Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 29, 1917, Image 7

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TägNche Omaha Trlüune.
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ii Souper war v?rüber. Aus
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Ispetlclale eines der luzurto,cn
toen Paläste in Kairo strömien
Mo, fltrlkns uns ichcrzeno dir
le und verteilten sich gruppenweise
seit harten, auf die Veranda oder
hm Äallsaal, m dem soeben eine
frische Zigeimerkapelle thte Weisen
nen ließ.
?jM Grill Room deS Hotels safeen
!ge Damen und Herren beisammen,
in bequeme JUrinenel zuruage
nt, sich dem Venusse der ägyptischen
garette yingaoen. yerisane wie
Milche Stimmung, in der man sich
M einer oorzugitojen Mahlzeit be-
fttdet; wenn der üiieitt die Gemüter
;ciä erregt hat und die UiUetljuU
!'ng leicht daymsliefzt. ohne erregtere
Normen unzuneijiuen oder ein schicic
SgeZ Proviem zu beyandeln. Man
.Ute die geplanten Äusilüge nach
jltttin somie den Pyramiden von
it$ bei p rochen, und eine junge Da-
deren setznige, trainierte Gestalt
, jgelaiienes Msen die sporUicoence
f.itm aus den etsien tick verriet,
litte nun das Geipräch auf den
sSLzlaiigenbcjchivörer-. der sich nach
ein euner im Hotelgatten produ
. teri hatte.
,AUes nur Emtklerkunsistücke be
"nertie der Äater der jungen Dame,
in älterer Herr. Er legte die Times"
- ms der Hand, deren Borenberlcht
r soeben Ziuchiiz studiert hatte, und
uhr sort, es handelt sich hier u.n
'ünzlich ungesahlliche Tiere, oder
.iauven Sie, daß ein sogenannter
Schlangenveschwocer" etwa eine
-istschlange mit sich führen wird, um
' 'ar die wenden Piaste, die ihm die
'.uschatter in den Tellir wersen, sein
l eben aufs Spiel zu setzen?"
, .Und dennoch kommt dies vor, na
x entlich in Indien", antwortete sein
s'ezenüdcr, ein jn: ger deutscher Ge
' zrtcr. Doch der rite suchte diesen
,nwand zu entkräften und sagte
: erlegen lächelnd:
' iFcttn, so hat man der Schlange die
, , stzäyne ausgebrochen, was ein paar
"'chictte. entschlossene Eingeborene
JjQi ausführen können. Die Qrien-
;en verstehen es, uns zuweilen auf
i ,nche Art zu täuschen".
.Der Teutsche nictte zustimmend:
Dies mag m den weitaus meisten
.en wohl zuttejfen, doch ein Er
. 'nls hat mich einmal belehrt,' daß es
' y Ausnahmen geben kann".
k ..Ach bitte, erzählen Sie, Herr Dok
ief die junge Bruin, und
ferzahlen" Katen auch die uvrt
Lamen und Herren. Sie ruck-
, ihre Sessel näher, um besser hören
tonnen, oenn durch die geöffneten
' Altaren tonte die Äallmusil und
' " nischie sich mit dem ärm, der
iI2oeiiieplatz ouitipf heraus jcholl
' Der Geleqrte zündete sich eine sri
! Zigarette an und begann:
-'N will ich Ihrem Wunsche ent-
denn ich habe den orsall
tu im Gedächtnis, trotzdem
einige tit zurückliegt.
gen JahtcM befand ich mich
iN noie, um mich vOtt
en an der Quelle dem
'.um zu widmen. Vom
ouvernement in ayore
Erlaubnis, die alten,
äste, Mausoleen, Pago-
gengraber besuchen zu
u diese alte staot, die
des Großmoguls, jo
Gouverneur erlaubte
nur, jsnoern brachte
auch ledasies n-
Auf seine Hebens-
i veracht: ich eine
ooeinors
cur der
Vennet
nur
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langsam, Ethisch -r- von einer un
säglichm Mlidicileit. 1
Der Mann setzte einen schwarzen
Kasten nieder und nahm den Deckel
ab. Eine zusammengeringelte Cobra.
Indiens gesähriiche Giftschlange, Hot
den Kopf und musterte mit feindlichen
Süden die ihr sremde Umgebung. Der
Hindu hockte sich ein paar Schritte
entfernt nieder, holte auZ seinem aU
tigm Gewände ein einer Flöte ähn
lches Instrument hervor und begann
ein indisches Bolkslied zu spielen.
Die munteren Töne schienen die
Schlange zu erzürnen, sie richtete sich
vollends auf, breitete ihr Schild aus,
glitl aus ihrem Gefängnis heraus
und schnellte zischend aus den Hindu
; zu. vieler richtete seinen Allck starr
aus ihre Äugen, die plötzlich innehielt.
