Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 28, 1918, Image 3

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    Das MMcn.
Novelle von Hrdwig Nicolay.
TaS Feld war weit und weib, so
wcijz linö leer, dab das Auge müde
wurde.
TaS wandernde ,.. Mädchenauge
kehrte auch zurück zu der halbdun.
keli, Ctube init dcn altmodischen
Miiklu, ivo die alte Pendüle auf
stamm ihr leises Ticktack hören
..fz, wo die Lichterfrona aus Por
zellan von der Tecke hing und der
alte Mann auS einem alten Buche
vorlas, wobei die alte Frau minus
gesetzt ein Strickzeug bewegte.
V Alles war heimlich und traut in
der Stube, wie 'überhaupt in dein
ganzen uralten Gutshauje, und doch
pochte das Madchenherz oft jo wild
und verlangend , und wünschte sich
hinaus in die schöne Welt, wo es
etwas anderes zu sehen gab als das
Feld und die Heide. Denn ob sie
brau oder weiss war, eS blieb doch
immer dieselbe trostlos öde Heide.
Traute ist -kein Hcidckind," sagte
Peter Ambach, der daS heimliche
Sehnen der blauen Augen richtig
zu deuten verstand, sie will immer
lmislnö: ' ciöcfmdcr lieben i!ir.1
Scholle."
Sie ist ei Prinzebckien," meiste
'..... 0-f, . ..... u-Ti.
oiuti VUIIIM wiu iiiiuj ievevvu
iiber das schwere goldblonde Haar
: lieblichen Mädchens.
Traute war auch kein Hcidekind,
und die Anibachs hatten feine El
lernrechte an sie.
Vor zwölf Jahren war eine Frau
an der Tiire des Gulshauses erschie
nen, wo sich der ehemalige Schisss
kapitän Peter Ambach, nachdem ihin
ein Stück vom Bugsprit das ttnic
zerschmettert, als jricölicher Land
wirk niedergelassen hatte, ' und wo
hin ihm seine späte Liebe gesolgt
war.
Eine grofcc, dunkle Frau mit ei
nein Kinde auf dem Arme war über
die Schivelle getreten;- und nachdein
sich die Fremde, wie in grober Er
schöpfung, einen Augenblick an den
Türrahmen gelehnt, hatte sie den
dichten Schleier zurückgeschlagen, der
ein bleiches, verhärmtes Gesicht frei
gab.
Frau Johanna ahnte nicht, was
kommen würde, als ihr Gatte mit
bebender Stimme einen Nainen aus
rief: Judith!"
Was zwischen der Fremden und
ihren, Peiec gewesen war, wußte die
Gattin nicht, ie sprachen so selten
von alten Zeiten; aber als die blei
tip. vau mm in miibcin Ton u
sprechen sttzing: .Ich habe cö nicht
gttslscn kn meinem Mami, wie ich
dachte, statt Glanz und Freude fand
ich Jannner und Äotl rdaimiie
mich nicht, Dtter, dazz ich uu,er Ber
löbnis löste, als du auf dem Welt
meec schivammst;' ich habe schlecht an
dir gehandelt, und ich bin hart ge
straft dafür". da wußte Frau
L,o''anna Bescheid.
' t blidte zu ihrem Peter hin,
der l,Mchtig die 'Pfeife stopfte und
ivbei init schwerer Letoning sagte:
.Ja, R es hat wohl so ein lollenl
Judith Mansfeld wollte nichts
' it sich selbst, sie bat nur für das
eine vierjährige ttind auf ihrem
.Tül. -
Die anderen schlafen da und
mt,soo uns das Geschick hinwarf,"
,ag!e sie. TaS Trautchen hier geht
nur auch verloren in der bitteren
Not. N'inmt. du es auf für einige
Zeit, Peter; du hast nur damals gc
sagt, wenn ich etwas brauche, sollte
! if uii uuij vgiutu. tiue niL UUJ
rüiina auf, bis Ich es pcsier durch.
bringen kann, mal miicn doch bei
jere Zeiten kommen."
Peter Ambach sah m das klemc.
schmale jtiüdergesicht, und ohne sich
Im bedenken, nahm er die Kleine
kund legte sie seiner Frau ans Herz.
l'Dicie packte ihre geonen Betten aus
fbet Truhe und bereitete für das
Würmchen ein Lager, auf dem' sich
ein Enaksfohn hätte strecken'könnei
Sie horste, es wurde schon hinein
wachsen.
