Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 26, 1918, Image 7

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Aosenprodnllte und ihre
osendust der Inbegriff
alles WohlgeruchS und des
östlichsten au Flora rei
chcr Cchsblammer. Alle.
roa die gütige Natur w unerschöpflicher
Fülle an duftiger Würze zu vergeben
hatte, wurde der Rose im reichsten Maße
zuerteilt. Seit Jahrtausenden bei allen
Böllern geschäht und mannigfaltig ver.
wendet, gilt sie mit Recht als die Kö.
iiigin der Blumen.
EI ist Kicht erklärlich, daß schon in
früher Zeit versucht wurde, den Duft
der Rose ,u konservieren, um ihn jeder
'zeit zur Verfügung zu haben. Jeden
fall hat dabei der Zufall zur Herfiel
lang des Rosenöls geführt. Ob Spa
nienS Mauren, ob die Acgypter, die Per
str oder die Araber die Erfinder deS
lostbaren Produktes find, weiß Niemand.
Nur so diel ist gewiß, daß die Rosenöl
bereitung seit einigen Jahrhunderten im
Orient bekannt war, aber alS Geheimnis
streng gehütet wurde.
Dort wird da Rosenöl auch heute
noch mit den primitivsten Apparaten
hergestellt, während man sich in den Kul
iurländern der feinsten Maschinerien be
dient.
Die Änbauversuche mit verschiedenen
Rosensorten des Orients ergaben, daß
-Oelroscn sich überall züchten lassen. Be
sonderS find in Deutschland die Versuche
mit der bulgarischen Kasanlikrose, eine
gefüllte, rosablühende DamaSzenerart,
die die Zentifolie an Wohlgcruch weit
übertrifft, geglückt. Rosenfelder von ca.
10 Hektar ergeben einen Ertrag von
100.000 Kilogramm Blüten und bieten
in der Rosenblüte einen großartigen An
blick. Der Rosenflor beginnt Mitte
Juni und dauert, je nach der Witterung,
23 Wochen.
Hunderte von Frauen und Mädchen
sind vom frühen Morgen bis zum späten
Abend mit dem Pflücken der duftigeli
Blüten beschäftigt, da die Ernte keiner
lei Aufschub verträgt, besonders wenn
daS Wetter warm und trocken ist. Die
besten Rosen sind die am Morgen ge
pflückten, weil sie das meiste Oel enthal
ten. Durch da? Verblühen und die
Wärme geht ein Teil des leichtflüchtigen
Duftck und OeleS verloren.
Die Rosen werden in großen Körben
gesammelt, bis, dann am Wege aufgestellt
und, von Wagen abgeholt, zur Fabrik
wandern. Jeder Korb rnthält 914
Kilogramm Rosen. Zur Füllung einer
Destillierblase sind 30 Körbe erforder
lich; im Notfalle kann aber die dreifache
Menge Platz finden. Geringere Ouan.
titaten sind ledoch leichter und schneller
zu verarbeiten, weshalb nur wenig ein
vn
Altes und neues.
vom Hajcheniuch.
Wie die Mode von Jahr zu Jahr
wechselt, sich verjüngt oder altert, hat
auch daS Taschentuch, das unentbehrlich
für jeden gebildeten Menschen geworden
ist, im Laufe der Jahrhunderte an sich
erfahren müssen. Farbig und weiß,
durchbrochen und dichtgcslickt, gesäumt,
klein oder groß, bildet eS ein Reich für
sich im Königreich der Mode, höchstens
bei den Karaiben und Menschenfressern
im dunklen Erdteil dient eS nicht seiner
eigentlichen Bestimmung, sondern wird
alS Lcndenschurz bei Festen und Kriegs
tanzen von Frauen und Wännlein stolz
getragen.
