Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 14, 1917, Image 4

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    Seite 3-TägIt'cho Omaya Tribünc-DZonZtag, den 14. Augüst 1917,
c
XE1BÜNE rUBLISIlLNG CO.; VAL. J. FETER, President
Ull Uow&rd Str. Telephon! TYLEK 340. Omaha, fiebrisk.
gliche WmaHa Trjbüne
De Moinea, la. Brauch Office: 407-6th Ar.
Breis des Tageblatts: Durch den Trögcr, xn Wochi, 10c; durch die
fcott, per Jahr $o.UÜ; einzelne Nummern 2c PrnS des Woche
ihm: Bei strikt BorauSbezaSIuug, Per Iahe $1.50.
Entcred as econd-clasa matter March 14, 1912, at the postofSc of
Omaha, Nebraska, onder the act of Congress, March 8, 1879.
Omaha, Neb., Dienstag, den 14. August 1917.
Sine Wendung zum Besseren.
-t Ncnf) langem Kampfe, dessen Anfang kiele Monate zurückliegt und
der bisher zwischen der englischen Regierung und dem Proletariat im
ctilleri igefochten wurde, hat die englische Arbeiterpartei endlich Mit
roßer Stimmenmehrheit den Beschluß gefaßt, die Sozialisten-Konferenz
in Stockholm zu beschicken, und, was noch wichtiger ist, ein Friedenpro
flramnl zu entwerfen und gut zu heißen, das in seinen äußeren Umrissen
dem der russischen Revolution sehr ähnelt. Das englische Proletariat, das
von der Arbeiterpartei im Parlament vertreten wird und von dessen
willen die Negierung in England wie in jedem anderen Lande mehr
oder weniger abhängig geworden ist, bat damit deutlich und klar zu der.
srehen gegeben, daß es nicht weiter kämpfen wird, wenn die Regierung
einen Eroberungskrieg führen will. Das englische Proletariat ist ohne
Zweifel zu dem Resultat gekommen, daß der Krieg noch diel länger dauern
wird, wenn das ursprüngliche Progranim der englischen Regierung, das
die völlige Zerschmetterung Deutschlands verlangt, wirklich zur Ausführung
gebracht werden sollte, und da es nicht gewillt ist, für diesen Zweck weitere
Opfer zu bringen, stellt eö sich auf den Boden der rtissien Revolution
und verlangt einen Frieden ohne Entschädigungen.
Das Resultat der Konferenz kann nur diejenigen überraschen, die
den Vorgängen in der britischen Arbeiterwelt wenig oder keine Beachtung
geschenkt haben. Der britische Arbeiter mag in normalen Zeiten konser.
vativ und wenig impulsiv sein, doch kann kein Zweifel darüber bestehen,
daß sich feiner seit Monaten eine merkliche Unrast bemächtigt hat. Die
drei Kriegsjahre sind nicht spurlos an den britischen Arbeitern vorüber
gegangen. Sie haben in diesen drei Jahren, wie auch anderswo, viel
gelernt und noch mehr beobachtet. Den größten Eindruck aber hat aus
die Arbeiterwelt ganz Europas die russische Revolution gemacht. Hat doch"
selbst Minister Henderson zugegeben, daß ihm über die Bedeutung der
internationalen Konferenz erst die Arbeiter-Vertreter des neuen Rußlands
die Augen geöffnet haben. Es wäre natürlich töricht annehmen zu
wollen, daß von der Stockholmer Konferenz der Weltfrieden abhängt.
Haben doch die Wortführer der britischen Arbeiter ausdrücklich hervor,
gehoben, daß es sich keinebwegs um bindende Abhandlungen handeln
dürfe, daß vielmehr nur allgemeine Friedensgrundlagen, die den Vertre.
tern der Arbeiter wünschenswert erscheinen, besprochen werden sollen. Und
da Vertreter der Negierungen aus diesem Kongreß, wenn er überhaupt
' zustande kommen sollte, da er in Anbetracht der Vorenthaltung der Pässe
in Frage gestellt wird, lediglich durch Abwesenheit glänzen werden, kann
natürlich von irgend welchen tatsächlichen Friedensunterhandlungen keine
Rede sein.
Doch wenn auch die Besprechungen unoffiziell sein werden, so darf
man ihre Bedeutung, namentlich für die Zukunft, nicht unterschätzen. Es
' wird das erste Mal seit Ausbruch des unheilvollen Konfliktes sein, daß
s:ch ArbeiterVertreter Englands, Rußlands, Teutschlands und wahrschein.
lich auch Frankreichs zusammenfinden werden, um auf gemeinsamem Boden
: ihre Gedanken auszutauschen. Von den Engländern wurde darauf hinge.
