Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 01, 1919, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    TSgliche Cctalja Tribüne -
tob lerne
Friedens.
MMpHpmpi
T yimy yy T T T f
Won Ui K:Don slbcllcntWn.
AhlAhMd4kMriAkalAtarfAh
A A A. A ,A. A A A - A. A A A JJ-J
HE-' v
OS
eutschlttttd als Stttrmblock.
Abuvhr dos praktischen Bolschewikitums ilnö
liarnpf gegen die bolschewistische Zdee. Raiser
reich und Oolksreich. Entwicklung der deut
schon, Staatsidee. Friedrich ll. Äein Bis
niarck. Die deutsche Revolution, Sozialisie
rung oer Welt. Das
tor bei der Errichtung der Neuen $et.
em Krieg ist von der Geschichts
j 1 moral, welcher Präsident 2M
sonS Ausdruck verliehen hat,
die Demokratisierung der Welt
' au Ziel bestimmt worden; er hat mit der
? fTcfceit europäischen Abrechnung eine e
!,t!ichtspmode zum Absäiluk gebracht.
! Die Logik der weltgeschichtlichen Ent
; wülung wird für die anhebende neue
, i Zeit die Sozialisierung der Welt for
dein. An der Schwelle der neuen Zeit
, , fehen die Probleme de! Friedens. Die.
Soriisierutig der Welt stellt sich als
das schwierigste aller Probleme dar.
Ztn Männern, welche um den grünen
'Tisch o:r Pariser Friedenskonferenz
. i ' Kumsihen, ist von der allgemeinen
Wenschheiisidce die Aufgabe gestellt, der
logischen Entwicklung in die neue Zeit
i der Sozialisierung der Welt hinein den
Weg zu bahnen. Die Lösung deS Pro
llcrnä kann nicht ins SchweinZlcdcr
v'rkragliÄcr Abmachungen gebunden,
, - noch in das Pro!ustcsltt der Paragra,
I pi,,en gezwängt weiden. Aber die Be
s , rücksicktigung solchen Problems ist für
j -ie.it Ausbau der neuen Zeit bedeutfa
i mrr als die Entschcidimg über alle
, Augenbllclsfragen. wie sie sich crai der
Uinzeichnung der Landkarte oder der
Feststellung der zu leistenden Jndemnitä
I itn erzeben.,
Das großt- Hindernis für die Ent
Wicklung zur Sozialisierung der neuen
i Zeit stellt sich heute nicht fo sehr in der
Feindschaft etwaiger ßonderintercssen
' dar. als vielmehr in den eigenen Aus
. wüchsen, wie sie sich theoretisch im
! ', Kommunismus und Syndikalismus und
, - praktisch im Bolschewismus darstellen.
! . i:nn, nach WilsonS Wort, dem Bol
j fewismus nicht mit Gewalt begegnet
, werden kann, fo muß der Versuch, ihm
T:lt EnquSten und Untersuchungen' zu
. Leibe zu gehen, alS Tonquizoterie er
sannen. . Aber eS liegt die Möglichkeit
, '. fcot, dem drohenden Umsichgreifen der
' .bolschewistischen Idee Schranken zu er
- richten, und diese Möglichkeit ist in die
i , .Hand der Pariser Friedenskonferenz ge
! geben. Ob und inwieweit die Konfe
renz diese ihr gestellte Aufgabe erfülle
v:tb, das wird einmal vor der Weltge,
schichte den Prüfstein ihrer Leistung bil
i den.
Ein kluger Franzose hat unlängst
- Deutschland als den .Sturmblock" ge
l Ci'ti das Umsichgreifen der bolschcwisti
! schen J'S genannt. Ein , kluger Ame-
rikaner hat (in des Wall Street-Sach
i derfiändi.PN Nccr W. VsbsonS Wo-
c-:r,tift .Barometer Letftr") gesagt:
i Teutschland hat kapituliert'. Die Al
' l.iertcn haben gewonnen! Der Krieg
ist vorüber. Wie aber wurde er gewon
Iie Regierung des neuen
. dentschen Folksreicß
Präsident und reines ParteiminZsterinm mit Reichskanzler an
drr Epitze. Sozialifiische Nepublik erhalt Zentralrat.
Nachklänge von de Tezember:Uruhen ia Berlin.
CHi wische Skit,, Veklwer Lklnjkl,n Nd B,siischt Seit,.) '
iKi!!nisch Leitung,')
5! ö l n. 23. Dezember. Die Bespre
i'uügen der Konferenten der Arbeiter
.s"Soldatenräte Deutschlands haben
i et Tage gedauert und wenn dabei ei
"''-i.'e.ncI Programm zuwege gebracht
den ist, fo bestehen doch noch immer
li.aungwerschicdenheiten in sehr we
s.'ntl'.chen Punkten. Einig dürfte man
. i"t folgende HauptUnic sein: ES ist tn
"i genommen, daß der künftige
'U ., der deutschen Republik direkt
i'nx Llllke gewählt und daß er ein reines
lministerium mit einem Reichs
"1,1t e der Spitze zu wählen haben
. .3. Ins Auge gefaßt ist dle Errichtung
( 3 5taaishauses, gebildet auö den
5 crtieicrg der Bundesrepubliken. Die
der Vertreter wird von der Lrötze
t ? t'.i meinen Staaten abhängen. Der
V.'i ist weiter, den einzelnen Staate
Utt d.e Verwaltungsausgaben zu über
L T, während die großen Aufgaben
t 'a;chj vorbehalten sind. Grundsatz
l ilt man iiber die Notwendigkeit de
l' IL UUm$ der Bundekstaaten einig,
f .e ouch über die Notwendigkeit der
. rrvttung Ihrer Zahl, durch Ver.eini.