In den Gemächern der vornehmen Rö
merin spielte daS pizönizische Seidentuch
eine große Rolle. Man fächelte sich da
mit Kühlung zu und reinigte sich das
Antlitz. Dem siegreichen Gladiator sven
bete der Cäsar ein solches Sudarium,
dessen Vorzeigung genügte, um dem
Kämpfer eine Audienz der irgendeine
Gnade des Kaisers zu erwirken. In
Germanien, am fränkischen Hofe des
großen Karl, bürgerte sich das Linnen
tüchlein ein. Edle und Hörige, Bürger
und Waffenträger befestigten es am
Gürtel, aus der bunten Schlitzhose hing
es heraus, neben ?cr Schreibfeder des ge
lehrten MöncheS feierte es ein friedli
cheS Dasein, Frauen und Mägdlein ver
wahrten eS in der Prunkiasche. Künst
ler, wie Albrecht Dürer, verherrlichten
im Schweißtuch der heiligen Veronika
solche TÄher, kostbare Mönchskripturen
wurden in diese Trockentüchlcin einge
hüllt, um den Einband aus Edelmetall
zu schützen.
Immer allgemeiner ward der Gebrauch
des Taschentuchs. Auf den Porträts
eines Holbein uns Cranach sieht man
Herren und Damen mit kostbaren Fa'
kilettleinS versehen. Fein ansgenaht.
werden sie als Geschenke verwendet.
Eoldquäsllein zieren die Ecken. Patri
zierinnen und Vürgerkfrauen schmücken
sich mit diesem RkinlichkeiiLgerät", heißt
es in einer alten Ehronik.
Man trieb förmlich Luxus mit diesen
FacilettleinS. Ich selbst sah noch vor
etlichen Jahren in Venedig ein wahres
Wunderwerk von Sacktüchlein bei einem
Antiquitätenhändler autacstcllt. Aus
dem gelblichen Batist war die Rialts
brücke in feinster Aussührung gemalt,
herrliche Brabinter Spitzen bildet? den
Besatz diese Prunltasch'iituil i. fcci lr
gendeine Togacefla attegkn haben mc.f.
Zur Zeit der fulchtbaiei, Katharina
von Medici wr bis I'i,'li"ii"!!liltt
gefüllt wird. DaS Einschütten in die
Blase geschieht von oben durch ein her
metisch verschließbares Loch. Jeder FUl
lung wird so viel Wasser zugesetzt, daß
die Rosen gänzlich in Wasser liegen. Bei
Verarbeitung auf Roscnwasser fangt
man von zwei Teilen Rosen ein Teil
Destillat (Roscnwasser) auf.
Die entstehenden Dämpfe führen das
leichtflüchtige Oel mit und gehen durch
das Rohr in den Kllhlapparat, wo sie
sich verdichten und als Roscnwasser in
die untergestellten Flaschen abfließen.
Die ausdeftillierten Rosen haben keinen
Wert mehr, nicht einmal zum Düngen
der Felder sind sie brauchbar. DaS Ro
senwasser wird nun entweder als solches
in den Handel gebracht oder nachträglich
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durch wiederholte Destillation auf Ro
senöl verarbeitet. Diese Fabrikation ist
die umständlichste und kostspieligste, weil
sich die Ausbeute recht wenig umfang'
reich gestaltet, denn 46000 Kilogramm
Rosen ergeben erst 1 Kilogramm Ro
am französischen Hofe in der Mode. Mit
Rosenbalsam parfümiert sandte man ir
gendeincn unangenehmen Nebenbukker,
der alsbald ausgelebt hatte, und in der
Bartholomäusnacht tränkte man diese
Tücher mit starken Essenzen, um damit
vcn wahnsinnigen Karl den Neunten
halb trunken zu machen, ehe die Huge
nottcngreuel in Szene gesetzt wurden. In
einem späteren Jahrhundert erhielt der
Sonnenkönig Ludwig der Vierzehnte je
dem Morgen auf filöernem Teller drei
orientalische Seidcntücher, mit köstlichen
Stickereien geziert, zur Benutzung.
Als das Schnupfen, der Tabak sich
einbürgerte, erstand für das Taschentuch
seine Glanzheit. Doch wurde e nun
oft aus derberem Material gefertigt;
bunt gedruckte kattunene kamen in Mode.
Die Soldaten des alten Fritz benutz
ten sogenannte Schautllcher, auf denen
Zielen und der alte Dessauer, Schlachten
und festliche Ereignisse abkonterfeit wa
ren. In der Zeit tiefster Erniedrigung,
nach der Jenaer Schlacht, trugen die
Tugendbündler sogenannte Patrioten
Taschentücher" mit den Bildern kon
und Palm, dem 'mwarzm
Braunschweiger, dem kühnen Parteigan
ger Leutnant von Hirschfeldt u. a. m.
