Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 01, 1919, Image 2

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Jrredentismus und Ncalpoliiik.
Ztaliettsz-palisisttsdrattg als 2veftiltat des Urie
gos.. Durch das Selbftbestnmnungsrecht und
die l?crrschaftsfsrdcrungen hervorgerufene Ge
enfäfcc zum Zugoslawentum und zu Grieben
land. Frankreich und Italien in Kleinasien.
Der Geheimvertrag vom avc )5 ein Fetzen
Papier". Die Löschmannschaft der Gesellschaft
der Nationen.
VI.
er italienische Jrredentismus ist
H I geboren aus dem Hag gegen
3$J den Unterdrücker und seine
x Nährmutter ist die Begehr
lichkeit gewesen. Wie die gesamte Ee
schichte ier Einheit Italien gewoben ist
aus wilder Romantik und zugleich
kühler Berechnung, so ist die Jrrcdenta
niit einer romantisch überspannten Idee
und zugleich mit dem. gesamte prakti
scheu Rüstzeug de! heimischen Machiavcl,
IiSrnui ausgestaltet. Tie Romantik hat
sich mit der Realpolitik verbunden, der
JrredentismuZ sich zum Imperialismus
geiveitet. Beider gemeinsames Ziel ist
die Expansion. Diese Ezpansionstendeuz
hat die Forderungen, welche Italien
aufgrund des Resultats des Krieges er
heb:, bestimmt. Der Jrredentismus
mach! sür sich das Recht der Celbstde.
stimmung der Völker geltend, der Jmpe
riaUZmus heischt seinen Anteil an der
Beute des Sieges. AuS solcher, in zwei
ParallebNichtungen sich bewegenden An
riexionsteudenz, sind die Gegensätzlich!!;
?n entstanden, welche mit zu den Pro
blren des Friedens zählen.
Gegensätzlichkeiten haben sich er
geben aus den von verschiedenen Völkern
nach dem Recht der Selbstbestimmung
euf den gleichen Gegenstand erhobenen
Ansprüchen und aus der Reibung gleicher
imperialistischer Bestrebungen verschiede
ner . Mächte. Wieder stoßen sich im
?!aum hart die Sachen. Auch diese sich
einander fioKevden Sachen sollen, dem
, der Welt soeben bekannt gegebene Ent
wurf einer Verfassung sür die Gesell
schaft der Nationen zufolge, geordnet
und erledigt werden unier der Geltung
laicht bei einander wohnender Gedanken,
unö unter -Betätigung von Prinzipien,
welche mitklingen in der Sphärenmusik
d'.s uniegrenzien' Weltalls. ,
Bei der Beurteilung des Problems
dr Friedens, wie es sich darstellt in dem
Begriff Jnedenta und Realpolitik"
w'.rd man sich aber fest auf den Boden
der Wirklichkeit stelle müssen. Die Fra.
gen des Friedens dürfen, sollen sie dem
Aersiändnis näher geführt werden, nicht
verbrämt werden mit den Sentimenta
Zitaten, welche sich um den Krieg gerankt.'
Irin Verständnis ist nur möglich,, wenn
man sich frei macht von der Beeinflus
fii.icj durch die Gsftihlsrichtungen und
lediglich die Tatsachen auf sich wirken
laßt.
Leim Austausch höflicher Reden zwi
scken dem König Viktor 'Emanuel und
dessen französischen Gastgebers, in der
dritten Tezemberwoche des vorigen Iah
reS ist, einem' Pariser Stimmungsbild
vo.n 20. Dezember v. Js. zufolge, immer
wieder, sobald deS Eintritts Italiens
in den Krieg im Jahr 1315 Erwähnung
in geheimer Mission.
Skizze von Zssef Srler.'
21. Juli.
EZ ist zwar Freitag heute, aber sür
Wich ein Glückstag. Die Freitage haben
'.ich von jeher begünstigt, womöglich
wenn sie auf einen 13. fielen. An einem
solchen Tage könnte ich auch eine der Ar
U.au des Herkul.Z frohe SinneZ un
ternehmen, da ich des Ersolges sicher
wäre. Der heutige Freitag tragt zwar
nicht die Glückszah! 13, aber heiteren
Sinnes bin ich doch,, bezeichnet er doch
den erste Tag meines heißersehntea
ommcrurlaubes. Ja sechs Tage
schuf Gott die Erde, am siebenten aber
ruhte er. Nachdem der Polizeibeamte
d?s ganze Jahr hindurch nicht einen
Äuheiaz und an Sonn und Feiertage
gerade am meisten zu tun-hat, ist ihm
' ein Erholungsurlaub wohl zu gönnen,
besonders wen er das zweifelhafte
(Ui genießt, im Staube eintt südliche
Himmels sein Brot zu verdienen.
Ich habe mir tia 'reizendes Flcckcheü
Erde zum heurigen Sommerausenthalt
auserkoren, de wildromantischen diel
besungenen Alpsee nein, ich nenne
keine Namen. Tiskretio ist ja deS Ps
l',!ib?SVten erste Pflicht. Der Gasthof.
iiti ich mir gewählt, ist kein modernes
Fremdenotkl ich bin ein natürlicher
Feind von Räuberhöhlen, auch wenn sie
noch ss elegant susgeftatjet sind. Meine
V eükfniffe sind gerina. meia Haupt
b'ir-nii ist Ruhe. vous!"ndiae Ruhe
' urb r;e werde ich skr Toraussicht nach
l x fintin. .
' ' 1. Auzufi.