Und es wuchs hinein! -ES wuchs
gesund und kräftig auf und wurde
groß und schlank. Wie ein Sonnen
strahl schien es unter den Handen
der beiden alternden Leute einporzu
schieben. Aber es blieb etwas Fei
es, .AparteS an dein Mäocheiv et
was, was sich nicht in die Art und
Weise der Kinder des Dorfes schick
te; jedermann hatte sie gern, und
bald hieb sie überall nur das Prin
zebcheil.
Priiebchen war immer fröhlich,
.nur wenn die Tämmerung nahie,
scklick sich etwas Seltsames in ihr
juacci Herz, eine unbezwingliche
".Ansucht nach fernem, unbekann
fiem Glück, das nicht bis hierher in
Heide kommen wollte. Und
. ., ..... . . , cm....
eines ißges iam es oocyi su-uui-ItenZ
schien es Traute so, als ob es
das Glück wäre.
Eine Nutzche kam vor U Haus
gefahren, aus der eine verhüllte
Tame fchlüpste. Mit sicherem Schritt
kam sie durchs Gittertor, ösfnele die
Hauttür und trat schnell ins Zim
wer. i!s war Judith Äanöfeld.
Traute starrte erstaunt auf die
Fremde, die sie einfach in den Arm
nahm und kühle, die für Peter und
Johanna allerlei Geschenke auspack
te, die von Dankesgesühlen sprach
und davon, dajj sie gekommen sei,
um seht den Quälgeist heimzuholen
in ihre grobe Wohnung in der
Stadt, wo eS ihr endlich -so gut
ginge, wie sie es sich immer ge
wünscht habe.
Sie redete noch viel, was Traute
Nnd auch Peter und Johanna nicht
verstanden, aber das verstanden die
beiden alten Leute ganz genau, das.
ihr Kind,' -das ihnen .in den zwölf
ayren wie ein eigenr an iqr Perz
geivachsen war, in Hellem Entzücken
aufjubelte, alS eS hieb, die elegante
Fremde sei - ihre Mutter, und sie
selbst solle nun fort auS der einsa
men Heide in eine grobe Stadt vol.
ler Menschen und Sehensmürdigkei
ten.
Sie ist kein Heidekind," sagte
am anderen Tage Peter Ambach niit
schwerer Stimme, als der Wagen
mit dem Liebling davonrollte.
Trautes Augen leuchteten trotz der
bitteren Abjchiedsträncn, die ihnen
entquollen.
Frau Johanna schwieg sie sah
mit verschleiertem Alick dem Fuhr
werk nach, bis es im Nebel am Ho
rizont verschwand, und packte dann
Frau Judiths mitgebrachte Herrlich
keiten still in die Truhe.
Am Nachmittag kam ein .großer,
flachshaariger Jungling: er trug
vorsichtig einen ' verhüllten Gegen
stand.
Ist Traute nicht da?" fragte er.
Die ist fort," antwortete Peter
Anzbach, fort für immer!"
Aber Frau Johanna sagte mitlei
dig, als sie des jungen Menschen
tief erschrockenes Gesicht sah: Ihre
Mutter tarn gestern plötzlich an und
hat sie uns weggeholt nach der
Stadt. Komm, mein Junge, fetze
dich, ich werde dir etwas zu trinken
geben." .
Traute ist fort," kam es stockend
von Walters Lippen, und seine gro
ben Augen wurden noch gröber und
runder,
Fort für immer," , klang es wie
ein Tonnermct in sein Ohr, und
ohne noch einen Laut zu lagen,
stellte der Jüngling das Etwas, das
er gebracht hatte, auf den Tisch und
lief fchncli hinauf in die öde, weihe
Heide, in der, eine halbe Wegstunde
entfernt, sein Vaterhaus stand. 5r
war dcS Gutsnachbarn einziger
Sohn, der wolf Jahre lang Tran
tes treuer Kamerad gewesen und
nun gekommen war, um ihr sein
Abschicdsgeschenk zu geben, bevor er
sein Militärjahr in einer fernen
Gauiizon abdiente.
Peter Ambach hob das Tuch auf
und iah das zierlich aeichnitzte Mo
dell'' eines Schiffes, öaö Walter
Overbeck als HandarbeitS oder
Schmuckkästchen für die Freundin
selbst angefertigt hatte. Im Innern
war es ,n venchicdene wacher ge
teilt, und am Backbord' des Schiffes
stand mit roter . Farbe Trautes
Name.
