Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 05, 1917, Image 4

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    Seite '4 Tägliche Oniaha Tribüne Freitag, fccn 5. Oktober 1917.
o x f i sm , o f.:
iWiiiiii;u Äiiyu iii
TEIBUNE TUBUSHLNG CÜ.J ?AI J. PETER, President.
1211 Howard Str. Telephon t TTLEB 340. Omaha, Nebraski.
PrciZ be TsgedlaM: Tnrch dcu Träger, ptx Wach, 10c; durch die
kost, xer Jahr $5.W; einzelve Nummern 2c Preis des Woche'
d!aM: Bei strikter Borauddezah!ng, ptx Jahr $1.50.
Entered as tecond-claM mattet Marcb 14, 1912, at the ostoffice of
Omaha, Nebraska, ander the act of Conj,TeE8, March 3, 1879.
Oiu-aha, Neb., Freitag, dca 5. Oktober 1917.
Präsident wilsen und indische Selbstverwaltung.
Ans Wasbington wird ßcmrlbct, daß dcr Jndier Sir S. Sabrhamani.
der pfüsircr der indiscbcn ome Rule".BMl,'aung. ein Schreiben an den
Präsidenten Wilson gerichtet hat, in dem er ihn auffordert, feinen Einfluß
bei der britischen Rcaicruna zuaunftcn der Einführung der Sclbstvcrwal.
rung in Indien geltend zu machen. Erhalte Indien diese, dann würden
binnen drei Monaten fünf Millionen Judicr auf Seiten dcr Alliierten
unter Waffen stehen. Diese Kundgebung aus Indien ist von Bedeutung
einmal wegen der Person des Schreibers, anderseits aber auch wegen des
vertrauen!, das die geknechteten Indicr in die amerikanische GerecktigkeitZ.
liebe setzen. Ter Verfasser des Schreibens ist einer der geachtetslen und
ongcsebenstcn Männer Indiens, dcr lange Jahre hindurch Mitglied des
Obergerichts der Präsidentschaft Madras gewesen ist und sich, wie seine
Erhebung in den Adelstand beweist, auch dcr Achwng dcr Briten erfreut
oder wenigstens erfreut hat. Er ist jcht dcr Vorsitzende der Vereinigten
Indischen National.Partei in dcr Präsidentschaft Madras.
Diese Indische Natianalpartei. die in letzter Zeit viel von sich reden
emackt bat. wurde schon im Jahre 1883 gegründet, und ihre Grün-
öung war das unmittelbare Ergebnis des Besuches einer Anzahl hoch
gestellter Jndier bei Gladsione, den man gewissermaßen als ihren Pro
. , y r c. - o. v... -i .i (v.v.... :r...; 0)r ,s,..i
moter ansprechen darf. In den ersten zwanzig Iahren ihres Bestehens
legte die britische Negicning ihrer Ausbreitung und ihrn Wirken denn
auch nichts in den Weg. Es gehörten ihr natürlich nur Jndier an. dar.
unter aber auch solche, die bei der Regierung Dienste genommen hatten
und Beamtenstellen in Indien innehatten. Irrst nach dcr , Jahrhundert,
wende begann man ihrer Tätigkeit ernstlichere Schwierigkeiten zu bereiten.
Auf dem Parteitage zu Abmedabad im Jahre 1906 kam es infolgedessen
zu einer Art Spaltung. Diejenigen Angehörigen dcr Partei, die infolge
ihrer Stellung von dcr britischen Regierung abhängig waren, beantragten
ibre Auflösung. Da sie aber nur etwa drei Prozent der Gesamtmitglicd.
schaft ausmachten, endete der Kongreß, nachdem es zu sehr lebhaften Aus.
einanderschungen. ja sogar zu Tätlichkeiten unter den Abgeordneten ge
kommen war, bloß mit ihrem Austritt. Die Parteiorganisation bestand
weiter fort, wenn die britische Regierung sie auch hinfort scheel anblickte.
Die Spaltung währte indessen nur wenige Jahre. Im Jahre 1910
wurde die Vereinigte Indische Scationalpartei gegründet und ihr gehören
nun auch diejenigen Jndier an, die im Jahre 1906 sich von dcr nationalen
Bewegung losgesagt hatten.
