Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 19, 1917, Image 7

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    Aufklärung. WaS war das für
e!n Mann, Ixn Sie eben die Treppe hin
unterwarfen?"
Mein Haüswikt, der die Miete ein
kassieren wollte.-
Sie sind doch erst heute eingezogen?"
eben ich zahl' pränumeraudo!"
Ein Pumpbruder. Sagen
Sie mal, gibt'S denn hier keinen Kell.
nerZ"
.Nein; das Bier müssen Sie sich da
an der Schenke selber holen!"
(0? daS ist aber unangenehm .-, .
da geht'S auch wohk nur gegen bar?"
Mütterlkcher at.
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.WaS soll ich tun. Mama? Der Leutnant vis-ü-vis starrt mich ununterbrg
chen an."
Siecht freundlich lvegschauen."
Geschäfteempfehlung. Den
geehrten Landwirten empfehle ich als
orzüglicheJ Düngemittel feinstes Kno
chcnmchl aus meiner neu eingerichteten
Dampftnochenmühle. Auch bin ich gc
gen geringe Vergütung bereit, den Her,
ren Landwirten, falls es diesen lieber ist,
ihre eigenen Knochen zu mahlen.
Kritik. Bei der Inspizierung eines
NcitcrRegiments erkundigte sich Fried
rich der Große beim Obersten nach seinen
Offizieren. Der Oberst äußerte sich
über alle sehr lobend, nur den Ritt
meister F. tadelte er und meinte, es
wäre ihm lieber, wenn er versetzt würde,
weil er saufe. Nichts war dem König
verhaßter als dies Lasier.
Während der Revue beolchtete der
König den beschuldigten Rittmeister und
seine Schwadron und fand zu seiner
Uebcrraschung, daß die Schlckdron unter
Führung des Rittmeisters in jeder Vc
Ziehung ausgezeichnet exerzierte, wäh
rend die Leistungen des Obersten Mittel
mäßig waren. Nach Beendigung der
Revue nahm der König den Obersien
beiseite und sagte zu ihm:
Weiß er was, sauf er auch!"
'Neuer Mo du. Muß bei euch
am Stammtisch Strafe zahlen, wer zu
spät kommt?"
Nein, aber wer zu früh gehl!"
Darum! Ob'S in der alten Römer
zeit wohl auch schon Universitäten acge,
ben hat?"
Unsinn damals war ja 'S Bier
noch nicht erfunden."
DaS letzte Wort. Bor einiger
Zeit war der pension,erte Sekretär k.
mit Tod abgegangen und feine Witwe
wurde vom Vcrlasicnschafisgcrichtc zur
Regelung der Angelegenheit vorgeladen.
Da kein eigentliches Testament vorhanden
war, gestaltete sich die Sache ziemlich
kompliziert, umsomchr, als 'die Witwe
auf die Fragen des Richters fast nie eine
befriedigende Antwort zu geben ver
mochte.
Endlich fragte der Herr Amisrichicr:
Aber sagen Sie mir doch, Frau Sekre
tär, welches waren denn die letzten Worte
Ihres Herrn Gemahles?"
Mein Mann hat überhaupt nie das
letzte Wort gehabt. Herr Amtsrichter!"
lautete die Antwort der fassungslosen"
Witwe.
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Baker: Ein Fünfzigpfennigstück hat der Junge verschluckt? O, dieser Lüm
mel was fangen wir da an er muß zum Arzt ein Brechmittel!"
.Vater, soll ich mal rauchen?"
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Warum sperren denn neuerdings die Bauern immer den Mund so auf, wenn
sie der Bader abspritzt?"
Ja, der hat jetzt so einen seinen Toilcttcessig, und den schlecken's so gern."
Großartig. Parvenü: Ich hab'
mir auch eine Art Hofmarschall zugelegt,
der vor meinem Erscheinen stets dreimal
aufstoßen muß.,"
Nicht akzeptierter Ein
wand. Mutter: Sie haben gestern
meiner Tochter einen Heiratsantrag ge
macht."
Studio: Da muß ich entschieden
berauscht gewesen sein!"
Das sind natürlich Verliebte immer."
Berichtigung.
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Ihr Bater war also Latcrnenanzün-
der?"
