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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 10, 1918)
-V''-i.-w. t!ipalW diMt 1 1 ,-iW 4--fc e -ify.'i. l, IFV ,. L5Me Om?t xrtnir . Zer KeöttrtenrücKgang in Acullcljland. ! ' Don GbermeökzZnalrat Dr. 25rshne. Die große Lehrmeieria Geschichte zeigt uns in allen bedeutsame Pcr.odn der alten und trauen Zeit nicht aui ttaij sende, an ahl zunehmende, sonder auch absterbende ÖbUer; und sie Uchrt uns mit aller Deutlichkeit, dajj sich in dem ewigen Aus und Nieder der Mensch hcitZentwicllunz auf die Tauer nur die jenigen Voller behaupten tonnen, die ibren Volksbestand nicht nur auf gleicher Höhe erhalten, sondern durch eine Üebcrschutz an Geburten arnbajern! der mehren. Ist es doch in der Natur nicht anders. Ein Baum, d nicht, mehr wächst, K'ud durr, er stirbt ab! Die Teutschen haben allen Aslaß, sich jene Lehren der Geschichte und der Natur tief einzuprägen. Zeigen sich doch in dem bisher so glänzenden Bilde ihrer Volks Vermehrung seit Beginn dieses Iahihnn derts tiefe Schatten, die ein Verlang, samung oder gar einen. Stillstand der FevölkcrungZzJnahme in greifbare Nähe rücken. ' Wie liege die Dinge? , Die Bevöllerung TutschlcmdZ, die im Jahre 1870 rund 40 Millionen betrug und damals die Volksziffer. Frankreichs nur um etwa Millionen übertraf, hat von 1871 bis 1913 um 27 Willionen zugenommen, d. h. sie ist auf mehr als 7 Millionen gestiegen. In dem tjlei chen Zeitraum hat sich die Bsoo'lk.'rung fsrankreichI nur- um einen geringen Bruchteil vermehrt, so daß Frankreich heute mit rund 20Vz Millionen noch nicht die WolkZzahl erreicht hat. die Deutschland 1870 ufzuweist hatte. DaS enorme Wachstum der deutschen Be, Kölkerung kam dadurch zustande, daß in den letzten vier Jahrzehnte nicht nur die Gebuilsziffem jährlich bedeutend an stiegen, sondern zugleich auch die Cterb lichkeit des. Volkes infolge der sich immer mehr bessernden gesundheitlichen Ver bältnisse,, des wirtschaftlichen Auf, schwungS und der Verbesserung fast aller Lebensbedingungen so erheblich abnahm, daß der Ucberfchuß der Geburten über die SterSefälle von Jahr zu Jahr gro ßer wurde; dieser Neberschuß, d. h. der Zuwachs an Bevölkerung, erreichte mit Begmn dieses Jahrhunderts die aufzer ordentliche Höhe von rund 900.000 Mensche In einem Jahre. EZ hat nun aber seit einer Reihe von Jahre ein zunächst ganz unbedeutender, dann allmählich stärker werdender Rück qang, der Geburtenzifferir eingesetzt, der seit etwa 13 Jahren einen raschen Ber lauf angenommen hat. Während närn sich im Jahre 1876 in Deutschland 40,9 Lebendgeburten aus 1000 Einwohner. 18S1Mnoch 3(5,1 und 1900 noch 35,6 GeSurtrn gezählt wurden, ist diese Bei hältniszaht feä Beginn, des Jahrhun derts auf 27,5 Geburten im Jahre 1912 und seitdem noch weiter gesggken! , Es werden also jetzt auf das Tausend Ein wohuer 89 Kinder weniger gebore als im Jahre 1900 oder, aus-die gegen wärtiaeBesölkerungszahl berechnet, 560, 009 Kinder im Jahre weniger, als hat ten geboren werden müssen, wenn man noch die gegen 187S bereits gesunkene Geburtenziffer des Jahres 190Q zu der, zeichnen hätte. Der .Rückgang der Geburtenziffern er scheint aber, wie schon angedeutet, ge ade deshalb so gefahrdrohend, weil er kr immer rascherem Tempo verläuft und alle Anzeichen für einen noch weitere Absturz sprechen. Ist doch allein in den ersten 12 Jahren des Jahrhunderts der durchschnittliche jährliche Geburtenabfall dreimal so stark gewesen wie in den vor bergegangenen 25 Jahren! Dazu kommt die weitere bedenkliche Erscheinung, daß, während auf dem Land die Geburten abnähme noch verhältniZ mäßig langsam erfolgt, in den mittleren und Grofjstäd ten, m denen jetzt die Hauptmasse deS deutschen Volkes wohnt, eine geradezu erschreckende Geburtenverminderung zu beobachten ist. So wurden in Berlin im Jahre 1876 auf 1000 Einwohner 43. im Jahre 1313 nur noch 19,5 Kinder, in Charlottenburg 1879 noch 49.7. 1911 'nur 19,3 Kinder geboren; Cchöneberg ist im Jahre 1912 sogar auf die beim ruhigend niedrige Ziffer von 13,7, Ee burten auf 1000 Einwohner gesunken. Mehr oder minder ähnliche Beobachiun c,en biete zahlreiche andere Ctädte, wenngleich die Verhältnisse nicht überall so schlimm sind wie in Grotz-Berlin. ?W glauben manche kurzsichtige Perso nen sich damit tröste zu können, daß euch andere Kulturftaateu. z. B. Eng land, Oesterreich. Italien. Holland, Bel gieu. Dänemark, Schweden, Norwegen, die Schweiz und insbesondere Frankreich seit längerer Zeit eine Geburtenabnahme und zum Teil eine och niedrigere Ge iurtenziffer (Frankreich etwa 18.9 auf 1000 Einwohner) als Deutschland ha ben. Demgegenüber muh eingewendet werden, daß kein einziges Land seit 1900 eine ss rasch verlaufenden ebuttcmb. stürz erkennen läßt wie Teutschland. Die zunehmende Geburtenabnzhme würde schon längst zu einer bedenkliche Berminderitng des jährlichen Menschen Zuwachses geübrt haben, wen sich nicht i des letzte Jahrzehnten die Sterblich' teil suknordentlich verringert hätte. 