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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 3, 1917)
LZgliche Ctitstsjn tt'Mne' i Lieb Vaterland. I- Roman von Vludolf Etrah. ' f (20. Fortsetzung.) Also... zum Aeispiel... Mexan dre ist aus Urlaub... nehmen wir f1 an, Du würdest krank... würde e3 , denn bann auq geyens .ES muß gehen!" versetzte Karl Zeddersen kühl und unterschrieb wie der einen Stoß Aktenstücke, den ein geschäftiger Herr ihm hinschob. Er sah eine sonderbare Enttäuschung auf ihrem Gesicht, so als wäre er von einem Piedestal herabgestiegen.' auf , das sie ihn gestellt, und setzte hinzu: .Vergesse auch nicht: das hier ist nicht meine eigentliche Domäne, sondern das Reisen draußen. Ich vertrete doch hier nur Sascha!" Und nun hellte ihr Antlitz sich wieder auf und sie meinte, merklich erleichtert: Ja, das wird tl wohl sein!" Allmählich wurden ihre Besuche auf dem Kontor seltener. Schließlich blieb sie ganz weg. Es war hofsnungs. los. da zu sitzen und Dinge mitanzu hören, die man nicht verstand, und in Briefen zu blättern, deren Sinn man nicht begriff. Karl Feddersen merkte das Fehlen seiner Frau kaum. Oder wenn, dann war es ihm lieb. Er konnte jetzt keine Störung brauchen. Er las; bis über die Ohren ,n Ge T Qtfvmnft riiiff berstn fUUlin AVfc jn.un wo er, um die 2flitte September, wenn die ärgste H:ke aus dem Baiian naq lieft, dorthin reisen sollte. Die Kosser waren schon gepackt, das Abteil 'im Orient'Erbrek bestellt, es herrschte eine eigene, schweigsam-feierliche und gedankenvolle Stimmung, als sich oas Ehepaar am Borabend der Abfahrt - bei Tisch gegenübersaß. Zum ersten mal trennten sie sich morgen auf län- gere Zeit. Wie lange Karl Feddersen sein fein würde, ließ sich im voraus nicht bestimmen. Das hing von den unausbleiblichen letzten Jntrigen i Mazedonien ab. Aber auf vier Wochen rechnete er mindestens. Vlöklich. als der Diener das Zim mer verlassen hatte, sprang sie auf. Sie eilte um den runden Tisch zu ibm berum. wie auf der Flucht vor irgend etwaZ. Ihre Schleppe fegte über den Teppich. Sie blieb vor ihm stehen, der sich erstaunt erhob, und Uait bittend die öände ineinander und sagte: Charley... laß mich nicht allein! .Aber Wargot..." .Ich gehöre doch zu Dir!... WaZ soll ich denn ohne Dich?... Ich bin doch ganz wurzellos aus ver Weil, Du bist mein einziger Mi!" Ei war ganz verbukt uver dieje 'l . r, : u . (u.lAHI.nM m Jßhta feiaruiia icuicc yiciicytum; u .guu Augenblick: .Du könntest doch die 'lüi über auch zu Deinen Eltern nach Berlin!" schlug er vor. Die junge Tsrau schüttelte den Kopf Eine kleine jQuerfalte stand finster iwifcfien ihren Augenbrauen. w: KlmrU fTi OJUa lUilll lUj tuuyi, lyauu. vu Dir zusammen aus e uch... gern Da freue ich mich drauf. Aber allein, da wieder unterkriechen... daß sie fa aen: ,Es flog ein Gänschen übern Rhein'... nem... das ist mir ja alles so unendlich fremd geworden. dort... ich hab' gewußt, was ich tat... ich hab' meine Schiffe hinter mir verbrannt..." .Und bier in Paris lasse mich nicht allein!" flüsterte sie wieder, halblaut an seinem Ohr. den Kopf an feine Schulter gelehnt. Lieber nicht! Ich komme hier nur auf dumme Gedanken vor Müßiggang und Langeweile, und ärgere mich über Magde und... ich mag nicht Strohwitwe sein... ich bin , doch Deine Frau. Ich hab' Dich doch fz lieb." Karl Feddersen war kein Mensch der übereilten Ent chlüsse. Aber dies mal mußte er sich rasch entscheiden. Die Zeit drängte. Die Gescha te auch. Er liebte kein Hindernis in Geschäf ten. Er sagte, ungeduldiger als er sei der wollt?: .Das ist ja sehr nett von Dir. Daist)! Aber laß jetzt die Capricen!" .Eine Ccprice? So nennst Du meine Bitte"" .Mon Dieu... Was denn noch. Daist)?" Du hast nichts bemerkt... die i Zeit ... das halbe Jahr, vom J a )W aö bis jetzt?" 