Nun ja, daZ heißt, er hats halt aber
auch ausgelöscht."
Mißtrauisch. Doktor (zu einem
Stammgast, der niest): Zur Gesund
hcit!"
Danke, aber Z glaub'S Ihnen net
recht, Herr Doktor!"
Verkannte Tätigkeit.
Fischereibesitzer: Was machen Sie
hier, wissen Sie nicht, daß es verboten
ist, hier Fische zu fangen?"
Angler 'der seit drei Stunden noch
kinen Fisch gesangcn hat): Ich fange
sie nicht, ich füttere sie bloß."
DievernünftigeMode. Der
Herr Gemahl hält seinem Frauchen eine
regelrechte Strafpredigt:
Mein Lieb, das geht aber nicht so
weiter den vierten Hut kaufst du dir
in dieser Saison. Voriges J-Lhr um die
selbe Zeit hast du erst den zweiten ge
habt!"
Aber Männi voriges Jahr wa
reu auch die Hüte noch einmal so groß!"
Irrtum ist keine Sünde.
Der berühmte Prediger MonsabrS an
der Notre-Dame-Kirche in Paris war
eben im Begriff die Kanzel zu besteigen,
als eine ältere Dame auf ihn zutritt und
ihm gcsteht, daß sie etwas auf dem Ge
wissen habe, was sie sehr bedrücke. Sie
habe nämlich heute lange vor dem Spie
gel gestanden und furchte nun der Eitel
teit anheimzufallen, denn sie habe sich
sehr hübsch gefunden.
Monsabrs sah sie lange an und meinte
dann ruhig und milde: Gehe hin in
Frieden, meine Tochter, du darfst beru
higt fein: Irrtum ist keine Sünde."
Aufklärung. Zwck Kompagnie
Chefs der eine, Graf A., von seinen
Leuten vergöttert, der andere, v. B., als
sehr strenger Herr äußerst unbeliebt.
v. B.: Wie machen Sie das blok, daß
Sie bei allen Besichtigungen mit Ihren
Truppen immer so gut abschncid.n?"
Graf A. (zögernd): Ja. daö kann
ich Ihnen leider nicht verraten, Käme
rad!"
v. B.: Aber wieso denn? DaS ist
doch kein Dienstgeheimnis!"
Graf A.: Das gerade nicht, ober es
ist es ist sozusagen persönlich!"
v. V.: Aber bitte, Graf, genieren
Sie sich doch nicht! Reden Sie doch
ruhig!"
Graf A.: Tja, wenn Sie's denn
durchaus wissen wollen! Vor jeder Be
sichtigung sag' ich zu meinen Leuten:
Kerls, wenn ihr euch jetzt nicht zusam
mennchmt und mich blamiert, dann
werd' ich abgehalftert und ihr bekommt
den Herrn Hauptmann v. B.!...Und
ich sag' Ihnen, lieber Freund, dann
reißen sich die Kerls zusammen wie noch
nie!"
B e a n st a n d u ng. In einer Stadt
besieht die Einrichtung, daß die Leiter
der Schulen über die notwendigen Lehr
Mittel eine Liste aufstellen und diesen
Wunschzettel dann der Gemeindezentrum
zur Begutachtung übergeben.
Als nun endlich eine Schule unter
anderem die Anschafsung zweier Mag
deburger Halbkugeln" forderte, bcanstan
bete man diesen Posten, da dies betref
sende Schulsystem noch keinen derartigen
Umfang angenommen hätte, daß die
doppelte Anschaffung eines Lehrmittels
nötig erscheine.
Mincralkur.
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Ich glaube, du bist auf Freiersfüßen
hierher gekommen, Vetter!"
Keine Spur; mir ist es nur um die
Kur zu tun!"
Eisen- oder Goldquellc?"
Aufklärung. Im Cass Zentral
ist feit fünfzehn Jahren ein alter Ober
kellner ein rechter Sonderling! Ser
Vierkellner und Pitkolo mögen noch so
flink bedienen, beständig brummt der
Alte, macht bitterböse Augen und
schimpft halblaut Vor sich hin. ,
Armer Pikkolo," fag' ich einmal, du
hast nichts zu lachen bei diesem Ekel."
