Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 16, 1918, Image 7

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Da I Mmgenhäubchen ist Ine JBetfeinenmij b so nützlichen Ltaubhaub. nur iaß man, für da fflorrten
Häubchen da 'einst Material, wi Seide, tla. Nch und art Gewebe benützt, und dieselben mit Ban
dern. pttzen und Vtickereie schmückt.
Ei kennen demnach Ihr Norgenbäudchen ganz nach Ihrem Geschmack machen und dann die Vorlag an
bringen und fi in irgendein Barde sticken, die Ihnen besten usaat.
Ich habe kein viorgenh.ubchen gesedn. da o reizend war Ö eine, da au grau weich Leide. fafc
tverk'grau hergesteNt und Wundervoll nach du vorlag gestickt war. Kosasarbene fflocken waren venvan
norden, und die Löcher war in französischen Knoten in ilber ausgeführt. Dann waren die Spitzenenden mit
Gtlber und rosa verziert, um die ßarbenauSführuna vollständig zu machen. ,
Diese Vorlage kann jedoch auch für ein Ltmchhaubch verwaM werden. ßstc diesen Zweck bürde ich
graue Leinwand empfehlen. ffiir gefällt grcm, weil den Stmrb nicht zeigt. T können mit weiß od
blau ver,inn Na hat Wohl hädsche Häubchen au Netz, aber t ist fast unmöglich, solche frisch und in
erhalten. Buch kann man da Häubchen cm farbiger Seide Hechellen und man hat dann in sehr hübsche
pleisehäubchen, da man nacht im Schlafwagen gebrauchen kann. Die LerAierungen sollten von der gleiche
garbe sein und selbstverständlich sollte da Seidenkleid au demselben Stoff bestehen.
Haubchen sind reizende Geschenke und machen al solck viele Freude. Daran sollte Ve denken, tot
Cie in die Sage kommen, Bräuten und jungen Frauen ein Geschenk machen zu wollen.
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im Sprichwort
- DaS Brok. dieses wichtige Volksnah
kungSmittel,sp!elt in der Redeweise dcS
BolkeS eine große Rolle. Eine ganze
Reihe von Cprüchwörtern und Redens
arten, von denen die folgende Zusam
menstellung eine Probe geben joil, zeigt
dieS.
Wer .zwischen Bcotschrank und
Milchkammer groh geworden" ist, kann
im allgemeinen froh "fein. Aber er ist
auch manchen Gefahren ausgesetzt.
Mancher verlernt dabei, über den Brot
schrank hinaus zu denken", und kennt
schließlich keine höheren Ideal? und fpä
ter noch tut .er bloss des Essens wegen
allcS der .holt", wie daS Sprüchwort
sagt, .einen Bissen Brot selbst aus dem
Feuer oder gibt vieles .bloß für ein
Stück Brot' hin. .Um Brot ist ihm
alles feil". Gar mancher wird auch
.üppig": .Die Brotkrumen stechen ihn".
Mit einfachem Brot ist er nicht mehr
zufrieden: .Wenn man ihm schwarzes
Brot schenkt, dann will er auch noch gelte
Butter dazu". ES ist gut. solchen Wen.
schen .den Brotkorb höher zu hängen",
denn im Leben muß man .mehr lernen
a!S Brot essend ES ist im allgemeinen
im Leben doch nicht so, daß .das Brot
dem Bauche nachgeht", sondern eher um
gekehrt, d. h. man muß tätig sein, wenn
man .sein tägliches Brot" haben will.
Freilich lernt sich .Brot essen leichter als
Lrot verdienen", denn das Brot kommt
nicht mit dem Winde geflogen". Der
',, nun .gewinnt sein Brot mit Sitzen,
der andere mit kaufeg und Schwitzen".
Dabei ist eS gut, wenn der Mensch auch
.fremde Brot ißt", d.,h. sich in der
Welt etwaS umsieht. .Anderswo ist auch
gut Brot essen", und die Äcrhältnisse
sind überall ziemlich gleich: .DaS Brot
wird überall im Ofen gebacken". Hat
man ein Ziel vor, so soll man dieS auch,
fest im Auge behalten, wie daS Wort
ermahnt: '.Jetzt wird Brot gebacken und
keine Semmel", oder daS andere: Wer
Brot im Ofen hat, muß oft nochsehen".
