Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 28, 1917, Image 2

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    t
TSgNche Omsys 'ssriöÜNt.'
Herbst.
"Ke-tn wir die Werk der Dichter
!u:chb!ätiern. finden wir, daß kaum
t. -.i. andere IichreSzeit von ihnen so
LuS'ikbiq besunrien worden tst, wie
der Herbst. Bo die! jubelnde Töne sie
euer? für den Frübling und seinen
avm Zauber des WcrdcnS gesunden
m'datn, ihr reifstes und tret
fies Empfinden spricht doch auZ ihren
crrpstimmungen.
'Otrm die strahlenden Sommertage,
V,J" sich Zn Rosen r-ffHttM hcrben",
verübet und die heißen Schöpferwon
ren der warmen Jahreszeit aufgezehrt
fmd, dann kommen die kühleren Stun
drn stiller Betrachtung, die klaren
Her!sttae der Erkenntnis, die ernste
ert des Reifgewordenseins.
Die , junge Sehnsucht deZ Früh,
lings hat ihre Erfüllung im strahlen
den Sonnenreichthum deS Sommers
gefunden. Die Blüthe ist zur Frucht
xe'vorden. Die EntwiZlung hat ihr
Ziel erreicht. Die Bestimmung deZ
Werden; und Reifens ist vollendet.
Die Ernte ist eingetragen.
Wie in der Natur, so im Menschen-
Kben, und wie im Leben des Einzel
7Zen. s, im Leben der Völker.
Vielleicht wird auch für diese Erde,
für diesen Planeten, der unS so groß
und wichtig dünkt rmÄ der doch nur
einer der Himmelskörper ist, von denen
mmeKhlte Millionen das Weltall te
tfolfent, die Zeit der Reise und der
Hrfüllung frommen, wo alle irdische
Entwicklung ihre letzte Bestimmung
erreicht hat und die Erde sich wie eine
reife Frucht vom Baume des Alls lost.
2?5 wissen wir armen Mmchenkin,
t, die sich so werfe' und wichtig
tunken, von den letzten Dingen? Was
wissen wir von dem Ziel und Zweck
deS LeteS? WaS wissen wir von d
ü?kfiimnrung der Erde? Was wissen
wir von unserer eigenen Bestimmung?
O?er von uns bat i den Sinn deZ
SeinZ ergründet?
WaZ fragen wir nach all dnn 23e
fen und Unergründlichen, wenn der
jirnae Frühling sein verschwenderi
sches Kennen und Knospen ikber un
lsere seligen Sinne breit und unsere
Zune Schöpfersehnsucht in übercmel
l?nd?7n LebenSdransse den ukann
ten Weiten des DoseinS zustrebt?
WüZ fragen wir im glühenben
lSonnenbrand, in der wogenden
Arandung heißer Sommerfreuden,
ruf der Höhe des SchafsenZ, in der
ftiifle der Arbeit und des Genusses.
,,ah all dem was jenseits des golde
nen LsbensüSerflusses liegt?
Erst der Herbst, mit seinen gelSen
Vlattern und grauen Nebeln, erst die
falben Tag? des ersten Fr'ostelnS, da
rin die lchten fröhüchen Stimmen des
Erntefestes verklungen, leiten unZ
Xälfe aus stille Wege des NaÄ?enZens.
i'.e versteckten Quellen der Beschau
I'ceit, zu den großen Fragen nach
SPie und Warum alles Kommens und
Gebens ...
EZ war sicher km Herbst, als Hein
rich Heine mir dem ihm eigenen hiZh
Nischen Lächeln des Spötters und
dem tiefsinnigen Ernst deS Dickters
die alte Frage stellt: ,
.0 VH v.ti da? R,iths?l bta, Crten,
Sa imaRvU alle BäSkel,
in.sxübft sehen mrtmist Hiinvter gegrübrlt,
4 izrln in Hiersglkshniüen.
Hauvk in Turban imo !chwann Bvtt,
. rcuarpSa'.mn u? taukU nd
Arme, , schn.".d?nZe KenschenbSiwt
at mir, SedeikZet der Öfters?
hbünu ist et gf Summen 1 geht er DM
iuec wodur töa oben aus 8oiinn Stmrra?"
Und Herbst war
. Vnkwort kam:
eZ auch, als die
' ,M murmeln die SSefttn ffit 'es OSttmxmtl,
i ftw&et der '!"!, et fliehen die Öoitwi
! 4 blinken S' lerne, glej(5ai!t!g irni Iclt,
l.i'b ein 5!mi wartet aus iäiatoort."
, ... Wal ist das Leben artbers,
' als ein stetiges Wandern In das große
Ungewisse, aus einer Wandlung in
die andere, aus dem Keim zu htm
Samen. aus der Sonne in den Sckt-
i'ten, vom EMühen ins Tern!Zen.
Und wez erkennt das Wanderziel. betn
uns der Herbst näher fübrt? Wann
fksmmt für uns selbst die Zeit des W
Muffes? Auch das ist eine Frage,
Mt aus dem Herbstoefülil geboren
feird und Ausdruck im Dichtermund
xefund-en hat:
ßfflt iam Herkff: d'e 9vt wird frilfirm
, Ue
f! wfetf ?e?sel fcffwi dumvk i? Qta.
it Kirche suchen, liwast d'N WarderüsiÄ,.
r. ?i! t wirb kalt nd ?N.'er!eelen nabt,
i .' f.v'. t bsti &aab im bald somnrt ewi
i ' )ixm aEimr.