O" beruhigt der mich der
meint uns nicht, der flucht bloß auf die
Gaste!"
Tcr kranke" Mnnss.
Faule Ausrede.
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Wollt ihr Malcfizbube wohl diesen
Lärm unterlassen, ihr wißt doch, daß ich
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Gemüsegärtner: Da hört sich doch alles auf. Legt sich der Kerl hier in den
Garten und verwüstet meine ganzen Bohnen!"
Betrunkener: Wissen S'. ich hab' mich nur an den Stangen festhalten wollen
und da sind s' umgefallen." - ,
GiinstiqeEinwirkuna. Auf
der Photographie hier haben Sie so ein
recht zufriedenes, sreundlias Gesicht!
Ja wi en Sie, bei dem Photogra
phen wurde gerade ein Spanferkel gcbra
ten, und das rieche ich so gern!"
Belebrun. Tin der nstnifiinn?
stunde länt der öerr Seraeant ien Ein
jährigen etoas tom Rhein erzählen.
Der Rhein entspringt in der Schweiz
auf dem Gotthard "
Mensch, unierbricht rhn der Herr
Seraeant in überlegenem Ton. ..der
Gotthard ist doch ein Tunnel, das könn
ten -,ie ais CiMyriger -aocr eigenluch
auch wissen!"
Ausnutzung. Sage mir nur,
wie das kommt, du hast ja jetzt fast jeden
Tag eine Essevei und Gäste bei dir?"
Ja, wir müssen das ausnützen, wir
haben nämlich jetzt eine großartige Kö
chin, die tritt ober In acht Tagen schon
wieder aus!"
Suggestion. Richter: Sie haben
doch schon gestanden, daß Sie die Unter
schrist auf dem Wechsel fälschten, und
jetzt behaupten Sie, der Bezogene sei da
mit einverstanden gewesen. Sind Sie
verrückt?"
Angeklagter: Ob ich vmilSt bin?
Herr Richter, das ist eine großartige Idee
von Ihnen!"
Dmgnsse.
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Ich kann mich kaum vom Platz rühren, Herr Doktor, so matt bin ich. WaZ ,
ist da zutun?" " " "
Ruhig liegen bleiben."
Ein stimmungsvoller
Marktbericht.' Heute ist wieder
Markttag. Vor dem Postgebäude quiekst
es aus acht Körben. Schöne rosige
Schweinchcn Wollen ihre kleinen Rüssel
herausstreclen. Und wie gut sie aus
sehen! Wie Grasenkindcr! Sind aber
auch teuer danach.
Von d r Schmiere. Sie müs
sen den eifersüchtigen Othello viel leiden
schaftlichcr spielen nicht mit einer sol,
chen Wurstigkeit!"
Entschuldigen S', Herr Direktor, da
hätten Sie eben die Rolle der Desdc
mona nicht meiner Frau übertragen
sollen
Aas ßi5e Leitchen.
Skizze von cenelotte winfelö.
An einem Maiiag kehrte Will Kemp
ten in die Heimat zurück.
Das hochzeitliche Leuchten auf Blume
und Blatt, das ihm einst das Geleit ge
geben hatte, hüllte auch heute die Stadt
ein. Die Sonnenstrahlen umschmeichel
ten wie damals die leis' zum Abschied
sich rüstenden Fliederblüten, die braunen
und blonden Köpfchen der spielenden
Kinder auf der Straße. Nur, daß es
ganz andere Kinder waren, als vor sie
ben Jahren. .
Will Kempten schaute einer allerlieb
sten, kleinen Brünette zu, deren krästig
geschleuderter Ball einen Höhenstreit mit
den alten Eschen am Wege ehrenvoll '.?
stand. Da sauste ein herrenloses Ge
spann die Straße herauf.
Die Kinder erkannten die Gefahr, i
der sie schwebten, und flüchteten in di:
Häufer. Bis aus die dunkellockige Ball
spielerin, die ihr purpurnes Spielzeug
nicht preisgeben wollte. Mit wchenpen
Röckchen lief sie hinter dem hurtig die
Bordschwelle herabspringcndcn Gummi
ball her. mitten hinein in das Verderben.
