Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 14, 1918, Image 2

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y 1 schichMchcn Ucberblicks soll da
(t1 bestehen, in gznz ,'allze
meinen Züge die Schicksale
d.s jüdischen Volkes in den polniscn
Gebieten seit feiner Einwanderung biö
in die Gegenwart hinein zu schildern.
Die Geschichte der Juden Polens schließt
sich zwanglos on die allgemeine polnische
Geschichte an; denh selten entschieden die
Suden in der Zerstreuung völlig selbst
flüiidi über Ihre Lebensformen, immer
mußten sie sich den bestehenden Verhält
nissen anpassen, wenn auch überall unter
stark Betonung ihrer kulturellen Eigen
art. Im folgenden soll diese Anpassung
der Juden an polnische Staats und
Ctadtorganisatione iu ihren charakteri
stifchen Erscheinungen geschildert werden,
ebenso wie die Art der ökonomischen Be,
tätigung der jüdischen Bevölkerung Po
lcns und die Eigenart ihrer kulturellen
Schöpfungen und Bestrebungen.,
I. Einwanderung nd die Regierung
der Plasten (8601370). .
V Dunkel, wie die Ursprünge der ersten
polnischen Dynastie der Piaften. sind die
Anfänge der jüdischen Einwanderung
nach Polen. Es ist aber anzunehmen,
daß zu allererst nur jüdische Großkauf
leute sich ach Polen begaben, um dort
Pelze und Sklaven anzukaufen; denn
gerade die letzteren konnten seit dem Ö.
Jahrhundert nur noch aus dem Osten,
bezogen werden. Einige jüdische Groß
kaufleute gründeten dort Handclsnieder
lassungc und widmeten sich auch der
Salzproduktion. die damals eine große
Bedeutung hatte; jedenfalls haben wir
feit den Zeiten, über die zuverlässige
Nachrichten vorliegen, also etwa seit dem
.12. Jahrhundert, zwei deutliche Hiveise
auf den deutschen Ursprung der polni
schen Juden: die jüdisch-deutsche Sprache
und die rechtliche Gestaltung ihres Le
bms. Die--Verfolgung der Juden in Böhmen
und Ungarn im 11. Jahrhundert be
wirkte weitere Einwanderung der Jude
nach Polen. Spätere Ausweisungen aus
rheinischen und fränkischen Städten
mutzten d AuZwanderungs-Betgllnz
noch verstärken. Besonders zahlreich ver
ließen die Jude Westeuropa mit der
Richtung nach PoKn zur Zeit der Kreuz,
züge, am stärksten während de zweiten
Kreuzzuges. Um das Jahr 1264 war
ihre Zahl in Polen schon beträchtlich: sie
machten km allgemeinen in Vie.rzchnZel
und in manchen Provinzen sogar ei
Achtel der Bevölkerung aus. Sie gingen
nach. Polen, weil ihre Lebensbediugun
gen iu Mitteleuropa immer schlechter
wurden, in Polen dagegen ein großes
Bedürfnis ' Nach kommerziellen Kräften
und Kapitalien entstand. So fand die
jiidifir Kolonisation in Polen ein rei
äics Betätigungsfeld, die ungeheuren na
türlichen Reichtumer Polens konnten erst
mit Hilft des jüdischen Kapitals ausge
nutzt werden. Und so ist es nicht un
wahrscheinlich, daß Polen erst dank der
jüdischen Immigration .cuslkr Phase
einer Naturalwirtschaft iw die der
' Tausch und Seldwirtschast. hinüberge
führt wurde". Ihren Höhipunkt fand
die jüdische Einwanderung im Jahre
1248, als in Deutschland' der schwarze
. Tod" wütete, und die Juden unerhörte
Unterdrückungen erlitten. I Massen
strömten sie nach Polen, wo damals Ka
simirer Eroße-regierte, der nicht nur
das Generalpnvilegium Bolcslam des
Keuschen bestätigte, sondern noch 'er
fügte, daß es' für das gesamte damals
sehr ausgedchnte Königreich Polen bin
den, sei sollte.
Die rechtliche Lage der jüdischen Ein
Wanderer wurde durch verschiedene Iu,
denprivilegien bestimmt. Kbensg wie in
Deutschland, wo .die Juden servi
camera e waren, standen sie auch in Po
len unter dem unmittelbaren Schutz des
Königs, dem sie dafür Steuern verschie
den Art entrichten mußten. Diese
Steuern erreichten eine beträchtliche Hohe
und bildeten einen ansehnlichen Teil der
königlichen Einkünfte. ,
Das erste historisch nachirikisbare Pri
dilegium erteilte BoleZlaw der Keusche.
Herzog hon Krisch, im Jah 1264.