22&?!?a nämlich noch vor SO Jahren in Deutschland von 1000 Einwohner jäl-tlich 20,4 sterben, ist "diese Zahl im Iahe 1913 auf 13,8 zurückzezanaea - .... 1- T.tf,tilk i'Ari'rA v. I., ' uciJn in -taijujju ju,ntu( tnd 719,000 Menschen weniger, als beim Nvchbestelx der Terhältaiszisser v if&0ls&) -sterbe wurden. Buch diese ünstige StttblichkeUSonhältgilZt bedeute lerne Beseitigung sondci nur ein Hinzusschieben der Gefahr. Ten d'e weiiktt Adnihme der Sterblichkeit hi! eine natürliche Ennze. der sr!schrci l.'nde Rgznz der Geburtenziffer da g5,'.?n nicht oder doch nicht im Kicke bhit; zum mindeste ist mit der e. r i ,,?' t!'rf i)Hji-'i;tfj'! '"'' fahr zu rechnen, daß die Gedurtcnzisfern schließlich unter die Zahlen der Todes fälle heruntergehen. Frankreich ist be reits an diesenr gefährlichen Punkte in gelangt; dort Werden feit 1911 jährlich 3040.000 Kinder weniger geboren, als Menschen sterben. Und daß Deutsch land Aehnliches droht, beweist d.cr Um fand, daß das Tempo des AbsinkenS der Sterblichkeit durch die Schnelligkeit, mit der die Geburtenziffer abnimmt, bereits seit fficgin unseres Jahrhunderts über holt ist. Von 190213 ist nämlich in Preuße die Sterbeziffer insgesamt um 4.41 auf 1000 Einwohner, die Gebur tenziffer aber um 7.72 (!) gesunken oder mit anderen Worte die Geburten abnähme ist in Preußen feit 1902 um 75 Prozent stärker als die Abnahme der Sterblichkeit. Dementsprechend nimmt der Geburtenüberschuß seit einigen Iah nn nicht nur prozentual, sondern auch absoiut ab. Was sind nun die Ursachen deZ auf fallenden Geburtenrückganges? Auf diese Frage geben die zahllosen Untersuchun gen der letzten Jahre recht verschiedene Antworte je nach der Weltanschau ung, der religiösen, wirtschafts-, Partei politischen Stellung oder sonstigen.' manchmal recht einseitige Auffassung, von der der eine oder andere Unter suchende das Problem betrachtet. Ver suchen wir einmal, die Frage ruhig und leidenschaftslos zu prüfen, indem wir davon ausgehen, daß nicht nur eine ein zlge. sondern eine Vielheit von Ursachen bei der Geburtenverminderung zusam menwirkt. - .... . Die vielfach verbreitete Meinung, daß der Rückgang der Geburten auf eine Ab nähme der Eheschließungen zurückzufüh rcn sei, ist leicht zu widerkgc. Zwar hat die Zahl der Eheschließungen ia den letzten Jahren um geringe Bruchteile pro zentual abgenommen; doch ist. die bfo lute Ziffer der Ehen andauernd gestie gen. So hatte man in Deutschland im Iah 1900 rund 476,000, dagegen 1913 bereits 513,000 Eheschließungen; trotzdem war die Zahl der Geburten im Jahre 1913 um 166,000 geringer alS 1900. Auch die' Ausfassung, daß seit einiger Zeit eine Rassenderschlechterung und infolgedessen eine Abnahme der Fortpflanzungsfühigkeit 'des Volkes ein getreten fei. halt ernster Prüfung nicht stand. Abgesehen do viele sonstigen Momenten spricht schon die fortdauernde Abnahme der Sterblichkeit gegen eine Entartung des Volkes, da eine solche in der Siegel in einer Zunahme der Sterb lichtcit ihre Ausdruck findet. Auch der leider noch weit verbreitete Alkoholismus kann bei der Geburtenverminderung keine Rennesswerte Rolle spielen. - Von weit ernsterer Bedeutung sind die Geschlechts krankheiten, deren starke Verbreitung zweifellos feit Jahrzehnten zahlreiche Fülle von Unfruchtbarkeit bczw. Zeu gungsunfähigkeit. d. h. also Verhinde rung von Geburten bewirkt hat; da aber nach Ansicht der bedeutendste Fachärzte die Geschlechtskrankheiten seit Ansang dieses Jahrhunderts keine Zunahme, fon dern wahrscheinlich sogar eine gewisse Abnahme erfahren haben, so, kann man diese Krankheiten kaum als Ursache für den gerade feit 1900 bemerkbare rasche Geburtenabsturz ansehen. Nach allen Beobachtungen beruht zweifellos der Geburtenrückgang ia der Hauptsache auf einer von weiten Kreise des Volkes gewollten Einschränkung der Kinderzeugung. Hierfür glauben nun viele in erster Linie wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Teuerung aller 2t bensbedürfnisse, der Wohnungen, der Kindererziehung usw. verantwortlich ma chen zu sollen. Wie steht es damit? Sicherlich gibt es viele Ehepaare, die auS wirtschaftlicher Not. wegen geringen Einkommens, hoher Miete und ähnlicher Schwierigkeiten die Kinderzeugung ein schränken. Namentlich die zahlreichen ??