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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (June 21, 1918)
Tägliche Omaha Zrtb t I Niemand konnte begreife, woher er das Geld nahm. Aber keiner wundert nct) mehr über da flotte, übermütige Le Ha, welches Alphonse führte als sein früyerer Freund und Kompagnon. - Seitdem sie da! Kompagniegefchäft aufgehoben, waren die meisten Kunden und die besten Bindung? in CharleZ Hände übergegangen. Nicht, als ob dieser verflicht hätte, sei. nem früheren Kompagnon in den Weg zu treten im Gegenteils aber es kam einfach daher, daß Charles in Wirklichkeit der Tüchtigere von beiden war. Und als Alphonse jetzt auf eigene Hand arbeiten sollte, zeigte es sich bald für jeden, der ihn genauer beobachtet.' daß er trotz sei ner Geistesgegenwart, seiner Kebcnswür digkezt und seiner gewinnenden Peyon lichkeit nicht dazu taugte, an der Spitze eine selbständigen Geschäfts zu stehen. Und eö gab einen, der ihn genau be backtete. Charles folgte ihm Schritt für Schritt mit seinen scharfen Augen; jeder Mißgriff, jeder Vertust, jede Ver schwendung war ihm bis ins rumste t tail bekannt; und er wunderte sich ur darüber, daß Alphonse die Sache noch so lan In Gang erhalten konnte. Sie waren gleichsam mit eincmder auf gewachsen. Ihre Mütter waren Kusinen, und da Trä beiden Familien Nachbarn in derselben Straße waren ein Umstand. der in einer Stadt die Paris eben so wesentlich für den näheren Verkehr ist, wie ein Vermandtschaftsverhältnis so wurden die beiden Knaben auch in die selbe Schule geschickt. Von jetzt an waren sie wächrend ibrer ganzen Jugendzeit unzertrennlich. Die gegenseitige Zuneigung überwand die großen Verschiedenheiten, die Ursprung lich in ihrzn Charakteren lagen, und schließlich paßten ihre Eigenschafte so gut in einander wie die künstlich ausge schnittenen Holzstücke. auS denen die Ki der hübsche Bilder, zusammensetzen. Und es bestand wirklich ein so schönes Verhältnis zwischen ihnen, wie es selten zwischen jungen Leuten ist; denn sie faß ten die Freundschaft nicht wie die Ver pflichwng deS einen auf! alles von dem andern zu ertragen; sondern sie schienen vielmehr in gegenseitigen RüSfichten zu wetteifern. Wenn übrigens Mphonse in fernern Verhältnis zu Charles viel Rückficht a den Tag legte, so geschah dies, ohne daß er selbst sich dessen bewußt w. und wenn jemand ihm dies gesagt hörte, so würde er wahrscheinlich laut über das mißglückte Kompliment gelacht haben. Denn so wie ihm das Leben im gan zen sehr , leicht und bequem erschien, so knte es ihm auch garnicht einfallen, sich seinem Freund gegenüber irgend einen Zwang auferlegen zu müssen. Daß Charles sein bchc: Fveun w, schien ihm ebenso natürlich, wie daß er selbst am besten tanzte, ritt und schoß; liber b',"pt schien ihm die ganz Welt auf? Beue geordnet. Und dann war er so hübsch anzufchn. Er war groß nd schlank, mit braunem Haar und große, sffemn Auge, daS Gesicht war m und glatt und seine Zähne glänzten, wen er lächelte. Er wußte sehr wohl, daß er schön sei; aber da die ganze Welt ihn seit semer frühe sten Jugend verzogen hatte, war feine Eitelkeit so lustiger, gutmütiger Art, daß sie niemanden verletzte. ' Er hielt aßer ordentlich viel von seinem Freunde; er unterhielt sich und zuweilen auch andere damit, ihn zu necken und sich über ihn luftig zu machen; aber er kannte Charles Angesicht so genau, daß er sofort merkte, wen er im Scherz zu weit ging; dann schlug er wieder in seinen natörkichen, gutmütige ,Ton um und brachte den ernsten, etwas schwerfälligen Charlek da hin. sich halb tot zu lachen. Seit seinen Kinderjahre hatte Charles eine unbegrenzte Bewunderung für Sll phonse gehegt. Er selbst war klein und unansehnlich, still und zaghaft. Die glänzenden Eigenschaften seines Freundes warsen auch auf ihn ihren Glanz und aaben seinem Lebe eme , gewissen Sckwung. T!e Mutter sagte oft: .Diese Freund sckaft zwischen den Knaben ist ein wahres Glück für meinen armen Charles, sonst wurde er gewiß ganz schwermütig." Wenn ÄIph' ,se bei jeder Gelegenheit" vorgezogen wurde, so freute Charles sich; er war stolz auf seinen Freund. Er schrieb ihm die Aufsätze, flüsterte ihm bei der Prüfung zu. bat für ihn bei den Leh rtxn und schlug sich für ihn mit den Kna Sen. Auf der Handelsakademie ging es clen, ' so. Charles arbeitete für Alphonse, uns Alphonse lohnte mit seiner unermüdlichen Liebenswürdigkeit und feinem uner schöpslichen Humor. Wie sie dem später lS ganz junge Leute ia demselben Bankhaus angestellt waren, geschah es eines Tages, daß der Prinzipal zu Charles sagte: Vom ersten Mai an erhöhe ich Ihre Gage." .Ich danke Ihnen." antwortete Charles, .sowohl sür mich, wie für mei ren Freund." .Monsieur Alphvnses Gage bleibt un, verändert," antwortete der Chef und schrieb