Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 20, 1918, Image 3

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öon Gräfin Gcrtr. E. Brockdorff.
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.Wir rvisjcii jetzt zicmlich sicher,
Alexandra Fcodorourna, welche
als Alix von Hessen vom Schick.
U)i auserwählt wurde, den prunk
vollsten Thron des mächtigsten Reiches
Europas mit dem letzten illlleinherr
scher der alten Welt zu teilen, nicht
mehr am Leben ist. Nun herrscht
eine andere Majestät in Rußland.
Wieder, eine zitternde, unsichere, von
feinden umgebene; von Verrätern
umstellte 'Majelat, die stündlich sur
ihre Herrfchast fürchten muß und wie
ihr Vorgänger der Älutopfer nicht
entraten taun. Die letzte jarin durste
Vit unglückliche Marie Antoinette um
hr Schicksal beneiden, daö ihr wenig
stens vergönnt hat, als Märtyrerin
eines ötichtcrspruazes zu sterben, mag
ti ein noch so grausamer und unge
rechter Tod gewesen fein. Alezanöra
Fcodorowna aber mutzte bei jeder
stunde des Tages und der Nacht die
Schande, die Erniedrigung und die
Morderhand fürchten, das blutige
Ende für fich und ihre Kinder.
,. Da ist nun gerade jetzt von einer
deutschen Schriftstellerin ein Auch
geschrieben worden, in dem versucht
urnd, die Tragödie der letzten Zarin
in einer seltsamen Mischung von Itto
man und lÄeschichtöschreldung bis zu
dem Augenblicke darzustellen, in dein
jie und ihre Rinder als Gefangene
der Revolutionäre in die Peter
,Pauls Festung überführt werden
sollten. Tie Verfasserin hat eine
eigenartige Methode gewählt. Das
Wert läuft von Anrang bis zum
iönde, 370 Seiten lang, ohne lebe
Unterabteilung sort, hat weder die
tirorrn einer geschichtlichen Darstel
tung, noch die eines lliomaneö, son
dein gibt nur eine ziemlich willtür
liche (seschichtsüberslcht, die mit frei
erfundenen Episoden und lyrischen
Ergüsien samt einem bißchen Hysterie
durchsetzt ist. Die Quellen sind so
bunt gewählt, wie sie die Verfasserin
für eine solche Arbeit nur brauchen
tonnte. Wissenschaftliche Arbeiten,
hösische Fe,ljchristen, Zeitungsnotizen
und niedriaiter Tratsch, sowie mm
Kolportagenteratur erscheinen beden
kenlos als gleichwertig für die Arbeit
herangezogen. Dennoch ist das Vuch
viel wertvoller und viel interessanter,
nid mnn rmrf. iiiuv fci strt.if .... w
r twn ui jvwivi i)iWi,lUCJV UHU
litcrarischen Bcdeutunqslosiqteit an
nehmen mußte. Bei allem erzwunge
neu WohlwoUendci allen Entschul-
digunge .und ntschiUdigungöversu.
chen fur.dcn Zaren und die Zarin ver
mittelt es doch viel von der Stirn
mung, in der all das nivglich gewor-
den ist, waö wir da schaudernd mit-
erievt Habens Eine Unzahl von p
guten taucht auf, fast all die betaun
ten Namen aus den letzten Jahren
der beschichte tliußlanos. Ter kalte,
finstere Vrodiedonvszew. den die Ver-
fasjerin etwa fo sieht wie Schiller sei
nen Großinquisitor in Don Carlos",
als den erbarmungslosen, überlegenen
Lchrmeijier eines Autotraten, dessen
Beglückungsmcthoden fein Volk zur
Verzioelslung bringen. Dann: Ser-
, gei Juljcwitjch HüiUc, der kleine Süd
bahnbeamte und großzügige Finanz
minister, der nüchterne Rechner mit
dem phantastischen Gedanken, die
demokratischen Forderungen der Zeit
bestehen zu lassen, der unermüdliche
Warner vor dem ostasiatischen Aden
teuer, der Gegenpol des Großprotu
rators des Heiligen Synod, der den
Kaiser durch seine unerbittliche Sach
lichteit, durch seine unbeugsame Logis
stets fo nervös machie, daß er wieder
reif für die Bevormundung durch
Pobjedonoszew wurde. Varon Ire
'dericks, der treue Minister des kaiser
lichen Hauses, der finstere General
Trepow, der sich von der Todesangst
des Zaren alle Machtvollkommenheit
übertragen ließ und unter dem Vor
Ivand. Leben und Gewalt des Allein
Herrschers Nikolaus 11. zu schützen,
selbst die Alleinherrschaft über Nuß
land an sich riß. Der fromme Vater
Johannes von Kronstadt, dessen
Lehre Männer und Frauen am Hvfe
' zerknirschte, so daß sie sich im Kampfe
zwiichen ihren Begierden und derBe
siegung der Sünde aufrieben, und
endlich der wüste, grobsinnllche Pro
pyet aus Sibirien, der ehemalige
P,erdeied mit den manikürten Nachlaß Naspntins ist ein Brief ge
Äaue.nhnöen, die der Kaier küßte.' funden worden, den die Verfasserin
d. ue Malierin mit u,ren. Lippen und des Buches von der letzten Zarin als
2it.nu, icueute, Ra,puUn. Da- historisch bezeichnet. Er gibt ein so
j.:i..,en uu sranzoi,chc Magier deutliches Bild von der völligen Hilf
iiijicüt Philippe, ver dem ituijer 'sigteit, von der demütigen Gebro
tu Ui.tt ,tiiut Anen erscheinen chenheit dieser Frau, das; er wohl zu
Ui'lj uttO ihm oie Zio.eiprache mit de.a erschütterndsten Dokumenten ge
it..i Harbe, tkier vermittelte, den Ni hört, durch die erwiesen werden kann,
to.tiu 11. m seinen guten Stunden wie überreif zur Vernichtung die rus
liazuatziiieu versuchte. Die , Groß, stsche Autokratie gewesen ist. als sie
surfen huschen vorbei, Michael Mi
chaelowitsch, der Thronfolger bis zur
Geburt des kleinen Alexei, der dem
Zaren zur Geburt jeder Tochter herz
lich Glück wünschte und ihn ehrlich
Röstete. Er wußt selbst nicht, ob
sich auf die Erbschaft freuen oder bor
ilir zittern sollte. Ter grausame Ser
gei, der Gatte Elisabeths, der Schwe
ster der Zarin, den die Vombe eines
Nihilisten zerriß, und die anderen
Mitglieder des kaiserlichen Hauses.
