Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 10, 1917, Image 7

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    jf'
Tägliche Ctnota TrfBünc,
UJfinhctmcL
Bun I. bon Mauril.
Gieß dir noch mal ein, mein Lie
bet, oder schmeckt dir der St. nullen
tjeuie üibao nickst i"
Willst cu nur denn nicht wenig
stens üeieucynt letuen'i"
,'Jitin, üa tunn ich leidet nicht, da
kmr mein iuzt für längere $tu den
Genug von Wein und c-pirituofen
lilllcrigt fyn, aber. . ."
Wein Gott, cu bist aber ein rech
1 iet, wen du dich um solch
dumme (SeOjitüj tummett," sugie
tuein Freund ieyer, micti mit jciuen
stmfi ja gutmütig, jc.t der cto
heno sliwieyenoeu Augen uver den
goldenen wueifet hinweg jmuend an
stauend.
Darauf strich er sich mit der wohl
gepflegten jpuno ern paarmal uott
den gmnzenoett t.a;ada, ante an
fjlattrustenes Htnn mit Daumen und
Zeigefinger und jis.e dann z mi
schen den . Mahnen yinourch: itm
Arzt it ' nimm mir s nicht uuei
der dümmste jCuuuuiopf, der uufCjol
teö Erde herumlauft. Man tonnte ich
weiß lüott darüber tonachen, recnn's
nichi jo verdummt unangenehm wäre.
Wie hecht der lijei t Wo wohnt
er? Ich mochte mal zu ihm fleyen
und Ihm seinen hochgelehrten Hals
umdrehen."
.Ader bester Freund! warum bist
du denn gleich wieder jo aufgeregt
'ö ist wirklich zu lächerlich!"
kJeht haji du noch gut lachen, aber
später, wenn dem Magen leine em
zige anständige Neigung metjt tit,
ja, dann ist Hollanoin 'Jiot. Solche
Leute müßten ich doch schämen, das
Wort Doktor" vor lyren Manien zu
schreiben, und das Erteilen solcher
Ratschläge mußte dcyorolicherweiie
bestraft werden. Jemandem em gu
leö Glas Wem, zu verbieten! '& t
einjQch wahnsinnig! ich verstehe
darunter natürlich ein besonders gu
tes Glas Wem", und wohlgefällig
roch Meyer an seinem Glase St.
Emilien, woraus er es gegen das Licht
hielt und andächtig betrachtete.
.Ein guter reiner Medoc, so wie
dieser ach, stell doch bitte die
Lampe ein wenig zurück das ist
em Heilmittel für alle Qualen
Donnerwetter, der funkelt wie Ittu
bin,' sieht ja ganz famos aus: Der
ist aber auch ganz unverfälscht.
Son Arzt! Weiß der Mensch.
daß du deinen Wem von nur hu
ziehst?" .Natürlich!"
.Na, dann ist er eben noch ein viel
größerer Dummkopf. Aber nun,
paß beiseite. Man' mühte doch
wtrlltch alle diese erd. . . WeinfeU
scher aushängen, oeit einen neben dem
anderen. Aber hier bei uns in fcoU
land gibt's 0 etwas gar nicht! Dafür
ist's hier eine viel zu weichliche, alber
ne, energielose seilfchaft eme
eingreifende Handlung, ein flotter
Entschluß ja wohl, da kann man
lange warten!'
.Aber Meyer, du übertreibst wie
der entsetzlich."
.Weiß Gott, da müßte mal ganz
gehörig ausgeräumt werden. In
Deutschland wird sast nicht o schwer
bestraft als Wem glichen ja, die
versteyen'ö. Wie meinst dui sag
lest ou etwas?"
Der gute Mann sing an immer tU
liger, immer erregter zu iprechen,
wahrend sein (Üejiajt putputtot wur
de. Seine !1!aienitugel zitterten be
denllich und seine tleinen graublauen
Augen schonen Witje der I2nttutung.
Uno heftig mit seinen kurzen Armen
gestikulieren), suhr er fort: Samt
liehe Weinsalscher müßten lebendigen
Leibes geoierteitt werden; nur aus
solche Weise könnte man diele Gift
Mischerbrut grunolich ausrotten. Ich
bin jetzt schon seit vierzig Jahren
Weinhandler, und ich schwöre es dir,
bei allem was heilig ist: ich haoe noch
keinen Halden, noch keinen viertel
Tropsen gefälschten Wein verkauft.
Ich würde mich lieber erhängen,-er
schießen ober ertränken, ehe ich das
täte, denn man ist Loch nichts Bes,cres
als etn gemeiner Meuchelmörder, wenn
man oie iuieniajen zwingt, via)u
Zeug zu trmlen" und bei dieen
Worten I'chluq er mtt einer kleinen
dicken Saul aus den itfch, öasj die
halbgefüllten Gläser klirrend aus
sprangen.
Dann stand et auf. zog seine weiße
Weite mit Lehem.nz über seinem
runden Bauch- glatt, reckte seine tur
z n Äcinchen und Arme ein paarmal
tüchtig aus, lies eme Weile erregt im
Zimmer aus und ob, letzte sich dann
endlnt, wieoer uns sagte mit uner
zchütterlichcr ljiuhc: So 'n Kerl, so
'n Arzt könnte mir unter Umständen
wahrhaftig meine gut. Laune ocröer
ben!" Daraus sagte er, etwas ruhi
ger, mit einer eigknartigen kurzen Äe
wegung das Pm:enez abwerfend:
.So, und ..un gib mir bitte eine gute
Zigarre und gieß mir noch mal ein
aber von meinem eigenen Wein,
wenn ich bitten darf."
