Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 20, 1918, Image 6

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    Tägliche Omaha Tribüne.
9f444mff
ISittS Glück von Blcudhciiil.
Roman von
t&t4i9i94t444t-
(3. Fortsetzung.)
Keine Herren, sagt' Sternfelv in
in glatten, flotten die erste
' ufsichtSrathssitzung der Lesellschaft
ir elektrische Industrie Blendheim ist
öffnet. Ich ertheile dein Herrn Ee
- ' 'imrath Bohrmann das Wort zur
z agesoidnung.
.'' Der erste Punkt der TzgeZordnunz
ar die Feststellung des Prospeccs,
, ' :?mitielst dessen dem Publikum die
' kiien der neuen Gesellschast zur Aich.
- ung angeboten werden sollten. nr
.ohrmann hielt min eine sehr seil?,
:' che und eorrecte Rede, in welcher er
' m Herren auseinandersetzte, weshalb
e eigentlich hier seien, als ob er vor
' uSqesetzt hätte, daß die Herren das
'och nicht wüßten.
'.. ?! r,r, twrfnmm'ff rr.finf
i; AMlX JWH fcsiVfc wvu.uif"( "
rren. sagte er. um jeder nach seinen
' Säften und Fähigkeiten mit zu helfen
n der Hebung der Industrie unseres
' ber alleS geliebten Baterlandes, mit
tu arbeiten an dem großen Ziel der
-Entwickelung dZ Nährbodens unseres
MM. welcher die Industrie ist. Wer
r dient, dient dem Vaterland, der
ultur, der Menschheit.
(X T' a Arlnn 8 nÄ ttl
'! UiCll UÄll Sul3 " "v" tl"v
. luge Zeit fort. bis der Redner endlich
uf den Kernpunkt kam "auf den
Vorschlag, die Tantieme deZ AufsichiS'
- aths statt auf fünf Procent vom
' teingewinn auf zehn Procent feftzu.
chen.
Ander? ttan waS JustizrathSper
:na. zu dem Gegenstand sagte. Er
ellte die gesetzlichen Anforderungen
. :st. die dom Staatsanwalt von einem
olchen Prospect verlangt werden, da
' id daS Publikum nicht irregeführt
"der getäufcht werden kann. Man
, rauchte sich aber auch hierbei nicht zu
ngstigen. Zierold wies durch seine
I Bilanzen der letzten ' fünf Jahre eine
Mmer steigende Rentabilität nach.
c! SKnfirtf metr ihntVti&lifh im ?tf-
'lühen begriffen, auf Monate hinaus
,nt Aufträgen versehen, sodaß enicht
: uviel versprochen erschien, wenn man
ie nächste Dividende mit zwanzig
v3rocent in Aufsicht stellte. Die Aktien
oaren also mit einem Curs von hun
. ,enfünfzig für hundert halb geschenkt.
Nach einigem Hin- und Herreden
"ourde denn auch schließlich der Pro
pect genehmigt und zu anderen Punk
en der Tagesordnung LSngegengt.
: I&er auch hierbei war die Rede und
' Gegenrede sozusagen nur die Jllustra
; ion zu einem bereits vorhandenen
' !ext. Wie die einzelnen Punkte der
Tagesordnung selbst, waren auch deren
Erledigungen schon vorher . von den
.Hauptmachern bei dem Geschäft, nam
ich den beiden Bankdirectoren und
Herold, vereinbart, und man ließ nur
"M offiziell beschließen, was man
i,'chon vorher ausgemacht hatte.
i
' .Kräftiaer Mittaastifch. mit Vier.
j,tarn Portion fünfzig Pfennig." Ein
? Schild mit dieser verheißungsvollen
.Anschrift befand sich über einem Sou
terrain Lokal der Kochstraße in Bit'
.sin, das sich die Wilhelmsburg"
nannte. Das Geschäft in der Wil-
. Helmsburg ging ganz gut. denn S gab
in Berlin stets eine Menge Leute, denen
es weniger darauf ankommt, wie und
ivaS sie essen, wenn das nur rasch und
billig vor sich aht. Das Publikum
der Wilhelmsburg bestand ' aus den
, verschiedenstes Ständen. Lehrling
;'und junge Commis aus den umliegen
den Geschäften. Droschkenkutscher, die
'nicht erst ih weit entfernte Wohnung
zufsuchen wollen, um zu essen. Stuben-
ten vom fünfzebnten des n?nn,its nk
manchmal auch noch früher ,
' Confectioneusen, Arbeiter. Beamte mit
: kleinem Gehalt, junge Aerzte ohne
Praxis. Lieutenants in tTitiif snnft
eine Meng: Leute, die der Gott Mam
mon in feiner launischen Ungerechtig-
keit haßt, besuchten die Wilhelmsburg.
.Aber auch andere, bei denen das nicht
der ffall war und die zufolge ihreZ
Geldbeutels wobl auch eine Mark oder
: zwei für ihr Mittagessen ausgeben
; konnten, kamen manchmal als geborene
j Sparbolde in die Wilhelmshurg.
; lerne Geschäftsleute, die rasch vor.
vartS kommen wollten, oder söge
; nannte Cechsdmer . Rentner, bei
Z denen jeder Tag seine esgene Spar
j plage hatte. Hausbesitzer, die Mieth
cder andere Verluste auf diese Weise
. wieder einbringen wollten, schließlich
, Leute, d ohne jeden äußeren Anlaß
lediglich zu ihm. Privatvergnügen
, sparten, wurden von der verhkißunqs.
vollen Tafel am Fenster der Wilhelms-
bürg engelockt.
