Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 04, 1918, Image 2

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3crs)iifn!ini6eii.i!iiö fenic Wilöcr.
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ttt Schützengraben, fett In diesem
stiegt tri wohl über alle Erwartungen
große Rolle spielt.' hzt seine Geschichte,
uiiv ziir eine sehr lehrreiche, die s r
NJiient, diß wir einen Blick aus st, wer
f.','. Nicht mit Unrecht hat man gesagt,
r-üft im gcgnwgrtige Kriege ganz neue
teilische Kräfte ins., Leben getreten
-srin,. DaS Flugzeug, das Unterfeeboot,
dcr' Schützengraben gehören Zu diesen
Errungenschaften, und man hat ganz
"recht, wenn man in ihnen eine durchgrei
sende Umgestaltung der Kriegführung
erblickt. J
Wenn wir der Wahrheit aus den
Grund gehen, so ist nicht zu verfemn,
das der Schützengraben seine auZschlag
gebende Stellung sich erst im Kriege
'- selbst erobert hat. Zwar spielte in allen
- Lehrbüchern und Dienstvorschriften die
, Feldbefestigung eine geziemende Rolle, .
, aber man kann nicht sagen, daß man sich
' mit ihr gern beschäftigt hat. Man sah
: vielmehr in ihr einen Notbehelf, den man
gerne vermied und st dann benutzte,
wenn ti gar nicht mehr anders ging. Es
ist gewiß nicht übertrieben, wenn man
sagt, daß bei den meisten Herbstübungeg
vor dem Feldzuge der Spaten von den
Leuten eigentlich nur beim Appell auZ
' dem Futteral genommen wurde, damit
man sah, ob er auch schön blank war,
und ob die vorgeschriebene Anzahl
stimmte. An einzlnen Stellen mag es
ander! gewesen sein, aber an den mtU'
ften hat diese Abneigung, sicherlich be,
standen. Die meisten Militärs legten 1
den Hauptwerk der Entscheidung auf den
BegegnungZkamps 'und auf die wuchtig
und schnell verlaufende Feldfchlacht. i
Deshalb ist kZ durchaus erklärlich, daß
man den Schützengraben und die Werk
zeuge zu feinem Ausbau mit einem ge ;
wisse Mißtrauen, um nicht zu sagen j
mit einer schlecht verhehlte Verachtung 1
' ansah. Man dachte, daß da! Eingraben j
den Tod des AngnsfsgcdankenS bedeu,
tete und auch in der Verteidigung noch 1
keineswegs die Ausficht auf Erfolg der !
- sprach,, da man sich an den Boden klani, j
mer?e und die Bemegungsfreiheit drei! '
gab. Hierzu traten noch Bedenken an j
derer Art, z. 39. die Rücksicht aus den
Flurschaden bei Uebungen im Gelände. j
der Mangel an Plänen, wo gegraben
werden durste, auch fehlte oft die Zeit, j
um den Gebrauch des Spatens, nsment
lieh Sei Nacht, gründlich zu üben. Man j
trolicte sich mit der Ansicht, daß man j
dn Schützengraben im wirklichen. Kriege j
lchivcrlich gebrauchen werde, penn man,
gedachte den Gegner zu schlagen, bevor :
a,tzs der einen yber anderen Seite die
Äögllchkeit deö SpatengcbrauchS ge'
fu-ten war7 Und endlich begnügte man
sich damit, daß eS mit dem EingratxJ
i;n Kriege ganz von selbst gehen werde,
trenn die Notwendigkeit hierzu geboten
' war" , " .. , ;
Und doch geht die Geschichte deS
Schützengrabens sehr weit zurück. Aller
ding! muß man hierbei berücksichtigen,
daß sich die außerordentliK große Was
fcnwirkung unserer Zeit nicht mit dem
vergleiche läßt, was man ehemals von
den Fcrnwaffe verlangte.. Aber was
ist trotz des Wandels der Zeiten und
Tinge der Schützengraben anders als
eine Deckung; um den Anpraö des Fein
des aufzuhalten. Schon in den Römer
.-.citen finden wir Anlagen, die dazu be
stimmt gewcse sind, ein Stück Land ge
'gen den Feind hin in fortlaufender
Linie abzuschließen Die Römer waren
sog Meister i dieser Kunst, die Reste
ihrer Arbeiten errege noch heute unsere
Bewunderung. Wenn in dem Kriege un
seier Tage von dem Meere bis an den
Jura aus beiden Seiten eine lange, fast
ununterbrochene Kette von Schützengrä
ben angelegt so ist die! doch deshalb
geschehen, um daS gewonnene Gelände
zu behaupten und Deckung gegen scind
liche Vorstöße zu besitzen. Die Römer
. haben vor sasi zwei Jahrtausenden auf
dem rechten Rheinufer vom N'.ederrhein
Us zur Donau einen fortlaufenden Erd
wall aufgeschüttet und Jahrhund'tt
lang unterhalten. Er schmiegt sich dem
Gelände in hervorragend geschickter
Weise an und besitzt von Strecke , zn
Strecke fest gebaute Stützpunkte. Der
Durchschnitt des Grabens i? sast genau
derselbe, wie wir ihn noch bet unseren
heutigen Schützengräben anwenden, wenn
sie den Zwecken eines länger andauern
den Kampfes entsprechen sollen. Vor
der Front sind Hindernisse,' meist Ast
verhaue, gewefem ' Die Brustwehr ge
'stattete die Ausstellung von Kämpfern,
die ihre Wursspee gegen den aafiör,
u-,!nden Feind warfen, g-jnz entsprechend
wie wir heute die ützengräben mit
G,'ehr. ?Laschinengewehr. ' Handzrana
t,'n verkisige. Der Graben selbst war
fo tief. d?ß benitgehaltene Unterstützt!
g n dert unterg,!rachk werden konnte
piiS gegen die seindlichen Z2u.-s?:schz?e
gkdkckt man, Man kann dies: Walle. daS
uxaht Vorbild dS heutige Schützen
'K'nUttti. nocb beute in den Wälder der
S'trhewtkcke Geöirze. namentlich im
ZjMRüi, Sittich dersslge. 'ZU sind
zttWilich für die Jahrtausende gebaut.
v -yr.y'.m 6jI Mittelalter. s die
Z?z.'annt LnSiobttg. Lsndbsze vnb
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ahnlichen Anlagen denselben Zweck er
folgten, wie ihn die ältesten Zeiten im I
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Auge geyavl yaoen. givi einen o
schnitt in der Kriegsgeschichte, der da
durch bemerkenswert ist. daßmsn we
Niger die Schlachtenentscheidung als den
hinhaltenden Kampf für die höchste
Weisheit der Kriegführung betrachtete.