, Me indische Nationalparki tritt vor allen Tingcn für die Einnibnmg
der Selbstverwaltung in Indien, für die Sckasfung eines selbständigen
indischm Parlaments ein und wird in ihrer Forderung auch von einem
ansehnlichen Teile des englischen Volkes untersri'cht. Von den Mitgliedern
des englischen Oberhauses befürwortet über ein Tuhcnd die indischen
Ansprüche, darunter auch ein früherer Vizekönig von Indien: Earl Mir.to.
Im Unterhause zählen die Jndier noch mehr Frmnde. Fünfundsicbzig
Liberale, achwndvicrzig Mitglieder der Arbeiicrpartei. dreißig irische Na.
tionaliftm und sogar zehn konservative haben sich für indische Ho:ne
Rute" ausgesprochen. Die britische Regierung hat sich bisher den Bitten
' dcr Jndier gegenüber ablehnend verhalten, weil sie ihnen nicht über den
Weg traut. Sie machte es ihnen zum Vorwurfe, daß sie im griechisch,
türkischen Kriege für die Türken und gegen öie Griechen Partei gcnom
mcn haben, im japanisch.russifchen Kriege für die Japaner, und behauptet,
daß sie in diesem Kriege im. Herze auf Seiten der Teutschen stehen.
Die Jndier dagegen erklären. jbafj sie stets ohne RüSficht aus die Beweg,
gründe der Kriegführenden ftkr die Interessen Asiens, in erster Linie In
diens,,. eintreten. Wer die Geschichte Indiens seit seiner Besetzung durch
&re i?nctonber kennt, wird zugeben müssen, daß sie keinen besonderen
Wnuid habön.- bin englische Regierung in den Himmel zu erheben. Sollte
ein Volk, das zwei, bis dreimal so viele Köpfe zählt wie die amerikanische
Nation, nicht Anspruch auf ein bescheidenes Maß von Selbstverwaltung
haben?
, Nachdem Präsiden! Wilson seit dem Eintritt der Ver. Staaten in
den europäischen 5l,ricg den Grundsatz ausgestellt hat, daß dieser Krieg
ein 5lanwf der Demokratie gegen die Autokratie fei, daß die Rechte aller
Völker, seien sie groß oder klein, nach dem gleichen Maße gemessen wer
den müßten, sowie daß alle Völker das Recht hätten, sich selbst zu regieren.'
kalten es die Jndier für angebracht, seine Aufnierksamkeit erneut auf die
Tatiache zu lenken, daß das von den Vnten in Indien beliebte Regie
rungssystem feinen allgemeingültigen humanen Forderungen und aufgc
stellten Prinzipien nicht entspricht. Sie stellen sich auf den Standpunkt,
daß. was dem einen recht sei, dem anderen billig sein müsse. Wenn die
Alliierten die Autokratie in Deutschland bekämpfen, so sei das schön
und gut; sie hatten aber dann auch eine gewisse moralische Pflicht, im
eigenen Hause nach den gleichen Grundsätzen zu verfahren. Die Jndier
kioffen darum, daß der europäische Krieg nicht bloß dem deutschen Volke
Selbstverwaltung bringen werde, fondern auch dem indischem und geben
sich der Erwartung hin. daß Präsident Wilson seinen Einfluß zugunsten
ihrer Sache geltend machen werde.
t i . . . i
Löhne und Strikes.
- Die enorme Vermehrung dcr Geldumlaussniittel hat zu abnormalen
Zustanden geführt, die sich fortgesetzt in Lohnkänchfcn Lust machen. Die
Löhne sind dabei in fast allen Branchen erheblich gestiegen und sind
hoher als wohl je zuvor in der Geschichte dieses Landes, aber es scheint,
daß die Kosten des Lebensunterhaltes in vielen Fällen noch rapider als die
Löhne gestiegen sind, und daß trotz der scheinbaren Prosperität die Lage
bei arbeitenden Klassen in manchen Betrieben nicht so gut ist. wie es vor
dem Kriege der Fall war.
Die Arbeitgeber sollten sich mit der Tatsacke vertraut machen, daß
eine erhebliche Erhöhung der Arbeitslöhne gegen früher eine unumgängliche
Notwendigkeit ist. Der Arbeiter, der im Jahre 1913 drei Tollars pro
Tag verdiente, konnte damals zur Not damit auskommen. Heute kann
er es nicht mehr, dem das Geld hat einen großen Teil seiner ctauskraft:
eingebüßt und dcr dadurch verursachte Ausfall sollte den Arbeitern in
Form einer Lohnerhöhung ersetzt werden. j
Auf der anderen Seite haben aber auch die Arbeitgeber mit den erhöh,
ten Kosten allen Rohmaterials und der Vertreuerung aller anderen Fakto
ren zu rechnen und sind trotz der höheren Preise, die sie sür ihre Produkte
erhalten, nicht in dcr Lage, extravagante Forderungen zu bewilligen.