Traute lebte nun im Hause ihrer
Mutter. Tiese hatte jich nach dem
Tode 'ihres Mannes, der gleich -ihr
der BühnK angehört hatte, nach vie
lcn Mühen und Enttäuschungen auf
den wcltbedeutendcn Brettern 'der
Kleinstädte endlich eine Position in
der Grobstadt errungen. Sie fand,
dab ihre Tochter, die fich aus ihrer
Einsamkeit plötzlich -in eine interes
sante Sphäre versetzt sah, noch an
allen, Ecken behobelt und geschliffen
werden mubtc, und da sie wünschte.
Traute solle sich ebenfalls der Bühne
zuwenden, gab sie ihr selbst Unler
richt in ihrer Kunst.
Tas junge Mädchen zeigte auch
Lust und Talent und wurde alle
Tage schöner. Bei ihrem ersten 5De
but in der brctterncn Welt nahm jie
sich wie das Prinzebchen aus, das
sie im einsamen Haus in der Heide
gewesen war.
Sie hatte auch' das Heidehausnd
die Pslegeeltern nicht vergessen, jon
dcrn schrieb herzliche Briefe, die
Frau Johanna sorgsam verwahrte.
Manchmal standen auch Grübe für
Walter Overbeck darin; aber der
war schon langst mit dem Soldaten
jähr fertig und studierte auf der
landwirtschaftlichen Hochschule in ei
ncr fernen Stadt.
Mehr als ihr Talent und ihr
Können zog die Anmut und Schön
heit Prinzcbchens die Besucher inö
Theater: und die Mutter sowie der
Direktor konnten mit der jungen
Künstlerin zufrieden sein.
"Nicht lange dauerte es, da sprach
man über das ungeheure Glück des
jungen BiädcheM Ein Prinz der
Nebenlinie des regierenden Hauses
sollte sich mit ihr verlobt und die
Hochzeit schon festgesetzt haben.
Traute sollte' nun eine wirkliche
Prinzessin werden!
TaS Theater war gedrängt voll,
denn die reizende Braut sollte zum
letzten Male auftreten, bevor sie ,nS
Privatleben zurücktrat, um auf je
ner anderen Bühne zu glänzen, wo
nicht weniger Schauspielkunst nötig
war als hier. Nach der .Borstel
l.un5 war beim Prinzen ein Fest
ci.gesagt, und die Gäste verwünsch
ten die Länge des Stückes, daS die
junge Braut fesselte, während die
.'Zuschauer im Theater immer wieder
der entzückenden Erscheinung zuju
bellen.
Trautes Zluaen suchten in der
I Logc den Geliebten, doch 'als jie ibn
nirgend erblickte, fing ih? Herz mit
einem Male unruhig zu klopfen an.
Ta wurde ihr in der letzten Pause
ein Billett von ihm überbracht, und
als sie eS gelesen hatte, war ihr zu
mute wie jenem König aus dem
Morgcnlande, der daS Haupt in ein
Wasserbecken taucht und sich plötzlich,
auS Macht und Glanz hinausgeslo
ben. als Bettler in der Wüste sieht.
TaS Briefblatt enthielt die'Wor
tc: Teuerste Traute! Sehr bedeu
tende Spielschulden zwangen mich,
die Hilfe meines BaterK-in Anspruch
zu nehmen, der eine standcSgemäbc
Verbindung zum Preise seiner Un
tcrstützung macht. Ich bin demnach
gezwungen, die ältliche Prinzessin
Weibensiein zu heiraten, hosfe indeö,
dab dadurch in unserer Freundschaft
keine Aenderung hervorgerufen
wird, und dab Sie, teuerste Traute,
dennoch heute bei meinem Feste er
scheinen!"
ArmcS Hcidekindl Tas also war
daS Glück, das du crtrännü hattest I
Der Geliebte ein Spieler,, der jich
selbst dem ungeliebten Weibe vcr
kauft und auch, dich zur Ehrlosen
stempeln will!
Traute schlug die Hände vor das
Gesicht. Ach, war denn das alles
Wahrheit und kein böser Traum?
In ihren Jammer hinein tönte
die Glocke des Inspizienten, sie
mußte wieder hinaus vor die tau
send Augen des Publikums. ' Sie
tat'S und übertraf sich felbst im
Spiel.
Als der Beifallssturm noch daS
Haus durchbrauste, warf jie ihren
Mantel um und lief wie gehetzt
hinab auf die Siabe, dem Sturm
entgegen, sie wubte selbst nicht- wo
hin.
Turch ihr wunde Herz schwirrte
ein Lied, daS sie manchmal gesun
gen, olme zu ahnen, dab es einmal
für sie selbst passen könnte.