Der Wirth der Wilhelmsburg k,ie&
. Kulicke. Das war alles, was sich von
' cU Zuverlässig behaupten
I:efi. Alles übrige war unbestimmt
- und sagenhaft. Bald sollte er früher
Circusreiter, Waffelbacker, Karussel
t besitz? eder .Publikspieler" (so wer
. den die Seiltänzer, die im Freien ihre
iinste vorfahren und dann einsam-
kneln. czenannt) gewesen seinbald hieß
es, er habe im Schönhauftr Viertel ei
. LeinwandgefMt gehab! und fei Pleite
gegangen, ulicke selbst erzählte seine
Vergangenheit bei jed-r Geleaenhkit
cnerZ. weshalb man annahm, daß tt
t nie die L2:hrheil saate und ein gewis.
) ser dunkler Punkt in sein-t Lergan
: i'.r.tt icn veraplaöte. sie Eüalia
Woldemar Urban.
zu. dnschkietn. Jede'nfalls lwise der
Wuth ein sehr bewegte Jugend hinter
''7. und schon frühzeitig Schiffbruch
gelitten. In dies Zeit hatte sich
dann ffxau Kulicke in's Mittel gelegt.
Offenbar war der resoluten, arbeits
listigen Frau bei solcher Lodderwirth,
stfrnft früher die Besinnung gekommen
als ihrem Manne. Sie batte eS übers
Herz gebracht. Mann und Kinder im
Elend, im ungewissen Hin und Her
verkommen zu sehen, und so entstand
aus kleinsten Anfang: die Wilhelms
bürg mit der berühmken Tafel am
Fenster. Im Lauf der Jahre war
dann Frau Kulicke eine überaus prak
tische und unermüdlich thätige Frau
geworden. Sie arbeitete . für ihren
Mann mit und dann auch noch für die
Kinder, als deren immer mehr wurden,
froh, wenn auch nur ein kleiner Wer
dienst übrig blieb, den sie ganz im Ge
Heimen, ohne ihrem Mann etwas zu
sagen, auf die Seite brachte. So war
allmählich Frau Kulicke die Scle der
Wilhelmsdurg geworden, während ihr
Mann daZ fünfU, man kann auch
sagen daZ sechste Rad am Wagen war.
und sich darauf beschränkte, inen
Gilka nach dem anderen zu trinken,
sodaß er oft schon um Mittag nicht
mehr klar genug war. um ein Fünf
zigpfennigstück von einem Nickel zu
unterscheiden.
' Hierher und unier diese Leute war
auch Doctor Felix Sellentin gerathen,
übrigens auf ganz natürliche Weise.
Auch ihn haßte der Gott Mammon
offenbar, als wolle er sich für die
geniale Verachtung rächen, die " der
iunge Chemiker ihm angedeihen ließ.
Das Schild am Fenster hatte dann das
übrig gethan, und Felix Sellentin
war Stammgast in der Wilhelmsburg '
geworden. Sn der ersten Zeit ging
zlles fehr schön. Sellentin aß sein
bescheidenes Mahl ziemlich rasch und
achtlos, sprach, wie immer schon, mit
keinem Menschen, legte seinen Fünfzi
aer auf den Tisch und verschwand.
i?rau Kulicke begnügte sich, den stillen
Bast aus der Ferne zu bewund:rn.
Aber je mehr sie daS that, um so leb
hafter wurde in ihr der Wunsch, auch
einmal mit dem fremden Herrn etwas
zu plaudern. Sie Wurde zuerst neu
zierig. dann höflich und liebenswürdig
mit ihm, in der Hoffnung, daß er doch
mdlich einmal ein Wort faze. Aber
der Chemiker sagte nichts und Frau
Kulicke wurde immer, unruhiger, so.
bald der stille Gast in Sicht kam.
Toctor Sellentin hatte unstreitbar
üwas in seinem Wesen, was besonders
grauen und Mädchen für ihn ein
nahm, nur war es fchwer zu sagen,
worin dies Etwas bestand: ob es das
siill-bescheidene, innige Wesen oder das
weiche, träumerisch-sinncnd vor sich
binacrichtete Auge, die saubere Accura-
tesse in seinem Aeußeren, oder schließ
lich das Räthselhafte und Unverstan
?ene seiner Beschäftigung, seines Kön
nens und Wollens war.
Es kam aber allmählich eine schlim
nere Zeit für den Doctor Sellentin.
?rau KuliLe. die, wie all Frauen,
:iit scharfes Auge für gewisse Aeußcr
lichkeiten am Manne hatte, merkte das
zuerst an der Wäsche des Chemikers,
?ie nicht mehr fa' tadellos und ein
vandsfrei wie früher war. dann an
dem etwas reducirien Anzug und an
dem immer bleicher und sorgenvoller
werdenden Gesicht. Frau Kulicke
kätie keine praktische Frau sein müs
scn, um nicht zu wissen, waö das zu
bedeuten hatte. Seitdem rhielt der
Chemiker die größten Portionen in
Wilhelmsdurg. pn- Nide der anderen
Stammgäste. Frau Kulicke war ein
gutmüthige, kreuzbrave Frau, und da
sie kein anderes Mittel hatte, um ihre
Sympathie und Hülfsbereitschast aus
drücken, so geschah das ben in dieser
Weis. Eines Tages suchte dann
Doctor Sellentin etwas länger als ge
wohnlich in seinem Portemonnaie nach
einem Fünfziger, weil keiner mehr da
rin war. .