-1 ix finnen Bundesstaateg. Ferne?
' rv-Zksthr?!, von Preuße dat loözus
i , , rjci etwa durch Familienvertrag
z f. Crrberung 'inzugekommen ist.
-'xz'xal der sozialistisch Republik
Berlin, 22. Dez. Der neugewählt
; -'rat der sozialistische Republik
' land hat sich g'sier nachmittag
4 l. r h einer konstituierenden Ver
f '".3 gebildet. Zu Vorsitzenden
-i die Genossen Beinert-Hannover,
ß und Hermann Müller ge
'L ?jm Kassier Genosse Schafft
. ,..'m-chkififiZhk Genosse Weg'
: ' , ' front). Die Uebergabe der Ge
' : X'l biZheriam Vollzngsratek soll
. n tsrmittsg 10 Uhr erfolgen. ,
"'.-.tr-Zrst der A. S. N. nd Ne
'giersttz. ' t ti F'ntralkst t'k A. S. teilet
Z. t-i ZZsnsreFe mit de
neue Deutschland als Fak
nen? Durch die Invasion Deutsch
land!? Nein! Durch Wall Street,
Threadneedle Street der die Nue de la
Banane? Nein! Deutschland erlitt
Schiffbruch. weil seine Regierung nicht
die Herzen der Massen befaß. Die Al.
liierten warcu erfolgreich, weil eö ihnen
gelang, ihre eigenen Massen länger
ruhig zu halten. Das ist die einfache
Wahrheit und sollte nun furchtlos und
offen als solche anerkannt werden.
Wir schulde alle Ehre und . allen
Ruhm jenen tapfer Soldaten und Ma
trosen, welche für Demokratie und Mo
ral gckämpft haben. Schmach jedem,
welcher das Gegenteil zu. sagen sich
unterfange. Ohne ihr Werk hätten die
Massen Deutschlands sich niemals er
heben und das Joch deS Kaisers nicht ab
schütteln körnen. Laßt uns aber nicht
ergessen, daß eS die Erhebung der
Massen Deutschlands gegen die eigene
Regierung gewesen, die den Krieg heute
zum Abschluß brachte, anstatt daß dieser
noch jahrelang hinausgeschoben wurde.
AlS tatsächliche Wirklichkeit stellt sich
dar, daß Deutschland im Innern früher
explodierte, als England, Frankreich.
Italien oder Amerika
Der Wall Street-Mann rechnet der
deutscheu Revolution die Beendigung
deS Kriege? als Verdienst zu. Die Re
dolution wird das eue Deutschland?
als den Sturmblock gegen alle Versuche,
sich der logische Entwicklung für die
neue Zeit entgegen zu stellen, aufrich
ten. Die Pariser Friedenskonferenz
wird, will sie nicht, wann sie einmal
gewogen werden wird, alö zu leicht be
funden werden, dem aus der Revolution
hervorgeaangenen neuen Deutschland
die Kräfte nicht entziehen, welche es
nötig hat. um bei der Lösung eineS
der bedeutsamsten und schwierigsten
Probleme des Friedens aktiv mitzu
wirken.
Die Verpflichtung, welche n die Pa
riser Friedenskonferenz herantritt, ist
insofern negativer Natur, alS sie die
Vernichtung vorhandener und für die
geschichtliche Weiterentwicklung möglich
wirksam Kräfte verbietet. Dem neuen
Deutschland ersteht die positive Aufgabe,
seine Kräfte lebendig zu erhalten. Ist die
deutsche Revolution als bei der Beend!
gung deS Krieges mitwirkender Faktor
anerkannt, fo wird die Möglichkeit einer
Mitwirkung deS neuen Deuffchland
bei der Z " Aussicht stehenden
Friedensarbeit - und bei der Lösung
der Probleme deS Friedens ob es
nun am grünen Tisch niitsifel oder nicht
von der Beantwortung zweier Fra
gen abhängig. Das aus der Rcvolu
tion hervorgegangene neue Deutschland
S.
Rat der VolkZbeauftragten über die
Durchführung der. vom Kongreß ange
nommenen Aufträge. Zu de, Sitzung la
gen Erklärungen der obersten Heereslei
tung, der militärischen Mitglieder der
Waffenftillstandskommission, deö Kriegs
Ministeriums, deS StaaisfekretariatZ sür
die Marine und anderer Stellen vor,
wonach die Zurllckführung der Truppen
in die Heimat und die Durchführung der
Bestimmungen deS Waffenstillstandes bei
der sofortige Verwirklichung der For
derungea bei . Kongresses auf daS
schwerste gefährdet seien. Der Zentral,
rat stimmte darin überein) daß gesetzliche
Verordnungen der Ausführung der Be.
schlüffe des Kongresses erforderlich sind.
Di Ausfllhrungsbestimmungen sollen so
schnell die möglich irlassea werden. BIS
dahin bleibt eS bei den bisherigen Zu
standen.
Adolf Hofmann preußischer Bundes
bevollmächtigter. Berlin. 22. Dez. (Wolfs.) Amtlich
wird mitgeteilt, daß der preußische Kul
tusministn Ad. Hofmonn zum Bevoll
mächtigten deS Staate! Preuße beim
Bundesrat ernannt worden ist.
,ra'sZden Ebert.