Man begnügte sich vorwiegend mit dem
Landbesitz und wollte Kräfte sparen. Es
ist dies namentlich die Zeit des spani
schcn Erbfolgkriegcs. aus dem z. B. die
berühmten Mißenburger Linien stam
men, die noch heute vorhanden sind. Die
spätere Kriegsgeschichte zeigt unS die
Fildbefcstigung in Gestalt kwn lange
Schützengrabenlinien überall da, wo es'
galt, mit einer Minderheit gegen-eine
Mehrheit kämpfen zu müssen nd dem
Feinde das Eindringen in bestimmte Ab'
schnitte zu verwehren. Wir erinnern an
die Danewerke in Schleswig, die 1864
noch eine Rolle gespielt haben, an die
Floresdorfer , Linien, , durch die Ocflcr
reich 18 Wien decken wollte. .
' In den Fcldkriegen der neueren Zeit
ist der Gebrauch des Schützengrabens
zurückgetreten. Selbst die in der An
Wendung von Feldbefestigungen so ge
schickten Franzosen haben sich seiner im
Kriege 187l-7il nur in Ausnahmcsäl
len bedient. Die D!tfchen besaßen da
mals überhaupt noch kein tragbares
Schanzzeug, wie es heute alle Heere ha
ben. vielmehr beschränkte man sich auf
die sogenannten Pionier-Sektionen. die
ganz ausdrücklich Jux die Feldkxfestigung
-bestimmt waren. Alles andere überließ
man den Pionieren, aber auchdiefe ha,
ben, dem Zuge der Zeit folgend, mit
Recht ihre Ehre darin eingesetzt, 1aß sie
Schulter an Schulter hpr der Infanterie
in vorderster Linie fochten. 1
Die gewaltigen Fortschritte der Feuer
Waffen inbezug auf Durchschlagskraft
und, Schußweite haben eS mit sich ge,
bracht, daß dieser gesteigerten Waffen
Wirkung die entsprechenden Abwehrmi!
tel entgegengesetzt wurden. Zum ersten
mal trat die? bei dem-Ringew um
Plewna 1877 hervor. Hier schufen sich
die Türken, zum Teil noch imF'cuer
selbst, mit dem klein, Jnsanteriefpatcn
ganz vortreffliche Deckungen, die weiter
ausgebaut' wurden, sobald eine Pause in
der Gefcchtslage eintrat. Die russisch?
Angriffe sind blutig hieran gescheitert,
und die türkischen Schützengräben erwie
sen sich als so' stark, daß das russische
Schrapnellfeuer ihnen gar nichts Anhaben
konnte und erst "Steilsener herangeholt
werden mußte, 'um wenigsten's . einige
Wirkung zu' erzielen. SeiNenem Kriege
ist man iil'allen Heeren auf die Bedeu
tung der Feldlxfcstigung einfachster Art
aufmerksam geworden und hat angefan
gen, die Infanterie mit tragbarem
Schanzzeug in größerer Zahl zu ver
sehen. w ; ; m i. ;
Meister in der, Anlage von Schützen
graben sind ! Bureigkwesen. während
die Engländer völlig unvorbereitet an sie
heranpiallten. Mit Pflugscharen wurde
die erste Anlage der Schiitzengräben herge
stellt, die im Gelände verschwanden und
daS Schlagwort schuftn, ,von der Lee
deö Schlachtfeldes". Vor der Front be
r . i. . r? t., strtr,t '1
sanoen jica oie rayizaune oer uq ,
meiden, hinter den ' Schützengräben ;
Deckungslöcher für die zurückgehaltenen
Teile, kurzum ein vorbildliche Anlage
von Ieldbefestigung mit Hilfe einfacher
Schützengraben.
Der russischsapanische Krieg nahm
nach den ersten Schlachten, nachdem beide
Teile die volle Wirkung ,der heutigen ,
Feuerwafsen gründlich durchgekostet har
tcn, das Gepräge ixml förmlichen Stel
lungskrieges an, bei dem sich nicht bloß
der Verteidiger, sondern 'auch derAn
greiser grundsätzlich eingrub. Dieses
Bild zeigen die sehr lange dauernden
Hauptschlachten diese? KnegeS. Liaoyan,
Schaha. Mulden. Russe wie Japaner
rüsteten sich noch während deS Krieges
in solchem Maße mit Schanzzeug aus,
daß jeder Mann ein Siück trug.
Man hatte bekanntlich lebhaft darüber
gestritten, ob ein solcher Stellungskrieg
und Spatenkampf iur eine Ausnahme
sei, oder ob er für künstige Feldzüge
notgedrungen vorbildlich sein werde.
Misten! hat man behauptet, daß eS ein
Ausnahmezustand war. besingt durch
eine gewisse Schlaffber der Kriegfuh
rung auf beiden Se&n; durch die Ge
ländeoerhältnisse und andere Gründe,
In der Regel ist man 'zum Schluffi ge
kommen, daß, der wahrhaft große, mit
Kraft und Wucht geführte Kri'g nichl!
werde wiss;n wollen' von grundfätzlicher
Befestigung und von entscheidender Be
deuiung des Schützengrabens. Der ge
genwartige Krieg hat v? Hinfällige du
ser Ansichten bewiesen. h:t grir', daß
der Angriffsgeist eine: Truppe im Gra
ben nicht stirbt unv daß gegenüber der
hochentwickelte Tchießjechnik die
grab? Notnskndig'eit in.