G'n WAS Lad in d;n kriftaZenm
7-!-!' d's A.'pwS tat meinen Leib und
rn? S kl? erfrischt. At: n und Reise,
fsub lieg? in der unngriindlichm Ticke
dcZ S'eS b'qrste und damit auch olle
v'!i!k7!den Amtsloigk. Hier will ich
l;rSl leb. nichts andneS als Mensch.
'Z Br, d:ß fei Fnmoenkuktur auch
" . ,--y' t.rn Etd'Nierftt 6eitS be
: Z t 2'tx st ri-ttt mich aus
., ''''. tjb, vt cn ll',k Toste d'hoik
i ' c".'-i f;c'' t zu trollen et
y i " fi; c1 "clzuckerl, d:ß.
' " ; ; 1 r s'fV.itt r'ir. Wid'rnde
j , :r:t f r z lieber Hoheit
getan wurde, da! Wort .spontan' ge
braucht worden. Das sei. so hieß ei
da, für die Öffentlichkeit bestimmt ge.
Wesen, in den Archiven der Staatskanz
lrien aber befände sich der Geheimver
trag, durch welchen Italien bewogen
worden fei, in den Krieg einzugreifen.
Man kann vielleicht heute noch beim
Festmahl vergnügt Schmausender den
Wein mit allerlei hochtönenden Phrasen
würzen, aber man kann vor der nüchter
nen Welt nicht länger in der Pose der
verfolgten Unschuld und der Maske bei
reinen Tore paradieren.
Die Eig.'ninteressen. an welchen
sich der Krieg entzündet und deren
Durchsetzung das ihm ursprünglich ge
stellte Ziel gewesen ist, bis er in seinem
weiteren Verlauf durch die Aufstellung
ethischer Forderungen einen ganz neuen
Inhalt erhalten, können sich heute nicht
mehr hinter der Tarnkappe der Selbst
losigkeit und in einer reim Abmehrstel
Iung camoufliereiu So manchem Wolf
ist, nach Shaws etwas iühnem Wort,
der Schafspelz, schon durch die Kennt
nis dersck!cdener Gcheimderträge, vom
Leibe gerissen. Heute weiß man, daß
auch' Italien nicht allein der Schmach
senden von Görz" und der Geknechte
ien in Triest und Trentino' halber in
den Krieg eingetreten ist. Man weiß
aber auch, daß da Geschrei auf der
anderen Seite über Verrat", welcher
überraschend gekommen sei. lediglich
Camouflage gewesen ist. Auch dieser
.Verrat" hat sich, wie so manche andere
Ueberraschunq", in folgerichtiger Ent
Wicklung der Verhältnisse vollzogen. Der
Abfall Italiens vom mitteleuropäischen
Bund ist von der gleichen Realpolitik
gefordert worden, welche den Beitritt
veranlaßt hatte. ..Beitritt und Abfall
waren bestimmt worden durch den Im
perialismus, von derselben '' Politik,
welche mit den heutigen Ansprüchen die
Gegensätzl'keiten und damit in neues
Problem deS Friedens hervorgerufen hat.
Man braucht, um die heutige Situa
iion zu verstehen, gar nicht näher auf
die alle Feindschaft Italiens zu Oester
reich, an welcher sich der Jrredentismus
mit seinen Verschwörungen und Geheim
bunden entzündet hat, einzugehen; da!
war eine lichtscheue Gesellschaft auf der
steckten Schleichwege und mit einer hin
terhaltigen Kampfart. Man braucht
gar nicht bis auf die .Staatskunst
Weuernichs" zurückzugreifen, welche in
der schonungslosen Vernichtung alle!
dessen bestand, was an den Geist des
italienischen Jakobismus", an den Geist
der italienischen Vereinigung" erinnern
konnte; daS war da! gleiche System, wie
eS der Wiener Kongreß such über
Deutschland, Rußland und Spanien ver
führt die Wirti de Kochlöffel als
Szepter, wir Gäste sind Vasallen, .die
ihrer Herrscherin gehorchen müssen. Ich
habe mich zur Teilnahme an der Table
d hote bequemt. Gegen vierzig Personen
saßen an derselben. Alle waren mir
fremd und ich war dessen froh. Ich habe
mich auch niemandem vorgestellt, trotz
der zuerst auffordernde, dann bor
Wurfsdollen und schließlich sogar ent
rüstete Blicke, die ich deshalb erhaltend
Diesmal will ich vollständig unbekannt
bleiben, die bitteren Erfahrungen, die ich
im Vorjahre im .Wildbade", wo mein
fchriftstellerischeS . Inkognito geljjftet
wurde, gemacht habe leben mir noch jn
zu frischer Erinnerung.
2. August.
Ich habe mich zu sicher gefühlt und
daher die nötige Vorsicht unterlassen.
Bei der heutigen Table d'hote wurde daS
Gespräch besonders lebhaft geführt, das
junge Völkchen und eS bildete an der
Tafel fine sehr beachtenswerte Minori
tät schien außer Rand und Band.
ES war auch ei wichtiges Ereignis zu
besprechen. Die Botenfrau hatte eine
große Kiste gebracht, die sämtliche Be
standteile bei Lawn-Tennis-SpielS ent
hielt. Der' Herr Doktor Holly solle sie
vom L . . . Hofe jenseit deS Sst! ge
schickt und für nachmittags sein Ein
tre''-'w Aussicht eftellt haben, um
dS Spiel persönlich zu leiten. Hätte
ich ant. wer dieser Doktor Holly war.
s hätte ich gewih m?!? Nachmittais
spaziergJN?; in den Hochwald bis tief
in die Nacht hinein ausaedehnt. So
kam ick be? fcko gegen Aber. ' ;t,no
vom grüne Moose, i dem ich einige
Stunde geträumt zu unsntm Gasthofe
zurück und fand die ganze Aesellschaft
auf dem frisch gemähte Wiesenp'ane
vor demselbeu vereint. Auch mich plczie
die Neugier, dem Sviel, da! für das
Publikum kaum wenig'.r interessant ist
IS für die Beteiligten, in wenig anru
s'hen. Kaum hatte ich eine günstigen
Sindv'stz oesundeg und wich unter der
Gesellschaft ein weniq zu rieniiren t
gönnen, af! itcfi schon ein Herr in
v.v'Tff hellgrauen Är-zrge, sei blendend
hangt hatte, dal Polizei und Spionage
System, die Abschaffung aller Reformen,
die Herrschaft deS Stockes, die Kncbe.
lung jeder freiheitlichen Regung. Tai
war das System, welche! den Jrredentis
Mus gesckzasfen und grofigezogen,' den
sich dann der italienische Imperialismus
als Heiser gedungen hat.