älle, in denen Ehefrauen infolge der Notwendigkeit, mitverdienen zu müssen. Fabrikarbeit leiste und sich deshalb nur wenig der Kinderpflege im Hause wih men könne, sowie di in viele Orten herrschende Wohnungsnot und Woh nungsteuerung dürften nicht selten die Ursache sür eine absichtliche Beschränk ung der Kinderzahl sein. Aber ob man diese wirtschaftlichen Momente als die Hauptursache für den erst in neuerer Zeit so bedrohlichen Ge burtenrückgang ansprechen kann, erscheint doch nach allen Untersuchungen und an gesichts der Tatsache, daß die Geburtc.!:.' abnähme zunächst ia den wohlhabenden, dann in den mittlere Volksschichte ein setzte und erst in der allerjüngfte Zeit auch in de unteren Ständen beginnt, in hohem Grade zweifelhaft. Gewiß sind die Mieten, die- Preise der meisten Le bensmittel und sonstiger Lebensbedürf nisse seit 30 Jahren erheblich gestiegen, und die Kindererziehung ist im allgeme! nen weit teurer geworden. Aber wir dürfen doch auch nicht vergessen, daß i demselben Zeitraum sast alle Einkommen. Gehälter und' Löhne in weit höherem Grad gestiegen find, und daß de, Wohl stand und die gesamte Lebenshaltung des Volkes in olle seine Schichte sich so außerordentlich gehoben haben, daß eS wirtschaftlich noch mindestens ebenso oder vielmebr noch weit besser i der Lage ist, die gleiche Anzahl Kinder suszuziehe und zu ernähre wie vor 30 Jahre. Wer seit längerer Zeit gewisse uner treuliche Erscheinungen im Volksleben mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, kann nicht darüber im Zweifel ftia. daß sich in weite Kreise hinsichtlich der Begriffe Ehe und Kinderseze und dne fitt licher Bedeutung eine dsderikliche Um wertung vollzogen hat. wi fir deutschem Wesen, früher ftemd tsar, und daß diese beoauerNche Erschein bei der eewoll te Einschränkung der Kinderzshl eine wesentliche Rolle spielt. Der während des Friedens, mehr und mehr zunehmende Wohlstand, die Gewöhnung an Lur.nl und mancherlei sonstige, durchaus ent behrliche Genüsse, haben bei vielen Men schen eine Hang zur Bequemlichkeit und eine Scheu vor der Uebernahnie ernster ?slichten erzeugt, die wie uns die Ee chichte aller zu hohem Wohlstand ge langten Kulturvölker zeigt in gewis sem Umfange die Anschauung zur Gel hing dringen, daß Kinderreichtum nur eine Last sei. der man sich möglichst ent ziehe sollte. Namentlich i der Frauen weit hat diese Auffassung bedenklich an Boden gewonnen, so daß es heute schon manche Frauen gibt, die sich glücklich preisen, wenig oder gar keine Kinder zu haben, und damit das Höchste und He! ligste. was eS für" ei Weib geben kann, die Muttcrfchaft. In den Staub ziehen. So greift da Zweikinderfvstem oder gar das Ein oder Kcinkindsystem mehr und mehr um sich. Dieses Uebel hat in den höheren - Gcftllschaslsschichtcn begonnen, und wir dürfe unS nicht wundern, daß dies schlechte Beispiel der führenden Kreise in den mittleren und niederen Vollsklasscn Schule macht und ollmäh sich Nachahmung findet. Die bedenkliche Moral der Männerwelt in geschlechtlichen Dingen aber trägt zur Verschlimmerung der gekennzeichneten llelulstande noch be sonders bei. In geradezu gefährlicher. Weise wird die Abneigung gegen Kinder sege gefördert durch die zahllosen Ver hütungsmittel. die heute in schamlosester Weise in Tausenden von Geschäften dem Publikum, und zwar auch dem, das an solche Dinge gar nicht denkt, angeboten oder ins Haus gesandt werden. Die schlimmste Verwirrung auf diesem Ge biete aber zeigt sich in der enorm anwach senden Zahl der Fälle vo Vernichtung des keimenden Lebens, die Frauen ent weder selbst an sich vornehmen oder vor nehme lassen; nach Auffassung aller Sachverständigen hat die Vernichtung der noch ungcborene Kinder, die jährlich auf diese Weise zugrunde gehen, in er schreckendem Maße zugenommen. Es ist hohe Zeit, der Gefahr, die der ganzen Zukunft, der nationalen Existenz durch eine weitere Zunahme des Gebur tenrllckaanacs droht. Herr zu werden. Zahllos sind die Vorschläge, wie eine Steigerung der Geburtenziffern oder mindestens ein Stillstand der noch an dauernden Geburtenabnahme angestrebt werden foll ; sie gipfeln meist in folgen dem: Wirtschaftliche Begünstigung kin derreicher und unbemittelter Familien in Form von Kicderzulaaen, Steuererleich terunge aller Art, Schulgeldbefreiun gen, höheres Sehalt und Wohnungsgeld Zuschuß für verheiratete Beamte und der gleichen. Daneben staatliche Fürsorge für qute und billige Wobnungen. Jung gesellensteuer. Innere Kolonisation im Sinne der Bekämpfung der Landflucht und Ctärksng des Kleinbauernstandes und der ländlichen Arbeiterfamilie, die im allgemeinen besonders kinderreich sind. Aufklärung der breiten Volks Massen über die Bedeutung der Volks Vermehrung für das Wohl des Staates. Stärkung des VerantworUichkeitszesühls des einzelnen gegenüber der Allgemein heil. Pflege der Religiosität. Bekämp fung der Geschlechiskrankheite und der Unstttlichkeit. Schärfstes Vorgehen ge gen öffentliches Feilbieten und Verbrei lung der empfängnisverhütenden Mittel und gegen daS Abircibungsunwefen. Schließlich werden verlangt