weiter. Tiesen Vormittag vergaß Charles nie mals. Es war das rsie Mal, daß er begünstigl und seinem Freund vorgezogen wurde. Und noch dazn in Bezug auf merkantile Tüchtigkeit, in diesem Punkte, der ihm als junge Kaufmann am hoch sten galt hatte er den Vorzug bekom men, und es war der Chef des Hauses, der grcße Lautier, der ihm perfsnlich diele Anerkennung zuteil werde ließ. LkS er fühlte, war ihm so fremd, daß 's ihm beinabe wie ein Unrecht g'zen de Freund erschien. Er erzählte Alphonse von dieser Begebenheit; hingege sl'ug er,ibm vor. sich zusammen mit ihm um zwei erledigte C:ellen im Cre dit lymnaii" bewerben. ' Sslsvonfe willige sofort ein. lert n , . . , s j -I "Tt" ,' ',- ')'' , U Tl( " , 7j7 "j ,sk-' Ulk."'," "(,'' 1 1 " ",!,' im '! "sl "TimS 1 ('!" -Ü II1 TiTW, M IM'' MI" "T ; )V r' V '!'" i ,"',!'-"',"!-'', W" ttf."' ;',,-?'" n,,'ü'!r.,.!i ,m,-nt ..,- .is,g i,u! -JJJuuU - Zrvei Irennöe. Novelle von Alexander C. Riellanö. liebte die Veränderung, und da Pracht volle, neue Banketsblissement am Beult vard schien ihm diel anziehender, als die dunklen Bureaus in der Ru Bergen. Am ersten Mai ingen sie also zum Cre dit lyonnais er. Als sie aber im Komtor des Ch' waren, um Abschied 3 nehmen. sate der alte Bankier leise ,u Charles, als Pphonse schon hinauö gegangen war (lnse ging stets V, nif): .SentimrkrZaiität taugt nicht für inen Geschäftsmann." Von diesem Tage an ging eine Ver önderunz mit Charles vor. Er arbeitete nicht nur fleißig und gewissenhaft wie zuvor, sondern er entwickelte eine Ener ie und eine so erstaunliche Arbeitskraft, daß er bald die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich zog. Taß er seinem Freund in Gelchaststuchtigkeit weit über legen war, kam bald an den Tag; aber jedes Mal, wenn er einen neuen Aner kcnnungsbeweis erhielt. Hatte er einen Kampf mit sich selbst zu bestehen. Jede Bcsoiderung hatte noch lange einen kle, nen Beigeschmack von schlechtem Gewif fen, und doch arbeitete er mit rastlosem Eiser vorwärts. Eines Zages sagte Alphonse in feiner leichten, offenherzigen Weife: .Tu bist doch ern geschickter Bursche Charlie! Du überholst Alte und Junge von mir selbst garnicht zu reden! ich bin lehr olz auf dich!' Aber wenn er nun in Wirklichkeit der Tüchtigste war, wie hing es dann zu sammen, daß er im taglichen Leben so ganz und ar übersehcn wurde, während Alphonse der Liebling aller war! Selbst die Beförderungen und Anerkennung? beweise, welche er sich durch angestrengte Arbeit erkämpfte, wurden ihm in so trok kenn, geschäftsmäßiger Weise gezollt, während alle Welt, vom Direktor an bis zu den Bankdienern herab ein freund liches Wort und einen muntern Gruß für Alphonse hatte. Charles war einer dieser kleinen, schrvarzkn Franzosen, deren Bart dicht unter den Augen beginnt; die Gesichts färbe war gelblich und das Haar starr und struppig. Seine Augen erweiterten sich nicht, wenn er fröhlich "und erreg! war. sondern sie fuhren stechend umher. Wenn lachte, fo zogen die Mundwinkel sich nach oben, und manchmal, wenn sein Herz voll Freude und Wohlwollen war, hatte er bemerkt, daß die Mensche sich furchtsam vor seinem abstoßenden Aeu ßern zurückzogen. Der einzige, welcher ihn so gut kannte, daß er seine Häßlich Kit garnicht mehr zu bemerken schien, war Alphonse; all: anderen mißöerstan d ihn; er wurde mißtrauisch und im nwc verschlossener und zurückhaltender. In einem unmerklichen Crescendo wuchs der Gedanke in ihm: wcZhslb sollte er denn niemals erreichen, was er am eisten ersehnte einen freundlichen und herzlichen Umgang und ein Entge genkommen, wie die Wärme seiner Her zensempsindungen es verdiente. Wes halb lächelte alle Welt Mr. Alphonse mit ausgestreckten Händen entgegen, während er sich mit steifen Verbeugungen und kal ten Blicken zufrieden geben mußte? Alphonse merkte garnichts., Er war froh und gesund, entzückt über das Leben und zuftieden mit dem Geschäft. Man hatte ihn in der leichtesten und untcrhal iendsten Branche des Etablissements an gestellt, und mit seinem hellen Kopfe und seinem Talent, mit den Menschen verleb nn zu können, füllte er seinen Platz voll kommen aus'. Sein UmgangZkreiZ war sehr groß; lle Menschen wußten feine Bekanntsckwst 3 schätzen und die Männer liebten ihn ebenso sehr wie die Frauen. Charles suchte im Anfang auch die Kreise auf. welche sich seinem Freunde Alphonse öffneten, bis plötzlich das Miß trauen in ihm erwachte, daß er nur um seines Freundes willen eingeladen werde; dann zog er sich zurück. Als Charles vorschlug sich selbständig mit einander zu etablieren, antwortete Alphonse: Es ist zu gut von dir.' daß du mich wählst. Es könnte dir doch nicht schwer fallen, einen viel tüchtigeren Kom pagnon zu finden als mich." Charles hatte gehofft, daß die verän derten Verhältnisse und das nahe Zu