Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 24, 1918, Image 2

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Der Urwald der genlätzigten Zone. - Im tropi
schon und subtropischen Ilnvald. Der Saum
und das Licht. Der Wald als Rulturfaktor.
(ehr als jemals dringt heute
I mensch lisch er Forschungs
W gkist in die Geheimnisse
des WaldeS ein. Der
liüU), selbst -ein grobes Stück lebender
' Krdobcrs'hc. fLl,i üi den innigsten
nb mannigfaltigsten Beziehung zu
den Organismen, von deg niedrigste
aufwärts biö zu den höchsten Lebewesen.
, und nicht nur da onimalk, auch das
, Kultur und Wirtschaftsleben des Wen.
; fchen ist mit dem Walde innig erwach
( sen. Botaniker, Zoologen, Klimato
! logen und andere Naturforscher, ge
'lehrtt und praktische Forftmänner. Tcch
niker und Wrtschastsforschcr sind damit
: beschäftigt, all diese Beziehungen klar
zulegen oder den Wald noch mehr als
bisher in den Dienst des Lebens zu siel
: len. Jeder Tag bringt Neues über den
Wald, über sein Entstehen und Ver
Hchen. über feine Zukunft, -übt, die
großartige Symbiose, die er repräsen
. tiert. über unser Abhängiglcitsocrhält,
:. itis von dieser höchsten und vollkommen
st: aller Pslanzengefellschaftcn.
Der Anfang des ' irdischen Pflanzen,
lcbens ist in tiefste Dunkel gehüllt.
Wber, wie auf einem tote Boden, der
nur aus Gestein und dessen Verwittr
, rungsprodukten besteht. , sich nach und
ach die Vegetation entwickelt, konnte
' rmrch Beobachtung festgestellt werden.
Zuerst treten niedrige Organismen auf.
deren Keime natürlich zugeweht oder
. überhaupt zugeführt wurden. ' Bei uns
und weiter nordwärts beginnt das e
ben auf dem Urboden zumeist mit'Fkch
tcn und anderen armfcligen Pfläazchen.
In den Tropen unterfuchte Treub den
; ersten Beginn der Vegetation auf Ui
boden. Kurz nach der furchtbaren Kata
ftrophe, durch welche die' Hälfte der In
sei Kralatao vulkanisch in die Luft ge
sprengt wurde, wobei selbstverständlich
uf dem zurückgebliebenen Teile des Ei
landeS alles organische Leben vollkom
nren vernichtet wurde, besuchte der ge
nannte Forscher die Trümmerstätte und
konstatierte als erste Ansiedler auf den
bimssteinartigen Gesteinmassen mikro
, skopifche Algen aus der Gruppe der
Cyanophyceen. Diese bereiteten den Bo
dc vor und gestatteten feine Besiede
lung mit andere Kryptogamea, zumeist
kraukartigen Farnen. Damit war aber
schön die Entstehung kräftiger Vkgeta
tionsformationen gesichert. Die Kaia
strophe erfolgte im Jahre 1882. Als
ich etwa elf Jahre später, auf der Fahrt
von Java nach Sumatra, om Krakatao
vorübersuhr, war er bereits bis auf die
Spitze hinauf begrünt und am Fuße be
toolbet. Langsamer als in, den Trope
vollzieht sich der Prozeß der Flur-, und
Wal.ddildung in der gemäfziysteu Zone.
Aber endlich bedeckt sich selbst in talten.
Vegciationsgebietcn der Urboden mit
.einem mchr oder welliger dichten Ueber
lig von Gräsern und anderen grünen
Kräutern, und es hängt nur von klima
tischen, in der Bodenbefchaffenheit be
gründeten Verhältnissen ab, ob auch
Holzzewächse auf der Flur zur Ent
Wicklung gelangen können.
Im großen und ganzen teilt sich die
Pslsnzendecke der Erde in Flur und
Wald. Doch gibt es charakteristische
Zwischenformen. die sich aber nicht als
bloße Uebergänge betrachten lassen, fon
dein einen stationären Zustand reprä
sentieren, wie zum Beispiel jene Herr
licherc. im Stromgebiete deö Amur sich
ausbreitenden Grasflächen, auf welchen
in malerischen Gruppen -Wüsche und
Bäume sich erheben. Die Pflanzcngeo
graphen haben diese ' charakteristische
Pflanzengesellschaft sehr zutreffend .als
Parklandschaft bezeichnet. Eine starke
äußere Aehnlichkeit mit dieser Vegeta
tionsformation zeigend, aber weniger
malerisch ist die füdameriZanische Sa
vcmne. Auch hier erheben sich über die
Flur gruppenweise auftretende Sträu
cher und Baume; aber die Vegetation!
decke deZ Bodens nähert sich mehr der
Steppe als dem Wiesengrunde. Alle
Pflanzengeographen stimmen darin über
ein, daß die Savanne auf andere Weise
entsteht als die Parklandschaft. Diese
ist ein Kind der Natur, aber jene bildet
sich unter dem Einfluß des Menschen.
Das Niederbrennen der Wälder und
Steppen in den tropischen und subtropi
schen Gebieten ist eine gewöhnliche Pro
zedur, welche vorgenommen wird, teils
um Ackerland zu gewinnen, teils um den
Graswuchs rasch zu erneuern. Brände,
. welche in der Absicht gelegt werden, um
Wald in' Weideland umzuwandeln, er
füllen ihren Zweck gewöhnlich nur zur
Hälfte: eS entsteht reichlicher Graswuchs,
ab die Holzvegetation ist nicht ganz zu
unterdrücken, und so bildet sich nach der
Ansicht der meisten Pflanzengeographen
die Savanne.