Wei lieb Freund, wann werben mr
j wobl windernl. . , .
er wie grau mich die Nebel sein
t ?ien, mit denen der HM die Natur
i d unsere Sedznken umspinnt, unter
c.? dem wclk?n Laub und dürren Ge
früri: keben doch die Keime künftigen
r.-ens tpritr, wenn wir aucb keine
1 -i'Trt auf die große Frcge des Wa-.
r-ns finden.
T-tcicvi Penru, bt Sritoet
vr r dr itr d?s
-1" r"frcr? ist, drr aern
' re-i r''n "nt TiSdent VlA.
' .'i singt., troftei in einem
yi'M leisem So'
- r r,- (,, f-,ir' ich hrirbe wek.
i i r ur?) Berqehen
. j:illveNÜgi 0auf4t."
Und Friedrich) Wckert. der den
- .üif!,'rii",Ting" gesungm.
- f?"tr t:t? empfunden, wie
r tu ?v.n"ch auch keim kahlen
".-'. rauch Ion seinen blüdenden
i.it i;;rt( Kcrtn er in sei-
HoM du rn Dagen u
tMi dir d bttlhsiik ,rtitM trat
Ärd der, HSsl dir rch tragen.
Lkdt wch der lsielrnd Wind nist vom
Btrau! .,
lZm zu sSmeicheln md koken.
v'vlrn rnt.iii- um Ä'ttfTurrc, lein
I iendi verZneut er di tftokrn.
t
LSht doch d sdlelend Wind nicht ttn
Strauch,
TU er ikin dSllig gelichtet,
lle. o Her,, itt ein Wind und tarnt,
Was wir geliebt und gedichtet,'
Und eine Dichterin auZ unserer
Zeit, Margarete Susman, klagt über
die welken Blätter des Herbstes:
i
Tie eiven WMs er wirk! von den
?er Uarm lftni nrir dn Reoen in' e licht.
In schwartn Wollen snrdt da, teie S.tut,
Oid sei)' vom set ist nicht Zeit u trülim."
Nach echter Frauenart widerspricht
sie aber selb dem hie? Gesagten in
der letzten Strophe des betreffenden
Gedichtes:
,,m dabei 1 Irnrtt de tnrrn:imml IsCei
Mir i:tn Weg, den niM4 mehr demmen soll,
Tut einem Land v?n neuen Träumen vell,
zu einem neu Lonimer sikwer Von Kosen."
Schwer, wuchtig, ernst, voll tiefem,
wehmüthigem Klang läßt . Emil zu
Schönaich Carolaih ein Herbstgcdicht
oustönen, in dem die ganze dunkle Le
bcnsfrage eine dumpfe, dunkle Ant
wort findet:
Wo?M nun V ti mit d tfa'.m Intien.
terlt der Herblt die grauc ?klichar!ine:
?oni Karten, der einst ,'n.tci1! eiruger,
Dringt SraStirst verdlUbter Balsamm.
mw TvtmA erkr kurh WTrt.M 'y.
A flammend Ulkt da silier im flomin;
InKeilen bauex Rttrm $arfe iacien,
35s mit bell der Sturm die Aüschied'!',.
jrSr adnt ti trflS:
wer m da Glück bei
Eren
kein HSlilt aS, den trögen nur binsern
Siech Ärbei!lSinorben und Kiimingkkintel.
Tenn all Bonn,, dt begedrrt werden.
Die Weit, drr Kujat. die brauen und dt?
tern,.
k!e wrnn TrtdSt und sind tat runde dunkel.'
Das klingt wie eine letdgkworden:
herbe Herbstnachtstunde. Ueber die
schnerniiichige ErZenntniS, die diese
Berse ,um Ausdruck dringen, mag ein
anderes Herdstgefüchl'' seine hellen
Lieder breiten, in welchem Karl Ve
rock auch im Scheiden und Verscheiden
nock, Sckönheit empfindet.
Und damit möge diese zeitgemäße
unzeitgemäße Herbftbetrachtung, diese
Friedensstimmung im Kriegsgetöse.
ausklingen:
Mber Gkan her Sonnr!
WoHeS WrnnielWrnf.
Won derklunoener Wonr
Zträmnet sttll dir Ku'.
kln der setzten Rs,
k,gset leden?tatt
da? ketzle, Xct
Vletche klulnenbkatt.
PJoftKTW SntsSrben
Si4t NS durch den H!
Zkuch Ba,ekn irnd Sterben
Töncht mir küß u fein."
Konrad Nies, im .Colo. Herold".
Das Bajonett als Waffe.
i
Tas Traufgärig erthum mit dem kal-
tm Stahl hielt nicht dem Schützen
ftuer stand. Japaner-Erfolg.
Der Bajonettangriff von Roose
Veits Rauhreitern bvi San Juan
Hill. Eine Schreckemswasfe.
t-
K cl..w VS.kWM,kB,
Feldmarfchall . Graf Merander
Wassiljewitsch Suworow-Rymnikski,
bit kurz vor der napolconischen Jahr
hundertwende hei Cassano, Tredia
und Novi die Franzosen mit der blan
ken Waffe zu Paaren trieb und dafür
von seiMM Zaren mit dem Titel ei
nes Fürsten Jtalijski belohnt wurde,
hat die Kugel eine Thörin, dasVajo
nett allein weise genannt. Was der
alte tapfers Haudegen und fein Nach
ahmer Tragomirow den Negimentsrn
des Gospodar anempfohlen und ein
gedrillt hat, steht diamentral der
LeÄe des ersten Napoleon gegenüber:
.Le feu c'est touf!"