Sin,
Hz'leute, kern! es kennen
Und recht die Fürstengunst beneimm.
Ein Feuer ist'tz. sichdran zu wärmen,
D?ch k?".'? man ch ?"e drü?? verrn
ne.
v' ..." '. , - ' ' " ' -J' ' un... ,, ,
,.i ,. ,.,,,,',, ii iti(.i iti!if'r'"ii,ii i"tt't'niitt r-'" 'I ! ,,-5, ,' i'tt ? I" X ',!, 'IN'," ',. ', ,,.',, ,,,,
nk"AJ"H nd ',vvt ' 'i ij.L,,i,igs VI' ilmt:' W'
j ALiVä,Jt Ä. -Ji it - k t -ii' . 5 , i-i W IJL Suhj k-U .i,,', tnQ fci um) SLnit UJ M.
j! ;
ii.ii L.
Die Venus von Wlillendork.
Der letzte schöne Tag vor dem riea.
Wenn ich in den blutigroten Tagen,
die wir schauernd erleben, in all der Zeit,
da der Krieg olleS andere Denken in, unS
auL:!öschl zu haben scheint, mir einmal
vorzustellen versuchte: wie war es denn
nur, als kein Krieg in der Welt war,
wie haben wir gelebt, da noch jeder ein
zelne für sich allein hoffen und fürchten,
planen und sorgen konnte, ofw bei jeg
sichern Schritt hemmend zu spüren, daß
Xx nur das wuige. willenlose Glied
eineS ungeheuren Ganzen, ein bescheiden
Teil eines, Volke? sei. berufen mit,,-
kämpfe, mitzuleideii. Uiilzublutt,,. ei
jede, nach seinen Kräften, wenn ich in
solcher Weise gewaltsam die Vergangen
heit wachrütteln will, so stellt sich .ur
immer ein Sommertag. ein einziger vor
die Erinnerung, wie etwa? ganz, ganz
FernrS. Und so wie unsere srü!' Kirfd
heit sich unserem Gedächtnis doch nur in
einigen wenigen Augenblicken und Ge
schednissen . einprägt, die, - Sinnbildern
gleich, uns ein ganzes Lebenslang beglei
tcn. so drangt sich mir lles. was schön
nd farbig war und was vordem den
Schmuck unseres Daseins auZmachie. in'
diesen nen einzigen Tag zusammen,
und ich denke, jeder von uns hütet in
seinem Innern so einen letzten hellen,
schimmernden Tag, in dem sich, als .sin
vieldeutig Bild in engem Rahmen, eine
versunkene Epoche spiegelt.-
Für mich aber klammert sich afls Er
innern an dieses sonnigere, spielerische
Damals und Einst in wundersamer
Weis an einen Sommertag in der Wa
chau, in der goldenen Wachau. ' Wer sie
kennt weiß es, nicht unverdient schmückt
VieS - ehrende Beiwort das gesegnete
Land, wo die Natur in Farben und
Fruchtbarkeit mit südlicheren Himmels
strichen wetteifert. ' Diesmal aber über
bot sie sich selbst. Reicher denrl je trugen
die Obstbäume ihren Segen, zuma' die
WarilZenbäumchen trieben es toll. In
federndem Bogen . neiaten - sich, ollen
Stützen zum Trotz, die schwer beladenen
we lies zur nroe. uno ein eintet on
ihnen -könnte da oft aussehen wie die
Iruchtguirlande auf einem Renaissance
gobelin,, wo eng sich Stück an Siück
drängt. Nur viel feuriger waren d
Farben, lebendiger waren sie sa das Le
ben selber, lachende Wirklichkeit. Wie
die Woldorangen" hoben sich die gelben,
samtigen Bällchen leuchtend von dem
dunkelgrünen, glänzenden Blattwerk ab
unter dem tiefblau erstrahlenden Himmel
in Farbe und Fülle ans alte Sehnsucht
land der armen,, törichten Mignon ge
mahnend. ... In den Weingärten
schwellte die Traube firtig, unermüdlich
strömte der stolze Strom dahin das
ganze Land ein volltönender At&rd jn
belnycr Lebensbejahung.
.Echter, rechter Sommer war es,
von cnen, wo die Sonne ihre Wärme.
oucy'nocy oem Aveno jcqenn; no iveim
sie gesunken, so weih man, sie hat löst
liche Süß in jegliche Frucht g'senltNind
jeder Garten steht voll Dust. Solch ein
Tag war es, und solcher Sonnenscgen
und Sommersegcn teilte sich wohlig dn
Menschen mit.
Eine Seiliänzertruppe war m den
kleinen Ort. wo die Fröhlichkeit selber
erdgesesse. zu Gast gekommen, richtigei
Gaukler, wie sie nickt anders seit Jabr
Hunderten durch die Lande ziebai. Das
n . i . r ' s ' ,
vco;ögtiui war uniti icurn turnmc
auf Um Kirchenplatz ausgeschlagen, quer
darüber da! eil gespannt worden, von
einem Haus zum andern, von Dachluke
zu Dachluke. Um die bescheiden: Bühre
standen im Halbkreis zwei drei Reihen
improvisierter Bänke, die virdeiste ,
mit roten Tüchern verkleidei''Taz wa
renie Nobelplätze. Die letzte dageg:n
bestand einfach auS grob gezimmerten
Laden, über leere Fässer gelagert.' Die
Vorßellung war sur neun Uhr bendS
angekündigt. So fand sich, als es sckon
dunkelte, alles, was Beine "lt .oben
auf dem Kirchenplad ein. Das gab i,n
'ein entzückende Wd. Die Bänke dicht
besetzt, zumeist von mdern und zungem
Volk, dahinter noch ein ansehnlilbk!