WaS heute in den Kulturländern
Flur und Wald genannt wird, sind
keine durch die Naturgewalten allein,
sondern unter der Mitwirkung des Men
schell ntftandenk Begetationsformatio
nen Nicht nur Garten und Acker, fon
dern auch Wiese und Wald sind Kul
turgebilde.
Die Urwälder der gemäßigten Zone
iiben auf den Beschauer einen überwä!
tigenden Eindruck aus, wenn sie auch an
?'.'Zkiationsk:ast hinter, dem tropischen
Urnzsld weit zuriickbkiben. Betritt man
unsern Urwald, so steht tryjn einen,
('haos von kbtninn, nach Licht und
SkaiiN , nngendZ Holzgewächsen, abge
sierbene oder schon vermoderten Holz
Massen. von aus abfüllen em Laub
emporwachsenden krautarticien Pflanzen
gegenüön, b:6 Heere! der Pilze nicht zu
, gedenken, welche in zahllosen Individuen,
ost auch Zu riesigen Dimensionen an
lebeidcn und to!m Stämme sich ange
südelt haben. Eine Bsupeneration baut
fch ans der andnkn aus. Die zeilenweise
auftr-ZendkN junoen Bäume beleichnen
den Ort. wo vck Jahren ein Baum
iefe niederfiel und . vermodernd der
rJchrichsknden Bauniöeetat)o inen
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günstigen Boden bereitet hat. Holzge
wachse der verschiedenste Art mache
sich im Urwald den Raum streitig, und
im Wachstum stark unterdrückte Bäum
chcn stehen oft neben riesenhaft empor
getriebenen Schäften. Manche Bauin
rt ist zu Strauchwerk degradiert, ober
fast alle Ctrauchartcn nehmen im Ur
wald auch den Laumcharaktcr an. Neben
einem baumartig emporgcwachsencn
Weißdorn sieht vielleicht ein infolge
Lichtmangels im Wüchse unterdrücktes
Tannenstämmchc. Wen aber die Rie
seit, die einem solchen Christbäumchen
das Licht genommen, im Stnrme zu
sammenstllizcn, 1ann schießt es rasch
und mächtig auf ugd kann Dimensionen
erreichen, die uns, die wir nur die Tan
nen des Forstes kennen, fabelhaft er
scheinen. . , .......
"Je weiter die Kultur eines Landes
vorgeschritten ist. desto dollständiger ist
die Vegetation in ultursormen umge
wandelt worden, best, mehr wurde nbcr
auch bh ursprüngliche Waldslache redu
ziert. I vorhistorischer Zeit hatten,
wicbekannt, die Urwälder eine ungeheure
Ausdthnuna. Ter Nuckgang des Wal,
des ist i Men Kulturländern ein ge
walNg gewesen. Man versteht ves
halb die arg Uebertreibungen, weiche
beispielsweise Deutschland oder gar ganz
Euwpa zu einem ursprünglich gescrilosse
nen Wamand stempeln wollten. . Es lfl
aber in jüngster Zeit durch die umfassen
den pflanzengcographischcn Forschungen
O. Trudcs die allgemein verbreitete An
ahme, daß Deutschland in grauer Vor
zeit fast ganz von einem undurchdring
lichen Urwald bedeckt war. als unrichtig
erkannt worden. Nach den wohlbegrün
dctcg Anschauungen deS genannte For
fchers, welche sich hauptsächlich auf daS
hercynifche Gebiet beziehen, ist Wohl der
Oberhsrz und der Böhmerwald, nicht
aber die" Hügelregwa der Hercchna ur
sprüngUch geschlossenes Naldgebiet ge
wcstn. Daß in Deutschland auch schon
zu Urzeiten weite waldlose Landfirecken
existiert habe mußten, stützt Drude durch
die Erwägung, daß auch die alten Ger
rnanea Reiter waren, daß daS Pferd zu
den don altcrs her. wilden Tieren
Deutschlands , gehörte, und daß solche
Tiere große Weidef7ächen beanspruchten."
Hingegen war Oesterreich fast aus
schließlich Waldland, und nur über der
alpinen Waldgrenze und streckenweise in
versumpften oder von Heideland einge
nommenen Gebieten war der Boden
bäum und strauchloS. Ungarn ist in
vorhistorischer Zeit gleichfalls ein großes
Waldland gewesen, aber weite Strecken
des rechten DonauuferS nd das Ge
biet zwischen Donau und Theiß ' hatten
damals fchon den Charakter der Flur. '
Ws ist in der historischen Zeit auS
dem Urwald geworden? Die Frage
kann vollständig beantwortet weiden,
wenn man Oesterreich zum Beispiel
wählt. Ein Teil des Urwaldes wurde
durch forstliche Bewirtschaftung zu dem,
was wir. Kulturmenschen unter Wald
verstehen, ein anderer, Teil durch Rodung
in Feld, Grasland und Garten umge
wandelt, ein Teil liegt 'verkarstet da.
Frühzeitig lernte der Mensch den Schatz
kennen, der im Urwald boden aufgestapelt
ist. wo im Laufe von Jahrhunderten,
ja Jahrtausenden aus zugrunde gegange
sei Waldsegetation der kostbarste Acker
öden entstanden ist. Der heutige Wald
kann einen mit mineralischen Nahrstof
fe so gesättigten Ackerboden ick;! lie
fern, weil mit dem Holz und der Wald
streu ein großer Teil der für jede Pflanze
unentbehrlichen Mncralstosse entfuhrt
wird, wahrend im Urwald diese Stoffe
dem Boden erhalten bleiben. Die größte
Ansammlung von Humus und minera
lischen Nährstoffen erfolgt im Laubwald,
geringer fällt sie im Nadelwalde aus.