Wär ich geblieben doch auf meiner
Heide, .
Tann hätt' Zclz nulzts gemußt von all
dem Leide,
Wär' ich daheim doch nux, wär' ich
geblieben,
Tann hätt' ich nichts gewußt von all
dem Lieben...."
Sie wußte nicht, wie lange fix
schon gelaufen war, als sie plötzlich
hinter sich ihren Namen rufen hörte.
Sie wandte sich um und sah in
die großen blauen Aigen eines hoch
gewachjenen, flachsblonden Mannes.
tonnst du mich Glicht mehr,
Trautchcn?" fragte er mit einem
Lächeln, das Freude und Schmerz
zugleich spiegelte. Es wäre kein
Wunder, wenn du mich vergessen
hättest, denn ich bin nicht berühmt
geworden wie du."
Walter," fummelte Traute mit
bebenden Lippen, du bist cs, Wal
ter Overbeck!" -Ja,
und um deinetwillen bin ich
jetzt hierher gekommen," cntgegenete
er. Ich hatte mir geichworen, dich
nicht eher wiederzusehen, als bis ich
ein Zerti r Mensch geworden fei;
aber du wartetest das nicht ab, denn
du sollst ja die Braut des vorneh
men Mannes geworden sein.
Ach, Walter stöhnte Traute .in
brennender Qual.
Ich habe meinen Schwur gehal
ten," fuhr der junge Mann fort,
denn heute bin ich Herr auf unse
rem Gute geworden; Batcr will sich
zur Ruhe setzen, da er keine Freude
am Schassen mehr findet seit der
Muttep Tode. Morgen geht's in die
Heimat. Ich war im Theater und
habe dich bewundert, und als du die
Buhne verließest, stand ich auf und
ging fcn den Ausgang, um dich noch
einmal in der. Nähe zu sehen. Als
ich dich dann so wild fortstürzen sah,
bekam ich Angst um dich und bin
dir nachgeeilt Traute " er trat
dicht an sie heran, wenn du mich
brauchst, o bleibe ich hier trotz mcr
nes Baiers Ruf."
Ta stieg mit einem Schlage vor
ihrer gequälten Seele das alte Her
dehaus mit der tiefen, behaglichen
Wohnstätte und den beiden treuen
Menschen darin auf, und wieder
schwirrten die Worte des 'Liedes
purch ihren Sinn.
Walter," rief sie unter hervor.
stürzenden Tränen, nimm mich
mit! Bringe mich sort von hier, wo
alleS Trug und Lüge ist! Ich möchte
wieder hekln in die stille Heide, wo
ich so glücklich war, so glücklich!"
Als die Bienen ,m Sommer jum
mend über das Heidekraut .schwärm
ten, blickte' ein schönes Mädchen zum
Torfe hinab, von wo ein blonder
Mann den Pfad heraufkam.
Hinter ihr fas; Frau Johanna
und strickte und lächelte dazu, und
Peter Ambach mit dem eisgrauen
Haar und dem steifen Fuße, der .an
den Bienenstöckchcn c'.nsiz hcnnnba
stelle, lächelte ebenfalls.
Nun, Trautchen," fragte der
blonde Mann, ihre Hände sanft er
greifend, hast du dich besonnen?
Was sagst du, Prinzcdäzen?"
Ta stieg in das Mädchcnantlitz
leine holde Röte. ' Was waren .die
Wz . .(... Tr . . : .. - v . - V o .. .
sunieinurii cie nie, nie vit .iuiiiii
des Bühnenlebcns m , ihren Hals
gewunden hatte, wa? war daS Licht
der Flammen dc? ThcatersaalcZ ge
gen den tiefen Glanz dieser ehrlichen
Männeraugcn!
Sie warf sich an seine Brust, und
mit einer Stimme, die ihm biö ins
innerste Herz drang, sagte sie: Ja,
ick will deine Frau werden, Walter,
denn ich liebe dich, und ich will nie;
wieder fort von der Heide, denn ich'
weib jetzt, dab daS Glück süc mich'
nur hier zu finden ist." j
TaS alte Paar hatte diese Worte'
verstanden. Peter Ambach nickte sei
ncr Johanna zu und sagte stolz und.
herzlich: Sie ist doch ein Heidekindj
unser Prinzebchen.. ein echtes; und
H bist so sroh. dad sie die Scholle
h"? I'cbt, die ,ie nach nö einmal.
besitzen wird!"
Träumende Tiere.