" wiesen, daß ein Zusammentreffen mit einem Teil der deutschen Sozialisten
schon deshalb wünschenswert wäre, weil man dabei helfen könnte, den
Ansichten der Alliierten in Teutschland größere Verbreitung zu geben und
damit der Demokratisierung der Massen Vorschub zu leisten. Selb!
wenn eine Verständigung ausgeschlossen sein sollte, so ist doch immerhin
ein besseres Verständnis möglich. Denn schließlich muß auch, trotz der
langen Jahre, die der Krieg gedauert hat, auch einmal wieder der Friede
seinen Einzug halten. Ist es Jen- Regierungen bisher nicht möglich gewe.
sen, die Völker der Kriegführenden auf den Frieden vorzubereiten, so mag
c? den Arbeitern vorbehalten sein, die ersten diesbezüglichen Schritte
. ?t tun..
Eine Huldigung Romain Aollands an
Maxim Gorki.
' ' Im Maiheft der der Versöhnung und der Fortschritt gewidmeten Zeit
schrist Temain" erschien der folgende Brief des französischen Dichters
. Nomain Rollands an Gorki: .
Es war ungefähr vor fünfzehn Jaljren in Paris, in dem kleinen
Raum im Erdgeschoß an der Rue de la Sorbonne, wo wir uns, die wir
eben die Cahiers de la Ouainzaine" gegründet hatten, versammelten:
Lharles Peguy, ich und einige andere; eine einzige Photographie schmückte
t'nser anspruchlofcs, sauberes, ordentliches, mit Büchergestellen gefülltes
Nedaktionszimmer. Sie zeigte Tolstoi und Gorki Seite an Seite iin
Garten von Jasnaja Poljana, wenn ich nicht irre. Ich weiß nicht, wie
Peguy sie sich verschafft hatte? aber er hatte einige Eremplare davon machen
lassen, und jeder von uns hatte auf seinem Arbeitstisch das Bild der beiden
fernen Gefährten. Ein Teil von Jean Christophe" ist unter ihren Augen
geschrieben worden. ,
Nun ist der eine der beiden Männer, der große apostolische Greis,
entschwunden, am Vorabend der europäische Katastrophe, die er prophezeit
: hatte, und in der wir seine Stimme schmerzlich vcrnnssen. Aber der
andere. Maxim Gorki, bleibt ungebeugt auf seinem Posten, und seine
freie Sprache ist uns Trost für das verstummte Wort des Toten.
Er gehört nicht zu jenen, die vom Schwindel der Geschehnisse ersaßt
wurden. In dem trüben Schauspiel dieser Tausends von Schriftstellern.
.Künstlern und , Denkern, die in wenigen Tagen ihrer Rolle als Führer und
Verteidiger der Völker entsagten, um den rasenden Haufen zu folgen,
sie durch ihr Geschrei noch mehr zu verwirren und sie in den Abgnmd zu
Z.'ürzen, ist Maxim Gorki einer der wenigen, die ihre Vernunft und ihre
Menschenliebe unversehrt bewahrt haben. Er hat gewagt, für die Verfolg.
tat zu sprechen, für die geknebelten, geknechteten Völker. Der große
Künstler, der lange das Leben der Unglücklulzen, der Geringen, der Parias
tct Gesellschaft geteilt hat. er hat sie nie. verleugnet. Zum Ruhme einge
gangm, wendet er sich ihnen zu und wirft das mächtige Licht seiner
Kunst in die Falten der Nacht, wo man das soziale Elend und Unrecht
birgt. Seine edle Seele hat zu sehr den Schmerz erfahren, als daß sie
vor dem anderen die Augen verschließen könnte.
Haud ignara Mali, miseris succurre aedisco ...
Darum sollen wir in diesen Tagen der Prüfungen (Prüfungen,
die uns teuer sein müssen, denn sie haben uns gelehrt, uns zu zählen.
m, wahren Wert unserer Herzen und Gedanken zu wägen) in diesen
Tagen, da die Geistessreiheit überall unterdrückt wird, Marim Gorki
laut unseren Tank sagen. Und über die Schlachten, die Gräben, das
blutbedeöte Eurova hinweg reichen wir ihm die Hand. Nun gilt es, im
Angesicht des Hasses, der zwischen den Nationen tobt, den Bund des Neuen
Europa zu bekräftigen. Wir wollen den kriegerischen Heiligen Allianzen"
der Regierungen' die Brüderlichkeit der freien Geister der ganzen Welt
ügegenseszenl Romain Rolland.