ftHe willenlose Werkzeuge in den
kleinen, wunderbar , schönen Händen
der Kaiserin-Mutter Maria Jeodo
d groben Femdm Deutsch.,
lands. aber der noch gefährlicheren'
ihres eigenen Sohnes, den sie durch
eine weitverzweigte Hofoerschwörung!
zur Abdankung zwingen der wenig
stens unter ihre Bormundschaft ducken
wollte.
Recht geschickt versieht es die Ber
fasserin. glaubhaft zu machen, wie
diese Phalanz von eigennützigen und
herrsAsuchtigen BeHütern der Auto
tratie jede Verständigung, jede Be
rühru'ng zwischen Volk und Herrscher
unmöglich machte Wie auch gute
Absichten des Zaren nicht bis zu denen
gelangten, für die sie bestimmt waren,
wie ihn das Echo seiner Verstand!
gungsversuche mit dem Volk verzerrt
erreichte. Die Masse sah nur, was
iit Ho schranzen und die Tfchinow
niks von dem Willen des Zaren übrig
gelösten hatten. Zu ihm gelangte
nichts anderes als der Nacheschrei der
Umstürzler und das Wutgeheul der
Enttäuschten. So mußte er immer
unsicherer, immer seiger und verbit
terter werden, so zwangen ihn seine
ezchULer, nur in Ao,perrung und
Todesurteilen die Rettung des eige
nen Lebens zu sehen.
Alexandra eooorowna aber war
nach diesem Buche nichts als eine
zarte, empfindsame, asketischer Gläu
bigkeit zuneigende Seele, die ihren
Gauen liebte und ihm doch nicht hel
fen konnte. Die ersten Jahre der
Ehe. in denen ihr der Thronerbe der-
sagt blieb, in denen Aerzte und
Mönche diese so gar nicht robust ver
anlagte Frau körperlich und seelisch
wie ein Versuchstier behandelten, sie
von Experiment zu Expettment und
von einem wundertätigen Heiligen
bild zum anderen schleppten, sie mit
Instrumenten und Medikamenten
peinigten und- Nächte hindurch auf
den Knien im Gebet vor der Mutter
Gottes von Blagowjestschensko Sa
bor, dem wundertätigen Madonnen
bild im Kreml, und dann in der Ka
pelle des heiligen Eeraphin umher
rutschen ließen, hatten diese Frau
völlig gebrochen. Unablässig waren
die Versuche, sie in die politischen In
triguen desHoses hineinzuziehen, jeder
Ehrgeizige am Hofe versuchte durch
sie Einfluß auf den Zaren zu gewin
nen, aber Alexandra Feodorolvna
zitterte vor der Politik und erschau
erte unter den forschenden und feind
seligen Blicken ihrer' Schwiegermut
ter. die in ihr die natürliche Gegnerin
sah. Das Fehlen des Thronerben
wie sein endliches Erscheinen waren
nur Posten inden Nechenexempeln der
Hofintriganten, die sie nicht , spielen
wollte und nicht spielen konnte, und
aus jeder neuen Aeußerung ihrer
Passivität erwuchsen ihr neue' Feinde.
Die Ansi, dem Reiche keinen Thron
erben mehr schenken zu können, würd;
nur von der Angst um diesen Sohn
abgelöst, als et endlich da war. Es
war ein kräntelndes Kind, keinem
Wärter, keiner Wärterin war zu ver
trauen, nicht nur auf dem Schreib
tisch des Zaren, auch in den Vorhän
gen des Kinderbettchens fand man die
Todesurteile ber- Revolutionäre. Mit
jedem solchen Beweis, daß die nächste
Umgebung des Zarenpaares unzuver
lässig fei, wuchs die Macht Trepows.