Ueber di Volksdemonstkationea km
Dezember in Berlin wird noch folgendes
gemelbet:
I dem abendliche Dezembernebel
stauten sich vor der Reichskanzlei meh
rere Kolonne Matrose und Soldaten.'
die Gewehre fest in der Hand. Von i
nem primitiven Holzblock alS Redner
tribünt aus richtete der Soldat Spiro
folgende Ansprache n iie Truppen:
.Deutschland steht in dem ugmeß
lichea Unglück einer volle Katastrophe.'
die nur durch bewußte Zusammenfas
sunz aller Kräfte und durch freiwillige
Unters.'dnung jedel Einzelnen unter dZ
gemeinsame Wohl tiberwundeg werden
kann. Te.hzlb erlangen wir. daß in
kllkzsstk? Ait' die Veriretunz deS deut,
schea XzZil zusammentrete jzll, daß
wird den lZntmickkungkganz in die neue
Zeit hinein , mitbestimmen und fördern
können unter zwei VorauLsetzungen:
L daß die Revolution selbst sich voll
zogen hat auf dem Wege der gradlini
gen Entwicklung einer bestimmten
Staatsidee.
2. daß die Wciäligung der Kruste,
welche die Revolution frei gemacht bot,
historisch gerechtfertigt Ist und zur Er
füllung der Aufgabe, für die Ausgestal
tung der neuen Zeit einen Faktor zu
bilden, ausreicht.
Diesen zwei Fragen soll in den fol
enden Ausführungen die Antwort ge
sucht werden.
Die Gradlinigkeit der Entwicklung
wird bestimmt von der des Staat
gedanrcn. Berechtigung der betreffen
den Staatsidee ist historisch zu erweisen.
Der Entwicklung solcher Idee entspre
chend bestimmen sich die verschiedenen
Phasen der,Gcschichte jeden Volkes. Das
neuer Deutschland hat in der Bergan
genheit drei solcher Phasen erlebt
und jede einzelne ist von der Per
Sönlichkcit eines Staatsmannes be
errscht: Friedrich der Zweites Freiherr
von Stein und Bismarck. Die Entwick
lung, welche Preußen von Friedrich dem
Große bis Stein g..wmmen bat, ist
analog derjenigen, welche das Trutsch
land Bismarcks in das heutige auS der
Revolution hndorgegangene Teutsch
land umgewandelt hat. Die Blicke
Friedrichs und Bismarcks Waren inten
siver auf die Machtfragcn der äußeren
Politik als auf die ethischen ber inneren
gerichtet. Steins Denken war befruch
tet von den Gedanken der französischen
Revolution. Die heutige deutsche Nevolu
tion vertieft sich in einer Zeit, welche von
der Notwendigkeit der Lösung machtpoli
tischer Fragen noch ganz erfüllt ist. in
die ethischen Fragen der inneren Poli
tik. Das verleiht dieser Freihcitsbewe
gung einen ganz eigenartigen Hinter
gründ und eine gewaltige Bedeutung.
Die Staatsgesinnung König Fried
richs stellt sich dar in seinem Wort vom
Ersten Diener des Staates", welches
dem L'etat c'eet rnoU" Ludwig
XIV. entgegengestellt ist. Aber im
grunde war auch er der Staat", denn
der friederizianifche StaatZgedanke lebte
nur in seinem Kopfe und in seiner Per
sonlichkeit. Bon 5en Untertanen wünschte
er nichts anderes, als die erste Bürger
pslicht der Ruhe. Diese Gegensätzlich
keit zwischen der Auffassung und der
Betätigung deS CiaatsgedankenS hat
mit die Katastrophe, welche im Jahr
1806 über Preußen" hereingebrochen,
verschuldet. Solchen Gegensatz zu der
söhnen, hat das Trachten Steins g:bil
det. Er wollte die ' Untertanen zu
Staatsbürgern umformen. Er wollte
das Bolk in die Einheitlichkeit des Ee
samtwillen erziehen, die große Masse
auS der Bormundschaft befreien. Preu
ßen war ihm dabei nur Mittel zum
Zweck, .Ich hc.be nur ein Vaterland,
und daS ist Teutschland. Wo die Frei
heit ist und die Ehre, da ist das Vater
land.' Die Entwicklung des deutschen
StaatsgedankenS bis zur Errichtung des
Deutsche Reich, 187071 hat sich indes,
sen nicht von innen heraus, sondern mit
den Machtmitteln der auswärtigen Poli
tik vollzogen. Das war die Zeit Bis
marcks. Der hat gesagt: .Meine In-
die Nationalversammlung für den 20.
Dezember einberufen wird. Der Voll
zugsrat darf nicht mehr mit linkischen
Händen in die Regicrungsmaschine ein
greifen und die Regierung unter Druck
setzen. Ist der Vollzugsrat noch immer
an seinem Unheilvollen Werke? So
bringe ich den daS Hoch auf die Deut
fche Republik und den Genossen Fritz
Ebert auS. den ich hier aus Ihrer Mitte,
gestützt uf die bewasfnete Macht, und
im Bewußtsein, für die ganze Nation
zu sprechen, Zum Präsidenten Deutsch
lands ausrufe: Die deutsche soziale Re
publik und ihr erster Präsident Fritz
Ebert Hurra! Hurra! Hurra!' (Brau
sender Beifall, Trommelwirbel.)
Jubelnd begrüßt, ergreift der Volks
beauftragte Fritz Ebert daS Wort:
.Wir stehen vor ungeheure Schwie
rigkeiten, die der Krieg und die Waffen
stillstandsbedingunaen unserem Volke
auferlegt haben. Unsere
Volkswirtschaft
ist der Grundstock unseres Lebens. Noch
schwerer wird unser Wirtschaftsleben bc
droht, wenn eigenmächtige Maßnahmen
in den Betrieben zum fchlicßlichen Scha
den der Arbeiterklasse getroffen werden.