Tas' Draufgängerthum mit dem
kalten Stahl, das in der Po
Ebene zum Erfolgs geführt hatte,
schien als K'ricgsmittel genau hundert
Jahre später am Spionkop und bei
Magersforitein völlig abgewirthsäxif
tet zu haben, mit dem Erfolg des
Schützenfeuers so sehr und allein der
Tatti! ?!apoleons reckst zu geben, daß
noch während bes Burenkrieges die
Abschaffung des aufzupflanzenden
TeitongMehreS von scheinbar beru
fenster Seite in mehr als einem Heer
gefordert worden ist. Aber sckon der
rufsisch-japanische Feldzug hat denen
recht gegeben, die vor einer Verallge
meinerung der eigenartigen Verhält
nisse des südafrikanischen Teldts drin
gend warnten.
Gerade die Gegner her Russen wa
ren es. die nach dem sckMnlxiren Anti-Suworom-Jntermezo
von 1809 bis
1902 die alte Lehre von der Weisheit
des VaionettZ zuerst wieder in die
Wirklichkeit umsetzten. In den wie
derholten Nachtgefechteit des Kriegs
in Ostasien heftete das japanisch Ba
jon?tt im letzten entscheidendeil An
smrm mehr als einmal den Sieg an
die Fa'men des Mikado. Ein Augen
zeuge erzählt von der Erstürmung
des Sankuaischischan durch die 10.
Twision in der Nacht vom 10. zum
!l. Oktober 1804. daß es aus der
ganzen Linie zu einem erbitterten
Kampfe Mann gegen Mann gckom
wen sei. Schließlich hat dort die über
legone Fechtausbildung der Japaner
die Russen ,um Rückzüge gezwungen.
Gerade wie bei Le Bourg'.t am 30.
Oktober 1870 hat 34 Jahre später um
dal Schihodoif ein Stunden langer
HÄiserkamdf getobt m,t Verlusten
durch das Bajonett, die da! Wort vom
Niedergänge der blanken Waffen w
einen blutigen Hohn anmukhen lassen.
2)' alten Samurais, ver Flamin ve
4.;.
Kriegerkaste, waren für Zchküdungen
aller Art nicht minder begnjtert als
etwa die Italiener des Cinquecento,
die große öffentliche Turniere mit al
lerhand Handwaffen abhielten. Dieser
Sport ist in daS Äolkshcer der Tenno
übernommen worden und hat feiuen
besonderen Theil zu dem Erfolge von
1304 und 1905 beigetragen.
Trotz der vorbereitenden Entschn
dung, d sich mittelst der weittraacn
den kleinkalibrigen Gewehre schon uns
große Entfernungen abspielt, tritt das
eigentliche Zusammenbreckn der
feindlichen Widerstandskraft erst in
dem Augenblick ein. wenn die alitzern
den Bajonette in dem blanken Stahl
den eisernen Willen zum Sg wider-
Ipregeln lassen. !tticht nur die ischlach-
tcn des siebzehnten und achtzehnten
Jahrhunderts mit ihrer roheren ,'toh
taktik sind durch den Sturmangriff
entschieden worden. Bei Ehlum uns
Rosberitz. Bet Weißenburz, Wörth und
in den Kämpfen um Metz hat der An
lauf mit dem Bajonett überall die ei
gentliche letzte Entscheidung gebracht.
Der verstorbene Gesandte bei den
Hansastädten Graf Götzen, der IM
als GardeUlanen-Oberlcutnant das
amerikanische Okkupationsheer nach
Kuba begleitet hat, wußte sehr an
schaulich von der Schlußphase des hei
ßen Junitages von San Juan Hill
plaudern, als Oberst Theodor Roose
velt, seinen Rauhreitern vorauseilend,
gegen den linken spanischen Fiiigcl
vorstieß und mit gefälltem Getvehr die
letzte spanische Stellung vor Santiago
de Cuba aufrollte.
An den Karrasbergen sind die Wlt
bois und Hottentotten in den schweren
Aufstandsjahren "von 1905 und 1906
wiederholt nicht der deutschen Schieß
fertigkcit, wohl aber dem Stoße qewi
chen, der hinter den drohendm Seiten-
gewehren der deutschen Reiter sap.
Neunzig vom Hundert aller Verwiln-
düngen der Kriege der Neuzeit gehören
der Kugel und dem Artilleriegeschoß.
nur zehn Prozent schlägt die blanke
Waffe. Trotzdem sind alle Heere, die
eg mit einer Verkürzung oder gar Be-
seuigung deZ Bajonetts oder des Ner-
tersäbels versucht haben, reumüthiz
Verbreche sd Wahnsinn.
Von Cefare Lombroso.
Es ist heutzutage nicht so leicht wie
früher, als Prophet aufzutreten, noch
schwerer aber ist eS, wenn man
prophezeit, die Leser oder Zuhörer
zum Glauben zu zwingen Trotz alle
dem gibt es Vorauösagungen, die
nicht auf die mehr oder weniger
glaubwürdigen und unglaubwürdi
gen Eingebungen gestützt sind oder
gar auS Geisternnmde verkündet wer
den, sondern die nichts weiter sind al
die logischen Folgerungen, die man
aus den lesteinden Prämissen zieht
und die daher zweifellos Anspruch auf
VeMung und Glaubwürdigkeit ha-
den.