Die Arbeiter sollten das in Betracht ziehen. Infolge der Konskription
macht sich ein Mangel an Arbeitskrästen fühlbar, und den Arbeitern ist
dadurch das Heft in die Hand gegeben, aber sie sollten ihre Forderungen
nicht so hoch schrauben, daß der Arbeitgeber sie nicht erfüllen kann. Denn
in diesem Falls wird das Kapital gn arbeiten aufhören oder es kommt zu
Strikes, die verlustreich für beide Seiten sind und die gerade in jetziger
Zeit eine 5lalamität sür das Land bedeuten.
Wenn die Erhöhung der Lphne so weitgehend ist, daß die Arbeiter
damit ebenso gut leben können, wie sie es mir den geringeren Löhnen vor
dem Kriege konnten, so sollten sie damit zufrieden sein und den augenblick
kichen Mangel an Arbeitskräften nicht dazu benutzen, auf exorbitanten
Forderungen zu bestehen. Sie find besser daran, als die vielen Tausende
ven Elerts und anderen Angestellten, deren Löhne wenig oder gar nicht
erVSjt sind und die sich doch mit den veränderten Lcbensverhältnissm
abfinden müssen.
lviösrwm'tlge 5chein
Heiligkeit! Die Chicago Tribune" findet es
teuflisch, da'z Teutsche in Rumänien
'c-e Verseuchung von Pferden und
!??",', hl.flrti"! um ki? Sf r?frt3
;:.i-:l Feindes zu schwächen. Eiej lich etwas unaussprechlich W
lircujicn die übrigens noch ganz jigeS; die Chemiker Md. In
unverbürgte Nachricht anknüpfend,
daß sich im Vukarester Palast Fläsch.
chen mit Karbunfel und Trüsen-Kul
turen für Pferde und Rindvieh san
den: Tarin, daß ein Volk sich der
Lakicriologen bedient, um die Pest'r
lenz zu fordern, liegt selbstverständ
lich etwas unaussprechlich Widerwär.
Ingenieur?
standen aber allenthalben schon längst
in Diensten der Kricgöämter. Daran
find wir gewöhnt. Wir waren ober
der Meinung, daß heilen und Nicht
töten die Aufgabe dcr Aerzte ist. Ist
das aber das erstemal, daß deutsche
Mediziner kaltblütig zu morden ans
zogen? Mit der Fortdauer des
Krieges und dcr allmählichen Mnah
nie dcr Skrupcl kann eS gofchchcn.
daß den Deutschen in gleicher Münze
heimgezahlt wird. Und warum auch
nicht? Alliierte haben sich ansang
lich gescheut, vom Gas Gebrauch zu
machen; sie haben sich auch anfänglich
gescheut, vom flüssigen Feuer Gc.
brauch zu machen."
Gescheut haben sie sich weniger,
als es nicht gekannt. Sowie sie eö
einmal kannte!:, haben sie sich mit
aller Macht darauf geworfen. Skru
pel haben sie keine gehabt. Skrupcl
haben sie auch keine, wenn cö gilt,
für LuftübcrfLlle, wie den in dcr
Montag Nacht, dcr fünfzehn Londo
ncrn das Leben kostete. Wiederverael.
tung zu üben. Die Tribune" wür
de sich ja auch nicht scliciien, das
Rindvieh und die Pferde in Teutsch,
land zu verseuchen, wenn sich ibr da
zu Gelegenheit böte. Die Tribune"
hat c.S offenbar vergessen, wie ihre
Borfahren die Indianer mit den
verseuchten Bcttdecken und Klei
dungsstückcn ihrer Blatternkranken
ausgerottet haben!
(Chicago Wochenblatt,)
Gegen Nörgler nö
letzer!
Dein Milwaukce Sentinel" ge
führt Tank für Veröffentlichung ei.
ncs Leitartikels, der neulich erschien.