Wir wollen unser soziales Programm
nicht mit einzelnen Ezperimentcn, son
dern im Rahmen der '
RekchSgesetzgebung
durchführen. ,
Ein einheitlicher Wille muß die Ge,
schicke des ganzen Reiches leiten. Die
Führung der Geschäfte muß fest ln den
Hände der..5!eichs!eilung liegen. Wir
haben unS ststS bemüht, mit den A.
und S.'Räten gemeinsam ' arbeiten,
in deren Hand die Macht liegt. Auch mit
dem Vollzugsausschuß von Berlin haben
wir unS verständigt. Wenn wirklich Tif
ferenzea beständen, dürfte unter keinen
Umständen von außm eingegriffen wer
den. Da müßt Ihr unS über
lasse!
Wenn Ihr jetzt, stürmisch die Einbe
lufung der Nationalversammlung be
gehrt, so vergeßt nicht, daß Eure Käme
raden erst auf dem Rückmarsch sind und
daß sie, die mit Euch alle Kriegsnöte ge
teilt haben, auch wählen wollen. Gedul
det Euch bis zur Tagung aller deutschen
und S.-Rate am 1. Dezember, die
sich über den .
technisch frühesten Termin
dr Nationtlversammlune
schlüssig werden sollen. Heute fordere
ich Euch auf. volle Disziplia zu wahren
und eine grschlossme Truppe unter in-
beitlicher Führung zu bilden, die der
rundftock der Macht ist. aus die sich
.KeutsZlan Lukunft vd DKj .
icressen an den ausmärtigen Angelegen
heiten sind nicht nur stärker, sondern
zurzeit allein maßgebende und fort
reißende, sodaß ich, soviel ich kann, jedeS
Hindernis durchbreche, welclS im Wege
steht, zu dem Z'l zu gelangen, das. wie
ich glaube, zum Wohl des Vaterlandes
encicht werden muß. Das schließt nicht
aus, daß auch ich die Ueberzeugung teile,
daß es die Pflicht jeder ehrlichen Regie
rung ist", den höchsten Grad von Freiheit
deS Individuums, der mit der Sicher
heit und gemeinsamen Wohlfahrt deS
Volkes vertraglich ist, jederzeit zu er
streben." Aber auch dem Realpolitiker Bismarck
bedeuikte die Gestaltung, welche er dem
Deutschen Reich gegeben, nicht daS letzte
Hd entscheidende Wort. Er bat war
tet, daß daS deutsche Volk reiten werden
könne, wenn ek nur erst im Sattel säße.
Vom Absolutismus hat er gesagt, daß
er die ideale Versassung für europäisch
Staatsgcbilde sei, wenn der König und
seine Beamten nicht Menschen blieben,
denen eS nicht gegeben sei, mit über
menschlicher Sachkunde, Einsicht und
Gerechtigkeit zu regieren. DaS allge
meine Wahlrecht nennt er .die stärkste
der freiheitlichen Künste", aber auch
diese Kunst muß sich be! ihm einfügen
in die Machtmittel der äußeren Politik.
Er sagt .Im Hinblick ans die Notwen
digkeit, im Kampf gegen eine Ueber
macht des Ausland! im äußersten Not
falj auch zu revolutionäre Mitteln
greifen zu können, hatte ich auch kein
Bedenken getragen, die damals stärkste
der freiheitlichen Künste, das allgemeine
Wahlrecht, schon durch die Zirkularnote
vom 10 .Auni 1866 mit in die Pfanne
zu werfen, um das monarchische Aus
land abzuschrecken von Versuchen, die
Fingr in unsere Nationale omeletts zu
stecken".
Min wird die Auffassung zuriickwe)
fen müssen, daß der bismaicksche Staat
tatsächlich nur ein Gemaltwerk, von
einem Virtuosen der Politik der Gemalt
mit Blut und Eisen zusammenge
schweißt, daß daS Lcbensmerk BismarckS
lediglich eine Eroberungspolitik, nur,
wie eine französische Zeitung geschrieben,
.die Fortsetzung und die Folge der
Staatskunst deS Bonaparte' darstelle.
Aber man wird auch den Anspruch zu
rückmeiscn müssen, daß der Bismarcksche
Siaat eine Sache sei, welche in der ihm
verliehenen Form von den Erben um
jeden Preis erhalte werden müsse.
Die Gründung des Deutschen Reichs
war mit dem Zusammenschluß der deut
schen Stämme eine dolklich-nationale
Tat. Da Reich war ausgerichtet unter
Anwendung der Machtmittel Friedrich
des Großen und gegründet auf dem
PatriarchalismuS der friederizianifche
Zeit. Trotz der Verleihung des allge
meinen Stimmrcchts und einer äußerlich
freiheitlichen Verfassung war er nicht
auf !ie gleichmäßige und allgemeine
politische Betätigung aller Staatsbür
ger eingerichtet. Seit den Stcinschen
Reformen hatte die deutsch Staatsidee
keine lebendige Weiterentwicklung erlebt.
Die ethischen Fragen der innere Poli
tik wurde immer wieder von den
Machtsrage der äußeren Politik ist de
Hintergrund gedrängt.
Die deutsche Revolution von heute
knüpft an die Steinsche Staatsidee
mit deren Umwandlung" der Unter-
dem Abgrund eines jähen Falls neu auf-
bauen
oll. Ihr sollt die vtlltze eines
neuen
reien Deutschlands werden, des
'land von keiner Seite gefährdet
sen Bc
weröen darf. Tie junge soziale Rcpu
blik Deutschland lebe hoch!" (Brausender
Beifall.)
Nach dem Volksbcaufiragtcn ergriff
ein junger Student dsö Wort, um der
Regierung im Name der geistige Ar
beiier volle Unterstützung zu versprechen.