3 Y .Was soll ich denn da Großes be anst haben? Zeichen und Wunder ha bin rich doch nicht ereignet?" , .Doch. Eha lcy, sie waren da! Sie wann in mir! Ab-r wenn man sie o'cht begreift, vergehen sie wieder.' Nun sprach sie in Rätseln. Solche unbestimmten, frauenhaften Klagen paxikn ihm gerade in seinen Kopf, k!,ch?m sich die Geschäfte Drängten. Ach muß reisen. Steife. Also bit . t. iei re.'ni'nftig!" erklärte er in dem souveränen Tcn. den er sich ihr gegen über angewöhnt hatte. .C'eft beeide! Um Gottes willen, fang' nicht noch ün zu weinen! Was ist denn dabei? .... Ma chere, Du bist zu Mimosen $ft! Du mußt Dir eine etwas dik tne Haut anschaffen! Ich hab' sie loch auch." . Die Tränen, die er befürchtete, lu im aus. Statt dessen lachte die junge Frau plötzlich auf. Er furchte unbe hazlich die Stirn. Was war das nun nt,ütt für em Umjchlail t .Ja. Die hast Du wahrhaftig, Charley!" sagte sie. .Mehr als gut ist Daö ya t Du gar nicht vcmerlt. wie ich diese Monate hindurch um Deine Liebe geworben habe? Bist Du wirklich so taub und blind? Hust Du wirklich nur Deine Kurse und Eisen bahnschiene im Kops, daß Du nicht siehst, daß eine Frau, wie ich, neben Dir ist." .Herrgott.. Du bist doch da!' .Ich roar'S... ich war's... ich hab' getan, was ein Mensch vermag! Ich hab' mehr Kräfte aufgebracht als viele. Ich bad' meinen stolz ,n die Ecke gestellt. Ich bin Dir ja nachge iaufen. Gebettelt und gebeten hab' ich um Dich . . ." Karl Feddersen war mehr noch ge schmeichelt als verwundert. i,Aber wir haben uns doch, Daisy!" meinte er freundlich. .Was Du .haben' nennst! Ich !.wollte mehr. Ich brauche mehr. Ich brauche Dich! Ich hab' Dich gesucht, wie man einen Menschen uchcn rann überall in jeder Weise... Ich hab' gedacht, irgendwo müßt' ich Dich doch finden ..." Er schüttelte halbbelusiigt ' über ihren Eifer den blonden Kopf. Er stand als ein stattlicher, breitschultri ger Mann vor ihr im Zimmer. Er hatte etwas Gemütliches. Bitte! Hier bin ich in voller Le- bensgröße, Daisy! Als Dein gehorsa mer Diener! Was Du noch mehr willst, das wissen die Gotter! Dich!" Er wurde böse. .Zum Kuckuck! Ich bin doch nicht aus Pappe! Faß mich doch an! Ihr Blick durchkältete ihn. Er fühl. te etwas zwischen sich und ihr, das er nicht erfasse: konnte. Du bist da!" sagte sie. .Das ist wahr!... Aber mir ist das zu werng Ich bin nicht so genügsam angelegt. Eine Zeitlang wohl . . . Aber dann." Sie machte eine müde, ablehnende Handbewegung. .Du bist mir jetzt so fern!" sagte sie, leicht zusammenschauernd, .so furchtbar fern!... Mir ist, als kenn- ten wir einander gar nicht! .Ich bin Dein Mann!" .Ja!" Und bitte mir aus, daß Du mich als solchen respektierst, meine Liebe! Sein Ton war barsch. Er fühlte: Jetzt galt es seine gefährdete Auto rität. Nach außen gewiß!" Nein, überhaupt!... Bedenke ge fälligst, wen Du vor Dir hast! Ich hätte doch wahrhastig andere Partien machen können! Aus reiner Liebe zu Dir habe ich . . ." Er verstummte eine Sekunde. Aber dann konnte er sich nicht enthalten, erbittert fortzufahren: Wer heiratet denn sonst in meinen Kreisen ohne Mitgift? Du hast doch sozusagen das Große Los gezogen! Ich habe Dich zu allem gemacht, was Du bist! Und das ist nun der Dank!" Er hätte die Worte, kaum daß sie heraus waren, gern zurückgerufen. Zu seiner Erleichterung wirkten sie, wie ihm schien, nicht weiter auf seine Frau. Sie blieb ganz gelassen. Darauf hab' ich nur noch gcwar tet," versetzte sie ruhig, daß Du mir das sagen würdest!" Hab' ich etwa nicht recht?" Da schrie sie plötzlich verzweifelt auf: Poche Du nur auf Deinen Kauf' preis! Betrachte Du unsere Ehe, wie Du's verstehst! Du hast freilich recht ... Was rede ich denn hier vor tau den Ohren? Also reise nur. Charley! Reise! Ich halte Dich nicht!" 