Wir geben diesen Artikel im Wort,
laut ivieder:
Gefunden Menschenverstaiid zeigt
derjenige deuischamerikani'ä'.e Biir
aer, der die Notwendigkeit einer öf
fentlichen Demonstration zu dein
Zwecke, - die Loyalität dieser Bürger
erst noch darzutun, verspoltet.
Die große Masse unserer Teutsch'
amcrikaner sühlt sich einigermaßen
bmnruhigt und beleidigt dadurch,
das; sie in ein Kreuzfnler gedrängt
werden von Ergüssen zweier Typen
von allerdings nicht zablreichen Zei.
tunaen überall im Lande. Tcr ei
ne Typus nörgelt ewig an ihm her
um und der andere Typus mißre
präsentiert sie.
Laßt sie doch wie den Rest ihrer
amerikanischen Mitbürger nihig ihre
Pflicht erfüllen ihrem Lande und ih
m Regierung gegenüber und sonst
ihre Aufnierksamtrit ihren eigenen
Angelegenheiten schenken.
Und laßt diese Nörgler an den
Teutschamerikanern auf dcr einen
Seite uiid die die Deutschamerikaner
nicht repräsentierenden Kaiseranhän
ger auf der anderen Seite endlich
gesunden amerikanischen Verstand j
annehmen, um nicht immer wieder
Rassenhader im Lande aufzustacheln.
Wenn es Deutschamerikaner gibt,
die sich mehr als Reichsdeutsche als
Amerikaner mit Bezug auf diesen
5irieg aufspielen, dann werden un
sere Vundesbehörden schon aus sie
auspasien. Die große Masse ist. wie
ihr Benehmen beweist, ebensogute
Amerikaner wie alle Anderen und
haben es nicht nötig, besondere Re
klame zu machen bezüglich dieser Tat.
sache, denn dadurch schon würden
sie sich ja absondern von ihren Mit
bürgern als eine besondere Klasse."
Klarer und deutlicher bäite der
Standpunkt der amerikanischen Bür
ger deutschen Stammes kaum gc
kennzeichnet werden können.
Uegiernngsfarmen!
Der Besitz der Regierung an Län
dcreien im Westen, die sich zur Auf.
nähme als Heimstätten eignen, ist
keineswegs erschöpft, und da,s Bun
desamt für Landwirtschaft ist gerade
in dieserZcit ängstlich daraus bedacht,
erfahrene Landwirte für Farmen zu
erlangen, die demnächst der Kultur
erschlossen werden sollen. So waren
am 20. September annähernd 12.
000 Acker guten Landes im Shoshon
Projekt, im Staate Wyoming. für
die Ansiedlung schon bereit. Dieses
Land, das in bezug auf Fruchtbarkeit
erprobt worden ist, liegt südlich von
der Stadt Frannie und wird von der
Hauptlinie dcr BurlingtonVahn
durchschnitten. Annähernd der vierte
Teil dcr Bodcnsläche ist von der Re
gicru'iig bewässert worden und die
aus ih:n angepflanzten Saaten sind
jetzt für die Ernte bereit. Die Oua
lität des Bodens schwankt zwischen
Sand und schwerem Lehm; sie ähnelt
derjenigen in ondcrm Teilen des
Projektes, die sich seit mehreren Iah
ren erfolgreich unter Kultur befin
den.
Alle Saaten, die in dieser Gegend
deS Landes gezogen werden, wie
Weizen, Alfalfa, Zuckerrüben, Kar
toffelu usw. werden auf diesem Re
gierungsland gedeihen. Im Jahre
1916 stellte sich der durchschnittliche
Bruttoertrag nach einem amtlichen
Negicrungsausweis pro Acker wie
folgt: Kartoffeln $151; Gartenge
müse $95; kleine Fruchtfortcn $85;
Zuckerrüben 73; Bohnen $12 und
Alfalfa $19. Für das Land selbst
hat der Ansiedler nichts zu entrichten,
aber er muß seinen Anteil an den
Kosten für Bauten und Bewässc
nmgsanlagen bezahlen, die aus $CC
pro Acker sestge etzt sind. Von diesem
Betrage hat der Ansiedler 5 Prozent
oci Antntt seines Besitzes zu entrich
tm. Zur Tilgung dcr restlichen
Suinme werden dem, Farmer 20
Jahre Zeit gewahrt, ohne daß die
Regierung ihm Zinsen berechnet.