fammenarbeiten Alphonse aus den Krei sen ziehen wurde, welche er jetzt haßte, und daß dieser sich fester an ihn schließen würde. Denn eine unbestimmte Furcht hatte sich feiner bemächtigt, daß er seinen Freund verlieren würde. Er wußte selbst nicht einmal und es wäre auch schwer gewesen, das zu ent scheiden, ob er eifersüchtig war auf alle Menschen, welche Alphonse umschwärm ten, oder ob er seinem Freunde das Glück nicht gönnte, welches dieser überall machte. Sie begannen ihr Geschäft vorsichtig und energisch, und es ging ihnen gut. Man fand allgemein, daß sie sich in der glücklichsten Weise ergänzten. Charles repräsentierte das solide, vertrauenerwek kende Element, während der schöne, ele gante Alphonse der jungen Firma einen gewissen Glanz verlieh, der keinen ganz geringe Wert hatte' Jeder, der ins Komtor trat, wurde so fort auf feine stattliche Figur auftnerk, sam und es ergab sich ganz von selbst, daß jeder sich an wandte. Charles beugte sich über seine Arbeit und ließ Alphonse das Wort führen. Stellte dieser dann eine Frage an ihn, so antwortete er kurz und leise, ohne auszu sehen. Deshalb glaubte die meisten, daß Charlcs ein vertrauter Commis und Al phonle der Cch:f des Hauses sei. . . Als Franzosen dachten sie nicht diel dnan. sich zu verheiraten; aber als junge Pariser führten sie ein Leben, in welchem die Erotik eine grosse Rolle spielte. Alphonse war eigentlich erst in seinem Element, wen er rn:t Damen usam men war. Tgnn trat seine ganze lustige i LbensDllro:si!:t in ihr ReÄ. und wenn er sich beim Souper hintenüber lchnt und lern Diener sein flaches Schampognerglc hinreicht,, war er so schön, wie in glücklicher Gott. Er hatte einen Nacken, wie ihn die Frauen gern zu liebkosen Pflegen, und fein weiches, halblockiqeS Haar sah aus, als hätte ein kokette T),ment)and eS mit Sorgfalt derangiert. Wenn die Freund sich ia fröhsicher Abendgesellschaft befanden, beachtete Al phonse seinen Freund niemals besonders. Er führte über seine eigenen Liebschaften keine Rechnung wie viel weniger über die seines Freunde. Deshalb könnte er zuweilen vorkommen, daß eine Schön heit, auf welcbe Charles in Auge gewor fen hatte, in Alphonse'ö Hände siel. Charles war daran gewöhnt, seinen Freund im Leben vorgezogen zu sehen; aber et gibt doch einzelne Dinge, an welche die Männer sich nur schwer gewöh nen. Er besuchte selten die Soupers mit Alphonse, und eS dauerte immer lange, bevor der Wein und die allgemeine Munterkeit ihn in Stimmung brachte. Aber wenn der Champagner und die schönen Augen ihm erst zu Kopse geftie gen waren, wurde er gern der Äusge lassenste von allen; dann sang er laut mit seiner harten Stimme, lachte und gestikulierte, bis ihm da? schwarze, struppige Haar in die Stirn fiel und die munteren Damen vor ihm flüchteten und, . ihn den Schornsteinfeger" nannten. Wenn die Schildwacht in der belager ten Fcflung auf und ab geht, so hört sie zuweilen einen wunderlichen Laut in der lullen M cm,, als ov unter ihren Fugen etwas arbeitet Das ist der Feind, der die Außenwerke unterminirt hat, und diese Nacht oder die nächste wird ein dumpfer Knall ertönen, und bewaffnete Männer werden durch die Brefch herein stürzen. Wenn Charles genaue Wacht über sich selbst gehalten hätte, würde er wunder liche Gedanken in seinem Innern pulste ren gehZrt haben. Aber er wollte nicht hören; er hatte nur ein dunkles Borge fühl, daß irgend etwaS zerspringen müsse. Und eines Tages zersprang es. Es war schon nach der Geschäftszeit; das Personal hatte das äußere Comtoir verlassen, und nur die Prinzipale waren noch anwesend. Charles schrieb eifrig an einem Briefe, den er noch beende wollte, bevor er ging. Alphonse' hatte scbon beide Handschuhe angezogen und zugeknöpft. Tann hatte er seinen Hut gebürstet, bis er glänzte, und jetzt ging er im Bureau auf und nieder und blickte auf Charles' Brief jedes Wal, wenn er am Pulte vorüber ging. Sie pflegten täglich erue Stund: vor der Mittagszeit in einem Cafö am gro ßen Boulevard zuzubringen, und Al phonse begann, sich nach seinen Zeitungen zu sehnen. .Wirst d denn gar nicbt fertig mit dem Brief?" sagte er endlich etwas ärgerlich. Charles schwieg eine oder zwei Sekun den; aber dann sprang er auf, daß der Stuhl zu Boden fiel: Vielleicht bilde Alphonse sich ein, daß er es besser machen könne? Wisse er denn nicht, wer eigent lich der Tüchtiger: im Geschäft fei? und jetzt strömten die Worte mit jener unglaublichen Schnelligkeit hervor, welche der französischen Sprache eigen ist, wenn sie in heftiger Leidenschaft gesprochen wird. Während er im Bureau hin und her lief, mit geballten Händen, das Haar in Unordnung, glich Charles einem kleinen. zotteligen Terrier, der einen feinen ita lienifchen Windhund anbellt. Schließ, lich griff er nach feinem trsi und lief