Der Hindu spielte nun eine getragene,
melancholische Weise. Die Cobra
schlug heutig um sich, beschrieb kreise,
schien sich zu unlösbaren Knoten zu
verwirren, öie sich sofort wieder öff
neten, wurde dann ruhiger, neigte im
Rhythmus zur HJIusil ihr Haupt hin
und her und wand sich schwächer und
immer schwacher.
Der Hindu beugte den 5lopf vor
und hesiele seinen Ätict unoerwanöt
aus die Augen der Schlange, wahrend
er feinern Instrument leise, gleichlam
flüsternde ione entlockte. Die Cobra
lag jetzt langallSge,lrcctl auf dem trnn
ten Uns; ein letztes vergebliches Au
bäumen, clii uaeii des ganzen Aloe
per die Himchlanae war m ei-
neu Traumzujiano verfallen. Der
chlangenbe,chivorer legte sein lliu
sittiisiruinent veijeite und näherte sich
vorsichtig der liovra. (ir nreichelte
üia litt, flüsterte ihm zärtliche Xiioc
te zu, ergnss daraus den glatien, tui
len schiüeriiuen Korper und wand ihn,
immer leise flüsternd, um seine Schul
lern. Tann senkte er seine Kippen,
den Kops der Schlange. Lautlos,
langsam, ganz lang! am aus
Dauer Spannung hatten wir die Vor
gänge verfolgt.
Ein Kuß auf zarte Frauenlippen
mundet ohne Zweifel teuer", lieg ein
Uiittjaolö verneinen, aver so eine
Sqianze kann ich auch lüssen".
Ueber da Gesicht des Maharadscha,
der diese Aeußerung vernommen hatte,
ging ein Zug des lintotuens. Auch der
ouoerneur, in dessen Liicche ich mich
befand, ließ eine tadelnde löemerkung
fallen. Der vorlaute ,Gast war ein
junger, eleganter 'tfrunzose, der Soyn
eines Partier Grosinoujtrie!ien, dem
die Millionen seines Äaters gestatte
ten, sich als Glooetrotter zu belangen.
Auch der Hindu mußte den Srnn oei
Jiüorte verbunden haoen, denn er hob
den Kops und bliate lange aus den
Spoiler. Um Blick, in cem unoer-
ioynlicher Hasz und unaussprechliche
ut zu liegen schienen. Der junge
liiieltreijende achtete seooch nicht dar
auf. Da er bet der 2ajet dem
Champagner etwas reichlich zugero
chen hatte und sich einvudete, man
zweijle an feinem persönlichen 'Mut,
erllarle er nochmals, ganz wie der
Schi.iNgenbeichworer, seine eigenen
Kippen aus den Kopf der tiobra drul
ten ja wollen.
.Taten! Taten! nicht nur Wor-
te! rief ein ssizier von vec Pano
schab - Jnsanterie scherzend.
Der Franzsse zögerte nicht länger.
Er bot oem inou suns Pfund, wenn
er die Schlange, die inzwischen wieoer
erivacht ui in lyren zcasien zarua-
gebracht w,!r, nochnials in den Zu
siand der Wilienslosigkeit versetzen
würde.
Der Maharadscha machte den Toll
kühnen aus das esahrüche seines Be
ginnens ausuiertsam, ver dieser be
yarrte auf seinem Äerlauzen und
w.,rf dem Hinou eine Hano ooa Geld
si üae zu. Der ch.unzendeschwLrer
ließ das Geld unbeachtet, nur in sei
nen schwarzen Auen ieuchtele es aus,
als er den ttasien öfsnete. in dem
sich die Eobra besand. Dann nahm
er seine Flöte und begann zu spie-
len".
Der SanZkritforscher machte eine
Pause, um seine erloschene Zigarette
in Brand zu setzen. Aus dem Ball
faal kam eine elegante Parijetin, g'
folgt von einem Schwärm besrack-
ler Herren. Erstaunt blickte sie auf
die schweigsame Gruppe, als wollte sie
sagen: was ist denn in euch gefahren,
tanzt und flirtet doch, denn dazu ist
man hier.
Lachend verschwand die Gruppe t:n
Garten. -Der
Erzähler fuhr fort
Die (iobja wurde zuerst wieder
i?rn,g.svte dann von 7,euem nn-l-lnd,
windend und schlürfend ihren
-fvVn Tanz aus, wurde ru-
t-uich die
V den
I!