Dieser Vorschlag sollte sicherlich
sür viele Pächter, Landarbeitcr oder
Farmer, die in anderen Teilen des
Landes wenig erfolgreich gewesen
sind, als einladend erweisen. Da
Land ist im Durchschnitt von der
gleichen Beschaffenheit wie in öitli
chcn Gegenden, in denen sich der
Kaufpreis aus $150 bis $200 pro
Acker stellt. Hier aber verlangt die
Regierung nur $C6 und gemährt
den: Käufer 20 Jahre Z' ,t zur Er.
füllung seiner Verbindlichkeiten. Es
liegt, sagt die Tctroiter Abendpost,
entschieden im Interesse der Nation,
daß diese und andere RegierungSIän.
dercirn sofort ertragsfähig gestaltet
werden, und zwar durch Leute, die
biobcr nicht zur Klasse dcr Produ.
zentcn gehört liabcn. odcr als solche
nur im geringen Maße erfolgreich
gewesen sind.
Das autokratische
Deutschland in eng
lischer Beleuchtung!
Die jüngsten Vorgänge in
Deutschland haben so nianche schiefe
urteile über ue politi chcn Einrich
tungen des Reiches ausgelöst, daß
cs am Platze sein mag, einmal ei
neu historisch und politisch geichul
ten Engländer- über Deutschland
und seine politischen Einrichtungen
zu !lorte kommen zu lassen. Es
ivird da mancher, der geglaubt hat.
Deutschland zu kennen, manches er
fahren, was er bis dahin nicht wiiß
te, und cs kann unserem Lande mir
nützen, wenn cs möglichst genau über
das seindlicheLand unterrichtet ist.
In einem Kriege ist nichts gcfähr
licher als Unkenntnis, lueil sie sehr
eicht zu einer fallchen Einschätzung
des Gegners verleitet, die unter
Umständen schlimme Folgen tragen
kann.
Tcr Engländer, von dem hier die
Rede ist, ist der englische Schrift.
sieller Charles Löwe, und das Ur
teil über Deutschland, auf das wir
Bezug genommen haben, ist seinem
Werk The Book vf History" eutneni-
men. Lome schreibt darin: ,,Es kann
nicht nachdrücklich genug betont wer
den, daß Kaiser Wilhelm dcr Zweite
mn ' absoluter unverantwortlicher
Herrscher sei, wie es Zmn Beispiel
Nikolaus dcr Zweite von Nußland
ist. Das Teutsche Reich ist die euro
päische Analogie dcr amerikanischen
Ver. Staaten, eine Vcrbüudung von
2a souveränen Staaten unter 5c
nu; die drei freien Städte, Harn
bürg, Lübeck und Bremen, Republ!
ken sind mit dem König v.m Preu
ßen als ausübendem Oberhaupt oder
Präsideuten. Dasselbe System regiert
in Deutschland wie in den Ver.
Staaten. Hier wie dort hat jeder
taat ferne eigene zweilammerige
Legislatur für die Erledigung sol
cher staatlichen Angelegenheiten, wel
che dem Reichstag nicht vorbehalten
sind. Der König von Sachsen, Bay
ern, Württemberg und die Herzöge
und Großherzöge der anderen Bnn
desstaaten sind genau solche unab
hägige Souveräne in ihren eigenen
Staaten wie der König von Preußen
mit dem Titel Deutscher Kaiser in
seiner eigenen besonderen Hohenzol
lernmonarchie.