Jd der nächsten Sekunde würde die
Kleine wie ei zertretene Blume unter
den Husen der Pferde liegen.
Der Schrei einer entsetzten Frauen
stimme ' ein Ruf: Hilde !"
Will Kempten sprang ohne Besinnen
bon hinten auf den Wagen. Hilde
klang es Ihm in den Ohren. Sein Herz
klopfte in stürmischer Freude.
Der Sprung gelang. Die Pferde
bäumten sich unter der festen Hand, die
i!k Zügel ergriffen. Der Wag:n hielt.
Hilde hatte ihren Ball erwischt, und
rannte strahlenden Gesichts, als gäbe es
keinen Nachen des Todes, in den leicht
fertige, kleine Schmetterlinge flattern
können, in den nächst gelegenen Garten.
Will Kempten wollte vom Wagen
kletterr.' Da zogen die, schnaufenden
Pferde unversehens an. Ein Stoß
.
AIS Will Kempten zur Besinnung
kam. grinsten ihn vier nackte, weiße,
blankgcstrichene Wände an. Das Lin
nen des sehr hohen, eisernen BetteS roch
nach Lysol. Als er versuchte, den Hop
zu wenden, was ihm der vielen Bands
gen wegen nicht gelang, knarrte zu Häup
ten des LaqerS wie eine Wetterfahne die
blecherne Fiebertafel.
Also im Krankenhaus war er.
Will blinzelte matt vor sich hin. Die
weißen Kacheln neben dem Messinghahn
der Wasserleitung blendeten so, und doch
mußte der Kranke immer wieder hin
schauen.
Wie auf flimmernder Leinwand roll
ten sich darauf die Begebenheiten ob. die
Ihn vor Jahren aus der Heimat getrie
ben hatten.
Da war zuerst das Bureauzimmer,
dul.ch das manchmal wie ein Sonnen
strahl die blonde Prinzipalstochter
huschte. Alle Angestellten bis zum
kleinsten Stist" herab wußten, daß
ihm, Will Kempten. daS häufige Erfchei
nen der Blonden galt. Er hatte ja auch
beim .Alten" den größten Stein im
Breit. Bis zu dem Tage, an dem die
zehntausend Mark in der Kasse fehlten.
und nach längerem Suchen in Will
Kemptens Manteltasche gefunden wur
den.
Will sah in dem eigentümlichen Halb
schlummer, der ihn umfangen hielt, daZ
stille Leuchten wieder, das an jcneiti
Tage durch das Zimmer gekrochen war.
Es bildete eine kleine, gelbe Insel mitten
auf dem grauen Fußboden. Wahlschein
lich reflektierte der Wandspiegel die
Lichtstrahlen, die der iu Gewitterneigung
zur Rüste gehende Tag in das große
Fenster sandte.
Kleber die kleine Lichtinsel huschten die
Schatten der Suchenden. Will erinnerte
sich deutlich des Bedauerns, das er jedes
mal empfunden hatte, wenn das helle
Fleckchen im Dunkel versank, und der
Freude, wenn eS wieder zum Vorschein
kam. Sonst ließ ihn damals alles son
derbar kalt. Das verrückte Hin und
Herlaufen der Menschen, die Wut des
Alten" ! Hildes entsetztes Gesichtchen
nötigte ihm sogar ein Lächeln ab.
DieS Lächeln war noch auf feinen
Lippen, als man ihm die Kassenscheine
vorwies mit der komischen Behauptung,
das Geld in seiner, Will Kemptens,
Manteltasche gcfunden zu haben.
Erst, als er den Schmerz in HildcS
Augen sah. wurde er ernst. Und er er
klärte seinem Chef, daß er .natürlich'
das Geld nicht genommen habe. Was
man ihm natürlich nicht glaubte.
Mit Schimpf und Schande und unter
dem Grollen des einsetzenden Donners
jagte man ihn auZ dem Hause. Nie
mand war auf seiner Seite. Rechtser
tigen konnte er sich nicht.
So verließ er an einem Mailag die
Stadt. Das bräutliche Blinken im jun
gen Grün gab ihm das Geleite.
Ein anderes Bild! Wieder erfüllt von
einem Leuchten, das diesmal seinen
Quell in Freude hatte.