Lassen Se man. Herr Toctor, sagte
Frau Kulicke halblaut, et eilt nich.
Eine jähe Rothe stieg in Sellentins
Gesicht auf. Die Situation machte
ihn betroffen. -
Frau Kulicke . begann r verlegen.
Es war das erste Mal. daß sie über.
Haupt feine Stimme hörte.
Nischt! unterbrach sie ihn rafch.
Kn Wort. Meenen S, ik wüßte
nich och. wat schlechte Zeiten sin? Da
kennen Se de Kukicken schlecht. Fra
am Se 'mal meinen Mann. Aber det
is nu vorbei. Et wird allen? anderscht
in die Welt, un es wird bei Sie och
wieder anderscht. Herr Toctor. Keen
Wort. Wir machen jeden Tag en
Strich an de Wand und damit jut.
Wenn de Zeiten wieder besser werden,
berappen Se allens uf enmal.
Ich bekomme in den nächsten Tagen
Geld. Frau Kulicke, und dann . . .
Is jut. Ick weeß, dat sich die Sei
fen ändern und Sie werden die Kuli
den nich vergessen, wenn si wieder
anderscht werden. Kn Wort, Herr
Toctor.
S?tt w'?iß. w?5er sie diesen Titel
wub.t, denn im übrisn hatte sie knne
Ähnuna, wer er sei und wie n heiße.
Vielleicht erriech sie ihn der sandte
ikn aus Zufall an, jevenkalls war es
nur ihr inneres untrüs'.iches, Gefühl,
das sie veranlaßte, ihm Credit zu er.
öffnen, was sie sonst nur m den groß
ten AuSnahmefällen that.
Nun änderten sich allerdings die
Zeiten auch für Felix Sellentin. aber
sie wurden nicht besser, sondern nur
immer schlechter. Alle seine Bemü
bunaen schlugen fehl, und da?
Schlimmst dabei war, daß man ihn,
immer mit ungewissen Aussichten und
Vertröstungen hinhielt. Man interes
sirte sich in den Fachkreisen und auch
bei den maßgebenden Persönlichkeiten
für seine Arbeiten, man wünschte die
Ergebnisse seiner Untersuchungen ge
nau kennen zu lernen, um sie wymög
lich im eigenen Nutzen auszubeuten,
aber. Niemand wollte in die Tasche
greifen, um ben dies Ergebniss zu
fördern, und besonders wollte und
konnte auch Niemand auf die Bedin
gungen eingehen, di Doctor Sellentin
stellte, um seine Forschungen fortzu
setzen Ein modern eingerichtetes
Laboratorium und unbeschränkte Mit
tel wer würde sich darauf einlassen?
Schließlich wann die Erfolge, die zu
erwarten waren, doch noch sehr unge
miß. Einer der Gönner Sellentins
bot ihm in einem großen Laborato
rium ine gutbezahlte Stellung an.
Er arbeitete auch einige Zeit dort, ging
aber wieder sort, weil man seine An
ordnungen nicht ausführen wollte.
Dann machte er in der kleinen Hof
Wohnung, die er inne hatte, auf eigene
Faust und eigene Kosten Versuche, aber
fern Mittel waren zu halb erjchopsl
und es trat der Zeitpunkt auf. wo er
Frau Kulickes Credit in , Anspruch
nehmen mußte. Daö halbe Jahr,
das ihm Zierolh freigegeben, war noch
nicht ganz vorüber; aber lern (stolz
litt eS nicht, nachzugeben. Er wollt
nicht zurück. Vorwärts ' mußte er
gehen, wenn er fein Ziel erreichen
wollte. So verfiel er schließlich auf
den Gedanken, seinen Bruder um ei
niges Geld' zu bitten. Der Gutsbe
sitzer hatte durch ixn Verkauf feiner
Aecker eine größere Summe zur Ver
fügung. Er konnte ihm wohl helfen,
aber er wollte nicht. Im Gegentheil,
er schrieb ihm einen groben Brief. Er
brauche sein Geld selbst, um sich von
den neuen Aktien soviel wie möglich
zuzulegen; jedenfalls wolle er es nicht
verrückten Leuten in die Hand geben,
die weder mit eigenem noch mit frem
dem Geld zu wirthschaften wüßten.
Eines Tages satz nun Toctor Sel-
lentin wieder nach eben beendigtem
Mittagsmahl in der Wilhelmsburz
und schaut sinnend und grübelnd in
das schmutzig-nasse Herbstwettcr 'hin
aus. Frau Kulicke hatte ihm soeben
wieder einmal versichert, daß alles
schon wieder anderscht" werden
würde, als ein Wann in d.en Keller
trat und seinen nassen Schirm in die
Ecke stellte. Der Chemiker achtete nicht
daraus. Er sann eben wieder über
eine neue' chemische Zuiammensetzung
nach und wurde erst da gestört, als
der Mann schon neben ?ym am Tisch:
saß.