Die besten Ackerböden Europas und viel
fach auch Nordamerikas sind ehemaliger
Eichenwald. Daß der Nadelwald min
de Kategorien von Feldboden liefert,
läßt sich unter anderem daraus entneh
men, daß Überall in der gemäßigten
Zone der Laubwald mehr als der Nadel
wald angetastet wurde und fast überall
die Menge der Laubwälder im Vergleich
zum Nadelwald geringer geworden ist.
Wo der Urwald daS Bergland bedeckt,
muß die Entwaldung mit Vorsicht vor
genommen werden, damit der vom Wald
geschaffene kostbare Humusboden nicht
durch die Tagwässer abgespült' werde.
Wird der Bergwald mit roher Hand
abgeholzt, so erneuert er sich nicht wie
der, und alsbald grinst der nackte Fels
dem Beschauer entgegen. Verödung des
Landes .ist die Folge einer solchen Ver
karstung des Bodens. Die Verkarstung
Dalmatiens hat bekanntlich ihren Grund
in der Plünderung der dortigen, ehemals
ich entwickelten Wälder, namentlich zur
Zeit der venezianischen Republik. Welche
Verödung ein Teil der Provence durch
die zur Zeit der französischen Revolu
tio vorgenommene Abholzuug der dor
tigcn Bergwäldcr erfuhr, hat in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts Blan
aui, Professor der Staaiswissenschaften
.in Paris, mit folgenden. Worten geschil
vert: .Au! die en evemangen Walöera
hat sich 'endlich auch: der Mensch zurück
gezogen, und ich habe bei meiner letzten
Wanderunq durch diese Einöde kein ein
zigeg lebendes Wesen mehr in Ortschaf
ten angetroffen, wo ich in meinen iun
gen Jahren Gasisreundschaft genossen zu
haben mich wohl erinnere. . .
Die europäische Forstwirtschaft ist
fast durchaus ss rationell geworden, daß
Verkargunz deS BerzkandeS durch rohe
Entholzunq schon zu den Selten
heiien geHort. Nordamerika hat diese
Forstkultursiufe noch nicht erreicht. Plefr
licde Rodung des janische Walde
führt, wenn nicht eine zum mixdefteg
primitive Aufsorstunz stattfindet, zu
einer Ukbkktrucheruna des Bodens mit
A?a?zzraZ. welch,? Umstand allerdings
nickt wie d: Verurftuncl das Wieder
ausleben de, WzldeZ hindert, aber des'
halb in hoh'm Maß! verzögert. ,
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Welcher Geduld und Mühk. welcher rei
chen forstlichen Ersahrungen eö bedarf,
um verkarstetes Gebiet wieder erfolgreich
zu bewalden, wissen dik zu erzählen, die
sn der 'Aufforstung der Provence betei
ligt waren und der fchon viele Jahr
zehnte in Anspruch nehmenden Aufiorft
ung des Karstzedictes ihr Kräfte gc
widmet haben.. .
- In den von Europa aus kolonisierten
Ländern ging die Umwandlung dcs Ur
walde! in Kulturboden in sehr ungleich
mäßigem Schritte vor sich. Die Ro
düngen wurden wohl überall mit gleicher
Brutalität vorgenommen, aber die Zäh
mung des Waldes hielt sich zumeist in
proportionaler Höhe zu der Kulturstufe,
welche daS betreffende Land erreichte.
Am längsten hat es gedauert, bis man
ansing, den tropischen Urwald zu bän,
digen. Die Engländer haben in Indien
und die Holländer in ihren Kolonien
die ersten große Schritte in der Um
Wandlung des tropischen Urwaldes in
regelrecht hewirtschaftcten Forst g?tan.
In Indien war es ein Deutscher, Diet
rich Brandis, unter dessen Leitung diese
große und schwierige Kulturarbeit die
bedeutendste Förderung erfuhr. Er wirkte
im indobritischen Gebiete als General
sorstinspektor und hat während feines
dortigen langiährigen Aufenthaltes nicht
nur die praktische Forftcinrichtung durch
geführt, fondern auch die Lebcn-bedin
gungen deö tropischen Waldes, und ins
besondere dessen . Abhängigkeit von den
klimatischen Faktoren, gründlich studiert.
Die Unterscheidung der indischen Wald,
arten nach den dort herrschenden Regen
Zeiten und' Regenmengen ist Vorzugs
weise ihm zu danken. Zahlreiche tro
Pische Nuhbäume werden jetzt in Sri
tisch-Jndien und in den holländischen
Kolonien in ausgedehnten Rcgierungs
Wäldern fdrstmäßig kultiviert, zum Bei
spiel der Teakbaum (Tectona gran
dis), welcher ein Holz liefert, das selbst
das Holz der beste Eichenarten als
Schiffbauholz überragt.
Verfolgt man den Wald von der ge
mäßigten Zone hinauf biö zu der äußer
sttn Grenze nordischen BaumwuchseS
und dann abwärts bis zum Aequator,
so findet man auf der einen Seite eine
immer größere Vereinfachung der Ge
hölzflora und auf der anderen eine im
mer größere Komplikation der zum
Walde vereinigten Pslanzengesellschaft,
welche im tropischen Urwald ihreu Höhe
Punkt ereicht.