Kongreßmana Kitchin, der Führer der Demokraten im Hause, sagte
nenlickj: Wir bestehen darauf, daß dies ein Krieg für die Demokratie ist,
lküd deshalb sollten feine Kosten auch durch eine demokratische Steuer
neckt werden. Der einzig mögliche Weg für eine demokratische Steuer
i't der, sie jenen aufzuerlegen, die imstande sind, zu zahlen. Wir stecken
i':ii'ie Leute in militärsähigem Alter in die Armee, ohne nach ihren Wün
i't :n zn fragen, und verlangen von ihnen die größten Opfer. Sie wer.
den oftmals gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben und müssen in allen
Zcn ihre Erwerbsfahigkeit für ihre Regierung opfern. Hierzu kommt,
wir sie zwingen, ihr Leben zu riskieren. Wenn ein Mann sein Ge.
s '.,'.-t ausgegeben hat und wenn er sein Leben riskiert, so kommt er nahezu
;.-nin, daß er hundert Prozent Opfer bringt. Ich bin der Meinung.
; T) der Mann, der in Geld sahlen kann, auch zahlen soll. Ich will,
; ir Mann, der mit lcerbaumelnöen Aerme'ä zurückkommt, das Gefühl
' r, tc der Kongroß, der ihn fortgeschickt hat, nicht die Profitnehmer
- . ,. , n, fc:e zurückblieb en." Hoffentlich handelt der Ziongrch darnach!
V.;: ,'t Citj bei ssinLuZe auf die .TLgliche C& Tribk',
wer hat 2lecht?
ZNeyer oder ZZosoevelt?
Ter Artikel des berühmten Prof.
Dr. ilnno Mcher, woraus Roo
sevelt eine zornentbrannte
Antwort gegeben.
Amsterdam, 14. August. Dr
Kuno Meyer, der bekannte Berliner
Unlvcrsltatöprofessor, der seine Kan
didatur für Austauschprofessor an
der Harvard Universität im Jahre
1915 zurückzog und längere Zeit
in den Ver. Staaten Vorträge über
über Irland und andere Theniaten
gehalten hat, veröffentlicht in der
Täglichen Rundschau" einen be
nierkenswerten Artikel über Un
sere KriegZziele in den Augen des
Feindes". Er sagt, daß ihn nach sei.
ner Rückkehr nach Teutschland im
Mai nichts mehr gewundert habe,
als daß nach drei Jahren des
Krieges das deutsche Volk sich noch
immer den Kopf zerbreche, warum
die Welt gegen Teutschland ringe
nominen sei. und noch immer den
deutschen Standpunkt begreiflich zu
machen suche.
Dr. Meyer gibt zu, daß der Haß
gegen Teutschland sich in die See
len ganzer ausländischer Nationen
tief eingenistet habe. Es ist", sagte
r, ein ganz natürliches, obgleich
unbegründetes Gefühl, und wenn
wir mit Engelszungen redeten, so
würden wir doch lein Gehör sin
den." Auf der anderen Seite herr
sche eine unverkennbare Furcht,
nicht ohne Bewunderung, vor der
deutschen Stärke und Größe. In
Amerika wenigstens", fährt er fort,
ist man nicht geneigt, unsere Er
rungenschaften zu verkleinern, außer
in Zeitungen, die uns stets feindlich
gesinnt waren. Es war die Furcht,
daß wir am Ende doch siegen könn
ten, und daß das Geld, mit welchem
Amerika England, Frankreich und
Rußland unterstützte, verloren ge
hen möge. Tiese Erwägung verein-;
laßte Amenka, m den kneg einzu.
treten."
Tentschlands Ciegesansprüche.
Wenn wir siegen, werden unsere
y ;!... ..2 s.,cr.ri,..r4'.:vf: x. v
IJKUWK UÜ3 UV Ultl Ul.UUiUI UU3
Recht zugestehen, Friedensbedingun.
gen zu stellen, die uns günstig sind.
Ties wurde mir persönlich von der
schiedenen Angehörigen feindlicher
Nationen eingeräumt, nicht zum
wenigsten von Theodore Rooscvelt,
der im Jahre 1316 mir und mei.
ner Frau aus eigenem Antrieb sag.
te, daß ein LstcrreichischdeutZcher
sieg uns zur Kriegsennchadigung
und Kriegsbeute berechtigen wür
de. Damals war noch eine entfernte
Möglichkeit seiner Erwählung zum
Präsidenten vorbanden, und ob
gleich er eine solche Möglichkeit von
der Hand wies, entwarf er mir ein
Programm, das er beim Einzug ins
Weiße Hmis befolgen werde. Er
sprach dann über Amerikas Teilnah.
nie an der Friedenskonferenz, be
tonte die Notwendigkeit der Wieder
aufrichtiing Belgiens und sprach die
Hosznung, , aus ein unabhängiges
Polen aus. L: räumte dem Sieger
das Recht ein, darauf zu bestehen.
deß er lich gegen eine Wieder!) o
lung der Verhältnisse, welche den
Krieg verursachten, sicher stelle.
omit sei es im Falle eines Sieges
der Zentralmächte selbstredend, daß
wir unsere Grenzen fo ausrichten
würden, daß eine Invasion nicht
mehr so leicht sei."