, .Willst du denn den Cantenac
von Aürgers nicht wenigstens mal
versuchen? Warum denn richt?"
JBtün Freund,, ich weitvaS i?5
r.
t
7 liefere, den Wciu trinke ich ruhig;
aber an baS jeug son einem anderen.
da wage ich mich nicht 'ran, mußt
mir das nicht übelnehmen, Alterchen-
besonders wenn ich öie Firma Nicht
kenne. Woher hast du denn den Can
tenac?"
.Der junge Bürgers, der ziemlich
viel bei mir oeiteyrt, reist (uc die
üirnia Boutique und Co. m Bor
deauz. isein Äater ist em alter
Zreuno von mir, und du be
greint, so n lunger Men ch will
dann naturlich gern mvgtiqst viel
verlausen; na, und da habe ich
eben ein paar Wutzend laichen bei
ihm bestellt; - aver seiviioeritäns
lich bleiost du doch mein Hvilieieraiil,
mach dir darüber nur tune Sor
gen."
leyers gutmütiges, rötlich'glän
zcnocs Antug eriiratzlte mit einem
'Miait wieder m reuoe und ucie
dcnyeit und mit einem znaen
!ütia aus seine g laiche St. intlieu
ag'.e er: .ch bitte, gieg mir ein
ivenig von dem Caimnac ein!"
.toc! Und nun sei o teundlich
uno ag mal ganz ansuchn deine
üAeinung: ist der Wem ajuaft ur
den Preist Ich bezahle achiunvoreiizig
dulden."
,eyer hatte einen kleinen Schluck
genommen, und sog nun, mit ge
Ipiiien Lippen, den vust em, um das
Aruma des uems bener iqmeaen zu
tonnen, aver taum haue er oen soeben
angegeoenen Preis nennen holen, ais
er nq derartig oericyiuate. sag lym
die Tranen uver oie seilten Äaaen
liesen.
.Achtunddreißig, Oeche! Oeche! Gut
Sjea;e! den nein, aver das
ist ja unmöglich!"
.Was? ou linoest ihn zu teuer?"
311 teuer? üiein, bet töott nicht.
Im 2egeiiieil: ich finde ihn au
Uyeulicg, gemein, oeroammt villig,"
lies 'jjuytt einmal uoers andere mit
einem ipqicht, auf weiaem durch eine
Irumm gczvgeiie iiiaje, eben,ola)en
iituno, hvgczvgene Augendrauen und
ein zugeliiilienes Auge deutlich ,das
cgenieil zu iqen jtano.
aä ist ja verteufelt billig," lach
te er, uns in der nachpen cinuie
vüllltandig ernst ausieycnd, sugie er
hinzu: uigarniche geoe ich ntent Ur
teil uoer die Waren eines onturren
tcn nur sehr ungern ad; das ist nam
lich nicht ganz ungqayruch, man
wird dann gar leicht als yfeioct ver.
Ichuen uno vieet Name patzt doch
esott sei Tank zu nur wie die
Zaujt auss Auge, ch gönne, weiß
wott, jedem das Seine," er nippie
nochmals an seinem (üitase Canunae,
roch daran, stellte es dann mit einem
sehr begonnenen Gesichte wieder hm
und jagte daraus eyr sreundüch:
.Ausgezeichnet! aoer du bist viel
leicht duch o liebenswürdig, mir noch
em Gläschen St. ISmUien zu geben,
nicht wahr? wirtlich ganz gut uc
die L'.ebyaber, hm! - und ich will
dem Weine aucy durchaus nicht zu
nahe treten, Gott bewahre!"
Lächelnd betrachtete tcy meinen al
len freund, als er mit allen e
chen des Abscheus das Glas Came
uac von sich wegjchob, um daraus
das andere liedlono und zärtlich
zu betrachten und es. in Umkamen,
t leinen, I azursenden jugen auzuirm
ken. Kannte ich doch alle die Eigentum
lichiellen diejes alten Herrn, der be
reus etn freund meines Äuters ge
weien und nun mein Hausireund ge
blieven war, m- und auswendig.
Ich wuzie, daß er ein guimuliger
Kauz war, der nie einem leoenoen
Weien, sei es ienjch oder Tier, et
was zuleide tun wurde, der sich aber
forlwai)renö über jede Kleinigkeit
wayniinnlg aufregte. Da konnte er
unheimlich wuteno und drohend aus
sehcn, als werde er im timin Au
genblick auf den ersten besten losstur
zen, aber im nächsten Augenblick chon
lachte er selb jf so herzhaft über seine
Torheit, daß ihm die hellen Tränen
über die Backen liefen. Üllttyer war ein
wunderbares Gemisch von Hoheit und
Gutmütigkeit; mit allen Menschen
war er gut Freund, und doch hatte er,
gelegentlich, mit diesen nämlichen
Menschen, oft die heftigsten Auöeinan
dersenungen. Aber ein jeder mochte ihn leiden.