Maßnahme behufs noch weiterer. Verminderung un serer Sterblichkeit, insbesondere der zweifellos noch viel zu hohen Säug lingsstcrblichkeit, erhöhter Schutz für die Mütter (Schwangere und Wöchnerin nen). Verbesserung des Hebammenwe sens zur Verminderung der Totgeburten also Maßnahmen zu? Erhaltung einer größeren Zabl der Geborenen. Welche von diesen Mitteln in erster Linie zur Bekämpfung des Geburtenrückganges in Frage kommen, läßt sich bei der Schwie rigkeit des ganze Problems noch nicht übersehen. Freilich ist eS mit den von vielen Se! ten verlangten staatlichen Maßnahmen allein nicht getan; dielmehr ist es nötig, daß das Verständnis für den Ernst der Sachlage in alle Kreise des Volkes dringt. ' Mit 3 Jahren ist ein Mensch un gesähr halb so groß wie er überhaupt wird. Professor Berg in Buenos Ayres hat eine Spinne entdeckt, die zuweilen Fische fangt. An seichten Stellen heftet sie zwischen Steinen ein zweiflügeliges, konisches Netz an. längs dessen sie ins Wasser hinunter läuft und hier kleine Fische, Kaulquappen u. dergk. geschickt zu erbeuten . versteht. Dafür sprechen deutlich genug die vertrockneten Reste kleiner Wafferbewohner, die auf dm Ge webe verstreut liegen. Es ist jetzt möglich geworden, die Geschwindigkeit der Strömung eines Flusses auf chemischem Wege sesizustel len. Dazu wird dem Wasser eine ge wisse Menge Sole ober starke Kochsalz lösung zugesetzt, und weiter stromab wärts werde dem Flusse Wasserproben entnommen und sorgfältig analysiert. Bei Treuen im sächsischen Vogt lande wurde ein Kupferbeil gefunden. Es ist nach der Angabe des Professor! Dr. Teichmüller, des KustoS der prä historischen Sammlungen im grünen Gewölbe zu Dresden, mindesten? 3000 Jahr alt und stammt aus der frühesten Bronzezeit, der ersten Hälfte des zweiten Jahrtaufcnds dor Christus. TieS ist aus dem Material (Kupfer ohne oder mit nur wenig Beimischung von Zinn) und aus der rohen For, zu schließen. Näheres wird eine genauere Analyse des Fundes noch geben. Das Beil ist nach dem Steinbeil von Christwitz der zweite Fund au der vorgeschichtlicher! Zeit dcö VogilandeZ. , Durch bloße Lehren Sind nie die Menschen zu bekehren. Das gute Beispiel prägt allein. Der Lehre Sinndem Herzen ein. Ob er u ward erfochten, ob gifunden: Ei Siez ist aller Rechenschaft er.Ibur.deg. Mein Vetter Albert war ei scelens guter Mensch. Von zwei Tttigcu aber konnt' nicht reden hören, ohne giftig zu werden: von Wasskrmclontn und von .Pietät". Mit den Wassermelonen, das hatte sein einfache Bewandtnis. Seine Fe rien er war Rcchtsanwalt. und da er seine erste Klientin, eine vermögliche junge Witwe, die mit einem Koksliefe ranten um eine doppelt bezahlte Rech nung über 500 Preßkohlen prozessierte, geheiratet hatte, so war er ein recht guj gestellter Anwalt seine groß, schö nen Ger'.chtsferien also fielen allemal in den Juli und August. So wagte er sei nen Lieblingsplan, mit dem er schon alS Student Zärtlich geliebäugelt hatte, den Plan nämlich: das südlidje Italien zu bcsitchen. nicht auszuführen. - Er hatte gehört, eö sei schauderhaft heiß um diese Zeit da unten; und vor dem verflixten Sciroccg hatte er besondere Manschetten. DaS ging jahrelang so, und er jam merte den ganzen Winter, daß jeder halb weaz anständige Mensch schon die VenuS KallipygoS im Muses Nazionale gesehen habe und von Resina oder Torre An nunziaw auf kleinen Maultieren die kah lcn steilen 'Wege zum Krater deS Vesuv emporgeritten' sei; nur er nicht. Das ging so lange, bis ihm vor acht oder neun Jahren seine Frau, um dem Gejammer ein Ende zu machen, so heftig zuredete, trotz des Sommers das Wagnis zu un ternehmen, daß er sich einen Panamahut, eine Reisemütze, Baldriantropfen und einen Baedeker für Unteritalicn kaufte und munter durch den Gotthard fuhr. Das heißt, die Munterkeit legte sich bald ein wenig. In Florenz waren's neunzehn Grad Reaumur, in Rom fünfundzwanzig, in Capua dreißig, in Neapel zweiunddreißig und ein halb. Er war halbtot, als er, den Panama tief in der krebsroten Stirn, ankam. Er hatte das Gefühl, wen die Fahrt noch eine Halden Tag länger gedauert hätte, so wäre er blöd sinnig geworden. Nachdem er sich den Nachmittag damit vertrieben, in seinem Hotelzimmer, daS grundlos aber eigentümlich nach Ham melfett roch, einen ihm unsympathischen Schmetterling zu fangen, ging er abends am blauen Meer entlang die Via Carac ciols und Via Paricnope nach Santa Lucia. Am Castello dclT Odo stand ein alter Mann mit goldene Ohrringen unter der schäbigen rostroten Mütze und schrie mit heiserer Stimm seine mclcmu d'aqua!" aus. . Dem Vetter war in diesem Augenblick 5 grüne Kastell auf dem Jnselfels mit seinen Erinnerungen an Robert den Weisen und Giotto durchaus egal. In feinen gierigen Augen funkelten nur die feuchten Schnittflächen der rolgesprenkel