Wenn wir zum Beispiel die Be
baupwng aufstellen wolltim, daß es
in absehbare Zeit iin Verhält
niß zur Bevölkerungszisfer fünfmal
mehr Wahnsinnige geben wird als
jetzt, so ist daS nichts als eine sratiM
sche Deduktion aus den Zahlen, die
unS die civilisierten Länder heutzuta
ge bieten.
acobl weist nach, daß die Zahl der
Irrsinnigen in Frankreich in 43 Iah
ren um 53 Prozent ftn'g, wahrend nn
gleicheii Zeitraum die !icvölkerungs-
zahl mir um 11 Prozent gestiegen ist.
In Italien grrb es im J,hre ISHO
17,471 Irrsinnige, und 27 Jahrs
später zählte man w dem italienisäxn
Königreiche nickit weniger als 45,000.
'In England kamen im Jahre 1889
auf je 10,000 Einwohner 1 Irre.
$rn Jahre 1893 war diese Zahl schon
auf 29 gestiegen.
In den Vereinigten Staaten
wuchs die Vevölkerungszahl in 30
Jahren um das Doppelte an, die Zahl
der Irrsinnigen aber um mehr als
das sechsfache; denn sie stieg von 15,
610 auf 95.998.
Diese erschreckenden Zahlen sind
leider nur allzu verständlich: denn die
Gründe, die den Irrsinn zur rolge
haben, werden immer stäckr und
häufiger und mannigfackxr.
Der Orient uberläiweinmt uns mit
iVinptri siriiiirn und fctncm .Hascblck:
?ur ursprünglichsten aller neuzeillichen r rhrn urovas aibt hem Süden
Trutzwaffen zurückgekehrt. Hat doch ungeheure Mengen seines Mutter
,vgr napouvn imm eyr,alz vom j fgz.Z nd der Suden anrlt ms
zZeuer. das alles sein soll auf der Rooancbe di'm Norden seinen verdor-
Brücke von Lodi in den Wind geichla-
gen und selbst einen Sturmlauf fei
ner Bataillone angeführt.
Es gab damals und giot heute noch
Gefechtsmomente, wv die beste und ge
sckniltesie Feuerkraft vor der physischen
Kraft und ihrem bezwingenden Ein
druck zurücktreten muß. Vor noch
r.icbt vielen fahren ist man darum
ouck, in Frankreich ernsthaft dem Ge
danken nähergetreten, die nichtberitte
ncn Offiziere mit einer Art von fride-
rrzianischem Spontcn, mit einem
Spieß auszurüsten, der Form und
Größe eines Alpenstockes hatte und
dessen lange, starke Metallspitze die
dünne, kurze Säbelklinge ersetzen soll-
te. In den Bulgaren, die bei Kir!i-j
lisse, Lü!e - BurgaZ und Tscherlu ihr
7!a nochc . den Ruf nach dem Mes
ser, erschallen ließen, muß so etwas
wie von dem patriotischen Berserker-;
thurn der prußischen Landwehren von
Haaelberg und an der Kotzbach gelebt
haben. Bei dem märkischen Stadt
chen und bei Liegnitz hielten im Au
ausi 181z der Kolben und das Ba
jonett.die gleiche furchtbare Ernte un
ter den Franzosen wie eben der Aata
gan der Ferdinand - Regimenter unter
den Redrsz des Eroßberrn. Junge
russische Regimenter sind mehrfach in
diesem Kriege, da die Gewehre fehl
ten, mit Stangen, an deren Spitze.
Messer gebunden waren, gezen den
Feind vorFe?angen. und auch sonst hat
daz Bazonett im Osten. Westen und
Süden Europas während der letzten
drei Jahre häufig eine entscheidende
Nclle gespielt. ,
Funkelt der erbarmungslose Stahl
von Bajonnette ein paar Sctitte nur
vor dem Auge des Besiegten, dann
kehrt die Kriegskunst zu jenen ebenso
einsacken wie furckibaren Formen des
Alterthums und des Mittelalters zu
rück, die ein Ringen zweier Kegne?
bis zur allgemeinen Vernichtung
durchführen ließen, mo Niederlage und
Tod gleickbedeutend waren. Vor der
blanken Wafse geht der Aasse Schre
cken einher! Ter ist das Geheimniß
ihres neuersiandenen Erfclges.
Otto von Loßberg.
Die Händesprache.
Hab' ich gehört, Tulpenstiel, Tu
bist gefalle' in de' Rhein und bist
geschwomme' wieder 'rcrns. Sag' mer
nor, wie haste das gemacht? Tu
kannst doch net schwimme', Salo
mon!" Nu', wie werd' ich das
gemacht hawwe? Ich habb' geredd
un' habb' geredd un' da war ich
gerett.'"
Beleidigt.
Ein im Gebirge liegender Mar?t
flecken wurde nach langem Petitionie
ren zur Stadt erhoben. Soinmer
frischlerin (nach mehrerm Monaten
zum Bürgermeister): Sie haben
hier eine herrlickze LandluftZ"
Bürgi-rmeister: ..Bitte, gnä Frau
Ttadtluft Stadtluft l"
S p a h n e.
Freundschaft bleibt schönen Frauen
in der Regel versagt, oenn sie haben
l . - l I . r i! ... Vmmm. I ...0 V , V- ffir4-9
n -rrri v&AftAPi wwswMJ&emMsi
benün Mais, die alle in sich das töb
lichc Gift für unsern Geist und unser
Hirn tragen.