Lies GeneralpriLilegium, die Grundlage
ller späteren Judengefetze Polens, ließ
die Entwicklung des jüdischen Lebens döl
liz ungestört bor sich gehen. I seinen
Grundsätzen den deutschen Judengesetzen
der damaligen Zeit sehr ähnlich, enthielt
es zwei Paragraphen, die in der deutschen
Gesetzgebung fehlten, tind die 'auf den
Charakter der jüdischen Einwanderung
. ach Polen ein eigentümücheS Licht wer
fen. Ss bestimmte Paragraph 35 daß.
.wenn in Jude zur Nachtzeit mißhan
delt werd und um Hilfe rufe, die de
' Wzchbarten Christe bei Strafe von drei
kiuldm verpflichtet seien, ihm helfMe
tast zu leisten.". Paragraph 36 be
summte, daß den Juden das Kaufen nvb
Verkaufen aller Ware und gleich den
Christen das Berühren des Brotes und
anderer Produkte gestattet fei. Während
der erste dieser Paragraphen den Zweck
verfolgte, die Juden gegen Unbill zu
s-hüken. ss zeigt der zweite, wie sehr Po
?, g sie damals brauchte: der Handel sollte
belebt u:,d die Städte, die durch tütari
sche EireifzLze zerstört waren, sollten
wieder lvvolkert werden. TaS Prisile
aillm enthielt ferner eine äußerst wichtige
Biftinzmuna: nämlich daß in Geld oder
was immeiewezlikhe Sachen oder Kri
ininaSfällfn sein Christ wider einen Iu
den ohne Beisein eine Juden Zeugnis
abm tonnt.' Die Zahl der vollgültigen
;.M:q'.i wurde ebenfalls stftzkfktzt: zwei
sshiittkn und ZMi Juden von unbe'ckol
t?,,cm Sink. Dadurch erhielt die Jur.Z
teilen rl ror::hcia eine ailtsnomea
g'fc'rf:. Es war ihr Bcsirebcn von
. z!,triud'i!ck,e Är..-,:ezknhei
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17, ji"?nn n
St 11,, z? f9 ja n-uai i
Mde
- 25sgan in Berlin.
großen Teil von Juden selbst erledigen
zu lassen.
Wir bemerkten schon, daß die Juden
unmittelbar unter dem Schutz des Kö
nigs standen, was in den damaligen Zü
ten einen große Vorzug bedeutete. Dem
entsprechend konnte das Stadtgericht in
Streitsachen der Jude untereinander
keine Gerichtsbarkeit ausüben, sondern
nur der König selbst oder dessen Palatin
der schließlich dessen Jud In Krimi
nalfällen behielt sich der König die Recht,
sprechung ausdrücklich vor. Das Privi
legium gab fsner de Handel frei, ge
stattete die den Katholiken im kanonischen
Recht verbotene Annahme von Zinsen und
verbot, die Juden der Verwcnduchg von
Christenbtut anzuklagen.
Der letzte König aus dem plastischen
Stamme war Kasimir der Große (1333
bis 137). Er bestätigte das Privilegium
Boleslaw deS Keuschen und begünstigte
de Juden auf verschiedene Weise. Die
einzige Beschränkung, die er erließ, be
traf das Privilegium odiosum unbe
grenzten Zinsnehinens.
Die jüdische Bevölkerung Polens hat
von Anfang an fest an ihrem Deutschtum
gehalten. Denn als die Juden nach den
sarmatischcn Gegenden auswanderten ha
den sie Deutschland 'zwar, aber die Deut
schen nicht vergessen. Sie bedienten sich
des Hebräischen bei ihren Studien; ihre.
Umgangssprache war der oberdeutsche
Dialekt, den sie aus ihrem Ursprungs
land mitgebracht halten. Polnisch ver
standen nur diejenigen, die unmittelbar
mit den Behörden in irgendeiner beam
teten Stellung verkehren mußten.
?I Tie Regierung der Jagrllsnen
. (13701572.)