' Mein Go!t. Herr Toctor Sellentin.
rief der Mann plöIlich Überrascht, bei
nahe hätte ich Sie nicht wiedererkannt.
Der Chemiker wurde , roth, weil er
dachte, diese Bemerkung bezöge sich auf
die nicht vorthcilhafte Veränderung in
seinem Aeußeren. die sich in letzter Zeit
unter dem Druck der Noth an ihm voll
zogen hatte.
Ich bitte um Verzeihung, erwiderte
er verlegen, aber ich kann mich wirklich
nicht besinnen ...
Wo wir uns gesehen haben? unter
brach ihn der andere. Natürlich große
Herren vergessen kleine Makler rasch.
Aber ich habe eS mir gemerkt. Wir
haben uns in Blendheim gesehen" Herr
Doctor. in der Fabrik des Commer
cienraths Zierold. Besinnen Sie sich
wirklich nicht auf den Makler Seebach?
Nein. Toctor Sellentin konnte sich
nicht besinnen, abr der Agent, der
über das angebliche Wiedersehen sehr
erfreut that, überhob ihn der Antwort,
indem er in seiner schwärmerisch
schwatzhaften Art fortfuhr: Natürliche
Sie haben das wieder vergessen und ich
begreife das. Wer sich mit solchen
Unternehmungen trägt, wie Sie, ver
gißt leicht die kleinen Leute, die sich um
ihn herum um das liebe Brot quälen.
Ja, ja, ich kann mir das wohl denken.
Das ist eine Arbeit, die ihren Mann
nicht wieder losläßt, Tag und Nacht,
im Wachen und im Schlafen, mit
jedem Gedanken, mit jeder Fiberbe
schäftigt sie ihn, wie ein Zauber, wie
ein, Hypnose. Das ist das Richte,
das ist wahre Arbeit, die allein unsere
Seele nährt und stählt, die allein im
Stand ist. unsere Ruhe und unser
Glück vor uns selbst und vor der Welt
zu schützen. Merkwürdig! Wer ver
muthet in der schweren Mühsal des
Lebens heutzutage noch das inzig
Rettende, die gewaltige Kraft im
Kampfe um's Dasein? Kein Mensch
will dem Psalmisten mehr glauben,
wenn er sagt: Und wenn es köstlich
gewesen, so ist es ?!ühe und Arbeit
gewesen! Alle Welt macht große
Phrasen vom Werth der Arbeit, und
dann geht jeder hin und straft sich .sei
ber Lügen, indem er mit Aufbietung
seines biscken Verstandes einen lxgue-
men und leichten Weg zum schnellen
Reichthum sucht, wagt seine Leistung
und fein tiZ&tn Glück an taumlnde
Irrlichter.. Warum? Eben um nicht
mebr arbeiten zu müssen. Ueber die
lächerliche Wlt! Und wie sieht'S mit
der neuen Starkstromleitung? Leuten
wie Sie, Herr Toctor, ist nichts un
möglich. Wie fteht'S damit? 'Ist das
Patent bald zu erwarten?
(Fortseyung folgt.)
. I
Strrifziige dnrch Kolumbien!
Von Dr. Ernst Ludwig.
Won den 1.331.000 Quadratkilo.
Metern Oberfläche der Republik Ko
lumbien erstrecken sich 450.000 in
Zentralamerika hinein; hieraus geht
hervor, daß Kolumbien zugleich zu
Zentralamerika und Südamerika ge
hört. Der Umfang Kolumbiens de-
trägt etwa lv.b(X) Kilometer, von
denen 2830 an dem Atlantischen.
2750 an dem Stillen Ozean. ISO
an der Grenze von Costa Mica. 151)
an Ecuador. 1110 an Brasilien und
2.60 an Venezuela liegen.
Weniae Länder der Welt bieten
einen so 'pittoresken Anblick dar, wie
das in 9 TepartemeMS und 2 Ver
waltungsbezirke geteilte Kolumbien.
Die große Kordillere der Anden
durchzieht das Land und durchfurcht
es in verschiedenen Richtungen, an
mutige Bassins, Hochplateaus und
ausgedehnte Täler bildend. Man fin
det bort große Urwälder, fruchtbare
Ebenen und unermeküche Weiden.
Zahlreiche Wasserläufe bewässern das
Land; an dielen Stellen erheben sich
die Berge bis in. die Schneeregionen.
Unermelztiche und steile cen, wo
jlondor und - Adler horsten, düstere
Wälder, hochgUegcne Sem, tiefe Tä
ler. Prairien und die Wüste mit al-
len ihren Geheimnissen und iyrer
mäcktiaen Vegetation, gegen vas
Zentrum die Verzweigungen der Kor-
dilleren. bald gleich den isgitWn
der Schweiz, bald majestätisch wie die
Akkänne des imalaia. kier der un-
irnrchdringliche Wald mit Riesenbau
men, dort das tayle und nacle Pla
teau. gegen das Meer sandige Gegen
den. glühend heiße Küsten, Dünen
und mit Weiden bedeckte Ebenen, das
ist der Anblick Kolumbiens. -
Diesen Anblick vervollständigen
große Flüsse, wie der Cauca, der
Magdalenenstrom. der Atato und der
St ?luan. Wasserfalle, wie der des
Tequendama, gigantische Felsen, die
von den Wassern durchbrochen sind,
Höhlen, mit Vögeln und Blumen be
völkert, gefährliche Pässe und ent
zückende Lagunen? mit einem Wort:
überall Wunder, überall eine Natur,
anmutig und majestätisch, verschwen-
deriich oder karz und noch bedeckt nm
dem jungfräulichen Kleide der Ur-
zeitcn!