Außerhalb seines Königreichs
Preußen steht Wilhelm dem Zwei
ten als Teutschem 5taiser nicht mehr
Recht zu, sich in die Zivilangelegen,
heilen von Sachsen. Bayern oder Va
den einzumischen, wie dem Khan der
Tataren. Nicht einmal in den drei
Freistädten ist der Kaiser befugt,
das Begnadigungsrecht, eines der
Symbole der Souveränität auszu
üben. Wer den Kaiser als Despoten, Au
tokraten, absoluten Herrscher oder
unverantwortlichen Monarchen hin
stellt,' spricht krassen Unsinn. Tat
sache ist, daß sowohl in der Eigen
schaft eines Königs von Preußen
wie auch als Teutscher Kaiser Wil
Helm der Zweite ein verfassungsmä
ßiger Souverän ist. Wenn die Eng
länder über verfassungsmäßige Re
gierung sprechen, so meinen sie damit
eine Parteiregierung, während der
deutsche Begriff, dieselbe Sackie be
treffend, eine der hinterlegten, ge
schriebenen Verfassung geniäße Re
gierung deckt. Der Fehler mit der
glorreichm Versassung" Englands
liegt darin, daß sie aus der le;
non scipta". aus dem ungeschriebenen
Gesetz beruht, daher sie niemals wis
sen, woran sie sind: wogegen die
Teutschen sich jenes riesigen Vorteils
bewußt sind, daß sie sich in allen
Fällen des Zweifels oder der Ctrei
tigkcit bloß an die Reichsverfassung
zu wenden haben. Tasselbe gilt in
Bezug aus die preußische Verfassung,
das Ergebnis der Revolution von 13,
in welcher die bezüglichen Rechte der
Krone und des Volkes sehr sorgfäl
tig begrenzt wurden, obwohl sich hier
das Uebergcwicht dcr Macht, in Fol
ge feines absoluten Vetorechtes, zu
Gunsten des Königs neigt. Doch
als Kaiser besitzt er kein solScz
Recht, daher ist seine Mach! in dieser
und mancher anderen Hinsichten ge
ringcr als diejenige de,? Präsidenten
dcr Ver. Staaten.
Der gesetzgebende Körper dcö Nei
cheS besteht aus dem Reichstag, wel
cher daS deutsche Volk, und dcm Vun
dcsrat, der die Vundcssouverane und
die Freisüdte deS Reiches vertritt.
Beide besitzen gleichheitliche Macht
besugniS. Die Zustimmung dieser
beiden Faktoren ist zur Einvcrlci
bung eines RcichSgesrtzcs erforderlich,
und keine Vorlage kann zum Ge
se. werden, so einer der beiden ge
setzgebcnden Faktoren dieselbe mit
dem Veto belegt. Tcr Kaiser selbst,
als Präsident deS Bundes, hat Wn
Recht, ein Rcichsgcsctz zu vetircn.
und als preußisches Mitglied des
Bundesrates kann er von dcr Gc
samtstimmcnzahl von 52 nur 17
Stimmen für sich beanspruchen. .ES
ist demnach ersichtlich, daß der preu
ßische Präsident selbst im Bunde?.
rat in irgend einer Frage leichk
überstimmt werden kann, wie dies
auch beispielsweise im Falle des höch.
sten Gerichtshofes des Reiches ge.
schah, welcher nicht nach Berlin, son
dern nach Leipzig verlegt wurde. Ein
Gesetzentwurf, welcher vom Reichstag
angenommen und vom Bundesrat
bestätigt wurde, wird zum Gesetz
ohne Rücksicht darauf, ob der .Kaiser
als König von Preußen dasur ge-
stimmt hat oder nicht. Ueberdies hat
der kaiserliche Präsident kein brfon
deres Vetorecht und keine andere
Wahl, als den gemeinsamen Beschluß
de,' deutschen Volkes und dcr deut
schcn Fürsten zu vollstrecken.
Noch ein Wort bezüglich des
Reichstages, welcher häufig als eine
bloße Maschine bezeichnet wird. de.
ren einzige Aufgabe sei. Gelo zu be
willigen und Gesetze zu genehmigen.
Nichts könnte der Wahrheit scrncr
stehen. Tie Macht des Reichstages,
die ihm seitens der kaiserlichen Regie
rung unterbreitete Maßnahmen zu
ri'.ckzuweisen, ist unumschränkt und
die Regierung verfügt über keine
Mittel, ibren Willen ihm aufzunö
tigen. Es ist wahr, daß der Kaiser
mit Zustimmung seiner Herrschcrge-
nassen das Parlament auslösen kann,
doch dasselbe kann auch der König
von England aus Anraten seines Mi
nisterpräsidenten tun. und ein Paria
inent auslosen, heißt noch lange nicht,
dasselbe vergewaltigen. Auslösungen
;cs deutschen Reichstages crsolgten
stets aus Grund eines Neserciidlims,
eines direkten Appells seitens der
Parteisehde befindlichen Vertreter
des deutschen Volkes an das Volk
selbst, und in nahezu allen diesen
Fällen ist die Antwort entschieden zu
Gunsten der Regierung erfolgt. Das
Recht der Geld, und Soldaten-Be
willigung wird durch den Reichstag
ebenso beschränkt ausgeübt, wie dies
im englischen Unterhause geschieht,
und der Kaiser kann der Flotte sein
Schiff und der Armee keinen Solda
tcn zufügen, ohne die Zustimmung
des deutschen Volkes, die nur durch
den Reichstag gegeben werden kann."
weihnachts-vost für
Soldaten in Frankreich!