dem sich auch das Schlafgemach der
Kaiserin und des kleinen Thronfol
gers zu jeder Stunde des Tages und
der, Nacht öffnen mußte. Pater Jo
hannes von Kronstadt war tot und
die gemarterte Seele der Kaiserin
sthnte sich nach einer Stütze. Da fiel
sie in den Bann Rasputins Er faß
am Bett des kranken Thronfolgers,
und wenn er ihm die Hände auflegte,
schien die Krankheit sich zu verkrie
chen. Aber Rasputin bekämpfte die
Sünde nicht durch Einkehr und Reue,
sein Evangelium hieß: Sunde durch
Sünde besiegen. Immer höher stieg
er, iinmer unheimlicher wurde seine
Macht, immer ohnmächtiger flüchtete
sich der Zar in die Suggestion, die
von diesem Mann ausging. Er hatte
die Vision der Wolga, die hlutig nach
Westen floß, aber er kämpfte für den
Frieden, und so wurde er ein Ziel des
politischen Hasses. Man weiß, daß er
bei einer Abendgesellschaft im Palast
des Fürsten Jussopow ermordet, sein
Leichnam in die Newa geworfen
wurde. Die Kaiserin ließ ihn suchen
und in einem Gewölbe in Zarskoje
Selo aufstellen. -Dort betete sie Tage
und Nächte, bis man ihr auch diesen
Leichnam raubte. Der letzte Trost
war ihr genommen worden. Nichts
war sie mehr, als ein zitterndes Wild.
das auf den Todesstoß wartet. Im
ihr verdientes Schicksal traf. Wenn
die Zarin so hemmungslos in den
Vann eines Wüstlings geriet, daß
t-j.. r. . t . .
imiiyc nqe von lyr gesunoen wer
den konnten, dann mußte sie ins Bo
rldenlose stürzen. Der Brief lautet
Kaiserin Alexandra Feodorowna.
die Gottsucherin und Sehnsüchtige,
an Nasputin, den Mönch:
.Unbeschreibliche Freude war bei
uns darüber, daß Tu. Vielgeliebter,
bei uns warst Wie kann ich Dir ge
nügend für alles danken: ich konnte
nicht sprechen, nicht hören, ich emp
fand nur ein mächtiges Gefühl. Du'
bist mit uns, möchte nur auf Deiner'
Schulter einschlafen, ruhig, friedlich
Ruhe rund herum, die Seele ist weit
sort. wer weiß , wohin. ; Du hast sie
dorthin mitgenommen, wohin ste sich
sehnt. Dank Dir für diese Vergessen.
Aber dann, wie sie sich quält, sie sehnt
sich dorthin und zu Dir. zu unserem
Großen. Wie soll ich Dich nennen?
Du bist uns alles. Vergib mir, Du
mein Lehrer, ich sehe es ein, ich weiß
es, ich sündige und fündige. Verzeih',
habe Geduld, ich gebe mir Mühe, mich
zu bessern, aber es gelingt mir nicht.
Ich weiß, daß ich vieles nicht recht tue
und denke; ich möchte so ganz eine
gute Christin' sein, ein guter Mensch,
jedoch es ist so schwer. Wieviel muß
man mit schlechten Gewohnheiten
kämpfen. Aber Du wirst mir.helfen,
wirst mich nicht verlassen. Ich bin
schwach und liebe nur Dich allein und
glaube nur Dir. '
Gebe Gott uns die Freude eines
baldigen Wiedersehens!
Ich küsse Dich warm! Segne
mich und verzeih' mir!
Ich bin Dein Kind. A."
Eine kranke, früh gealterte Kaise
rin mit zerrütteten Nerven, die von
fürchterlichen Visionen Nacht für
Nacht gepeinigt war, hat diesen Vries
geschrieben, keine lebenslustige Frau,
die Befriedigung ihres Temperaments
sucht. Tiere hinter vergoldeten Git
tern" seien sie alle, hat ihre Schwester
Elisabeth, die jetzt schon lange den
Nonneiischleier trägt, einst zu ihr ge.
sagt. Damals glaubte sie es noch nicht.
Aber sie hat es kennen lernen müssen.
Hat sie ihr Schicksal vor einem hoch
sten gerechten Richter allein zu ver
antworten, oder war es schon für sie
besiegelt, als die kleine Alix von Hes
fen die große, die letzte Zarin werden
mujjtc ?
Die Mode ist ewig."
Die Welt wird alt und die Welt
wird jiliig Dynastien kommen und
gehen, Reiche erglänzen und ver
glichen, doch die Mode bleibt!
In der berühmten Liniburger
Chronik, nach rhrcm EntUehuna
orte, Limburg a. d. Lahn, benannt,
wo sie in den Jahren 1336 bis 13W
geschrieben ward, helgt es zum Iah
re im:
Nachdem nun also die Geißel und
Roinersahrt, groß sterben, und Ju
denschlag ein Endt hetten, da ficng
die WcU wiccdr an zu grünen, zu
lebben, und freudig zu werden. Es
uiachten die Männer uculve Klei
düng, die Rocke mit Namen waren
linden ohne Girucn, und sey waren
auch uit abgckurtzet, sondern längs,
und so eng, daß ein Mann uit woll
cmn geschreiten mochte, und sey
gingen eine pann unöcr die Knie
Heu, do gingen auch ahn die Schnes
selschlug. ;
Die Franen aber trugen zu der
Seit, wie der Chronist berichtet,
ueuwe weite ! Haiiblsiiistern, also
daß man Ihre Brust bey nahe halb
sahe." Wicderumb auch machten die
Manne Rocke,,, fährt er fort, kurtz
ein Spann unter die Gurtell, auch
trugen sey Heucken, die waren alle
rundt und gantz, die hiesche nian
Glocken, die waren weidt, lang und
auch kurtze."