Kolumbien vereinigt in sich die
Klimate bei verschiedenen Zonen. Die
heiße Zone umfaßt im allgemeinen
die Küstenebenen und die Täler der
großen Ströme. An der Küste wird
die fast beständige Hitze durch Regen
fälle und die Brise gemildert. Die
gemäßigte Zone umfaßt die Hochtäler
und die Abhänge der Kordilleren, die
inHf one den böcbsjen Teil der Kor-
dilleren. Fast die ganze Bevölkerung
Kolumbiens wohnt in dem westlichen
Teil des Landes unter dem gemäßig
ten und kalten Klima, das in dem
Gebirge vorherrscht. Eigentliche Iah-
reszetten gibt es in Ziolumbien rncyl;
man nennt die trockene Zeit Sommer
und die Zeit des Regens Winter.
Diese Jahreszeiten wechseln von drei
u drei Monaten in einigen Teilen
des Zentrums, des Südens und in
den Kordilleren ab, wahrend aus ei
nigen Punkten im Norden und in
den Ebenen des Ostens Sommer und
Winter je eine Dauer von sechs Mo
naten haben. Die Jahreszeit des
Regens beginnt im Juni und die
heiße Jahreszeit im Dezember.
Die Bevölkerung Kolumbiens kann
man mangels zuverlässiger offiziek
ler Angaben nur schätzungsweise auf
512 Millionen beziffern. Mit Aus
nähme Brasiliens hat Kolumbien eine
größere und verhältnismäßig hizmo
genere Bevölkerung als irgend ein
anderer Staat Südamerikas. Wäh
rend in Ecuador, Peru und Bolivien
fast zwei Drittel der Bevölkerung
zur eingeborenen Rasse gehören und
in Venezuela die eingeborene Rasse in
der Minderheit ist, ist dagegen in
5i,olumbien die weiße, von den Ero
berern abstammende und zum großen
Teil mit der eingeborenen vermischte
Rasse an der Zusammensetzung der
Bevölkerung mit 50 Prozent, die Ne
gerrasse mit 25 Prozent und die Ein
geborenen mit 15 Prozent beteiligt.
Im allgemeinen sind die Bewoh
ner Kolumbiens nüchtern, einfach,
gastfrei,, fleißige und im Vergleich
zu denen anderer südamerikanischer
Staaten ehrenhafte Leute, und ein
genauer Kenner von Land und Leu-
ten, der mexikanische Generalkonsul
Richards Ilcunez. beyauptel m temem
umfangreichen Wert über Kolumbien,
daß wissenschaftliche Studien bei ih
nen hoch geschätzt und eifrig betrieben
werden. Die Bewohner der heißen
Täler entwickeln sich schnell, es fehlt
ihnen aber an Kraft, und sie errei
chen, besonders da. wo das Klima
feucbt ist. kein hohes Alter: der Ne-
ger allein paßt sich diesen klimatischen
Beryaltnifien leicht an. . ÄUs den
Hochplateaus biegen ist der Men
schenschlag stark und kräftig, feine
physische Entwicklung langsamer, sei
ne Langlebigkeit aber größer.
Bemerkenswert ist binsicdtlick des
sozialen Zustandes Kolumbiens, daß
es in dem ande keine sroz)en er
mögen oibt: vielleicbt sind nickt mebr
als 10 Personen vorhanden, die mehr
als eine Million Piaster besitzen Die
Landessprache ist die spanische, die
mit besonderer Reinheit und (lltgani
in Bogota. derHauptstadt deS Lan
des, gesprochen 'wird. Der größte
Teil der Kolumbianer bekennt sich
zur katholischen Religion; in kirchli
cher Hinsicht ist das Land in ein
Erzbistum und sieben Bistümer ge
teilt.
Kein Land Amerika kann mit
Kolumbien hinsichtlich deS Reichtums
der Fauna nvaufiIren, wie lym aucy
keines gleichkommt in der Pracht der
Flora, das erklärt sich durch die
große Ausdehnung seines Gevicics
und durch die Mannigfaltigkeit seiner
Oberfläche und seines Klimas. Die
Gebirge Kolumbiens gewähren dem
Jaguar, dem schwarzen Tiger, dem
Panther, dem Caguar und der Tiger
katze Unterschlupf. Der schwarze Bär
bewohnt die niedriger gelegenen Ve
aenden und der kleine Bär die Ge-
birge. Die sehr zahlreichen Repti-
lien werden durch eine leyr grone
Anzahl von Schildkröten, Kaimans
und Leguans repräsentiert; etwa drei
ßig Arten von Schlangen 1nd vor
Handen; Tausende von Affen beleben
den Urwald, dessen Blätterdach kaum
von der Sonne durchdrungen wird.