Washington, L Okt. Weih
nachtspalete für die in Frankreich
kämpsenden Soldaten dürfen nicht
später als am 15. November obge
schickt werden. Es wurden Arrange
mcnts getroffen, durch welche diese
Weihnachtspost am Weihnachtsmor
gen in die Hände dcr Soldaten ge
langt. Jedes Paket muß die deutlich
geschricbeneAufschrift trogen: Weih
nachtspost"; ebenso die vollständige
Adresse der Person, für die cs be
stimmt ist, und au der oberen Ecke
aus der linken Seite muß Name und
Adresse des Absenders angegeben
sein. Jedes Paket muß so verpackt
sein, daß es vom Postmeister leicht
inspiziert werden kann. Kein Paket
wird nach Frankreich abgeschickt, wel
ches nicht ein Zertifikat des Postmei
stcrs hat, daß es keine verbotene Ar
tikcl enthält. Die Rate der Versen
dung wird aus 12 Cents pro Pfund
angesetzt.
Tätigkeit dcS Komforts-KomitckS.
Washington, 4. Clt. Die Ver'
schickung von 7,221 Garnituren wol
lener Kleidungsstücke im Werte von
$17,000, an Mannschaften der
Bundesmarine, wurde vom Kom
forts Komitee der Navy Lcague be
kannt gegeben. Diese Sendung ist
die Arbeit eines einzigen Tages im
Hauhtquarticr des Komitees. Alle
diese Kleidungsstücke wurden von den
Seeleuten empfangen und werden
von denselben bereits getragen. Die
se Bekanntmachung, heißt es in ei
nem Bericht der Navy League, de
monstriert. daß die gegenwärtigen
Arrangements für Verteilung der
Komfort Artikel an die Männer der
Navy und Marine Corps in bcsric
digender Weise vor sich gehen. Die
Kleidungsstücke werden von Mitglie
dern des Komforts-Komitees im gan
zen Lande an das Hauptquartier in
1111 H. Str., N. W., Washington.
D. C., gesandt und vi dort wieder
verschickt an die Leute in der Marine-
ES bezahlt sich, in' den Klas
sisizierten Anzeigen" dcr Tribüne zu
annoncieren.
AllkS schon dagewesen.
rbilder dk preusjischk Tttiklassen
Sahlsyftkm.
Man nimmt gewöhnlich an, daß
der Grundgedanke de preußischen
DreillassensystemS angeregt sei durch
ein klaMchcS Vorbild, nämlich durch
die Zenturieneinieilung im alten
Rom. ES ist schon möglich, daß den
Vätern deS preußischen Wahlrechts
direkt bloß das römische System der
Klasseneinteilung nach dem Besitz
vorgeschwebt hat. Indes ist die rö
mische Methode, das Maß der poli
tischen Rechte nach dem Geldsack ein
zuteilen, selber nichts einzig Daste
hendes und Originelles, sondern die
se! System hat selber schon Vorbil
der gehabt, wenigstens eines. Man
muß nämlich mit Bestimmtheit an
nehmen, daß die alirömische Zenits
rienverfassung, die aus den König
ServiuS Tullius zurückgeführt wird,
gegen Mitte des 6. Jahrhunderts vor
Christo, nachgebildet ist insbesondere
der athenischen Klasseneinteilung deS
Solon. dessen Gesctzgebungswerk ins
Jahr 594 v. Chr. fällt. Colon legte
seiner Einteilung der ganzen athe
Nischen Bürgerschaft in vier Klassen
den Ertrag vom Grundbesitz zu
gründe, wobei nach Scheffeln gerech
net wurde und die oberste Klasse den
Namen Fünshundertschesfler führte.
So gingen die Abstufungen hinunter
bi zur letzten Klasse, den Theten
mit wenig oder gar keinem Grund
besttz. TieS Solonische Klassensy
ftem unterschied sich grundsätzlich in
sofern von dem oltrömifcheis und dem
modernen preußischen, als es nicht
auf das Stimmrecht Bezug hatte.
Tarin bedeuteten in der Volksver
sammlung alle Klassen, auch die
Theten, gleich diel. Benachteiligt
waren diese vielmehr dadurch, daß sie
zu keinen Aemtern wählbar waren,
die zweite und dritte Klasse bloß zu
den unteren Posten Zutritt hatte,
während die erste Klasse allein für
die hohen Aemter in Frage kam.