Stets guter Laune, dann aber oft
ganz ploßlich auffahrend, erinnerte er
lebhaft an jene tlemen japanischen
Feuerwerkstorperchen, welche ein glu
henbcS scheinbar glattes und ruhiges
jlügelchen darstellen, um dann Plotz
lich. ganzlich unerwartet, nach allen
Seiten giuhenbe Sterne auszuioersen,
die aber nirgends Schaden anrich
un. Eines nur konnte ihn momen
tan aus dem Gleichgeivichte bringen:
und zwar der Anblick einer Fla,che
Wein, welche einem feiner Kunden
von einer andern Finna geliefert wor
den war.
Sehen Sie, mein Herr, ich finde
das sehr unangenehm, sehr peinlich,
wirtlich verdammt unangenehm; denn
ich liefere gute Ware, wirklich, die
beste, die allerbeste Ware für lächer
lich, für schändlich wenig Geld. Für
einen Preis, mein Herr, an den ein
anderer mik seinem eselhaft dummen
Kopf nicht einmal würde denken kön
nen!"
So wunderte es mich denn auch
nicht rm geringsten, Meyers Gesichts
kein zu sehen, als daS Mädchen an
klopfte, ihren Kopf durch die Tür
klemmte und fragte: ob der Herr für
Herrn Bürgers zu sprechen sein?"
.Gewiß! Führen Sie den Herrn
nur gleich herein! So Meyer, nun
kannst du auch gleich deinen onlur
renken kennen lernen."
.Freut mich ungemein", brummte
oieier, und fugte leiser hinzu: .Fallt
mir j., nicht ein, ein Wort zu den
Benget zu sagen!" Tann aber, als
ihm Bürgers, ein großer, hagerer, sehr
modisch gelleideler junger lUiann vor
gejiellt wurve, sagte er doch mit sei
nein liebenswürdigen Lächeln: .Freut
mit, ungemein, Ihre Äetannljcyaft zu
machen!"
Burgers beantwortete diese liebens
würdige Begrünung mit einer tiefen,
sehr fonneuen erveugung, und gao
crrn ttyer wieoerhou die Berfnuc
rung, er empfinde dacuoer geivlg em
eoen solches, wenn nicht ein noch viel
icohaf leres Bergnugen. Das se,prua)
oreyte ficy eine eittang um alle mög
lichen Banalitaten, bis ich endlich
fagie: Dcun, Burgers, was öarf ich
cu geben j Gtn Glas (&t. tsrnilitn
oocr ein Glas Cantenac?"
Wenn ich billen darf, lieber Can
tenac; den kenne ich." Und dann
agie er. lang, am den Weilt schiur
leuo, so ganz nevemzer: ,,ml ym!
dieser Wein wird ovaz je auer de,io
ve,jer; it wieder viel voucr, viel aro
mauicher geworden. Ach ja, oa hatte
ich deinaye gcrfien zu fragen, wieö
oenn eigenliicy mit vemem Vorrat
oelellt i,l, Neoer Freund; weißt du,
tagsüber tomme ich kaum dazu, meine
itunoen zu befugen, weil ich sehr
yauiia fürs Ge,amit teile. Ja. du
aynn gar nichi, wie befchäfugt icy
irit bin, was für Anforderungen da
von allen Seiten an mich gestellt
iveroen! Ich haue mir daher auch
erlaubt, heu.e avend mal oorzufpre
chen; ich wei, daß man dich um
diese Zeit geivoynlicy zu Haufe fm
bet. . ."
Äeyer saß wie aus 5toh!en; er
rückte fortwayreno mit allen Zeichen
grotzterunruie auf feinem ?iuyie yin
uno ycr, uno ich erwartete von einem
Augenoliae zum anoeien, oag er auf
springen und den occyafzten ötontur
renien zu oertreiven elua)en rvuroe.
llm Giuck aoer verhielt er sich doch
ganz ruhig, und begnügte sich oamit,
.rvjl bei einer fcijqcn Zigarre zu
fuacn; dann aber pwfjiich ivliiite erö
niat meyr aushalten, und oa Un
weiter brach los, uno zwar trt sei-
nein liebenswuroigfien uno gewm-
nenosten Lächeln uno mit folgenden
Worien einen Preisluraut der irma
Boutique c Go. anbot: .-Darf ich
mir erlauben, Ihnen meinen Preis
kurant anzubieten? Für den Fall,
oafz Sie euwinl einen beonoers guten
Wem trinken wollen, empfehle ich mich
vefienS. Wir liefern nur reine, un
gefälschte, Weine tadellosen Bor
ocaux."
sMit einem wütenden Gesicht und
einem heftigen iltuck an seiner wei
ßen Weste ruf ceyer, feinen jorn
mühsam beherrschend: So, wirtlich?
un, mein Herr, ich bin in der ange
nehmen Lage, dasselbe auch von mir
Lehaupien zu können. Ich habe noch
nie einen Tropfen" mit einem wü
tenden Blick auf den Cantenai. ge
faicyles cug im Haufe gehabt, ch
bin selbst Weinhüiidler, mein
err. . .