hinaus. Alphonse hatte ihn mit großen, ver wunderten Augen angesehen. Als er fort war und es im Gemache rihig wurde, war es. als zittere die Luft noch von den heftigen Worten. Jedes einzelne erklang wieder in Alphonses Ohren, während er unbeweglich am Pulte stand. Ob er denn nist wisse, wer der Tuch tigere von beiden fei? Ja, wahrhaf tig! er hatte ja niemals geleugnet, daß Charles ihm weit überlegen sei. Er solle nickt qlauben, daß er mit seinem glatten Gesicht sich alles aneignen könne! Alvhonse war sich nickt be wußt seinem Freunde jemals etwas ge raubt zu haben. .Ich kümmere mich nicht um deine Kokotten," hatte CcharleS gesagt. Tollte er wirklich ein Jntereffe für d,e klein spanisch, Tänzerin gehegt haben? Ja, hatte Alphonse eine Ahnung da von habt, so wurde er sie gewiß nicht angesehen - haben. Aber das war doch auch nichts, um darüber so außer sich zu geraten; eS gab ja Frauenzimmer genug m Paris. Und dann schließlich: .Moraen im Tage beben wir die Kompagnieschaft auf." Alphonse konnte das Ganze nicht be greifen. Er verließ das Komtoir und ging grübelnd in den Straßen aus und ab, bis er einen Bekannten trgf. Tann kam er aus andere Gedanken; aber wah rend des ganzen Tages hatte er die Em pfindung, als lau etwas Schweres. Unheimliches auf ihn. da ihn packen würde, sobald er allein sei. er spat in der Nackt nach Hause kam. fand er eine Brief von Charles. Er öffnete ihn schnell. Aber anstatt der erwarteten Entschuldigung enthielt er nur tn kalten Worten eine Aufforderung an Mr. Alphonse früh am anderm Morgen im Komtoir emzutresfen, .damit die be sprochene Trennung der Firma so schnell wie möglich ins Werk gesetzt werde könne." Und je länzer er darüber nachdachte, 's! ungerechter schien es ihm. daß Charles S'ge ihn qeeftn sei. Er war niemals höh auf sehen Freund aewesen und er war e auch jetzt noch nicht ein mal. Aber inde er sieb alle die Belei digungen. Ivelck Charles aen ihn auS gestoßen hatte, inl Gedächtnis zurückrief, verhärtete sich fei cZitmütigei Herz; und am nächste Morgen nahm er schweigend feinen Platz nach inem kalte .guten ,ag ein. Obgleich er ine Stund früher all gewöhnlich kam, konnte er doch merke. daß Charles schon lange und fleißig ge, arbeitet hatte. Sie saßen jetzt an jeder Seite des Pulteß; sie sprachen Zaum die notwendigsten Worte; ein oder da an de Papier ging von Hand zu Hand, aber sie sahe sich nicht mehr jn die Augen. , So arbeitete st beide der eine ifriger al der andere bis zwölf Uhr, ihre gewoynlicv Fruhstuclezeit. Diese Frühstücksstunde war ihre Lieb lingszeit. Sie ließen diese Mahlzeit im wer im Komtoir servieren, und in dem seiden Augenblick, wo die alte Frau, welche die Reinigung des Komtoirs und das Frühstück der Prinzipale zu besor ge hatte, meldete, daß das Dejeuner fertig sei, standen beide zugleich aus. selbst wenn sie mitten in einem Satz oder einer Berechnuna waren. Als aber Madame heute ihr freund IicheS: vous eto senns Messieurs! sagte, bliebe beide aus ihren Sitzen. Sie machte große Augen und wiederholte die Worte, indem sie hinausging; aber keiner rührte sich. ' Endlich wurde Alphonse hungrig. Er ging an den Tisch, schenkte sich ein GlaS Wein ein und verspeiste sein Kotelette. Aber als er nun so mit dem Glase in der Hand da stand und mute und sich rn dem lieben Komtoir' umsah, wo sie so manche frohe Stunde mit einander ge habt hotten, und sich dann sagte, haß 'sie dies alles ausgeben und sich das Leben sauer macben sollten um einer Grille, einer plötzlich aufwallenden Heftigkeit willen, da erschien die Situation ihm plötzlich so verkehrt, daß er sich versucht suhlte, laut aus zu lacken. Hörst du. Charles!" sagte er mit dem halb ernsten, halb scherzenden Ton, der Charles stets lachen machte, im Grunde genommen ist es doch wunderlich bekannt zu machen: .Nach freundschaftlichem Ucbereinkommen ist vom heutigen Tage an die Firma " .Jch habe gedacht," sagte CharleZ.ru hig. daß wir setzen: .nach gegenseitigem Uebereinkommen." Alphonse lachte nickt mehr; es setzte da? Glas auf den Tifch und das Kote teste sckmeckte plötzlich bitter. Er verstand jetzt, daß ihre Freundschaft tot sei; n?ie und weshalb, das war ihm unklar; aber es schien ihm, daß Charles hart und ungerecht sei. So wurde er nock steiser und kälter als der andere. Sie arbeiteten zusammen, bis das Ge schäft geteilt war, dann trennten sie sich.' Eine geraume Zeit war hingegangen, und die beiden früheren Freunde arbei teten jeder auf eigene Rechnung in dein großen Paris. 