Tie - Regierung der Jagclloncn war
eine Glanzcpoche des polnischen Staates,
der in dieser Zeit seine größte Ausdeh
nung erreichte. Die ' Staatsverfassunz
wurde ausgestaltet die Gewalt des Kö
nigs, durch Bildung eines StaatsrateS
beschränkt. Tie Vollsvertretung erhielt
bestimmte Form durch die TsUung der
gesetzgebenden. Macht in Senat und in
die Kammer der LandöZte r. Ji, Litauen,
das später mit Pole bereinigt wurde,
zeigte sich dieselbe EntwiKung. Auch
dort wurde die Macht der Könige nach
und nach beschränkt, waö auf die Lage
der jüdische BeMterung einen nicht zu
unterschätzenden Einfluß ausübte; denn
sie trat zum Tell aus dem königlichen
Schutz. Es entstanden infolgedessen zwei
Gruppen von Juden: dicienigen, die un
ter dem Schutz der Könige standen und
diejenigen, die auf den Besitztümern dcs
Adels wohnten imd nur seiner Gerichts
barkeit unterworfen waren. Die kÄig
liche Unteiliükung iind Jurisdiktion, di?
anfangs alle Juden Polens genossen, tz
strec'" nunmehr etwa seit A"""
des 16. Jahrhunderts nur auf d'ie in
den königlichen Städten, wohnenden Iu
den. - '
' Für Litauen enthielt die wichtigsten
Bestimmungen über die Rechtsvcrhältnjffe
der Juden das Privilegium des litaui
scheu 'KönigsLitold vom Jahre 1388.
Durch dieses wurde das gesamte recht
liche, wirtschaftliche und kulturelle Leben
der Juden im 14. und 15. Jahrhundert
gereglt. Sie taren unmittelbare Unter
tanen des Königs, hatten jedoch dieselben
Rechte wie der hohe Adel, die Schljachta
und andere freie Menschen'' und unter
standen also ebensalls der Gerichtsbarkeit
des Königs. Doch i:faßen die riOsten
jüdischen Gemeinden schon damals eine
gewisse richterliche Autonomie; so z. B.
wurden Streitigkeiten unter den Juden
von einem jüdischen Richter" geschlichtete
Diese Richter sprächen meistens in den
Synagogen oder an anderen von d.en u
den bestimmte Orten ihr Rech!.. Eine
jüdische Gemeinde wurde überall dort an
erkannt, wo eine Synagoge und ein jü
bischer Friedhof warn.
Nach dem Pridilegzu urteilen bestand
die Hauptbeichäftigung der Juden da
mals vornehmlich im Geldausleihen. Doch
Wissen wir, daß sie cluch auf de Wärk
ten und Messen. Handel mi5allen erdenk
lichen Gegenständen trieben; sie befaßten
sich ferner mit der Verarbeitung und dem
Verkauf alkoholischer Getränke. Das
Handwerk war ihnen verhältnismäßig am
wenigsten zugänglich; in der Landwirt
schaft waren sie aber Ziemlich stark der
treten. Viele und sehr reiche Judl wid
meten sich der Zollpacht. Die jüdischen
Zöllner wurden die reichsten und onge
schensten in der Gemeinde. Die Zoll
und Mautenpacht vereinigte sich meistens
minder Pacht aller städtischen und ftaa!
liiPn Einnahmen.
Dies war auch das Geschäft des be
kannten Jfaak Nachmanowicz. der 1.M
starb. Von anderen nicht weniger reichen
Juden wird in Folgendem erzählt: Saul
Judycz ist Kaufmann im-großen Stil,
Seine Hauptbeschäftigungen bilden Pach
tungen der Staatseinnahmen. - Zölle,
Mauten und Brücken. Die meisten rei
chen Juden in Polen und Litauen tun
dasselbe. Schon zu Beginn des 16. Jahr
Hunderts war ein Jude Generalpächter
aller Zölle nd Staaiseinkommen.' Es
war Michael Eföhowicz. Ertblieb Jude
"und wurde trotzdem im Jahre 1525 vom
König Sigismund l. zum Ritkr geschla
gen. Er ist auch der einzige geadelte Jude
in Polen und Litauen. König LadiZlaus
Jagiello (13871434) hatte seinen Hcs
sakior und Zollvöchter Wokc;ko. einen
Juden, in Lemberg.' Prof. Dr. M. Ba
laban: (Skizzen und Studien zur Ge
schichte der Juden in Polen", Berlin,
l&ll.)' '
Hierbei ist allerdings zu bemerken, daß
d'ese reichen Juden einen grschlosskn?n
Kreis, die vberfle Sch'cht wer Levklke
rung. tildkten. ; Die Masse des Volkes
besaß k.'in großes Vermögen, fonderz
war ziemlich ar: sie trieben L'einhsn
d:l, und ihre Gkigeschäfte beweoten sich
in den Grenzen ganz geringer Beträte
(um 2 'J.KJ Mark deuischer Wahrung);
die Kunden tdiülUxUv. sich cjis fcr
n in
Masse der Hauern. Kleinbürger und Da
taren. Die auszuleihenden Gelder oder
Waren verschafften sie sickj bei irgend,
einem reichen Juden oder einem Christen.
Die Differenz im Zinsfuß stellt den Wer.
dienst dar.