Die Zahl der Bäume, welche in un
fern gezähmten Wäldern in großem
Maßstabe kultiviert werden, ist klein;
mag kann die wichtigsten fast an den
Fingern der Hand aufzählen. Es sind
diejenigen, welche' sich für die Forstkultur
am meisten bewährt haben. Da man
aber beim Waldbau ebensowenig als
beim Feldbau Reinkulturen wie im Gar
tenbau treibt, so beherbergt der Wald
neben den zur Zucht ausgewählten Bu
chen, Fichten usw., namentlich als Un
terholz. aber auch als Bäume im Walde
eingesprengt die ganze ursprüngliche Ge
hölzslora. wie auch im Getreidefelde
neben der kultivierten Ackerfrucht zahl
reiche .Feldblumen und Unkräuter' auf
treten. Ueber den Polarkreis hinaus ge
staltet sich der Wald sehr einfach, und
an seiner nordischen oder überhaupt po
laren Grenze ist er gewöhnlich nur aus
einer dominierenden Holzart zusammen
gesetzt. Als Vorposten gehen einzelne
verkümmerte Holzgemächse: Birken. Fich
ten. Lärchen und Weiden über die Wald
grenze hinaus, um auf der auf ewigem
Eise ruhenden arktische Flur, der Tun
dra. zu verschwinden, wo während eines
kurzen SommerS eine dünne Grasdecke,
vst überraschend reich mit Blumen ge
schmückt, den Boden bedeckt. Wohl 7sm
men auf. dem Boden der Tundra auch
noch Weiden und Birken vor. aber von
so krautartigem Aussehe, daß sie von
dem Nichtbotaniker gewiß nicht als
Holzgewachse angesehen werde würden.
Es war mir vergönnt, den großen
Kontrast zwischen dem hochnordisch;
und dem Walde deS heißfeuchten Tro
pengebietek durch eigene Anschauung
kennen zu lernen. In Tromsö wan
derte ich durch den lichten Birkenwald.
Stiindenlcing hatte ich immer dasselbe
Bild dor mir: kleine Birken mit fast im
vier ausstrebenden Aesten. zwischendurch
etwas Unterholz auS Weiden, hier und
dort an feuchter Stelle eine einsame
Erle oder etivaS lockeres Erlengebüsch.
Dagegen bietet der Tropcnwald ein ge
radezu verwirrendes Bild dar. Um die
ses Durcheinander liöerüppigen Pflanzen
Wuchses zu verstehen, viuß man sich vor
allem vergegknwäi!!??n.daß die dort aufs
äußerste v?rs!ärk Veaetationttroft und
die dort stark auSzefpicchene Tendenz der
Gewächs sich baumartig zu gestalten
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Mangrovcnwald an einer Flußmündu
bet den höchst charakteristischen Bam
buswald die Zahl der Holzgewächse
enorm gesteigert hat. Java beherbergt
Tausende vv Baum Straucharten, und
so ist es überall im heißfeuchten Tropen
gebiete Dazu kommt noch der Reichtum
an Lianen und blühenden, auf den
Stämmen und Aesten der Bäume wu
chcrnden Scheinschmaroizern, wie Orchi
deen, Bromcliaccen etc. Unter Lianen
versieht man heute all im Boden wur
zelndm, an Bäumen sich emporschlingen
den Gewächse. Im Dickicht der Tropen
Wälder strebe Hunderte von Liancnar
ten zum Lichte. Bon blühenden Para
site, welche in der Laubkrone der. Bäume
ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben,
kommt bei uns nur die Lcimmistel (Vis
xum album) und ein LoranthuZ (L.
enropaeus) vor; erstere auf allerlei Na
del und Laubbäumen, letzterer auf die
Eiche beschränkt. Und nun beachte man
noch. daß der Tropenwald zahllose
Scheinschmarotzcr (Epiphyten) als Ge
wachse beherbergt, die, ohne Parasiten,
zu sein, auf Bäume sich .siedeln. Auf
den- Bäumen unserer Flora siedelt sich
als Epiphyt kaum etwas anderes als ein
Moos oder eine Flechte an; hin und wie
der verirrt sich eine Feld- oder Wald
blume. deren Samen zufällig auf die
Rinde eines Baume! geweht wurde, auf
einen Stamm oder Äst eines größeren
Holzgewächses. Aber daS sir.'. usnah
men, während zahlreiche Orchideen, Aroi
dein und andere Pflanzen in den Tro
'pen als typische Epiphyten leben. Wie
sich an den tropische Bäumen die Sym
biose kompliziert, möge folgendes Bei
spiel bezeugen. Ich brachte aus Java
einen Baumast mit, auf welchem als
Parasit eine Loranthusart sich angesiedelt
hatte; auf diesem Parasiten wucherte ein
anderer, nämlich eine zarte indische Mi
ftelart (Vis?rira rtilluigtum). Im
Urwald der Tropen wer ober der Laub
bäum, auf welchem diese beiden Schma
rotzer zusammenlebten, von Lianen um,
fchlungen, und alle drei Symbionten wa
ren noch reichlich mit epiphytischen Far
nen und anderen Epiphyten behängt.
Nun wird man eS begreifen wenn ich
sage, daß der tropische Urwald seine Ve
getationskraft uns in einem verwirren
den Bilde schauen läßt. Die Lerwir
rung steigert sich aber noch mehr, wenn
man in den Urwald eintritt, oder durch
denselben, so gut es geht, sich durchhaut
und nun nicht zu erkennen vermag,
welche Baumarten den eigentlichen
Wald bilden. Die Schäfte der Wald
räume ragen hoch empor und würden
die Laubkronen dem Auge entziehen,
wenn daS Gewirr von Unterholz. Pa
rasteten und Epiphyten sie nicht ohne
hin verdecken würde. Nur zufällig nie
derfallende Blüten oder Früchte könn.en
den Botaniker belehren, unter welchen
Arten von Bäumen er Kandelt.