Eol. Roosevelt bezeichnete scrner
einen mitteleuropäischen Bund un
ter Führung Teutschlands als eine
naturliche Folge eines Sieges der
Zentralmächte. Er schloß Holland
mit ein. das unter deutschem Schutz
nicht mehr den Verlust seiner Kolo
nien an England und Japan zu be.
surchte brauche. Toch. setzte er hin
zu, dann kommen Sie an unseren
Pazifischen Ozean, und dies würde
früher oder später zu Mißhelligkei
ten zwischen uns und Ihnen führen.
Gegen solche Eventualität müssen
wir uns wappnen."
Tr. Meyer schließt mit der Be
merkung. daß gewisse Feinde besser
wissen, was Teutschland braucht, als
wir selbst."
Noosevelts Erwiderung.
New Iork, 11. August. Eol.
Theo. Rooscvelt behauptet in einer
öffentlichen Erklärung, daß Prof.
Stirn Meyer ihn in seinem Artikel
lalsch zitiert habe, besonders in Ve.
zug auf seine angeblichen Bemer
kungen zu Kriegsbeute und Kriegs,
entschädigung. Er habe nur gesagt,
daß. im Falle Teutschland siege, es
ohne Zweifel eine möglichst große
Entschädigung aus allen seinen Geg
nern, mit Einschluß der Ver. Staa
ten, hermispressen würde, einerlei,
ob Amerika in den Krieg eintrete,
oder nicht. Im übrigen seien Tr.
Meyers Angaben un allgemeinen
richtig. Ich wiederholte ihin", be
merkte Rooievelt. was ich in Reden
über Deutschland und die Pflichten
unserer Negierung geäußert habe.
Wir kämpfen für unsere heiligsten
Jiitcrcssm. um die Welt für Ame
rika frei zu machen. Ehe wir dies
nicht vermögen, sollten wir nicht
über Tcrnokratisiening der Welt re
den. Lastet uns daher Schulter an
Schulter lämpfen, um den Sicz zu
erringen! , Laßt uns bedenken, das;
Pazifisten und , Deutschfreundliche
auf demselben Standpunkt stehen,
wie die Copperheads" im Bürger
krieg! DicS bezicht sich auf gewisse
Kongreßmitglieder und Jeitungs.
Herausgeber. Ich hoffe, der Kongreß
wird unverzüglich ein Gesetz er
lassen, welches die Veröffentlichung
irgend einer Zeitung in deutscher
Sprache oder der Sprache eines
anderen Gegners während der
Tauer deS Krieges verbietet."
(Wir huben Roosevclt'S Erklär,
una bereits rcitaa im Auszuac
gebracht, kommen aber iin obigen
nochmals darauf zurück, weil wir
hiermit Pros. Tr- Kuno Meyer s
Artikel zum ersten mal bringen.)
GroßlNtlcrll.Lükcl
(Eine kistiszk Kindergcschichte von
Hermann Weiher.),
Die beiden sind heute allein zu
Haus. Großmutter denkt mit
Schrecken daran und wünscht zit
ternd den Abend herbei. Denn in
der Regel passiert" etwas, wenn
beide Eltern sort sind. Zu allein
Unglück ist heute auch noch ein
Regentag, und die Mutter hat an
geordnet, daß Gustav in der Stube
zu bleiben habe, weil sie sonst bei
ihrem Wiederkommen vielleicht einen
Bettlägerigen vorfände.
Gustav steht also am Fenster, die
Arme aufgestützt und betrachtet die
kleinen Bäche, die, sich überstürzend,
an den Scheiben herunterricseln.
Es regnet doll, Großmutter."
Ja, mein Käferchen. Darum
bleiben wir in der Stube."
Warum scheint die Sonne ich?"
Warum? Hm...." Großmutter
überlegt. Siehst Tu. mein Länun
chcn ja, richtig! Weil wir nach
sie Woche große Wäsche haben und
viel Regemvasser brauchen."
Nun überlegt Gustav. Plötzlich
dreht er sich um und ift zur Stu
bentür und zum Hause hiiiaus, ehe
die Großmutter diesen Vorgang recht
ersaßt hat. Sie seufzt resigniert:
Aber Junge I...."