Und seit langen Jahren mein
Hoflieferant. Icy oergafz voryin
ganz, der zu sagen, liever Bürgers,
daß du in Meyer einen Kollegen fm
oei.
Einen Kollegen! rief nun der an
oere 0 verächtlich aus, dan ich den
'usbruch der Katastrophe für unoer-
meidlich hielt; aber wie ein .deus",
in dieiem alle eine den er machma"
erschien Plötzlich, oder besser gesagt,
stürmte in diesem Augenblick das
Mädchen ins Zimmer: 's brennt! 's
brennt! drüben ist Feuer, aber 'n
richtiger Brand! Sehen Sie doch nur.
wies brennt!
Kaum hatten wir dies gehört, als
wir auch schon a tempo" alle drei
hinausstürzten.
Während die beiden Weinhändler
sich von der Straße aus den Brand
etwas näher ansahen, ging ich noch
rasch zurück, um meinen Hut zu holen,
den ich in der Eile vergessen halte,
und als ich dann die beioen Flaschen
St. Emllien mit der weißen und den
Eantenac mit der rotgoldenen Etikette
sah. durchkreuzte ein teuflischer Ge
danke mein Hirn: wenn ich den Wem
u. den Flaschen rasch vertauschte! das
wäre eine ganze jarmofr Weinprobe,
und ich wäre dann auch gleich oollkom
mcn orientiert, wie weit die Zlennt
niste meiner beiden Lieferanten eigen!
lich reichen. Wie gedacht, so ge
tan: ich holte eine leere Flasche, goß
den St. Emilien hinein, füllte darauf
den Eantenac in die Emilienftafche
und den Emilien in die mit der rot
goldenen Etikette geschmückte Can
lenacflasche. 5iaum war das Erpe
riment beeendigt, als Bürgers wieder
eintrat.
.Die Sache hat nichts auf sich; die
Feuerwehr ist schon da; das bischen
Feuer wird bald gelöscht fein. Da
hätte ich mir aber häßlich die Finger
verbrennen können mit deinem
Freund Meyer. Hast du denn den
Mann so fest und sicher und für alle
züge jidj plötzlich merkwürdig verdünn Seiten zu deinem Hoflieranten er
nannt, daß ich für immn den Lauf
paß bekomme? Ich habe auf heute
abend noch eine NenoejvvuS verabredet
mit einem Reifenden unseres Hauses
in Bordeaux, dem möchte ich so ecn
eme Bestellung von dir mitgeoen
wenn'ö auch nur auf ein paar Dut
zeno Flaschen wäie brauchst du
oenn wirtlich nuyts"
Bester Freund, ich finde deinen
Eejcyaftseifer sehr lobensivert, wtrl
lich aukzeroroentiich lovensmert, aber
ich yabe noch Vorrat, und du
weißt doch, ich lrmle so wenig Wem,
biifj. .
.Nun, aber für deine Freunde?
Denen bietest du doch gewiß ein
Glas Wiein an, wenn xt dich oefu
chen?"
.sfen gestanden: die meisten zte
hen den St. Emilien vor, und der
ficut sich sogar nvcy wesentlich dilli
ger!" Das ist mir absolut Unverstand
lich! Darf ich mir erlauben?" uno
dabei griff er nach der mit der 1.
Emilienetitelte oel,ehcnen Flasche und
goß sich ein Glas em. Er fqmeckte
im: grvfzter Andacht, zog langsam,
zwischen feinen gejpiicn Lippen, mit
einem schlurfenden Laute den Wem
ein, nahui oann daS Glas, um dessen
Inhalt zu erwärmen, ein paar Mmu
tu. zwischen beide Hunde, fchmeaie
nochmals, roch am Stande des Gla,es,
und sagte dann mit auferoroenliich
wichtiger Miene: 's tut mir wirklich
fnrcyiuar leid' aber. . . er schmeckt
mir nicht, er schmeckt mir. gar man;
's ist etwas darin, so ein gewistes
Etwas ich weiß nicht wie icyS
nennen soll, aber das. . .Ach was, ich
will mein Urteil doch lieber nicht ab
geben. Man könnie dann vielleicht
meinen, ich .volle meinem Konkurren
ten schaden und" dies mit einem
gewinnenden Lächeln jeder mutz
schließlich doch leben, nicht wahr?"
Dann schmeckte er nochmals und schut
teile dann mehrmals langsam und
sehr bedenklich den Kopf.
Was schmeckst du denn daran?
Etwas besonderes."
!Jem! hm! oas nicht, aber.. . ,
Nun, du brauch,! iich nicht zu
gmieren; wir siiiö hier ja ganz un
tet uns. -Mi frisch heraus mit der
Sprache! Was hast haft du daran
auszusetzen?"
Sich anzstlch nach aller. Seiten um
sehend und mit ooigebeuglem klopfe,
als wolle er mir das grolle Geheim
ins anvertrauen, ,lufierle Bürgers
mir zu: 's ist lern reiner Bordeaux,
er ist gefälscht!"
Aha! also das ist's?"
Uno noch nicht mal gut gefälscht;
man schmeckt das Leni-Eailo ganz
deutlich vurch."