Nun füge man noch den höllischen
Wirbel hinzu, in den der Mensch jetzt
durch das Hasten deZ Lebens gerissen
wird, und der ihn arbeiten und ar
beiten und immer arbeiten läßt, bis
auch die stärkste Energie aufgebraucht
und die widerstandsfähigsten Kräfte
erbrochen werden; und man nehme das
Ruhelole dieses Lebis hinzu, das die
Ruhe nur findet, wenn sie längst schon
zu spät kommt, und denke an all die
horrenden Arbeitsmengen, die jeder
schaffen muß und die, wie Beard sagt,
jeden Amerikaner schon in einen Neu
rastheniker verwandelt hzien und
auch jeden gebildeten Europäer dazu
machen, von welch letzteren schon
pelin sagt, daß er zu diel Nerven und
viel zu wenig Nero hat! Vielleicht ist
am dieie r cvovninq. oie :cr in ver
Deqenerationsvererbung zeigt, zurück-
zuführen, daß wir, in den letzten Iah-
ren das Kolorit deS Wahnsinns sich
merkwürdig verändert sehen, und daß
wir diese Veränderung im nächsten
Jahrhundert zweifellos noch prcnon
zierter sehen werden. Es verschwinden
nämlich allmählich jene elgenthumli
chen Fälle von Paranoia, Melancholie
und Holluzinationen, die früher so
häufig waren und unfere Jrrenanstal
ten mit so viel Fürsten, so viel Ge
nies, so viel Erfindern und so viel
eingebildeten Opfern von Jesuiten-
nd Freimaurer-Verfolgunaen über-
Völkern. Jetzt treten dafür imrmr mehr
jene verschwommenen Formen auf, die
ivir geistige Zerstreutheiten' und St?
rungen nennen, oder jene frühen
Wchnsinnsformen, die im Jugendaltn
auftreten uiÄ eine Mschsorm der eben
zencknnten ZerstreutheitZstörunzen mit
den altenFormen derMonomanie und
Melancholie bilden, durch die, die
Grenzlinien dieser vollständig ver
wischt werden. Di: Entdeckung diese:
Form verdanken wir dem großen
Teutschen, Kräpel in, obwohl sie schon
vor ihrer Entdeckung, d. h. vor ihrer
ErZennung, Opser über- Opfer gefor
tnthat.
Im Gegensatz zum Wahnsinn wird
das Verbrechen sowohl an Zahl wie
an Größe und Intensität immer niehr
abnehmen. Wer die Verbrecherstati
stik von Mitteleuropa studiert, würde
sowohl in London als in Genf zu zie
hen. wo man niit allen Mitteln ver
sucht hat, dcm Verbrechen energisch
zu Leibe zu gehen und ihm nwglichst
den GarauZ zu machen, ein Versuch,
der, trotzdem es sich um große Ccn
tren des BerbrahcnS handelt, dennoch
einen günstigen Erfolg zu haben
scheint. Und wer nun das alles in
Rechmung zieht, der wird ohne viel
Mühe prophezeim können, daß im
nächsten Jahrhundert die Zahl ' der
Verbrechen ganz außerordentlich ab
genommen haben muß, wobei aller
Kings nickt zu jiberseben ist, daß sehr
viele Verbrecher infolge unserer weit
ausgedehnten Kenntnisse des Wahn
simis und der psychischen Erkrankun
gen ihr ganzes Leben lang in Irren
Häusern oder in Jrrenreservationen
eingeschlossim sein werden. Diese Art,
die Verbrecher unschädlich zii machen.
wird der Menschbcit aber zum grosz
ten Nutzen gereichen, da eine weitere
Vererbuna des Uebels dadurch un
möglich gemacht werden wird.
Wie ei Bildwerk entsteht.
Von Karl Felix Wslff.
Wenn Ui. "..-je eine Marmorstatue
betrachtet, ist er wohl meistens der
Meinung, der Künstler habe einfach
einen Skeinblock genommen und mit
Hilfe geeigneter Werzeuge das Bilo
werk herausgearbeitet". Nun liegt es
aber in der Beschaffenheit 'des Ster
nes. daß sich gar nichts mehr machen
läßt, tonn man nur an einer einzigen
Stelle zu tief gehauen hat, so daß selbst
nn geübter Bildhauer jedes Werk
mehrmals beainnen müßte, weil es
eben ganz unmöglich ist. ohne gcnü
ende Anhaltspunkte das richtige
Maß nicht zu überschreiten. Ganz ab
geseben von dem ArbeitS- und, Zeit-
Verlust, wurden nun auch die Kosten
ins Ungeheuerliche anwachsen; selbst
in Tirol, wo du Laser Marmorbruch
las feinste Material auZ erster Hand
liefert, schätzt man einen Kubikmeter
Marmor auf 400 Kronen; größer:
Blöcke sind unverhältnismäßig theu-
rer.