Stehparter" in unaushörlichcr Bcwe
gung. Der ganze Platz in ein ihm un
gewohntes grelles Licht getaucht, da! von
zwei großen Azetylenlampen zu beiden
Seiten deS Podiums aus' Mte. So
weit waren diese fahrenden Künstler
eben doch Kinder vn modernen Zeit, daß
sie sich solchen Effekt eisteten. Dadurch
bekamaber olleS etwa! merkwürdig Un
wirkliches, Theaierhaftes. Auch da!
Publikum wurde in der Beleuchtung zu
Akteuren, die erwartungsvoll gespannten
Gesichter bekamen, einen Vibnknrl!lltzigen
Ausdruck.' , Ein paar Kastanienbäume
mit ihren großmächiigen schwarzen
Baumkronen standen wie Kulissen, der
gemütliche Kirchturm, der hinter ihnen,
vom Schein der Lampen gerade noch er
reicht, vom dunklen Himmel sich beute
ganz bedeutsam bhob, gb dem Bilde
ach seimr Tiefe hin emen höchst wirk
samen' Abschluß. In den offenen Jen
stern der Häuserchen. . link! und rechts
lehnten die schaulustigen Nachbarn, den
Eteinrand des typisches achteckigen Re
naissanc'brunnens dagegen hatten Buben
und Mädchen als Gratisplatz erobert
und ihre Augen funkelte nur so vor
Schaulust und Begierde. Eine 'chon
etwas angejahrte, üppige Dame produ
zierte eben im rososarbemr Trikot und
Fi'iterwams ibre Akrobotentünste. Keiie
besondere Augenweide, gewiß nicht. Aber
die nawe Freude am JhtUat, dieznan
ihr ansah, rcitkie teinxeramentvoll und
sozusagen überzeugend. k1 irgendeine
Leistung", nd an dem iNnzen hätte
ein Wdvmllller Uine Freude gehabt.
Tak HäuptMick Aitx Vorführungen
war überdies die Schluhnummer de?
Programms. Der eine Seiltänzer, der
schon zuerst mit feinem Kollegen auf dem
bochgespannten Seil Proben seiner Ge
schicklichkeit üilßka, sollt zuletzt i
Flamme gehüllt fkin lflÜv.fc:t'Mt
,.
Eine Erinnerung von ennine
JL
Weg gehen.. Die Laternen wurden ab
gedreht, damit sich das ferttige Schau
spiel im Dunkel der Nacht nur umso
.effektvoller gusnehme. Und richtig, da
stieg auch sckon oö dem Dachfenster die
Gcsk-dlt des Artlften. ganz schwarz,
schlank und geschmeidig. Ueber den
Kopf hatte er einen Helm gestülpt und
ehe er zwei Schritte getan, stob ein Fun
kcnwirbcl um sein Haupt, Lichtgarben
und wilde Strahlenbiischcl schössen em,
por und woben, im Niedersinken, einen
feurigen. Mantel um die spukhafte-, Er
scheiiiung. die feierlichen Schrittes 'auf
dem im nächtlichen Dunkel l-icr unsicht
bar gewordenen schwanken Seile wie in
der freien Luft über die Köpfe der Zu
schauer hinwegschritt. AlleS klatschte in
die Hände und wir freuten uns wie die
Kinder über dcn gruselig schönen ?' -blick
den dieses an sich höchst harmlose.
Kunststückchcn im Rahmen dieser klein
bürgerlich idvllischen Umgebung bot. '
War' der Flammenmann hoch ode in
den Lüsten nicht doch der unselige
.Feuerreitcr". von dem, alter Volksglaube
munkelt und fiUktt, und hat er 'in?
nicht in laulichter. verNäumter Som
mernacht, den Aeltbran verkündet?
Freilich, wir warm gegen viel ernste
und verläßlichere Anzeichen blind und
taub...
Dieweil wir ' an dem abendlicken
Schauspiel uns vergnügten, klang noch
e lcbvn gestimmter !v!oraen in une
nach. Mir war eS wahrlich ein höchst
merkwürdiger sommerlicher Frühspazier
aana aewesen. ?!ch war dabei von, der
kleinen Gesellschast im letzten Augenblick
im Vorüberaeben mitgenommen worden.
blieb bei dem Kreise .vornehmlich Zubö,
rer und Zuschauer, und alle miteinander
waren wir die G:solgsckkt eines jungen'
Gelehrten. Der war a&t keiner von
denen, die, die Brille auf der Nase., ein-
na und allein über die BüchcrOaideugt.
den Problemen ihrer Wissenschaft nach
grübeln, nein, er suchte, um die Urae
schichte des Menschen bemüht, mit Art
nd Spaten der Natur ihre GeHelmmsu,
der Welt ihr Schppfungsrätsel ' nbzu
trotzen. Sein Stolz war es. bei der
Auffindung der weltberühmten Venus
von Willendorf" mit am Werke wesen
zu sein. Beim Klanae diese! vielver.
beißenden Namens darf man freilich
nicht an die edlen Formen einer Jenu!
von Milo denken. ' IZein. die Wscha'ier
Namensschwester der göttlichen Griechin
ist eigentlich ein gerade; abschreckend
bäßliches Ding. , Trotzdem daS aus
Stein geschnittene Figurchen nur etwa
eine Spanne niißt. hat es in seinen
mehr als üppigen Formen etwas Man
ströseS. soll wohl auch nicht die Göttin
der Schönheit in unserem Sinne, son-
dern, die Göttin der. Fruchtbarkeit dar
stellen. Das Tunken und Fühlen fern
ster Ahnen" und n boheS technisches
Können offenbart !ich aber in dem merk
würdigen Steinbild, daß un? be, fernem
Anblick ein Sebauer überrieselt. DaZ
Alter d'r berühmten Dame wird nlm
lich auf nicht weniger al! fünfund
znxinzia bis dreißiatausend Jahre tfe
schätzt. JnS Dunkel unendlich geheim
nisooller Vorzeit wirst sie ein überra
scbend?S. wahrkast blendende! Lickt uns
bilit den Gelehrten, die Uraeschichte des
Menschen zu enträtseln. Sie verehren
sie-sück, darum nicht weniger als irgend
ein Meisterwerk! des Prazitelks, ja, wo
möglich noch mehr. . . ,
Z Der junge Gelehrte trug einen Gips
abguß der Wacdauer Aenus oestandtg
bei sich wie ein Idol, und wurde nicht
müde, ihre Geschichte zu erzählen. An
läßlich des Baues der Wacdauer Bahn
wurde der glücklicke Fund gemacht. Die
Erdausbebungen leiten da für den Ges
logen höchst interessante Schichten bloß,
die man zu durchforschen licht unterließ.
