. hatte darüber lachen mu
sen, ivenn sie eö nicht gar so traurig
gesunden hätte, daß ein so junger
Knabe so ' nüchtern und berechnend
sein könne.
Während Frau X. ihm in warmen
Worten ihren Tank aussprach, ver
zog er keine Miene, als ob ihn die
ganze isache nichts anginge. Als sie
ihm nun ein verschlossenes Kuvert
mit den Worten reichte: Dies ist
für Deine Mutter, List" - nickte er
nur stumnt mit dem Kopfe und steckte
es in die rechte Brusttajche. Als sie
ihm ein zweites, mit Geldnöten ge
sülltes Kuvert übergab und sagte:
Dieses ist für Dich, damit Du Dir
irgend ein Andenken kaufen kannst'
antwortete der Knabe in seiner
trockenen Weise mit einem Es ist
gut", und versenkte das Paket in die
linte Arusttasche.
Dieses aber," fuhr Frau X fort,
indem sie List eine funkelnde silberne
Uhr reichte, ist ein Geschenk Dm,.
nis, damit Tu stündlich an sie er
innert werdest."
List hielt die Uhr an das Obr. um
sich zu überzeugen, ob sie aiiige, dann
versenkte er sie in die We,tentajche
uno mate wieder mit dem jiovie.
Ich danke." sagte er in einem Tone,
als ob er hätte bemerken wollen:
Du ha,t deine Schuldigkeit getan.
wie icy oie meine, zetzt sind wir
qmtt!" .
.Jeht gib Acht," sänke Tininis
Mutter, indem sie List ihre Visiten,
karte reichte. Hier hast Tu meine
Adresse, wenn Tu jemals Hilfe brau
chen solltest, wende Dich nur an mich,
denn ich werde Teine guten Dienste
niemals veraeisen und stets bereit
sein. Dir meine Erkenntlichkeit zu
beweisen," ;
Die Frau in dr Politik.
France Prrkin, mit einem ZahreSge.
halt von $8000 die beftbezalilie Be
amtin deS Staates Sicm Z)srk.
Sie sagen, daß der Kampf d
Iran beendet ist? Aber r"V
ganz gewiß nicht, schöne Leserin,
denn der Kampf der Frau hat ja ge
rade erst begonnen!
Die Frauen haben bisher um ein
Recht, gekämpft und ihre praktische
Brtätigung aus allen Gebieten ünse
i es industriellen und sozialen Lebens
hat ihnen nach jahrelangen Kämpsen
den Sieg gebracht. Aber dieser Sieg,
der Sieg sürs Recht, war nur die
erste Etappe des Kampfes der Frau.
Die zweite Etappe bedeutet der
Kamps um die Stellung, in der die
ses Recht der Frau, mitzuarbeiten an
sozialer, und industrieller Verbesse
rung, am besten zur Geltung ge
bracht werden kann.
Nun ist Rom, werden Sie antwor
ten, nicht in, einem Tage erbaut war
den und die Frauen sollten Geduld
haben und sich nicht unerfahren ins
politische Leben stürzen.
Aber auch das trifft 'nicht zu.
jahrelang, ja seit ÄeginN der Frau
enbewcgung, die kurz vor dem Wahl
siege 'in dem Staate Wem Sork
das Schwabonalter erreicht Hot
te, sind die. Frauen, die am össent
lichen Leben Interesse an den Tag
legten, in die politische Schule" ge
gangen. Diese politische Schule be
deutet nicht, daß sie aus der Schul
bank einem Schulmeister hätten lau
schen müssen: sie bedeutet das Analy
sicren der Geschehnisse des Alltags
vom Standpunkte der Volkswohl
fahrt aus.
Diese Schule . hat auch Frances
Perkins durchgemacht, die einen frühe
ren Sekretär des verstorbenen May
ors John Pmroy Mitchel, Paul E.
Wiljon, zum Gatten hat. Frances
Perkins ist seit Jahren in die poli
tische Schule gegangen. Seit Jahren
kannten sie Polititer aller Partei
fchattierungen, denn sie war eine der
iinermüdlichsten . Besürworterinnen
industrieller Reformen. Gouverneur
Alfred E. Smith geht soweit zu sa
gen, daß man viele Arbeitergesetze,
die zurzeit im New Yorker Staatsge
setzbuch zu finden sind, direkt auf
ihr Konto setzen kann.
Der Mohr hat seine Arbeit ge
tan, der Mohr kann gehen," dachten
gewisse Politiker, als sie in der letz
ten Staatswahl den Frauen das
Stimmrecht zuerkannten. Gar viele
übersahen, daß die Frauen es mit
ihren neuen Pflichten ernst nehmen
wollten und daß sie darauf dringen
würden, ein wichtiger Bestandteil der
politischen Maschinerie zu werden..
Als Gouverneur Alfred E. Smith
Frances Perkikis zum Mitglieds der
staatlichen Jndustrie-Kommission er
nannte, eine Stellung, die $8,001)
per Jahr einbringt und sie zur best
bezahlten Beamtin des Staates New
Nork macht, da begann ein Rauschen
durch den politischen Blätterwald zu
gehen.
Natürlich mußte mit dem Vo
tum" der Frauen für die Zukunst
gcrechNct werden ' und deshalb ist
Borstcht geboten. Vom Kampf der
Frau" folgen wir jetzt gespannt dem
Ausgange eines neuen Kapitels, das
nicht minder interessant zu werden
verspricht, nämlich dem Kampfe um
die Frau.
Die Herren der. New Jorker
StaatsLegislatur sind garnicht sehr
dafür, die Ernennung Als" zu be
siätigcn. Nun darf der Grund na
türlich nicht darin liegen, daß Iran
ceö bloß eine Frau" ist. Infolge
dessen wird aus . dem politischen
Schatzkästchen der Grund hervorge
holt, daß Franees Perkins in allen
ihren bisherigen Bestrebungen eine
starke Anlehnung an die Arbeiterin
teressen zutage gelegt habe und daß
init ihrer Ernennung gewissermatzett
die Mehrzahl der Kommission arbei
terfreundlich ist, was für die Arbeit
gcber New Jorks einen ungerechtser
tigten Nachteil bedeute.
Dieser Grund, wird von den poli
tischen Bossen in Albany und de
rer gibt es bekanntlich ein stattliches
Heer ins Feld gesuhlt. Ob- sie,
die jetzt so laut ihrem Unmut Aus
druck geben, verstumnien werden, ehe
dem Senat die Bestätigung vorliegt?
Oder ob die beiden Frauen in
drr Asscmbly, Frau Mary Lilly und
Frau Saninüs, nicht am Ende recht
zeitig auf die Politiker einwirken
können, die einen $S0Uü-Po,ie als
zu viel" für bloß eine Frau" an
sehen?
Wie immer die Entscheidung aus
fallen mag: die Frau New sorks ist
in die zweite Etarpe ihres Kampfes
eingetreten: den Kamps um die Be
tätigung ihres Rechtes.
DaS radikale Drek
den. In einer von mehr als LUvO
Soldaten besuchten Versammlung im
Zirkus Sarrasarü, wurde nach einem
Vertrage des kommunistischen.
NeichstagZabgeordr.cten Rühle, eines
GesinnungZgenosfen Liebknechts, ein
Antrag zum Beschluß erhoben, wor
in sofortige Inangriffnahme der
Enteignnunz des Kapitals und diz
Diktatur des ProletariatZ gefordert
wird.