11. Der Winter war über Paris ge kommen. Strenger als sonst. Vor den Fenstern des kleinen Feddersenschen Palais tanzten nordische Flocken und hüllten die Welt in Weiß. Alles war still. Kein Husschlag. Kein Automo bilrollen. Ein geheimnisvoller Friede. Die breite Fläche der Avenue du Bois de Boukogne lag bis zum Triumph bogen hinauf wie ausgeftorbcn. Darin sind die Franzosen doch furchtbar pimplich!" sagte Margarete zu ihrer Freundin Lisa Campbell, die sie um die Dämmerstunde ausgesucht hatte. .Aus dem ärgsten Schmutzwet ter machen sie sich nichts! Aber bei einem bißchen Schnee stellen sie sich an... Gott... wenn ich an unsere deutscben Winter denke..." .Oder gar bei uns in Rußland!" Die kleine Petcrsburgerin lächelte schwach. Sie war ein zartes Geschöpf mit blassem Kindergesicht. Die beiden jungen Frauen verstummten und schlürften ihren Nachmittagstee, der in winzigen Täßchen vor ihnen dampfte. Zu Paris gehörte Sonne. Grünes Kastanienlaub. Beilchenzeruch auf den Boulevards. Im Winter stürm tdar die Seinestadt nicht mehr sie selbst. Da flogen die Gedanken heim über den Rhein und die Weich sel... Unbestimmte Vorstellungen aus Kindertagen... Holzknistern im Ofen... Zischende Bratäpfel... Schlittengeklingel. Margarete mußte lachen, wie verzweielt da draußen dngebMI Herr seinen Zhlinder festhielt und auf den Spitzen seiner Lackstiefel tanzte. Dabei lag der Schnee noch nicht einen Zoll hoch. Die andere er hob sich: Ich muß jetzt fort." So bald?" Wir haben doch ein Niesendiner! William will es nun einmal so. ES ist doch heute Weihnachten." .Daran hab' ich gar nicht mehr ge dacht!" Margarete Feddersen sah träumerisch in das Flockengewirbel. Hast Du 'nen hübschen Baum da- heim. Lisa?" Ich putze keinen mehr. Es hat kei- nen Sinn. Mein Mann steht davor und weiß nicht, was er mit dem Ding anfangen soll. Und die drei Boys ebenso. Ich glaube, sie wundern sich heimlich, daß ihre Mammy noch so kindisch ist. Es sind doch nun einmal richtige kleine Engländer. Für sie ist der große Truthahn nachher die Hauptsache. Und die nagelneue weiße Fünspfund-Note für jeden unter der Serviette. Die kennen sie genau... die Schlingel!" Die kleine Deutsch-Aussin lächelte melancholisch. Deswegen bin ich heute mal rasch auf einen Sprung zu Dir!", sagte sie. Bloß um am Heiligen, Abend wenige stcns ein paar Worte Deutsch zu ha ren. Papa war doch noch Relchsdeut scher in Petersburg. Und Mama war Baltin. Aber dalxim bei mir spricht I keiner ein Wort. Ich bin ganz isa licrt in meiner eigenen Familie.. Mrs. Campbell knöpfte ihr Seeot ter-Jackett zu, ein Geschenk ihres Mannes, das zehntausend Franc gekostet h.itte. Er besaß es dazu. Er verdiente viel Geld, wenn er sich auch mit den Feddersens nicht messen konnte. . William meint es so gut," sagte sie dabei, als müßte sie irgendwelche Gedanken, die sie gar nicht ausge sprechen hatte, nachträglich rechtferti gen. Man ist nun einmal von Haus und Heimat weg... mime Eltern sind ja auch tot... Man führt ein Zigeunerleben. Oder eigentlich ist's immer dasselbe: ob wir nun in Wir iningham waren und dann die sechs Jahre in New Vor! und nun in Pa ris, mein Mann ist zufrieden, wenn er die Beine gegen's Kaminsener streckt und seine kurze Pfeife raucht und die Seinen um sich hat. Man darf auch nicht zu viel vom Schicksal verlangen . . . Ja. nicht wahr?" Margarete hob lanzsam den dunkeln Kopf, aus ihrem Nachsinnen erwachend. Sie Iland vor ihrer Freundin, die viel kleiner und schmächtiger war als sie, und faßte deren beide Hände und sah ihr ins Gesicht. Wir haben's doch gewußt, Lisa! Wir beide! Da muß man sich nun darein finden! Tausend andere haoen s nicht so gut wie wir Müssen jeden Taler dreimal drehen.. Unsere Manner sind nicht glücklich, wenn wir nicht verschwenden... Sag mal: wie lange bist Du schon verhei ratet?" Dreizehn Jahre..." Dreizehn Jahre!" wiederholte die junge Frau. Sie dachte sich: Wenn ich erst so lange verheiratet