Blick jedoch auf den Hindu fiel, wurde?
ich aniderer Anficht. Ein Lächeln .5
veizerHc fein Antlitz, ein triumphie. ,
nffblisfiä fln, Tn
IV'lLp VtUVpUVÜ UUylli
ül)et Franzose, etwas vleicy, ergrtss
entschlossen die ssora. Zegte sie um
seine Schultern und versuchte ihren
Kopf seinen Lippen nahezubringen,
was ihm auch gelang.
Aber plökltch wurde ein
Zischen hörbar, ein gräßlicher Schrei
ertönte und förmlich fauchend glitt
die Schlange auf den Boden nieder.
Der Franzose wumelte noch ein
paar Schritte und sank dann ohn
mächtig zusammen. Aus seiner linken
Wange sickerten einige Tropfen Blut.
Glücklicherweise befand sich ein Arzt
unter den Gästen, der sich mit meh
reren Dienern um den Gebissenen be
mühte. Ich sah mich nach dem Hindu um:
er war mit der Schlange verschmun
den. Man erging sich in Vermutungen,
weshalb die Cobra plötzlich so zornig
geworden fei. Ein Leutnant des
Mawa-Bhil-Bataillons meinte, sie
wäre nur an ihren Mdsi, den Hin
du, gewöhnt, und habe, zu früh aus
ihrem Traumzustcrnd erwacht, die Nä
he eines Mensche gewittert.
Der Maharadscha aber sagte:
Die Augen der Schlange blicken
stets kalt; sie sind kein Spiegel in
nerer Erregungen, wie die des Men-
schen, aber ist eö nicht möglich, öafz
auch im Innern dieses glatten, kühlen
Tieres Empfindungen wie Haß, Lie
te, Feindschaft, Zuneigung wechseln?
Niemand weiß es!
Der Arzt hatte inzwischen die Un-
tersuchung beendet und meldete dem
pursten:
.Aeniliche Kunst ist hier vergebens!
Der junge Mann ist tot!"
Der Gelehrte schwieg.
Eine Weile faß die kleine (Äeseuichaft
schweigend beisammen.
Gute Nacht! Good night!"
erscholl es dann, morgen nach Gt-
eh!"
Hiijlichfcit.
Die GöttingenscheHöslichleil muß
man erst wutriegen," schrieb Lül'd der
als Prvsezior na dort veruseue zu
endnche (ijaiuge) Juri tsr.eo
Miuütt, der vertane klassische !ptnl0-
vge, und es gwt e:ne uenge llie-
oeiiLatten, die nii. papageimajj.g aus
wenvig lernen mu, vesouaers um ich
as cgienen die ,repen haiao vec
yicten uns doch cuiee oji ich teil
unsern uuszwiligeii zu lonnen." o
war euüer Iti wu,iai) ugo, dem
ceru hinten ateiytiuitt uvrigenS
leinein spateren wlegeroaler
gewesen, uno dieser yate es sich, oo
,ooyi er emeL ausgerenlten husten
utvchenS wegen hmue, nicht tieymen
u jj eit, den besuchet mit hmunterzu-
oegletten. atd daraus suhr nun
,ugo vet Prof. Müller vor Pflicht-
jchutdigst woute auch dieser seinen so
viel alleren (Last htnunteroeg,etn,
allein Hugo widerstand ovslinat und
stieg immer wieoer so viel Stu
fen hinauf, wie Müller ihm hinunter
folgte. Auch in Leipzig kam Aehn
llcheS vor, und bei dem alten Philo
logen Ehr. Dan. Beck schätzte jeder
mann sich glücklich, wenn er die Trep
pe hinunter war, ohne vor Äücklin
gen , den Hals gebrochen zu haben.
Auch sonst herrschte wohl ein steifer
Ton unter den alten Leipziger Her
ren. So erzählt der hervorragende
Anatom k. F. Äurdach, wie bet sei
nein Leip.iger philosophischen Dok
tcrezamen (1798) in einer Pause
oer Dekan, der ebengenannie Beck,
Der ein kleines Landgut besaß, oon
oem Ä!athematiker Hindendurg ge
fragt wurde: Sino bet Eurer Spek
tablitäk die Kartoffeln gut gera
ten?" Verfängliche Fragen.
Der berühmte Theologe August
Tholuck (17991877) hatte schon in
seiner in Trübsal und Leiden vei
kommenen Jugend starke Neigung
zum Absonderlichen, ja sogar pjycho
pathologische Züge gezeigt. Im Alter
trat die Neigung zum Aparten wie
Der stärker hervor, und Tholuck wur
de in fast ausschließlichem Berkehre
mit seinen Studenten der skurrile Stu
öentenoater genannt. Einen Schüler,
der seine Gastfreundschaft zum ersten
iislle genoß, suchte er fast immer
mit der Frage in Verlegenheit zu
setzen: Lieben Sie meine Frau?"