'Sie trafen sich auf der Börse, aber sie machten niemals Geschäfte mit einander. Charles arbeitete Alphonse niemals entgegen, er wollte ihn nickt ruinieren, er wollte, daß er sich selbst ruinieren solle. Und es schien, als würde Alphonse hierin den V'.insch seii'cZ Freundes er füllen. Allerdinas machte er bier und da ein gutes Gesebätt; aber die solide Arbeit, welche er ' bei Cbarles gelernt hatte, vergaß er bald. Er begann sein Komtoir zu vernachlässigen und verlor mehrere gute Verbindungen. Er hatte stets Sinn sür ein bequemes und luxuriöses Leben gehabt, aber sein Zusammenleben mit dem nüchternen Charles hatte bis jeßt seine flotten e lüste im Zaume gehalten. Jetzt hin gegen wurde sein Leben immer übermü tiger; fein Bekanntenkreis erweiterte sich mehr und mehr und' er war stets der glänzende und gesuchte Monsieur Al phonse; aber Clrles batte ein wachsa mes Auge für die wachsende Schuld. Er ließ Alphonse so genau überwa eben, wie es kick überhaupt tun ließ, und da ihre Geschäfte von derselben Art wa ren, konnte er aus alle Fälle d'e Einnah men des anderen ungefähr berechnen. Die Ausgaben waren noch leichter zu kon trollieren, und bald entdeckte CbarleZ. daß Alphonse an verschiedenen Stellen betracktliche Schulden habe. . Er unterhielt einzelne Bekanntschaften, um welche er sich sonst garnicht ozküm I mert haben würde, nur weil er durch diese einen EiNdlicr in Alphonfe? kostbaren Haushalt und unüberlegte Berschwen dung erhielt. Er besuchte dieselben CafSZ und Restaurants wie Alphonse. aber zu anderen Zeiten wie er; ja, er ließ sogar seine Anzüge bei Alphonses Schneider arbeiten, weil dieser redselige, kleine Herr ihn mit Klagen darüber unterhielt, daß Monsieur Alphonse niemals seine Rech nungen bezahlte. Charles dachte oft daran, wie leicht es sein würde, einen Teil der Forderun aen an Alphonse auszukausen und sie in die Hände eines hartherzigen Wuckurs zu bringen. Aber man würde, Charles großes' Unrecht tun. wenn man glaubte. daß er auch nur einen Augenblick daran' dachte. eS selbst zu tun. Es war nur ein Gedanke, dem er g?rn nachhing; es war gleichsam verNebt in Alphonses Schul den. , Aber es ging so langsam und Charles wurde bleich und fahl, während er um herging und wartete. Er warteteauf diesen Augenblick, wo alle diesen Menschen welche ihn stets übersehen hatten, die Augen ausgehen und sie sehen würden, wie wenig dieser glänzend und vergötterte Alphonse in Wirklickkeit taugte. Er wollte ihn demütigt, von "seinen Freunden ver lassen, insam und arm sehen, und dann Ja, weite? konnte er nicht denken; denn bei diesem Punkt ang'komm'J, rührten sich stets Gefühle in ihm. mit denen er Nickis mehr zu tun habe wollte. Er wellte seine früheren Freund hassen, er wallte Rache üben für all die Kalte und Zurücksetzung, die ihm wäh rend feinek ganzen Leben! zuteil gewor den war; und' sobald irgend ein kleiner Gedanke Alphonses Verteidigung ver suchte, schob er diele beiseite und sagte Wie der alte Bankier: .Sentimentalktät taugt nicht für klnen Geschäftsmann,' Eine! Tage ging er zu feinem Schnei der; im Grunde genomme brauchte er Wahrend dieftr Zeit mehr Kleider als unumgänglich riotia gewesen Ware. Der kleine, behende Mann lief ihm gleich mit einer Rolle Zeug entgegen: Sehen Sie. hier ist ein prächtiger Stoff ?ur sie. Monsieur Alphorn laßt sich men ganzen Anzug, davon machen und Monsieur Alphonse ist in Herr, der cy zu kleiden versiebt. .Ah, ich glaubte nicht." sagte Charles ein wenig überrascht, .da Monsieur Ab phonse zu Ihren besten Kunden gehöre." .O mein Gott," kies der kleine Schnei, der, Sie meinen, weil ich ein paar Mal davon gesprochen habe, daß Monsieur Alphonse -mir ein paar tausend Franken schuldete? ES war .dumm genug von mir, derartige Aeußerungen Zu machen, Monsieur Alphonse hat nicht allein mir die Kleinigkeit gezahlt, welche ich zu Gute l-ll. f i i . ., r . . t. . . . ijuuc, loiiuctn icq n?eig ouaj, oajj rr eine Menge anderer 'Kreditoren, welche ich kenne, befriedigt hat. Ich habe dem lie den. hübschen Herrn sehr Unrecht getan, und ich bitte Sie inständigst, von meiner Dummheit keinen Gebrauch zu machen Charles hörte nichts mehr, was der redselige Schneider plauderte. Er ver ließ bald den Laden und ging die Straße hinauf, nur mit dem einen Gedanken be schäftigt, daß Alphonse bezahlt habe. Mit gesenktem Kopf ging CharleS langsam die Straße hinauf; er bekam manchen Puff, aber er bemerkte eS nicht. ES schien ihm, daß sein Leben so Inhalt los sei; eS war. als habe er alles ver loren' daS er nicht besessen oder hatte er selbst es von sich geworfen? Da be kam er einen mehr als gewöhnlich starken Puff. Er blickte auf; es war ein Be kannter aus der Zeit, als er und Al phonse noch im Crödit LyonnaiS" an gestellt waren. ,JH, sehen -ie doch, guten Tag, Mon sieur Charles! rief dieser, lange her, seitdem wir uns gesehen haben. Und wunderlich genug, daß ich Sie gerade heute treffe. Habe den ganzen Vormi! tag an Sie gedacht. Aus welcher Veranlassung, wenn ich fragen darf?" fragte Charles zerstreut. ,Ja, sehen Sie! Sah gerade beute oben in der Bank ein