Die Auffindung des kostbaren Götter
bilde! und einer großen Anzahl von
Werkzeugen auö 'paläolithifcher Zeit
lohnte reichlich alle Mühe, und die Wa
chau war mit einem Schlage nicbt mehr
einzig daS Leted der Maler und roman,
tifcken Träumer, sondern auch für die
Wissenschaft geheiligter Boden, an dem
die Gelehrten noch weiter in ehrfurchts
voller Neuaierde herumtasten. neuen
Funden nachspürend.
In einem der kleinen Seitentäler, die
vom Hochplateau des WaldsiertelS zur
Donau hinunterführen, gab eS eine
Stelle, wo bestimmte Anzeichen dafür
sprechen, daß hier ein ehemaliger Feuer
plotz unserer urältesten Ahnen zu suchen
fei. also möglicherweise eine sehr ergie
big? Fundgrube, und ihr galt die Wan
derung an jenem Morgen. Voll Span
nuna und Entdeckerlust, in gehobener
Stimmung wie ein Jäger, so machte sich
der junge Forsmer. der sich bet ven Ein
heimischen längst den Spitznamen .der
Beinlstieier' eingewiitMstet, schon früh
am Taa dahin aus. Wir anderen durf
t?n ihn begleiten. Ein frischer Morgen
wind spielte um unsere. Schläfen und
mackte wack und lebendig. Der junge
Gelehrte, teilte freigebig -von sner Wis
senschaft mit und junge Zuhörerinnen
wurde nicbt müde zu fragen. Für sie
bekam die Erd einen neuen Sinn, und
.wdem sie so recht nach Laienart immer
sich mthr an Ergebnisse hielten als an
ungelöfleFragen. sich unbeirrt zu kühn
sten Schlußsolgerungen hinreißen ließen,
auch dort, wo die Wissenschaft ' noch
lange nicht daS letz! Wort gesprochen,
kam man vom Hundertsten in Tausend,
ste und rührte mit d'r uns allemal g'
s?geehmede Unerschrockenhest. ja
Dreistiakeit der Jugend an tie'fte und
letzte ygen. t ES konnte nicht fehlen,
daß Zvieder einmal der Gegensatz wi
fchen Dogma und freier Formung
durchgehechelt und den biblisches sieben
.Schöpfungltagen die Aeenkirziner lang
samen, stufcnweiscn Entwicklung g'gen
uberzestellt würben, wie si die. Wissen
sLzft für unsere Erde und ,iir den Men
Zben selber lebet. Dabei wure sach
vek Kkwprr!-?eZ gedeckt, da! durch eine
Usu.
freiere Auslegung der Bibeuorlt
zwei Weltanschauungen unter einen Hut
bringen will. Unser Führer war natür..
lich nicht für solche Halbheiten. Te eine
der j'waen Damen wagte den Einwurf.
das Volk sei noch nickt reif, sich von,
SchLpfungsgcdanlcn lokzumachen.
Se haben recht.' sagte ein älterer
Herr, der mit von der Partie war. Und
nickt obne viclsaaendeS Lächeln fügte er
hinzu: Den nÄsten nahine man ihre
letzte Würde, wenn man sie bei Glau
bensx beraubte. Gott habe sich höchstpcr
fönlich um ihre Entstehung bemüht.
Auch noch der Letzte flldlt sich gern al
nach Gottes Ebenbild geschaffen
Darauf der jnqe Gelehrte:
.Der Gedanke der Entwichwig ist
doch unendlich schöner. daS Bewußtsein,
aus allerersten, niedrigste Ansangen zu
höchster Vollkommenheit sich emporzu
arbeiten, weitaus erk??enderl"
Er trug m Sack etliche Fundstückchen
Sei sick,. ' Knochenteilchen, Steinmesser.
Kohlestückchcn. ' An der Hand djescr
Proben entwickelte er unS nun d!eZei
ten, wo ein Jahrtausend wie ein Tag
ist. Jeden Splitter wußte er, Z deuten
und aus den primitiven Geräten die
Mühsale dieser vorgeschichtlichen Men
schenrasscn, deren Erdenwallen zwanzig
und drcißigtauseiid Jahre zurückliegt,,
uns vor Augen zu führen.
.Eigentlich arme Teusel." schloß er
mit bald komischer Wehmut. .Und
neikwürdiq. wir empfinde', sie als
Ahnen. Sie sind uns die Vr'eltcrn. die
-sich rackern und schinden mußten, und
wir. die Enkel, genießen die Vorteile, die
sie in ra,uhem Dascinstampf unsäglich
mlibsam sich aneigneten." I
Da ließ sich wieder daS jnrize Mäd
chen vernehmen:
.Und unbeachtet aller Beweise einer so
alten MerFchheitcschichte. die dcn Ur
menschen kaum über daS Tjer erhzben-s
findet, reißt die Lehre von der Seele
eine unüberbrückbare Kluft zwischen
Mensch und Tier . . ..."
.Auch dafür glaubt, man ein Kompro
miß schassen zu könneg und zu sollen."
war die Entaegnung,' in der Unmut und
Ironie sich die Wage hielten. ,Gut. so
sagen sie. der heutige Mensch hat sich
aus einer niedrigeren Stufe entwickelt.