Während der Regierung ?er Jagello
nen wurden den Jude die letzten große
,rcn Privilegien erteilt. Das erneuerte
Privilegium des Königs Kasimir IV.
vom Jahre .1447 enthielt noch weiterge
hende Freiheiten als die älteren Juden
rechte. Dieses neue Statut gewährte ih
nen nicht nur freien Handel und Frcizii.
gigkcit durch das ganze damals sehr aus
gedehnte Polenreich mit dem Ansatz, daß
sie nicht mehr Zoll als die Christen zu
zahlen hätten, sondern hob alle den Iu
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den feindliche kanonischen Gesetze suf.
Kein Christ durfte einen Juden vor ein
geistliches Gericht laden; die Anschuld:
gung des Ritualmordes wurde verboten,
weil die Juden unschuldig an solche
Verbrechen sind und es gegen ihre Ren
gion verstößt". ' Doch bNkben die Juden
nicht ganz von der fanatischen Geistlich
keit verschont. So ergoß sich über sie eine
Reihe von Leiden als M!r Ketzcrversolg.r
und Mönch Capifiano (um das Jahr
1484) nach Polen kam, um gegen die
Hussiten zu predigen. Er benutzte die
Gelegenheit, um auch gegen die Jud'N
vorzugehen, und bewog dew König Kasi
mir IV'.-die'dcn Juden verliehenen Rechte
zurückzunehmen. Roch, mehr hatten die"
Juden um diese Zeit in Litauen zu lei
den, als der Großfürs! Alexander sie ini
'Jahre 1435 aus dem Lande vertrieb.
Dieser schwache Herrscher stand unter
dem starken Einfluß der judenfcindlichen
Geistlichkeit. Er und seine Angehörigen
waren zudem den reichen Juden stark
verschuldet. JnfolgMssen wurde bei der
Austreibun'? angeordnet, daß alle Pfand,
schulden nicht mehr an die Juden, son
dern an die Kasse des Großfürsien zu
zahlen, die Wcchfelschulöen aber als nich
tig zu 5cZrach!en seien. Die Vertriebenen
standen vor der Wahl, sich in fremdem
Lande anzusiedeln oder sich taufen zu las
fen. Nur einige unt?r den Reichsten lie
ßen sich taufen, die Masse des Volkes der
ließ das Land. Da die wenigsten ihr
Eigentum zu Bargeld hatten machen Ion
nen, herrschte unter den Vertriebenen
große Armut.. Nach acht Jahren durften
sie in ihre verlassenen B:sitztümer zurück
kehren, da der Krieg des Großfürsten mit
Moskau neue Geldmittel erforderte, und
er von den Juden Geld zu erhalten cr
hoffte. So mußten sie größere Summen
an die Ortsbehörden zahlen und zu dem
allgemeinen H:ere 1000 berittene Solda
ten ,.cllen. ...
Die innere Organisation der pidisch?n
Gemeinde wurde mehr und mehr an!o
nom gestaltet. An ihrer Spitze itand kck
.Doktor", das he.ißt der Rabbiner oder
der .Prefekt". der auf Vorschlag der Ael
testen tt Gemeinde vom Konig berufen
wurde. Der erste und bekannte .Doktor"
war der Rabbiner Jacob Pollak. Seine
Berufung vom Jahre 1503 lautete: JXex
judacum Jacob PoIInlc- doctorern
legis'laeoruin creat". Dem Tvk
tot zur Seite standen zwei Seniores und
noch eine andere Amtsperson, die alle i
meinsam die Angelegenheiten der Ge
meinde erledigten. Doch erhielt die Selbst
Verwaltung der jüdischen Gemeinschaft in
Polen ihre höchste Vollendung erst in den
nächsten Jahrhunderten.
Am Ende, der Zagellpliischen Epoche er
reichte die währendmancher Leiden be
wahrte jüdische Kultur in Polen die
höchste Blüte. Das Dalmudstudium .r
freutesich großer Verbreitung. Viele pol
nischeabbiner erlangten als Lehrer gro
ßes Anseben und wurden nach Deutsch
land und Frankreich b?rr?fen. Aber nicht
nur die jüdische Wissenschaft wurde in
Polen betrieben. Tie Buchdruckerkunst
fand gleich nach ihrer Erfindunz unter
den Juden Polens eifrige Junger. G.
Zeiner druckte bereits im Jahre 1465 in
Krakeü; im Jahre 1515 wurde die Vi
bel in. hebräischer Sprache mit Erklärun
gen in jAisch-deutscher Sprache von dn
Juden d'? Stadt Oe!Z gedrückt. Nächst
Krakun war Brest und LiiMin, wo auch
jüdische Akademien bestanden, die te
rühmtesten Truckorte jüdischer Literatur.