Errötend und verlegen verneint der
Gefragte uno bekommt nun den stra
senden Boriourf Tholucks zu hören:
Ist denn das aber christlich r Ander
der zahlreichen blauen Fragen"
holucks, wie die Studenten diese
nannten, waren z. B.: Warum der
liebe Gott so viel: Christen und so
wenig Preußen geschanen Hacek
jtt: iistn oer tuoeni rjvict uixjie,
ller oder Amosl Oder: War
ic Hämno Biültcr hätten und
Haare? Auf dieje letzte Frage
n Student, der sie schon kannte,
lntwort: Gott habe m seiner
heil eingesehen, duft sa viele
r vocq nichl wuroen ange
werden können, wie nötig sein
n. um ollen Bäumen die Haare
mmen und Zspfe zu flechten.
r.aJ.i
Vü lllüJU
i W i
Von L. don VogelZlierg.
'K
Es war um vier Uhr mittags auf
der Ptaee Ulloustapya in Algier.
Ueberall herrscht Totenstille.
Und mitten in dieser Stille und
Sonne stand der Doktor der Philo
sophie Wilhelm Hengelin. Stand
stumm und starr und hing tiefsinni
gen Gedanken nach.
Monsieur, Sie werden sicher einen
Sonnenstich bekommen! sagte plötz
lich eine volle Stimme hinter ihm.
Erstaunt drehte sich Hengelin nach
dem sreundlichen Mahner um. ,
war ein uaoenergeant, ein
prachtvoller Kerl mit mächtigem
schwarzem Bart und bronzesaroetiem
Besicht. Er ließ eine L'garettt zwi
schen den schneeweißen jachnen spie
len uno lächelte dem Doktor freund
jchaftlich zu. ,
Oui, c'est ca! Es ist so. mein
Herr! Sie kennen wohl die afri
tonische Sonne noch nicht?"
Doktor Hengelin schüttelte den
Kopf. Nein, ich bin erst seit zwei
Tagen hier!"
.Aha!" Der Sergeant kniff der
s'.ändnisvol! die Augen ein und deu
tete auf seine Brust. Isis nicht
so?"
Aber der andere schüttelte heftig
den Kopf. Bewahre! Deshalb bin
ich nicht hier, ich hab' Gott sei Dant
gesunde Lungen! Aber weiter hinein
will ich ins Land, Ausgrabungen
vornehmen!"
Der Zuave nickte zustimmend.
Sehr gut, Monsieur! Ader nun
aehen Sie, bitte, aus der Sonne,
sonst kriegen Sie doch noch etwas
c-"
Hengelin betrachtete den prachtigen
Kruger mit Wohlbehagen und trat
langiam in den Schatten der ra-
sichelnden, giftgrünen Palmen. Der
Mann und sein ossenes Wesen ge
sielen ihm und. einer Eingebung sol
gend, lud er ihn ju einer Schale
Kasfee ein.
Mit einer höflichen Werneigung
nahm der Zuave an und im dursii
gen Schatten der Häuser strebten sie
entern arabischen Stuijceljiuije zu.
Sie sind nicht aus der Gegend?"
fragte Hengelin, indem er pruend
das stolze, schone Gesicht betrachtete.
Nein, Herr; ich bin aus dein Nif
Hassan el Machn heiß' ich!"
Uno Sie stehen in sranzosischen
Diensten?"
Ja. Herr!" Das schnitt so kurz
und scharf jede weitere Frage av,
daß Hengelin aus ein anderes hema
überging, zumal sie inzwischen in
dem primitiven Kasjeehaus angelangt
waren.
Man wird es nicht gut beißen,
Herr, wenn man Sie in dieser Spe
lunke unter meinesgleichen steht!"
meinte der Stabile in spöttischem
Ton.
Danach frage ich nichts!" sagte
Hengelin ruhig. Was sollte man
übrigens dabei finden?"
Hassan el Mochri zuckte die Ach
seln. Jc nun, Herr, ich sah Sie
heute Mittag mit Kapitän Drouot,
und Monsieur le Eapitain ist sehr
empfindlich!"
Seinetwegen!" Der schwäbische
Doktor war nicht so penibel in seinen
Anschauungen. Ucbrigens ist ka
pitän Drouot der Kommandeur der
Mannschaft, die mich zur Ruinen
stadt begleitet!"
Der Kabyle nickte eifrig und schob
die Zigarette, die ihm Hengelin reich
te, zwischen die Lippen.
Stimmt, Herr! Und ich gehöre
zu jtapitän Drouots Leuten, werde
Sie also auch begleiten!" Er lachte
über das ganze Besicht wie über einen
guten Witz. Und dann, während
er den Kassee schlürste, sah er über
die Schale hinweg nach Hengelin hin
über. Sagen Sie, Monsieur, wie
gefällt Ihnen der Kapitän?"