Ich verbiß mir mühsam das La
chen und sagte ganz unschuldig:
Ach wirtlich ist das det.ie An
sicht?" Auf Ehre, das ist ganz zwei
felws; ich fcymecte es nur allzu deut
lich!" Weißt du, ein Kenner, der schmeckt
das sofort! Das gibt so einen inerl
würdig verden Nachgeschmack, ganz
vorn auf der unge nochmals roy
er andächtig an nein Glase, wayreno
er es eijng dicht unter seiner ae
hm- uno ycrjchvv: ,,hne Zweifel i,l
auch etivas Algiers Sarin, mag oarm
n das riecye ich" uno oann
vegann er mii einem geradezu eieang
jueno ge.eyiien tiqi zu vozieieu:
mizaiuge yaoen oie itonmuenitn
fu den gioten tiifoig mit vem li(ich
ma,cy, den sie fniinzimn; uno das
loiiuut ganz einfach vaher, dag der
Laie von dem sefcymact decuifu,
feil lafzt, oer besonders anfangs an
geneyni uno eiwas weniger sauer ist
ms der unseres reinen, absolut un
oerfalfcyten Bordeaux."
So! und woraus besteht denn
eigentlich dieser sogenannie Misch
mafch?" Nun, gewöhnlich nimmt man dazu
etwa fünfzehn Prozent guten Bor
deaux, zcyn bis zwölf Prozent Al
giers uns der Üicst, nun das ist Beni
Eailo und Aqua pompa", er lachte
laut über seinen eigenen Witz und
srug: .Bcrjiehst du? so 'n Wem
stellt sich naiurllch viel billiger. Die
tonnen ruhig drei Dutzend Flaschen
juc dreißig Gulden verkaufen. Unser
Eantenac lostet achtunooreifzig, adet
du solltest auch bloß mal schmecken,
was das für 'n Unterschied ist, mit
der Mixtur verglichen. Ich bin so
frei!" mit diesen Worten go.ß er sich
ein Glas ein aus der Eantenacslasche,
welche nun aber Reyerö Wcin ent
hielt und trank. Wie in Berzückung
Ichlug er die Augen auf, schnalzte mit
der unge und sagte: Hm! hm! em
gewaltiger Unterschied! wie Tag und
Nacht! weiß Golt, man sollte diesen
Wein mit dem anderen nicht in einem
Atem nennen; davon kann man ru
hig ein paar Flaschen trinken ohne
am nächsten Tage auch nur die Spur
eines Katzenjammers zu fühlen; bei
bem St. Emilien ist davon gar keine
Rede. Jammerschade, daß du selber
nie Wein trinkst. Jemand mit einem
gut entwickelten Geschmack findet's
sofort heraus." Darauf trank er
mit allen Zeichen größter Befriedi
gung sein Glas leer, stellte es dann
hin und frug, sich langsam erhebend:
Darf ich dir dann noch drei Dut
zend Flaschen schicken? Wirklich, es
würde mir solchen Spaß machen,
tan icH xnemez Firmq weisen,
könnte, dab ich mich tüchtig für sie
bemühe."
.Nun, meinetwegen, schick' mir
zwei Dutzend; mehr brauch' ich nicht.
Und dann mache ich dir mein Kam
pliment, Bürgers; Donnerwetter,
ou verstehst dein Geschäft. Alle Ach
tung, mein Lieber."
Geschmeichelt lächelnd dankte er
verbindlichst sür die Bestellung, und
empfahl sich gleich daraus, gerade in
dem Augenblicke, als Meyer, der seine
gute Laune endlich wiedergefunden
hatte, das Zimmer betrat.'
Sie spritzen tüchtig drüben; ja,
unsere Feuerwehr die versteht's,
die Mannschaften habkn Schneid.
Denen macht'S jo leicht reiner nach";
und dann, sich vor Bürgers vernei
gend, der ihm im Vorübergehen
flüchtig guten Abeno wünschte: Gu
ten Abend, Aerehrlesier, hat mich
ungemein gefreut," während er ihm
ärgerlich nachblickte und srug: Der
hat natürlich schon seine Bestellung
bekommen, was? Ja. ja, ich kenne
dich," brummte er; du kannst ol
chen Menschen nun einmal nicht un-
verrichteter Sache abziehen lassen.
Im allgemeinen läßt sich dagegen
natürlich nichts einwenden; im Ge
gmteil, das Prinzip, junge Leute zu
protegieren uno möglichst zu sördern,
ist natürlich an und sür sich lobend
und anerkennenswert, aber, am Ende
sällst du dann selber dabei herein;
ou mußt das Zeug schließlich doch
trinken."
Wie kommst du darauf, daß ich
ihm eine Bestellung gegeben habe?"
Ich Habs ihm angesehen, der
aleri iah zu stupide au mii seinem
lriumpyierenoen Augenauffchlag. ii
ay mich an, cklö ivullte er sagen:
ehen Sie,, Bccehrler, das habe ich
ynen nun doch weggeschnappt. So
was ärgert mich; nicht, weil ichs
tetn Mann nicht gvnue, ade: aus
cem einfachen Grunve, oaß ich dich
immer gut unb gewissenhaft bedient
yabe; ich tiefere dir zu einem gerade
. . .. . I hllt..M 5I
0u. iuuuuiu3 uuiujcu yu.i.