ten herrlichen Früchte. Er trat heran und kaufte. Und er aß und vergaß . . . In dieser denkwürdigen Nacht kam er nicht ins Bett. Furchtbare Tage folg ten. . Dieser Unglückselige, der gekommen war. das Herz erfüllt von Poesie, vo Srhnsückt nach Kunst und Meer und Sonne. Mandolinenspiel und wimmeln dem Volksleben, kämpft eine ganze Woche vergeblich gegen den hartnäckigsten Tarmkatarrh. nahm iibelschmeckende Tropfen und gerbstrfshaltige Sorbe) zu sich, besuchte weder die Venus Kalli pygos noch den Vesuv und hatte, als er nach drei Woche abgemagert, verstimmt, beschämt wieder zu Hause ankam, von Neapel und Umgebung außer seinem Zimmer fast nur jene verschwiegenen Oertlichkeiten besucht, die am wenigste in Italien einen Stera im Baedeker ve; diene ... Daher sein tiefer Haß auf Wasserme Ionen. Mit seinen giftigen Ausfällen auf den schönen Begriff der .Pietät" aber Ausfällen, die besonders bei einem so prächtigen und von Charakter untodel haften Mann stark befremden muffte war es eine weit wunderlicher Sache. Der Dichter Ernst Adolf Neubert war, wie er daö i unzähligen Gedichte feit Jahren richtig vorhergefagt, gestorben. Seine Erben fanden i seinem Pult.be deutend mehr angefangene Novellen, skiz zierte Trame und interessante Tagebü cher. als Pfandbriefe und Minenajien. Das kleine Häuschen, in dem er gewohnt, stand also bald zum Verkauf. Und da es in einem zwar feuchten, aber freund lich aussehenden Garten lag und vom Efeu hübsch die Fenster umsponnen zeigte, so hatte Vetter Albert, in dessen Juristenfeele trotz der Enttäuschung mit der Wassermelone ein romantischer Hang lebt?, bald ein Auge auf daS Häuschen geworfen. Da die Wiiwe des Dichter! Neubert, eine Frau, von der zwei Neubert-Biogra phien die unbewiesene Behauptung auf stellten, daß, sie .die Morgenröte ihrer Jugend übti das Alter des Dichter; ge gössen hätte", und die in Wahrheit feine Köchi gewesen war, eine zweite ,Re slektanien" in ihrem allen Fremdwörtern feindliche Munde führte, so beeilte sich Vetter Albert, den Kauf abzuschließen.' Eigentlich gegen dm Willen seiner warnenden Gattin. Denn diese hatte mancherlei Bedenken. DaS Häusche war nicht unterkellert. DaS Dach war mehr als schadhaft. Vo den Lesen machte nur ein einziger eine vertrauenerwecken de Eindruck; und d stand im Schlaf zimmer, das nie geheizt werden sollte. TaS Zimmer, da! notwendigerweise Speisezimmer sein müßte, war von Neu lert. der ein großer Bogelliebhaber war. ganz als Bogelzimmer eingerichtet, hatte eine kleinen Springbrunnen in der Mitte und einen dürre Baum mit vie lcn Nistkäste aa der Wand und besaß de typischen scharfe Geruch großer Vo ftin M!'V,!r'!fl yruckt, i b Csifc !!l '!cht eailtn ioi&i:i mtl. Dccs AichLerßeirn. 11 i ' " ' j Humoreske voll Nudslf presber. gelhauscr, von dem man bezweifelt, ob er. sich jemals ganz vertreiben läßt. Vetter Albert aber fand, daß sich die scö Häuschen wie kein anderes sür feint Zwecke eignete. Sein Arbeitszimmer, sein Bibliothckszimmer bekamen just die Größcnvekhältnisse, die er liebte. Paula, das zwölfjährige Mädel, ein lieber Kerl mit einem Jungengesicht und einer un verwüstlichen Fröhlichkeit, sollte , ihr schmuckes Gicbelzimmerchen haben; und die kleine Terrasse am Wohnzimmer die Treppe mußte freilich ausgebessert werden würde ihnen den Genuß dieser Gartenstille noch erhöhen. Weniger so, dachte, an Mondnächten ... ES war merkwürdig: sobald Vetter Albert für etwas schwärmte, sah er'S mit seines GeisteS Augen zunächst mal in Mond beleuchiung. Tarin war er ver Normal deutsche. . Ernst Adolf NeubertS Häuschen wurde also gekauft.' Tie notwendigen Repara turen erwiesen sich als umfangreicher, als man geglaubt hatte. Besonders in des Dichters Arbeitszimmer mußten Böden und Wände durchaus neu hergerichtet werden. Ernst Adolf Neudert hatte die Leidenschaft gehabt, die man sonst eigent lich nur bei kleineren Leuten trifft, Pho tographien ohne Rahmen mit Nageln an die Wand zu schlagen. Co sahen die Wände aus, als ob sie die Blattern ge habt hätten. Und die Fußböden hatten unter der merkwürdigen Gewohnheit des ?Zocten. feine Feder, wo er auch ging er dichtete stets im Umhergehen), unbe kümmert um die Reinlichkeit anszusprit zen, statt gelitten. Aber weder die unverhältnismäßig hohen Reparaturkoflen noch die Unzuvcr lässigkcit der Handwerker, noch mancher lei ärgerliche Mißverständnisse, von denen die Beklebung des Studierzimmers mit einer gar nicht bestellten laubfroschgrünen Tapete noch das geringste war, konnten dem Vetter die Freude an seinem neuen Besitz verkümmern. Er senkte selbst eS war Frühling, als er einzog aller lel Sämereien in daS Erdreich deS er wordenen Gartens, die er sich nach allen möglichen Katalogen hatte kommen las sen. Und er hatte eine kindliche Freude, als nach einigen Tagen