Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 15, 1919, Image 2

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VIII.
; Bsr enffische Soviet. "
Bolschewismus als Systc?n, lfchcwiki als pai
.'ei, Soviel als lörxerschaft. yerrschaft des
Proletariats xxnb Geltung des Rommunismus.
Fzistorifche Cntwicklung und Struktur der So
vie5Reaierung. Zusannnenschluß der sozial
revolutionären Grllpxen. Schwenkung des
Leninismus nach rechts.
ie Pariser Friedenskonferenz
hat an die russischt tornd-Re
aiening die Aufforderung ge
richtet, sich zu einer aemeinsa
men Besprechung russischer Angelegen
heilen mit Vertretern der auswärtigen
Mächte und der Nedenreglerungen da
faira an einen Tisch zu sehen, solcher
Anregung, welche von Präsident Wilson
ausgegangen ist, sekundiert Grohbritan
r.ien, das durch seinen Premier Lloyd
George der Anschauung Ausdruck gege
den hat,' tS sei an der Zeit der heutigen
ih 5to-Regierung in Rußland irgend
eint Art amtlicher Anerkennung zuteil
: ictrdcn zu lassen. Die verbundenen und
alliierten Möchte erwägen die Entsen
dunz einer Gonderkommission nach Ruß
land, die sich über die dortigen Verhalt
nisse durch den Augenschein informieren
soll. Dem Vorschlag einer gemeinsamen
Besprechung hit sich die Codiet-Regie-rang
sympathisch gegenübergestellt, mäh
. rend er auf der anderen eite zumeist
eine schroffe Ablehnung gefunden hat,
, die schroffste seitens der unverantmort
l.chen Kreise, welche, nach dem Muster
der .Könige im Exil", !m Ausland ein
, 'behagliches Dauerleben führen. Auf die
Anregung, einer Alliierten-Kommisswn
die Erlaubnis zur Inspektion der Ver
hältnisse in Rußland zu gewähren, hat
die Soviet-Regierung die ironische Ant
Wort gegeben, auch sie wünsche durch eine
Äommission eine Untersuchung der 35
hälinisse in den Ländern der Entente
Vornehme zu lassen.
DaS Tatsächliche, welches sich auZ sol
tljen Anregungen und Vorschlägen her.
cmmm laßt, besteht zunächst dann,
daß Rußland und dessen de facto$c
yierung heute in einer neuen Rolle auf der
Weltbühne erschienen und daß einem der .
schwierigsten Probleme des Friedens, wie
s fick in dem heutigen Rußland dar
fiellt, eine neue Möglichkeit der Lösung
g. funden worden ist. Die Möglichkeit
, einer solchen Lösung bietet sich aus
Grund der Tatsachen -und dm Wirklich,
leiten entsprechend dar. Tatsachen und
22irZlich:eit stellen die Forderung, die
russische Sooiet-Negierung nicht nur als
einen Faktor der augenbliellichen Macht.
ionlntf auch als ein Moment für die
.Weiterentwicklung der inneren russischen
Verhältnisse, sowie für die Ausgestaltung
der Regierungen des neuen Rußland zum
Ausland, das heißt für die nationalen
und für die internationalen Fragen, ein
zufchätzm.
Um das richtige Augenmaß für eine
solche Bewertung zu erlangen, mutz man
, sch zunächst betreffs der Wesenseigenarten
des neuen Nußland, wie es sich unter der
Herrschaft d:s Sovieis darstellt. Klar
heit verschaffen und Verständnis für den
bisherige Entwicklungsgang dieses Re-
. s'imes selbst gewinnen. In den folgen
den Ausführungen foll der Versuch un
t:rnommen werden, das Wesentliche je
nes Regimes darzulege und dem Ent
wiZlungsgang, welchen Rußland unter
: ihm genommen, nachzugehen. Es soll -keine
Polemik pro oder contra werden;
nicht soll über den .Roten Schecken" ge
eifert, noch über die .bolschewistische Gez.
fahr geklagt werden. Der Zweck dieser
Besprechung besteht ausschließlich darin,
den Leser möglichst aufzuklären über die
Wirklichkeiten, auf welchen sich die rus
fische Soviet-Regierung ausgebaut hat.
und über die Taisächlichkeiten, welche sie
her vorgebracht hat.
: ' .
DI? deutsche Uedersetzunz des rufsi
schen Wortes Soviel" ist Rat. Rats-.
Versammlung. Die Gepflogenheit. So
viet und Bolschewismus als lediglich
zM verschieden lautende Ausdrücke für
den gleichen Begriff zu betrachten, ist
&
Line politische LtHili.
(Tu, der Züricher Post'.)
Als Professrr Fr.. W. Förster in
München vor nun fast drei Jahren in
dr Friedznswcrte' jene Abhandlung
Vismarcks Wert im Lichte der söoer,
listischen Kriiik' veröfsentNchte, die in
Teutschland eine fo wütende Gegner
schast gegen ihn tiltstsselte, fügte er in
einer Anraerkung bei. der Aufsatz stelle
nur einen Ausschnitt aus einem große
ren Werke dar, das nach Kriegsende er
scheinen solle. Das Buch liegt heute
vor; es ist tire Politische Ethik und
Pädazogi!' ceworZen (Verlag Ernst
Reinhardt. Mui-cken. 123 12 Mary,
die drittelst!' erweiterte Auslage der
Sial,tzbrg'.k!ich Erziehung' tss
Lerfss'ert.
Eine bschb dcutsame Erscheinung und
i,-t t?-ch:;n ;sat gelommen! Försters
5Mt öi in erster Wbe dahin, dem
deais-hk Vclk in einem Augenblick, da
d:S politische System, dem es ein halbes
?akrdunkt lang geben war, , völlig
Vsnkrstt matt haj. dm Weg zu einer
nenen. olücklicheren Aikurlft zeigen j
i-lfea. den !z zurück zu sick selber,
X-,t ?? n vvitilßoikt WblenSllng
xZnKcb v.-rlc-re zs, habe schien. Der
L,i.l!i,kslvker. SZbitdürchsetzung. U der
tr.i mz-blssliükckie Deuiscklsnd seine
frükt ßisuckt bat!e, st :2t t die frei:
C.!tpsa is die grstze V'nZchöeitS
t;,mrW!Ufi 6'i ili e:ornlI:(tt deischk
eine irrtümliche. Toöiet ist eine Kör
Perschaft, in welcher sich Menschen be
raten. , Bolschewismus stellt ein wissen
schastliches System dar. Die Bolschc'
wiki bilden eine politische Partei. Der
ru,,,,cye turnet ist diejenige Norper
schaft, in welcher die BolschewikiPartei
die Grundsätze deS Systems des Bolsche
wismus zur äußeren Geltung bringt.