Der Eintritt Italien! in den Mittel
europäischen Bund bedeutete eine ge
schichiliche Unwahrheit und war olZ
solche von Bismarck erkannt; dem großen
Spieler um Völkcrschicksale war Italien
lediglich die Figur eines Bauern auf
dem großen Schachbrett der Weltbestim
wung. Italien hatte sich dem Mittel
europäischen Bund angeschlossen, weil ei
sich in der Verfolgung feiner damals
noch ganz jungen imperialistischen Be
strcbungcn seitens Frankreichs durch
dessen Besckung von Tunis bedroht sah.
Eintritt und Abfall Italien! sind be
stimmt worden von der nüchternen Er
wägung vorliegender Wirklichkeiten, und
die objektiv Bewertung solcher Wirk
lichkeiten wird deshalb-sich der Schell
Worte entseblagen müssen.
Der Abfall Italiens hat sich ebenso
wenig ntomentan" als der Eintritt in
den Krieg vollzogen, er ist den Genossen
deS Bundes durchaus nicht als Ueber
raschung gekommen. Er hat sich vorbe
reitet in langwierigen Verhandlungen
und ist schließlich bestimmt worden
von dcr Gegensätzlichkeit der öfter
reichischen und der italienischen Bal
kanafpiratunea. Der gleiche auf die
Herrschaft am Balkan gerichtete Ehr.
geiz deS italienischen Imperialismus hat
die heutigen Gegensäke geschaffen, welche
der Pariser Friedenskonferenz so arge
Kopfschmerzen 'bereiten und in deren
Ausgleichung sich ein Probestück für den
praktischen Wert der Gesellschaft der
Nationen darbietet. Dieser Ehrgeiz geht
weit über die Köpfe der Schmachtenden
in Görz" und die der geknechteten Brü
der in Trieft und Trient" hinweg bis
sa die Ostküste des adriatischen Meeres
und über da! Mittelmecr bis Asien und
Afrika. Mit dem Jrredentismus camou
fliert sich der Annezionismus.
Auch ihn darf man nicht schelten, denn
er gründet sich auf. auS seine vitalen
Interessen sich ergebende Notwendigkei.
ten. Diese bestehen in der Schaffung
eines Abflusses für den Ueberschuß der
Bevölkerung, irrt strategischen Eiche
rung der Grenzen und der Ausdehnung
der Teilnahme Italiens an dem Wlt
wirtschaftsgetrkbe. Um diese Ansprüche
vor der Welt zu stützen und die Motive
zu adonisieren. eamoufliert sich die Real
Politik des italienischen Imperialismus
mit der Romantik fce! Jrredentismus.
Darum müssen die Schmachtenden von
Görz" die 5llagegefänge anheben und du
Geknechteten von Triest und Trient"
mit den Ketten raffe?.
Die Gegensitze, welche die heutigen
italienischen Fsrderungen geschaffen
haben, sind in der eingangs dieser Be
sprechun :?bnteu Pariser und ia
einer römischen Depesche vomgleichen
Tage berührt worden. In dem Pariser
Stimmungsbild heißt es:
Man verhehlt sich nickt. daß JtaNeg
durch einen Geheimvertrag bewogen
wurde, in den Krieg einzugreifen. In
diesem Vertrag wurden territoriale Ler
sptechungen gemacht, die einzulösen die
Alliierten jetzt zaudern, weil dadurch
Unstimmigkeiten . mit deu Jugoslawen
entstehen würden. Italien wird osfen
beschuldigt, einen zu großen Preis für
seinen Eintritt in den Krieg gefordert
zu haben, und eS wird gesagt, daß die
weißeS. weiches Filzhütche schwenkend,
auf mich zugeeilt kam.
Servus, alter Freund!" rief er mir
von weitem zu. Du hier an diesem
vetborgeneu Akpfte? Welche Ueber
raschung! WaS, du hier fuchst, brauche
ich wohl gar nicht zu fragen, du lebst
ja nur dem Dienste." Damit hatte er
mich erreicht und schüttelte mir kräftig
die Hand. Es war Doktor V., einst mein
Studiengenosse und nun Advokat in
meiner Vaterstadt. Ein herzensguter
Mensch, ist nur den einen Fehler ha!e,
daß er sich um alles eher als um seine
Geschäfte, kümmerte. Es war ein Aller.
wFltsvetter. im Bällsaal, auf der Eis
bahn .in alle Sommerfrischen konnte
man ihn finden, nur nie in seiner Kanz
kl Kleine Herzensangelegenheiten in
jeressierte ihn stets mehr als die ver
wickelten Prozesse. Selbstverständlich'
war er ein Liebling der Damen und hier
am Alpsee nur unter dem charakteristi
fchen Spitznamen Doktor Holly bekannt,
der entschieden eine besseren Klang cls
fei in der Advokaenliste registrierter
Vatersname hatte. Seine laute Begrü
ßung hatte selbstverständlich Auffchen
erregt, beide Spielpsrtie hatten sich r
einigt und drängten sich herbei. .Doktor
Holly freute sich sichtlich deS allgemeinen
Interesses, daS er erweckt.