sinnigen Früh jahrsregenk viel GrüneS aufging, daS sich im wesentlichen später als Vogelfut ter erwies. In jener Zeit vollzog sicy ein merk würdiger Umschwung in der öffentlichen Meinung über den toten Ernst Adolf Neubert. Was ihm in den neunundscchzig Iah rcn seines Lebens eigentlich nie hatte glücken wollen, daS geschah ihm jetzt, da er im Grabe lag: man entdeckte ihn. Der kleine stille Kreis, der ij immer geschätzt hatte, trat zurück, und eine laute Jugend schürte den Enthusiasmus. Seine Lyrik wurde als Triumph des OptimiZ mus gepriesen; man nannte ihn den Anti-Schopenhauer, und die mäßigsten noch ungedruckten" Verse aus seiner Feder wurden neben manchem hübschen Einfall in den Tagesblättern abgedruckt. Vetter Albert freute sich dcö fpätcn Ruhmes dieses tote alten Herr, zu dem er. wie es ihm vorkam, durch den Kauf seine? Häuschens in ein gewisses Person lichks Verhältnis getreten war. Als einiges Handschriftliche aus dem Neubertschen Nachlaß versteigert wurde, versäumte der gute Albert einen wichtigen Termiit in einer Ehescheidungssoche und erwarb ein Autogramm des teuren To ten ein literatursreundlicher Mann heimer Kommerzicnrat trieb daS Blätt chen auf 175 Mark ließ es unter Glas in einen schönen Rahmen bringen und wurde nicht müde, den Besuchern zu er zählen, daß dieses lebensfreudige Ge dichtchen, das die ganze sonnige Weltan schauunq Neuberts widerspiegele, jeden falls hier in diesem Raume mit dem Blick ins Grüne (er zeigte auS dem Fen ster auf daZ sprossende Vogelfutter) enl standen sei. ' Ich, habe diese Verse selbst noch bei ihm an Kr Wand gesehen; und da ich freundliches Interesse dafür zeigte, ließ er sie mir von Paula abschreiben. Hier sind sie: , Paftl fcle Narr'n um a8 'N Not lkw, Hai von Rkdkin J umflogen: ' eoU das Jörgen mir der Tod fein, Hab' ich (jeuu doch gencl!til C!!t die Himmklasirank?n pbrcii gusimüsüiz erflUftrln: oll k Rebkn und Pacchanlen. Gib unS Lcha'ung zu Eeeieiiklügelnl Alle V.&t tom rdenleide Llirbk in m,i!nea Gejang'i, st,mle!I im Inth'.li'i,'' fticib $iul on eu!!chn SiebeühängkN. o tie Wlt m rUfuS" und Shrca j'c'fimiltcu je beüahien, nn! sie int. id) will sie lehren i iilitii ui-Malen! Kn ein Knd n rhein'lche Neben, Siiit die Furcht um ul un (Seid leimt o sich kech Ich! tithe!?n, lab wiittich diese Ceit leimt. eirft', ob VeiSk,?!! da allein Vt, 2of die ifrtie schleck! un rund ist; IWi'fe, e! ein leift im toi Ud ti fii tiü graue ist! Ich fand daS nicht himmclftürmend. aber ganz nett. Aber damals wurde auch bewiesen, daß Neubert ein ,Him melsstürmer' war. Im Volkstheater würd gewissermaßen als nachträglich Totenfeier sei mystisches Drama i sechs Vorgänge .Der Weise vom Tahgetos" gegeben, ei icht leicht zu verstehendes. Werk, das zur Zeit der Perserkriege spielte und eine gesunde Lebensbejahung auf dem Boden ltsparianischer Er.zie hung verherrlichte. Vor dreißig Iah ren. bei der Uraufführung, hatte man das Drama ausgelacht; und als im Schlußakt der Weise vom Taygetos selbst seine beiden kränkliche Enkel in den Eurcias warf, war ei zu argen Skan dalszenen gekommen, und der Vorhang war gefallen, ohne daß dem Dichter das letzte Wort vngöimt wurde. Jetzt, ei Menschenalter späte die erste Ro se knospe auf des alten Neubert Grab - hatt gera dieser Akt eine senfa tionellen Erfolg. Der Darsteller der Hauptrolle, Egmonl Olcwiano in Wahrheit hieß er Fritz Birnsticl wurde von allen Seiten und in allen Situationen des TramaS photographiert. Eine alte Dame veröffentlichte Briefe Neuberts aus der Entstehungszeit des .Weisen vom TahgetoS". Ein Oberleh rer vom Realgymnasium hielt In der Aula populäre Abendvorlesungen über .Ernst Adolf Neubert und seine Well onschauung". Eine Straße wurde nach ihm benannt, und über die Frage, ob es nicht unwürdig fei, daß gerade am Ende dieser Straße eine Bedürfnisanstalt stehe, kam es in der Stadtverordnetenversamm lung zu einer sehr persönlichen Debatte, der drei Bcleidigungsprozesse folgten.' DamalZ erschien m Täglichen An zeiger" ein Eingesandt vieler Kunst freunde", die es als eine unerläßliche Pflicht schlichtester Pietät hinstellten, da an dem Häuschens in icrn der herrliche Ernst Adolf Neubert gewirkt, gesonnen, die Welt beschenkt und in der Stille ge endet habe, eine Tascl angebracht werde zum Gedächtnis. Vetter Albert machte kn dieser Ange legenheit eine Borbesprechung und eine konstituierende Versammlung mit unS entschloß sich dann, auf eigene Kosten an seinem Häuschen solche Tafel anbringen zu lassen. Dieser Entschluß wurde mit Beifall aufgenommen, und drei Monate später , prangte über den Fenstern von Alberts Studierzimmer eine Granitlasel, auf der zu lesen war: In diesem Hause wohnte und dichtete Ernst Adolph Neu bert von 18L3 bis zu seinem Tode Die Tafel hatte dem guten Vetter Al berk neben