Hengelin war durch diese uner
wartete Ftage erst sehr überrascht,
dann unangenehm berührt.
Ich verstehe nicht" .... meinte er,
sehr reserviert.
Doch der Sergeant schüttelte den
Kopf. Nein, so ist's nicht gemeint!
Ich will fragen, würden Sie ihn aus
freien Stücken zum Freund wählen?"
Und als er das immer noch kühle
Gesicht Hcngelins sah: Seien Sie
ohne Sorge eher reden die Berge
des Schaua als Hassan el Mchri!"
Da hob Doktor Hengelin mit ei-
nein Jiua oen vp,. ,,ein, vis
Freund möchte ich ihn nicht!"
Das Gesicht dcs' Kabalen zeiate
wieder das alte, licbkiiswürdige Lä
cheln. Er ist mein Toseind!" sagte
er ruhig.
Henaclin war von seinem niedri
gen Sitz ausgesprungkn und starrte
den Mann entsetzt an.
Mein Gott, und daS sagen Sie
mir so ... so ..."
Der Zuave behielt sein Lächeln
bei. Warum nicht? Hier ist er
doch sicher vor mir! Hier ist das
Land meiner Väter, und er ist mein
Gast!"
Etwas berühmt setzte sich Henge
lin wieder. Ihr Gast?"
.Ja. doch!" Älgier ist der Psd
:sjiitifes;
meines juiu-juino ou y;uiicu ii
heilig!" -La.
i, .,."'
i-f.T!t.4,i n '
und dort, woym ryr micy - oe ,
gleitet?"
Dort trennt sich unser Land von
dem der Bcni Hammada!" sagte der
Nabyle ernst. '
E.ine Weile blieb'S ganz still in
dem öeaum; dann standen beide auf.
Und warum hassen Sie Kapitän
Drouot?" fragte Hengelin beim Aus
einandergihen zögernd.
Er ließ meinen Bater löten! Le
ben Sie wohl, Herr, und auf Wie
versehen!"
Während des Marsches nach der
Ruinenstätie war von einem ge
spannten Berhältniö zwischen dem
Kapitän und seinem Sergeanten
n.cht viel zu merken. Hassan el
Mochri tat feine Pflicht wie jeder
andere, nur in seinem Gesicht blitzte
ab und zu etwas aus, das aussah,
wie nervöse Spannung oder lauernde
Erwarluna.
Diese unruhige Erwartung schien
sich auch Tottor Hengelin mitzu.ei
len. So sehr er darauf brannte,
seine Tätigkeit zu beginnen, dieses
seltsame Angstgesühl lieft ihn nicht,
los. Es versolgte ihn Tag und
'lacht, und in seinen Träumen sah
er den braunen Menschen hohnlachend
das blitzende Messer in die Brust
des Ossiziers Versenten. Uno dabei
schalt er sich einen Narren: er ganz
ollein stand die Todesangst aus,
wahrend die beiden anderen gleich
mulig re Wege gingen, der eine
ahnungslos und Hassan el Mochri
m der sicheren Erwartung des un-
ausbleiblichen Erfolges.
Bis eines Tages, um der Marter
ein Ende zu machen, Hengelin den
Sergeanten beiseite nahm. Doch
Hassan lächelte unbekümmert.
Seien Sie unbesorgt, Herr! Al-
Inh tntTh'cl (rfinrt fiisicn h,ih mitn
, ein bleiben." '
! Dieser Trost hatte einen sehr pro-
i blematischen Wert, und Doktor Hen-
gelin faßte ihn auch so auf. Bis
eines Tages Kapitän Drouot die
Außenpostcn zurückzog und die ein
geborenen Soldaten mit verstörten
Gesichtern Herumliesen.
Was ist?" erkundigte sich Henge
lin, der seine Arbeit gefährdet sah.
Löwen!" sagte man ihm und riß
die Augen noch entsetzter auf, so, daß
das Weiße hervorquoll.
Und es war so. In der Nacht
halte der große Herr" eine Ziege
iieschlagcn und vorher ein Lamm.
Damit wurde der Proviant tnapp
und K'apitan Drouot kam in Wut.
Aber wenn er auch zehn Krank
,?.rliiif!rrn niii nn3inti r inrflc hits
J' -1-UT -"-i-yv, v v "..
mit leine MauS hinter dem Ösen
Hervor. Da wurde in der folgen-
den Nacht die ziueite Ziege gerissen.
Der K,api!nn schäumte uno befahl
sür die nächste Nacht ein Kcsseltrei
ben. Er dachte dabei an Hassan el
Mochri und rief ihn.
Du hast schon Löwen geschossen,
Sergeant?"