Wie beim Menschen bedeutsame
Vorgänge und Eindrücke noch im!
Schlafe nachzittern, soge,ch,eht eS
auch bei den Tieren, das heibt sie
träumen. Bejondcrö aunallig trau
men die Vögel in den Zngzciten
wenn der ganze Organismus und
daZ Nervcnlcbcn derselben wie
aufgewühlt" erscheinen. Gefangen
gehaltene Vögel befinden sich dann
nicht allein im wachen Zustande in
grober Erregung, jondcrn auch im
Schlafe bewegen sie unruhig Fübe
und Flügel; von Zeit zu Zeit cr
schlittert ein Zittern den Körper,
elbst unsere gezähmten Wasservö
gel, Gänse und Enten, machen nicht
selten inlraum die Nudcrbcivcgun
gen, 5kanarieiwögel flattern plötzlich
im Schlaf auf, lassen ein Piepen"
hören oder-singen sogar, um schrill
abzubrechend . Papageien sprechen
Worte. Nach Acchstein wurde ein
Tompfaff während des Schlafes von
einem solchen Entsetzen besallen, dab
ihn die Besitzerin aufwecken mujzte.
Er fiel auch von der Stange, was
nicht Zelten bei schlafenden Wgeln
auch in der Freiheit geschieht, beru
higte sich aber schließlich aus Zure
den feiner Freundin. Taß Pferde
im Schlafe erzittern und wiehern,
weiß jeder Knecht; besonders lebhaft
auch träumen die Hunde, ja, mau
ivill aus ihrcii Träumen sogar
schließen, was sie träumen. Spür
Hunde träumen besonders viel und
lebhaft. Auch kennzeichnen sich bei
ihnen im Schlafe gewisse Bcwcgun
gen: Wedeln des Schwanzes, Heben
der Nase, Hervorstrecken der Zunge,
Kratze mit den Pfoten und ähn
liche. Neufundländer, die bekanntlich
sehr wasserliebciid sind, machen in,
Schlafs Schwimmbewegungen.
Wie der Name .Rothschild" entstand.
Ter Name Rothschild", der jetzt
in ,der ganzen Welt wiederklingt, ist
noch nicht sehr alten Ursprunges und
hat seine eigentliche Entstehung der
Stadt Hannover zu verdanken. Es
war im Jahre 17;0. als der alte
Maicr Arnjel Nothichild, der Grün
der des Hauses, in Hannover beim
Bankier Oppenheim arbeitete. Hier
lernte er den General von Eötorfs
kennen, dem er seine ganze spätere
Laufbahn verdankte. General von
Estorsf machte ihn nämlich mit dem
Landgrafen Wilhelm IX. von Hei
len bekannt, der mit dem Rothschild
in geschäftliche Beziehungen trat.
Turch diese Geschäfte verdiente Roth
schild soviel, dab er im Jahre 1770
in Frankfurt a. M. in der Juden
gasse No. 2 ein eigenes Haus kau
sen konnte. Hier machte er ein Bank
gcschäft auf, das den Grund zu dem
Reichtum der Familie Rothijchild
legte, der schon sprichwörtlich gewor
den ist. Die Entstehung des Namens
hängt nun mit diesem Geschäft aufs
engste zusammen. Tas Geschäft hatte
nämlich ein rotes Schild, auf dem
die Bestimmung des Ladens oer
zeichnet .stand. Als nun kurze Zeit
darauf Kaiser Josef II. allen Ju
den im Teutschen Reiche befahl, ei
nen Familiennamen anzunehmen,
nannte fich der Besitzer' des Ladens
Juöengasse No. 20 Nothschild".
Mißverständnis.
Der Spötzijockelbauer läßt seinen
ohn Baukunst studieren; einmal
komint der Spätzijockele senior nach
der Stckdt, betritt das Zimmer kl
nes abwesenden Sohnes und findet
ein uch, , den, er blättert. Plötz
lich stößt er auf eine Kapitelüber
fchrift: Die korinthische Säule
No, wegerlel" sagt der Spätzijockele
ganz erfreut, , nume reut mi'jch
Geld nit, jel i weib, as mei Jockcle
da au vo der Landmirtschast was
lerne tut. I wcisch wäger nit, was
de korinthische Säule vor c Rasse
lind, aber (senile jind s echt do!"
VonPapaabgelaufcht.