Gustav geht um das Haus her
um. An allen vier Ecken stehen
Tonnen, die das Regenwasser auf
nehmen. Er stellt sich auf die Ze
henspitzen und taucht Hand und
Arm hinein, Ja, die ls auch
ganz voll." Im Eiltempo in die
Stube. Atemlos: Großmutter, es
kann aufhören. Die Tonnen laufen
schon über."
Aber Mäuschen, Deine Aermell
Schnell die Jacke auSI" Großmut
ter wringt über einem Eimer.
Warum hört es nicht auf?"
Weil..,., weil..,.. hm.."
Sie hängt die Jacke an den Ofen. .
weil...... ja, warum denn nur?!'
Weil eö ihm Spaß macht?"
Ja, mein Junge, ganz recht!"
Großmutter atmet befreit auf.
Well es ihm Spaß macht!"
Es soll aber aufhören! Laß eZ,
Eroßnmtter!"
Neue Verlegenheit. Dann tritt
die alte Frau ans Fenster, zieht eine
böse Miene und droht mit der Faust
nach oben: Willst Tu wohl, auf.
hören. Tu böser Regen?!"
Gustav lächelt interessiert: Noch
mall"
Die, Szene wiederholt sich.
Gustav lächelt stärker, sieht ge
spannt hinaus. Eiii Aufleuchten der
Augen: Regen 'horcht nich!"
Willst Tu mal gleich gehorchen.
Tu ungezogener Regen?!"
Gustav lachte laut, beginnt zu
tanzen: Tu nich. Regen, tu nich!"
Ja, wenn Tu ihm beistcbst. ..."
Gustav lacht nach ein Weilchen
und sieht sich dann nach etwas an
derem um. Er findet einen Blei
skiii, kriselt auf einer Zeitung und
bricht den Stift ab. Er nimmt eine
Schere, zerschneidet das Blatt und
streut die Fetzen in der Stube her
um. Tie Schere fliegt als Wurf,
speer gegen die Tür.
Gustav !!"
So!.... Wir wollen Elefant
spieleii."
Nein, um Eotteswillen! Dazu
bin ich zu alt."
Elefanten sind alt." Er ersaßt
Eroßmutters Hände und zieht sie
hinab bis zur Erde. Sie seuszt und
sällt auf die Knie. Gustav klettert
auf ihren Rücken. Tu mußt auch
brummen!"
Großmutter kriecht auf allen Vie
ren und brummt.
Toller l"
Großmutter 'brummt stärker, biZ
sie vor Heiserkeit nicht mehr kann.
Nun ist es genug, Mäuschen!"
Noch nich." Er bläst mit aufge
blähten Wangen und trommelt mit
den Fäustchen auf GroßmutterS
Rücken herum.
Weißt Tu was, nun werde ich
uns Kaffee kochen."
Ja." Ter Reiter besinnt sich.
Ja, Gustav hat Hunger."
Gott fei Tank!" Großmutter
flüchtet schleunigst in die Küche.
Bald darauf knarrt die Kaffeemü
le.
Gustav steht in der Stube und
sieht unschlüssig umher. Sem Blick
fällt auf eine kleine Gießkanne, die
ihm im Sommer zum Begicße der
Blumenbeete gedient hat und die für
den Winter dem Spielzeuge als
Trompete eingereiht wurde.
Er geht ans Fenster und bläst.
Bei dieser Gelegenheit entdeckt er
die Blumentöpfe auf den Fenster
brettern'. Er muß freudig aufla
chen, ja, da ist eine höchst not
wendige Arbeit zu tun.
Arme Blumen kriegen nichts zu
trinken."
Gustav eilt hinaus. Er füllt die
Eicßkanne an einer Tonne, kommt
zurück, klettert auf einen Stuhl und
gießt. Das Gefäß hält nur zwei
Liter. Dasu. kriegt jeder Blumen
topf einen ganzen Gießer voll, ab
gesehen von den Neben flüfsen", die
sich ihre eigenen Wege suchen und
auf Gustavs Sweater, Hose, Schuhe
nd Strümpfe gehen. Famoö! Mit
der leeren Zianne hinaus, mit der
vollen hinein. Tie Türen bleiben
gleich offen. Es bildet sich ein
Wasfertveg" von der Tonne drau
ßen biö zu den Blumentöpfen drin.
Äald schwimmen" auch die Fen
sterbretter. Lustige Bache sickern
niit klick und klack auf die Tapeten
unterhalb der Fenster, oder sie sau
gen sich in die wunderschönen Gar
dineil, die sich in ihrer unteren Hälf
te allniählich zu triefenden Wasch
lappen verwandeln. Infolgedessen
bilden sich auf dem Fußboöen
mehrere Ströme, weiterhin vor je
dem Fensterbrett ein See , und
diese beide Seen fühlen sich vonein
ander fo angezogen, daß sie sich zu
einem Meer vereinigen und nun ge
meinsam gegen das noch zu erobern
de Festland vordringen.