Dana aber heißt es, bekam n eine Seele.
Möchte nur wissen, wann, in welchem
Augenblick und waS unser Ahne- alles
' bat tun müssen, um dieser Gunst teil
, ... v... r. - i . ..
-lyUIHjJ tU IllCliKIl. Ul IIIU Ul!l jjl
sagt: Du haft letzt genug Steinwerk
zeuge gemacht, bist brav gewesen, da
krieast du nun eine Seele?'. .
,OH." fiel die junge Dame lebhasbein.
.daS ließe sich denken und deuten. Ich
weiß, wann dieser Augenblick, erschien,
ich weiß er: alS der Mensch zum krsten
mal sich künstlerisch betatigte. als er eincj
Venus Uon Wmmdorf schul.
.Sie treffen das Nichtige', stimmte 1
der junge Geehrte mit einem Lachein
eifrig bei. .Tatsächlich steht der Mensch
von damals schon aus hoher zwt und
ist seinen Vorgängern auS noch älteren
Zeiten wesentlich überlcqen. Sein Schä
del ist ganz anders gebildet, er kennt be
reits da, Feuer, seine Werkzeuge haben
schon eine gewisse Vollkommenheit. Es
ist eine durchaus andere Epoche. Er
macht sich nicht mehr bloß das. Nötige.
Nützliche, er geht einen Cchritt weiter,
er macht das Ueberslüssig?. er wird
Künstler. Und das wäre wohl der
eigentliche Augenblick der Menschwer '
dung zu nennen. Zu 'gleicher Zeit er
wacht religiöser Sinn, seinen ersten
Kunstversuchen liegen religiöse Motive
zugrunde. Als er Künstler wurde, da
wurde der Mensch erst zum Menschen..
einzig dadurch unterscheidet er sich we
fentllch vom Tier. Nur er yatKunst.
Dean waS bei einzelnen Äeraattiinge!
manchmal olö solche angesprochen wird
.die Kunstbauten einzelner Voaelarten
oder der Biemn etwa, ist Technik, nickt
Kunst. Die Freude am Nachbilden und
Torftellen blieb dem Menschen vorbehcil
ten und dar) offenbart er zunächst
seines Seele, die nach einem Gotie ewig
dürstet
V . " " .
Warum mir . dieses GesprLch immer
nachklingt, warum ich es wenigstens in
seinem Kern hier festhalte? Weil wir
heute so meilenweit entfernt sind von
solchen Problemen, von allem Spelula
tiven. Gedanklichen ' überhaupt. Weil
n5 noch die blutige Tat gilt und gelten
muß. weil alles T-enlen und Forschen
nicht mehr dem Ursprung und e.iner ed
len Vollendung sich zuwendet, sondern
einzig und allein auf Vernichtung ge
richtet ist und gerichtet sein muß. weil
wir so schmerzlich weit entfernt von so!
chm Wandern .und Suchen und Träu
men. Damals beschlossen wir den Tag
in Studentenlaune mit einer schwärme
rischen nächtlichen Sitzung am Strande
der Donau. Es fehlte nicht an Wein
i den Bechern. . Uferlose Gespräche, ein
prachtvoller Sternenhimmel. die füll ge
waltige Melodik deZ breiten, dunklen
TtromeZ. dazu wohl auch ein Lied. mie'S
dtm und jenem von uns gerade durch
den Ki?pf ging, bloß mit gedämpfter
Stimme hingesungen, und zur Geister
nunde ein gkheimnikvolleS Raunen und
Rausche von herrlicher, alter Nibelun
gentreue
- Am anderen Morgen brachten , die
TagesblÄter die Antwort Serbiens auf
Österreich! Ultimatum ds hieß:
Krieg.
Verdächtige ' Lieber.Zwllr
digkeit. Einen aufmerksameren.
Schwiegersohn wie d:n meirngen können
Sie sich gar nicht vorstellen. Alö ich
neulich abreisen wollte, 'war gerade der
f.Ll. TV . i. at" - . f. .
letzte Zug abakgann
WaS glaube.
Sie, daß er g'tan hat?...
zug hat er mir genommen.
Einen i.rtra
tiessurcht iall'S Lernen! Asaig.
- ' t
f'tMMtttn.rt,illMllt,WirinMllltftiit
Mii . ,l ,'"lll!th' !,.,
rasifiamldi cismilfcs
. ,cn S,langengls1e.
on jeher ist man' bestrebt gewesen,
wirksame Mittel gegen giftige Schlan
gendisse zu finden. Besonders in In
dien und in einigen frnzöflschen Kolo
nien ,hat.man in den letzte Jahrzehn
len die weitgehendsten Versuche in husek
Richtung angefüllt, denen sich in neuerer
Zeit auch , Brasilien, angeschlossen hat.
Seit im besitzt der Staat San Paulo
in der Nähe seiner gleichnamigen Haupt
stadt ii modern eingerichtetes, aus
sireng wissenschaftlicher Basis ftehendfs
Institut für Serumtherapie zur Erzeu
gung der verschiedenen Scrumformcn,
unter' denen die antiophidischen Heilmit
tel einen hervorragenden Platz eittiich
men. Dr. Vital Brasil, dem weit über
die Grenzen Brasilien bekannten Dirck
tor deS mustergültig geleiteten Instituts
ist es gelungen, ein Äntidotüm herzu
stellen, welches bei rechtzeitiger Anwcn
dung die Bisse der gefährlichsten Gift
schlangen heilt. Langwierige Versuche
hüben dargetan. daß die Einteilung der
Giftschlangen (Vipern), die nach äußer
lichen Meiknialcn in echte Vipern oder
Ottern und Grubenottern unterschieden
werden.' auch i Bezug auf, die verschieß
denartige ZusammensetzunF ihrer Gifte'
und deren Wirkung gerechtfertigt ist.!