erklecklichem Mammon viel Aerner gekostet. Denn der Esel von Steinmetz hatte zuerst in den Namen Neubert in ,p" statt eineS b gerne! ßelt, wodurch sich die Befestigung dieser Ehrenplatte verzögerte. Albert veran staltete dann eine kleine Enthüllung? sei, bei der ein überlebender Studien genösse Neuberts, ein Greis rnit ehemals gefärbten Haaren, die allmählich grün geworden waren, eine einftündige Rede hielt, in der r eigentlich mehr von sich als von Neubert sprach, und die den grei sen Festredner so erschöpfte, daß er mit Wein gelabt werden und in Letter Al berts Bett übernachten mußte. Am nächsten Morgen stand in den .Nachrichten für Ctadt ur.d Land' ei fulminanter Artikel, der ,5kunstprotze rci" überschrieben war. Tarin war Bet ter Albert bitter getadelt, weil kr sich als Jurist' in künstlerische Dinge gemischt habe. Die Wahl und Befestigung der Tafel sei Sache ver .Literarischen' e Wesen, zu denen der sonst unbescholtene Jurist nicht 'zu zählen sei. Die Bedeu tung Neuberts für deutsche Art und Kunst hätte ferner eins Marmorlöfel, und zw in ganz endeten Dimensionen verlangt. Bon dem nüchternen Inhalt der Inschrift wolle man schon gar nicht reden; aber darauf, daß der herrliche Ernst Adolf Neubert seinen Rufnamen Adolf stets mit .f' und niemals mit .ph' schrieb, darauf hätte die Pietät für he Tok Uücksicht nehmen, müssen. Pietät ! Nun war daZ Schlagwort ausgegeben. Im .Täglichen Anzeiger' nahm es ein Schüler deg Weifen von Taygetos' auf. Er fand 'es empörend, ja geradezu skandalös, daß die Stadt dätec diese heilige Erinnerungsstätte' gemeint war Better AlöertS Häuschen in den Besitz eines Privaten, dem noch dazu jede .Pietät' zu fehlen scheine, habe .libergchen lassen. Oder hätte man davon gehört, daß de, jetzige Besitzer, er fei j, wohl ein gesuchter Anwalt in Eheschei dungsprozessen, so diel Respekt vor der Dichtergtöie eines Ernst Adolf Neubert besitze, daß er wenigstens dessen Studier zimmer 'Unangetastet und als eine heiligt Erinnerungsstätte für kunstsrcundliche Pilger geöffnet lasse? Nichts davon habe man gchört! Der pietätlose Besitzer die. scs Tempels, den täglich tausend deutscht Herzen im Geiste (wörtlich Herzen im Geiste') suchten, habe sogar ein neueS nüchternes Eisengitter statt des poeti schen Holzzaunes, um den ehemals die lieben Heckenrosen, raittten. aufführe lassen ... Vetter Albert ärgerte sich schmählich. Er schrieb zunächst einen Artikel zur Ab wehr. Kein Hahn habe nach dem HSuS chea gekräht. alS er es N. B. weit über seiykn Wert bezahlend laufte. WaS seine juristische PraziS mit Neu berts Gedächtnis zu tu habe, seh er nicht ein. Den Holzzaua habe er enlser nc lassen müssen, weil er morsch war und umzufallen drohte, und weil die pietätvolle Jugend der Nachbarschaft darüber kletterte, in paar unreife Pfir siche vom Spalier zu mauscn, au denen -? seine bescheidene Freud hatt. Die Heckenrosen hätte er gern erhalten, aber sie seien im letzte Winter erfroren, wo für er unmöglich verantwortlich gemacht werden könne, Am folgenden Tage wurde im Mit tagsschläfchen, das er sich nach zwei schlaflosen Nachten gegönnt hatte, durch drei Vorstandsmitglieder des Lefsing Lesekränzchens' gestört, die ihm den ge ster vom Vorstand gefaßte Entschluß mitteilten, mit allen Mittel dahin zu wirken, daß wenigstens Ernst Adolf Neuberts Arbeitszimmer, in dem er die .Hymne an Dionys' und die Freudi ge Trutzlieder" geschaffen, und daZ be rühmte Zimm mit der Vogelhecke. die r in dem liebliche Buch .Meine Sän ger' verherrlicht, in den alten Zustand zurückoersctzt und dem Publikum zu gänglich gemacht würde. Better Albert rahm sich zusammen, um richt grob ys werden. Mit möglich ster Ruh und Freundlichkeit, erklärte er de Abgesandten des Lessing-Leftklänz chns', daß er das Häuschen gekaust habe um eS zu bemohnen. und daß r xerade mit feine Zimmer auskomme. Tie Vogelhecke sei sei Extisezimmer ge. m!wm PMM'.w!,,i!'-i,u il.: !.lil!., '!! ,!', II worden, in dem er IcitKt ben i- . Geruch deS Federviehs Nicht n, M werden Oh. Und dcS Poeten Ärdeits zimmer fei nun daS feine. Ui-.d wein feine Arbeit auch leider ein prosaischere und sür die Gesamtbevolkcrung gewiß nicht bedeutend sei (Zustimmung der Herren vom essins.Lesckränzchcn'). sa müsse er mit seine, Familie eben doch : von dieser Arbeit leben, und seine K en. ten (Lächeln dex Herren vom .Le,smq Lesckränzchen'1 erwarteten, daß er de Arbeit pflichtschuldigst verrichte. Tie Herren vom .Lcssing'LesekrZnz chen' empfahlen sich sehr kühl und sichi lich unbefriedigt. ;' Eine Woche später wurde dem Vetter in einem Dutzend Szetoplarcn eine Flug fck'rift deS .Vereins - M Hebung de Fremdenverkehrs' zugeschickt. Darin hieß es: 0 , ... Vo der Pietät gewisser Leute für unsere großen Dichter wollV wir gar nicht reden. Geht doch unwidersprochen