Papier einen Wecksel von 30 40XX) Franken, der Ihren und Mr. Alphonses Namen trug. Wunderte mich. Glaubte, daß die Her ren hm! mit einander fertig seien." Nein wir sind noch nicht ganz ser tig mit einander," sagte Charles lang sam. Er bestrebte sich mit aller Macht, seine Züge zu beherrschen, und dann fragte er in moqlicklt ruhigem Tone: Wann ist der Wechsel fällig? ich erinnere mich wahrhaftig nicht genau." .Morgen oder übermorgen glaube ich " antmortcte der andere, der ein eifri ger Geschäftsmann und schon im Vegrisf war, sich zu verabschieden, .es war !r. Alphonses Akzept." .Das weiß ich," sagte Charles, aber könnten Sie es nicht so einrichten, daß ich den Wechsel schon' morgen zur Einlösung bekäme? Es ist eme Höflichkeit ein Entgegenkommen, das' ich gern erzeigen momte Mit Vergnügen! Lassen Sie Ihren Diener mich morgen nachmittag Person lich in der Bakik aufsuchen. Ich werde das Ganze arrangieren nicktS leichter als das! Entschuldigen Sie! habe Eile! Leben Sie wohl! und damit lies er weiter. Am nächsten Tag: saß Charles im Komtoir und wartete auf den Bureau d:ener, welchen er in die Bank gnchlckt hatte, um Alphonses Akzept einzulösen. Endlich trat ein Kommis ein und legte ein zusammengelegtes, blaues Papier vor den Prinzipal. Tann ging er wieder. Ent nachdem die Tur wieder e schlössen war, griff Charles nach dem Wechsel, sah sich hastig im Gemache um und öffnete ihn dann. Er starrte ein paar Sekunden auf seinen Namen, dann lehnte er sich in den Stuhl zurück und atmete tief auf. Es war, wie er gedacht hatte. Die Unterscknft war gefälscht. Er beugte stch wieder vorüber. Lange saß er und betrachtete seinen eigenen Na men, er bemerkte, wie schlecht er gefälscht war. Bevor er es selbst wußte, siel eine große Träne aus das Papier. Hastig blickte er üm sich; dann nahm er sein Tasckintuch und trocknete sorgsam den nassen Fleck vom Papier. Er mußte wieder an den aljen Bankier in der Rue Vergöre denken. Was ging es ihn denn eigentlich an. daß Alphonses schwacher Charakter ihn endlich zum Verbrecher gemacht hatte? Und was hatte er verloren? Nichts. Denn er haßte 'ja seinen früheren Freund. Niemand konnte ihm die Schuld beimessen, daß Alphonse zu gründe gegangen war; er hatte ja ehrlich gehandelt und ihm niemals geschadet. So dachte er an Alphonse. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß wenn der feine, reine Alphonse fo tief gesunken war, er an dem Rande des LebenS ange kommen fein müsse, fertig, mit einem Satz auS demselben zu scheiden, bevor die Schande ihn erreichen konnte. Bei diesem Gedanken fuhr Charles empor. DaS dürfte nicht geschehen. Al phonse sollte nicht Zeit finden, sich eine Kugel durch den Kops zu jagen und feine schände in der Mischung von Grsue und Mitleid zu verbergen, welche stet! einem Selbstmörder folgt. Denn sonst würde er ja nicht Rache nehmen können; dann wäre es ja umsonst gewesen, da r umhergegangen war nd feinen Haß' genährt hatte, bis er schlecht dabei gewor den war. Hatte er seinen Freund für immer verloren, so wollte er jetzt auf jcden Fall feinen Feind bloßstcllen; so sollten alle Menschen sehen, welch ein elender, veräcktlicher Kerl er war, dieser bezaubernde Alphonse. Er sah aus die Uhr. ES war halb fünf. Charles wußte, in welchem Cafö er Alphonse um diese Zeit treffe könne; er steckte den Wechsel zu sich und knöpfte den Rock zu. Aber aus dem Wege dorthin wollte er noch in ei Polizeibunau eintreten, einem Z'welbeamten den Wechsel übergeben, und dann sollte dieser auf ein Zeicken von CharleS mitten in da. CafS trete, wo Alphonse stctS von seinen Freunden und Bewunderer umgeben war, und laut und deutlich und für jedes Ohr vernehm bar sagen: , i Monsieur Alphonse! Sie fivd..,dkß erruge, anaeriagk. Regenwetter in Paris! De ganzen Tag war es nebelig und graulalt gewe fe; aber im Laufe de! Nachmittags hatte eS angefangen, zu regnen. Es war kein Gußregen; dos Wasser entströmte nicht in ordentliche Tropft den Wol ken; nein, ö schien vielmehr, als hätte die Wolken selbst sich in die Straßen von Paris gelegt und verwandelten sich dort langsam zu Wasser. Wie man sich auch zu schützen suchte, man wurde doch von allen Seiten naß. Die Feuchtigkeit stahl sich in den Nacken hinein, legte sich wie eine nass, Serviette aus die Kniee, drängte sich in die Stiefel und kroch hoch an den Beinkleidern hin aus. Obgleich eS noch früh im Herbst war, fo herrschte doch schon um fünf Uhr Halbdunkel. Eine einzelne Gasflamme wurde in den engsten Gassen angezündet und eine oder die andere Boutique ver suchte durch die dicke, nasse Luft zu strahlen. Die Menschen wimmelten wie gewöhn lich In den Straßen, stießen einander vom Trottoir herunter und ruinierten sich ge genseitig ihre Regenschirme. Alle Droschken waren besetzt; sie fuhren vor über und