Tan schwang sich ein Mann, wie er
sagte, ein Matrose aus Kiel, uf die
primitive Rednertribune und sagte, die
Soldaten wollten ichiiK weiter als
Ruhe, Frieden, Brot und Arbeit. Die
Leute, die das Volk an der Erfüllung
dieser seiner ersten und elementarsten
L Wünscht hinderten, . gehörten hinter
Echloß und Niegel. ; ;
Wiederum ergriff der Führer der De
monstratio Spiro daS Wort: ' 1
.Jetzt habe ich an Herrn Ebert die
klare Frage zu richten: Herr Ebert ist
jetzt zum Präsidentca der Deutschen Re
publik ausgerufen worden. Folgt er
diesem Rufe oder nicht! Ja oder Nein?'
Mit ruhiger, fester, durchdringender
Stimme antwortete Ebert:
.Kameraden und Genossen! Den Ruf.,
der an mich ergangen ist, kann und will
ich nicht annehmen, ohne Sorber mit
meinen Freunden in der Regierung ge
sprechen zu haben. Das ist eine hoch
wichtige Angelegenheit, deren Enischei
dung allein in l.u Händen deö Rates der
VoZlsbeauftragten liegt.'
Der Führer JSpfe ' rdcrte nunmehr
die Matrosen und Sorosten auf. in ge
schlossenem Zuge abzumarschieren. In
dem düsteren Grau de! DezemberabendS
verklangen die schwere Schritte der ob
marschierenden Truppen.
25r!t!scher Sag.
Vorl Ttesa Grußmann.
k.VoMj, Seiluna. 7. ke,embn.)
Seit einer Woche wurde einem zuge
raunt: Am 6. Dezember paßt Ni.k auf.
am 6. Dezember geschieht etwa fljnj
Besonderes, zittert Scheidemarrek uns
Ihr anderen Bourgeois, am ö. Dezember
geht etwas loS.
Mittags trat ja wirklich eiwaS Uner
wartetej ein. Es war ganz dunkel in
der Stadt; zum Schneiden dicker, gelb
lich-schirarzer Nebel verstellte W AuS
sicht auf drei Schritte. Wenn der liebe
Gott im Vorstand deS SpsrtZkilZöundz
säße, hätte er die Welt nicht In unhim.
lichercl Licht hüllen tonnen.
Abends horte ich tinUt den Linde
Trommelwirbel, eine helle Tromöeie
wurde blase, der stletiirit! Kran
msrMreHer. Soldaien jKitte hsrbsr.
tanen in Staatsbürger an und
will dies Idee dem Ideal näher
führe, welches sich darstellt in
dem zur Einheitlichkeit rzogcnen Ge
samlwille deS Volkes. Die deutsche
Revolution vollzieht' sich, ganz genau aus
dem Wege der gradlinigen Entwicklung
dcl deutschen Etaatkgevanken. indem
sie den Gcsamtwillen deS deutsche Vol
kes zur Geltung bringt. Sie baut zu
gleich auch die Bismarcksche Staatsidee
weiter aus. soweit diese sich auf den
Zusammenschluß der einzelnen deutschen
Stämme bezog. Für daS Deutsche
Reich BismarckS bildete die Kaiseridee
imgrunde das einzig feste Band. Eine
Sentimentalität, welche mit hcruberge
nommen war auS der Zeit der 1?io
mantik des römischen Kaisertums deut
scher Nation und dcr Hohenstausen
Eine Sehnsucht, welche sich entzündet
hatte, an dem Verlangen, der jahrhun
dertlangen Anfeindung von Außen eine
innere Macht entgegenzustellen, damit die
deutsche Lande nicht länger der Tum
melplatz aller fremden Ambitionen und
daS Schlachtfeld aller europäischen Feh
den sei; wen eine Konserenz heute alle
die Schäden, welche von fremden Ein
fällen den deutschen Landen zugefügt
worden sind, abschätzen wollte, welche
unerschwingliche Riesensumme würde da
herauskommen!
Die deutsche Revolution setzt an die
Stelle der romantischen Kaiseridee die
praktische Betätigung deS Gesamtwillens
des Volkes. Der Wille soll die einzelnen
Stämme fest zusammenschließen. In
der deutsche Volksrepublik soll sich die
Krönung der deutschen Staatsidee voll
ziehen. Die Säulen des neuen staat
lichen Gebildes sollen die deutsche Dis
ziplin und der deutsche Organismus
sein. .
Der einheitliche Gcsamtwille deS Vol
kcS, welcher, i der gradlinigen E.ltwick
lung der einen bestimmten Staatsidee,
sämtliche Glieder de! neuen Deutschen
Reichs zu' einem inneren" Ganzen zu
sammenschließen soll und der gerichtet
ist aus die Geltung der Disziplin und
die Aufrechterhaltung der Ordnung,
verleiht dem neuen Deutschland die
Position eineS Sturmblocks gegen alle
Versuche, sich der logischen Entwicklung
der Wcltzuständt in die 'neue Zeit hin
kill entgcgenzuste'mmen.
- .
Wie aber sieht es mit der Kraft, um
diese Position aufrecht zu erhalten, den
Sturmblock wirksam zu machen? Wie
erfüllt sich die zweite Voraussetzung, daß
die Betätigung der Kräfte, welche die
deutsche Revolution frei gemacht hat,
historisch gerechtfertigt seien und zur Er
füllung der Aufgabe, für die AuSgestal
tung der neuen Zeit einen Faktor zu
bilden, ausreichen muß?