Um das Verhauen der kostbaren
Blöcke möglichst zu vermeiden, machten
sich daher die Künsiler schon in frühe
ren Zeiten ein möglichst genaues Mo
dell aus billigem Stoff, z. B. Ton.
und betrachteten dieses genau, während
sie am Steine arbeiteten. Später er
fand man die sogenannte praktisch:
Methode: man umgab das Modell
mit einem Gerüste und überzog dieses
mit Fäden, so daß eine Art Käfig ent'
stand, der genau die Gestalt und Gro
ße des anzuwendenden Blockes haben
mußte. Auf diesen ,eichn:te man dann
ein System von Linien, welches genau
jenem Gitterwerk ntsvrechen mußte,
und nun achtete der Bildhauer daraus,
daß er sich beim EinHauen von jenen
Linien nicht weiter entfernte, als der
betreffende Punkt des Modells Mi den
Fäden entfernt war. Als? immer noch
eine sehr mühselig; und unsichere Ar
beit, die eine außerordentliche Ge
schicklichkeit verlangte.
Besser war die .akademische Meth?'
de" von Alberti; dieser befestigt: übe:
seinem jeweiligen Modell einen Rah
men und hing an zähen Bindfädei
Bleigewichte daran auf, welche er so
weit herabließ, daß sie die wichiigflen
Eckpunkte des Modells gerade berühr
ten: dann wurde der Block unter einen
vollZemmen gleichartigen Nahmen
gestellt und dieser mit Senkloten von
genau entsprechender Länge behängt:
nun hieß es den Block so zu bearbei
tcn, daß die Gewichte, welche anfan?Z
regellos auf ihm herumlagen und sich
an feine Wände anlegten, frei schweb
ten, gleich jenen drüben an dem Mo
dell. DaS Vertheilen der vielen Ge
wicht: war freilich Zehr schwierig, doch
ließ diese Methode bereits eine mathe
inatiscb Genauigkeit zu. wenn man
nur das Prinzip peinlich und unent-
,.u,,.. t3 ffi;,;t, f,fs,n
schraube gibt daS Maß an.
Wie man sieht, ist diese Arbeit im
mer noch sehr mühsam, aber wenig
stenö geht daS Abmessen schnell und
genau von Statten und der Künstler
kann die Arbeit deö AuShauens einem
geschickten Gehilfen überlassen, em die
Punktiermafchinen auch in den schwie
rigsten Fällen sichere Anhaltspunkte
gibt. Nun schreitet daZ Hauen vor
wärtS, bis der Block allerdings nur
roh, aber in den wichtigsten Punkten
haargenau die Form dS Modells
angenommen hat. Alsdann beginnt
das Ausführen: mit Zahneisen,
Schneideisen und Raspeln verschiede
ner Größe und Gestaltung werden alle
Unebenheiten ausgeglichen. Manche
Bildhauer bedienen sich sogar des
Pveßluftmeißels, eine? von kompri
mierter Luft bewegten Werkzeug, das
einen Hub von 2 bis 3 Millimeter hat
und in der Minute 12,000 schlage
macht, während bei Handarbeit nur
etwa 100 Schläge auf die Minute kom.
men.
Endlich wird das Bildwerk w't
Bimsstein geglättet, und eS ist nun fi?
und fertig; bald darauf fesselt eS wohl
auf einer Ausstellung, auf einem
fentllchen Platze oder in einem Prunk
saale die Blicke der Besucher, während
das mit Punkten bedeckte Modell ver
gessen in irgend einem Schuppen oder
Keller steht.
IM .
Die Bauer in Litauen.
wegt beobachtete. Das Prinzip selbst
war eben durchaus richtig. daS danach
eingnlichtete Verfahren aber lsngwie
rig und schwersällig.
Erst als der Berliner Bildhauer
Toderenz die Punktiermaschine erfn
den hatte, da wurde es möglich, nach
irgend einem gegebemn Modell rasch
und sicher zu arbeiten. Diese Ma
schine besteht aus dem sogenannten
Punktierkreuz, einem mit drei Spitze
versehenen Rahmen, auf welchem eine
vierte, in jeder Richtung beweglich:
Spitze angebracht ist. An dem Mo-
hoff fuVrrnrni mnn hrr'i fvi!inttt:irtlf
Vtt W ,(.11 .,. ar iyH.,,j,ttfl.. j
und setzt auf diese das Punküerkreuz j
mit seinen drei spitzen; dann eorjur
auf den ersten Blick allerdings diese! man den beweglichen Taster auf irgend
rosige Voraussetzung nicht verstchen, j einen gewünschten Punkt, und zwar
denn die ganz schweren Verbrsckjen. j muß er diesen berühren. Der Taster '
d. h. Mord und Todtschlag, haben gleitet in einer Führung aus und ao
zwar ein klein wenig abgenommen, , und kann nach Belieben fchgeschraubt
aber Tiebstahl, Betrug und Fälschun j werden; andere Schrauben oienen als
tark'.erung und laen erkennen, wie
gen haben i:n ganzen so außerordent
lich zugenommen, daß sie in den letz
ten Jahren auf beinahe das Doppelte
stiegen. Ter Zahl nach sind also die
Verbrechen jetzt noch nrnner in der
Zunahme begriffen. Wer aber ge
nauer hinsieht, wird trotzdem zu dem
von mir angegebenen günstigen Re
fultat der Zukunft gelangen, weil er
die Verminderung der kapitalen Ver
brechen in Australien mit in Rechnung
ziehen wird und nicht nur der Kapi
talverbrechen, sondern der Verbrechen
überhaupt. Und ebensowenig wird er
es unterlassen, seine günstigen chlus
In den Dörfern giebt eZ nur unpassir
bare Wege. Schlamm und
Schmutz. Die Häuser in Litauen
weisen selten mehr als einen ge
meinsamen Raum auf. Primi
tiv: Gebräuche. x
Unwillkürlich fahren alle Wagen
langsamer, wenn sie sich einem litaui
schen Dorf nähern. Schon der Stra
ße halber, die hier gewöhnlich noch
schlechter als sonst wird und in ihren
Löchern nur nach acht Zagen ununter
brochenen Sonnenscheins austrocknet.