Seitdem solche Torheit waltete,
hat die Menschheit es ja herrlich weit
gebracht. Toch der Mode Närrin
und Sklavin ist sie ja noch imincr.
Spruch. ,
Willst Weisheit wirksam du vcrkün
den
Mußt du sie mit Humor verbinden.
Am liebsten sucht man jenen Quell,
Ter fröhlich springt und niuriuelt
hell!
' Theorie und Praxis.
Bacon: Weißt du ctivas-über das
Licht?"
Egbert: Gewiß."
Bacon: Und was zum Beispiel?"
Egbert: Tatz es sich mit einer
Geschwindigkeit von 1!)2,(X)() Met
Ich per Stunde fortbewegt."
Bacon: O, dir hast also auch den
Gasmesser in der letzten jeii stu
diert!" Verwahrt sich, können
Sie und Ihr Gatte nicht in Einig
keit zusammenleben?" sragte der
; Poli,'eirichtcr.
j Hören Sie einmal, Richter",
sagte hierauf Tante Hanner, ich
habe diesen Nichtsnutz von einem
; Mann vor Sie gebracht, damit Sie
! ihm ins Gewissen reden, und nichr,
i damit Sie mir eine Predigt halten."
i Ursache und Wirkung.
!Was hat Sie zum Multimillionär
gemacht".
Meine Frau! Ich wollte her
ausfinden, ob es irgend ein Ein
kommen gibt, mit dem meine Frau
auskommen könnte."
Kleines Mißverständ
n i s. Herr: . . Lieben Sie die al
ten Meister, Fräulein?"
Alte 5tokette: Ach, wenn nur ei
ncr jätn '!"
-r- Hataler Druckfehler.
Noch jeder, der dieses großartige Mit
tel gebraucht hat, ist am dritten Tage
gewesen! , .
Der M als Kriminalist.
Von Georg Neben (Berlin).
Ein Tiermarchen ist in dem vier
beinigen Kriminalisten, dem Polizei
Hund, ernste Wirklichkeit geworden;
der Polizeihund bringt Pslichtarbeit
fertig, für die sein ererbter Jnstintt
allein nicht ausreichen würde, der
vlizeihund gehört zur Kriminal
Psychologie, im Polizeihund wird die
Tierieele studiert, zur möglichsten
Vollkommenheit herangebildet und
ideal beherrscht. Der Polizeihund ist
ein Mustcrhund des Aufspürens und
eine gelindereWafse desPolizislen, als
es desicn abel und Revolver ist,
aber noch Waffe genug; den Poli
zeihuiid mackt sein scharfes Gebiß
auch zum Angrifss und Vertcidi
gungshund; in sehr langer Rück
wäxtsentwicklung des Gehirns gehört
dieses treue, gelehrige "Tier zur Ja
milie der Wölse und Schakale, zu den
hundeartigen Raubtieren, die sich mit
Hunden paaren. ' Ohne Menschen
haß muß der Polizeihlind wachsam
und mißtrauisch , sein, er darf vor
dem !ttiall von Schußwaffen nicht er
schrecken, bei Gcsahr das Kommando:
Faß ihn! nicht scheuen, er muß auch
ohne Beiehl sich wehren; jeder Poli
zeihund könnte den Namen haben:
Paß aus!
Nicht für Schauparaden wird in
Berlin der Polizeihund dressiert, son.
dern ausschließlich für den prakti
schen Polizeidiensl. Es ist hier der
vernünftige Ehrgeiz jedes Führers,
statt virtuoser Treurknifse die hoch
tta Dienstleistungen seines Hundes
zu geben, über den er die verant
wortliche Führung hat. Die Reiul
täte der Hunde werden amtlich genau
notiert; auch im Poizeihundebelrieb
der Berliner Kriminalpolizel zeigt
sich .die produktive Kritik, die
von dem Dirigenten unserer Krimi
nalpolizei Oberregierungsrat' Hoppe
ausgeht. Im Jahre 181)6 cmpjahl
Professor Hans GroiL m einem Zeit
schriftartikel den Hund als Gehilfen
den Gendarmen". Seitdem ist die
ser Gehilfe ein Meister geworden,
aber noch kein Meister, der an Form
nicht mehr zu übertreffen wäre. Die
Kunstpslcge des Polizeihundes ist
noch in den Ansängen begriffen; im
Jahre. 1005 wurde in Berlin der
erste Polizeihund' verwandt. Gegew
wärtig besitzt hier die Kriminaipoli
zei 22 Hunde, die uniformierte Pc
lizei C8. Tie Hiensthunde der Krr
minalpolizei sind vornehmlich Spür
Hunde mm Fährtenabsuchen, die
Hunde der uniformierten Polizei bu
nen hauptsächlich zum Revieren: sie
stöbern' un freien veriMre Verbro
eher und VagaSundeu auf.' Schutze
Hund sür seinen Führer ist jeder
Hund, doch kann dieser Schutzhuud
seinen Führer nicht zu gefährlichen
Verhaftungen begleiten, weil 'der
Hund zuviel Aussehen machen,, den
verhaltenden Beamten zu früh ver
raten würde. Ein Polizeihund geht
zum raschen Loslassen ohne Maul