Während der Freiheitskriege war eö auch
beliebt. Auguste Ren, (die tapfere Eleo.
nore Prohaska) und andere Hcldenmäd
cherf im Tafchentuch herumzutragen.
Auf der Stockholmer Ausstellung
(18!)7) erstand ich als Erinnerungszei
chen ein sogenanntes Schmedentuch. des
sen Rand sämtliche schwedische Herrscher
zieren. Fast jeder Besucher nahm sich
solch ein ganz eigenartiges Machwerk
mit. Revolutions-Taschentllcher waren
1900 gelegentlich der Weltausstellung in
einer Vitrine deS Pavillon der Stadt
Paris ausgestellt. In drei Farben her
gestellt, schlang sich durch die Mitte ein
rotes Band, auf dem in schwarzer
Schrift die Worte standen: Freiheit,
Brüderlichkeit. Gleichbeit."
VenusTaschentücher, die die Eigen
schaft haben sollten, dal Antlitz schön
zart und rosig zu machen, brachte ein
italienischer Quacksalber um da! Jahr
in die Mode. DaS Rezept für
dieses Schnaubtiich.Wasser hieß also:
.Alaun. Maloasier. Borri. Gummi
Tragant und arabikum werken mit
Ouecksilbersublimat und Bleimeih. Eier
klar. Terpentin, Essig uab Jngwcr ae
kgckt. auch Myrthen, Kampfer, fünfzig
Schnecken, eine gerupfte feiste Henne,
,
LerfteKnng.
senöl. DieseS sammelt sich auf der
Oberfläche deS wiederholt destillierten
Rosenmassers an, wird abgeschöpft und
in Fläschchen gefüllt. ES ist eine blaß
gelbliche Substanz von angenehmem,
starkem Wohlgcruch. Bei mittlerer
Wärme erstarrt eS kristallinifch infolge
feines GehalteS an Ctearopten. Die
Übrigen Bestandteile des Rosenöls sind
Phenyläthylallohol, Geraniol, Zitronel
lol und andere noch nicht genau bekannte
Verbindungen. Welcher Bestandteil als
eigentliche Ursache deS Wohlgeruchs zu
gelten hat, ist gleichfalls noch nicht er
mittelt.
Vor einigen Jahren ist S gelungen,
Nofeöl auf künstlichem Wege herzustel
lcn. Eine ernstliche Konkurrenz wird
aber der Rosenölindustrie daraus kaum
erwachsen, weil beide Produkte sich doch
etwas unterscheiden und auch im Handel
gut nebeneinander Platz haben.
Wenn man die vielfältige Arbeit und
Mühe, angefangen von der Kultur der
Pomeranzen, Zitronen und Zuckerkandel
dazu gemischt". Ein Tuch, siebenmal
mit diese nichts weniger als gesund
heitsförderlichen Ingredienzen getränkt,
sollte Fürstinnen und anderen fürneh
men Frauen von Nutzen sein.
Zeiten und Menschen ändern sich! All
diese Perioden mit ihren seltsamen Tii
cher-Erzeugnissen sind überwunden, man
ist zu einer wohltuenden Einfachheit zu
rückgckchrt. Seidene Taschentücher sind nicht mehr
streng modern, Leinen und Batist behal
ten den Vorrang. Man schätzt die mei
sten imitierten Damasigewebe, die engli
schen Batisttücher mit breitem Saum
und Hohlrand, mit gestickten Buchstaben
oder Monogramm. Ganze Spitzenta
schentücher mit kleinem Mittelstück aus
Batist oder Leinen, trägt man mit Vor
liebe zu festlicher Gelegenheit. Trauer
Tücher in schwarzer oder lila Farbe,
meist mit breiten Rändern in diesen Nu
anun, sind modern, krasse, harte Far
ben dagegen streng verbannt. Man liebt,
wie auch an den Roben, die zarten, ver
schwimmenden Töne. DaS Feinste ist
und bleibt aber ein weißes, irisches Lei
nentuch mit kaum sichtbaren Hohlsaum,
für daS bis zu $5 pro Stück bezahlt
werden.