Du kennst doch sämtliche Herren und
Damen? Nicht? ' Nun dann, meine
Heirfchafte, gebe ich mir die Ehre.
Ihnen hier i hervorragendes Mitglied
unsern Geheimpolizei den Ihnen ge
wiß bekannten Verfasser der Mappe
auf blutiger Spur in geheimer Mission
an unseren Alpsee gekommen ist."
Mit einem Schrei stöbe die Zungen
Mädckea erschreckt auseinander.. Der
Advokat rieb sich schmunzelnd die Hände.
He, Freundch'n. daS habe ich gut ,e
macht? Nun bist du hie? ine interef
fante Persönlichkeit bn Löwe deS
AlpseeS." : .
3. August.
Der Löwe deS Alpsee s! Dieser iw
glückselig: Doktor Holly hat ei Wahr
kort gesprochen. Sehnlich .Gefühle wie
mich müsse all?rdin?S txn König der
Wülte beschleichen, wenn tt tm engen
Käsig hinter starten EiseriFitter einge
fpetti sich von der Wenqe von frühmor
'nS bis spät in die Nacht mit sesumem
Gemisch von Neu' ud Graue ange
starrt sieht. Gestfr abend hatte ich mich
d'r Sensation, die meine unfreiwillige
orstellukg rvufci
betreffenden Versprechungen unter
Zwang erfolgt seien. Die letzte Acuße
rung Premier Orlando!, daß Italien
angesichts der sich für die Zukunft erge
benden vermehrten Schwierigkeiten nicht
abrüsten könne, wird als ein Hinweis
auf die Schwierigkeiten mit den Süd
flawen gedeutet. Die Pariser Bcvölkc
rung hat mehr Sympathie mit den wah
ren Gefühlen der französischen Staat!
raänncr, alö mit ihren Bankcttrcdcn,"
Diesen wahren Gefühlen dcr fraiuö
fischen Staatsmänner hat dcr Minister
Präsident Clemenceau in folgendem, vom
Pariser Korrespondenten dc! römischen
.Messagero" berichteten Gespräch Kit
dem itaNenischen Reformsozialisien
Raimonds Ausdruck gegeben: Da!
Adriatische Meer bildet die italienische
OstgrenzeWelche Italien schützen muß.
Aber Italien sowohl wie Frankreich ha
den ein Interesse daran, daß sich nicht
außerhalb ihrer Grenzen Gruppen mit
irrcdeniistischen Tendenzen bilden. Die
Fricdenskonserenz wird die Vorschläge
Ihrer Staatsmann, die zweifellos vom
Geist dcr Billigkeit erfüllt sein werden,
anfrören und jede! Bemühen, die An
sprüche der Italiener und die der Jugo
slawen zu versöhnen, wird nicht nur
bei Frankreich, sondern auch bei allen
Alliierte der lebhaftesten Sympathie
begegnen. Sie müsse indessen beben
ken. daß eS ein noch höheres Interesse
gibt, als nur daS an Gebiciserweiterun
gen und dieses Interesse besteh! darin,
auf der anderen Seite dcr Adria gute
Freunde zu haben. Sollte e! durch den
Jrredentismus zu einem weitere un
glückseligen Zwiespalt kommen, so hätte
darunter nicht nur Italien, sondern mit
ihm auch gan Europa zu Heiden. Des
halb sollten Sie sich darüber klar wer
den. daß eS kluger ist. einander, Wider
sprechende'Jnteressen durch einen billi
"pen Vergleich auszusöhnen, als nach der
altetem Brauch einfach auf Gcbietser
Weiterung zu bestehen."
Eine Ausführung des griechischen Pre
miers VenizeloS über Gcheimverträge ist
für die Stellung deS Hellenenstaatcs, des
sen Interessen von den italienischen
Aspirationen gleichfalls berührt sind,
bemerkenswert. Er sagte: Selbst
wenn wir eine Gesellschaft von Nationen
haben, wird Wohl mit folchen Verträgen
aufgeräumt werden. Sie wurden abge
schlössen, bevor sich der wahre Zweck und
die wirkliche Bedeutung deS Kriege! er
gebe hatte und bevor Amerika in den
Krieg eingegriffen. Sie haben keine
Gültigkeit mehr. Wir - alle haben in
Versailles de vierzehn Friednisbcdin
gunge WilsonS zugestimmt. Frühere
Gehkimderträgk, welche mit diesem
Uebereinkommen nicht im Einklang sie
hen. sind dadurch abgeschafft. Sie stehen
nicht im Einklang mit dem Selbstbe
stimmungsrecht der Völker."
Dea Standpunkt Serbien! den nach
Osten gerichteten ealpolitischcn Bestie
bürgen des italienischen Imperialismus
gegenüber' hat der serbisch'. Gesandte in
Paris, Dr. Wsnitjch. ! folgender Er
klarung dargelegt: SoUe der Geheim
vertrag von 1915 zwischen England,
Fr.nkreich.' Rußland und Italien, in
welchem Italien 'nach dem Kriege die
Ostküste der Adria zugesprochen wurde,
durch die Friedcnskonferenj bestätigt
werden, dann würde Serbien von neuem
kämpfe und zwar bis zu. Ende. Scr
die ist nicht in diesen Krieg einget'ete,
um der Vasall irgendwelche, Nation zu
werden. ES kana nicht seine Zustim
mung dazu geben, daß Italien die Kon
trolle über das in Frage stehende Gebiet
Flucht entzogen in der Ueberzeugung,
daß heut morgen der' Zwischensall um
so eher vergesse feiu würde, als Doktor
Holly noch gestern nach L ... hos zu
rückgekehrt war. Eitle Hossnung! Wo
immer ich mich zeigte, bildeten sich unter
den Gästen Gruppen, die mich cufmerk
sam betrachteten, und dann die Köpfe
zusammensteckten. Bei der Table d'hote
wendete sich mein Nachbar, in- alt
Major a. D., nach einigem Räusp.in
mit lauter Stimme und zweifellos 'm
Auftrage der ganzen Gesellschaft mjt der
Frage an mich, worin eigentlich meine
geheime Wission bestehe. ,
Zu meiner Erholung." erwiderte ich
ihm, ich reise zu reinem Vergnügen."