Lehrer in der' ReligionLstunde zum
Schüler: Kannst du mir jagen.
warum Komg Salomo der Weise
genannt wurdet
Fritzk Ja, weil er aleickneitia
mehrere hundert Hausfrauen in
Ordnung .halten konnte, und Papa
sagt, es gehört schon ein tüchtiger
Mann dazu, bloß auf eine aufzu
paffen.-
Ein naiver Sprachfor
fcher. Tümmle: Woher kommt
, ... c rti ' I Öl.., .
woiß die wjciumuig noigaiors,
für Matrosen?
G'fcheitle: Tas ist doch, sehr
klar! Wenn ein Matrose im Hafen
einem zweiten begegnete, so frug er
ihn: Na, wie geht der'ö?"
'Gcnialitüt lieg Körpers.
Bon Emil Ludwig.
ntn Mem und Voreltern
i,,, intriiVf honett s
kul
Hoch.
mut fie lütcn an filtcc Ueberjchät
se, Gerechtigkeit im allaemei
nen, die speziell durch die verblüf
fend fchnclle Heraufkunft jener Er
findungen und Entdeckungen ge
nährt wurde, die die erakten Wij
ipnfrfirtfh'n pmiiislliditcn. Nalio
niimis. her mit dem Ausblühen
dieser Wiffenschasten korrespondierte.
den Physiker gottähnlich gemacht
oder doch zum wissend lächelnden,
gekrönten rex mechanieus. Man
kennt die beiden groben Rückschläge;
neu aufspringende metaphysische Lei
denschaft und Wiedcraufdämmern
mystischer Gewalten sind die Zeichen
unserer Jugend.
Eine dritte Reaktion wirkt viel
leicht noch mehr in die Breite: das
Wiedererwachen des . Körpcrgefühls.
Die vorige hiencration fühlte sich im
Besitze der Geheimnisse des Lebens,
in einein Grade, wie nur theoretische
Geistigkeit das vermag, die den,
Leben fremd geblieben. Die gegen
wärtige, auch in dicfcr Rücksicht
glücklich anglisiert, fängt an. die
Haltung über den Geist zu stellen,
und die Leidenschaft ihrer Besten
gilt weniger den. Wissen als der
Schnelligkeit, weniger den Tatsachen
der Luft, des Wassers und der Erde
als ihrer Ueberwindung. Der höchste
Ausdruck gespannter Menschenkräfte,
das Genie selbst rückt nun ins Ta
gcslicht des Körperlichen. Eine er
höhte Bildung im Physischen, eine
Passion für ie Ausarbeitung des
Dynamischen hat neue Ziele des
Ehrgeizes geschahen, deren Erringer
mit wahrer Macht belohnt werden.
Die Lorbeeren, die den Inhabern
der Weltmeisterschaften blühen, sind
nicht so elend, als ihre Gegner, die
Inhaber der geistigen Zentralen.
mit leicht enthüllbarcm Neide sie
darstellen mögen. Die groben Reiter,
und Fahrer, die Flieger, Ringer und
echter sind wirklich heute die Kö
nige des Lebens, und wer einwen
bet, dies sei von außen gesehen, ver
gibt, dab, wer von Macht spricht, die
AUMve Y, von aubcn zu fehen,
Tas alles liegt am Material.
Tics Material, in dem die Künste
ler des Varietes arbeiten, die sich
bezeichnenderweise Artisten nennen.
ijk das edchte: der menichliche Kör,
per. Aber er ist. es in einem stren
gcren und unerbittlicheren Sinn für
sie als für die Schauspieler. Man ist
Schauspieler wörtlich mit Leib und
Seele. Körperkiinstler aber ist man
allein mit seinem Leibe, und weil
nur er eine Gewißheit darstellt, sind
diese Menschen eindeutige,, naive
Naturen. ' Sie allein bilden ohne
jedes Hilfsmittel, wortlos, Material
los, nur mit ihrem Körper sagen sie,
was sie der , Welt zu sagen haben.
Woher kommt es, daß die beiden
stärksten Klassen: geborene Künstler
und geborene Aristokraten diesen
Künsten so leidenschaftlich zuzusehen
lieben? Und woher, daß selbst die
Bourgeoisie, sonst, so schal oder gie
rig, von einem klassischen Trapez
ljinstler zu einer Beklemmung ver
urteilt, zu einer Spannung gedehnt,
zu einem Beifall hingerissen' wird,
wie er nur je ein Theater durch
brauste? '
. Der Maler, der Plastiker werden
init kühleren Augen bewundert, die
Verehrung des Publikums wird ein
geschränkt durch ein dunkles Gefühl:
wer gründlich den Marmor behauen,
die Farben reiben lernte,, der mag
dann wohl Bilder und Statuen ma
chen, wie ein tüchtiger Hochschüler
schließlich Brücken baut. Vor dem
MusikVirtuosen steigt die VemundL
rung: die Leute sehen ihn am Werk
und müssen denken: mit diesen zehn
Fingern bringt er die herrlichen
Töne hervor.- Aber da ist es das In
strument, dessen er bedarf und dessen
Anblick das Erstaunen mindert.