.Stört man?" ist die infamste, feigste
Frag. Da gibt eS nur eine Rettung:
Ja. man stört!" Wiener Gemütlichkeit:
.Aber bitte, bitje. im Gegenteil!" In
nerlich: Schau, daß d' abfahrst, Hund,
verdächtiger!"
i
Ob ihnen daS recht wär', mußten die
Frauen
Sich alle in gleicher Kleidung schauen?!
ES scheint mir doch, daß der Zukunfts
staat
Bek den Frauen wenige Freunde hat.
Wenn dich getroffen hat ein großeS Weh,
Hoff, daß die Zeit dich lehrt, es zu
verwinden:
Du kannst, 'mi du verloren hast im
Schnee,
Im Frühlingssonnenscheine wiederfinden.
u
, Selbstbewußtsein ist Stolz auf da,
wa man ist; Eitelkeit ist Stolz auf das,
was Andere von uns denken.
Wer sich von seiner Hände Arbeit
nährt, der glaubt kaum, daß Geistes
arbeit den gleichen Schweiß kosten könne,
er ahnt nicht, daß bet Geistesarbeiter in
wendig schwitzt; umgekehrt achtet der
Mann bei geistigen Berufes die Mühen
des Handwerkers ost viel zu klein. So
erwächst dort Neid, hier Hosfart, über
all aber ein höchst ungerechtes Urteil
über die Ehre fremder Arbeit.
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Oelrose, bis zum Ende des langen We
ges der Destillation in Betracht zieht, so
muß der anscheinend hohe Preis des Ro
senöls 500600 Dollars für das
Kilogramm noch maßig erscheinen.
Für den Preis sind ferner die mehr
Kanz nahe dem Hode.
Line Episode aus dem Weltkrieg.
Von Izans Erkch Lübke.
Als die Nacht ihr dunkles Tuch über
all den Kampfeslärm, über alles Kriegs
leid beruhigend ausgebreitet hatte, als
feuchte Nebclschwaden alle Kampfesglut
W i . u.f..i. ..r. ro;,
luijucii, ucucyic iuicit tjuuciic uit
Feuerstellung um rund tausend Meter
nach vorn.
In aller Stille geschah das. Nie
mand durfte fprechcn oder gar rauchen.
Und um das unvermeidliche Geräusch
beim Fahren der Artillerie nach Möglich
keilen abzuschwächen, fuhren die Ge
schütze und die Munitionswagen neben
der Chaussee auf dem Acker. Die Fah
nr führten, abgesessen, ihre Pferde, und
die Kanoniere schritten, ab und an über
die Rüben eines Feldes stolpernd, hinker
den Geschützen her.
Unser Stellungswechsel vollzog sich wie
gewünscht, ohne eine Störung. Und als
die ersten zarten Lichtstrahlen des jungen
Morgens durch die ncbelfeuchte Dämme
rung gen Himmel tasteten, als einzelne
Vögel hin unh wieder, wie im Traume,
lieblich zwitscherten, meldete die Batterie
bereits Feuerbereitschaft.
DaS alles ging scheinbar leicht und
schnell und hat doch so manchen Schweiß
tropfen gekostet. Wenn auch der Bewe
gungskrieg keine festen, massiven Deckun
gen und Unterstände kennt, ohne irgend
welche Deckung geht eS doch nicht ab.
Auch sie kostete Schweiß; denn Eile tat
allemal not. und der französische Acker
boden machte unS daS Buddeln" wahr
lich nicht leicht. Die dünne oberste
Schicht, zäher, fester Lehm, ließ sich leicht
bewältigen, dem darunter befindlichen
Kalk und Kreidcbodcn war hingegen nur
mit der Picke beizukommen. Ein fast
mannshoher, halbkreisförmiger Wall um
jedes Geschütz mit dem dazugehörigen
Munitions-Hinterwogen, durch Zweige,
Rübenblättcr oder Rasen, möglichst der
Umgegend angepaßt, gut maskiert, dahin
ter zwei nach rechts und links laufende,
etwa mannsticfe, zwei Meter lange
Deckungsgräben unten für die Schlaf
statte ausgehöhlt: DaS ist die Deckung
der Feldartillerie im Bewegungskrieg.