Das heißt, der Covict repräsentiert die
Herrschaft einer bestimmten Partei und
die Geltung eines bestimmten Systems.
Der Bolschewismus ist der Maxima
lismus. welcher die Durchsetzung der
Meistfordcrung heischt. Diese Förde
kijng findet ihre Erfüllung im Komnw
nismiis, als in der Beseitigung aller
politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Klassen-Porrechte. in der Aufhebung des
Privateigentums nicht nur an den Pro
duktionsmitteln (Land und Kapital; die
Forderung wird auch dom sozialistischen
System erhoben), sondern auch an den
Äcrbrauchsgegenständcn.
Die Herrschaft des russischen Sov!ct.
wie sie von den Bolsctmiki ausgeübt
wird, gründet sich auf die Aufhebung
aller Z!lassen-Prwilegien und erhält doch
selbst mit der Proklgmicrung der aus
schließlich Herrschaft d's Proletariats
den Charakter einer Klassen-Hcrrschaft.
Die zwei bisher größten Leistungen
der Tsdiet-Regierung stellen sich dar:
Erstens: in der Verfassung der Ruf
fischen Sozialistischen Föderativen Sa
vietRcpublii".
Zweitens: in dem Grundgesetz für die
Cozialisierung von Land.
Die Verfassung ist vom fünften All
s russischen Kongreß der Sovicts am 10.
r&..ii iMo . . l
xvlo angenommen rvoroen. (ie
hat die Herrschaft des Nraletariats nah
gerichtet und das kommunistische System
.zur Geltung gebracht.
Das Land-Grundgesetz vom Septern
bei 1918, welches das kurze Landdekret
vom 7. November III? ergänzt, hebt
alle, bisherigen ' Eigentumsrechte an
Land, Erdschstzen. Gewässern, Wäldern
und den fundamentalen natürlichen Res?
sourcen innerhalb der Grenzen der Ruf
fischen Föderativen Coviel-Republik" auf
und überträgt das Lad für den Gc
brauch der gesamten grkitenden Vevöl
kerung ohne irgendwelche Komp'ensa
tion. offene oder geheime, an die frühe
reg Besitz ,
Zum näheren Verständnis dieser zwei
bisher hervorragendsten Leistungen des
Coviet ist ein kurzer lleberblick über die
historischen Ereignisse, welche 4!e Herr
schaft des Proletariats, die Einführung
des Kommunismus und die Errichtung
der Coviet-Rcpublik vorbereitet haben,
Nötig. ,
Rußland ist ein Agrarftaat; heute
noch machen die Jndustrie-Arbeiter wen!
ger als drei Prozent der Bevölkerung
aus. Auf der Seite der Ententemächte
wird denn ja auch die .bolschewistische
Gefahr" mit in der Möglichkeit erblickt,
daß sich das agrarische Rußland und daS
industrielle Teutschland ig aneinander
schließen könnten, während sich für die
andere Seite aus einem solchen Zusam
menfchluß die Aussicht auf einen Ersatz
für die wirtschaftlichen Verluste, welche
der Friedensschluß Deutschland auferle
gen wird, eröffnet.
Der Finanz-Prestigiateur und Wirt
fchasiliche Ttapeztänzer Graf Witte
hatte, im letzten Jahrzehnt des vergqn
gencn Jahrhunderts, den gigantischen
Plan gefaßt, Rußland zu industrialisie
-rett. Serjej Julietwitsch hatte, indem er
Fabriken aus dem BodM siampfte. zu.
gleich einen Sammelpunkt für die Arbei
terschaft und ein städtisches Proletariat
geschaffen, in welchem die sozialdemokra
Wcltalifgaöe gegenüber, dem Zeniralis
MkS den Foderclismus, der Gewalt das
RecÄ, d-:m sceltnlosea Mechanismus den
Geiir in hundertfältiger Variation
klingt durch das ganze Buch die Förde
rung: nicht Sigknnckt auf Kosten frem
den Rechte?, nch nicht Gemeinschaft aus
Kosten in Etlbstdestimmung. fondern
Lerbindg drn Freiheit uns Einheit
und daureh höchste Entfaltung aller Ein
zelwesei wie sicherste Ordnung des Au
sammenl'iens. TiescS nach seiner
Ueberzeu-Mg dem Sittengesetz deS Ehri
stentumZ elnsg wie dem Geiste der
deutschen Geschichte und den natürlich
soziologischen Lebensbedingungen ent,
fxrechenze Prinzip wendet Förster ouf
taS gan, Gebiet menschlichen Zusam
menlebenS an und erkennt in ihm die
Lösung all der vielgestaltigen Fragen,
die gerade je't, da unser ganzes Kultur
dasein von ö'rund auf ncn gebaut wer
den muß, mi! so unabweisbarer Wucht
aus uns eindri'gkii.