Diese Ziel wird zunächst immer daS
um Leben Notwendigste fein.: .Erst
Erot und dann Fleisch". .Erst"kracht'
nach Brot, dann nach dem Schein, so
wird dir alle bequem lich sein". Der
)Schein verlockt ober viele. Sie beachten
. nicht da Wort: .Wer kein Brot hat,
'soll sein Hemd nicht mit Spitzen be
setzen", oder .Wer selbst wenig Brot d,t,
darf keinen Schokhund hatten", und
.Ei Stück Brot in der Tesche ist bes
ber li eine Feder ans dun Hut". Da
Gewisse ist auch besser ali da Unge
toisse; also: .Hast du Landbrot, so der
karge nicht nach der See". Ein geringer
Gewinn darf aufi nicht mit zu hohen
Kosten erkauft werwn: .Teures Brot,
da einen suchen kostet!" Auch muh
man immer vot die rechte Schmiede'
khen: .Da Brot vom. Bäcker, da
Fleisch vorn ffleischer!" Sein Lickt soll
man auch nicht .unier den Scheffel siel
il'n": .Ter Bäcker legt da schöne Brot
such ins Fenster", und wer zu gut ge
gen andere, hat oft Schaden; da heißt's
lieber dag Wort befolgen: .Für Brot
Brot, für 'nen Stein wieder 'ncn Stein".
Nicht .immer hat die Arbeit gleich Er
folg: .Man schiebt das Brot rund ein,
und eS, kommt doch eckig heraus".
Manchmal wird einem direkt .das Brot
auS den Zähnen gerissen" und man
muß .wieder von neuem fein Brot fu
chen". Am besten ist's, wenn man fein
eigenes Brot essen kann, fönst bewahr
heilet sich zu leicht, das Wort: Weß
Brot ich esse, dess' Lied ich finge". Aber
.eigen Brot nährt am besten", wenn's
auch bloß trockenes Brot ist; denn
.Salz und .Brot macht Wangen rot",
und .Lieber irockcn Brot essen, ols'sich
fremden Quark betteln . Wer
.Schwarzbrot und Freiheit" hat, ist bes
ser daran, als derjenige, der .sein 'Brot
mit fremdem Messer fchneiden" muß.
Noch besser schmeckt das Brot, wenn man
es mit einem lieben Menschen teilen
kann:, .Auch schlechteres Brot schmeckt
gut bei geliebtem Mann und eigenem
Kohl". Jeder Verliebte gibt wohl auch
zu: .Das Brot der Geliebten schmeckt
besser al, du Mutter Kuchen". Aehnlich
'sagt man von den Kindern: .Anderer
Leute Brot ist der Kinder Semmel".
Die Sprichwörter: .Besser eigen Brot
als fremden Braten' und .Besser trocken
Brot daheim, als draußen Semmel mit
Honigseim" werden zwar nicht von allen
Leuten anerkannt. Aö'k alle werden
wohl zugeben: .Besser ein halbe? Brot
als gar kcinS" und .Besser hartes Brot
als leiden Not.' , Wenn die Not früh
kommt, so heißt'S oft: .Fehlt daS Brot
im HauS, so zieht der Friede aus".
Mancher sogenannte Freund derschwin
det dann; denn Ein Brotfreund ist eben
kein Notsreund" und .Wenn tri! Brot
weg ist, empfehlen sich die Gäste', ja:
.Wo kein Brot im Haus, macht sich
selbst der Hund hinau,". Manckser ist
an seinem Unglück selbst schuld. Er hat
.sein Brot in den kalten Ofen gescho
den", also töricht gehandelt, oder er hat
nicht daS Wort beamtet: .Wie da
Brot, so daS Messer", d. h. sich nicht
nach den gegebenen Verhältnissen des
Lebenö gerichtet. Vielleicht wollte er
auch nicht arbeiten und fand immer eine
Entschuldigung. ES ist 'immer so:
.Wer' kein Brot backen will, braucht fünf
Monate zum Mehlsieben". An einem
andern, der vielleicht schon so peit war.
daß er .Weißbrot essen' konnte, be
wahrheitet sich dal Wort: .Wer wei
ßeS Brot hat, läßt da schwarze liegen"
waS auch nicht richtig ist. Oder er
war allzu freigebig gegen andere, die
ihn ausnutzten: .An Bettlern fehlt'
nie, wo man Brot austeilt". ' Damit ist
nicht gesagt, daß man .sein Brot In der
Tasche essen", d. h. immer alle für sich
allein behalten soll. Aber da Seine
muß man zusammenhalten, sonst ist
bald .Brot uns Korb dahin", und
.Wem heut geschmiertek Brot nicht
schmeckt, der morgen oft nach trockner
Frau Russell Sage.