bin..." Es erschien ihr doch wunderlich... diese Vorstellung... endlos... ein Zug der Ergebung "blieb auf ihrem Gesicht. Sie küßte Lisa. Adieu, Schatz! Grüße daheim!" Du bist heute so , weich, Margot?" Eine leise Nöte überflog die Wan gen der andern. Sie antwortete nicht gleich. Lieber Gott!" sagte sie dann. Du hast ja-ganz recht. Was hilst es denn mit dem 5i,opf gegen die Wand rennen? Wir haben nun einmal kein Vaterland und keine Familie mehr wie andere. Wir haben nur unsere Männer. Mit denen müssen wir aus kommen. Unbequem sind sie ja nicht. Es sind ja Geschäftsleute. Sie haben keine Ecken und Kanten. Sie geben gern nach... soweit sie's verstehen!" (Fortsetzung folgt.) Ein probates Mittel , Von I. v. Maurick. Ein schweres und eigen artiges Unglück hat in der Nähe von Picrpont, S. D., L. I. Chrislopher mit Frau und Kindern, sowie B. E. Smith und Frau betroffen, die sich auf dem Heimwege von einer Fahrt nach Pierpont befanden. Sie wur den auf dem Wege vom Sturm überrascht und hielten an einem Farmhause, um dort Schutz zu Zu chen. In jenem Hause befand sich jedoch ein Pockenkranker, und sie dursten dasselbe mithin nicht bctre ten. Sie eilten nach dem Getreide speicher, um dort Obdach zu finden. Ter Sturm entwickelte sich aber bald zu einem kleinen Tornado, dem der Speicher nicht widerstehen konnte. Er wurde umgeweht und in Stücke gerissen. Frau Christopher wurde dabei am schwersten verletzt. Außer anderen Verletzungen erhielt sie eine bösartige Wuikde über dem Auge. Sie war bewußtlos, als sie aufgeho ben wurde. Frau Smith war unter dem Fußboden des Gebäudes einge klemmt worden, hatte aber wunder barerweise nur geringfügige Ver letzungen davongetragen. Alle and? ren kamen heil davon. Tätig. Freundin (zum Vu such kommend): Wa, jetzt liegen Sie noch im Bett?... Ich habe Heu ts schon drei verschieden,: Hüte auf .Aber Schaffner, das ist ja erste Klasse. Nichtrauchen . Stern isuag meizr m un wencu; .3a..". aber nullen Sie. ich habe ein illet zweiter Klasse rid. .. .So steigen tote voq enoucy ein, meine lieve Da . . Frau," ruzt oer cüaiiner. welcher die Reisende für eine Dame etwaö allzu gewöhnlich zu linden scheint. Bitte. 'S ist yocy,le ..; " O"' .... .Nun ano aui vmmges üictv ietKst mein liebes, kleines Grelchenl während des Einstelgens nick: mt Ftau nochN mehrmals einem jungen äocken ' zu. welches, mit allerhand Gepäck, beladen, aus dem Perron stet grüß noch mal recyt ,cyon zu Haus, horst du?... so. Kino, und nun reich mir. bitte, die Hutschachtel. das orvchen uns oen großen oro, willst du?" Älleö einsteigen!" Ja. ja!' Herrgott ist das hoch!" euszl die locputente Frau, welche mit der linken yand de Wagentur umklammernd, vergebliche Anstren gungen i..ocht, sich in "ras Coupö ymauszuwinoen. während sie in der !ttechien einen egenichirm und ein üttlietaschchen hall und eme Papp jaMjiel unter vem Arm beinahe zer queljcht. tttig?" erschallt nun die Stim me oeö tationschess auf dem Per ron und schon fallen die Türen der letzten Wagen drohnend zu. fertig?" Absnhren!" yiem, noch nicht! was soll ich nur machen," stöhnt die Dicke halb ourch vte Oesfnung der .Couptür ge zwängt." .So 000 hopp!" la chend eilt der Schafsner herbei und beschleunigt die Prozedur des Ein tegens, indem er sie vollends in das Coup6 hineinschiedt. Gretchen, meine Hutschachtel!" erschallt plötzlich die tolimme der schwerfälligen Reisenden vor dem ge onneten k,oupeseniler. so, ich dank dir auch noch schon, mein Herzchen! nun den großen Korb, grüß alle noch mal von mir. und sei so gut und gib mir auch das Körbchen, echoii, es out verschlossen? Und 5i,,nd, ver- giß nicht für die Katze zu sorgen und sür die 5lanarienoogcl und..." Fertig?'