Gustav hat den letzten Topf be
gössen und klettert höchstbefriedigt
vom Stuhl herunter. Patsch! O,
was ist das? Patsch! Absichtlich.
Ei. das ist ja lustig! Es spritzt nach
aller: Seiten. Patsch, patsch, patsch!
....Einsach großartig! Toller!"
Gustav spornt sich selbst an und
stampft mit Anwendung aller Kräfte
in dein Meer herum. Er singt und
jauchzt. Toller!.... Toller!"...
Patsch patsch patsch!
Großmutter laufckit aus der Ku
che über den Flur hinüber, hört Das
Lacheil und Singen und denkt glück
lich: na, heute scheint alles gut zu
gehen. Wenn wir Kaffee getrun
ken haben, werden seine Eltern ja
auch wieder da sein. Und dann bin
ich diese entsetzliche Plage los.
Sie arrangiert ein Tablett mit
ollem) was zu einer lasseeinahlzeij
gehört, faßt es behutsam mit bei
den Händen und balanziert es vor
sichtig durch die Türen.
Ein Aufschrei, in Buchstaben nicht
wiederzugeben. Klirr klingeling
.Nein, dieser Jwlgel" Klirr-klinge
ling..., Oh, Gott!".... Ein ge
höriger Schwubber aus der Kaffee
lanne noch, dann steht das Tablett,
und was daraus ijt, liegt.
Der Milchtopf, eine Tafse nd di,
Hälfte der Zuckerdose sind ins Meer
abgestürzt, wo sich die Wässer nun
mit dem weißen Milchklex, mit dem
Kaffcespritzer und dem Zucker zu
amalgamieren trachten.
Gustav!" Großmutter hält sich
mit beiden Händen am Tisch und
weint beinahe. Tann fällt ihr ein,
daß Tochter und Schwiegersohn je
den Augenblick hcreintreten können.
Eine wirre Hast überkommt sicsie
sammelt die Scherben in die Schur
ze und will - gerade damit zur Tür
hinaus..'.
Jia ja!" sagt Gustavs Va
ter. Mutter stöhnt: Tie Gardinen I'
Gustav steht wie angewachsen in
der Pfütze, Alles an ihm fließt.
Tie Haare, die Nasenspitze, der
Sweater, die Hosen....
Blumen war'n fo durstig, Pa
pa". Ganz leise.
Gerade, als ob eS hier drinnen
auch geregnet hätte!" Ter Vater
sieht sich kopfschüttelnd um.
Regen is unartig, Pa. 'horcht
nich."
Großmutter kommt mit dem
Scheuerlappen, rot, aufgeregt, das
Haar in wirren Strähnen um den
Lwpf: Er macht, was er will. Am
ich denn nicht gut zu ihm?"
Zu gilt!" jagt der Vater und
muß lachen, als er die beiden an
sieht.
Tann dröhnt die Stube von all
seitigem Gelächter.
Ccmper idem.
per Schipsjnlig'".
t.Eine Skandgcschicht von L. J8.'
Professor Zeisig ist verzogen und
heftet am Tage feines Umzuges ein
Plakat mit seiner neuen Adresse an
die Wohnungslür. Am nächsten
Tage sieht er natürlich vor dieser
selben Tür und liest erstaunt das
' Plakat: Tummes Zeug, seit wann
I wohne ich denn nimmer hier? Wie
I kommt dieser unvcrschämle Meier !
! dazu, meine Handschrift nachzu j
ahmen! Aber ich will mich davon
j überzeugen." Spricht's und ent i
: fernt sich kopsschütlclnd. l
i .
I ' 1 ' l
! Nach dem Wohltätig-
keitskonzert. Tochter (abge
! spannt): Bier Piei-en habe ich ge-
jungen, das flel;t über meine
Ära sie."
Vater: Nun denke 'mal erst,
was wir haben aushallen müssen!"
Ein Nohrstuhl wär entzwei. De
Schipsjung' matt dat", sagte man
mir.
Ein Schiffsjunge, der Nohrstühle
repariert? Etwas sonderbar. Aber
uiellcicht fuhr er, auf einein kleinen
Küstenfahrzeuge und füllte feine frei
en Stunden damit aus.
Ich nahm also den Sitz ab und
unter den Arm und wanderte in die
, hohen Dünen". Das ist ein welliges
vandterrain, ehemals angeschwemmt,
oas nun landeinwärts hinter den ei
gentlichen Dünen liegt und diese weit
überragt.
i5in paar verlorene Häuschen fte
hen da,, die letztcn, abgelegensten des
Ortes. Und die ärmsten. In dem,
was am höchsten lag. sollte der
Schiffsjunge wohnen.