Ja, mon capitain. ein Dutzend!"
Gut, du sollst heute nacht die
günstigste Stelle haben für einen gu
ten Schuß, verstehst du?"
Ja!"
Und die Prämie bekommst du
auch!"
Ja!" .
Als Hassan el Mochri sein Ee
wehr in Ordnung brachte, konnte er
den Gedanken nicht los werden, daß
cs kaum das Wohlwollen des Kapi-
täns gewesen war, das ihn an die-
sen Platz stellte.
Die Nacht kam. An einer ge
striippnmwucherten, halb bloßgeleg
ten Säule stand Hassan el iochri.
nachlässig und unaufmerksam, die
Büchse un Arm. Füns Schritte evr
ihm Doktor Hengelin, ausgeregt und
im Klaren darüber, daß er den Lo
wen absolut sicher fehlen würoe.
Dann 5kapi!än Drouot. womöglich
noch nachläfsiger als sein Sergeant.
Bor den dreien lag ein Gestrüpp,
immergrün uno stachelig, wie es der
Äiisle eigen ist. Und plötzlich kam
aus dem Gestrüpp ein Geschrei und
ein Klatschen lind Getöse.
Drouot nickte. Sie treiben den
Löwen! Hassan gib acht!" ries er
hinüber und zündete sich eine neue
Zigarre an. Aber der Sergeant
rührte sich nicht. Nur die ausge
regte Phantasie Hengelins wollte in
seinen Augen ein tückisches Glitzern
und Leuchten bemerken.
Naher und näher kam der Lärm,
bis er auf einmal abbrach. Einen
Augenblick war's totenstill. Tann
schoß etwas durch die Lust, gewaltig
und sandgelb, gerade auf die Stelle
nieder, wo Kapitän Drouot stand.
Der Löwe, um Gotleöwillen!"
schrie Henaelin und suchte vergeblich
sein Gewehr anzuschlagen.
Ein tieses, wütendes Knurien.
klang über den Sand und zwei
giüne leuchtende Augen funkelten ihn
an wie eine furchtbare Drobmig.
Der Löwe lag breit über dem Kapi
tan, im Vollgefühl das Sieges.
Hassan!" rief Hengelin wieder.
Aber der Zuave rührte sich nickst.
Uns plötzlich richtete er sich aus und
verschränkte die Arme über der Ärust.
Lassen Sie, Monsieur, es ist Al
lahs Wille! Nun wird das Blut
meines Vaters Nuhe sinden!"
Hengelin sah, wie die weißen A'.rn
äpfel befriedigt die Enernung nf
Ickien der Säule und bet :fil
i,. ' m,X
.
y dann
fvrfli, Stahl
pcu. yt.u
huschte eitX
vligte im
gräßliches Ge
1 aus und ein
fX folgte. Im näch
sten Augenblick rollte der Löwe, sich
dreimal überschlagend, in den Sand.
Hassan!" sagte Doktor Hengelin
und stand schaudernd dabei, wäh'
und sich der Kapitän ächzend auf
zurichten suchte.
Lassen Sie. Herr." sagte da
Hassan el Mochri wieder, da, wo
Sie stehen, ist die Grenze zwischen
meinem Bolk und den Beni Ham
mada. Kapitän Drouot war in mei
nem Land uno der Löwe verletzte
das Gastrecht. Ich sah's im legten
Augenblick darum mußte ich ihn
töten! Allah ist groß und das Blut
meines Vaters wird noch geracht
werden!"
Damit salutierte er vor feinem
verwundeten Kapitän und rief die
Leute zur Hilse herbei.
Briefschulden.
(Plauderei füe Frauen, von A. S.)
Es ist stLls ein böscS Wort, das
mit Sckulö ujamiiiciiliaiiat. ein
Wort, ha-i vtwas Oualcnöcö, Drul
tendes an sich hat, da, wo eö auch
ausgcjprochcn wurden mag, uk'iui.
ji'niuisse und reuevolle Gedanken
wach ru i.
,a. auch Briefschulden können
csiialen, können sich wie BeraMast
druckend aus die Seele legen. Auh
,,, mir Ptn 'N,,., n: tetn liebes.
alm anlchen hat uns aus der
mt emm reizenden Geschenk,
jaaen wir einem jelbstgearbetteten
Krügelchen, überrascht. ES waren,
als man das Krügelchen dem Päck
chen entnahm, jo warme, liebevolle
Gedanken gewesen, die ;n der güti
gen Spenderin hinüderslogen, und
halle man sich sosvrt hingeseyt und
,hr geschrieben, wie's einem um?