Unter welchen äußeren Bedingunzen
entsteht der Wald? Tiefe Frage ist bis
auf die jüngste Zeit sehr einseitig beant
wortet worden, indem man dem Klima
eine zu große Rolle zuteilte und die im
gemäßigten Klima erworbenen Ersah
Hingen für alle Klimate gellen ließ. Erst
in jüngster Zeit haben die an dieser Wich
tigen Frage beteiligten Wissenszweige,
insbondere Pflanzenphysiologie, Kli
matologie und Bodenkunde, sich so weit
genähert, daß durch kmnbinierie Studien
die Bedingungen festgestellt , werden
konnten, unter welchen die Flur, sei e!
spontan oder durch Kultur, in Wald
übergehen kann.
Wie der Wald 'uf daZ Klima wirkt,
ss wirkt dieses auf die Vegetation zurück
und verbietet oder gestattet die Waldbil
dung. Tiefe Abhängigkeit spricht sich
schon in der Tatsache aus. daß dem
Walde auf der Erde eine polare und eine
alpine Grenze gesetzt ist. Innerhalb jener
Temperaturgrenzen, welche der Gehölz
Vegetation gesetzt sind, ist aber im extra
tropischen Vegetationsgebiete bis auf
einzelne, aber aufgeklärte Ausnahme
die Bodenbefchaffenheit von größerer
Bedeutung für die Waldbildung als das
spezifische Klima, und zwar speziell die
Bodenfeuchtigkeit, gleichgültig, ob die,
selbe den atmosphärischen Niederschlägen
oder dem Grundwasser ihr Entstehen
verdankt. Ein dauernder Wasservorrat
des Lodens im ganzen Bereiche d-:r
Baumwurzelg Ist für die Entstehung
und den ganzen Fortbestand des Waldes
vo ausschlaggebender Bedeutung und
im eztratropischem G,bie!e wichtiger als
Negenhäufigkeit und Regenreichtum zur
Begetationkzeit. Jn dürren Steppen
gebieten, also dem spezifischen Steppen
klima auZgesetzt. können Wälder ent,
stehen, wenn Ströme die wüste Fläche
durck.ziehn, welche eine reichliche Grund
wasserbi'dung. weniezstknZ in der Nähe
des Wafferlauses, zulasse. So erheben
sich in den Steppen vo Süd-Takota ia
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den Vereinigten Staaten die stattlichen
Galerienälder, welche schon aus weiter
Ferne den Lauf der Ströme bezeichnen.
Ein anderes schlagendes Beispiel für die
zum Waldbestandc erforderliche Boden
feuchtigkeit bildet der von dem bekann
ten russischen Meteorologen Woeikosf gc
führte Nachweis, daß die permanente
winterliche Schneedecke die Hauptursache
der Bewaldung ordrußlands und
Schwedens bilde, trotz im Vergleiche
zum westlichen Europa geringeren jähr
lichen Regenmenge. Hingegen ist die nie
derfallende Regenmenge in den tropischen
Vegetationsgebictcn für den Bestand des
Waldes von geradezu ausschlaggchender
Bedeutung. Die in jüngster Zeit ausgc
führten vergleichenden Untersuchungen
haben in dieser Frage volle 5tlarheit ge
bracht. ES wurden zuerst die vom Re
gen abhängigen Verschiedenheiten des
Tropenwaldes konstatiert, der zum min
besten eine jährliche Regenmenge von
1000 Millimeter zum Fortbestande he
nötigt. Aber der eigentliche tropische
Regcnwald verbraucht durch Verdun
stung so viel Wasser, daß er sich, zumal
als Hochwald, nur bei einer jährlichen
Regenmenge von 3000 bis 4000 Milli
mctcr zu erhalten vermag, während der
nur zur Regenzeit begrünte Monsum
wald jährlich eine Trockenpcriode durch
macht, in welcher der ganze Wald ent
laufet ist und deshalb mit geringeren
jährlichen Regenmengen das Auslangen
findet. In so dollständiger Abhängig
keit vom Regen wie der Tropenwsld ist
bei uns nur die Flur, welche die tief
liegende Bodenfeuchtigkeit- nicht aus
nütze kann und durch Regen und Tau
ihren Wasserbedarf deckt. Ausnahms
weise gibt es auch in ouhertropischcn
regenreichen Gebieten, zum Beispiel in
den 'Gebirgen Chiles, Wälder, deren
immergrüner Charakter auf die große,
fast auf da! ganze Jahr verteilte Re
genmenge zurückzuführen ist. Daß aber
der immergrüne Waldcharakter nicht im
mer durch Regen aufrecht erhalten bleibt,
lehren die nordischen Nadelwälder, deren
Blätter .durch Anpassung an niedere
Temperaturen ausdauernd geworden
sind.
Der Kontrast zwischen dem, hochnor
bischen und dem Tropenwalde spricht
sich auch in dem Helligkeitsgrade deS
Bodens aus. auf welchem diese Wälder
stehen. Der Boden des Tromsöer Bir
kenwaldcS ist hell beleuchtet und macht
durch seine Vegetation mehr den lÄn
druck einer offenen Flur im Vergleiche
zu dem kräutcrreichen, aber keine ge
schlossene Pflanzendecke zulassenden Bo
de unserer schattenreichen Wälder.
TiefcS Dunkel herrscht auf dem Boden
des tropischen Urwaldes. Der dort
herrschende tiefe, Schatten nötigt die
meisten Pflanzen, als Liane oder
Epiphyten in's Licht zu Ziehen. Nur
Pflanzen von sehr geringem Licht
bedürfnis, wie Lebermoose oder - un
fruchtbare Gräser siedeln sich auf dem
Boden deS dichten Palmenwaldcs an,
wo die Menge deS Tageslichtes nach den
von mir vorgenommenen Messungen bis
auf m sinkt.