Ein kleines, rohraedecktes Haus:
das überhängende Dach mit der aus
gestreckten Hand zu erreichen. Drei
kleine Fenster Front, der See zu
gekehrt: eine schmale, niedrige Tür.
Etwas windschief das Ganze, aber
sauber, die Wände frisch gelallt, die
Feusterkreuze neu gestrichen. Weiße
Gardinen hinten den Scheiben. Vor
dem Hause ein Gartchen mit verkum
merkn Blumen, mit ein paar Sträu
chern und Gemusestauden,
Die Hauür siand offen. Zwei
niedrige Türen führten von dem en
gen Flur ins Innere.
Die Tür zur rechten Hand tat sich
auf und ein braunes, hageres Frau
engesicht bog sich heraus: Hier is
h'-
Das war eine Einladung, Ich
trat in das Stübchcn, und stand
ganz erstaunt. Da saß ein Fünfzig
jähriger, das bleiche Gesicht ganz um
rahmt von einem Schiffnbart", und
flocht Körbe.
Die wasserblauen Augen richteten
sich einen Augenblick forschend aus
mich, dann nickte er und reichte mir
die Hand: Aufstehen kann ich
nicht."
O bitte: Aber bin ich denn hier
richtig? Man sagte mir: ein
Schisfsjunge. . ."
Ein leises Zucken, halb selbstgefäl
lig, halb schmerzlich, ging über sein
Gesicht.
Ich sah auf die Frau. Die stand
gion und hager hinter dem Stuhl
ihre llltannes und sagte ernst: Ja,
ja. Dat is he. Se nennt em de
Schipöjuni'".
Entschuldigen Sie, aber ich hatte
natürlich keine Ahnung. . ."
Er winkte mit der Hand. Eint
schmale, weiße Hand.
Nix dabei. Ich hab mal den
Namen. Alle sagen so. Und es ii
am Ende nich schlechter als Korbflech
ter, was? . . . Soll ich daS da ganz
machen?"
Litte!"
Er besah den Sitz' und sachver
ständigen Blicken, gab ihn an seine
Frau und strich sich nachdenklich den
Äart.
Hat'S acht Tage Zeit? Bin
nämlich etwas pressiert. Da ein
Dutzend neue Fischkörbe von der
Sorte das will gemacht sein. Uno
die alten auf dem Flur haben
Sie gesehen? na, ja, die auch.
Aber zwei Hände hab' ich bloß." Er
zuckte die Achseln und machte sich
mit wichtiger Miene wieder an seine
Arbeit.
Das Geschäft geht?"
Ob es geht?" Er sah lachend die
Frau an.
To verdienen U dor nix bei",
sagte sie. etwas eilig einfallend.
Abers he niakt daS so billig aS S
geht."
Er lächelte, sanft, überlegen. Ihre
Blicke tauchten ineinander.
Du dumme SchipsjungT Sie
ging hinaus.
Wie sie bös tut, nich?" Er lachte
hell auf, liegt feuchtschimmernde'
Augen. Nach einer Pause: Sie is
gar nich bös. Ein Herz von Gold.
Die einzige, die bei mir geblieben ist,
als mir das Malheuer passiert war."
Er wies aus dem Fenster. Haben
Sie meinen Garten gesehen? Den
hat sie gemacht. Fette Erde hat sie
heraufgeschleppt, Korb für Korb. Sie
tat alles für mich. Alles." Er wisch ;
te sich die Augen. - Oder meinen
Sie, daß es viel Frauen gibt, die ei
nen Gelähmten heiraten!"
Nein, ganz gewiß nicht. Sind
Sie denn ?"
Er nickte nachdenklich. Wissen
Sie denn nich ?
Nein!"
Er ließ seine Arbeit fallen: DaZ
wissen Sie nich?!" Ganz große Au
gen. . . Also: ich kann doch nich
aufstehen. In den nächsten Tagen
werden es dreiunddreißig Jahre, daß
ich auf dem Stuhl hier sitz. DaS
heißt: abends trägt sie mich inS Bett,
natürlich. Ja. das tut sie auch!
Abend für Abend wie so 'n klei
neS Kind trägt sie mich inS Bett!. . .
Dreiunddreißig Jähret. . ."
Aber wie ?"
Ich war doch Schiffsjung' auf
oer Lifette", nich? Ein forscher
Jung' daS können Sie mir glauben.
ZU
Herr Geld an leger
WcLhalb sich zufrieden geben
mit 3 bis 5, wenn Sie die
Garantie von 7 haben, mit
der Wahrscheinlickckeit 10 bis
12 verdienen zu können.