Herz war, so öankersüllt und srendig
erregt, die treuen Augen des lieben,
alten Tatitchens wären beim L'ejen
dieses Tanlesbrieses feucht getuor.
den, und die wellen Lippen hätten
glücklich, lächelnd vor sich hingeinur.
melt: Das gute Kind, wie es sich
aeirent bat."
Ja wenn! aber . . . daS hat
man eben nicht getan! Da ist
heute dies und morgen lencsoazivt
schen aetotniiien, bald ein Spazier
gang, bald eine wichtige häusliche
Anordnung die gelrossen werden
mußte uns unier keiner Bedingung
auizuschieben war. Der Haussrauen
pzlichlen sind rn so viele, was- Wun
der, wenn gerade die Herrin des
Hauses unter die säumigiten Äries
schretber zu zählen Pslegi. Nun ist
das Krügelchen schon mehrmals in
Gebrauch genommen und dadurch
ein wenig grau und unansehnlich ge
worden, man hat sich schon aus dem
Gedanken betrvnen, daß der alte
Kragen" wirtlich nächstens reis
siirs Waschsaß" sei.
In dieser Ltiinlnung soll man
sich nun hinsetzen und einen herzli
chen Dantesbries ftir daö entzul
tenöe Krügelchen" versassen? Wen
will es Wunder nehmen, wenn das
Schreiben dann kalt auSsüllt. der
Dank geivnnden und gezwungen
klingt, so daß die Tante, die den
eintreffenden Brief mit einein: 'Na,
enbüdi Es war aber auch Zeit!"
' iirMriii'i. ihn enttäuscht auö der
, $d legt, wenn sich selbst in ihrem
j friedfertigen Herzen ein leiser Groll
ccoen die undankbare Nutzte regt.
Hassen wir, daß er sich dort nicht
einnisten, daß nicht dieö briefliche
Berschnlden" innige Freundschaft in
bittere 7,eindschust lehrt.
Achnüch gehl es auch mit den
versäumten Geburlctagsbriclen und
Glückwunschschreiben.
Bergessen kränkt sa leicht und zei
tigt dann je nach Anlage und
Eharalter der Beteiligten den ver
waudnckaftlicheii und freundschaftli
chen Kleinkrieg, der sich b versteckten
Bosheiten und Sticheleien äußert,
cdcr die offene, scharfe Fehde, die
im rnbaiilliaeii Brücke endigt. Ein
um niedrere Tage verspätet einkref
fendcr Glückwunsch hat völlig seinen
Zweck verfehlt. Ta suhlt man denn
die Mt lierauZ, mit der cr zu Pa
pier gebracht wurde, das ärgerliche
Dem hätte ich ja beinahe zu gratu
lieren verneMen," womit der Brief
sckreibcr sich beeilt hatte, die Unter
lassnngssiinde noch in letzter Stunde
wieder ant zu machen, .ao lnrnr
ist auch Beilckuldeii. daö ein Bnes
veriiriackit. ES nimmt die ,;reuoe
vorweg, die dein Gedenktage gelten.
sich gerade an diesen euren islig iiei
ten sollte als den anserivalilken au
der Schar der übrigen des .abres.
Es len'',t wolil manche unter der
Lail der Briefschuld. siU an dem
7,ederl,a!ter kauend vor dein leeren
Bogen nd zermartert lv Hirn
mit der Frei,'?: schreibe ich
i'.ur? Ja, ivas n-ird denn der
Emvfängrr deS Brie'eö gern lesen
N'vllen? B'as mag ilmi deinen
Brief lieb machen können? Wer
sich diese Fragen jo recht eindring
lich vorlegt und dann versucht, sich
im Geiste den Fernen, an den man
daZ Wort richten will, in seinem Le
len und Tun vorzustellen, ob dem
nicht Stoss genug zuflösse, um da
int bei weitem mehr als die übn
e,i vier Seiten" iullen zu kon
.i?
, ScMcitr
Silberfchaiz n
Tcr
Pouipeji
Bei der Anögrabnn
'NiN i nnWtlh 10 JIHLXT?
4,'144U lil v;v'vv'v"--
fand man in den WiMsctja,
tnc das Skelett eines ManutX.
fci'laöeit ut dem baren eo,
Schniucksachen und dem Sitvergcr
des Hauses aus der Flucht znsa..
mengebrochen war i-
chreclllche Katastrophe, die im y
7'j v. Ehr. Pompeii velschunet
&$.,!., Irtrt mit hk'ttt Geicht ij
. UV ...,--"- -
gen die Erde, die tXK
Armbänder und eine ,
besaßt, ringsherum lag
Goldmünzen, und in
war der Silberschatz ni
ein Stück Zeug verpaa'
sich an einzelnen (Äesäßen das E
webe noch nngeuevt etyuiten ya
2er Schatz wurde bald nach seine
Entdeckung von dem Baron E. vo
Rothschild für eine halbe IWillio
tränten angelaust und bis ai
zwei auserlesen schöne Becher, dei!