Also fast nie unter diesem wcch
seloollen Himmel. Der Bauer in
Litauen kümmert sich nicht viel um
die Wege. Er überläßt sie den
Hühnern, dem Bieh und den Leu
ten, die in der Welt herumfahren statt
zufrieden zu Hause zu bleiben, wie r.
In seiner Hütte oder auf der Bank
vor ihr zur Sommerzeit, ist es viel
gemüthlicher alZ auf der schmutzigen
Straße. Um die Außenseite seiner
Hause'- kümmert er sich nicht. Holz
kann nur durch Farben verderben,
denkt er. und. so überläßt er seine
Hütte ruhig der Witterung und der
Bräunung der Zeit, die weniger die
Reinlichkeit als den StimmungSreiz
seiner Dörfer fördert. Seht sie euch
nur an, seine Hütten, wie sie vertrau
lich bei einander stehen, die dicken
Strohdächer über ihre schwarzen.
kretternen Wände gestülpt. Wiege
müthliche, bemooste Häupter schauen
seine Häuser auS. So wohl, wie sich
das Kind in seiner hölzernen Wiege
sühlt. die hier in der Stube meist an
der Decke hängt, damit sie leicht ge-
schaukelt werden kann, und so fried
lich, wie sich die Toditn in ihren höl
zernen Särgen ausstrecken, erlöst vom
Hasten und Wähnen, so behaglich lebt
sich der litauische Bauer in seinem
Bretterhaus aus. Es hat meist nur
einen Raum, der ihm als Salon, als
Wohn- und Schlafzimmer wie als
.Hüchc dient. Wozu sich daS Leben
durch unnützes Arbeiten erschweren,
sagt er. Einen einzigen Ofen anstecken
und im Winter anhalten zu. müssen,
genügt für den Haushalt. Selbst in
der enne theilt er gern mit seinem
Nachbarn, an dessen Haus er der
Wärmeersparniß halber dicht ange
drängt wohnt, um die Last deS Reine
segens nur halb zu tragen.
Ueber die Zeit, wenn gemeinsam
gedroschen und daS Korn auf der siel
nernen Handmühlg zermahlcn werden
soll, einigt man sich kameradschaftlich
untereinander. In der einzigen Stuoe
seines Hauses darf der litauische
Landmann schalten und walten wie
ein König. Er schläft meistens nicht
wie der russische Bauer oben auf sei-nen,-Ofen.
To kalt wird eS hierzu,
lande nicht und der Platz droben mßt
sich ausnutzen. Aber er rückt seine La-
gerstärke wie die seiner Kinder mög
lichst nahe an den warmen Herdplatz,
auf dem in den Winternächten, wenn
der Wind durch den Schornstein stößt,
ein rotheS Flämmchen zu Ehren der
alten, litauischen Lichtgottheit spielt.
Tie Bettdecken, unter die er sich nit
seiner Frau und seinen Kindern hüllt,
hat der Litauer selbst gesponnen und
gewebt. Auf dem Webstuhl, der fast
in jedem BauernhauS am Fenster
steht, und der mit traulichem Gcklap
per, daS ähnlich klingt wie daS der
weit der Taster vorgeschoben worden
war, bis seine Spitze jenen Punkt des
Modells berührt halte, 'e dr'l
Hauptpunkte müssen nun auch auf den
Block übertragen werden, und zwar ist
duSs eine grundlegerrde Arbeit, so
bald man nun an dem Modell einen
vierten Punkt abgemessen hat. stellt
man das Punktierkreuz auf die Haupt
punkte deö Blockes und schiebt den
Taster vor, der alsbald an den Stein
stoßt; es muß also so viel Stemmalse
Störche auf seinem Dach, da! Dach
zu seinen Hosen, wie zu den Röcken
seiner Ehehälfte und seiner Tochter,
zusammengeschlagen hat. Auch seine
Hemden, die vorn auf der Brust wie
an den Armen mit einfachem Zickzack
muster bestickt sind, hat er selber ge
spönnen. Aus seinem eigenen Flach,
den seine Töchter am Spwnftuhl.
dessen Rädchen wir von der Industrie
verscklungenen Menschen nur noch w
alten Theaterstücken schnurren hören,
geschickt zu drehen wissen. Auch seine
weggehauen werden, daß man den Ta
sler ebenso weit vorstrecken kann, wie
hrÄR fi MM; i VzttwVM?MtM jLWrtWsMzd,
lonkrüge und sein Geschirr hat er ge-
hast meisterlich zeigt sich die Voll!
kunst der Litauer ober in den Jucsi.is.
den geknüpften, farbenfrohen Bänoccii.
die der Mann um seinen Gürtel ur.o
tie Frauen um ihren Hai oder in ut
Haar geflochten haben. Man begreift.
daß in der Heidezeit zwischen etn'.rl
nen Stämmen um den Besitz sol.r.
besonders schöner Wnder Kriege und
Schlachten stattgefunden haben. C:"4
verlockend lachen einen manche diicr r'
Gürtel an, die gleich bunten Vlumcn. '
wie sie einst in steiler Schrift iijtt ,
Priester in iai Holz der Baunie' ,
schnitten, um den Litauer hängen, V
Weiter kennt er als Mann wie a!Z
Frau keinen Schmuck. Wenn mail
nicht die bunten, wollenen Fausthaad
schule, die in ihren starken Farben
an skandinavische Muster ermici'l,
und die weißen Kopftücker, mit denen
die Weiber Sonntags zur Kirche cu
he'n, so rennen will. Im übrigen zie
ren ihn nur seine langen, strahiügen,
blonden Haare und die blauen, '.'twaZ
ftumpfblickenen Annen. Eewöhnli.)
geht man noch barfuß in Litauen.