UMtuu und nun tauiii du schlecht!
zare um viel höheren Preis.
ueifzt du, ich woliie dir das vorhin
nia)l sagen, weil ich es uneyienyafl
linde einem ji,onlurren'.cn gegen
uver; aber nun yat der Grün,chiia-
vel leine ilttltuna bekommen, da
taun ich s dir auch ganz ruyig sa
.ien. Wieviel haft du bet ihm ve
stellt?"
Mm zwei Dutzend, beruhige dich
doch, bitte."
So! nun dann geht's ja noch;
obgleich es immerhin noch viel zu
viel ist von solchem eug. Ich muchie
oich so gerne em- für allemal vvu
oemer Knainnie kurieren; willst
du mich mal ruhig anhören?" Er
ergriff die Flasche mit oer Eantenac
otiteite und gog sich ein Glas voll
ein: So, nun sieh dir den Wein
mal aufmerlfam und andächtig un.
Grftcns: er ist nicht ganz rein."
.Wie meinst du das 'S'
Nun, stehst du denn nicht, daß
er rnchl ganz tlar ist i" Nun ergriff
er die Flajche St. Einmal, füll
ein zivenes Elas und hiell dünn oie
Leiden welche nelleneinander gegen
oas Licht. Nun sieh ou doch nur
meinen an, das ist Ktubin, oa ist
euer uno Glut drin, oas funlett
und blit, wuyrend der anoere ganz
matt uno trübe ist.
Ich big mir oie Lippen wuno, um
niui laut aufzulachen, und jagte:
Aver, wie toinmi oenn das cigeni-
nqi"
Meyer legte mir väterlich die
Hano auf die churier uno fagie mit
eurer gutmutigen klimme: Aber
ou oreijach beiivgener Esel, begreifst
ou denn daS nicht i Das kommt oa
her" und, ohne es zu wissen, den
tete er mit occachtlicycr Miene auf
feinen eigenen Wem das lammt
oaher, dag der Eantenac kein unver-
älfchter, reiner Bordeaux ist. Bitte,
schmeck doch selber mal."
,Nein, ich baute, du weißt doch, ich
dars nicht...."
Na, na, ein kleiner Schluck wird
dir wohl nicht schaden; tu' mir doch
den Gesallen, ich will dich ja nur
von deiner Torheit, bei einem x-be-iiebigen
Händler zu kaufen, abbrin-
gen. Probier erst den t. Eminen
das ist was Feines, was? Der
Wein ist leicht und aromatisch da
chmeckt man sogar die Traube noch
durch, nein, aber nun lach' deich nur
nicht so! Schon, jetzt verschluckst du
;ich schon; so kannst du doch un-
möglich ekivaS schmecken. Aber ernst-
hast, ich smbe es durchaus nicht zum
Lachen, der ÜNensch hat nie auege
lernt; so, und nun probierst du den
Cantenac, 's ist wahrhastig lächer
lich, sür das Zeug so viel Geld aus-
zugeocn. Aber nun tu mir doch
den einzigen Gefallen und lach' nicht
mehr so unvernünftig, probier den
Wein mal, schnell. Schmeckst da
daran nichts Sonderbares?"
.Nein, beim besten Willen nicht!"
.Hör' mal, bester Freund, dann
hast du wohl ein Stück Leder im
Mund, statt einer Zunge; du muß
lest sie amputieren lassen, das Ding
taugt doch zu gar nichts, wenn du
an dem sogenannten Wein nicht ei
ren sauren, herben, unangenehmen
Geschmack findest."
Hör' auf, Meyer ich lache mich
tot."
du dieses Zeug lonsrnnierst; kannst
ou denn nicht, nur mir zu Gefallen,
tut einziges Mal tuchtiq durch chinek
ken? schmeckst du nun noch
immer nichts ures, Herbes?
i,h 1. i
Ou rnviit luym, vu0 , , ,
ha, ya. ha, ha!"
.'Nein, dem sortwährendes ver
dämmte Lachen ist euch zu idiotisch,
fei nun einen Augenblick ganz still,
dann will ich dir was sagen, mein
Freund; 's ist zwar eigunlich Ge
fuzaftsgeheimniö, aber einem o gu
tut jreunoe gegenüber macht man
eorn ÄUnuYme,i. dem Eanic
tut sind höchstens fnn jeyn Pivzcni
reiner Boroaux" er nahm fein
Glas, roch uno schnüffelte an tu
Mm eigenen üeut, wie Bürgers es
kurz zuvor mit dem leimen cmachi
haue und sagte dun, mit feinen
gctrummlen üiiicjetn vvr meinen
Augen eme dioyenoe Bewegung ma
cheno: 's ist, vei Gott, eine ewige
cyuilLe, daß, es Menschen gibt, 01c
die Frechheit haben, für em solches
!)Nixiuui eompvliium" einen o yvr
tenoen Preis zu fordern. &,'idauun
tes Pack das! Nun riech ooch auch
etnniat, man braucht nicht Wein
hanoier zu fern, um diesen tmange
neym südlichen Geruch zu tonstatie
ren."
.Ja, mir kommt's . nun auch so
vor: etwas Südliches rieche ich
daran."
GlwaZ! etwas! Zum Donnerwet
ter, das riecht doch genau wie Hv
nig, daran ist blofj der Algiers
schuld!"