Heinrich Mann, der bekannte Mün
chener Essayist, sagt in seiner schönen'
Darlegung von .Sinn und Idee der Re
volution": .Macht anstatt Recht bedeu
tet nach Außen de Krieg und bedeutet
ihn auch im Inner. Gerechtigkeit der
langt schon längst eine weitgehende Wer
wirllichung des Sozialismus. Jetzt soll
sie ihn verwirklichen. Wir sind dabei
sind nicht nur mit unserer Vernunft,
sind auch mit unserem Herzen dabei.
Wir wünschen daS materielle Wohl un
serer Volksgenossen so ehrlich, wie man
sein igeneS wünscht. Denkt gerecht,
und plötzlich liefen aufgeregte Jungen
durch die 'verfinsterte Wilhelmstraße.
.Beim ReichskanzlerpalaiS wird geschos
sen.' Ich hatte seit dem S. November
nicht mehr recht schießen gehört und
rannte schleunigst zum Schauplatz der
Begebenheiten. '
Das ReichskanzlerpalaiS eignet sich
sehr gut für historische Szenen. Der
'diereckigt Lorhof. die erleuchtete Fenster
front, der alte Balkon im ersten Stock
mit den Flügeltüren, die FinsternkZ auf
der Straße, fo daß die Figuren im Fen
sierrahmen sich lS schwarze Schatten
dilder gegen daS gelbliche Zimmerlicht
malen, dazu das Getrappel und Gemur
mel der versammelten Soldaten und
Matrosen. ja. ich hatte Glück, daS
mußte eine historische Szene geben.
Eben sprach Ebert. ..Nicht im eisten
Stock auf dem Ballon, wie eS jeder Re
gisseur vorschreiben würde. ei er
höh! Rednerplatz erzeugt Autorität, die
Priester wußten schon, warum sie ihre
Kanzel über den Kopsen der Frommen
anbrachten Ebert sprach auf der
Straße, auf einem Wagen oder sonst
einem bescheidene Podium, Da ftan
den ein paar hundert gute. Jungen, Sol
datcn und Matrosen, wahrscheinlich
keine sehr geschulten Politiker, aber fa
mose Bursche, die schon die richtige Wit
terung haben. Ein Trommelwirbel elek
irisiert sie, ein kühnes Lied kann sie er
Hitzen und ein Redner, der Schwung hat,
könn! sie hinreißen.
Ebert spricht ohne Erregung; seine
Rede lauft so 'sicher dahin, wie ein
Straßenbahnwegen, der im Geleise
bleibt, sein Wortschatz ist s, nüchtern
und kahl.' wie eine neue, schnurgerade
Straße in Schöneberg. Kein heißes
Wort, kein blühende Bild, aber freilich
auch kein vorrevolutionäre! Theater.
ES ist sicher durchaus sittlich und in
Ordnung, daß Ebert an diesem kritischen
Tag, ln dieser aufregende Nebeldäm
merung mit demselben unbeirrenden
Gleichmut spricht wie ann 1607 beim
Zahlabend bei sozialdemokratischen
Wahlverein! Reinickendorf, der im. Gast
zjmmer von SchulzxnS Restaurant in
de, Augustenstrsß.agtk. Die JungenS
hörte ruhig zu, eine Gelegenheit. Bravo
oder gar Hurra zu rufen, war fast nicht
gegeben und ss wartete sie still bis
zum Schluß und riefe dan ihre revo
lutionär FröhNchkeit in die Nacht. ,
X Tann stieg wer von den Junzenk
auf den Wagen und fragte Ebert mit
jugendlicher Frische, ob er Präsident der
deutschen Repubük werden welle?
Taraushin wurde Eber! noch einmal
sichtbar, um wieder ganz mit derselben
rezungslofer; Schlichtheit zu txVäm,
Bürgerliche. Solltet ihr in irgendeiner
gesetzlichen Versammlung jemals die
Mehrheit haben, ergebt euch dennoch nie
mals dem verhängnisvollen Irrtum, ihr
könntet die begründeten Ansprüche der
Sozialistcn. indem ihr sie. niederstimmt.
auS der Welt räumen. Denkt aber auch
ihr gerecht, ihr Socialisten! Wolltet ihr
die Sozialisierung nur eurer zufälligen
Macht verdanken, anstatt der Einsicht
und dem Gewissen der Meisten, ihr wür
det nichts gewonnen haben. Diktatur,
selbst eine der am weitesten Borgeschrit
tencn, bleibt Diktatur und endet in
Kakastrophcn. Der Mißbrauch der Macht
zeigt überall das gleich Todesgesicht.'
Das Wort sollte prangen iiber der
Tür zur deutscheik Nationalversamm
lung. deren Wahlen soeben stittgefundcn
haben. AuS seiner Sozialisierung. nicht
durch eine zusällige Macht, sondern aus
der Einsicht und dem Gewissen der me!
sie des Volkes heraus wirö daS neue
Deutschland die Stärke eineS Sturm
blockS gewinnen und die Kraft schöpfen,
als Faktor bei der Ausgestaltung der
neuen Zeit mitzuwirken. '
Man hat auch den SozialismuS unter
die Unterlegenen des Krieges gerechnet,
Ihn alS den ersten Besiegten bezeichnet.
Seine politische Willensrichtung, wie sie
sich dargestellt hat in der Anschauung
von der Jntcrnatiönalität. hat allerdings
versagt; der Krieg hat die Jnternaiio
nale niedergebrcxhen. Aber als Wirt
schastsprinzip hat sich der SozialismuS
im Verlauf deS Krieges zum ersten Mal
wirksam -betätigt. das Prinzip der inter
nationalen Organisation hat sich, über
all, wo es zur Anwendung gebracht wor
den ist. glänzend bewährt. Die soziale
Organisation, welche schon vor dem
Kriege in Deutschland stärker wie in
irgend einem anderen Lande durchge
führt Korden war. .wird sich als feste
Mauer der Desorganisation deS Bol
schewismus entgegenstelle.