korb; fm Halsband, an dem die le
derne Führerleine hängt, wird ihm
geschwind über den Kops gezogen, er
kann sofort ver olgcn. Ein Gesaiige
ner muß zwischen dem Führer unh
seinem Hund gehen. Im Zwinger
oder in ihrer Wohnung halten die
Führer die Hunde, die im Tien
Verhältnis zur Polizei stehen und da
her keine Straßenbummler sein dar
fen; die Tiere werden kräftig, doch
nicht "übermäßig gefüttert; ein über
fütterter Hund ist arbeitöträge wie
ein m satter Mensch. Am lciitungs
fähigsten für den Polizeidienst siiid
mittelgroße Nassen, kleine Rassen
hätten zu wenig Kraft, große Rassen
wären durch ihren schweren Körper
nicht beweglich genug. Vom sechsten
Lebensiuonat an werden die Polizei
Hunde dressiert, sie sind diensttaug'
lich bis zum' neunten Jahre. Ober
ster Trcssienneister der Hunde der
Kriminalpolizel ist der sachkundige
Wachtmeister, Frank; er bildet die
Tresscure und Führer unter Aufsicht
des Uommlisars Leonharot aus, n
neZ vorzuglichsten Kynologen. ILie
Polizeihundedressur läßt sich einem
gelehrigen Xm m drei conaten oci
bringen; die Dressurprüfung ist noch
nicht ornziell, doch darf nur der drei
furfertige Hund, der dem Wink, dem
einmaligen Zuruf, dem Anpfiff und
Abpfiff seines Fuhrers solgt, Poli
aeidienit tun.
Ter Uebungsplatz der Pioniere am
Vaumschuleiiweg bei Johannestal ist
im Winter , wöchentlich einmal, im
Sommer zweimal der Trejiurraum
für f i Tiensthunde der Berliner
Krimuialpolizei. Heute ist hier ein
grauwolkigcr Wintertag; in dem end
blätterten Laubholz, an dem die
Spree vorbeislicßt, stehen angeleinte
deutsche Schäferhunde ind englische
Terriers remiter Rasie, mittelgroße.
muskulöse Tiere, die seste Knochen
haben. - Alle Tressurslufen üben hier
zusammen, auch fertig dressierte Hun
de wiederholen hier das Gelernte.
Mit Leichtem fängt man an. mit
Schwerem hört man auf dieses
Grundprinzip aller UnterrichtZkuiist
wird auch von der Treisurmctyooe
befolgt, die Polizeihunden, gilt. Zu
erst muß der Polizeihund leincnfüh
na werden. Komm!" kommandiert
ein Rudrer einem auterzogcnen jnn
aen Hund, der an der Trcjsurleine
die ersten Begleitversuche macht. Ein Spürhund soll unterwegs mög
Folgsam bleibt der Hund am linken lichst wenig Gerüche' von Lebenden
Knie seines Führers; in Polizei einatmen; sein Hundecoupö ist der
hun) wird immer links' aesührt. da Packwagen. Alte, verwitterte Spu-
iiii?. der Führer den rechten Arm frei
ha . Kriminalwachtmeister , Frank
le'nt hier seinen jungen Jrculld los,
d, n dreijährigen Schäferhund Prinz,
ein schalthaft munteres Tier mit Ii-
stigcn Augen. Prinz zieht die Zunge
ein. die ihin gekrümmt aus dem
Maul hing, u,id bringt fährtensicher
seinem Führer eine Meldung zurück,
diesmal nur em Apportierholz, daö
ihm am Epreeufer ein Beamter mit
dem 5iommando gab: Bring hin!"
Im Ernstsall würde er auch ohne
Kommando von einem Verunglückten
oder von einer Leiche, die abseits am
Weg liegt, seinem Führer irgend et
was hinbringen, damit der aufmerk i
sam wird. Prinz versteht auch aus
gezeichnet das Verlorenapportieren,
er sucht und findet im Galopp ein
im Erdboden verstecktes Kncbelbund,
er apportiert im Weitsprung über
einen Graben hinweg. Polizeihunde
haben Sprungfähigkeit, sie springen
zu, einem niedrigen Baumast herauf
iliid holen einen Flüchtling herunter;
sie springen hier frei und an loser
Leine, zwischen Hindernissen und über
ein Sprunggestell, das drei Meter
hoch ist. Wasjerarbeit tut ein Poli
zeihund gern, solange das Wasser
nicht zu kalt ist, aber zu tauchen ver
mag er nur einen halben Meter tief.
TaS Puppenspicl einer Strohfigur,
die den Feind darstellt, wird hier
nicht aufgeführt; - der Hund wird
gleich auf den lebendenMann dressiert,
auf einen Strolch", den ein dickwat
tierter Lederanzug beißfest macht.
Prinz wird auf ihn gehetzt; mitten
im Anlauf hört Prinz den Abpfiff
seines Führers und dessen Ruf: Zu
rück!" Auf der Stelle kehrt der an
griffslustige Hund zu seinem Führer
um. erregt hebt er die Ohren hoch.