daS Gerücht, daß ein Mann mit alade Mischer Bildung, det vielleicht durch äußerliche Verhältnisse zunächst zum Hü ter großer Erinnerungen bestellt gcroe sen wäre, unsern teuren Neubert ein .Fe dervieh' zu nennen beliebte! Aber der künstlerisch Unverstand muß doch nijt notwendigerweise mit der höchsten Gleich güliigkcit gegen die Interessen der ge meiiamen Vaterstadt, de! heimatlichen BodenZ verbunden sein. Welche Scha ren vcn Bewunderern unseres großen Ernst Adolf Neubert würden wir z. B. in unser schönes Städte zu locken ver mögen, wevn wir ihnen versprechen könn ten. daß sie daS Zimmer betreten dürfen, aus dem seine herrlickxn Gedanken er. frischend Und besruchteno in vie i flogen, daß sie unter den Wipfeln der S S , Bäume rastim dürfen, die feiner ehr. f würdigen Grefenstirn den Sitten ga ben! Geschähe und Restaurants. Brauereien und Ladengeschäfte, das Fuhrwesen und täe kleinen Handwerker , würden von solckr Pietät ungeahnte Vorteile haben . ; . X , Vetter Albert kämPftt mit seiner Wut. ' Endlich kam er zu ei.vm Entschluß. Er schrieb an die Stadtvn'vrdiietenversamm lung. an das .LessilV'Lesekränzchen" und an den .Verein zu.r Hebung deö Fremdenverkehrs': Die Mimer i de alten Zustand versetzen zu lassen, fei un möglich. Aber er sei bereit, der Vater stadt und der Pietät das Opfer zu bim . gen, jedem Fremden, der sich ür Ernst Adolf Neubert Wohnhaus wirklich in tcrefsie. die Räume mit Aufnahme von Schlafzimmer, Badezimmer, und Zubehör zeigen zu lassen. Als Antwort wurde ihm ein Ccl'!st chen deS .Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs' iibersandt, das j 300.000 Eremplaren in deutsche Schnellzügen gratis verteilt winde und den Ruhm der Vaterstadt mit voller, Backen pries. Da stand auf Seite 15 unter .Sehenswürdigkeiten' an zweiter Stelle, zwischen der Barbarakirche mit de.r (übrigens bcsirittenen) Nemdrandt schen Eradlcguiias!iz;e und dem jungen Nilpferd, daS der kommerzicnrat Löi mann dem Stadtzarten geschenkt hatte: . ' Ernst Adolf Neuberts Wohnhaus, in dem der große Dichter ein Menschen ; alter wirkte. Theresiensiraße 3. Sebr " sehenswert. Täglich geöffnet. Keiil. Entrce. Kein Trinkgeld! Mit der grün-weißen ad mit der rot-gelben - Linie der Elekirilchen vom Bahnhof in-" 5, vom Marktplatz mit der elb-blaucn, Linie in 3 Minuten zu erreichend Man muß Vetter Merk auf diese Zeit zu sprechen bringen wenn, man den sonst so gutmütigen Kerl flu, chen hören will wie einen Kalmücken. Wenn er sich ausgeflucht hat. pflegt et zu erklären: .Im Winter ging's ja noch. Aber im Sommer!... ünf bis sechZ Trupps daS war der Durchschnitt. Bei Rege mehr. Einige kratzten die Stiefel wenigstens ab. Das wäre die ' weniger Pietätvollen. Die meiste ' stapften mir so durch die Zimmer. Die Frauenzimmer wollten wissen, ob daZ noch .sein' Pult fei, wo sein' Lehn . stuhl gestanden habe, sein' Pseifenstän '' der. .sein' Büchergestell, .sein' Cpuck ' napf! Bleistifte, Tintenwischer, Messer chen verschwandeifdon meinem Pult als .Andenken'. In den Reisemonaten ruhig zu Mittag zu esse oder gar ein Mit tagsschläfcheg zu machen, war ganz un möglich. Kein Mädchen blieb bei uns. Eine leidlich Hübsche wurde immer von! den Touristen gezwickt. Eine alte dumme : Person, die aber gut kochte, wurde vo ' ' einem Neubert-Enlhusiaste eine .alberne alte Schachtel' genannt, weil sie nicht wußte, an welchem Fenster der .Blick in mein Gärtchen' gedichtet war. Trink gelder gab's nicht; dafür hatte der .Ver ein zur Hebun, des Fremdenverkehrs' ' aesorgt. Schließlich stand Ich aus dem Standpunkte all der Mägde: Heraus. ' nichts wie heraus! Und als eines Som merabends ine OffenbarungSspiritistiir NeubertS Studierzimmer in .Trance fiel und drei Stunde lang mit verdreh . ten Augen, angeblich unter Kontrolle deS seligen Neubert, fürchterliche Gedicht re' zitierte, da gab ich als Eilbrief noch sür di Morgenblätter di Annonz auf: Billig ,u verkaufen, i herrlicher Lage, m freundlichem Gärtchen. in HauS zum Alleinbewohnen, ehemals Lieblingsaufenthalt de, Dichters Ernst! Adolf Neubert...' 1 Zmanzigtausend Mark aV Ich beim Verkauf an dem .Lieblingsaufenthalt' verloren. Zivanziguscnd Mark aus Um Alta, der .Pietät' geopfert! MI, soll noch mal einer kommen mit p.ic und mit Wassermelone'! Nkmand Ist wahr. aT wer felij Cünd bekennt. ' Erst Empfindung, denn Gedanken ' Erst in, Weite, dann u Schrank'. Nicht alle, Ist Ballast. ,, e;ntt . seinem Lebenssluze auswirft, um ti'-ei zu steigen. . ' ''' Ztx Segen deS Herr wacht reich oh Mühe. . ' Gott derlöfel keinen, der sich selber i richtet hHt. . i 4 !!!'"!!!, ? , ! V k T 'I 1 - ' 1 ' i! u ' ' i ViS i 1 "L'IL it ""',,., ,(.f.,Mip-MM!i!f"'"M"'""ir niii.i mit r "-s-'Z,,' ' ,''!j',,'',q!s'ssIZ',MNl jjLJXLIiiiji msmmm .üUiüil -mUi LtetL iJ öMöHia mii Tmiri' -j VO'ZB'