Und sie war fertiggestellt, als sich des
Morgenhimmels zarteS, blasses Blau
mit rosig betupften Lämmerwölkchen be
lebte und die Batterie Feuerbcrcitschaft
meldete.
Ter taubenaue Nebeldunst sank
immer mehr, unzählige Rubcnblätter
schmückten sich mit Millionen silbern
oder weniger günstigen Verhältnisse des
Marktes ausschlaggebend, die v?n den
Produzenten genau verfolgt werden und
nicht selten zu einer schnellen Preissteige-
. rung führen, wenn die Umstände dazu
geeignet erscheinen."
Neben dem Rosenöl gibt es noch ein
anderes Produkt, daS aus den Rosenblll
ten gewonnen wird, das ist die Rosen
pomade. Zur Herstellung der Rosen
pomade werden die frischgepfückten Ro
sen vom Kelch befreit eine mühsame
Arbeit, die bei dem schnellen Verderb der
Blätter zahlreiche fleißige Hände erfor
dert, um die zur Füllung der Extrahier
apparllte nötige Menge in kurzer Zeit
zu erzielen. Die Apparate bestehen aus
gut isolierten doppelwandigen Kesseln, in
denen frischer, mit Rosenwasser soigfäl
tig ausgewaschener Talg durch Dampf
erwärmt und flüssig gehalten wird. Die
Rosenblätter werden mit dem warm
flüssigen Talg vermengt und bleiben
zum Ausziehen der flüchtigen Bestand
teile mehrere Stunden lang in den
warmgehaltenen Extraktionszylindern.
i
blitzernder Perlen, und die Umgebung
nahm Form und Farbe an.
Inmitten eines großen RubcnscldcS.
n einer lannen Geianoercme, ociano
ich unsere Stellung. Links die Chauf-
ee, auf der wir erst letzt unzählige ge
'allene Soldaten zwischen abgeschossenen
Aesten-und Baumsplittern m wüstem
Durcheinander gewahrten. Wir dachten
mit Schrecken daran daß die Toten alle
überfahren worden wären, wenn wir im
Dunkel dieser Nacht die Chaussee benutzt
hätten. Rechts, etwa dreihundert Meter
vorauf, ein kleines Wäldchen, hinter dem
ein Generalstabs-Automobil hielte und
links daneben war eine andere Batterie
in Stellung gegangen. Als dann die
aufgehend Sonne goldigen Glanz auf
alles legte, schwebte schon der erste Flie
ger durch den silbcrgrauen Aether, dem
Feind die ersten Tagesgrüße zu Lberbrin
gen.
Da stieg links von unS ein französi
scher Fesselballon in die Höhe. Wir wa
ren ärgerlich, denn er konnte unsere Stel
lung ausgezeichnet einsehen. Die Ge
ländefalte mußte auch ausgerechnet offen
vor ihm daliegen. Noch ehe wir eS ahn
ten, kamen such schon feindliche Schrapp
nells dahergebraust und schlugen krachend
vor unserer Stellung ein, so daß unS
Spreng- und Eidstücke um die Ohren
sausten. Sonderbarerweise war die Be
schicßung nur von ganz kurzer Dauer.
Jetzt machten wir unsere Geschütze feuer
bereit, denn der Gegner sollte nicht ohne
Antwort bleiben. Bald aber kam der
Befehl: Die . . . Batterie schießt nicht!"
Das schien unZ wieder einmal höchst son
derbar. Ebenso sonderbar .war eS. daß
den ganzen Tag über, weder hüben noch
drüben, auch nur ein Artillerieschuß ab
gefeuert wurde.
Die Sonne fiel schon wieder an der
tiefblauen Himmelsglocke und schickte sich
an. ihre roten, heißen Wangen im auf
steigenden blaugrauen Nebeldunst zu
kühlen, als uns der Gegner plötzlich mit
unerhört heftigem Feuer belegte, so daß
der Befehl gegeben wurde: Decken !"