Jeder Baum, wie überhaupt 'jede auf
das Licht angewiesene Pflanze benötigt
eine gewisse, innerhalb bestimmter Gren
zen gebannte Lichtmenge. sie weist einen
bestimmten Lichtgenuß aus. welcher am
zweckmäßigsten ausgedrückt wird durch
das Verhältnis der gesamten Licht
stärke des Himmels zu jener, welche die
Pflanze auf ihrem natürlichen Stand
orte empfängt. So ist der Lichtgenuß
der sterilen, im Palmendickicht noch vor
kommenden Gräser gleich Vro. Ich häbe
eingehende Studien über ben Lichtgenuß
der Pflanzen angestellt, wobei nicht nur
zahlreiche Bäume, Sträucher .und Krau
ter berücksichtigt, sondern auch die Weile
des Lichtgenusscs eineZ und desselben
Gewächse? in verschiedenen Breiten und
auf verscbiedenen Seehöbe- ermittelt
wurden. Für alle is jett untersuchte
Bäume ergab sich als Waximum des
Lichtgenusses der Wert 1. düs heißt, der
Baum vertrügt das gesamte Himmel!
licht. Lie Minima sind aber bei ver
schiedenen Baumartcn sehr verschieden;
eZ beträgt das Minimum bei der Lärche
und bei der nordischen Birke bei UN
serer Birke M, bei der Schwarzpappel
Vit, bet unserer gemeinen Eiche 'in, bei
der Buche Vm usw. Der Lirbtaenuß der
Bäume bestimmt die Helligkeit de
Waldsckattens. Man begreift, wie groß
die Helligkeit deS Bodens im nordischen
Birkenwald?, wie. tief die Beschattung
d;Z Bodens schon in unserem Buchen
walde ist und wie noch viel mehr die
Lichtstärke aus d'm Boden des tropi
schen Palmendickichtes sich verringern
muß.
Diele Ciüvikn über den Lichtgenuß
der Pflanz führten zu sir,dem all
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gemeinen Gesetz übet die Beziehung der
Pflanze zum Licht bei verschiedener Ver
breitung auf der Erdoberfläche: Der
Lichtgenuß einer Pflanze ist desto rö
ßer, je höher die geographische Breite,
und bie Seehöhe ihre Standortes ist.
Da also der Lichtgenuß, einer Pflanze
desto größer wird, je kalter die Mcdtrn
sind, i welchem sie ihre Organe aus
breitet, so erkennt nan, daß das Licht
für die Pflanze zur Wärmequelle wird,
waS aber selbstverständlich nicht aus
schließt, daß e in ihr auchchcmische und
andere Arbeit verrichtet.
. Dieses allgemeine Gesetz gilt für die
einzelne Pflanze und bit zu einem gc
wissen Grade auch für die Pflanzenwelt.
Die Helligkeit des nordischen Birken
Waldes ist ja nichts anderes als der Aus,
druck de hohen Lichtgenusscs der nor
difchen Birke, und das tiefe Dunkel des
tropischen UrwaldeS zeigt, wie sehr sich
die tropischen Bäume im Lichtgenuß ein
zuschranken vermögen. Der hochnordische
Wald trägt immer das Gepräge der
Helligkeit; aber die enorme bildende
Kraft der tropischen und auch schon der
subtropischen Vegetation begründet eine
Mannigsaltigkcit der Formen, die sich
auch im Lichtgenuß der Gewächse aus;
spricht. So gibt es in den Tropen
Bäume, deren Lichtgenuß noch weitaus
höher ist als der der alpine Lärche und
der nordischen Birke, so zum Beispiel
.jene Bäume, die als Schatten oder
Schutzbäume bei Kulturc zur Anwen
dung komme, welche ma der unmittcl
baren Wirkung der Sonne entziehen
will. Unter dem Schutze solcher Schat
tcnbäume stehen zum Beispiel Kaffee
und Kakaopslanzungen.. Ich habe die
in Java benutzten Schutzbäume CiU,!
zia moluccana, Cedrela odorata und
andere) auf ihren Lichtgenuß geprüft
und deren Minima beiläufig zwischen
V? ""d gesunden. Es geht als durch
da, Laubwerk dieser Bäume mehr Licht
durch, als durch da Laub der Lärche,
welche unter ollen unseren Bäumen den
hellsten Schatten schlägt. Das merkwür.
digste Beispiel enormer Steigerung des
Lichtaenusseö von Waldbäumen bilden
die Easuarineen, welche auf. Ostjava die
Tjemorowälder zusammensetzen. Man
hat diese merkwürdigen Gehölz auch
blattlose Wälder genannt, weil die
Zweige der Casuarinen, an Schachtel
Halme erinnernd, nur mit ganz winzigen
Blattrudimenten besetzt sind. Da die
Verdunstung dieser Bäume begreiflicher
weise höchst eingeschränkt ist, fo gedeihen
dieselben auch in trockener Luft und auf
trockenem Boden. Die Helligkeit dicfer
Tjemoiowalder ist eine beispiellose, und
diese blattlosen Wälder übertreffen in
dieser Richtung weitaus den nordischer
Birkenwald unv auch die oft genannten
australischen Eukalypluswäldcr.
Die tropische Begetationstrast spricht
sich nichj nur in dem enormen Formen
rcichtum, sondern auch in der auss
äußerste gesteigerten Anpassung der Ge
wachse an die gegebenen Verhältnisse aus.