bespritzten die Fußgänger nach bester Möglichkeit, während da Äsphalt Pflaster mit seinem zähen Ueberzeug von Schmutz rn der matten Beleuchtung er glänzte. A Die Cafös waren überfüllt; die Stammgäste gingen umher und schalten, während die Kellner einander in der Eile fast umrannten. Mitten in der Ver wirrung hörte man den kleinen, fcharfen Laut der Glocke am Büffet; die dame du Comptoir rief einen Aufmärter, wäh rend ihre ruhigen Augen die Aufsicht über das ganze Cafö führten. In einem gro ßen Restaurant am Boulevard Sebasto pol faß eine Dame am Büffet. Sie war liberall wegen ihrer Tüchtigkeit und ihres liebenswürdigen Wesens bekannt. Sie hatte glänzendes, schwarzes Haar, welches sie trotz der Mode aus der Stirn gescheitelt trug. Ihre Augen waren bei nahe schwarz, die Lippen voll, über ihnen ein leiser, dunkler Schatten. Ihre Figur war noch sehr schon, ob gleich sie wohl in aller Stille ihr dreißig fkes Jahr überschritten haben konnte, und sie hatte eine kleine, weiche Hand, mit welcher sie die zierlichsten Zahlen in ihr Kassabuch und ob und zu ein kleine! Billet schrieb. Madame Virginie konnte sich mit den jungen Lassen, welche da! Büffet umstanden, unterhalten und ihre Witze parieren, während sie mit den Auf wäriev Abrechnung hielt und jeden Win kel des großen Saales ,m Auge hatte. Eigentlich hübsch war sie nur Zwilchen fünf und sieben Uhr am Nachmittag dieS war die Zeit, um welche Alphonse regelmäßig das CafS besuchte. Dann wichen ibre Augen nicht von ihm. sie be kamen frischere Farben, ihr Mund war ; bereit zu lächeln und in ihren Bewequn gen lag etwaS Nervöses. DieS war die einzige Tageszeit, wo eS ihr geschehen konnte, daß sie eine verkehrte Antwort gab oder einen Rechenfehler machte; dann kicherten die Kellner und stießen einander in die Seite. Denn man glaubte allgemein, daß sie früher ein Verhältnis mit Alphonse ge habt habe, und einige wollten sogar wis sen. daß sie noch feine Geliebte sei. Sie selbst wußte am besten, wie dies zusammenhing; aber eS war unmöglich, auf Alphonse böse zu sein. Sie wußte wohl, daß er sich um sie nicht mehr als um zwanzig andere kümmerte, daß sie ihn verloren hatte, ja,. daß er eigentlich nie mals ihr eigen gewesen. Und doch bet telten ihre Augen um einen freundlichen Blick, und wenn er das Cafö ohne einen vertraulichen Gruß für sie verließ, so war es als erbleiche sie, und e Kellner sag ten zu einander: Seht Madame an heute abend ist sie grau. Dort an den Fenstern war es noch bell genug, um die Zeitungen lesen zu können; ein paar junge Leute unterhiel ten sich damit, die vorüberströmenden Menschen zu mustern. Wenn man durch die großen Spiegelscheiben all diese eilen den Gestalten ansah, welche in der dicken, nassen Luft an einander vorüber glitten, so glichen sie Fischen in einem Aquarium. Weiter drinnen im CafS und über den Billards war da Ga angezündet. Al phonse ging und spielte mit einigen Freunden. , Er war am Büffet gewesen und hatte Madame Virginie begrüßt, und sie. die schon seit lang bemerkt hatte, wie !v!on sieur Alphonse täglich bleicher wurde, hatte ihm halb scherzhaft, halb ernsthaft Vorwürfe über sei leichtsinniges Leben gemacht. Alphonse antwortet mit einem mat ten Scherz und bat um Absynth. Wie sie diese leichten Damen von der Oper und Ballet haßte, die Monsieur Alphonse Nacht für Nacht an den Spiel, tisch oder zu endlosen SouperS lockten! Wie krank er wahrend der letzten Woche aussah! Er war so mager geworden und die großen, milden Augen hatten inen stechenden, unruhigen Blick ange nommen. Was würde sie nicht gebe, ihn diesem Leben entziehe zu können, da ihn vernichtete; sie sah ihr Bild im Spiegel, gegenüber und menite, da sie doch hübsch genug fei. Als Charles eintrat, grüßte n kurz und nahm am Kami Platz. Alphonses Augen waren wirklich un ruhig geworden; jedesmal wenn jemand eintrat, blickte er nach der Tür, und als CharleS sich zeigte, verzenten sich leine Züge und er stieß fehl. Monsieur Alpdonse ipten yeure schlecht." sagte ein Zuschauer. Bald darauf trat ein fremder Herr ein. Charkj blickte von feiner Zeitung auf und verbeugte sich leicht; der Fremde zog die Augenbrauen ein wenig empor und blickte aus Alphonle. Dieser ließ die Billardqueue zu Boden fallen. ' Ueriye eit, meine erren. ich d heue durchaus nicht zum Jillardfpiel aufgelegt," sagte er. erlauben Sie. daß ich aufhöre. Kellner! bringen Sie mir eine Flasch Selterwasser und einen, Löffel. ich muß mein DosiS Bichq Salz nehmen." , i ' Sie sollte nicht so viel Vichy'Salz nehmen. Mosteur Alphonse. sondern lie. ker eine vernünftig Diät halten." sagte der Doktor, der nicht weit davon saß und Schach spielte. Alphonse lachte und setzte sich an den ZeitungStisch Er nahm da .Journal Amüsant" und begann lustige Bemerkun .gen über die Illustrationen