Die pslanzensref senden Ä)layauter
werden vor allem vertreten durch das
Bifamschwein und den Tapir; die
Wiederkäuer durch den gemeinen
Hirsch, den weißen Hirsch Perus und
andere Arten der heißen Länder; die
Nagetiere durch große Mannigfaltig-
keit von Ratten, Kaninchen und Ha
sen. die Schwimmvögel durch Gänse
aller Art. Vögel sind in Kolumbien
so zahlreich vorhanden, daß m be
stimmten Arten dieses Land . das
reichte der Welt ist. Ebenso ist eine
solche-Mannigfaltigkeit an Insekten
vorhanden, daß man Kolumbien wohl
das Paradies der Entomologen nennt.
Die Küsten und Flusse schließlich sind
reick an schmackhaften Fischen. Was
die Haustiere betrifft, so sind Kreu
zungen mit den besten europäischen
Rassen, besonders kräftige Pferde
vorhanden, ferner gute Arten von
Schweinen. Hammeln, Eseln, Ziegen
und endlich Maultieren, deren Dienste
in einem außerordentlich gebirgigen
Lande wie Kolumbien von unichatz
barem Werte sind. ,
Kolumbien bietet auch einen gro
ßen Reichtum hinsichtlich der Vegeta
tion. Man findet dort Produkte al
ler Klimate, von den Riescnbäumen
der Wälder bis zu den Moosen, die
die Felsen der hohen Berge bedecken.
Man kann Kolumbien hinsichtlich der
Pflanzenart in drei verschiedene Zo
nen teilen: die heiße Zone mit einer
Oberfläche von 750.000 Quadratki
lometer, die gemäßige mit einer sol
chen von 325,000. die kalte mit 137.
000 Quadratkilometer. Die heiße er
streckt sich von dem Niveau des Mec
res bis zu einer Höhe von 1000 Me
ter. In dieser Region ist der Boden
mit ewiger Jugend" bekleidet; die
Blätter fallen und erneuern sich be
ständig, die Bäume bedecken sich mit
reichem Blätter- und Blütenwerk,
dort wächst der Kakao in wildem Zu
stand; das Zuckerrohr ist in reicher
Fülle vorhanden, und eine Pflanze
kann ohne Düngung achtzig Jahre
hindurch produzieren. Die Banane
bietet verschwenderisch ihre Früchte
dar, die mit dem Mais die Haupt
Nahrung der Bewohner des Landes
bilden; ein Maiskorn bringt 300
fältige Frucht; Tabak, Indigo und
Baumwolle werden angebaut, und, die
Kautschuckbäume sind in mehreren
Arten und sehr zahlreich vertreten.
Wertvolle Bäume wie die Ceder und
die Farbbäume wachsen in den Wäl
dern, dazu kommen kostbare Früchte
wie Ananas, Orange, Breiapfel,
Mango, Zitrone, Wassermelone und
schließlich Medizinalpflanzen. . Von
der Küste des Ozeans bis zu einer
Hohe von 3000 Meter findet man
eine reiche Mannigfaltigkeit an Pal
men; ein Botaniker hat auf einem
Raum von zehn Quadratmeilen 25
Arten von Palmen gefunden. ' Die
Wälder enthalten, eine große Anzahl
Gummibäume.
Cincinnatl ohne Teutsches Theater.
Das Teutsche Theater in Cincin
nati, welches bis auf eine einzige Vor
stellung die ganze Saison, wenn auch
unter den schwierigsten Umständen,
durchgeführt hat, wird diese eine Vor
stellung nicht mehr geben.
1 Es ist höchst unwahrscheinlich, daß
das Deutsche Theater im Herbst wie
der seine Pforten öffnet. Der Kon
trakt mit dem Granö Opernhaus ist
abgelaufen und Direktor Otto
Schmidt ist nicht geneigt, das Risiko
einer Erneuerung des Kontrakts zu
übernehmen, denn der Pachtschilling
ist tzX)0 pro Jahr. Die Saison hat
30 Abend, und etliche Nachmittags
Vorstellungen gebracht und ferner eig
Defizit von $4000, das jedoch durch
freiwillige Beiträge, und den Ertrag
einer für diesen Zweck bestimmten Ez
tra Vorstellung so ziemlich gedeckt
ist.' Auswärtige Engagements konn
ten nicht abgeschlossen werden, weil
die Mehrzahl der Mitglieder als
feindliche Ausländer' betrachtet wur
den und ihnen die Erlaubnis zum
Verlassen der Stadt nicht erteilt wur
de. Tie Festnahme dreier Mitglieder
hat nun das Ende der deutschen Büh
ne in Cincinnati herbeigeführt, auf
der seit 1826 beständiz deutsches
Theater gespielt worden ist.
glaubt
Geistesstörung durch Frist.
Eine Art Gegenstück ,um Hitzschlag der
Sonnenstich.