Es ist gar-zü". su-sichisloS. hier auch
rur ein Boritellun? von dem gank,
lichen nd siosflicheRkichtum dez Wer
keS, von der Tiefe und dem Ernst dieser
politischen Lcbens i:ns Erziehilug-
lehre g:)en Z'l woll?,?, eö Jrfter dem
Problem hl Füs,rrtr;iri in der Tem,
Iralie nackg:':: kd-r öv'r SZaiaveA
ntz Tr't'chke treibt, eb r preußische
uA er.zl:schk Merscher.kitugg inane
tische Propaganda den Drang n,'$ poli
tischen Rechten und den Willen zur Bes
serung der ökonomischen Bttbältnisse
weckte. Er hatte, indem tt dein Mufchik
durch die Erleichterung des BahnverkehrZ
Gelegenheit verschaffte, die Außenwelt
näher kennen zu lernen, in die ländliche
Bevölkerung einen Funken geworfen Die
Reaktion hatte damals schon gegen ihn
die Anklage erheben, daß er der Rcvolu
tion den Weg bahne. '
Da städtische Proletariat war, als
die politische Revolution zum Sturz des
ZarentumS ausbrach, auf die Straße ge
stiegen, um sich seinen Anteil n der
Herrschaft zu sichern; es wollte sich nicht
wieder, wie die nach dem Aufstand, der
dem Japanerkrieg folgte, geschehen, von
den Männern in den gutcnIllcidern und
mit den vollen Taschen übertölpeln las
scn. Die Maschinengewehre haben auf
dem Rewsly Prospekt Petrograds die
Herrschast deS Proletariats in den Ta
gen des Sturzes des Zarentums.einoe
funkt. "
Mit der politischen Revolution hatte
sich die bürgerliche verschmolzen. Der
Ersolg beider stellte sich zunäcbst in der
Errichtung der Provisorischen Regierung
mit einem Koalitionskabinett und der
Konstitutionelldn Versammlung dar.
Die politische und militärische Rcvolu-'
tion der Demokratie im Frühjahr 1917
bildete den Vorläufer der sozialen Rc
volution vom nächsten November. Die
politische Revolution hatte einen Wirt
schaftlichcn Einschlag gehabt, die soziale
einen wirtschaftlichen Inhalt mit einem
politischen Einschlag. Den Inhalt bil
dcte die Einführung des Kommunismus,
den Einschlag die Errichtung der Herr
schaft des Proletariats.
Der Bolschewismus als kominunisti
sches Wirtschaftssystem ist zugleich cztrem
revolutionär, indem er die Industrie
nationalisiert, und äußerst, reaktionär,
indem er mit dem Kommunismus zum
Anfanosstadium aller Volkswirtschaft
licheii' Entwicklung zurückkehrt.
Die Bolschewik! stellten ursprünglich
die äußerste Linke der russischen sozial
demokratischen Partei dar. Bei einer
Testabstimmung als Machtprobe auf dem
Parteitag des Jahres 1303 erhielt die
Fraktion die Majorität. Der Soviet
als politische Körperschaft hat sich in der
ersten Revolution im Frühjahr 1317
etabliert, und zwar im Gegensatz zur
Konstitutionellen Versammlung. Diese
und der Soviet stellen zwei entgegenge
setzte Systeme dar. Die Grundlage der
Konstitutionellen Versammlung, wie
auch die der Semsiwos, der alten reprä
sentativen provinzialen Vertretung, bil
detcn die geoarapki'ch abgegrenzten
Wahlkreise. Diese Wahlkreise sind vorn
Soviet-System durch die Einsetzung von
Klassen-Einheiten als Wahlkörper auf
gebrochen worden. Aus diesen Klassen
Einheiten gehen zunächst die lokalen So
vieis hervor. Diese wählen die nächst
höhere Teputierteii-Körperschafk. . und
dieser Modus setzt sich fort bis der Pc
trograder ZentralSoviet konstituiert ist.
welchen sich allerdings an tatsächlicher
Bedeutung und Einfluß der Moskauer
Soviel dicht an die Seite setzt. Die
höchste gesetzgeberische Befugnis sowohl,
wie ausführende Vollmacht find dem All
russischen Kongreß der Sozialisten Föde.
rativen Soviet-Republik vorbehalten. Die
gar nicht zu kontrollirende Menge der Lo.
kal-Soviets bildet eine Schwäche des ge
samten staatlichen Sovict-Aufbaus. da
bei den lokalen Körperschaften die Nci
gung vorhanden ist, eigene Wege zu
wandeln, und durch die Gehorsamsver
Weigerung der Zentralstelle gegenüber der
innere Zusammenschluß und die feste
Organisation gefährdet sind.
Der Allrussische Kongreß wählt als
engeren Ausschuß aus seiner Mitte das
Allrussische Zentral Ezckutiv Komi!,
und diesem Ausschuß wird das Mini
stkrium. die sogenannten Bolks-Nom
misariate, entnommen.
Die gußcre Struktur des Sodiet
Staates ist errichtet mit den zwölf Pa
ragraphen ies Artikels III der Ver
stfsung. Diese stellen folgendes fest:
ri'kkl ni.
, flnfttuhia dkk e,iii kwIt.
iH'chm'l. a. Organisalion dcc ZerürvI Ge
!ra!t.
Vrarpl, SkchZ.
ttr llrüstt'cks ftonstwfl der Coi!?4 flrilt
i böiiki Gewalt 0 Rulflkchcn So,iUllilchea
Löderi,en TsieiKepiibIik dar.
T--r Allrusftlche Kongreß b Eodie!, setzt
sich juslimmcn uz Berlrelcrn d stüdllschcn
gegenüberst?Lt oder den Konflikt von
Staatsraison und Gewissen schildert, ob
er von KolonialpLdagogit oder von der
Ergänzung der Rassen redet, ob wir
fein Urteil über staatsbürgerliche Be
Iihrung oder soziale Kultur vornehmen:
imer ist cs hoher Gewinn und edler Ge
nuß ziisIekiV ihm zuzuhören, und wem
es um die ErZassung der Grundlagen
und Zusammenhänge staatlichen Gemein j
schaflsleorns ernstlich zu tun ist, der
wird, sich die Auseinandersetzung mit die
sem liberragerdei' Geist schwerlich er
sparen können, möge nun seine An
schsuung-wcifk gegenüber den politischen
Dingen und seine Volkszugkh'örigkeit
sein, waZ si: wolle.
Es dien vielleicht rn besten zur An
regung eigener Beschastigunz mit För
sters Buch, wenn wir hier (aus dem
Kapitel Aristokratie und Demokratie')
einige seiner Gedanken zum Thema der
Neuordnung d-'Z sozialen Zusammen
lebenS im ergeren Sinn wiedergeben,
das heute so schr im Vordergrund steht.