Hier haben die Juden die berühmteste
Akademie van ganz önropa. wohin eine
große Zahl aus Italien. Deutschland.
Währen uns Schlesien zu kommen pflegte,
nicht nur, um der Wissenschaft zu oblie
gen, sondern auch höhe Grade d?r Ehre,
Ein
wie sie bei ihnen im Gebrauch sind?!
erreichen."
3. TaS Wahlreich big zu den Teiln.
' geu (15721772).
Schon am Ende der jagellonischen
Epocke besaßen die Adeligen, die Groß
grundbesitzer und daö rejche Ctadtbürger
tum eine große Macht im Reich. Das
Wahlkönigtum. das theoretisch längst pro,
llamiert war, erlangte praktische Bedeu
tung. Diese neue politische Lage hatte
auf die Verhältnisse der jüdischen Bevul
vkerung den größten Einfluß. Denn ds.
erstarkte Großbürgertum, vor ollem aber
das Kleinbürgertum, eröffnete den Kampf
gegen die Juden, der zwar schon iik An
sätzen in der vorigen Epoche begann, aber
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tS'feilSvS;
erst im 16. und. 17. Jahrhundert für die
Juden verhängnisvoll wurde. An ein
zelnen Orten haben sie sich trotzdem,
dank ihrer Organisation und ihrem gro
ßen finanziell! Einflüsse, in ihren alten
rechtlichen und wirtschaftlichen Stellun
gen mit Erfolg behaupten können. Das
Verhältnis der Juden zum Hochadel, war
fast immer gut. Teilweise vertrug sich
der jüdische Großkausmann auch mit dem
polnischen Großkausmann nicht schlecht;
dagegen nahm' die Konkurrenz zwischen
den jüdischen und christlichen Handwer
kern und Händlern einen fcharftn Cha'
taktet an. Bezeichnen', ist hierbei, vaß
die Staatsbehörden, fllt die die Juden
eine reiche Quelle von Einnahmen und
eine groß; Sieuerkrast behüteten die
Juden nach Möglichkeit beschützten, so
weit sie eben nicht dem Druck der poln:
schen Kaufleute und Zünfte nachgeben I
mußten. ;
. Tie stille Gegnerschaft der Schljachta
gegen die Juden zeigte lch schon friihzei
tig; denn sie beneidete die Juden um die
großen Einkünfte, die sie aus der Pacht
verschiedener Einnahmen und Zölle be
zogen. Ter Kampf entbrannt mit Hef
tigkeit am Ende, des 16. Jahrhunderts,
als die Schljachta einen großen Einfluß
auf die Gesetzgebung auszuüben ver
mochte. Im Jahre 1557 wurde den
den der Pferdehandek verboten. Tie
Reichstage von IM 156? bestimmten:
.Da die Landbvten klagen, daß den Be
wohnern der Städte und deS flachsn Lsn
des jeder Handel und Unterhalt durch die
Juden genommen wird, so, verordnen
wir, daß in dieser Beziehung das Statut
vom J.h 1538 befolgt werde, welches
den Juden das Pachten von Salinen.
Zöllen und Wirtschaften verbietet." Nicht
überall gelang es, den Juden ihre alten
Rechte zu nchmen. Sie beschritten den
Klageweg und gewannen eine Reihe von
Prozessen, wie zum Beispiel die Jude.r
der Swdte Brzees und Kobrnn im Jahre
1380. Je mehr jedoch die Schljachta on
Macht g'sann. je unabhängiger sie sich
entwickelte, je nachdrücklicher sie auf ihren
Gütern und in den Städten, die von ihr
gkgründet würden, das den Jaden feind.
gcsckicktlickcr
'Acbcrblick.
-liche Magdeburger Recht einführte, desto
dringender wurde die Notwendigkeit des
Zusammenschlusses aller Juden desto l!a
rcr trat daö Bedürfnis nach einer festen,
rechtlichen Gcsanitorganisation der Iu
den Polens hervor. Diese Aufgabe zu
lüscn, fiel der berühmten Vierländersy
node (15801764) der polnischen Jude
zu. Co genannt ach der Zahl der Ge
biete die sie vertrat (Sroßpolcn, Klein
polen. Podolicn und Wolhynien.) (
Die Umstände, dkr zu dieser eigcnarti
en jüdischen Organisation führten, kann
man in äußere und innere scheiden. De
ckußere Ursache lag darin, daß die polni
sche Regierung die Juden als gesonderte!