... Zurück dort, meine Qecrichaittn!" Gretchen" abermals erscheint der Kopf am Fenster denk auch daran, die leeren Fruchtsaftfläschchen zurückbringen zu . . . Der Zug setzt sich in Bewegung und das Wort lassen" verhallt un- gehört in dem Lärm der Rader. Du lieber Himmel, war das ein Gehetz!" haucht die Frau atemlos, während sie jich neben den einzigen Pgagier setzt, der eben ein Schlaf- chen macht. O, Gott, o Gott! Um Himmels willen, was ist lo& der Reisende, noch halb im Schla fe, fährt erschreckt empor. .Ach. Sie schliefen? Dann ent schuldigen Sie nur gütigst; bei der Eile und dem Lärm halte ich Sie ganz übersehen, finden Sie nicht auch, daß diejer Wagen entsetzlich stäkt?" Ich? Ja... nein... ich weiß nicht!" sich bequem in feine Ecke zu tücklehnend, schließt der Reisende wie 'oerum die Augen. 'Nun wird's mir aber aber wirk- lich zu arg," brummt die Reisende, wählend sie sich vergeblich bemüht, die Hutichachtel, das orbchen und das Paket in den Gepacknetz unterzuonn gen. Ach herrje, nehmen feae's mir nur nicht übel, ich konnte wirklich nichts dafür: übrigens sind bloß Kastanien für die Kinder meines Schwagers drin, die essen sie so furchtbar gern ... Sie haben sich doch hossentlich nicht verletzt? es ist aber auck zu unbequem, die Sachen da hinaus zu schassen." Hm! offen gestanden wäre mir's schon lieber, wenn Sie das Täschchen dort drüben ins Netz legen wollten; sicher ist sicher, am Ende fällt es doch noch mal herunter und . . . Gewiß, Sie haben ganz recht. Sie hatten sich schon weh 'tun tonnen, ein wllhres Glück, daß sie noch so davon gekommen sind s ist doch nicht schlimm?" Der Reisende schiebt seine Mütze ein wenig zurück, streicht sich ein paar mal mit der flachen Hand über den Hinterkopf, reckt sich laut gähnend und blickt halb ärgerlich, halb schläf rig zu der dicken Frau hinüber, wel che ihn über die auf ihre Nasenspitze gerutschte Brille hinweg dumm-gut-mütig lächelnd anschaut, während sie sagt: Wohl müde von der Reise?" und dann fährt sie mit lauter Stim me fort: Du lieber Himmel, jetzt fällt mtVs auch ein, weil ich Sie ge nauer abgesehen habe -- ich kenne Sie!" Sie?"... Mich? mit allen Zeichen des Schreckens fährt der Rei sende empor. Ja. Sie sind doch Herr Bolders aus der Kleiderhandlung in der Hoogstraße?" ,. Sedaure fcfo zufällig ,gichU" ; Wie schade! Sehen Sie. darauf hätt ich nun zehn körperliche Eide ge schworen, daß Sie Bolderö sind. aber, wenn Sie selbst sagen, daß es nicht sg ist, dann wird die Sache wohl ihre Nichtigkeit haben! Nein, nem, ist es die Möglichkeit! genau dasselbe We sen wie Jan Loloers. aber wenn ich gut hinschaue, dann sind Sie'S doch wieder nicht; die BoldersenS sind nämlich alle rothaarig und Sie sind blond." So! Aoh!" laut gähnend wirft Eaucr-Erz., 10. September 1917. der Reifende einen flüchtigen Blick auf feine Nachbarin. Aber die dicke Nafe der Bolderfen. die haben Sie doch, das ist ein merk würdiger Zufall und..." Ich heiße van Palen und bin schläfrig!" klingt es ärgerlich und kurz angebunden zurück; von neuem schloß er die Augen und kreuzt die Arme über die Brust, die Beine be haglich auf die gegenüberliegende Bank ausstreckend. Erstaunt reißt die Frau die Augen aus und sagt hastig: van Palen hei- ßen Sia Hm, hm; wie lonoervar: dann find Sie wohl mit den van Palens aus Rotterdam verwandte Denken Sie doch nur, lanreiang habe ich dort im Hause verkehrt, ich war nämlich lange mit Eato van Pa len befreundet wohl Ihre Tante: eine gutmütige Person, aber ihre Nerven machten ihr viel zu schassen, da war sie eben manchmal ärgerlich und nervös und so wurden wir böse Freunde, . . . lebt sie noch?" Ein un verständliches Grunzen veranlaßt die Sprecherin einen Augenblick inne zu halten. .Nicht?" Ach. das würde mich ab?r.,doch wirtlich trotz dem leid tun, meinen doch die van PalenS van d,ynhaven?" Tasselbe Grunzen. Oder sind Sie am Ende mit den van Palens van de Baan verwandt, die kenne ich auch sehr gut, ganz rei zende Leute, meinen