Das Aufsteigen der Arbeiterklasse, fg
legt Förster dcu. ist nicht nur eine For
derung d?r Menschlichkeit, sondern auch
eine Veoiugr des großindustriellcn
Fntsckrütes. Menschenrechü' veran.
dein stch in Arbeiisenergie und Arbeiis
gewiss;?. Ei 'JlJrzrv.'.tyt, der lornmu
r.al;ä Surnmreebt bat euer gar Reftrent
:',ner Sioarrij) ist, bekommt mit vem
politischen Z-::antwsrtlichkei!Siemußtsein
aus ein w? Versnlwortlichieittg'siibl
für seine Rbren. B,rormunoung ist
auch, 'r:schZ:s:echnilch eine Zstjche
EovielZ sj kW Iklrgnt si!r ?Z,Pg Widler)
u aut Vertretern Prdl4las ongrcle
der ö'IcIS (e tlrt Teleg,,! ou j;,",000 tfin
Ivabnerl
tft ttnniffif irnfirfft wird einberufen
bim dem lliulMrn k,itkal frkkultd,omi
Ue. ! iiiiicflc:i8 Alucluial d.iA ür.
(?l(t ffnh!Trt Sinruffltt nqrrft wird
born t'IlIniffrf.Soii Ncnral,.riitiv uniile
einbenifcn durck dcsli rinn anit!lit eiex
ouf bns tcrfuft! fit Crriil'2otiliS bin.
irc'.iff !it wfitl(ift I flit Trillck der e,
furnleit DcvSIscrunz der Revublik dursleNen
diirsen.
Ter killruMlLe gi'r.nkk rwüvll ein ZM.
nislische? Zenlrttl.?resld.om!iee ton nicht
iKffir nlj 500 Milgliedor.
TnZ IlmNjsche s!en!ri,lcerlld.,'ml!e
IN durchaus vermilwsrllich dem Allrussischen
Kirik der CvieO.
?n de K?ilrnm wissen den nareNkn
slellt da RsIrI!ie ?.-,r!is.Srcs,iv.Kami.
iee die 1iW.it ?'cwM der SlcfiiDlir dar.
ParnrI Siedr.
tti HamWAt Zentral krkrutt mi,e,.
Ta llriiMIB Rrn!raT'0rrntib flornilef ist
M b5!I Ieaifliie. erIlike und ftntlrol
tt'rnd Organ brr SiusTifJien wlalifiitchen
Siihpra(itrtt eobiet.ltebufiltr.
rs ni'mw Aenirnl .'?rel,mv . ogiiiec
Miet nllnkmein die Üsiiiif'it der HYfieiter und
Pzilrrn'eqier? und läinttiche Organe der
Srtirt Miilarltiit tut Eiinde. und fS foordiniert
und reguliert die 9iStrrs.itpfcit der ?ovi?ler
frtfluilfl liitlr der Pcifriiff d kilirnliilchen
fiondretse und er r,cnltii!otiVine der Soviel
Gkwnl,.
Ta? Allrussische ?,e,'ral SkekuI!V.Kmktee
envüat und iükoröoriert sümilicke Mnknahmen
und SZgrkchsiiae. welche don dem ttict der
PoirÄfoottfÜIiire der dn dfNert bersckIct?nen
Abteilungen unierdreiiet werden nd cr!Skt
au e!av Telrete ui!d nordnungen.
DaS AOrnfriM? Aniiigl i!rcl,!!ivKam!lee
Beri.'t den tlnif!"n''it naeek der Gotilel
ein, dar welchem das Crekulivtwmilee über
Mm lilliafeft und übex allgemeine Kragen
Bericht erftnU-r,
Sa AilrnMiche flentrn! ?r'sulid Namiiee
bilde! nen R,,t der VatS.?mmiklre um
Jw?ck der allcmnnen !i,hruig der Ani'ie'
ikeiien der Russischen Caüiul,ili!ckcn node
ra!iicn Sodielevubiil. nd es diidct deZ
weiteren ?ibleilimgen iVollSktammillaiiale)
sur die Leitung tat berschiedenen L'vcige.
Tie ?,i;n,ilieer des Slllnilfifchen Zeiittnl
(Jiefutib Jrtimilee9 orSeifrn tit den verschiede
nen Abteilungen (VollS Kvmmilsarinic) oder
bringen besonders Auilräge des AUruMicheN
Jentrall5reknlio7iii!ecz zur Austiidrung.
Ter Rat derVSiks'NommiMre tst mit der
allgemeine Rührung der Angelegenlzcüen der
Ruistkchen Toziglislischen sZderaliven Sovie!
Revublik delraul. Zur !,-5i,ihrung dieier
slutgabe erlök' dec Rat der !wi!sgvmini!ISre
Bcscküilie und Anoiöiningen und unlerniflimt
tm allgemeinen sur die aeeigneie nd
schnelle Erledigung der Reg!eruligs,Zinaeie
genheiien , lorderlichen Lchritie.
. Prh cht,
Ter Rat der ,lls.emisik Wiis,erim )
Ter Rat der ÄlS.Aomm;?!i!re seht da?
Allrussische Zen:il.I!kekiitd omil von allen
seinen eschii!!len und ttnrdnnngen unvex
zügiick in ennimS.
Sa Rilrusstlche eniral Txekttlid'kiomllee
hat daS R'ckl, alle Pec,Ii,sie nd Anordnun
gen dZ Rais der Volks Ksmmissnre zu wider
ruien oder zn snsvendirren.
ümlliche iik fjiliisfc und Einordnungen des
!l!nS der BvüK.Ksrnmi'sare von roiier xiiti
tilchek ?cdeuing werden zur driigung und
zur endgiüigcn ÄMcibuii dem Allrussischeli
e!!traI-Er,kIlllidKm,tee nteröreitet,
Tie Wüigln'dcc deS Rktö der Volks,am
viüjäre siede an der 'Sr!yc der verschiedenen
VolkS.Äsinuuslariaik, ' , ,
ES sind siedenzchg Vol!skon,milaria!: a)
NuswärUae klngclegenbeilen! b) Aruu?e: c)
Wiarine; d) Inneres: et Ju'ii,: s) Arhiil! )
lovale Lohisubrt: 6 Luiedung: t) Psst und
Telegraph i jj Nationale lnselegenbeiten: l)
Finanzen: i) Verkehrswege: m Landicirt
schall! n) Handel und Industrie: ?) Ralis
naie Versorgung: t) Claals.KonirsUe: 0)
Obersicr Tob, et der ntionalen Wirischasl: r)
OessenUiche ekunShttl.
j
Während das Sovietystem sich be
reits nach der Frühizhr-Revolution des
Jahres 1317 unter der Vrovisorischen
Regierung und auch gegenüber der Duma
zur Geltung brachte, lief die Bolschcmil!