Element innerhalb der Bevölkerung be
trachtete unde für eine eiaene Gcsctzge
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Am Brünne in Lowitsch.
bung festigen wollte. Ter innere Eni5
war das Band, da die Juden von jeher
zu einem Volk zusammenschweißte. näm
lich ihr gemeinsames geistiges Streben,
die Uebereinstimmung ihrer religiösen
Vorschriften und ihr Gehorsam g'gen das
Religionszesetz. Die Regierung fetzte,
wif daö im Mittelalter bei fremden Em
Wanderungen üblich war, bestimmte Ge
setze sür die Juden fest und legte ihn.
besondere Steuern auf. Da sie nun diese
igenartige Stellung im Lande innt Hai
ten. war es nur natürlich, daß sie eine
Autonomie für die Verwaltung ihrer in
ncren Angelegen!eitcn verlansten. ein
Privileg, dos ihnen'um so bereitwilliger
gewährt wurde, als es ermöglichte, die
ganze jüdische Gemeinschaft sür die Sien
erg llud für die Einhaltung der sonstig:
Verpflichtungen haftbar zu machen. Diese
Autongmie. die ursprünglich nur für
Steuerangelkgenheiten galt, wurde späht
ausgedehnt und von den Juden der Ent
Wicklung eirier Anzahl von Organifäiio
nen und der Regelung und Kräftigung
ihres religiösen und bürgerlichen LebrnZ
nutzbar gemacht.
Der erste Schritt zu ihrer Autonomie
ist die Ernennung eines jüdischen .Start
Halters" zur Eintreibung jüdischer Steu
ern gewesen. Als diese .Statthalter"
späterhin der jüdischen Bevölkerung nicht
länger angenehm waren, wurde ineder
Stadt ein Abgeordnctenrat aus Rabbi
nern und Laien geschassen.
- Auf dieser Grundlaz: wurde die auto
nome Organisation der Jud'N in Polen
ausgebaut, deren Haupteinrichiungen wa
r.m: . der Kahal. 2. die ProvinMlver
sammlungen, 3. die Lierländersynode.
Tie natürliche Einleit dieser ganzen
Organisation war d:r K".hal. die einhei!
liche jüdiscke Gemeinde, für deren Grün
düng das Boihandensein einer Synago
ge. eines Friedhofes und eines Geeichts
Hofes Ledingnnge waren. Sie sandte
ihre Lertreier in die Provinziowersemm
lungen und in die Synode. Jeder Ka
haldistrikt bestand ans einer-!dt.uns
den angrenzenden kleinen Markisleckcn
und Törsern s.Prikahali").
Dem vom Kahal eingesetzten Rat stand
I . . j yrm . .1 .,'
Je Moijchewlltt.
Was rvssische Schriftsteller ttber d!e hkrrschcndk Partei in Rußland
. : - v, " scn. ... ;''
. , cir - i , mß
- I Berner Bund. 23. Juli.
Burtzew's Erklärung.
Von dem bekannten russischen revo
lutionären Schriftsteller Wladimir
Burtzem, der jetzt wieder als politischer
Flüchtling im Auslande weilt und ein
ausgesprochener Bolschewili-Gegner, ist,
hat der Stockholmer .Tagen! Nyheter"
nachstehend Ausführungen erhalten, die
auch in der französischen, englischen und
amerikanischen Presse veröffentlicht wer
den sollen. , . ,
.Lx Oriente m Das Licht kommt
vom Osten." IJm Osten, in Sibirien
gebt unsere Hoffnung für die Rettung
Rußlands auf. Dort eristiert jetzt eine
Machtsphäre, in der sich alle gegen die
Bolschewik, feindlichen Elemente bewe
gen. Unter ihnen befinden sich auch
Personen, "die unserer politischen Auf
fassuug fernstehen, aber alle sind Pa
trioten. Das genügt ihnen.um sich zu
sammeln ut,d für die Rettung Ruß.
lai'ds gemeinschaftlich zu streiten. AlleZ
ist besser als die Bolschewikigewalt und
der Kamps muß zunächst gegen dies
geführt werden. Man mutz sie nicht al
lcin besiegen, sondern man muß such
den Bolschewismus mit den Wurzeln
in Rußland wie such in Frankreich,
England, Italien und Amerika aus
rotten.