Der Führer des Hundes Flott
kämpft mit dem Strolch" einen
Schein kämpf, Flott hilft seinem Füh
rer ohne Besehlszwang, mit selbst
verständlichem' Eifer: er packt den Le
dergepanzerten von hinten am Bein,
damit dieser hinfällt. Ein Polizei
Hund greift stets von hinten an, von
vorn konnte ihn der Verbrecher auf
die Nase schlage. Flott läßt den
Gepackten nicht mehr los, doch auch
in der Notwehr zerbeißt ein Poli
zeihund nicht den ganzen Menschen,
er hält ihn nur fest; die Raubzeug-
arbeit von Jagdhunden, das Ab'
würgen, macht ein Polizeihund nicht
nach.
Ans braunen Augen blickt die
Tchäferhündin Lona zu ihrem Füh
rer crnpor, als wolle sie, ihm etwas
sagen: sie wartet auf eine Aufgabe.
Tas Auge des Hundes soll nicht beim
Fährtenaufspüren mitsuchcn 'cs ist
oiij Unart von Junghunden, auch
mit den Augen zu suchen. Hunde
äugen laichten im Dunkeln, doch ist
der Hund mehr Tag als Nachtseher ;
einige Hunde sehen im Dunkeln, an
dere nicht. Des Nachts werden Poli
zeihunde nie auf die Fährte geschickt:
der Führer könnte zur Nachtzeit der
Zährte nicht folgen. Die Nase des
Polizeihundes durchdringt die Fin
sternis; an feiner entdeckenden Sin
nesschärfe hat die Gute seiner ö!ase
das Hauptverdienst. Die Versuche
sind jedoch noch nicht beendet, welche
Hundcraise den verseinerrften Ge
ruchssinn als Polizeihund hat, er
klärt RegieriingSrat Dr. Lindau in
seinem inhaltreichen Werk: Du
Kriminalpolizei und ihre Hilfswisseu
schaften". Ueber Haufen abgestorbe
ner Blatter, die von Winterbäumen
fielen, über nasses grünes Moos hin
weg legt ein Beamter eine Fährte
und versteckt ich tn weiter Entfer
nung, so daß ihn die Hündin weder
äugen noch wittern kann. Nur in
Verbrechenssällcn, die für der Füh
rer ganz undurchsichtig sind, muß sich
der Polizeihund selber die Fährte
suchen, onit wird er zur Fahrte hiw
geführt, an die Fährte angesetzt
Louas Nase zittert; stumm sucht sie
die Fahrte ab. Ihre empiindlichen
Geruchönerven wittern sehr scharf in
der Richtung gegen den Wind, jrcl
chcr ihr die Witterung zutreibt, aber
heute peitscht ihr der Wind Regen
und Hagelkörner entgegen ein bö
ses Wetter für die Spürfähigkeit der
.yunde nach Menschen, die sich nicht
durch ihre Schweißfune verraten,
Langsaiil , wittert Lona vorwärts,
trotz der verregneten Erde behält sie
die Spur in der tief ge enkten Nase,
Die Hündin arbeitet hier frei: ist sie
anderswo Schnelläuferin, so geht sie
an lanaer Leine: wurde sie hier aus,
ihrer Fährte nicht mehr weiterkönnen
und sich unruhig umsehen, so müßte
der Führer, der hinter ihr hergeht,
sie auf eine andere Fährte bringen.
Bon fernher schallt Lonas drohendes
Gebell, sie verbellt den Versteckten,
den sie im Gebüsch entdeckt hat. Auch
diese Hündin bemies hier, daß die
Hundenase für Geruchseindrücke ge
nial erschassen ist. und zumal die er
probten Spürhunde der Kriminalpo
lizei sind Ausschnüffler, welche jeden
Geruch wittern; " von irgendeinem
Vesitzsiück, das einem Verbrecher ge
hörte, nehmen sie in freier Luft die
Spur nach ihm in die Nase auf. Je
der Mensch riecht anders, Verbrecher
haben meist einen Angstgeruch, den
der Hund herauswittcrt. Auf Reisen
wird die wertvolle Spürhundnase ge
schont, damit sie am Tatort frisch ist.
ren kann auch jin Spürhund der
Polizei nur da verfolgen, wo sie nicht
durch andere Spuren gekreuzt wer
den; zahllos durchkreuzten Spuren
vermag er auf dem Steinpflaster der
Großstadt schwer nachzugehen, des
halb ist der Spürhund fast nur in
der Peripherie Berlins nützlich. Das
Fährtensuchen der Hunde der Berlin
ner Mordkommission ist immer nur
ein Versuch, aber überall, wo das
Fährtensuchen glückt, wird es zum
schweren Verdachtsgrund. Wird je
mand, gegen den sonst kein anderer
Verdacht da ist, und der das Verbre
chen leugnet, von einem Spürhund
verbellt, so wird der Hund nochmals
die Fährte zurück- und wieder hinge
führt und der Verdachtige rn eins
Menschenmenge gestellt; verbellt ihn
der Hund dann nochmals, so bedeutet
das eine wesentliche Verstärkung des
Verdachtes.
Gib Laut!" kommandiert ein
Führer seinem Terrier Scamp, da
mit der nicht vergißt, bei Verdacht zu
bellen, aber Scamp will heute nicht.