Partei gegen das Regime Kerensly in
den Solvaten-, Arbeiter und Bauern
Räten Sturm. Auf,der Seite der Bol
schewiki (Mrimalisten) standen damals
noch die Gruppe der Menschewiki Mi
nimalistcn) unter der Führung Martows
und die Cozial-Revolutionäre, auf der
anderen die bürgerlich-revolutionäre Par
tei der Konstitutionellen Demokraten
lKadeiten) und das stark reaktionär an
gehauchte Zentrum.' Kadetten und Zen
trum wurden von den Räten an die
Wand gedrückt.. Im Kampf zwischen
Sodiet und Konstitutioneller Versamm
lung, wclckx im Grunde nichts anderes
als ein Abklatsch der früheren Gossu
darstwennaja Duma, des Reichsparla
ments, war. wurde auch die Pro
visorische Regierung zermürbt.. An
der Sviße dcs krstrn Soviet ' stan .
den Tscheioze und Skobclew.'zwei Mini
Rechnung, sie ruht ouf einer falschen
Psychologie und Pädagogik der mensch
lichen Arbcitskultur. ' Eine demokratische
Defialtiiüg des Arbeitsverhältnisscs, wo,
durch di: fchleickegde Revolte ausgeschal
tet wird, erweist sich auS psychologischen
Gründen auch betriebstechnisch als Not
wendigleit. In -den Vereinigten Slaa
ten halten ii: großen Teztilfabrikantea
darauf, daß ihr Arbeiter der Organ!
sation angehören. , In geordneten Vcr,
Handlungen mit einem wohlorganisier,
ten Massenwillen schen sie die' größte
Bürgschaft für ein reibungsloses Zu
sammer.wirken. Und in d Tat: Die
seinste t'chnifche Einigung von Menschen
träsien kann nur durch eine tiefere Ein!
gung der Willen , nicht durch Autokratie
hervorgebracht werden. Nur ein Per
fonal. dessen Recht zuZallektidek Mit,
bestimmung feiner Arbeitsbedingungen
anerkannt ist, wird dann auch mit ganzer
Sittlichkeit zu feinen Arbcitsoerpflich
tungen stehen. Will man Interesse an
der Ar5eit. fo'mufz man diesem Interesse
auch Rechte zubilligen; will man intcl
ligente Arbeit, U darf man nicht über
sehen, daß das demokratisch? Ideal der
Ausdruck der aemcktcn Volksinlelligenz
ist. Alle Vcr'.cetcr eine bloß auwkrati,
fck,en Ordnut'gewkseeiZ vergessen, daß die
Selbsrgelel'Z'.liui'.q doch der eig'ntliche
Triumph d-z -Ordn::ngsxr!nz!ps aus
Seist der Geführten darum .noch w'it
wichliaer i't aü die OrdnungZenergie
dei Fühk'kS hu? Crtnungswißf der
Geführten ein ist entscheiden im dem
Maße ihikk ehrenden vertraue!
malisten. und Kcrensky als Vertreter der
Sozial.RevoluiioiiSre. Noch Halten die
gemäßigten Sozialistcn der blaßrotcn
KercnLkifärbung im Soviet die Ober
Hand. Schwankend in der inneren und
der Lucren Politik, zu energischen Ent.
schlüssln ebensowenig geneigt, wie zu
durchgreifendem Handeln befähigt, war
Kerenlily nicht imstande, di,e von den
Massen geforderten Inneren Reformen
durchzusetzen, und nicht der Mann, den
Frieden nach außen wiederherzustellen.
Diese Farblosigkcit. Unenlschlossenbeit
und Energielosigkeit haben die Massen
in das Lager der Extremisten getrieben.
Der Scheidung zwischen den bürgerlich
demokratischen und den sozialistisch-revo
lutionären Gruppen folgte die zwischen
len Bolschewiftcn und den Sozialrcvolu
tionärcn nach. Die gesamte Linke, und
mit ihr die Minimalisten, zog sich im
Juli 1918 aus der Regierung zurück,
dem'tttrcnrcn Berg" die Führung über
lassend. Aber auch unter den Bolsche
witi selbst fand eine Scheidung statt;
ie .Bukharistitzcn", welchen das Prin
zip olles und dessen praktische Anwen
dung nichts war. spalteten sich ob,
Wie der verschiedentlich unternommene
Versuch, den Leichnam der Provisor!
schcn Negierung zu galvanisieren, miß
lingen mußte, so. scheiterten auch alle
Bemühungen, die Herrschaft der Bolfche
wiki durch reaktionäre Gegenrevolutionen
oder durch internationale Intervention
zu stürzen.-
In der Verfassung vom 10. Jili
1918 und in dem großen Landgesetz vom
September 1318 hat die Soviet-Reglc
runq die Herrsckst des Proletariats
und die Geltung des KommunisinuS
festgelegt.
Der Bolschewismus ist nicht auf Ruß
land beschränkt geblieben. Er wird heute,
als Fahne vorangetragen in ollen Kämp
fen gegen die bestehende Ordnung. Der
Bolschewismus war ursprünglich voll
ständig unpolitisch, selbst mit dem Sturz
des Zarentums bat er direkt nichts zu
tun gehabt. Er stellte lediglich ein Wirt
schaf:!icheS Axiom und ein Wissenschaft
liches System dar. Den politischen Ein
schlag .hat er fcurch dje SovietMegie
rung mit der Errichtung der Herrschast
des Proletariats erhalten. Seitdem Wer
den alle Kämpft des Proletariats um die
Herrschaft, politische, wirtschaftliche und
foziale, gegen das Kapital und das
Privateigentum an den Prcduküonsmi!
sein und den Verbrauchsaegenständen,
gegen die staatliche Autorität und die
Klassen -Privilegien, als .bolschewistisch"
gekennzeichnet.