Tie Colonische Versassung war
aber bereits leine vereinzelte Cischei
nung, sondern hangt zusammen mit
einer ganzen Menge verwandter
Klasseneinteilungen in anderen grie
chischcn Republiken. Man ersieht
dies auS einer Stelle in der .Politil"
des großen griechischen Tenlets An
stoteles, wonach die Abstufung der
politischen Rechte nach dem Besitz
nichts Ungewöhnliches war und ge
wohnlich in einer anderen als in
Athen, dem römischen System nä
herkommenden Weise organisiert war.
Aristoteles sagt nämlich, daß die
Oligarchen, d. h. die Anhänger der
Herrschaft weniger, natürlich Be
sitzender, für recht hielten, daß daS
größere Vermögen bei den Abstim
mungen entscheiden müsse. Und er
gibt nun ein Beispiel von Mehrheils
bildung bei einer Klasseneinteilunz
nach dem Vermögen. Wenn etwa
von 19 Reichen und 20 Armen 6
Reiche und 13 Arme auf der einen
Seite, 4 Reiche und 3 Arme auf der
anderen stimmten, so konnte trotz des
Kopfzahlverhältnisses von 21 gegen 9
doch diese Minderheit als Mehrheit
gelten, wenn ihr Bestz größer war.
Dieses System, griechisch Timolratie
genannt, kam öfter vor und ent
spricht durchaus dem Vrundgedan
ten der römischen, wie der preußi
schen Klasseneinteilung, hat mit ih
nen gemein, daß mit Hilse einer Ab
stusung nach dem Besitz aus der Min
derheit eine Mehrheit gemacht wird.
Bei dem römischen Verfahren lag der
Trick darin, daß zwar nominell alles
in Zenturien, d. h. Hundertschaften,
eingeteilt war, daß aber die Zentu
rien ungleich starte waren, nämlich
nicht durchweg 100 Mann zählten,
sondern in den oberen Klassen schwä
cher, in den unteren weit stärker wa
ren. Deshalb gab aber doch jede
Zenturie unterschiedslos eine Stim,
me ab. Nach einer Angabe deS rö
mischen Staatsmannes Cicero zählte
eine Zenturie der unteren Klassen, in
denen die Aermeren stimmten, mehr
Köpfe, als die ganze erste Klasse in
ihren achtzig Zenturien. Vor der
ersten Klasse kamen noch die Ritter
mit 18 Zenturien. Die Ritter und
die erste Klasse hatten also zusam
men 93 Zenturien von insgesamt 193
und damit eine Stimme über die
absolute Mehrheit, wmn ste sich einig
waren, die zweite Vermögensklasse
stellte 22, die dritte 20, die vierte
22, die fünfte 30 Zenturien. Dazu
kam noch eine einzige Zenturie der
ganz Besitzlosen, die Proletarier hie
ßen. Sie wie die übrigen Zentu
rien von der zweiten Klasse abwärt
wurden überhaupt gar nicht gefragt,
denn die 93 Zenturien der Ritter
und der ersten Klasse iibereinstimm
ten.
Strenge Trinkvorschriften.
Ayer, Mass., 5. Okt. Auf Be.
fehl deö Generalmajors Harry F.
Hodges sind alkoholfreies Bier und
fast alle Limonaden ans dmt Lager
Dcvens verbannt worden. In dem
Befehl wird verschiedenen Komman
deuren mitgeteilt, daß nur Milch,
Butterinilch, Grape Juice. Rootbiee
und Oreangeade verkauft werden
darf.
Ju dcr Jugend meinen wir, das
geringste, das die Menschen uns ge
währen können, sei Gerechtigkeit; im
Alter erfahren wir, daß cs das
höchste ist.
Schlaf gestört?
Sind Sie gezwungen, sich von
Ihrem Schlaf zu erheben, einmal
zweinial oder mehrmal wegen
Schmerzen, Reiz und abnormen Zu'
ständen dcr Nieren und Blase.
Mmmmm
sino garantiert, die Alkali säure Ihrer
Absonderungen zu korrigieren, wag
Ihnen einen ungestörten Schlaf ge
währt, Ruhe schasst bei Nacht, und
Energie ant Tage.
Schuhpreise
sind niedriger!
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