In der Poliklinik für Nervenkranke
an der Universität Göttingen wurde
ein sonderbarer Erkrankungsfall be
obachtct. Ein Lokomotivführer im
Alter von 24 Jahren war in den er
steil Dezembertagen bei außerordent
lich kaltem Wetter nachts auf der Lo
lomtive von Eichenberg nach Göttin
gen gefahren und zwar derart, daß
der rückwärtige Teil der Maschine in
der Fahrrichtung voran fuhr und er
so den Zugwind aus erster Hand be
kam. Dem Mann war die Mütze
verloren gegangen und er hatte keine
andere Kopfbedeckung. Die Tempera
tur betrug in der fraglichen Nacht
27 Grad Celsius. Nachdem der Loko
motivführer heimgekehrt war und die
Nacht geschlafen hatte, verspürte er
am andern Morgen heftige Kopf
schmerzen; die rechte Gesichtshälfte
zeigte sich gerötet und , etwas ge
schwollen. , Diese äußerliche Erschei
nung verlor sich im Verlauf des Ta
ges von selbst, dagegen stellte sich eine
tiefgreifende und höchst auffallende
Geistesstörung ein. Dem Mann ka
men alle Gegenstände der Außenwelt
verändert vor, und er vermochte bald
die sonst am meisten vertrauten Per
sonen und Gegenstände nicht mehr zu
erkennen. Sein Zustand nahm im
mer mehr etwas Traumhaftes an,
ohne daß die äußere Ordnung des
Handelns gestört wurde. Nach einigen
Stunden verfiel er in eine Art tiefer
Benommenheit, sein Gesicht war starr,
blaß, kalt und ausdruckslos, und er
schien überhaupt kein Bewußtsein von
irgend einem Gegenstand oder einem
Geschehnis in seiner Umgebung zu
haben. Dieser Zustand hielt volle drei
Tage an. Auf besonders lautes An
rufen und gleichzeitiges Schütteln
konnte man gelegentlich eine Antwort
von ihm erreichen, aber es zeigte sich
später keine Erinnerung an irgend ei
nen Vorgang während dieser Tage,
wie denn überhaupt das Gedächtnis
mit der Nachhausekunft wie ausge
löscht erschien. Auch an den Besuch
des Arztes vermochte sich der Mann
erst vom dritten Tage seiner Krank
heit an zu erinnern, als sich die Star
re langsam zu lösen begann. Jedoch
erkannte er Personen und Sachen
fürs erste nur, wenn man seinem Ge
dächtnis zu Hilfe kam. Sinnestäu
schungcn waren während der ganzen
Tauer der Erkrankung vermutlich
gar nicht vorhanden, und es blieb
auch später keine Folgeerscheinung
zurück. Weder die Körperbeschaffen
heit nach die Abstammung des Kran
ken ergab eine , Erklärung für den
Eintritt der Geistesstörung, und
auch für Alkoholismus oder Ge
fchlechtskrankheit lag kein Anhalt vor.
insbesondere hatte der Mann nm
Abend der betreffenden Nacht nicht ge
trunken. Es blieb also nur der Schluß
übrig, daß die unmittelbare Einwir
kung der großen Kälte auf den Schä
Lei die Ursache der Erkrankung gewe
sen wäre, eine Art Gegenstück zum
Hitzschlag oder vielmehr zum Son
nenstich. Eine rein geistige Erkran
kung nach lediglich örtlicher Kältewir
kung auf den Schädel war bisher von
den Aerzten noch niemals beobachtet
worden, sondern nur aeistioe Störun
gen als Nebenerscheinungen neben an
deren krankhasten Folgen, euie. oie
in Kalb-rkrorenem Zustand im Freien
gefunden werden, zeigen häusig geisti-
ge Störungen, aber gerade vei ,vi
chen spielen die Sinnestäuschungen
meist die wichtigste Rolle, so daß
man diese Fälle zum hallukinatori
schen Wahnsinn gerechnet hat. Die
Erklärung der von Dr. Vogt be
schriebenen Erkrankung läßt sich nur
auf Grund der Feststellungen finden,
die bei den am Sonnenstich Verstor
denen gemacht worden sind. Die un
mittelbare Einwirkung einer überma
ßigen Temperatursteigerung scheint
sich danach in wirklichen Vcrände
rungen der Gehirnmaffe zu äußern,
und man darf wohl folgern, daß eine
ungewöhnliche Erkältung den gleichen
(Knihih teufet. Ein Einwand, der
gegen diese Ausfassung noch gemacht
werden konnte, wäre ein Hinweis aus
w Wäallckk'it. da es sich nur um
einen epileptischen Anfall gehandelt
hätte, der durch jeden starten äußeren
Reiz ausgelöst werden kann und sich
auch , nicht immer als ein eigentüm
licher Krampf zu äußeren braucht.
Dieser Punkt wäre schwierig zu ent
fcheiden, weil sich ein epileptischer
Zustand auch allmählich im Laufe
von Jahren vorbereiten , und dann
plötzlich in die Erscheinung treten
kann. Auf den beschriebenen Fall wird
diese Auffassung dennoch nicht an
wendbar sein.
Ein weiblicher Architekt.
-Das Vridgeport (Conn.) Behau
sungs-Projekt für Munitionsarbeiter
bat in rl. Marcia Meed aus New
Nork einen weiblichen Architekten.
Ihre Pläne sind vom Houjing Urnn.
mittee of the Council of National
Tefense" gutgcbLißen worden und
sinden wahrscheinlich auch Verwen
dung für die Unterbringung der gr
ßen Anzahl Negierungs5lerkS tn
Washington.
Salzgarten.
Wie man in den Mittelmeerländera ta
Kochsalz gewinnt.