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5!le!ne Züge aus dem Leben der
' großen Philantropin.
Bis zu ihrem, vor einigen Tagen er
folgten Tode galt Frau Russell Sage,
die Wittwe dcjj großen New ?)otfer Fi
nanzierL, als Amerika; reichste Frau.
Die Summen, die sie an wohltätige und
wissenschaftliche- Institute verteilt hat,
übersteigen bei weitem den Begriff, den
sich ein gewöhnlicher Mensch von dem
Wert solcher Zahlen machen kann. Dem
lZmma Willard Seminar zu Troy wur
den $1,000,000 vermacht. $1,000,000
Rinde leckt". Dann heißt's: .Alle,
Brot ist dem Hungernden gesund".
Auch schwarzes Brot schützt vor Hun,
gertsd", ja .Brot und Salz ißt Man im
Hunger für Schmalz". Keiner weiß,
was ihm noch bevorsteht: Da Brot ist
noch nicht gebacken, WaS mancher essen
soll". .Wenn'S nur .ehrliche! Brot'
ist; denn .Gestohlenes Brot schimmelt
noch im Magen", und .Besser, bei trockc
nem Brot in der Tachspelunke, als mit
Galgenangst bei fetter Tunke". Zu fro.
hem Genuß des .täglichen Brote' ge
hört besonders auch die Gesundheit. -
So sehen wir: .DaS Brot nährt gar
mancherlei .Leute". Keiner kenn' ent
bekren; denn .Am Brot ißt man sich
nicht den Tod",
erhielt das Rcn.sclaer Polytechnikum.
$10,000.000 beträgt der Russell Sage
Fonds. $350.000 erhielt die Young
Mkn's Christian Association von New
Dorf, und so geht es fort in fünf, und
sechsstelligen Zahlen, die in der Chronik
der Wohltätigkeit auf Cent und Dollar
gebucht sind. Aber von den vielen kleinen
wohltätigen Spenden, die diese weither
zige .Lady Bountiful' verausgabt hat,
wissen nur die, die ihre intimsten Freunde
waren, und deren sind nscht so viele, wie
man eS bei einer Frau von ihrem Reich
tum erwarten würde. Wie alle vorneh
men Naturen liebte sie keine Notorität,
war allen Lobpreisungen abhold, aber ihr
Herz schlug warm den Notleidenden ent
gegen. TaS wissen die vielen Armen,
die ihr auf ihren Wegen im Zentral Park
begegneten.
Ost Ist eS vorgekommen, daß ein alteS
Mütterchen nach einigen teilnehmenden
Wort: ein Goldstück in ihrer Hand
fühlte. Auch mit den Kindern pflegte
Frau Sage gern zu plaudern und freute
sich an ihren Spielen. Die kleinen mun
teren Squirrel waren ihre besonderen
Lieblinge, denen sie nie vergaß, ein paar
Leckerbißc mitzubringen. AIS Natur
freundin interessierte sie sich in befonderm
für die Boiftlwelt. Marsh Island im
Go'f den Mcziko, daS sie eigenrechtlich
erworben hatte, ist in ihre Vermächtnisse
als ein heim für Wilde Vögel berge
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November 1913.
Mein lieber Peter!
Alles im Hause schläft schon. Auch
ich hab' schon geschlafen, aber auf ein
mal hat mich ein gellender Eisenbahn
pfiff vom Bahnhof her auS dem Schlaf
gerissen, Und jetzt kann ich keine Ruhe
mehr finden. Da bin ich lieber aus dem
Bett geschlüpft und will mit Dir plau
dern, bis mir die Augen zufallen.