Auch der Bolschewismus stellt eine der
Begleitersckzeinungen des Weltkrieges dar.
Er ist in Rußland zur Herrschaft ge
langt, weil kein anderes System dem
Volk den vcn ihm geforderten Frieden
zu verschaffen imstande gewesen ist. Er
wird die Weltherrschaft antreten, falls
der Welt nicht ein Frieden beschert wird,
welcher keine Keime zu neuen Kriegen
in sich trägt.' . ' .
Darin besteht die wahre .bolschewisii.
fche Gefakn". Und dieser Gefahr soll
durch die Errichtung der Gesellschaft der
Nationen begegnet werden.
,
Man sagt, daß Rußland heute an
einem Scheidewege stehe. Die Neigung
der Pariser Friedenskonferenz dem So
vietRußland eine gewisse Art amtlicher
'Anerkennung zuteil werden zu lassen,
wird auf die Erkenntnis zurückgeführt,
daß, soll Rußland überhaupt wieder zur
Mitarbeit an der Weiterentwicklung der
Weltgeschichte gewonnen werden, mit dem
Rußland des Sodiet gerechnet werden
.müsse. Die Idee, die verschiedenen
Machtfaktoren des heutigen Nufland zu
' einer gemeinsamen Besprechung zusam
menzubnngen, ist augenscheinlich noch
nicht aufgegeben worden. Auch TjtanU
reich, welches sich anfänglich solchem
Plan gegenüber ablehnend verhalten,
zeigt sick weniger spröde, seitdem die
Soviet-Rkgierung stch zur Uebernahme
der russische Schuld an Frankreich
geneigt erklärt hat; es sind dies die Mil
liardcn aus dem franzosischen Spar
ftrumxf. welche Frankreich immer noch
an die Abmachungen mit dem alten
Nufjland knüpfen. Von den russischen
Nebenregicrungen selbst hat die des Nor
dens ihre intransigente Haltung geän
deri; Nikolaus Tschaikowski, der Pre
mier der Regierung ton Nordrußland in
Archangel, hat bei feinem lürzl'ichen Auf
enthalt in Paris die Geneigtheit, sich an
Heranziehung zur Mitbestimmung der
Ordnung abhängig. Temokratifclie Ge
staltung dcZ Arbeitsverhältniffcs ist Be
dingung und Konsequenz der. immer in
inneren Leraesellfchaftung der Arbeits
prozesse: wer diesen Prozeß outolrakisch
leiten will, der denkt noch nicht wahrhaft
gesellschaftlich, erkennt nicht, wie. ganz
unentbehrlich hier die seelische Einigung
von Ich und Tu ist und in wie viel
tiefer w!r?ci,dkm Sinne 'er Iührcr und
H?rr sein könnte, wen er die ganze
Freiwilli.akcit der Vollskraft für sich ge
Wonne .... Das demokratische Emp
finden in diesem Sinne ist auch daZ
eigentlich - soziale Empfinden: Wahre
menschliche Gesellschaft beginnt erst in
dem Augenblick wu ich den anderen nicht
zum bloßen Wkk'zeng meines Willen,
erniedrige, sondern ihn zur Gleichberech
tigung emporhebe, so daß nunmehr eine
Verständigung zwischen zwei ebenbürti,
gen Willen stattfinden muß: Erst in
dem Augenblick, w die, geschieht, wird
im eigentlichen Sinne menschliche Ge
sellschaft begrAidet: TaZ nicht.Zch wird
als wirkliche Realitar anerkannt'.
Und wie die Intensität und Ergiebig,
seit des AröeÜsprczesses durch politische,
wirtschaftÜche nna soziale - Demokratie
nicht vermindert, sondern erst recht der
bürgt und erhöbt wird, so gewinnt xuch
die sia!liche Ordnung aui der Terro
kni'; eine Sicherheit und Stetigkeit, die
ihr die mit der Gewalt arbeitende Me
tki?kk niemals wird g-ren können: Die
Miimirkiiü der Regierten n dem yang
der esfenlücheg Lrgelczenheiten vertieft
einer gemeinsamen Besprechung zu bc
tciligcn, ausgesprochen. ,
Objektive Beobachter jj'cr augenblick
liehen Verhältnisse, in Rußland lassen
sich dahin vernehmen, dah das Rußland
des Soviet eine Schwenkung nach rechts
' . . . v t . v kt r..:.....
uiuciiuuimc unu uuq u ucivcivrgr
ein iverklicher Zusammenschluß biölcr
getrennter Gruppen stattfinde. So-ha
den sich die Mcnschiwiki (Minimalisten),
welche sich, wie oben ausgeführt, von den
Bolschewik!, als zu ,k!trcm, getrennt hat
ten, unter der Führung Martows dem
Soviet wieder angeschlossen. Desgleichen
Ehernem, der Führer der Sozial-Revo
lutionäre und Präsident der Konstitu
tionellcn Versammlung, welche von den
Bolschewik! aufgelöst worden war. Ma
jrirn Eorki hat als Volks-Kommissär daS
Ministerium dcx Erziehung iibernoin
men. und im Kommissariat für Handel
und Industrie herrscht sichtlich die Rei
gung vor, mit den industriellen und den
Handelskrisen der Bourgeoisie Fühlung
zu bekommen. Auf der anderen Seite
gibt sich auch die Gcneigtlxit' Ge
schastsleute der Bollrocois,eKlasse kund,
als Vollskommissäre zur Kontrolle der
russischen Industrie zurückzukehren.
Alles das weist daraufhin, daß sich
eine Einigung verschiedener, sich bisher
feindlich gegenüberstehender Fakwren in
Rußland vorbereitet. Präsident Wilson
hat mit wdt-ausschauendem und klar
um sich schauenden ' slaatsmännischem
Blick diesen sich vorbereitenden Ein!
gungsprozeß erkannt und aus dieser Er
kcnntnis heraus den Vorschlag zu einer
Zusammenkunft zwischen den verschiede
ncn Machtfaktoren Rußlands gemacht.