Sie die viel- leicht?" Nein, ich habe keine Verwandte. ittinen -iiuintn?" Nein, ich bin Waise undlch möch- te jetzt schlasen." Ach herrje, Sie sind Waise? am Ende waren Sie gar auch im Wai senhause? o, wie traurig: Ich habe Sie kleinen Waisen immer so furcht bar bemitleidet; wissen Sie, sie ha ben's ja so weit ganz ,gut in solcher Anstalt; aber sie bekommen so-viel Bohnen, Erbsen und Erbsendrei zu essen, die Speisen sind nicht beson ders nahrhaft und machen nur unnö tig dick. Ja, und dann Noch so man ches andere, 's ist eben doch nicht so wie zu Hause. Ja, ja! Aber man sollte gar nicht meinen, daß Sie auch so ein kleiner Waisenknabe gewesen sind, Sie sehen gar nicht so aus; viel zu patent und dann erster Klasse reizen! na, dantim--cr liebe Herr gott es wahrlich gut mit Ihnen ge meint. Ich zum Beispiel, ich bin ja nur eine Burgerssrau, aber ich habe mein gutes Auskommen und mir geht Gott sei Dank nichts ab, aber ich reise immer nur dritter 5classe. Heute gab es allerdings keine Wagen drit ter Klasse, und so mußte ich ein Bit lett zweiter nehmen, uno weil die zweite besetzt war, reife ich nun er ster, verstehen Sie? Wie der Zug rasch fahrt, sehen Sie bloß mal den Baynhof vorbei fliegen, wir haben vor Rotterdam nur ein paarmal Auf enthalt, nicht wahr, einmal in Nieu wersluis, da halten alle Züge, und dani. in . . ." Ganz recht, das stimmt. lott sei dank! in Nieuwersluis!" wiederholte der Reisende, den das eintönige un abgebrochene Geplauder seiner Ge fährtin ganz nervös zu machen scheint. Er hat mehrmals gegähnt und scheint recht schläfrig zu sein, nun aber richtet er sich mit einem Nucke auf, feiert seine Nachbarin scharf und mustert sie mit etwas spät tischem Lächeln vom Kopf bis zu den Füßen. Dann beginnt er mit beweg ter Stimme: Sie haben wohl ein sehr gutes Herz? man sieht es Ihnen an, wie mitleidig und sanftmütig Sie sind, gewiß fühlen Sie den ar inen Waisen ihren fürchterlichen Schmerz nach habe ich recht ge raten?" Die Frau nickte langsam und würdevoll, während sie frägt: .Also Vater und Mutter nie gekannt?" Nie," antwortet ihr Nachbar be trübt und wie mit unterdrücktem Schluchzen fährt er fort: Mein Ba ter starb vor meiner Geburt und mei ne gute Mutter auch." Hier scheint die Rührung ihn zu übermannen und wiederholt fährt er sich mit dem Ta schentuch über die Augen. Wie traurig! Wie schrecklich trau rig!". sagt die gutmütige Dicke, wäh rend sie ebenfalls ihr Taschentuch zum Vorschein holt. Als dreijähriges Kind ging ich schon aufs Meer, was sagen Sie dazu?" ' Aufs Meer?" .Ja, leider, ich mußte eben." Ach Gott!" Man hat mich aus der Wiege ge stöhlen." Wie? Wa...? j'" :' 4 . Ge stoh len!" Barmherziger Himmel! Wer hat das getan?" Eine Magd, welche ein Verhältnis mit txmn Seeräuber Hatte, Grundgütiger Himmel! Und weS halb tat das Mädchen das?" Weil sie selbst lein Kind hatte und der Seeräuber für sein Leben gern eins haben wollte." Was Sie sagen: was ver cen,q aber auch alles erleben kann, man sollte 's nicht für möglich halten." Na ja, er war eben ein Kinder freund, dieser Räuber." Das scheint so. Aber sagen Sie. raubte und mordete er denn sonst nichts?" Q aewiß. Alle Männer, die er einfing, wurden erhängt oder erschos sen, aber die unschuldigen Kinderchen verschonte er. Wir hatten einen See räuber an Bord, dessen einzige Be schäftigung es war, die Flaschen tur die Säuglinge zu füllen, wahrend der Schiffsjunge für Fencheltee und ge wärmte Windeln zu sorgen hatte." .Und was geschah mit den cllt tern, mein Herr?" Hm, hm! Waren sie jung und schön, so kamen sie in seinen Harem, aber alte Frauen, so in den Fünfzi gern, wissen Sie, die wurden irgend wo auf einer unbewohnten Insel aus gesetzt oder gleich an Bord geschlach tet" .Ge schlach-tct? Aber daS ist ja schauderhaft und das alles haben Sie mit eigenen Augen gesehen? Leider