Der an jenem Gewittertag am eisrig
stcn nach dem verschwundenen Geld ge
sucht, trat eines Tages drüben in Frisco
in Well Kemptens Bureau.
Wie sich seine lange Gestalt in das
freundlich durchwärmte Zimmer schob,
die von schlaflosen Nächten und Gcwis
scnsqualcn zerstörten Züge vor Will
auftauchten, wußte der sogleich: Nun ist
die Stunde der Rechtfertigung gekom
men. Alle Ecgenstände ringsum blick
ten ihn noch einmal so hell und herzhaft
an: Sagten wir's Dir nicht, das Du
noch mal glücklich wirst?"
Das glaubte er nun selbst.
Hilde !" Weiter dachte er nichts.
In feinem überquellenden Glücksgefühl
konnte er auch dem reuig Gestehenden
nicht zürnen. Hatte der Arme, der auS
Liebe zu Hilde einen anderen zum Dieb
gestempelt, nicht tausendfach gebüßt?
Diese Hölle von Reuequalen, die er
durchkostet hatte! Nicht einmal feinen
Zweck erfüllte der Schurkenstreich. Hilde
wollte von dem langen Menschen nichts
wissen. Nun irrte, er seit Jahren im
Lande herum. Bis er's nicht mehr aus
hielt und zu Will Kempten ging.
Ein Knackcn an der Tür des Kran
kcnzimmcrs. Sie öffnete sich behutsam
und schnitt ri,. dunkles Jlcchtcck aus dem
im Schatten liegenden Korridor.
' Will sah es ungern. Er schwamm
gerade mitten in bezaubernden Lichtwel
lcn. Seine Heimreise wurde vorbereitet.
Kein Wort meldete der Heimat sein
Kommen. Die Selbstbezichtigung des
Schuldigen eilte ihm ja voraus. Das
genügte. Wie süß würde Hildes
Freude sein !
Die Kacheln der Wasserleitung blitz
ien und flimmerten, und die auf ihnen
gaukelnden Bilder gössen ihr Leuchten
über den stillen Mann.
Eine Schwester schwebte lautlos an
sein Lager. Können wir denn Besuche
empfangen ?" fragte sie, besorgt feine
Hand fassend. Die Mutter der kleinen
Hilde, der Sie das Leben gerettet haben.
möchte sich bei Ihnen bedanken."
Nichtig, einem Kinde hatte er das Le
ben gerettet. Daß er das vergessen
konnte! Und Hilde hieß die Kleine?
Ich will sie sehen," sagte er mit plötz
lich erwachender Lebendigkeit.
Während die Schwester das Zimm
verließ, fuhr er fort, sich das Wieder
sehen mit der anderen Hilde, mit sei
ner" Hilde, auszumalen. Wie die Röte
in ihrem holden Gesicht kommen und
gehen, .ihre Augen strahlen, die feine
Gestalt beben würde! Und dann dürfte
er ihr Haar küssen, das er immer fo ge
liebt hatte. Das Leuchten, das von
Hildes Blondkopf ausging, war der gü
tige Schein, der sein Leben erhellt. Im
Herzen hatte er's getragen all die Jahre.
Nun durste er's in Wirklichkeit wieder
sehen.
Ja. er sah es! An seinem Bett
stand Hilde in duftigem, weißen Kleid,
tiefe Bewegung in den Zügen.
Ihre Gestalt war nicht mehr ganz so
zart wie früher. Aber die frauenhafte
Fülle gab ihr nur einen neuen Reiz. In
den großen Blauaugen standen Tränen.
Ihre mühsam bekämpfte Erschlltte
rung wirkte störend auf Will. Warum
grämte sich das Mädchen? Nun war
doch alles gut. Sie hatten sich wieder,
und die Schatten verschlang das Leuch
ten der Freude. Da strahte es ja auch
in alter Pracht aus den schönen FKch
ten. die ihm der neidische Hut zur Hälfte
verbarg.
Nimm den Hut ab. Hilde." !at er.
Sie tat es. Dabei tropften ihre Trä
nen auf das Betttuch. Sie kniete schluch
zend am Lager nieder.