Vergnügen Sie nennen dies Ver
gnüge nun jiflä ist Geschmackssache.
Uns aber würd es zr gegenseitigen Be
ruhigung dienen, wenn wir den wahre
Grund JhnS hiesigen Aufenthaltes ten
nen , würden. , Vielleicht, könnten wir
Jsnen dann auch dienlich, fein."
Mir wäre vur gedient, wenn ich un
gestört bliebe und in Ruhe -izelassen
würde erwiderte ick, durch die Um
stände irritiert, vielleicht etwas unhöf
lich als eS fönst meine Art ist. Der
alte Haudegen hrnmmte einige unver
stündliche Worte, in seinen struppige
Bart und die. übrigen Taselgenossen be
gnügten sich damit, mir durch ihre Blicke
ihre volle Indignation zum Ausdruck u
bringen, s.
Um den üblen Eindruck, den ich era!
ien. zu verwischen, beschloß Ich. nachmil
tagS eine Kahnfahrt auf dem friedlichen
Alpsee zu unternehmen. Der Haus
knecht. weich in seiner freie Zeit alS
Schiffn Verwendung fand sollte mich
auf denselben hinausrudern.
Wie heißt Ihr?" fragte ich Ihn. a
ich den Nachen bestieg.
Per Helm, sechsundzwanzig Jahre
alt. katholisch, ledig, unbeanstandet," gab
er mir zur Antwort. -
Trotz meiner üblen Laune mußte ich
laut auflachen.
Ist eS denn hier landesüblich, daS
ganze National abzugeben, wenn m
um dea Namen geftagt wird?"
Da! nicht, aber beim Gericht habe
sie e! auch fo verlangt, als sie .mich we
gen der Monika als ?ugen öernsm
wen." ..Wesen der Monika?"
r m.A. 5,r,'.M v; c f. fnris
UH ll,,.!, Vltr fH V".
?n den See esiürit hat und wegen wel
gII'U jlillt
erhalte. Soweit die Eiidslawen in be
tracht kommen, verweigern auch sie der
Geltung von Abmachungen, welche ge
wisse Mächte nach dem Ausbruch des
Krieges vereiichart, Ihre Anerkennung,"
In den'vbigcn Ausführung? sind die
Gegensätze, welche der irrcdentis!ischvolk
lich verkleidete und real'politisch arbci
tcnde italienische Imperialismus hervor
gerufen hat, in prä'iscr Form zur Dar
legung gelangt. Alle Keime erneuter
Verwicklungen und Feindschaften sind in
dem Gchcimvertraq enthalten, mit wcl
chem Italien sich seinen Preis für den
Ucbertritt in das Lager der Entente hat
feststellen lassen. Ei Sichtwechscl, wel,
chcr heute präsentiert und welchem nun
die Einlösung verweigert wird, weil der
geforderte Preis ein zu hoher gewesen
und weil er unter Ausnutzung der Not
einer Stunde erpreßt worden sei.
Ei neuer setzen Vapier". welcher
einem Genasführte vor die Füße ge
worfen wird, so erklären die Zyniker,
und die Alarmis'.en künden einen neuen
Krieg. Die Weltgeschichte ober wird
feststellen, daß auch dieses Stück Papier
zerrissen worden ist vom Frühlingssturm
der neuen Zeit. Dcr reißt d.is, waS
morsch, nieder, der reißt den Wölfen dc
Schafpelz vom Leibe und allen Ver
mummten die Camouflage aind alle
TartuffeS die Maske der Scll'silosigkcit
und der Schcilcheiligkeit vom Gesicht.
Ein euer Jesus wird die Philisierschaft
irgendeines ?rrcdentisw"8, welcher mit
dem Selbstbestimmungsrccht der Völker
schachern und hausieren geht, und TAt
Sadduzäer, welche sich mit dem Jmpe
rialismuS die Beutel und die Mägen,
füllen, auS dem Wclttcmpcl treiben.
'
'
Die in den vbigsn. Ausführungen der
Staatsmänner dargelegten, sich nein
dcr im engßn Raum der Sachen sto
ßenden Gegensätze beziehen sich auf
Unstimmigkeiten territorialer Bcsitzan
sprüche und die Unbestimmtheit dcr Volk
lichen Grenze nach dem Recht der
Selbstbestimmung. Beide Richtungen
laufen, waö die Beziehungen zwischen
Italien, dem neuen südslawischen Groß
staat und Griechenland anbetreffen,
durcheinander. Tie Entwirrung solcher
Kreuzwege durch die Feststellung der
volkliche Grenzen und den Auegleich
zwischen den verschiedenen Ansprüchen
wird vor dem Acropag der Gesellschaft
dcrllationen vorgenommen werden, für
deren Verfassung der Entwurf, als das
Werk deS Präsidenten T.lfen, fertigge
stellt worden ist. Schwieriger aber, als
die Erledigung selcher Aufgabe, wird
sich die Lösung eines weit bedeutsamere
und viel schwierigeren Problems dar
stellen: Der Geheimvertrag, welchen niit
den anderen Mächten der Entente auch
Frankreich mit Italien abgeschlossen, be
droht als Bumerang die Ausgestaltung
der weiteren Beziehungen zwiscken
Frankreich und Italien. AuS den nach
Asien und Afrika hinübergreifenden im
perialistischea Ansprüchen Italiens er
giebt sich ei äußerst scharser Gegensatz
zu den dortigen französischen Interessen.