Gottes, ja! schon im zar testen Kindesalter war ich Zeuge von Mord und Totschlag. Mit dreizehn Jahren bestand ich die Feuerprobe da mußte ich zwei Missionäre kalt machen. Kalt machen?" soweit als nur ir gend möglich entfernt die beleibte Dame sich bei diesen Worten von ihrem unheimlichen Nachbar. .Ja. aber nicht etwa mit Dolch und Pistole, keine Spur! ich goß ihnen einfach etwas m den asseei Ack so! ah!" Das ging fabelhaft leicht; sie schmeckten gar nichts davon und nach zehn Minuten bereits waren sie bei unserem lieben Herrgott." Die korpulente Reisende ist blaß geworden; mit weit aufgerissenen Augen starrt sie ihren Nachbar an während sie vor lauter Entsetzen ver gißt, den Mund zu schließen. Jnzwü schen sährt das Ungeheuer" gelassen for,t: .Nach und nach wurde ich zum Monstrum; ich gestehe es selbst, mich dürstet nach Blut! Das warme mm schenblut, das hat so was Berlocken des sehen Sie. mit diesem kleinen Instrumente 'der Reisende holt ein Taschenmesser zum Borschein und schneidet vorsichtig damit über den Naael seines linken Daumens mindestens hundertfünfzig Menschen habe ich mit diesem Dingelchen in die bessere Welt befördert, damals, als man mich noch den Schrecken des Meeres nannte. Dabei blitzte er mit den Zähnen und schaut seine Reisegefährtin grau sam an. Scheu und furchtsam schiel sie nach dem Messerchen, welches so unschuldig aussieht, daß sie mehr oder weniger ungläubig fragt: Mit diesem kleinen...", das Wort Mes serchen" erstirbt ihr auf den Lippen, denn plötzlich blitzt die Klinge dicht vor ihren Augen, wahrend der Eigeu tumer oiefts Mordinstrumems en miniature" heiser ausruft: Jawohl, mit dleem lumpigen Ding! ein ein ziger geschickter Schnitt und Sie ha ben das Zeitliche gesegnet ich habe mich darin geübt, im Handumdrehen, ritsch!... die Halsader zu durch schneiden keinen Laut können Sie mehr von sich geben, aber"... nach lässig schiebt er das Federmesser in fine Westentasche nun habe ich es aufgesteckt; vor zwei Jahren ungefähr hat man mich bekehrt." O! Ach! Ei!... wer denn?" Die Heilsarmee in New Fork und" (bei diesen Worten seufzt er laut) nun plagt mich bittere Neue bei dem Gedanken an all das vergossene Blut." Die gutmütige Frau atmet tief und schwer, ohne auch nur einen Augen blick ihren Nachbar, der die Hand noch immer in der Westentasche ver borgen hält, aus dem Auge zu ver licrenz mit leicht zitternder Stimme fragt sie: Und haben Sie jetzt gar nichts mehr mit der Seeräuberei zu tun?" Nein! allerdings tut mir das recht leid, denn das Ausüben meines Be rufes machte mir viel Spaß, 's war ein famofes Geschäft, wenig Auslagen und viel Gewinn." Ja, das glaube ich und...?" Ich verstehe schon, meine Dame, Sie möchten wissen, was ich nun treibe?" Hm! Ja! wenn Sie... hm!... Wenn Sie's mir sagen wollen!" Gewiß, warum dena nicht? Augenblicklich habe ich immer sehr viel mit Leichen zu schaffen." So, ach, das hätte ich nie ge dacht!" Die Gute fängt an sich wie der einigermaßen behaglich zu fühlen und versucht sogar zu lächeln, wäh rend sie sagt: Also wohl Leichenträ ger oder etwas Aehnliches?" Wie meinen Sie?" ein wüten der Blick trifft die Fragende. Da sind Sie aber ganz gewaltig im Irr tum, ich besorge die Leichen sur die Secierkammcr der Professoren." Ein heftiges'Zittern erschüttert den fleischigen Körper der entsetzten Frau, und sie fragt, während die Brille ihr den. Schoß tzmuntngleLet, Irie und zaghaft: Und wie vcrschajfcn Sie sich diese Leichen?" Ach. daö ist ganz einsaa), icy iau,e sie. ich grabe sie aus oder ich mache sie." ,Gott lieg Mir cen oas ii jci Mmith-rfinHl" vor Anaii und Auf regung wird der Wohlbeleibten ganz 'chwül. und dicke tochweinrropsea per- en auf ihrer sietazigen ricue. mit arausamem Wohlbehagen musternd, fährt der Reisende eisigen ToneS fort: .Es gibt jederzeit genug Menschen, die einen alten