Anfang Februar dieses Jahres erschie
nen in der hiesigen World" mehrere
Artikel von Robert Minor. in welchen
der Verfasser auf Grund feiner Ersah
rungen, welche er 'während stincs ein
jährigen Aufenthalts in Moskau ge
sammelt, eine Beschreibung , der äugen
blicklichcn Lage der russischen Verhält
nisse gab. Als Kern seiner Lcobachtun
gen und Feststellungen läßt sich Folgen
des herausschälen:
Die Macht der Bolschewik! und der
Sovict-Rcgierung ,sn Rußland nimmt
täglich zu. Tie Bolschewik! halten
Saratow, Kasan,- Samara und einen
Teil der Ukraine fest in Händen. Aber
der Jahrestag der Errichtung der So
Viet-Regicrung im vergangenen Novcm
her bedeutete daS Ende der alten Soviet
Herrschast und den Anfang der Herr
schaft der Bolks-Kommissärc" ...
Lenin will Frieden. Er ist bereii, die
Kriegsschulden, we'cke daZ alte Nögime
kontrahiert hatte und welche von den
Sovieis in den frühen Tagen ihrer
Herrschaft repudiiert worden waren, zu
bezahlen; er will unter der Bedingung
bezahlen, daß der Krieg gegen die So
Virts eingestellt wird. ... Das Haupt
lennzeichen der neuen 'Lage liegt aber in
der Tatsache, daß die sogenannte ?!a
rlonalisicrung der Industrie die revolu
tionierie Industrie in die Hand der Ge
schäfisklasse zuriielgegeben hat, welche
ihre Tätigkeit nunmehr dahinter Ver
birgt, daß sie unter dem magischen Titel
von Volks-Kommissären" Anordnun
gen trifft. Lenin konnte eS sich nicht
leisten, die volle Wahrheit betreffs des
Eintritts von Nicht-Bolschewiki in die
Regierung zu sagen, denn er mußte die
kntransigente Front aufrecht erhalten. . .
Die Bolschewik! gewannen die Unter
fiützung der schlechtestentlohnten Arbei
ter dadurch, daß er einen ßinheits,
lohn für olle Arbeit proklamierte. So
bald sie sich in der Macht stark genug
fühlten, fanden sie den geschickten Aus
weg, daZ Einkommen derer, welche Ar
beiten von ungewöhnlicher Wichtigkeit"
verrichten, zu erhöhen. ... Die Land
Politik hat alles andere weit überragt.
Sobald Lenin stark genug geworden,
seinen Willen durchzusetzen, enthüllte er
feinen' Plan. Tie Leute, welche als
Günstlinge bei räuberischen Kapitals'
verschrien wurden, fahren heute in feinen
Automobilen, gerade wie früher, woh
nen in vornehmen Herrenhäusern, ganz
wie früher, und leiten wieder die allen
Industrien, nur mit größerer Autorität
als früher bekleidet. Heute sind es
.Volks-Kommissäre' - Diener des
Proletariats . aber in der Armee un
ter der Roteis Fahne ist eine eiserne Tis
ziplin eingeführt, um auch sie vor Zeder
Belästigung zu schützen." -
Ueber diese Disziplin in der Armee
unter der Roten Fahne sagt Robert Mi
und verstärkt schon deshilb auch die füh
rende Kraft der Leitenden, weil auf so!
ckem Boden bei den Gehorchenden daZ
Bewußtsein der Vergewaltigung mit all
den darauZ entspringenden seelischen
Widerständen ausgeschaltet ist und weil
eben durch die demokratische Mitarbeit
auch ein ganz ncueZ Interesse an Ord,
nung nd Gesetz geweckt wird. In die
sem Sinne wird, sa paradox es klingt,
durch Ausbildung demokratischer Ein
richtungca direkt daS aristokratische Ele
ment in der Gesellschaft neu gestärkt und
tiefer begrisn. Und zwar um so sich,
rer. je mehr Li!rcter wahrer Aiistokra,
tie di sind, die begreifen, daß Vornehm
heit darin bestch?. Rechte und Freiheiten
zu verleben, nicht aber darin, sie für
sich selber in Anspruch zu nehmen. Ver,
fallen die fühnnden Kreise eine VolkeS
in selbftsSchliaen Jntenssengeist. so trci
den sie die Massen in Anarchie und
Ochlokratie. Revolution bedeutet im,
mer, daß Uvt wahre Aristokratie mehr
da war. Revolution ist der Ausdruck
getäuschten Vertrauens und darum so
wild und unversöhnlich. ... ES kann
doch kner kein anderes Heil geben, als
daß man die neue Ordnung und den
neuen Geist rückhaltsloS bejaht lind die
Methode d'k .Fübrung den veränderten
psycho'ost'schen Bedingung'n anpaßt.
ES kom?: darauf an. die leitend Ener
gie mit demokratischem Takt, mit Ach
tung vor der Menschenwürde, mit Spiel,
kaum für Selbständigkeit und Verant
wktur!Z.Zfreu5e zu verbinden. Wer sh
in diese Ai!fz:be vertiift, der wird er
nor in einem der angeführten Aorld
Artikel:
' Dichte Massen von Mann, Pscrd und
Artillerie folgten wie in Uhrwerk den
Kommandos gutgcklcidcter junger Offi
ziere. Das war nicht die Rote ardc".
Die .Rote Garde' ezistiert nicht mehr.
Mir schien es viel mehr eine Armee, al
irgendwie rot zt, sein, aber sie wird die
Rote Armee genannt, weil die die voll,
tllmliche Farbe ist. Da! ist die Armee,
welche sich ihren Weg nach der Ostsee
und. nach dem Schwarzen Meer durch
beißt. In Minsk standen die arbeiten
den Klassen auf, um die Eindring
linge" mit fsnkn Armen aufzunehmen.
Bevor die Bolschewili-Armce in Wilna
einzog, sah ich, IvaS mir die gesamte
Bevölkerung schien, versammelt, um ein
Arbeitcr-Komitee zu bilden, jene zu bc
grüßen. Sie glaubten, sie begrüßten
noch den ursprünglichen Bolschewismus.