W bist Du? Wo magst Du fein? Seit
zwei Wochen habe ich keine Zeile von
Dir, und wenn ich mir auch noch so oft
sage, daß die schlechten Verkehrsvcrhält
nisse die Schuld tragen, immer wie
der... doch nein, ich will ja nicht bange
sein, ich hak Dir ja versprochen, tapfer
zu bleiben . . . Aber es ist schwer, unend
lich schwer. Die ersten Tage nach Dei
ner Abreise konnt' ich's immer nicht fas
scn, daß alles Wirklichkeit ist. Und wie
oft glaube ich jetzt noch: die Tür geht
"aus und Tu kommst herein, und alles
war nsr ein böser Traum. Eben habe
ich wieder, noch halb aus dem Schlaf
heraus,x nach Deiner Hand getastet, wie
früher so oft, und erst, als ich sie nicht
finden konnte, ist mir alles wieder ein
gefallen. Dieses lere Bett neben mir,
ach Gott, so oft läßt es mich nicht
einschlafen. Es verwandelt das ganze
Zimmer. Unser schönes blaues Schlaf
zimmer hat auf einmal etwas Unwohn
licheS, Leeres an sich. Und so viel Ge
räusche hört man, die Möbel knacken, der
Fußboden kracht, auf einmal bewegt sich
der Vorhang leise, es ist so, als ob
daS Zimmer auf einmal ein eigenes,
fremdes Leben fuhren würde.
Wieder kommt ein Pfiff vom Bahn
gangen. Sie war auch die Gründerin
dek Russell Sage College of Praciical
ArtS in Troy.
Zu den nennenswerten Stiftungen, die
Frau Sage bei Lebzeiten gemacht hat,
gehört auch .The Governor'S Room" in
der City Hall in New Fork, und waS
diese seltene Frau zur Verbesserung und
Verschönerung der Stadt beigetragen hat,
ist hinreichend bekannt. Sie gab allein
zur Anlage de .West Drive' im Central
Park $60,000 auS, ließ Tausende der
schönste Rhododendrons kommen, die die
Wege einsäumen, und Jahre lang erhielt
jeder Parkangestellte als Weihnachtkge
schenk von ihr ein Goldstück.
Die letzten Lebensjahre haben ihre ge!
sti'ge Frische nicht beeinträchtigt; obwohl
sie weit iiber daS biblische Maß die
Segnungen ihres Alters genießen konnte
sie wurde am 2. September 90 Jahre
war sie voll Teilnahme an den fozia
len und politischen Vorgängen in der
Welt. In derselben Einfachheit, in der
sie aufgewachsen war, hat sie auch auf
ihrem Landsitz Eedar Crost in Lawrence,
L. I., ihren Lebensabend verbracht,
Hof herüber, er klingt wie in Sehn
suchtsschrei. Die Nacht ist so dunkel,
und ich bin so allein... Wie viele
Frauen mögen jetzt so dasitzen wie ich,
in der Nacht, und sich hinaussehnen . . .
Aber, Peter, glaub" mir, eS ist nicht nur
die finstere Nacht und die Einsamkeit,
die meine Sehnsucht so sehr gesteigert
hatten es ist auch nicht der mangelnde
Lebenszweck siehe Küchenzettel
ober in diesen langen, öden Wochen hab'
ich auf einmal begriffen, wie eng wir
beide zusammengehören.
Weißt Du noch, was ich für ein trotz!
ges Mädel war, bevor wir geheiratet
haben? Damals hab' ich nur für Selbst
ständigkeit und innere Freiheit ge
schwärmt und war ordentlich kratzbürstig
gegen alle, die mir innerlich nahe kom
men wollten. Vox allem gegen, Dich.
Auch in den ersten Ehemonaten noch.
Kannst Du Dich erinnern? Ich wollt'
meinen zaräin pcret für mich, den kei
ner betreten sollte. Wie eS meine Haupt
sorge bei unserer ersten Wohnung war,
daß ich neben den gemeinsamen Räumen
ein Zimmerchen für mich allein habe, so
wollte ich auch innerlich .separiert" von
Dir bleiben... Frei sein, selbfKndig,
eine fest umgrenzte starke Persönlichkeit,
die sich durchsetzt, daS schien mir eine
der wichtigsten Fragen, in unserer jungen
Ehe... So rauften wir in der ersten
Zeit tüchtig miteinander. Ewig ist's ja
nicht so geblieben. Wieso es schließlich
anders geworden ist, weißt Du es viel
leicht? Jedenfalls haben wir ganz all
mählich meine und Deine Interessen,
meine und Deine Wünsche, mein und
Dein Wollen nicht, mehr so scharf von
einander getrennt, eS sind unsere
Wünsche geworden, und damit war
der schlimmste Kampf zu Ende.