Man kann diese Anpassungsfähigkeit
nickt drastischer veranschaulichen, als
wenn man die blattlosen Wälder' des
heißen und zeitinise dürren BodenS Ost
javas den Flutwäldern der tropischen
Küste gegenüberstellt. Die dem heftigen
Welknschlage und starkem Windansall
ausgesetzte KÜstenzone ist, wo sie sand
reilb und tonig ist. vegetationslos, wo
sie felsig ist. don Algen bewohnt. An
ruhigen Strandteilen der tropischen und
zum Teile auch der subtropischen Erd
gebiete erhebt sich auS sandigem oder
schlammigem Boden im Bereiche der Flut
eine eigentümliche Gehölzvegetation, ein
niederer Wald, welcher zur Zeit der Flut
nur die Baumkronen mehr oder weniger
vollständig über Wasser hält, während
der Stamm und die merkwürdigen, zur
Zeit der Ebbe größtenteils sichtbaren, im
Bogen nach . abwärts gekehrten, im
Schlamm und Sand verankerte Stütz
wurzeln unter Wasser tauchen. Die
Flutgehölze sind über die warme und
heiße Zone der Erde verbreitet. Ihr
Charaktcrbaum ist die Mangrove (Rhj
zophora), weshalb sie gewöhnlich Man
groben oder Mangrovenwäldcr genannt
werden. An dem Zustandekommen die
ser Flutwälder beteilige sich Gewächse
verschiedener Familien, unter anderem
auch gewisse Palmenarien, zum Beispiel
aSlirrn frntcwcn an der fumatraischen
Küste. Die östliche Mangrove reicht von
Ostafriks über Indien und Australien
bis Mikronesien. die westliche umfaßt die
Küsten don Westafrika, Zentral und
Südamerika. Die östlich? Mangrove ist
weitaus reicher an Gehölzarten als die
westliche, welche durch den Manglebanm
(IUiiüopliiini mangle) charakterisiert
ist. Es ist die! wohl der einzige Nutz
bäum der Flutgeholze. Blatter und
Rinden desselben habe sich als Gerb
materiale bewährt.
So paßt sich der Baum den verschie
denartigsten Wassermcngcn an. Inner
falb der vorgeführten Extreme bewegen
sich zahlreiche Zwischensormen, welche
den Bestand der Waldtypen bilden. Um
hier nur- don den Tropen zu sprechen,
hat man den Immergrünen von dem
regengrüne Urwald zu unterscheiden.
Ersterer bewohnt da! heißfeuchte Tro
pkngebiet, in ihm hält die Belaubung
gleichen Schritt mit dem Blattfall.
Trotz aller tropifckn Pracht und Herr
lichkeit geht doch immer auch ei herbst
licher Zug durch fein Bereich, und nie
mal! bietet er daS Bild jener jugend
lichen Frische, wie unsere Laubwälder
zur Frühlingszeit. Der immergrüne
Wald deS TropengebieteS steht unter der
Herrschaft deS fast täglich niederfallen
den RegenS. welcher in Verbindung mit
der intensiven Sonnenhitze jene schwüle
Atmosphäre erzeugt, welche der seßhafte
Kulturmensch Treishauslust nennt.
Die regkngrünen Tropenwalder, Ur
Wälder oder Forste, zum Beispiel die
Teakwölder. sind dort bestandsähig, wo
im Lause d?S Jahre! eine Regenperiode
mit einer Trockenzeit regelmäßig wech
feit. In der Trockenperiode herrscht
Lufttkockenbeit und Bodendürre. und die
Bäume entblättern sich dort infolge tro
ckener Hitze ebenso vollständig, wie bei
un! die Laubbäume zu, Herbstzeit. Mit
Beginn der Regenzeit beginnt sich der
Wald mit großer Rafchheit wieder zu
begrünen.
In mehr man sich dem Aequator
nähert, desto manBxsaljiger wird daS
Zusammenleben verschiedenartiger Ge '
wachse, di Symbiose im weitesten Wort
sinne. Die miteinander lebenden Orza
nismcn siehe in mehr oder minder gro
ßcm gegenseitige AbänglgkeithSverhali
niS, welche! nicht nur fo weit geht, daß
ein Gcwäch! ohne daö andere nicht leben
Um. wie zum Beispiel ein Schmarotzer
ohne eine zumeist spezifische Wirtpflanze
nicht existenzfähig ist. sondern bis 3
einer Verschmelzung verfchicdencr Or
oanismen ,u einem einheitlichen b,olo
gischen Individuum. Bekanntlich re
präsentiert jede Flechte eine solche innige
Symbiose; sie stellt un! ein Genossen
schaftMrhäliniS dar. welckzcl bestimmte
Algen mit bestimmten Pilzen eingingen.
In neuerer Zeit sind derartige hocbent
wickelte Symbiosen auch an Waldbau
men aufgefunden und in jüngster yit
eingehend studiert worden. Ei wurde
zuerst an Buck und Eiche die merkwür
diÄ Beobachtung gemacht, daß gerade
der lebendigste Teil ihrer Wurzeln kon
stant von einer auS Pilzfäden bestehen
den Haube bedeckt ist. An stelle der
Wurzclhaarc. welche bekannilicy die Aus
nahine der Bodennahrung besorgen, ode?
neben spärlichen Wurzclhaaren. trete
von dieser Pilzhaube zahlreiche Pilz
faden In das Substrat, in welchem de?