Die Pantel Really Compa
ny, Eigentümer des Morris
Apartment-Hotel" an der 18.
und Dodge Straße, machen die
Offerte, daß sie Depositen auf
ihre Aktien annehmen. Man
erhält die Garantie, 1 zu er
halten und die Hälfte der
Ucbcrschuß . Dividenden, nach,
dem alle Teilhaber 7 auf
den Vollwert ihrer Aktien er
halten haben. DaS Geld ist
gesichert durch daS Gebäude
und Grundstück, daS täglich
im Werte steigt.
Sie , sind estigeladen vorzu
sprechen und dieses Mittel, bes.
sere Zinsen zu erlangen, zu
untersuchen. f
Man sehe
Porter & Sliotwell
Verkaufsagenten.
202 Süd 17. Straße,
Omaha, Neb.
Telephon Douglas 5013.
c
wnjuj,nnwiiajipi
Flink wie 'ne Katze, gelenkig wie 'n
Aal. Alle mochten mich gern. Sie
natürlich am meisten. Damals schon.
Der Kaptän war wi 'n Dater zu
mir: Wenn ich aus dir nicht 'n
Schiffer 'mach' wie's keinen zweiten
gibt von Hamburg bis Kap Horn,
dann sollt ihr mich fressen! Ja, so
hat er gesagt. Ich schick dich auf
sie Navigationsschule, sagt 'er, auf
meine Kosten, sagt' er. . . Ja, er
hätt's getan. . . .Und dann kam
das!"
Der Korbflechter fuhr sich mit der
Hand über die Augen und sagte lei
se; Es gibt ja nichts Schöneres all
Schiffer fein. . . Wir kamen mit
Hölzern von Eallao. In der Nord
see faßt uns ein Sturm. . . was sag
ich: Sturm! Ein Orkan war's als
ob die ganze Höll: auf uns los
kommt. . . Wir bergen das letzte
Stück Zeug. . . Alles geht gut. . .'
Da reißt sich die Deckslast los. . .
Ich krieg' einen Balken in den Rücken.
. . . Als ich richtig wieder zur Be
sinnung komm', lieg ich im Hambur
ger Spital. Wie schlimm es war,
wußte ich ja nicht gleich. Ader end
lich kam's heraus" klopfte sich
heftig auf die Schenkel die da
bleiben gelähmt. . . Nichts mit anzu
fangen. . . Nichts. . . Der Kaptäa
ist rein wild geworden, hat die be
rühmtesien Professoren kommen las
sen. Machen Sie mir meinen
Schipsjung' wieder heil!". . . Keiner
konnt's. Ich hatt'. . . allerhand Ge
danken, mich ganz über Bord zu
bringen, aber dann kam sie, was
jetzt meine Frau is und sagte: Na
loh uns heiraten; denn jetzt brauchst
du erst recht jemand! Gibtö viele sol
che Frauen ich frag' Sie zum
zweiten Mal!"
Man wird sie mit der Laterne
suchen müssen!"
Sehen Sie! Ich bin noch ganz
glücklich geworden. Sitze hier und
flechte Körbe und guck' zum Fen
sier raus auf die See. Er blickte
gerade vor sich hin. Lange. Flechte
Körbe und so'n Quark. IS daS 'nt
Arbeit for 'nen Schiffsjung', was?
For 'nen dücht'gen Schiffsjung'?!"
Die Arbeit flog zur Erde und die
weiße Hände zitterten.
Und plötzlich stand die hagere Frau
wieder hinter ihm und streichelte ihm
wortlos den Kopf.
Die Spannung verlor sich auZ sei
nen Zügen. Aber er sah noch immer
zum Fenster hinaus. Ueber daS
braune Dünenland mit feiner blühen
den Erika, über die sich hier und da
ein paar verkrüppelte Zwergkiefern er
hoben. Hinweg über daS Land auf
die See, die weite, unendliche See,
auf der stolze Dreimaster, mit gefüll
ten Segeln vorbeizogen.
Wie kann man!
Förster Grimmling hat ein jun
ges, blitzsauberes Dirndl wegen
HolzdiebstahlZ angezeigt. Am Ber
handlungötage sitzen beide im Ge
richtszimmer; das Dirndl weint zum
Steinerbarmen.
Da tritt ein dem Förster bekann
ter Eerichtsbeamter inZ Zirmnerz
sofort überschaut er die Situativ,
geht auf den Grünrock zu und
raunt ihm inS Ohr: Aber, Hen
Förster find Sie denn schon gak
so alt?"
V e l e i d i g u n g. Nichter:
Warum haben Sie den Kläger g?
ohrfeigt?"
Angeklagter: Er sagte, mein
drei Jungen würden mal gena ja
werden wie ich."
Beruft Euch 'bei Einkäufen auf
die Tribüne". -