Ür. Vital Brasil hat nun. von diesem
Standpunkt ausgehend, drei Antidotc
hergestellt, und zwar gegen ben Biß der
verschiedenen Grubenottern, die in Bra
silien. besonders in der Eascavel oder
Klipperschlange, vertreten ist, gegen den
Biß der Ottern, ein auS den beiden
voraufgeführten Formen zu gleichen.
Teilen zusammengesetztes Serum, wel
ch?S gegen den Biß anderer Giftschlan
gen angewandt wird, wenn deren Art
nicht zweifellos erkannt worden ist.
Die mit diesen. Antidoten bislang er
zielten Ersolge sind als günzend zu be
zeichnen und es ist dcslzstb sreiidig zu
begrüßen, daß die meist abcrllläubische
nd alle Neuerungen hassende biasilia'
nische LLndbevölkcrung sich mehr und
mehr von der enormen Nützlichkeit der
selben überzeugen läßt. Aus der Sta
tisti des JnstituiZ erfahrenwir. daß
der Verbrauch sietig zunimmt und daß
die Zahl der von Schlangenbiß gcheil
ten Personen ebenfalls von Jahr zu
Jahr eine größere wird. Im Staate
San Paulo ca. zwei Millionen Ein
wohner) starben in den letzten Jahren
durchschnittliche 150 Personen an
Schlangengift, von den anderen irasi
lionischen Staaten fehlt leider jede Sta
tistik in diesem ?inne. Im Allgemeinen
wird ja die Gefährlichkeit der Gift
schlangen in den tropischen Landein
weit überschätzt, da sämtliche Gistsckilan
gen Nachttiere sind, die am Tage meist
schlafend ' im Lager verweilen und
E!n zweiter Goethe.
Es ist wenig bekannt geworden, daß
es in Deutschland schon vor dem Dichter
des Faust" einen berühmten Goethe
gab. Dieser Goethe war allerdings nicht
als Dichter berühmt geworden, sondern
als Architekt und daneben alg Militär.
Es war Johann Friedrich Eosandn
Frühen von Goethe, der 1699 qrm dem
Kurfürsten von Brandenburg, dem ersten
König von Preußen Friedrich I.), zum
HofarclMtcn ernannt wurde. Von den
von ihm ausgeführten, noch heute be
merkenswerten Bauten seien hervorgeho.
ben: das Schloß Manbijou in Berlin
(in dem sich jetzt daZ HohenzollnnMu
feum befindet), das Schloß in Schön
Haufen, die Favorite zu Oranienburg.
Er soll eS gewesen sein, der Hauptfach
lich den Sturz Schlüterö bewirkte, dessen
Nachfolger (auch als Schloßbsudiktor)
er auch wurde. , Der 169 von Schlüter
aufgeführte Mittelbau deö Charlotten
buraer königliche Schlosses wurde HOß
von IZofander v. Goethe vergrößert und
mit der wirkungsvollen Kuppel ge
schmückt Auch daS Berliner königliche
'Schloß erinnert an EosanderS Tatig
keit. Sein Werk war die Architektur deö
größeren SchloßhofeS und die Front an
der Schloßfreiheit. 170? war er zum
Generalquartiermetster der Armee er
nannt worden, nach Friedrichs il. Tode
trat er (1714) lZ GenerolmaZor in .
schwedische Dienste. Nach der Eroberung
von Straliund geriet er in preußische
Gesangenscyaft, erlielt aber, auf sein
Ehrenwort hin. die Erlaubnis, in Frank
fürt 0. M. zu leben, wo seine Gattin,
eine geborene Merian, zu Hause war.
Hin war ekx'auch literarisch tätig. 1722
trat er dann in lursächsische Dienste (als
Generalleutnant) und sechzJahre später
starb er in Dresden.
Das Zlampenfieber und
' feme Gefahren.
Zu den nervösen Angstzuständen ge
hört such in unserer Zeit Allgemeiner
Kunstbetätigung die Angst dr der
fsentlichen Produktion, die man .Lam
penfieber" nennt. Sie tritt, wie Dr.
Stekel in der . .Medizinischen Klinik'
hervorhebt, bei allgemein ängstlichen
Menschen aus. waS aber nicht durchweg
als Reael zu gelten hat. So , hat er
roße Ängstmeier gekannt, die vor der
Öesfentlichmt sebr gut bestanden, und
wieder Helden, die nicht im Stande wa
ren. zehn Worte in offener Rede zu
sprechen, ohne am ganzen Körper zu
beben und zu stottern. ES ist füx den
Arzt eine schwere Aufgabe, i solchen
Fällen allgemeiner Aengsilichkeii die ner
döse Veranlagung von der Anlage des
Charakters scharf zu scheiden,, denn selbst
alte, erfahrene Künstler .Emm ad
mäßH vor dem öffentlichen Auftrete
von Anvstzllständkn besallen werden.
, Bei den meisten hudelt et sich nur, um
1 i C .. . f M k.' f L i "! . 1
einen Augenblick, der rasch vorübergeht,
sobald sidie Berührung mit dem Pub
kikum gefunden haben. Leider werden
aber zahlreiche Dilettanten" oft außer
ordentlich in gesundheitlicher Weift
J ii' i ii'jiliH.' , " i.' ! . i , ! ! '.n: ;
.,..mti..iiiirtLttJiiiikI!llt,aüliiM:
äußerst träge sind und nur bei onvor
sichtiger Berührung gereizt und bissig
werden. Nur der seltene Surucuc'l
oder Buschmeister macht darin ine Aus
nähme, da er oft ohne jede Veranlassung
ängreist und daher auch am meisten ge
fürchtet ist.