Auch hierüber gibt die mehrmals be
reits angeführte Pariser Depesche mit
einer Schilderung der Stimmung der
Bevölkerung von Paris Aufschluß: Als
vor mehreren Monaten der Tag der ita
lienischen Einigung" in London gefeieil
wurde, nahm man in Paris überhaupt
k!ne Notiz davon. Die Begrüßung deS
Königs Viktor Emanuel auf den Stra
ßen von Paris war äußerst zahm im
Vergleich mit dem Empfang, welcher
bix daS kann ich Euch im voraus sa
gen. Eure Müh' ist umsonst; daß '''e der
Sepv hineingeworfen hätt', ist eitel Ge
led'. Ihr werdet'S auch nichts ander!
herausbringen, als daß die Tirn halb
verrückt war."
Also schon in die Gesindestube war
daS Gerücht meiner geheimen Mission
gedrungen!"
. , 4. August.
DaS untätige Leben, der kleine Ge
sichtstreis einer abgelegenen Eommer
frische scheint auf die Leute einen merk
würdigen Einfluß zu üben. Sollte man
eL glauben, daß man es mit vernünf
tig, Menschen, die sonst im Leben ihre
Berussobliegenheite zweisellos in bester
Weise gerecht wurden, zu tun hat? Die
geheime Mission, für welche ich hier aus
ersehen sei soll, ist bei alle zur fizen
Idee geworden. Aus Schritt und Tritt
habe ich deren Konsequenzen zu tragen
und leid nicht ich allein. Tie Eom
menäste selbst sind gegeneinander miß
trauisch geworden, sie befürchten, daß
einer unter ihnen sei, nach welchem der
Arm der Gerechligkit fahnde. Wa!
hatt er verbrochen? Geringes konnte ei
nicht sein, da man eigens einen Polizei
beamte hierhergesendü. Es war viel
leicht ein Hochstapler oder ein Raubn,
wenn nicht gar ein Mörder? Wer unter
d Gesellschaft war es? Vielleicht gerade
der, an dessen Seite 'man zu Tisch ge
sessen. dessen Händedruck man freundlich
erwidert hatte. Und nun sollte man d,r
Gefahr ' ausgesetzt sein, ihn diell-icht
demnächst auf der Anklagebank vor te
Schranke eines Schwurgerichts zu se
he, bei der Beihandlung als Zeuge ver
nommen. in den Sensationöberichten
aller Zeitungen, genannt zu werd' :l
Der Zustand war ungemütlich, verdarb
den ganzen Sommeraufenthalt. Web
rere Parteien kündigten der Wirtin d1
Wohnung, indem sie da! schl,' W-tter
vorschützten, während der Himmel blau
üb den sonnverklarten hohen Berg
spitz: lachte. ,
WaS Zollte daraus werden?
' 5. Aügust.
Heutechobe ich es erfahren. Die Wir
tin ist auf meinem Zimmer erschiene
und hat mich beschworen, ihr durch mei
Verweilen da! ganze hnehinsg kurze
Sommergeschäst nicht verderben zu wo!
ln. Et wurde sie an den Bisieb
bringen. Ihr war
der wshre Grund
klNüt,
dir schsn sö
(rauche Gaste zu
Präsident Wilso und dem Belglerkönlg
bereitet worden war."
Woher diese Kühle, welche wie eine
Ablehnung anmutet? Die Alarmisten,
welch, stets da! Seil der Feuerglocke in
der Hand haben, spuren den Geruch eines
neuen bereits schwälendcn Brande!, und
schon stellt sich eine vorsichtige Lösch
Mannschaft bereit.
ES ist der italienische EkpansionS
drang nach dem Mittelmeer und über
dieses hinaus nach Asien und Afrika, an
dem sich die Rivalität Frankreichs stößt,
denn für die kleinasiatischen und ofrika
nischcn Interessen bildet die Beherrschung
des MittclmccrcS ' eine Lebensfrage.
Schon als die Italiener Tripolis besetz
tcn, gab sich auf französischer Sejte die
Absicht kund, diesen Besitz von Inner
Afrika abzuschneiden. Die irredentisti
schen. nationalistischen und koloniale
Ansprüche Italiens auf eine Einfluß
zone nördlich und südlich von Smyrna,
auf einen Anteil an der wirtschaftlichen
Beherrschung Kleinasiens und auf den
Besitz der im türkischen Kriege als Faust
Pfand besetzten zwölf Inseln an der
klcinasiatischm Küste haben eine starke
Jrriticrunq in Frankreich hervorgerufen.
Aber da! Verhältnis zwischen Italien
und Frankreich hat denn doch schon so
manchen Sturm überdauert und mehr
als eine Bslastungspiobe ausgehalten.
So die Rcifnacht, in welcher mit der
Besetzung von Tunis durch tie Fran
zosen die ersten Blüten deS italienischen
Imperialismus geknickt wurden. Cc die
ZugehSzigkeit Italiens zum Dreibund.
Die stanzösischitalienischcn Beziehungen
werde auch den Fetzen 'Papier" über
dauern, a?,f welchem sich die Alliierten
und Frankreich mit ihnen dem italieni
fchen Imperialismus mit Haut und
Haaren verschrieben hatten, eine Ver
schrcibung. welche nunmehr nicht' länger
zurecht b? stehe soll.