Sie haben noch nicht die Entdeckung ge
nVacht, daß, wenn unter BolschewismnS
die Uebernahme von Land seitens der
Bauern und die der Fabriken seitens der
Arbeiter zu verstehen ist. Rußland heute
tatsächlich der einzige Platz ist, w es
keinen Bolschewismus giebt. Als ich,
durch Niemandsland zwischen den rufst
schen Vorposten und Deutschland kam,
erschien, mir die gesamte Bevölkerung,
mit Ausschluß der Barone, wie Kien
spann, welches das Bolschewiki-Zü'nd
holz- erwqrtet. Aber der . Lenismus.
welcher mit dieser neuen Armee voran
marschiert, ist von einer neuen und bis
her noch nicht verkündeten Art. Die
Bolschewiki'Führer haben in geschickter
Weise eine Umwandlung erzwungen,
welche seit dem Ausbruch der deutschen
Revolution zum Abschluß gebracht wor
den ist und welche dem Staat Lenins
das Ansehen einer größeren Dauer ver
liehen hat. Der Bolschewismus der Dis
ziplin hat Eigenarten, welche diejenigen,
die in der Oktober-Revolution für ihn
gestorben und Lenin in die Macht geho
den haben, sich .in ihren Gräbern um
drehen machen würde. Abgesehen von
der Rückkehr der Menschewiki ,in die Re
gicrung und von gewissen Kreisen der
Bourgeoisie, welche die staatlichen Jndu
ftricn leiten, hat sich auch eine äußerst
strenge Armeedisziplin, zumeist unter
alten Ofizieren, aufgerichtet und, was
noch mehr bedeutet, der Tienstzweig.'
, ,
Es mag dahingestellt bleiben, ob alle
diese Beobachtungen auch den wahren
Kern der Cache und der Lage treffen,
aber sie bedeuten in ihrer Gesamtheit
eine einwandsfrcie Bestätigung d.er Dar
stellung auch von anderen Seiten, daß
die Soviet-Rcgierung eine Schwenkung
mehr nach rechts- unternommen hat.
. Es fragt sch, wie weit solche Schwen
kung gehen wird und ob die Bolschewiki
als Partei sie mitmachen werden. Die
sich aus solcher Entwicklung ergebende
Hauptfrage aber geht -dahin, wie der
Bolschewismus als System' nd die auf
Grund eines solchen SvstemS aufgerich
tcte Verfassung in Einklang zu bringen
ist mit der neuerlichen Bewegung.
Die Erörterung dieses neuen Pro
blems soll einem weiteren Artikel
Ein weiser Salom.
'Ein reicher Mann unternahm in Be
gleitung seines Bruders eine Geschäfts
reise und starb in der Fremde. Der Bru
t, f-vt 11; .w -.Verl.. &
.v iiic suiuu unu nnuuc, ver, xci ,
storbene hätte ihm vor dem Tode seinen
UMN Wiuen mündlich mitgeteilt: Gib
hem meinem Vermögen meiner Witwe
soviel du willst, und den Rest -behalte
dir.' Auf Grund dieser letztwilligen
Verfügung wollte -der Bruder seiner
Schwägerin nut eintausend Rubel geben
und den Rest von neunzehntaufend stell
aneignen. Tie Witwe ging mit ihrer j
tage zum Rabbiner, und dieser ließ den
Bruder. zu sich kommen. Wie lautete
der lebte Wille des Verstorbenen?" franst
kr ihn. Gib der Witwe soviel du willst - i
uno ven wn behalte dir. .Gut.
Wie viel willst d u also von der Hinter
lassenschast haben?" Neunzehntau
seno iuoel. so.- sagte der Rabbi ,11
SV. Vt.tn eni.w.. ri. . . . d 1-
" " jiuin 1U141C. uio meiner 1 1
em:ii. t:.i i .. .-'ini-i . I
üwiuuc uu ri uu Ivlllll. Jj 1! IN, I k ? I
NkUNZ
zehntausend Rubel. Also mußt du t
ihr neunTekmtausend oeben. und ,en Vrst
kannst Y,t hie MU,n (V
1-
fahren daß gerade die Demokratie, das
lebendige . Mitarbeiten der Volkskr'är"te,
dem leitenden Berufe oan, neue und
größere Möglichkeiten eröffnet und ein: .'
ganz neue Empsänglichkeit für wirkliche '
Seistige und sittliche , Überlegenheit J
f finfff ffz ist UX,r SiirA ,...-j f
rrji" . --ts vuiuf itifcwmii
schen Zwang zu leitendes ist weit schwe
rer und aber zugleich weit erhebender
und fruchtbarer, starkes und felbftbemuß
i. ( ... t . ! c 1 r r. . .
je ntat: fx iiKt uisaiiuni vny zu u
gleich zu richtiger Einordnung in tri'
höheres GanzeZ zu fuhren. j
Förster ist heute Gesandter der bay j
rischen Republik beim schnzeizerischen
Bundesrat, cljo amtlicher Vertreter (
eines neuen Deutschland. daS einen der ?!
bestgehaßten Gegner deS alten Regimes
an einen g,rede in diesem Zeitpunkt so
wichtigen Posten gestellt hat. Viele von
denen, di' trüber Nörster ablehnten, wer
den wohl, durch furchtbare Erfahrungen -i I )
belehrt, zu fxöt erkannt haben, daß die j
Annahmt der von Förster geforderten ':i I
politischen Ethik daS Teutsche Reich tot
namenlosem Elend bewahrt hätte; wen
sicl-er: luS einer gründlichen und ritier f
lichen Vkiständigung des FührerwillenS f
mit dem Ringer, der Masse um ihr y -Menfchenrecht
wird eine iocit tiefer : l
grünscte Eiiileitlichkeit der gesellschast Hfl
lichen Aktioi und eine ungleich reicher i - ,
Entfaltung der Führerleisiung heraus- l
wachsen, all jemals unter dem allen Re 4 I
gime d I Zmargs, des isloritch g'g'
ben'n yiW.Ur'vmt. deS bi,ttsukatil-.b?nl ' '
ZenkkSl'zip, möglich war"
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