Zitternd fuhr Wills Hand über daS
seidenweiche Blondhaar. Wie bad' ich
mich .lach dieser Stunde gesehnt: Nun
soll unS nichts mehr trennen!"
Es war ihm, als würde ihr Weinen
heftiger. Das beunruhigte ihn. Und
plötzlich fiel ihm die andere ein, deren
Besuch die Schwester angemeldet hatte.
Du mußt aufstehen, Liebling. Eine
Frau, deren Kind ich gerettet habe
denk' nur, es heißt auch Hilde will
sich bei mir bedanken."
Sie weinte schweigend weiter, machte
auch keine Miene, sich zu erheben. Das
konnte Will in der eigentümlich lichten,
leichten Seligkeit, die ihn umfangen
hielt, nicht begreifen.
Nimm's nicht fo tragisch, Liebste.
Das bißchen Leiden, das ich durchge
macht habe, wird tausendfach durch diese
Stunde ausgewogen. Denk mal an den
andern, den armen Sünder! Der
kann niemals wieder froh werden.
Ja, es gibt eine ausgleichende Gerechtig
keit. Ich habe es in der Ferne ge
fühlt, wie Du mir treu bliebst. Und
nun sag' wieder, wie früher: Ich hab'
Dich lieb. Will" Bitte, sag' es, Hilde."
Ich hab' Dich lieb. Will!" Es
klang erstickt.
Will ließ seine Hand matt von ihrem
Scheitel gleiten. Das Sprechen hatte
ihn angestrengt, und doch fühlte er sich
unbeschreiblich wohl.
Die andere scheint nicht zu kommen,"
sagte er nach kurzem Schweigen. Die
Schwester läßt sie wohl nicht ein.
Was meinst Du? Gehst Tu mit mir
nach drüben, oder bleiben wir lieber in
der Heimat?"
In der Heimat!" echote Hilde mit
Anstrengung. Ihr Gesicht neigte sich
tief über seine Hand. Waren es die
Tränen allein, die die Glut in ihre
Wangen trieben?
Ihr holdes Erröten von einst," dachte
Will entzückt. Wie unverändert sie ist!"
Hilde!" rief er im Ton der Sehn
sucht.- Sie schaute aus verweinten
Augen zu ihm auf, verstand ihn und
preßte dunkel errötend ihre Lip
pen auf seinen Mund.
So süß konntest Du damals noch
nicht küssen," flüsterte er glücklich.
Aber mitten in seinem Glück fühlte er
eine Schwäche, die ihn wie eine große,
wachsende Angst überfiel.
Das Leuchten ist weg," murmelte er.
Hilde senkte erschauernd den Kopf. Ein
Sonnenstrahl tastete über ihr Haar und
ließ es golden aufschimmern.
Unverwandt ruhten Wills Augen auf
dcjn flimmernden Leuchten. Langsam
breitete sich ein Lächeln über seine Züge.
So fand ihn der Tod.
Die Schwester öffnete die Tür. Sie
führte die wild Schluchzende hinaus, wo
ihr Töchterchen, der leichtfertige, kleine
Schmetterling, auf sie wartete.
Kann ich dem guten Onkel nicht auch
danke schön sagen, Mutti?"
Das braunlockige Ding schmiegte sich
an Frau Hilde.
Nein, mein Kind, Du kannst eS nicht
mehr."
Die Frau dachte an daS stille Leuch
ten in dem Antlitz deS Toten. Ihre Er
regung löste sich in Frieden auf. ,
Das wenigstens hatte das Schicksal
dem Armen vergönnt: ein glückliches
Sterben! Für ihr Kind war er ge
storben, für daS Kind der Frau, die er
liebte.
Er hatte es nicht erfahren, und es
war besser so.
WaS er suchte.
Dem Floorwallcr im Warenhaus war
unter den Käufern ein Mann aufgefal
len, der suchend von einem Departement .
ins andere lief, und er beschloß, den
Mann anzureden.
Suchen Sie etwas, mein Herr?"
Allerdings, aber ich war nun schon in
verschiedenen Abteilungen . . . ."
Sie suchen wahrscheinlich etwas in
HeirenkleidcrnZ"
Nein, ganz im Gegenteil, ich suche
etwas in Tamenkleidern ich jiict;
meine Frau."
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