Noch stärker wirkt auf den Naiven
der Schauspieler: er braucht nur die
Kehle und Zunge, den Leib und die
Arme, die wir alle haben, und
bringt doch mit diesen Gliedern
Werke hervor, deren Verehrung' nur
noch der Gedanke schwächt,-daß er
nach dem Diktat eines unsichtbaren
Tritten fpricht und agiert.
Der Körperkünstler aber, steht auf
der Bühne, und all sein Schweben
und Klettern, fein Steigen, Fallen,
Hängen, Tragen. Rennen und
Schwingen macht er mit ebendiesem
Organismus den wir alle, die un
ten fitzen, in gleicher Anlage in uns
spüren, und er macht es als Herr,
ohne übergeordneten Meister. Mit
Vliedmaßen, die wir prinzipiell eben
u bewegen vermögen, vollbringt er
inrze uo umoreyungen, Sprunge
und Balaneen, deren Nachahmung
den Dilettanten lächerlich macht.
Gerode die unter ihren Zuschauern,
die den menzchlichen Korper am be
sn studiert, wie der Plastiker, oder
- ,l..l. I. - u w. '. - V . -. j .
v."vt yuwn wie utc c-peumann
und der Offizier, bewundern diese
Seiltänzer und Luftspringer, diese
Schlangenmenschen und Jongleure
am tiefsten; sie kennen die Schwie
rigkeit. Zur Deutung dieses Phäno
menS ist wichtig, daß außer den
Schauspielern .ur die Artisten vor
den Augen und, Ohren des Publi
kums produktiv sind. Die fertige
Dichtung, gedruckt und wohlgebun-
ocn, wirir anonym, oas no, ge
rahmt und aufgehängt, selbst die
ympyonie. die jcheinoar , nur am
Schnürchen vorgeführt wird, geben
nur den Erlesensten die Möglichkeit,
im Geist das fertige Werk nachzu
schaffen, den Weg deS Produzieren
den rückwärts m neben, ene aber
wirken nur durch ihre Gegenwart.
produzieren fich, wie die Sprache
verrät. Darin aleicken iie dem Red
ncr und dem Sänger, und darum
vermögen alle drei starker zu wir
ken als iraendein Künstler sonst eS
je vermöchte. Diese Sichtbarkeit sei
ner Produktion macht den Artisten
aber nickt wie den Scliauivieler n
einem Leidenden, den eine Scham
losigkeit niederdrückt, zu der cr tag
lich sich verurteilt fühlt. Ter Artist
ist heiter (er kann persönlich brutal,
melancholisch der fonstjein, wie er
will), denn seine Kunst ist ganz nutz
ws. An oicier leu? vermag auch
der moralischste . Aeslhctiker , nicht
mehr Maximen und Reflexionen in
den Begriff der Kunst einzupressen.
Wenn der Artist tertia iit. stellt er
ans demselben Fleck, ist genau der.!
jetve, hat nichts verloren und nichts
gewonnen, war nichts als die Er-
inzeinung einer Nummer , cin
Traun, von zwanzig abgezählten
Miuuten, die Phantasmogorie einer
halben kturfde. Alles, was er dort
oben, getrieben, war schlechthin vol
lendet. Er ist der einzige unter allen
jtuniuern, der aus Prinzip nichts
Unvollendetes bieten kann. Seine
Kunststücke nehmen an Schwierigkeit
zu, obwohl das erste meist schon
schwieriger war, als der verwöhnte
Dilettant oa unten ahnte. Nichts
darf ihm mißIngen, und beim alten
Nenz war als Hausgesctz an allen
Pforten angeschlagen, dab jeder
seine Sackie jo lange vor dem Pud
likum wiederholen müßte, bis sie
ihm völlia aelunaen. Man idilrmp
dies Plakat an die Bühneneingänge
oer mooernen yeaier und warte,
welcher Dramatiker cs wagen wird,
erhobenen Hauptes einzutreten.