Aber wir sind zwei moderne Wen
schen, die in moderne Theaterstücke ge
hen, moderne Bücher lesen, die bekannt
lich alle ehefeindlich sind, und überall, in
jeder Gesellschaft hat man nur ein La
chel für die altmodischen, unmodernen,
' guten Frauen und Männer. Wie dumm
und traurig mir diese Modernität heute
erscheint! Gibt'S denn etwaS Besseres
für mich, als einen Menschen zu haben,
wirklich zu besitzen, der mich mit allen
meinen Fehlern lieb hat? Und weil,
mich vielleicht morgen irgend ein tiefer
Blick treffen könnte, der zum Träumen
anregt, sollt' ich deshalb den Mann, der
mir ganz zugehört und dem ich gehör,
auch nur einen Moment lang vergessen?
Nein, wir beiLe Tu und ich sind
wie eine kleine Welt für unS. Alle an
dern, selbst meine nächsten Angehörigen,
stehen draußen.
Früher, in meinen Backfischjahren, da
bi ich oft nach! wachgesessen und habe
eweint, ohne wirklichen Grund, nur vuS
einem schrecklichen Einfamkeitsgefühl
herauS, : heut ich fürcht mich ja
ein bißchen in dem öden Schlafzimmer'
heut kann ich dieses Gefühl des Ver
lassenseinö niemals mehr haben, so
lange ich Dich habe. Und Du wirst auch
immer bei mir bleiben, Liebling, Dir
darf doch nichts geschehen, nicht wahr?
Ach, heute, wo ich jeden Moment um
Dich bangen muß, weiß ich erst, wie
stark wir zueinander gehören! Das ehe
liche Zusammenleben ist doch aus so die
le Fgserchen zusammengesetzt, meinet
halben gehört der tägliche Küchenzettel
dazu, und das allmonatliche Defizit im
Toilettenbudget und ' Dein täglicher
Kampf gegen meine .übertriebene" Emp ,
findlichkeit und mein Spott über Deine
.Wasserscheu", und alles Große und
Kleine, das nur wir zwei zusammen ha
den. Denn gerade die so viel angegriffene
Gebundenheit, die Gewißheit des im
mer Beisammenbleibens macht das Zu
sammensein erst wirklich zur Ehe. Weißt
Du noch, damals, ein paar Monate nach
der Hochzeit, wie tr so böse miteinander
waren, ,weil Du. durchaus nach New
Aork gehen wolltest, und ich mein Mit
bestimmungsrecht zornig und gereizt da
gegen geltend machte. Wären wir da
malS nur Verliebte oder Verlobte ge
Wesen, wir wären sicher in häßlichem
Gezänke auseinander gegangen. Aber
so, der Sturm ist vorüber gegangen
und heute lächeln wir zusammen über
diese Erinnerung und haben sie lieb
Wie unsere ganze gemeinsame Bergan
genheit, nicht wahr? Alles, was Dir
geschieht., was Dich trifft, trifft auch
mich, wir erleben alles, alles gemein
sam, und sind dadurch immer enger zu
sammengewachsen, ohne eS selbst recht
zu wissen.
Und heute, wo der ganze Tag eigent
lich nur ein Warten auf Briefträger
und Zeitungen ist, und alles andere so
unrichtig und klein geworden ist,
heute weiß ich es. So hat vielleicht so
gar det böse Krieg, mit dem wir Frauen
uns niemals versöhnen werden, seine
guten Seiten . Er hat mit einem
Schlagt da Altgewohnte neu gemacht.
'Die zärtliche Gefühle sind alle frisch
angestrichen und glänzen wie im Früh
ling die Parkbänke. Komm' Du nur
erst wieder heil und gesund zurück, dann
wollen wir wieder ein .junges Paar"
sein, aber diesmal soll es schöner und
riedlicher werden vls daS erste Mal...
Viele, viele Grüße von Deiner
Nelly.
ES gibt zweierlei Vorurteil. DaS ein,
sieht über allem Urteil. ES nimmt die
nnere Wahrheit vorweg, he das Urteil
der äußeren nahegekommen ist. Da an,
dere steht unter allem Urteil; e kommt
ckuch der äußeren Wahrheit nicht nar:
DaS erste Vorurteil ist iiber die Zweise!
dei Rechts erhaben. S ist zu sto!z. bin
nicht berechtigt zu fein, el ist unübr.
windlich und führt zur Absonderung '
Das zweite Vorurteil läßt mit sich rede??:
eS macht feinen Träger beliebt und ilt
auch als Verbindung eine! Urteils mit
einem Vorteil praktikabel.
Der Nächste.
.Jetzt hat Frau Zänkerlein schon den
dritten Mann verloren ist das nicht
traurig?" ,
,O freilich für den vicrien!"
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