Schleunigst verkrochen wir uns in unsere
Gräben, wobei manchem Munde im Un
willen 'die Worte entschlüpften: .Wa
rum schießen wir nicht?"
.
In tinserm Tcckungsarabcn hatten sich
zwei Kamraden und ich der Lange nach
dicht aneinander hingestreckt und hörten
AuZ ihnen fällt die Masse in Zcntri
fugen, in denen der gelbgewordene flüs
fige Talg von den extrahierten Rosen ab
schleudert wird, um dann von neuem
Rosenblätter zur Extraktion aufzuneh
men. Diese Behandlung wiederholt sich
so oft, bis der Talg mit Duft gesät
tigt ist. ,
Das so gewonnene Rohprodukt kommt
als Rosenpomade an die Parfümerie
fabriken zur weiteren Verarbeitung.
Durch Ausschütteln mit verdünntem
Alkohol erzeugen diese daraus Rosen
Extrakt", das als solches verkauft oder
zur Herstellung von anderen Parfüme
rien, Seifen und dergleichen dient, wäh
rend die Pomade, der der Rofenduft
noch anhustet, zu Salben und echten Po
maden gebraucht wird Auch das Ro
senwasser findet in der Parfümerie
fabrikation. bei der Likörbereitung, in
der Apotheke", in der Feinbäcker und zur
auf das Schießen, daS furchtbare Kra
chen der vor uns berstenden Granaten
und das Prasseln der an daS Schutz
schild und den Munitionswagen geschleu
derten Spreng- und Erdstücke. Daneben
hatte wohl jeder noch seine eignen Ge
danken, dachte an schnell und schmerzlos
tötende Kopfschüsse, an grausam zer
rissene Leiber, die leixnslänglicheL Krüp
pel und Siechtum hinterließen, als eine
dumpfe Erschütterung, ohne daß ein
Knall zu vernehmen war, die Erde erbe
ben ließ. Erdmassen senkten sich plötz
lich wie eine Welle auf meine Füße, senk
ten sich über den Leib und die Schultern
und deckten mich ganz zu mir war'S,
alS stöhnte ich leise ...
Ich mochte einen Augenblick still dage
legen haben, als ich. ohne weiteres zu
denken, die Füße anziehen wollte, um
aufzustehen. Es ging aber nicht. Ir
gend ctwaS hielt die Füße fest umfchlun
gen. Ich versuchte zum gleichen Zweck
die Arme aufzusetzen; auch das ging
nicht. Da bewegte ich den Kopf etwas
und dachte dabei: Luft hast du ja noch
zum Atmen. Doch eS sogen sich beim
Atmen Erdteilchen in die Nase. Plötz
lich hörte ich, wie irgendwo, ganz fern,
Hilfe gerufen wurde. Da rief ich auch
viermal: Hilfe! Von dem Augenblick an,
erinnert ich mich an nichts mehr. Ein
mal war es mir jedoch, als ob meine
Füße entblößt würden.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich
auf einer Zeltbahn, die von vier Kamera,
den an den Zipfeln gehalten wurde. Um
mich herum standen die Kameraden und
Offiziere und betrachteten mich, ohne zu
sprechen. Ich war darob erstaunt und
fragte: WaS ist hier los?" Es wurde
geantwortet: .Nichts." Nach einer Weile
stillen DaliegenS stellte ich dieselbe Frage,
erhielt aber dieselbe Antwort. Als
plötzlich vier schnell aufeinanderfolgende
dumpfe Donner durch die Luft rollten
und sechs Sekunden darauf vier unheim
lich krachende Granaten in der Nähe ein
schlugen, entflohen mir die Worte: Ach,
wir sind ja im Krieg." Und es über
kam mich eine leise Traurigkeit, mir
wurde weh umS Herz, und ich fühlte, wie
mir heiße Tränen über die Wangen lie
ken. Ich ahnte jedenfalls, daß ich mich
rn einer furchtbaren Lage befunden hatte.
Jemand sprach daS Wort Kopf in irgend,
einem Zusammenhang auS. Darauf
fühlte ich instinktiv nach meinem Kopf.