Und das übrige ist Beni-Eailo
mit Aqua pompa", fugte ich hinzu,
vyne mir eigentlich etwas- dabei zu
deuten.
Meyers Augen wurden unheim
lich gron, er trat einen schritt zu
ruck uno sagte höchst erstaunt: a
stimmt allcroings, aber wie wei&i
ou denn das S"
Ach, ich habe mal gehört, daß da
mit die meisten Weine gefälscht wer
den." Ganz recht! Und trotzdem du das
alles genau weißt, kaufst du doch
noch immer bei dir ganz unvetanii' I
teil veinyanoiern. 'jnench, du hast
mich fürchterlich entlauichi, ich hatte
dich für vernünftiger geyallen."
Ja, eigentlich yast du recht; in
Zuruiift werbe ich mich nur wich an
deine Weine halten; bei dir fino sie
jedenfalls viel billiger, als bei de
anoeren."
Uno besser, reiner, ganz unver
sälfcht," sagte er hinzu. Wieviel
brauchst duS"
schick mir, bitte, morgen fünf
Dutzend Flaschen.
chön, und ich werde mir dann
erlauben, eine Probeflajche Port--Port
beizulegen; da ist ein ganz sa
mvfer Wem, wirtlich, etwas so Bor
zügliches, Außergewöhnliches, baß
rein Mensch d einen auch nur an-
nähernd so guten Wem sür. den lä
cherlichen Preis liefern könnte."
Unser Freund Meyer verabschie
dete sich und ging dann mit einem
vor Bergnugen strahlenden Geftch:
fort, denn er Halle ein gutes Ge-
jchaft gemacht und einen iionturren-
ten aus dem Sattel gehoben, uno
beim Weggehen sagte er: Nun gute
bracht, mein lieber freund, chla'
I recht wohl; du haft deinen Tag heut
gut ausgenutzk, denn du hast schon
wieder was gelernt, wennS auch
nicht gerade in dem Fach schlagt.
1 Uno nun nimm, bitte, noch einen
guten lhat von mir an, von mir,
deinem alten Hausfreuno, der deb
nein guten ülatct, dem besten Men
schen, den unser lieber Herrgott je
geschaffen, bereits den Wem lieferte:
Halle dir nur immer die unzuoer
lässigen WeinHänier vom Leibe; du
bist deines Lebens nicht mehr sicher,
wenn du den scheußlichen, gemeinen,
elenden Mischmasch trinkst, den sie
heutzutage in den Handel zu brin
gen wagen. Glaube mir, eS müßte
ein Gesetz bestehen gegen derartige
Fälschungen, denn das Publikum
fällt darauf herein und die meisten
Menschen trinken das, was ihnen sür
den Augenblick schmeckt. Echte Wein
kenner trifft man höchst selten; sogar
unter, den Fachmännern. Man muß
schon sehr lange Weinhändler gewe
sen sein, um einen wirklich maßge
benden und zuverlässigen Geschmack
zu bekommen und doch gibt es noch
Kollegen" er zwinkerte mit dem
linken Auge zur Bürgersschm Fla
sche hinüber, die .... hm, du
verstehst mich schon: nicht alle, die
lange Messer tragen, sind gut?
Köche."
r?
ltnt du triM diH tot, tvenn
Tcr Vcist iti Soldaten.
Tiessiinligc 2tu5fiil;nnißcn ciiiccf Hran
zojen. Alis der Feder eines französischen
Juristen, Georges Boimek, ist dieser
Toge ein äußer,! interesjanter Essay
über die GemütsverjasjllNg des Col
dareii erschienen, dessen pschelogijche
Wayrheiteii nicht nur für die fran
zösische, sondern mehr oder weniger
für sämtliche kriegführenden Ar
meen Gültigkeit haben dürsten. Der
Berfasser, der zwei Jahre lang an der
Front gestanden hat, studiert das
Fühlen und Denken der Masse, von
dem Grundsatz onsgehend, daß- die
künftigen Führer der Nation diese
kennen müssen, um sie rn leiten.
Sein Buch ist eine Reaktion gegen
die Kriegslitcratlir und Kriegspus!.
wie sie hinter den Fronten Mr,e
den werden: es will sür die Wicht
lwir eine Lanze brechen, die un
derttaujende von Männern, die tät
lich ihr Leben in die Schanze !ch!a
gen, als Menschen mit iyren Bor
zugen und schwachen schildern.
.Eine junge Generation, sür bw
die jurchtbare Lehre des Kriege i
nicht verloren sein dars, sieht da und
lauscht: Täuschen wir sie nicht; ver
bergen wir vor ihr nicht unsere Lei
den, unsere Mühen, . liniere Jrr
tunier. ES ist nötig, bug sie t.u. -sieht
in dem Alter, wo man von
Enthusiasmus und von Illusionen
lebt! Die Zukunft hängt davon al.
Was wir Dampfer von der offeiUli'
chen Meinung verlangen, ist, daß it
lich nicht lunger in falschem Opium:
mus wiege, daß sie die N e a l i
taten, besonders diefenigen bei
Mvrgen, ins Auge fasse, daß sie we
mger von unsern Qiialituicn und
etwas mehr von denjenigen unserer
Gegner spreche! Ter gegenwärtige
ums ist beinahe ebenso sehr eui
ilrieg mit der eder wie mir Flinte
und ttunonel Wozu? Sind die
Diilen, die wir vollbracht, nicht groß
genug, daß. sie für sich selber spm
chen; haben unä die dreißig Monate
nicht gelehrt, die Wahrheit zu wün
,che,i und zu ertragen?"