- Wir haben Nachricht erhalten, daß an
der Spitze der sibirischen Truppen Gene
ral Alerejew steht. Das ganze Ruh
land kennt General Alerejew und olle
haben volles Vertrauen zu seinem Nä
men. Mögen olle unsere Verbündeten
verstehen, wie diel wir von diesen sibi
rischen Truppen erwarten und wie wir
ihnen in jeder Weise bästchen. In der
Proklamation des ehemaligen Groß
Fürsten Michael war das Prinzip der zu
'künfliaen Oraanisation Rußlands ab
sölut richtig festgelegt. Die ganze zen.
trale Macht muh in den Händen der
konstituierenden Versammlung liegen,
nachdem dieselbe in richtiger Weise ge
wählt worden ist und niemand anders
soll diese Macht besitzen, weder ein
Selbstherrscher noch irgend eine Orga
nisation. Solange die konstituierende
Versammlung nicht zusammentreten
,
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i . I-I'J i ;
. t-0" i . 1
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1"!fif :
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die örtliche Verwaltung und Gcrichtsbar
keit zu. Er regelte die religiösen, pada.
gogilchcn uns xgiianiroplicr,en Angeie
genheiten. .Auch übte er die Gewerbe
und Wohlfahrtepolizei aus. Daher laz
ihm die Beaufsichtigung des Geschäfts,
Verkehrs ob. sowie die Aeberwachung von
Maß und Gewicht und teelmäßige Rei
nigung der Straßen in dem Ghetto.
Ueber dem Kahal stand dje Provinzial
Versammlung. Hier erörterte man die
Kreisaügelegenh.'iten und beriet die An
träge für die Vierländersynode. ' Hier
wurmn ferner die von der Synode be
schlossenen Steuern auf die Kahals ver
'teilt.
Die höchste Instanz war die Vierlän,
dersynode. Sie fetzte sich auö je einem
Parnaß- (Bevollmächtigten) jeder Ge
meinde zusammen; ihnen waren noch
sechster führenden rabbinifchen Autori
täten ganl Polens beigegen. Die Be
vollmächtigen der vcrfthikdencn Gemein
den wurden nicht von der Kshalvertrc
tung, sondern von der gesamten jüdisch:
Bevölkerung gewählt und hatten wede
das Recht, dieses Amt abzulehnen, noch
es später niederzulegen. Es ist wahr,
schemlich, daß die Aufgabe der Parnas
sini" hauptsächlich in der Steuerdatei
lung auf die Prodinzkreise und in ande
ren weltlichen Angelegenheiten bestand,
wahrend die Rabbiner über die kultus
nd relisionsgesetzlich! Fragen zu ent,
scheid? hatten. Ten Vorsitz der Synode
hatte ein Laie. Ihm zur St-tt standen
vou der Veisommluna gewählte Schatze
Meister und Schrififüyrer. Die Synode
wählt, ferner Ausschüsse, z. B. den der
rechtmaßiaen Vermittler" ,ie während
der Sitzungen der polnischen .Seims"
(Landtag) nach Warschau g:5gen, um
die jüdischen Interessen zu wahren und
die Verminderung der jüdischen N-'
Ptn w hindern. Auch war ein sandiger
Vertreter der Sdnode am Hofe des ßö
r.iqs anwesend. In den Dekr.ten iieß ,':
liirlacu, iui in Nohtra aula rei
', l". ' .
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tung gelegt werde, die dem
b "nvn Nion itsplicht. Xie "
provisorffche Regierung muß
tretern aller Parteien bestehen und ,,,
nationalen Charakter hben. T.e pm
visorisck Regierung ht zuerst F.eiye,'
und Ordnung ivicder e,zu,uhttn uns
vor nichts zurückzuschrn. um d "
Bolschewismus in ollen feinen atn
auszutilgen. Sie. muß verstehen, daß der
jetzige Krieg ge??n die TMchcn M
uns ebenso wie sür jeden der Ver ünd
ten besonders eine auswärNg politiia;
Angelcgcnl):it und auch eine ikncre. xo
Mische ist. Daher hat die prifus
Regierung sich mit den Aerbündxtcn en
,k,,,n.nis,?iklrs!i' und ni3 diesen
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gemeinsam den Kampf gegen den aufz'
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ren Feind Zu juyren. vuk ik f--disorische
Verwaltung mit t,ncm dar
tigen Banner in iijmi w"
davon überzeugt sein, van k
Wärmsie Unterstützung jn ViurjunD wo
i.r,n gifrfiii;ihpl.w etnolt. feie
wird stark werden und Rußland retten.
Ein Verteidiger der Bolschewik,'.
Der seit einigen Tagen in Stockholm
weilende Redakteur bis ZeiÄralorgan
der Bolschewiki. . Vrawda B.
Meschtscheriakc?. seit Anfang Aprils
Mitglied deS bolfchewiin, .si,
sariats für die Landwirischift. äußerte
sich gegenüber einem Mitarbeiter des
linksstehenden Stockholmer .FolketZ
Tagblcud Politiken" wie folgt:
Auf die Frage: Wie ist die wirkliche
Lage in Rußland? antwortet M.scht
fcheriakow: .Schwer, aber w.eder gc
fährlich noch verzwcifclt. Ter Hunger
ist unser größter Feind. .