Onkel ode: eine Tante ganz gerne verkaufen wol- len; Geld kann ieder vrauchen unv ich habe eS massenweise!" Aber erlauben Sie, warum tun Sie eigentlich so hm! so et roa3?" Ihr wird immer venom mener zu Mute. Liebbaberei. Berebrteste. die reine Liebhaberei! Ich bin eben so an Lei chen und Blut gewöhnt und... " .Ma a a a s?" von Minute zu Minute wird die bedauernswerte Frau unruhiger.,. -frml ia: beute z. B. reis; ich von Emmerich nach Rotterdam, um eine alte Frau zu kaufen; unglücklicher- weise ist dort nur eme einzige zu ya ben, aber ich brauche notwendig zwei für Professor Ralph in London. Ich' habe mein Ehrenwort verpfändet. Bor Ablauf dieses Monats muft ick ihm zwei Frauenleichen verschaffen. Dicke, fleischige Kadaver musserrs. sein, so zwischen 50 bis 60 Jahren. Apropos, wie alt sind Ele, wenn q fragen darf?" So sprechend läßt der unheimliche Mann seine Hand wieder in seine Westentasche gleiten und saat: 's ist wobl am vernünftigsten. ich nehme das Sichere für das Un sichere und mache gleich die zweite Leiche. Ist Ihnen sehr viel daran ge. legen weiter zu leoen; fim Nu sikt die also Anaeredete dem Sprecher gegenüber, der mit stoi, scher Ruhe seine Nägel bearbeitend, sie fortwahrend ruhig, aber grausam lächelnd anschaut. Sprachlos starrt sie ihn mit allen Zeichen des Entsetzens an; der Schreck scheint ihr die Zunge vollständig ge- lähmt zu haben. , Nieuwersluis!" erschallt es plötz lich vor den mit einem Ruck geöffne ten Coupetüren. Nieuwersluis!" , Die Dicke hatte in ihrer surchtba ren Aufregung gar nicht gemerkt, daß der Zug immer langsamer fuhr. Kaum aber wird die Türe aufgeris sen, da springt sie auch schon, trotz ihrer Schwerfälligkeit, wie ein Gum miball aus die Erde fallend, auf den Perron und ruft aus ft !!em Halse: Schaffner, ich will ' a kiualÄcM'' Coupe, schnell! nehmen Sie bitte mtv ne Schachtel da sitzt ein Seeräuoe. drin bitte holen sie meine Reijt tasche auch heraus 's ist einer, dec Leichen macht. Großer Gott! mein Korb mit Kastanien hundert fünfzig Morde hat er auf dem Ge wissen. Aber keine Kinder; o Gott, mein Regenschirm! dicke Leichen sucht er. Sie müssen sosort die Poli zei benachrichtigen nun noch die platte Schachtel. Schaffner, ich kann nicht mehr in Rotterdam will er Leichen kaufen, ich Gott! Meinethal ben gehe ich auch in den Güterwagen, Wenn's fönst keinen Platz mehr gibt. Ich werde ohnmächtig! so'n Unge heuer!" Während der Schaffner de reitwilligst das Gepäck der torpulen ten Dame aus dem CoupcZ schafft, sagt der Reisende, dessen Füße be reits wieder auf der gegenüberliegen den Bank ruhen, gelassen: .Schafft ner, hier haben Sie eine Zigarre und ein Trinkgeld, sorgen Sie, bitte da, für, daß ich jetzt ungestört bleibe -ich möchte ein wenig schlafen.''; .Auf. entgegengesetzte Seiten. Oliver Cromwell, der nach der ata 30. "Januar 164g erfolgten Hinrich, tung des Komgs Karl 1. pon Eng land zum lebenslänglichen Lordpro tektor ernannt worden war, hatte neue Münzen schlagen lassen die auf der einen Seite die Inschrift Gott, mit uns" und auf der anderen die ' Worte Die Regierung Englands." i zeigten. Ein alter britischer Edelmann, der: wie viele andere Lords ein heftiger ' Gegner Cromwells war, rief, als er diee neuen Münzen betrachtete, in sarkastischem Tone aus: Oh weh! Gott und die Regierung Englands stehen also auf entgegengesetzten Sei: ten." L isl Hilft alles nicht ikausmann' (zu einer ,rau): wir unsere Eulalia absolut nicht an bringen tonnen I WaS habe,: wir nicht alles versucht! Jnö Sceoad haben wir sie geschickt, jeden Ball hat sie mitmachen müsse, dreimal ist sie vergeblich ins Wasser (jcaik!, Konkurs hab' ich gemacht sie sitzt immer noch!" . Freudenzeit. Gibt cs bei Vernunftehen euch FUttcuvo chen?" Gewiß, aber nur für die Gläu biger!" Druckfehler. Sein ganzes Leben rvaz iu kortwstzrender D.tMlZ,