Baum wunelt. Man hat diese Pilze
anfänglich für uschädlickie Parasiten ge
halten'; es ist aber aus das unwidcrlegz
lichste bewiesen worden, daß der die
Wurzellpitze umkleidende Pilz nicht nur
die Bcennahrung aufnimmt und dem
Baume übergibt, sondern noch in ande
re Beziehungen zur Ernährung des
Baumes steht, auf die ich hier leide?
nicht eingeben kann. Aber nicht nur
Eiche und Buche und, wie man bald er
kannte, alle Gewackle aus dem nächsten
Verwsndtschastskreise dieser Bäume,
nämlich sämtliche Kupuliseren. auch
zahllose andere grüne Gewächse sind aif
eine durch Pilze vermittelte Ernährung
angewiesen: sie sind, wie man sich aus
drückt, mykotrrph.
Dir großartige Symbiose des tropi
schen Waldes tritt unS fchon äußerlich
in dem bereits oben angedeuteten dort
herrschenden Chao! von Hochstämmen,
Unterholz. Lianen, Epiphyten und Va
rasilen entgegen, die sich auch noch da
durch steigern' kann, daß auf einem Pha
nerogamen Parasiten ein zweiter schma
reizt und dieser, von Epiphyten. belle,
dct. noch mit Pilzen besetzt ist. wele
auf den Zweigen als Saprophyten oder
auch als Parasiten leben, während viel'
leicht auch auf den Blätter Flechten
und Pilze und selbst kleine Pwnerogz
men sich angesiedelt hoben. Zu dieser
oberirdischen 'kommt noch eine nterirdi
sche Symbiose, die wahrscheinlich gleich
fall! sehr kompliziert ist. aber bisher
noch wenig untersucht wurde. Die oben
berührte mykotrophe Ernährung beruht
immer auf Symbiose, kann aber noch
manche andere Form annehmen als die,
welche ich skizziert habe. Nur noch ein
einschlägiges Beispiel. Wenn man die
Wurzel 'der oben genannten Albizzia
von der Erde befreit, so erkennt man.
daß dieselben von Knöllchm bedeckt sind.
In diese Knöllchen lcbn bestimmte
Vaklkricn, welche in hohem Maß: dazu
beitragen, die Pflanze mit der nötigen
Menge don Stickstoff zu versorgen. Die
eben genannte Form der Symbiose sin
det sich bei allen Hülsenfrüchtlern.
' Recht gut studiert ist d'.e unsere Wal
der beherrschende, freilich viel einfachere
Symbiose. Es spricht sich im Buchen
walde ein inniges Zusammenleben ver
schikdenartiger Pflanzen schon in dem
stets mykotrophe Charakter dieses Bau
mes aus, ferner in dem Vorkomme be
stimmtcr parasitischer Pilze, welche ent
weder an die oberirdischen oder unter
irdischen Organe dieses Baumes gebun
den sind. Aber außer diesen innigen gibt
es noch zahlreiche lockere Symbiosesor
men im Buchenwalde. So aas Auftre
ten bestimmter Veglcitpflanzen der
Buche, wie Waldmeister und Sauerklee.
Im Boden des Buchenwaldes wuchern
Pilze, welche bei der HumuZbildung be
teiligi sind, und Bakterien, welche die
stickstoffhaltigen Bestandteile verwesen
der Tier und Pslanzenleichcn dcs Bo
dens in eine für die Pflanze assimilier
bare Form umwandeln. Aber noch an
dere Bodenorganismen finden siä? hier
vor. darunter der in fruchtbaren Böden
nie fehlende Regenwurm, der. wie fchon
Darwin erkannte, durch Zerkleinerung
der Erdteilchen viel zur Vermehrung der
Feinerde beiträgt und die Durchlüftung
deS Bodens besorgt.
Die im Laubwalde aufgespeicherte
Humusmenge mit allem, was sie um
schließt, und in dem meHaniscben Zu
stände. In welchem sie im Waldboden
austritt. bildet den großen Segen, den
der Wald der Kulturwelt spendet:
fruchtbarstes ASerland. Dies ist da!
große Erbe, welches der sterbende Wald
seinem Vesieger. dem Menschen, hinter
läßt. ,
Im Gesolge der Kultur schreitet stets
ein erheblicher Waldverlust einher, was
notwendigerweise eine Verarmung des
organischen . Lebens auf der Erde zur
Folge hat. Bis zu einer bestimmten
Grenze ist aber der Rückgang der irdi
schen Lebenssumme für den Menscken
nicht von Nachteil, da durch ökonomische
Abnützung der Bodenprodukte in jeder
Kulturepoche für seine Unterhalt besser
gesorgt ist. als es zur Urzeit der Fall
war. Mit de Fortschritten des Men
schengeschlechtcS nimmt die Gefahr zu
weitgehender Entwaldung ab. da die
Vedeutunq d?S WaldeS für des Men
schen Gedeihen und für sein Wirtschaft,
leben sich immer eindringlicher darlt'llt.
Und so vereinigt sich in allen auf höherer
Kulturstufe stehenden Staaten die Ge
setzgebung mit den Kräften, welche den
angeborenen Instinkten deö Menschen
und seiner angeborenen Liebe, zum
Walde entspringen, um den Fortbestand
der Forste zu sicher und im großen
durch Aufforstung verkarsteser Gebiete,
im kleine durch Parkanlagen. Straßen
bepflanzung usw. den Vaumreichtum d?
kultivierte Lande! zu vermehren.
Splltttk.
Kein Bild ist sg unähnlich wie da!
Gottes, wie ihn die Mensche darstellen.
ES gibt sehr viele Kinder, welche ohne
Adresse und sehr schlecht verpackt in die
Welt g'schickt werden.
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Ohne Politische Erziehung ist da! sou
derane Volk ein Kind. d!S mit dem Feuer
spielt und jede Augenblick tai Hau! in
Gefatjr setzt.
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