Interessant ist die' Herstellung d
SerumS. daS durch Jmpsung deS trocke
nen Schlangengiftes auf Pferde und,
Esel, von denen daS Institut ougc
blicklich acht zu diesem Zwecke benutz!,
gewonnen wird. Die ftiere, die äußcrjt
empfindlich gegen daS Gift sind, werden
anfänglich init den allerkleinsten Ouan .
iitäten geimpft, die dann alle, 14 Tage '
wiederholt immer mehr und Mehr ver
größcrt werden, bis zum Höchstquantum
von 2'z Gramm, eine Giftmenge, die
genügt, um 2000 Menschen zu töten. -Nicht
alle Tiere eignen sich zur Serum
Herstellung und ein großer Teil der
Pferde und Esel geht ein oder muß al
unbrauchbar zurllckgewieskn werden.
Zur Gewinnung deS Giftes unterhält
das Institut einen Schlangenpark von
6800 der giftigsten Tiere, die ancr
kennenswertcrwcise von der intelligente
ren Landbevölkerung in Tausch gegen
Serum geliefert werden.. Das Abnek
men des GisteS ist eine recht langweilige
Prozedur, da jede Schlange nurwenige
Milligramme bringt !d für dieNcu
bildung' stets einer größere Ruhepause
bedarf. Die mehrmalige, ewaltsamk
Giftcntnahme schwächt die Tiere sehr."
viele , erkranken auch infolgedessen und
sterben vorzeitig. Ein anderer Teil geht
ckn der Kälte ein.' die in San Paulo in,
Wntcr zuweilen bis auf 3 Grad Cek
sius herabq:ht. Das frisch gewonnene
flüssige Gift wird forgsaltig filtriert
und hierauf in einem Ofen getrocknet
(wobei 2i des Gewichts verloren gehen),
um dann in Pulverform den Pferkl,
und Eseln eingeimpft und später diese
als Serum wieder entzogen, i kleinen
-GlaStubcn dosiert nach allen Teilen V
Landes versandt zu werden.
Der Schlangensang bietet keine gro
ßen Schwierigkeiten nd als. einziacs
Gerät benutzt der Jäger' dazu eiiicu
zwei Meter langen Stock, an ixst'!
Ende eine Schlinge aus Leder ang'.
bracht ist. Sobald der Fanget ein?
Giftschlange . entdeckt, sucht er ih, die
Schlinge über den erhobenen Köpfen
bringen und durch einen - Ruck ftstzu'
ziehen wodurch dem gefährlichen R,p
til jede Verteidigung unmöglich gemacht
wird. Die an der Rute baumelndk
Schlange wird dann vorsichtig in eine
kleine Kiste gebracht und erst wenn die'?
wieder verschlossen ist, wird dem Tier?
die Schlinge mi! Leichtigkeit wieder ob
gezogen.
durch das Lamperfieber geschädigt. ivö-Z
weder den Eltern und Erzieher cd;r
sogar nicht einmal den meisten Art'"
bekannt ist. ' ,,
Stekel hat einige. Male eine Verbr.j.
terung des Herzens und einen klein.'!.;
bis auf 160 Schlage beschleunigte,
Puls feststellen können. Wenn ei,
solche .akute Herzerweiterungauch bor.
übergeht, ohne vielleicht Schaden zu vcr
Ursachen, so treten bei Wtedholungc,i
unbedingt Veränderungen im Herz
fleisch und in den Herzklappen ein. wes
halb die von Lampenfiebcr Befallenen
bei der ernsten Sachlage nicht verdienen,
verspottet zu werden.
Das wandelnde lHb. .
Unter Napoleon I. befehligte der Ge
neral Petit die Garde. -Wan erinnert
sich der erschütternden Szene, in der 7f
peleon in Fontainebleau von seinen ge
treuen Gardisten Abschied nahm. ?t
einer Ansprache an seine Kriegskamera
den rief er aus: .Ich kann euch nicht
alle umcermen, aber ich werde euren Ge.
neral umarmen. Kommen Sie lieb
Petit!" Und Napoleon umarmte und
küßte den General. Die Szene wurde
im Bilde festgehalten. . ' z
&er Neffe jeneS Generals Petit
wurde auch Offizier und später Gene
ral, war aber ein sehr elegante und an
spruchsvollek Mann. ?ln einem in d,
Bretagne abgehaltenen Manöver war er'
mii lEinein üuarncr epr unzusrieden.
und er gab seinem Mißfallen höchst
unumwunden Ausdruck. Doch mitten
im zornwen Schelten hält er plötzlich
inne. einiLLcheln gleitet über seine Züge,
iind-'f'i Blick bleibt hasten auf einem
alten Stiche, der in der Bauernstube cix
der Wand hing. Tan fährt er. zu
seinem Burschen avendet. gelassen fort:
.Nun lasse toix'i. Es ist hier je, doch'
ganz leidlich bequem.'
Der verblüffte Bursche besieht" sich
neugierig das magische Bild, das diele
Plötzlich -, gunewöhnliche Besänftigung
der gestrengen Exzellenz vollbracht hattet
ES stellte die Abschiedsszene in Fon. .
taincbleau vor, mit der Unterschrift':
.Der Kaiser umarmt den General Pe'
tit.' Der Mann war nun schlau
worden, für zehn Sous erstand er das
magische Bild, und fortan fand der Ge
neral wäbrend des Manövers in'ZTvem
Quartier an der Wand den alten Stich.
Es siel ihm nicht das, daß e! stdi da-:
selbe Bild war. er bewunderte bia?l!
die patriotisch Tradition der üam'u
völkerung und -war während deS Manö
verS stets in glänzender Stimmung.
Es ist'ein uberschwänglichcs Gut, ir
seine Person wirtlich und mit unbedi,,, .
ter Gewißheit einen Gott zu besitzen i n
wen man einen sohhen Gott zur Arl. 'l
oa einer bestimmten objektiven Ansb-'
in der- Welt besitzt.
.
Wohne über deinem Stande, ,
Kleide dich genau standesgemäß.
Nähre dich, unter deinem Sia-de.
; iMl!fli'(f(iiiMj'!i(!l!iii!"'!i'i'
ü;., M, ' :t.';;!l J'.Jll
flj 'irti'P!HI'
MAMA
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