Ter Führer zieht das Drcssurhals-
band etwas an. das kurze Stacheln
hat. und Scamp vergißt das Bellen
nicht mehr. So ist's schön, mein
Hund!" schmeichelt ihm nun sein
Führer. Freudig wedelt der Hund
dazu; Hunde verstehen ja die Affekt
und Gebärdensprache des Menschen
sehr gut. Polizeihunde werden von
ihren Führern gelobt und getadelt
roie der Schüler von seinem Lehrer;
ihre Dressur ist keine PeitschendreZZur.
ie rst eine Ablichtung der Nuye uno
Selbstbeherrschung. Ein wider
spenstiger Hund erhält nur leichte
Schläge, er sühlt es als strafende
Demütigung, wenn er zu seinem
Führer berankriechen muß. Gehör-
samcsübungen der Polizeihunde sind:
Hinlegen! Setzen! Ein Führer muß
eben Verständnis sür den Charakter
und sür das Temperament seines
Hundes haben, er muß dessen geistige
Begabung fortbilden können, dessen
Erinnerungsvermögen und cachah
mungstrieb, damit der Hund das
Beste lernt: Selbständigkeit äurch Er-
fahruna. Ein Polizeihund ist ein
dankbarer Schület; nur für den
Führer, der ihm befiehlt, den er liebt
und furchtet, hat er AnyangUchleil,
Treue und ' Gehorsam. , Klagend
heult daher ein Hund, der an einen
Baum gebunden' ist, nach seinem
Führer. Der Polizeihund gehört dem
Führer, 'der ihn aus eigenen Geld
Mitteln gekauft, hat; die Stadt ge
währt für, den Polizeihund Steuer
freiheit, die Behörde Futtergeld. Nur
der Führer füttert seinen Hund, auf
Lockbnsen Fremder beißt ein Polizei'
Hund nicht an. Die Berliner Krimi
nalpolizei hat bereits eine besondere
Hundepatrouille, die nur Strafver
folgungen bearbeitet, in die Hunde
eingreifen können. Bisher waren
die Berliner Spürhunde hauptsächlich
sür die Provinz tätig, der es noch
an guten Dresseuren und Führern
fehlt. Von den 180 Kriminalfällen,
in denen im vorigen Jahr Berliner
Spürhunde in die Provinz geschickt
wurden, sind 72 Falle erfolgreich ge
Wesen. Sehr wünschenswert wäre
die Organisation einer Zentrale, wet
che für ganz Preußen die Züchter,
Dresseure und Fuhrer der Polizer
Hunde in einer einzigen Lehranstalt
verewigt und die Behörde zur Elgeu
tümerin aller Polizeihunde macht.
Vor Vollzeibunden hat das Ver
brechertum eine tiefe Scheu; die fr
aehärtcsten Verbrecher empfinden vor
dem unerbittlichen Instinkt, die diesen
Hunden den Weg ' weist, vor ihrer
andressierrrn geistigen Beweglichkeit
em unhelmuches Grauen. Tre Po
lizeihunde vermehrten die Kriminal
dramatik, die Schicksalsreihe der äu
ßeren und inneren Vorgänge, die sich
aus der Furcht des verfolgten Ver
brechers und aus der Bestürzung des
überraschten Täters ergibt. Nur bei
Polizeihunden erfüllt die Tierdres
sur einen ethischen Zweck, macht nicht
nur die Dreli,ur des ersten Tiers dein
Abrichten Freude, bewrgt der denken
de Dresseur die Ablichtung vieler
Thiere nicht allein nach der Dressur
schablone, als gelte es einer Sport
fertiakeit. Polizeihunde sind keine
Meutehuude, aber sie zeigen Korps
geist, wenn sie zusammen arbeiten.
Das sprachlose Tier, der Polizeihund,
leistet mrt den Organen seiner Ver
nunft und Sinne eine Entdeckerar
beit, die ihm der Sprachbegabte
Mensch nicht nachmachen kann. Die
j Arbeit harter Notwendigkeit, welche
ein Polizeihund volldringt, wird um
! so sympathischer, je hassenswerter den
! Verbrecher t, den er verfolgt und
! stellt. Polizeihunde sind sittlicher
j Tierliebe wert; denn nur der wahr
haft ehrliche Mensch wird den Polizei
Hund lieben.
Geschäftsmann. John
ny", sagte der Lehrer, wenn Ko
len $8.25 die Tonne kosten und du
bezahlst deinem Händler $33, wie
vici Tonnen wird er dir dann briu
gen?"
.Etwas mehr als drei Tonnen
Aber, Johnny, das ist doch nicht
richtig", sagte der Lehrer.
Weiß ich", entgegnete Johnny,
aber jie tun eö alle."
Franenelnfluö in der Kunst.
I
Daö Eindringen der Frau in die !
Literatur bespricht Herbert Stege
mann in der NationalZcftung: ES?
ist doch eine bemerkenswerte Erschei
mmg, dieses Ueberwiegen des weibli. t
chen Einflusses auf künstlerischem
Gebiete. Man blicke in die Theater. ;
Wer füllt sie? Tie Frauen. Wer
liest Bücher i Tie Frauen. Wer be
stimmt die Schicksale der Bücher, wer
macht den Erjolg? Tie Frauen. Matu.
braucht kein Misogyn im Sinnes
tnndbcrgs zu sein, um diese Zu
stände als nicht wünschenswert zu
empfinden. . Wie schwer und bedenk
lich es auch fern mag, eine sormu
lierts Analyse des weiblichen Ge
schlechte zu geben und in allen Er
scheinuugen die Gegensätze zwischen
männlich und weiblich festzustellen, !
das wird sich immerhin sagen lassen,
daß das Enipsindungseben und das
Denken des Weibes von dem öes?