Der deutsche SozialismuS hat dein
MachtgcdÄnken. wie er sich in der aus
wältigen Politik König Friedrichs ll.
und BismarckS offenbart hat. stets oppo
niert. Die Wellpolitik ist der deutschen
Sozialdemokratie ein mit Siegeln der
schloffenes Buch gewesen, bis in neuerer
Zeit jüngere Köpfe sich auch mit ihr be.
schäftigt haben. Kurt Eisner. der Mi
nistcrpräsident der heutigen bayerischen
Volksrepublik, hat mit mehreren Schaf
ten. so der auS der Zeit des ersten Ma
rokkostreiis: .Der Sultan des Welikrie
ges" den Genossen seiner politischen und
wirtfchaftlicben Anschauungen ein Inte
resse an den brennenden Fragen der aus
wärtigen Politik einzuflößen versucht.
Aber ein solches Interesse wurde als
Zusplittcrung der Kräfte den inneren
Zuständen geger.llhek zurückgewiesen.
Die deutsche Sozialdemokratie klam
merke sich immer noch an das Azlon an,
daß daS Gefühl der Zusammengehörig
keit deS internationalen Proletariats
in der Bedeutung deS Ursprungs der
Bezeichnung nach den prol?s d. h. Nach
kommenschaft, durch welche allein die
Proles dem Staate Nützlich sein könn
ten daß die Internationale stark ge
nug .fein werde. Kriege zu verhindern.
Nach dem Zusammenöruch der Inter
nationale mußie sich die deutsche So
zialdemokrakie von einer ungeheuren
Enttäuschung erst erholen, bevor sie sich
mit ihrer ganzen Enekgle der Mitarbeit
daß er über eine sa wichtige, wohl zu
erwägende Angelegenheit sich erst dan
äußer könne, wenn er sich mit seine
Kollegen, die wi er die beregte Ange,
legenheit zur zweckdienlichsten Lösung
bringen wollen, inö Einvernehmen ,ge
setzt habe werde. ES war ein noch
etmaS längerer, vielfach verschachtelter
Satz, den Ebert da zum Besten gab, frei
von Ironie, frei von Leidenschaft, wie
der so nüchtern und kahl wie eine schnür
gerade Straße in Schöneberg. Doch die
Antwort war korrekt.
Daraufhin zogen die guten Jungen
in aller Ruhe, gemächlich Lieder smesstid,
langsam durch den Nachtnebel ab. Nein,
der 6. Dezember war doch kein kritischer
Tag.
Spartakus ruft
zum Aampf.
(.BMsche JeltiM,' und . Berliner Lokal
Uiitelger'.)
Der Spartakusbund proklamierte
heute den .Generalstreik'. Die Parole
fand jedoch in den meisten Betrieben
keine Beachtung. Am stärksten wirkte
die Aufforderung bei der Arbeiterfchast
der,Deutschtn Wassen und Munitions
fabriken, die die Fabrik verließ unb sich
zur Beteiligung an Demonstrationen
auf die Straße begab.
Der geschlossene Zug, dem ein Ma
trose mit einer breiten rsten Fahne vor
anschrilt. traf an der Siegessäule mit
andere kleineren Gruppen, die Vom'
Potsdamer Platz und dem Spitielmartt
herankamen, zusammen. ES wurden
Hochrufe auf Liebknecht ausgebracht.
An den Denkmäler vor dem Kemper
Platz, an dem Denkmal Otto! III. und
Johanns I. wurde Maschinengewehre
mit Bedienungsmannschaften aufgestellt.
Durch die Siegesall fuhren Automo
bile mit MafSinengewehren, deren
Mannschaften Flugblätter folgenden
Inhalts verteilten:
.Arbeiter! Soldaten! Genossen! Die
Revolution ist in höchster Gefahr! Blut
ist geflossen, vergossen von egenrevolu
tionärcn Schurken, die betörte Soldaten
mißbrauchte. Auf zum Massenprotest
am Sonntag um 2 Uhr im Trepiower
Park. Sprecber: Luremburg, Lieb
knecht, Lkvi. Tuncker, Lang?. Leolnö,
Ebeileln, Peeck. Thalheimer. Rück. Ha
beeland. Jrancke.'
In spateren Nachmittagflunden wr
den von den Spariakukleuten suchm
Reichst, Mosckinengewekre aufgestellt.
Drei dort erscheinende Angehörige der
republikanisch, Sicherheitknaffe Irur
den entwaffnet.
Eine Meldung der .PolikischPakk
rnentarifchkn. Nachrich!:' tet jerner,
- ' X " ;
an der Auigestaltung der inneren Ver'
Hältnisse Deutschland hingab. , In die
sem Ringen der Geister innerhalb der
dclUschen Sozialdemokratie hat such
fiir sie der Staat als solcher den Cha.
rakice und die Persönlichkeit eineS
.Rackers" verloren.