Wahr ist freilich: alles Geistige ist
von Natur unvollkommen, das Kör-
perliche kann vollkommen fein; offen
eine tochaie, öaraus unablanig
Flammen und Dämvke nack oben
streben, vollendet rundet ein Ball,
leicht zu jeder Hohe menichlicher
Macht zu schleudern. Was aber die
Geistigen gegen das Geuie des Arti
sten eii.wenden, das ist: nur in sei
ner: Spezialität jci r, beinerkens
ufert, im übrigen ielir einieifia uns)
strohdumm. Wie viele aber von den
Meistern der sechs anderen freun
Künste sofern nian iene von her
Tanzkunst abstammen lassen will
roic viele ,,nd das nicht? Geben sie
dafür in ihren Spezialitäten Vollen
detes? Woher nimmt man den Mut,
die einen hinter die anderen als
Subalterne zu rubrizieren? Wer
eimvarj Cicje Rangliste? . "
Der Artist bringt die Mechanik
menschlicher Oraane: der N,i,w unh
Arme, von Kpf. Mund, Augen,
vca,e uno hren zur BoLendung.
Erfüllt er nicht die Forderungen des
emes an ,ich selbst: menschliche
amgrenen ourq Züchtung zu über
treiben? Auch jene andere, hunf!?
Formel des Genies: sich Schwierig
leueil zu ichanen, um jie zu über
winden, deckt er ganz und gar. In
ihm, ö. h. in seinen höchsten Exem
plaren ist der Dämon - jo leiden
schaftlich am Werke, wie' in irgend
einem Meister der Kunst. Mit blo
bem Muskelspiel, mit monatelangem
Training ist' di noch nichts getan.
Zuweilen streben die unterirkiick"
Mächte an die Oberfläche. Diese
Abenteurer stellen sich nicht blob je
den Abend an. den Rand des Trt.vs.
brunnens, zuweilen fahren milde
Lchreie aus ihren Mundern, sie ru
fen sich selbst u, stählen' sich, reißen
einander. Uyd schweben dort auf
oem eiie in gleichen Trikots Män
ner und Frauen, dann wird bw
Stunde noch zauberischer, denn Inan
Mt mit Äugen, w:e die Geichlech
ter, die jid) zu zerstören drohen, nur
Ipieien.
Wenn solch ein Nameiilowr. tinHsi
dein ihm das Äeukerste aehmnrn
was in diesem Betracht- der Mensch
rieru.-... nai atemlos, inntcnfi mit
rirrent Lachen vor den, vielköpfigen
umier verveugt, das ,hn bezahlt:
oann iit was van der Benommen
heit des Künstlers in ihm, der dem
Beifallrauschess , ' aus Erschöpfung
nicht mehr zu lauschen vermag, von
dem er doch so oft geträumt. Tann
it er der Uun,tle,, drn, ist er der
Geuiuo. Von dem llua inö Unmoa.
liche ist er gelandet, verwirrt und
noch ,m raum lenieitiger Welten
sieht er sich an dieses User verschla
gen, wo die Gesetze einer Schwer
kraft gelten, die er für Minuten
gottähnlich aufgehoben.
Schau sielergespräch.
He, Herr Kollege, wann treffen wir
uns denn heut abend zi, einem But
telchen Rotsoohn? Ich sterbe schon
um neun.
Das bedaure ich; ich .nehme erst
um zehn noch Gift."
, iha, oann alo aea.cn haiö elf.
HumorWchcS. ;
Die Luftkur.
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' : ...
Aaron hu MoskZ. der einen sehr iV
selten Regenschirm aufgespannt trägt):
.Moses, wotzu machne 'ne Luzilurz
Wie? Ich?"
Aaron: Na. Du! Als De doch hast
sogar 'n Schirm mit Ventilation!" i
j Einzige Gefahr.
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" Trinker (der in's Wasser gefallen):
Auswendig vertrag' ich's schon wenn
ich nur nix schluck'!"
Land st reich er Humor
Erster Landst.reichcr: ,,Nanu, Du
hast ja heute ganze Stiefel an?"
Zweiter Landstreicher: Ja, der mo
deine Luxus wirft auch iu unfe
Kreise seine Wellen." y
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N u r ixm m e r g e m ü t h l i ch.
A. (Herr, der im Wortwechsel Ka
meel genannt wurde.wuthschnaubend):
Mein Herr, Kamcel Kameel das
ist zu viel.
B. : Na, ich habe nichts dagegen, bitte
suchen's sich halt a anderes Viecheil
'raus. i " .
Wenn an den Wadeln
Nix ist zu tadeln.
Lernen die Modeln
tantaped ' Radeln.
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