oiwreninseum gesazentt,
Ter Schatz von Äoscoreaks m
saßt nicht weniger als 1UÖ 'SesK
und Geräte und gibt in seiner
nen Bollsländigkeit eine AnsckK
davon, was in einem reiche'
plantschen Haushalt ztrnt
der Tafel und zum Gbri
Tisch vorhanden Zu sein Psleg
fuidet man zahlreiche Kqsen
iintodiere und reiaicr der
Näpfchen und kleine Schulen)
Nankenwert umsponnen, ner,
zierte Tabletts, groyere
und Keller sur Speisen,
i, S,i n)rfiiejhillU"t(n'
t'i VCL jUJU-Wn.v i
ders reich sind in dein
Trinkgefäße vertreten. Sie ersch.
wer stets paarweise, wie ytuu. ,
der ilcit Alexanders des Groß
wertvolle Trintgefäsze fast regelnß
nia zu zweien hergestellt würd
Tie Becher gehören nicht alle i?
nicidien :ieit an, vielmehr lassen i
ältere und jüngere Gruppen lek
scheiden; ossenbar war der, letzte i
sitzer Sammler und teilte die ?Leid
sÄafl seiner Zeitgenossen füi: . al'
Silber. Ein unerschöpflicher Re
tnm künstlerischen Schafsens, c
Aiille von Erfindung und Schow
i hon 'Ti'fiir.ttinnrn biefer l
41 lll VU. w.,,.
ß'ße, die recht eigentlich im E
ratteristische des Schatzes bilden, k
Ein Becher z. B. schildert uns
Familienleben der torche
knorrigem Geäst haoen die
,Kre Nester gebaut. Reichte ;.,
rrnlen sich ringsum empor, uuo
Laub sitzen kleine Böget um z
schern ihre Lieder, iziii '-
die torchntuller mit tync . i
hungrig recken die tleiiien ..
die Hälse empor nach dem u f
Happen, den soeben der Bat er 1
vracht hat: aber im tonten ai-.
blick macht ihm ein anoerer .
seine Henschreckc slreitkg-.öii!0 . .
sie ihm ans dem Schnabel zu
ßcn; die zweite Seite des Bei
,eiat den ctorchetiunrcc, der
Feind ans dein Feld geschli.gen
wie er der lettitter ganinr oen
überreicht, waiirend der chwak,
ärgerlich zurückblickend, abzieht.
Leben der Wasservogel zu a)u
gehört zu den Lievlingsvorwi
der Kunst in augusteischer Zeit.
Während hier die lebendige N
ons intimster Kenntnis heraus
unverkennbarem köstlichem Ht
schildert ist. ist aus zwei au
Becherpaaren die rnauientit
Pslanzenleben entnommen. An
Crnameiilit' fniipjt die xnrite
eines weiteren Bcdicrpcmr an
der gleichen Feinheit und Frische
die Mcüern in vinpezi, ist hie
5lelief behandelt.
Ganz einzig ist der Sc!
zweier anderer Becher, die von
sang an das größte Interesse g
den haben und gewisz auch im .
ti,m zu den wertvollswil Glucke
Schatzes gehörten. Bei den, röw,
Gastmählern herrschte viels
von den Aegyvlent iiberko
und auch in griechischer Zeit i.
wenig geschmackvolle Sitte, be
Tasel die Nachbildung eines St
beruniaehen zu lassen, um durct
Hinweis auf die Bergänglichke,?
Gebens die Gaste zum sronliche
miß deö AngenblickS auszujo:?
Tiese Lehre ist in nberauö M
&n Weiie in dein , bildne
Zchmuck zweier Becher avHges
Beide Becher enthalten eine
Reihe großer Tkele'cke, ziv,sch
neu tutne reieue, mvuih
anderes, auch ijchn!teii eilig
sind, "i'liiloiepbeit nnö Sniitt
et,, die die S '.ekelte darsullei
die in Gruppen ziisanniieiisU
Diese kurze Uibersicht jib
Gesäs'.e des Fnnde? taai n.
nur eine ungesabre Bonl'u!
der Äannig'alliglit des tfni,
und dein Neichlmn ihrer ku
jchen (örjinduiig aeden. Al) n
(Semen i't sein Bestand iwc,i
nschäplt. Wie die Fnndinnji,
VnitrSrt rtsli 0 'iti 'L
jjlll, IL-IilVtli WWV ü.viwm
die Billa barg, nach de
Wirtjchaftsräiimen des K'l
samrnenaelrazen. So sau
auch anderes Gerat ;n
Taselsilvcr geriet. (Is v,xi)
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