Die Kunst. . Kochsalz aus dem
Meerwasser zu gewinnen, ist alt; den
Römern war sie bekannt, und römi
sche Schriftsteller priesen AncuS Mar
tiuS als deren Erfinder. Meersalinen
bestanden aber schon zu Zeiten, die
weit vor der Gründung Roms zu
rückliegen, und der Name ihres Er
sinders ist verschollen. Wo das
Steinsalz fehlt, wo keine reichen
Solquellen fließen und die Sonne m
regenarmen Sommern heiß hernieder
scheint, wird an Seelüften noch heute
das Kochsalz aus dem Meerwasser
gewonnen. Das ist in Italien, in Spa
nien und Portugal und in Südfrank
reich der Fall. Der Betrieb gestaltet
sich in den Hauptzügen folgenderma
ßen:
Zunächst wird daS Meerwasser in
große Bassins eingeleitet, in denen eS
eine Zeitlang stehen bleibt. Ein Teil
des Wassers verdunstet, und infolge
dessen wird das Wasser salzreicher;
dabei schlägt sich in den Reservoiren
der größte Teil des schwerlöslichen
Gipses nieder. Dieses schon etwas
kozentrierte Mecrwasser wird nun
in eine Anzahl flacher Becken gelas
sen. Der Boden dieser Becken, so
wie die niedrigen Umfassungswände
bestehen aus festgestampftem Ton;
ihre Größe ist verschieden. Diese llei
nercn viereckigen Behälter werden
.Salzbcete" genannt, und die ganze
Meersaline sührt den Namen Salz
garten". Das Wasser in den Salz
beeten wird nur, spärlich eingelassen,
so daß es nur einige Zoll hoch stehen
bleibt. Ter Zufluß bleibt abge
schlössen, und nun übernehmen Son
ne und Wind die Arbeit. Sie brin
gen das Wasser zur Verdunstung und
von den verschiedenen im Meerwassec
enthaltenen Salzen kristallisiert zu
nächst hauptsächlich das Kochsalz her
aus. Das feste Salz wird nun her
ausgeschaufelt und in 'Haufen am
Rande der, Beete aufgeschichtet. Wäh
rend in ihnen die Lauge auf den Bo
gen sickert, reißt sie noch die Magne
siafalze mit sich fort, so daß zuletzt
ein ziemlich reines Kochsalz übrig
bleibt. Dieses wird in die Magazine
geschafft.
Es ist klar, daß der Salinenbetrieb
nur in der heißen Jahreszeit mit be
sonderem Erfolg fortgeführt werden
kann. Regen stört die Arbeit im
höchsten Maße. Die Arbeiter müssen
darum eifrig besorgt sein, das gemon
nene Salzgut bei trockenem Wetter
chleunigst unter Dach und zu
bringen. Ob das Meersalz. Mlvird
auch Baisalz genannt, besserest, als
das Steinsalz, oder das von Sol-,
quellen gewonnene, darüber gehen die
Ansichten auseinander. Chemisch rei
nes Kochfalz kommt aus keiner Sa
line hervor; das Prodult enthält stets
kleinere oder größere Beimengen, von
andern Salzen. Diese sollen, wie
man seit langer Zeit behauptete, auf
das Konservieren der Nahrungmit
tel durch Einsalzen von Einfluß sein.
So meinte man. um ein Beispiel an
zuführen, daß die holländischen He
ringe ihre Güte dem Umstände ver
danken, daß man zu ihrer Konser
Vierung das Meersalz aus den Salz
gärten von St. Ubes in Portugal be
nutzt. Sintfcucr statt Sintflut.
Nachstehende religiöse Legende,
mi'lcks kckon seit alten Tagen bei den
Mundurucu Indianern im Hinter
lande von Nord-Vrasilicil mündlich
verbreitet ist, hat der bekannte ame
rikaniicke Reiiesorscher Tr. Farabee
unlängst zum ersten Male der gro
ßen Welt übermittelt. Aucy ,,e ii
durch Anklänge an biblische Gejchich.
im bemerkenswert, obwohl diese In -
d.aner in alten Zeiten niemals von
Weißen und ihren Ueberliescrungen
Kunde gehabt haben konnten.
So sind bei mehreren indianischen
Stämmen dieser entlegenen Region
Taritellunaen über Schöpfung und
Zerstörung der Erde seit unzähligen
Generationen int Umlauf. Wayrena
aber die Wapisianas, in der gleichen
Nnckbari'chaft. von einer ungeheuren'
Flut eine Geschichte erzählen, die sich
nur wenig von der mofaiichen c
sckickts unterscheidet. lassen die "Mun-
durucus die Zerstörung der Erde
sich als ein weltweites ijeuct vonzie
heil. Ueber das Ende dieser Kata
strophe sagt die Ueberlieferung: ,
Ter Schöpfer wartete in seinem
Himmel fünf Tage. Tann sandte er
einen lSeier aus, um zu sehen, ob di
rde kalt war; aber der Geier
schmauste von verbrannten Men'
schenlörpern und blieb dort. Nach
weiteren vier Tagen sandte der
Tchöpser eine schwarze Amsel. Tiefe
sand - verkohlte Knospen an den
Bäumen und kehrte nicht zurück.
Nach weiteren vier Tagen sandte der
Schöpfer eine Taube; die kam zurück
und hatte etwas Erde zwischen den
Z:hen.
02o sah der Schöpfer,- daß bai
Feuer aus war; und er kam selber
herab und schuf Menschen und Tiere
auS weiser Erde."
Summarisch. Frau v. B.:
Herr Baron gehen nicht an die See?
Baron: Neel See mir verhaßt,
zieht man sich meist Schnupfen oder
,Berlobunz zu!
1
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