Nur zuweilen tragen die Mannelt
Sandalen oder umwickelte Füße und
Beine. Lautlos huscht Männlein und
Weiblcin durch das Haus. An den
Raum, in dem die Bauern wohnen,
haben die Hausthiere, soweit sie durch
die Thür gehen, nach Urvätcrsitte ihren
Antheil. Hühner und Ziegen kommen
zwanglos herein und sorgen vereint
mit Hund und Katze dafür, daß keine
Speisereste auf dem hart getretenen
Erdboden der einzig: Stube liegen
bleiben. Daß sie dafür andere Spu
ren ihrer Gegenwart zurücklassen,
stört den litauischen Vaucrn als Thitt
freund nicht weiter. Es freut und un
ierhält ihn, daß die Thiere die längs
Kälte der Winterzeit mit ihm aushal
ten und ihm von ihrer Wärme, so viel
sie können, mitgeben.. Er lockt im
Frühling den Storch c.n, daß er auf
dem First feines Strohdaches, das sie
wie die Wendenhäuser mit zwei ge
schnitzten Pserdetöpfen zieren, sich
niedersetze und das olle Nest beziehe.
Den Fliegen wehrt er nicht, in seine
Hätt zu kommen und sich in riesigen,
schwarzen Schaaren. wie wir sie gar
nicht mehr kennen, als harmlose Pa
rasiten bei ihm niederlassen. Ahnt
er doch nichts von der krankheitsübec
tragenden Gefährlichkeit dieser wie
anderer vielfüßiger Mitbewohner sei
nes HcimS. Sie leben ja nur so
kurz, pflegt der Litauer begütigend zu
sagen. Selbst die Schlange noch ist
ihm heilig, und er benutzt dirs Thier
deS Aeskulap, daS er zuweilen mit
Milch füttert, gern zu allen möglichen
HauS- und Heilmitteln. Das Vieh
cine3 Dorfes weidet gewöhnlich zu
sammen: Kühe, Schweine. Schafe.
Ziegen und Pferde durcheinander.
Und eZ gehört zu den lieblichsten Bih
der, die dem Auge des Vorüberfsip,.'.
renoen im Sommer begegnen, wenn
er in solch Stück der Arche Noah, auf
grüncm, welligem Grunde liegen und
leuchicn sieht. Die Pserdeliebe der
Litauer ist allbekannt. Eine reizende
Sitte ist die, daß sie die frisch gewor
fenen Fohlen in der ersten Zeit neben
der Mutterstute, die sie wieder in den
Wagen eingespannt huben, emherlau
fen lassen, um die Thiere, die vor kur
zem noch eins waren, nicht gleich wie
der zt trennen. Wie ein Strich läuft
und trippelt das sadendürre Thierchen
neben der Mutter her, ein Sinnbild
der Kindheit, wie le sich nicht rühren
der malen und dichten läßt.
Herbert Eulenberg.
Die Macht der Gewöhn-
he it. Der Vatkr Mazimilianus des
Ersten. Kaiser Friedrich der Tritte,
hatte eine höchst seltsame Gewohnheit,
von der er, wie sehr er sichs auch vor
nahm, durchaus nicht lassen konnte.
Er pflegte nämlich alle Thüren mit
dem Fuße zu schließen. Seine Gesch'ck-
llchkelt in diese? Beziehung war, wie
Zeitgenossen versichern, so außcror
dentlich, daß er die schwerste Pforte
mit dem Fuße geräuschlos schließen
konnte. Leider aber wurde diese Ge
wohnheit für ihn verhängnißvoll. Im
Frühjahr 1433 zog er sich beim Thür
schließen eine Verletzung am Fuße zu,
welche ein bösartiges Geschvur nach
sich zog und die Abnahme des Beines,
eine Operation nothwendig machte, de.
ren Folgen der Kaiser am 19. Augujl
1433 zu Linz erlag.
I
l
GewissenSfrage.
Dol!ikomminar: .0?8 scheint, baUr
I u ' ii n - -7 1
Sie nicht gerne arbeiten?"
Stromer: .Hand auf's Herz. Herr
Kommissär! Arbeiten Sie vielleicht
.... gern?" '
Aus der Wohnungssuche.
Die Wohnung gefällt mir wie
ist d:r Miethpreis?"
Sechzig Mark monatlich."
.Gut, ich nehme sie aber unter
der Bedingung, daß Sie mich im nach
sien halben Jahre Nicht steigern.
.In diesem Falle klistet sie siebzig!'
Zuvorgekommen.
HeirathsvermUtler (zu dem eintre
tenden Kunden): .Gerade unterhandelt
ein anderer Herr mit der reichen Er
bin, die ich Ihnen zugedacht hatte,
ch ttt' vs.
Buchhalter (ins Nebenzimmer hii"
einsehend): Es wird zu (pät sein.
Herr Prinzipal ... er knut schon,