L'irumortale etirp li Koma fe
aneora pronta al piu vasto domi
nio!" Der, unsterbliche Stamm RrnnS
ist noch zur weitesten Herrschaft bereit.
DaS war daS große Losungswort deS
italienische' Nationalismus. Oesterreich
hatte, um Italien auch nur bei der
freundlichen Neutralität zu halten,
Wclschtirol, die Jsonzogrenze, Autono
mie und Freihafen sür Tricst, Valona
und völliges Disinteressement bezüglich
Albaniens angeboten. Das war zu we
nig für die weite Herrschaft". ' Zudem
war Oesterreich von Anfang deS Krieges
an von den italienische Staatsmännern
auf Itm Monte Eiterig und in der Con
sulta alö ein für den Schlag deutlich ge
kerbter Baum in daS Kalkül eingestellt..
Heute fordert Italien da! Tientino bis
zum Brenner Paß (nach GaribaldiS For
dcrung die notwendige auch strategische
Grenze), einschließlich ganz Südtirols,
ferner Tricst. Jstricn. Fiume. Zra. Se
benico, den größten Teil der dalmatini
schen Insel, den Hafen Valona mit dem
Hinterland, vn Protektorat über Alba
men, die Inseln im Aegaischen Meere,
die eS der Türkei im,, tripolitanischen
Kriege, als Faustpfand abgenommen,
und die Neutralisierung der ihm nicht
zufallenden Insel und Küstengebiete
DalmatienS. Nehmen Frankreich und
England ilcinasiütischeS Gebiet, bcan,
sprucht Italic als Kompensation die
ProvinZ Adalia, den bisherigen Türken
sandschak im Vilajett Konia. Dehne
Frankreich und England ihren Kolonial
besitz in Amerika aüZ, heischt Italien eine
Erweiterung seiner Herrschaft über die
Eriträa und Tripolis.
so rascher Abreise bewogen; sie befürch
tete, mit Recht, daß daS Beispiel der
Entflohenen Nachahmung finden könnte.
Tagegen gab eS nur ei Mittel, und das
eines Polizeibeamte' vorzustellen, der
hielt sie in der Hand meine Rech
nung. Ich forderte sie ihr auch ab.
Was sollte ich die biedere Frau, die mir
nichts zuleid getan, so schwer kränken?
Mit ihrem Ruin wäre Doktor HollyS
schlechter Witz doch zu teuer bezahlt ge
wese. .Zudem war mir auch der fernere
Aufen'Falt. so schön auch der Alpsee in
seiner träumerisch tiefen Bläue zu mir
herüberlächelte. hier gründlich verdorben
worden. Aon ein Erholung konnte
hier keine Rede mehr sein. ' .'
Ich warf einen Blick auf die besch'ei
dene Rechnung. Für Zimmer, Licht und
Bedienung vom Freitag 13. Juli . . .
Aber liebe Frau, ich bin doch nicht
am 13., sonder erst am L, Juli ange
kommen."
O, bitte tausendmal um Entschuld!
gung, lieber Hen, eS ist bloß in der
Eile geschehen, der 13. gehört verkehrt."
Dcr 12. verkehrt! Heureka! Jetzt
habe ich den Schlüssel, weshalb mir dies
alles passieren mußte, trotzdem ich hi
an einem Freitag angekommen!
. .
JnnSbru-ck. 6. August.
Und da soll der Aberglaub nicht in
der Luft der Berg liegen! Es war
Zeit, daß Ich gestern den Alpsee verlassen,
sonst hätte noch meine geheim MiiNon
mit einer unangenehmen Bekanntschaft
mit der hochgradigen Nervosität, der
Geißel unse! JahrhundtttS, geendet.
Der Friede pt
deutschen Sprlchwsrt.
Der Fried Ist in so und im
deutschen Volksgemüt sa heilige Sach.
daß r natürlich auch im deutschen
Sprichwort ine groß Roll spielt.
Kaum e! andres Volk dürfte sich schon
allein durch seine volkstümlichen Redens
arte als so friedliebend erweisen wie
da! deutsche. Die Seg'nungk deS Frie
den! werden folgendermaßen ousge
drückt: Friede ernährt. Unfriede ver
zehrt." Fried' und Einigkeit haben alle
StLdt' erbaut." Friede dünget de
Aikr wohl." Freilich we'.' daS Sprich
wort, daß die! kostbare Gut nicht im
k. ... t C..M ;fc in:fl(j
a n ki 14 vtivaiv i. Uiiig 8UT
- Der unsterbliche Stamm Rom f
noch ,u weitester Herrsthaft bereit! Die
Losung Großitalienö haben daS A, '
Bieg MantegezzaS "L'altra sponda
und Annuiizicö Drama "La Kave" .
provagaiidiert. Der unsterbliche Stamu ,
Roms Will die Adlerahnen dc römi
fchen Weltrcick,! entfalten und die zwei ?
Flügel des Adlerk sind der Jrredentis
rniis undlder Imperialismus. Aber die ,
Slldflawen treten der Jrrcdenta ent
gegen. Die Srrbo-Kroaten haben sich
in Dalmaticn festgesetzt, die Griechen be. '
ansprucheri'iiach dem Recht dcr, Selbst '
bcstimmung der Völker die ezcsamtcn
Acgäischen Inseln als bal Eigentums
ihrer Vallhcit. und in Kleinasien stoßeir (
die italienischen Erpansionsbcstrebungen
auf die Interessen Frankreich und Eng
landS.