Er war da. Unwillkürlich sah ich auf
meine Brust und gewahrte zu meinem
Erstaunen, daß sie entblößt und von
Hemdfehen umgeben war. Da wurde
ich unruhig und fragte: WaS ist mit
mir geschehen?" Ein Offizier erwiderte:
Nichts, es geht Ihnen ja gut!"
Darauf ward ich wieder ruhig, und
meine Augen schweiften in die Ferne und
sahen dos kleine Wäldchen in flammen
Herstellung verschiedener Getränke al!
Odorisierungsmittel vielfach Verwen
dung. Das Rosenöl, die Essenz oder Seele
der Rose, kann selbstverständlich in cnt
sprechender Verdünnung gleichfalls den
genannten Zwecken dienen wie die beiden
anderen Produkte. Merkwürdigerweise
entwickelt sich der angenehme, feine und
doch durchdringende Geruch erst richtig
bei der Potenzierung des kostbaren Oels.
Es genügen davon einige Tropfen, um
einen Raum dauernd mit dem köstlichen
Wohlgeruch zu erfüllen.
Den meisten Frauen von Kopf und
Herz ist der Geschmack angeboren, und
sie sind die anerkannten Lehrmeisterinnen
der Männer auf diesem Gebiete.
Gerhard von Smhntor, Htzpochondrifche
Plaudereien. -
dem Gold und Braun prangen, sahen,
wie durch den klaren, azurblauen Glast
der Luft ein Goldstrom von der goldigen
Spä'tnachmittagSsonne eines köstlichen
Herbsttages auf die Erde herniederflutete.
Und ein unbeschreibliches Glücksgefühl
durchrieselte mich. Mir war's als wenn
die beseligende Ruhe in der Natur auch
mich durchströmte. Und ganz allmählich
fielen mir die müden Augen zu.
AlS schon die langen Schatten der
hohen Chausseemauer auf den Feldern
hin und her huschten, erwachte ich wieder.
Hinter einem Strohdiemen, nahe der
Chaussee, hatte man mich auf Stroh ge
lagert. Starke Schmerzen verspürte ich
im Kopf, im Genick, im Rücken, in der
Brust, kurz, überall. Ich wollte mit
dem bei mir fitzenden Kameraden spre
chen, die Stimme versagte jedoch fast.
Nur einige Worte entflohen tonlos dem
Munde, denn schon ging mir die Luft
aus. Bald darauf quoll es mir mit
Erdteilchen vermengt aus Mund und
Nase. Aber ich fühlte mich danach er
leichtert, wenn auch die Schmerzen noch
zunahmen.
.
Und nun erzählte mir mein Kamerad,
was vorgefallen war. Eine schwere Gra
nate sei auf unsern Wall aufgeschlagen
und dort gesprungen. Die abstürzenden
und durch die Trichterbildung beiseite ge
schobenen Erdmassen hätten mich und
zwei Kameraden unter sich begraben. Da
alle anderen in ihren Geschlltzdeckun
gen saßen, habe niemand etwas vom
Vorgefallenen bemerkt. Der eine von den
dreien habe sich jedoch mit vieler Mühe
freimachen können und um Hilfe gerufen.
Sofort seien alle herbei geeilt und hat
ten in fieberhafter Eile mit Spaten oder
WaS man sonst in der Erregung ergrif
fen habe, ja mit den, Händen an unserer
Befreiung gearbeitet. Mein Nachbar sei
noch bei Besinnung gewesen, während
man mit mir geraume Zeit Wiederbele
bungsverfuch habe anstellen müssen;
denn ich atmete nicht mehr, mein Gesicht
hatte sich graugrün verfärbt und mein
Körper lag zuckend, fast lebloS da. Die
Bemühungen feien noch mehrmals durch
wieder infetzendcs Feuer des Feindes
unterbrochen worden, aber endlich mit
Erfolg gekrönt gewesen.
Ordentliche Arbeit, daß die Religion
ihren Acker fände, sie gedeiht nicht beim
Faulenzen.
WaS du gründlich verstehst, das macb?,
waS du griindNch rfuhrft, da sprich!
Bist du Meister im eignen Fache,
schmäht kein Schweigen in fremden dich.
DaS Reden von allem magst du gönnen
denen, die selbst nichts machen keinen.
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