.Wir haben noch sieben schwere Wo
chen mit großen Enkvchruzigen vor uns.
Das ist eine Folge des Krieges, dc!
Wuchers und des Mangels an Acriehrs
Verbindungen. Aber dann erhalten wie
die neue Ernte, die sehr gilt und reich
lich ist. Der Boden ist gt angebaut
und auch die Jndusiriearl'eitcr und
Handwerker haben das ihnen zuerteille
Land mit Früchten. Kariofsel und Gt
muse. bestellt." '
Tie Stellung der iöslnitn.
.Unter den Bauern ist seine Bewc
gung gegen die Revolution bcmerlbar.
Die Pächter, Landarbeiier und Tage
löhner sowie die Jndustriearbeit ha
ben durch die Arbeiterrevolution be
reitS Boden bekommen oder wsrden den
seyen erhalten, so daß sie uwbhängig
lcbi können. Sie haben ihn von den
Domänen der Krone, der Kiahc, ,dcr
Klöster, der Güter und der Grcbauern
erhalten. Sie sind durch dieÄolhchcwiki.
Revolution freigewordzn und brgünsti
gen dieselbe.' Die Gutsbesitzer ad die
reichen Bauern dagegen sind unsere
Feinde.' Sie sind Gegenrvlutioäre
Erhalten auch die Jndusiciearbeiie
Boden?"
.Jeder in Rußland, der wünscht und
der den Boden bestellen kann, erhält sol
"cken. Er wird in allen Gemeinden und
Kreisen durch die ArbcitcrSoldatcn
und Banernätt (Soviets) verleitt. Der
Boden wird mit Besitzerrecht vergeben,
und zwar solange, bis die Ugrarfrag,
eine einheitliche Lösung für das ganze
Land gefunden hat."
Und Rußlands rott Arme?
.Die ist noch in der Gründung. Die
Slamm-Wgnnschasten dafür find vor
Handen.. Die Aufgabe ist ausschließlich,
die Kontrarevolution zu bekämpfen und
das sozialistische Rußland zu verteidi
tyn. Tie Disziplin in der Armee ist al
lcrdingS noch nicht so, wie sie sei
müßte, da sie noch d.-r Tradition ent
behrt. Die tapfersten Soldaten sindrie
Letten, die massenweise aus den Ost
seeprovinzen auswandern, um sich bei
der roten Armee zu melden. Aber auch
die Fingen und die sozialistischen
Kriegsgefangenen der verschiedenen Nai
tionen sind ausgezeichnete revolutionäre
.Soldaten."' -
Wie stehe die Parteien zu einander?
.Von den politischen Parteien sind di
Bolschewik! oder die kommunistische
Partei, wie sie offiziell genannt wird,
die unvergleichlich größte in Rußland.
Z dieser gehören die Arbeilermasse
und die armen Bauern. Am weitesten
recht? stehen die 5tadettcn, denen sich
die. Gutsbesitzer und di: Anhänger deS
Zarismus angeschlossen .haben. Die
Kadetienpartei ist diejenige der Groß
bourgeoisie, die sich offen als kontrare
volutionär und monarchistisch zu erken
nen gibt. Ter eine Teil derselben ist
deutschfreundlich, der andere ententen
freundlich. Trc letztgenannte Teil um
faßt die Mehrzahl. Tie Kadettenpartef
hat auch Anhänger unter d:n reicheren
Intellektuellen.
. Tie Mütelparieien schen sich su! den
Sozialrevolutionären und den Rechts
sozialistcn (Menschewiki) zusammen.
Tie Sozialrevolutionäre sind in zwei
Lager geteilt, ein linkes und ein, rech
tes. Daö linke arbeitet mit denBol
schewiki zusammen, uimmt ,an der Rei
gierung teil und dürfte eine bedeutende
Zukunft haben. Ter rechte F'.üzel te
kämpft uns dagegen rücksichiklcS." ist
der stärkere in der Partei. Die Sozial
revolutionäre sind wälLend der lchteu
Epoche der Resolution sehr zurück?
gangen. Sie haben ihre Anhänger teils
an die Folschewiki, teils an die Kzdet
ten. die die reicheren Bauern auf ihre
-Seite oezoaen baten, verloren. Dai
Wiki. die, praktisch genommen, jeht kaum
noch eine R:llk.piklen. vie!leM mit
Ausnahme im Kaukasus. Sie Mt.hj
aus Führer ohne Soldaten, us Theo
retikern und Intellektuellen, sowie einer
geringen Anzahl Arbeite.
yak vie Pariei nocy kine, aewizie Em,
fluß auf die vermögende Fzu-rnklaffe.
Die schwackke S.atl sind V.r rc.nf.-f,
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