Italien- beitckt auf seinem ' Schein
lll U.lll
et Papier i
zuerkannte politischen )
vom Jabre 1915. Ein Stück Papier
A. H. E. Taylor, eiue ar
englische Autorität ,n den bt
Fragen des Orients, hat bereit im zwei j t f
ten Kriegsjahr in einer Schrift "Tlicj rj
Serbo-Biiljjiirian Situation" die UM' , 1
teilung gemacht, daß am 23. Mai 1915, ßl
also unmittelbar nach der Kriegserkla' f,
rung Italiens an Oesterreich, über den ,
Kopf Serbiens, das gar nicht gefragt ', '
. worden sei, hinweg von der Tripelevtente w
mit Italien ein Vertrag über dak zu i
künftige Schicksal deZ vstcrreichischunga (
tischen Küstenlandes abgeschlossen tvor,.'
den sei. I diesem Vertrag sollte die
Entente Italien für fünszcbii Jahre so
wohl den Besitz der wichtigsten dalmati-,
Nischen Inseln, als auch den des dalma ß
tinischen Festlandes nördlich von Spa- i
lato garantiert haben, und Taylor rech
ncte aus, daß durch, die Aussühruiig sol
chen Paktes 500,000 bis 700,000 Serbo- I
Kroate unter die italienische Herrschost X
gelangen svurocn. ' i
"Der französische Schriftsteller Georges
Vielmont schrieb 1515: Wir dürfen kei A
ner Macht erlauben, sich im Mittelmeer
auf eine Art zu vergrößern, die für unö . p
gesahrlich werden konnte. Es ist gerecht
und legitim, daß Italien fine gewisse
Äergrößcriing am Adriatischen Meer
findet. Aber es ist nicht unnütz für j
Frankreich, daß dies Ausdehnung der
italienischen Macht durch eine Ausdeh
nung Serbien! kompensiert werde. Der
gegenwärtige Krieg wird ihm ohne Zwei
sei di? ßiitiftt irnh 5Iik,n nfhtn hi tS .
P ... ' " F ',, , ,,
braucht. Es wird dann eine Marine f P
Haben. Durch seine geographische Lage
und seine naillrlichen Reichtümer zu '
einer sehr glänzenden Zukunft vorausbc-
stimmt, wird Serbien das lebcnsigstc ,
Bedürfnis nach einer Stütze empfinden,
Diese Stütze imijj Frankreich sein."
Mit dieser Aiiöfübrung kkeiint sich
der französifcbe Schriftsteller gur alten
GleichgewichtsHolilik. Die Politik des
Gleichgewichts soll der der Ausgleichung '
Platz wachen. Nach den, Prinzip bei
NecktS und der Gerechtigkeit. ; ,
Nicht nur in Italien haben sich ober
Jrredentismus und Imperialismus die " !
Hand auf dem Wegezur Annexion ge
reicht, und immer noch streichen Ber
mummte durch die Straßen, erheben v
Schmachtende" Klagegesänge und ras i
sein Gekchtcle" mit den Ketten, um k
die Forderungen dcr Eigensucht zu über
tönen. Immer noch kaaen die niier
neue Konflikte an und ziehen die Alarm!.- I s
sten am Seil der Feuerglocke.' ( j '
1t..V r . u ;
' unö immer noey MII vik oicymann
fchast bereit stehen. Die große Lösch.
Mannschaft der neuen Zeit wird die Ge
fellschaft der Nationen stellen müssen.
Friede du bestehen, laß dich nur gehar
nischt sehen." So rät ei kräftiges
Wort, während ein demütigeres behanp
tet: Wer den Frieden will halte, muß
leiden und stillhalten." Andere Sprich '
Wörter meinen: Wer ausschlägk, bricht
den Frieden." Man kann nicht länger
Frieden halten, als der Nachbar will."
Wo man wohl hiit't, da ist guter
Fried'." Besser Banern-Fried' als
Bürger-Krieg" soll bedeuten, daß e! bes
ser ist, im Friede als Bcuer zu leben
denn im Krieg als Bürger. Frieden um
jeden Preis predigen Worte wie: Unon
rechter Friede ist besser als gerechter
Krieg.", Besser gewisser Friede alg un
gewisser Sieg." Alter Friede wird ;
leicht erneut', rät eine weise Regel, und L
ins Sittliche gewandt befiehlt das deut.'.
fche Sprichwort: Frieden hak mit je i '4
dcrmann, Krieg sollst du mit LasternV
han." :
ft
Sittf.
Von Ifte. ri achsk.
Blauflimmernd liegt der Wald, die Nc
ori icirn
Und tasten sich empor zum Fclscnsirm;
Durch mattes Fiührot funkelndes Ge f
Kirn 4t
Küßt still de! Tales tiefe! Todesschwei
, g'. X
Glutrotes Blattwerk raschelt do den
Zweigen,
Mir ist. als breite ticki um mein Stirn
Ein welker Kranz, und Bange quält
da! Hirg. t
Ob meine! Leben! Sonne schon im t ?
Neigen. !
Und habe doch den Frühling kaum gZ '
sehen X v
Auf rascher, dornenerich Lebensbahn f 1
Sah ich von seine nur ihn sreudie i j
blinke.
Noch kaum 'erblüht, soll ihn der Herbst !
verwehen? iß
Herrgott im Himmel, nimm mein Bitte
.n; 4f
Laß mich noch einmal FrühlingSwonne
trinken!
Familienbläll verschmäht mir h
nicht! gj
Bolksbildner sind sie von Gewicht:
WaS nicht vermöchten hundert Bände.
Vermitt-lt t'-.nri !t fifftnV, 1
Der Menge, und hat unbemerkt l
intm, in.i"ijü lt iiii cjliiiii,
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