zu machen. Bald sammelte sich ein kleiner Kreis um ihn, und er war unerschöpflich in pikan, te Geschichte und schnurrigen Ein fällen. Und während er mit den anderen lachte, schenkte er sich ein GlaS Seltcr Wasser ein und nahm darauf eine kleine Schachtel hervor, auf der mit großen Buchstaben Vichy.Salz" geschrieben stand. ' Er schüttelte daS Pulver in daS Glas Und rührte es mit dem Löffel um. Vor dem Stuhl auf der Erde lag ein wenig Zigarrenasche; diese schlug er mit dem Tafchentuch fort, dann streckte er die Hand nach dem Glase aus. In demselben Augenblick fühlte er cine Hand auf feinem Arm. CharleS harte sich erhoben Vund war schnell durch den Saal geschritten; jetzt beugte er sich über Alphonse. Dieser wandte ihm den Kops zu, so daß außer Charles niemand sein Äeiichk sehen tonnte. Erst ließ, die Augen un sicher über die Gestalt seines alten Freun des schweifen; aber dann fcklug er sie voll aus und indem er sie aus Charles heftete, sagte er halblaut: .Charlie!" Es war lange, lange seitdem Charles diesen alten Schmeichelnamen gehört hatte. Er starrte in das wohlbekannte Angesicht, und erst jetzt sah er. wie sehr dasselbe sich in der letzten Zeit verändert hatte. Es war ihm. als läse er dort eins traurige Geschichte über sich selbst. So standen sie in paar Sekunden, und über Alphonses Züae alitt ein Aus. druck flehender Hilflosigkeit, den CharlcZ noch so gut aus der Schulzeit kannte, wenn Alphonse im letzten Augenblick atemlos daher gelaufen kam und feinen Aufsatz geschrieben haben wollte. ' Bist du fertig mit dem nurnal Amüsant"?" fragte Charles mit unsiche. rer stimme. ..Ja. bitte sehr!" antwortete Alvka,','? schnell. Er reichte ihm das Blatt u;,d faßte zugleich Charles Zeigefinger. Er kniff diesen und flüsterte: .Danke;" dann leerte er das Glas. Charles aina zu dem fremden fier welcher an der Tür saß und sagte?. Ge. den Sie mir den Wechsel." .Sie brauchen also meinen Be!ftn nicht?" .Nein, ich danke." .Desto besser," sagte der Fremde und flad Charles ein zufammenaeleate- blaues Papier; dann bezahlte er seinen Kaffee und ging. Madame Virainie erbob itck mit ein'n leisen Sckrei: -Aselionfe! n mf::i Gott! Monsieur Alvbonse ist krank!" Er alitt vom Slubl berab. die ,!!'.' lern schoben sich kn die Höhe und d, r Kopf siel auf die Seite. Er blieb auf dem Fußboden sitzen, den Rücken gegen den Stuhl gestützt. Unter den zunächst Sitzenden entstand eind,Bewkgunz; der Doktor sprang hinzu und kniete neben ihn hin. Als er Al phonse ins Gesicht blickte, stutzte er ein wenig. Er nahm seine Hand, um den Puls zu fühlen, und beugte sich in dem selben Augenblick über das Glas, welches am Rande des Tisches stand. Mit einer kleinen Handbewegung stieß er an dasselbe, so daß es zu Boden siel und zerbrach. Dann legte er die Hand des Toten leise hin und band ihm ein Taschentuch um daS Kinn. Jetzt erst verstanden die anderen, wa geschehen war! Tot? ist er tot , Doktor? Monsieur Alphonse tot?" .Ein Herzschlag," antwortete der Arzt. Einer kam mit Wasser gelaufen; ein anderer mit Essig; zwischen Lachen und Scherzen hörte man von dem inneren Billard her die Kugeln karambolieren. .Stille!" flüsterte man; stille." würd; wiederholt, lind die Stille verbreitete sich in immer größeren Kreisen um die Leiche' bis endlich alle! ruhig war. .Kommt und faßt an," sagte der Doktor. Der Tote wurde aufgehoben; sie le,) ten ihn aus ein Sofa im Winkel dZ Zimmers, und die nächsten Gasflamwe wurden ausgelöscht. Madame Virginie stan noch da; sie war kreideweiß im Gesicht und hielt die kleine, weich Hand gegen die Brust ge drückt. Sie trugen ihn am Büffet vrr Über. Der Arzt hatte ihn unter den Rücken gefaßt, so daß die Weste hinauf glitt und ein Stück des feinen, weißen HemdeS sichtbar wurde. ' Sie folgte mit den Augen jener fchlan ken, geschmeidigen Gestalt, die sie so gut kannte .und starrte dan unablässig in jenen dunklen Winkel. Die meisten Gäste entfernte sich leise. Ei paar junge Herren kamen lärmend von der Gasse herein, ei Aufwart lief ihnen entgegen und sagte ihnen einige Worte. Sie blickten verstohlen nach dem Winkel knöpften den Rock wieder zu, uns . tauchte von neuem in de Nebel hinaut. DaS halbdunkle CafS wurde leer; nur die nächsten Freunde deS Toten standen in einet Gruppe und flüsterten. . Der Arzt sprach mit dem Wirt, der auch dazu gekommen war. Die Kellner schlichen hin und her. k dem sie einen großen Bogen um den dun' len Winkel beschrieben. Einer von ih:ien lag aus den Kniee , und sammelte t:t Glasscherbe aus in Brett. Er mäs te seine Arbeit so lautloi wi möglich; ad r el war dennoch zu viel Lärm. .Lotz dai bis später," sagte leise t.r Wirt. . Aus den Kamin gestützt, Wrackte:? CharleS seinen toten Feind. Langsam zerriß er ein zusammengefaltetes blau i Papier und dachte o seine Freund.