Dcie Worte altem schon charatte -
risieren den (Seist, in dem das Buch
geschrieben ist. In mwm ersten Ab ;
schnitt ruckt Georges Sonnet der Le
aeiwe des Bache" aus den Leib, dis ,
er als gefährliche Abirrungen vom '
Bonscns" geifzett. .Der ttriez,"
lesen wir da, hat einer großen An
3sti.1l Leute die Gabe universeller
ztomvelenz auf allen Gebieten ver
uititelt. tcb es sich um die Führung
der militärischen Operationen oder
um die Frledenöbedingungen, um
ivirtschastliche Maßnahmen oder di ?
plomatifche Schritte handle, jeder Z
mann gwt seine Memmtg, fetzt sei-;
nen Plan auseinander, m sucht sie
andern zu dtfnefen. Wie viele un
ter diesen Aposteln der Freiheit und '
des Rechts träumen davon, thr-e per
fonlichen , deen, so absurd sie fein
mögen. Mit Uanonenichu seit der
Äett auszuzivingen! Alle Urlauber
yaom die cage aufgeworfen: woher :
tommt ploylich den Zivilisten diese
Erleuchtung? Der Pollu haßt die
großen Worte, er furchte! mcyrs so
leyt, als baii man ihm den Scha.
del stopfe", wie der plastische Äus-,
druck lautet, die schonen Jdearetl
ivilijaiioii, Siecht, Gerechiigtett ,
iiichen sich ab, wenn sie feöerulaim
im lunde fuhrt.
Auch was öas Leben an der Front ,
anbetrifft, ja hat es mir dein tyea
traUfchen Heroismus der Zeitungett
nichts zu tun. Der mmlere Typa
ist der Soldat, Her geduldig, reig
inert, manchmal mit Äurren, am 1
stets mit großer Einfachheit sens
lagilche Pflicht ersüüt. Der nativ-I
nale Elan, der in den ersten ttriegs-!
wuchen alle Individualitäten zu ei
ner großartigen Synthee zusammen
faßte, hat iaaaii wieder dem natur -lichen
Egoismus jcä einzelnen Pi,atz
gemacht! gviß sieht jeder Dag Da
ten von beivuliöernswerter Selvft"
lofigleit, aber dieselben entspringen
meyr den individuellen als ben tol'
lettiuen Eigenschaften. Regen, Sial
te, Entbeyruiigen, Eoldatenfceuno
Ichasten statt Familienleben find'
nicht Elemente, die das Seldstver!
geffen oeguiiingen; der ilrieg ist zu
oem eine schlechte Schule der M'oral,
er er,eyt zur Drägyeir, zum a,
tallsmns. ' '
Der Berfasser sucht nach dieser
nüchternen Beschreibung des Alltag:
tebens an der Front die guten 5lraf'
te aiiszuzeigeii, ö der Dienst fürs
Vaterland in der Masse der Liom'
baltanten geweckt hat, und die die'
Hoffnung aus eine Äeuorganifatiott'
öes nationalen, Lebens wenigstens!
bis zu einem bestimmten Grade etj
tauben. Jit den Betrachtunaeit beii
Anlaß des Tode eines Soldaten"
schildert er den typischen Fall, wo eitj
colöat sich brav rn der Erfüllung
einer Tienstausgabe opsert, nachdem
er eine Biertelstunde vorher die ans-
rührerischsten Reden ehalten midi
aus seinem Entschlüsse, sich zu briif-1
ken", kein Hehl gemacht hatte. Wel
chem cotive gehorchte er bei seiner-.
Handlungvweiie? Bonnet läßt dk"
eer,iheöenen Antworten: Gott. Va
lerland, Freiheitc-ideal. Ehrgeiz, Ent
sagung. Opferfreudigst, wie sie AI
sieb de Vigm) definiert hat, m'evue'
aiieren, oyus daß ihn eine pöüi,
besriedigte. Da cs sich um eine in-'
dividneUe Mission handelte, lantite
der kollektive Entbunaomus ebrn.
falls nicht in Betracht kommen. Je ,
mehr ich nachdenke, um so klarer,
n'ird eö mir. daß in diesem ztainpse.
an dem die gesamte Nation teil,
nimmt, das emscheidende Element
die limviderstchliche Macht her
'cllfchast über die Individuen m..
Seit beginn des Krieges Isabe!, wir
alle. Hochgestellte wie Niedrige, da -Gefühl,
von einer jiraft doiniüic
zu sein, die uns schüttelt und nau:;
so lange bis sie uns zerbricht. Die,.- -
ilrast ist der Wille der gesamten Mi
Uon, die eingedenk ihrer Vergangen,
heit uns gewisse Ideen. geroisZe Äi
pirationen anfzwingt. Diese lönuei
sehr ost verschieden sein und sind d
von denjenigen der Jndividuez:. T?Z
wt's?' Die Nation muß in erst ?
Lmie leben.
i'
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k''Ä!'
LA'
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