In solchen Kanipf der Geister, wäh
rend draußen an vielen Fronte die
Leiber zerrissen wurden kn der? mSrde,
tischen Schlachten, hat sich daheim die
Richtung herausgebildet, den Gesamt
willen des Volke in Uebereinstimmung
mit der historischen Entwicklung der
deutsche Staatsidee, an StcinS Gedan
kenrichtung anknüpfend, als staatsbe
gründenden und staatserhaltcnden Fak
tor zur Geltung zu bringen. Der Zu
,sammenbruch der Hcimfront, von wel
chem an man die deutsch Niederlage da
ticri, sielllt imgrunde den Zusammen
bruch der alten, innerlich längst schon
morschen Front dar. Die deutsche Re
volution hat eine neue Front aufgerich
ie. Darum konnke die erste Sturm und
Drangperiode dieser Freiheitsbewegung
In fo verhältnismäßiger Ordnung sich
vollziehen, weil gleich etmaS Positives
geschaffen wurde. WeikdieseS Positive
ganz erfüllt ist vom historischen Geist,,
konnte auch die bürgerlichen Parteien,
an der Bewegung teilnehmen, ohne sich'
selbst und Ihre Vergangenheit zu et
leugnen. Ordnung und die Disziplin'
haben iiber die Regellosigkeit, und die
Willkür gesiegt. Der Gesamlwille deS.
Volkes hat den Bolschewismus, den
fremdvolklichen eind, auS dem deut,
schen Felde geschlagen.
-
Die Pariser Friedenskonferenz hat sich
der Anschauung deS Präsidenten Wilson.
daß. der Bolschewismus in Rußland nicht
mit Gewalt, sondern von innen heraus
bekämpft werden müsse, angeschlossen.
Mit der Annahme der ihm gestellten
Bedingungen würde der praktische Bol
schewismus der Lenin und Trotzky seine
Kapitulation vollziehen. Aber 'die bol
schewistische Idee kennt keine Grenzen
und erkennt keine Persönlichkeit! an.
Sie kann nur mit einer ndereg Idee
aS der Welt geschafft werden. Diese
Idee ist die der Sozialisierung der Welt.
Deutschland, welches heute als Sturm
block gegen daS Vordringe des prak
tischen Bolschewismus bewertet ist, wird
sozialisiert. Die deutsche Volksrepublik
wird ein Mitstreiter werden gegen die
bolschewistische Idee. Sie soll sich zum
Yaktor entwickeln sür die Einrichtung
der neue Zeit.
Mit dem einheitliche Gesamtlvillen
deS deutschen Volkes und auS der Ein
sicht und dem Gewissen der Meisten.
Gedankensplitter.'
Weisheit macht daS Leben klar, Tor
heit süß. - '
- '.
DaS Schlimmste in einem Ezame ist
Unwissenheit deS Examinators.
, Mancher Autor muh in einem ansang
lichen lauten Beifall später eine stillen
Trost finden. '
Für sich selbst hat man immer noch
eine kleine Pose übrig. -
Manche Menschen haben ei Naturell,
das jede Natürlichkeit ausschließt.
daß im Anschluß a eine neue Ver
sammlung in den Germaniasälen gegen
Mittag ei Zug von 2000 Mann mit
roten Fahnen, Maschinengewehren und
PanzcrautoS gegen den Pariser Platz
sich bewegte. Die Tatsache, daß der
Spartakusbund mit derartigen Macht
Mitteln aufzutreten in der Lage, beweist
aufs neue, daß er zum gewaltsamen
Putsch längst entschlossen war. Daß
die morgige Kundgebung im Trepiower
Park eine seit Tagen vorbereitete Aktion
darstellt, geht daraus hervor, daß unter
den als Redner genannten Persönlich
ketten sich die Führer der Spartakus
Bewegung im Reiche befinden, so aus
Württemberg die Kommunisten Rück und
Thalheimer; letzterer ein Schüler Ra
deks, und auö Rheinland der russische
Bolfchewist LewinS. der dort feit Wo
chen zum Streik und zur Gewalt auf
fordert.
I Gewerkschaftslreisen ist man iiber
zeugt, daß die Generalstreikparole keine
Erfolg haben wird. Viele Vertrauen!
leute in den Betrieben haben bei der
-Berliner Gemerkschaftekommission ange
fraßt, was eS mit der Weisung zum
Generalstreik auf sich hätte; nachdem sie
aufgeklärt waren, daß die Gewerkschaf
ten der Generalstreikparole völlig fern
ständen, erklärten sie einmütig ihren
Entschluß, dafür einzutreieni daß nie
mand die Arbeit niederlege und gaben
durchweg der Ueberzeugung Ausdruck,
daß die Arbeiterschastder Generalstreik
Parole der Spartakusgruppe nicht folgen
werde.
Auf der Kommandantur erfuhren
wir. daß angesichts der Zuspitzung der
Lage leider mit weiteren Zusammen
stoßen gerechnet weld '.üsse. Der Voll
zugsrat hat daher angeordnet, daß di
Truppe möglichst von der Straße fern
gehalten werde sollen. Die republika
nische Soldatenwehr voa iiber 10,000
Mann steht oeschlossen der Kommandan
tur zur Verfügung, um Ruhe, Ordnung
und Sicherheit in Berlin ausrecht fa tu
halten. Allßnd.'m haben sämtliche Sol
datenräte btl Berliner .Truppen ein
mütig erklärt, auf dem Boden der jetzi
gen Regieruug zu stehen und mit alle
erforderlichen Mitteln der Kommandan
t:ir zu Händen zu sein. Die Komman
dantur hat die strengst Weisung an alle
Truppen gegebi, disz nur im äußersten
Notfall zur Waise gegriffen werden
darf, um Angriffe abzusagen. Die
Kommandantur hakmit den VorMrn
vom 6. Dezember, sowohl jenen im Ab
fl'ordnetenhause oll jene ia der
Ehausseestraßk nicht! ,u tuy Tal
Ganze ist auf ba! 2nbfn von unk.
ntwortlicher dritter Set! iuat2r:
-J
IM,
v -
!
i
r
'
k