Mannes gründlich verschieen ist, und
daß die restlose Erfüllung der Welt?
mit weiblichem Geiste aus den verj
schiedensten Gründen nicht im Jnter.s
esse der kulturellen Entwicklung zu
liegen scheint. Ter weivUchen? .
Kunst ist' von wenigen, sehr wc!
nigen Ausnahmen abgesehen eine
liebenswürdige Rührseligkeit und
Schwächlichkeit eigentümlich, unö
wenn auch die vramarvaiierenoe
Kraftmeierei und der dröhnende Bü-l
rassierschritt, in dem sich gegenwärtig '
manche Künstler gefallen, vom Uebel?
ist, 10 durste die behäbige Familien'
blattatmosphäre, die die meisten-
schreibenden grauen um sich her ver;
breiten, auch nicht gerade eine Wohl
tat sein. Noch jede Kunst, die ihren';
Namen mit Recht trug, ist irgendwie-,
von heroischen Idealen ersullt gewe
sen; sei es rm Sinne Schmers, der,,
in idealem Schwünge über diese Welt:
hinausstrebte, sei es, um einen Ani ,
tipoden zu nehmen, in der Art Flau
berts oder Wüdes, die diese Welt als.
ein wundervolles ästhetisches Schau'
spiel auffaßten und die komplizierte
sten Regungen der menschlichen Pstjj
che in einem goldenen Spiegel auf
fingen. Ter Idealist, der Artist
(wenn man diese Gegenüberstellun
gen noch gestatten will) find befrei
Helden insosern, als sie sich enti
schieden über die Alltäglichkeit erhe
ben, as sie neue Werte schaffen und'
neue Gesetze des geistigen Lebens urV
stellen. . . Die Interessen des Man
nes liegen heutzutage wie leider
festgestellt werden muß nicht mehr ,
auf künstlerischem Gebiete, und wenn'
er einmal in der Unruhe und Span!
nung seines Erwerbstreibens nach ei.',
nem Buche greift, so ist es meist ein'
Produkt des weiblichen Geistes, das,
seine ohnehin schon abgemattete und,,
einigermagen stumpf gewordene;
Seele noch mehr, als es fchon der'
Fall war, in den Dunstkreis Philister?
hafter Behaglichkeit einhüllt. 1 Eri
kommt allmählich ganz unwillkürlich,
dazu, die Kunst als einen liebens
würdigen Zeitvertreib anzusehen;
und so beraubt ihn die weibliche Li -teratur
letzten Endes der großen Er
schütterungen und Entwicklungen, wic
sie uns die echte Kunst zu geben der?
mag. Tie aber ist zu allen Zeiten,
das Vorrecht der Männer gewesen
und erst ein weiblicher Dante, Miche'
langelo, ' Goethe der Shakespeare'
wird mich in dieser Hinsicht eines bes.
seren belehren sönnen." ; - i
' , Primadonna entrüstet. f.
Geraldine Farrer ist auf imi
Kriegspfade. Wenn eine Primadon
na hinter einem her ist, tut man am
besten, fich die tiefste und dunkelst
Höhle auszusuchen, die es gibt und
dort zu bleiben, bis sie auf einem
andern 5lontinent ist, denn mathema'
tisch gesprochen, eine Primadonna iC
gleich zehn Wildkatzen. f
Eine New Jorker Musikzeitung hat
gesagt, Frl. Farrar und ihr Gatte
Lou Teilegen vertrügeil sich nicht
mehr. Sie seien sogar schon ge
trennt.
In einer temperamentvollen An
sprache an die Zeitungsbcrichtcrstat
ter hat dann die Primadonna er,
klärt, es sei kein wahres Wort an'
dieser Nachricht. Sie und Lou, der',
i ' i in Vicginien spielt, seien das
zärtlichste Ehepaa, das man sich den'
ken könne. Sie werden $100,000.
Schadenersatz nein $2' 0,000, nein
$500,000 verlangen und ,r Advokat,
habe die Papiere schon in Vorberei
tu-z. l
Auf keinen Fall kriegt Frl. Far'
rar aber $i00,000. Auch nicht $200,
UÜO und nicht mal $100,000. Tas
Paper", das die Nachricht gebracht'
hat, könnte den Betrag nicht auf
bringen, selbst wenn man von derf
zuletzt erwähnten Summe noch eimv
Null streichen wollte.
Eine Windhose rich-'
tete in Livland großen Schaden aiU
Tie Windhose hat ein Gebiet von IC $
Kilometer Länge und 2 bis 200,'
Meter Breite förmlich niedergewalzt. '
Sie nahm ihren Anfang in den ,
Bilsker Wäldern und hob sich dann ',
über die Gemeinden Sala, Plauk
ten, Alt-Ruike, Mittel-Plaukten
ten, Alt-Ruika, Mittel-Plankten,'
Gute Lohberg". ' Gebäude und .
Brücken wurden von der .Gewalt bei
Windes zerstört, " " ,, -