Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 03, 1917, Image 7

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    Seite 7-Täglicho Omaha Tribllnc-Frcttag, den 3, August 1917.
Was Mahlmann erzählte.
Novelle von Charlsite Niese. ,
IS da wa! Gute ein? Dann stell
da Norb man hierhin und geh nach
Hause!" Co wurden wir don dem alten
Mahlmann begriiszt, Kenn wir Ihm einige
Lebensmittel brachten. Er war steinalt
und lag meistens im Bett, und nur an
ItfonUii warmen Gorniiiaiagen saß r
auf der Bank bor seinem winzigen
Häuschen und ließ sich von der Sonnt
be'cheinen. Hätte sich nach unserm lang
weiligen Städtchen einmal ein Maler
btüxü, so hätte sicherlich den scharf
aeschnittencn Charalterkopf des alten
Mahlmann aus seine Leinwand gebracht.
ES war ein kluge! Greisengcsicht mit fest
geschlossenen , Lippen und funkelnden
Augen, deren Ausdruck so finster und
beobachtend war, daß wir Kinder sogar
den Eindruck gewannen, er alte Mahl
mann sei anders, als alle andern Leute.
Und da war r auch. Ersten! bedankte
n sich niemals, wenn man ihm etwas
Gutes zu essen brachte; er mqchte sogar
noch seine Bemerkungen über die empsan
genen Wohltaten. Wenn man ihm
etwas brachte, was er nicht mochte, so
sagte er: .Geh man wieder nach Hause
und sag an dein Mutter, der alte Mahl
mann wäre kein Drangtonne, wo man
alles insmtißt, waS nicht mehr zu essen
ijt; , Brauchst auch nicht wicdcrzukom
nun!"
Auf. diese Weise verdarb eS der alle
Mahlmantt mit mancher braven Haus
frau, sie verschwor sich hoch und heilig,
dem abscheulichen Sünder nichts mehr zu
schicken. Aber Mahlmann machte sich
nichts daraus, hier und dort in Un
gnade zu fallen. Er brauchte wenig zu
seinem Leben, und was er brauchte,
wurde ihm noch immer gebracht.
Für mich hatte der alte Mann mit
den finstern Augen eine ganz besondere
Anziehungskraft. Ich glaube, es kam
das daher, daß er mir einmal eine wun
. dervolle Spukgeschichte erzählt hatte. In
dieser Geschichte kamen mindestens ein
Kalbes Dutzend Hezen und ein ganzes
Dutzend Gespenster vor, und ich war viele
Abende nachher unter Tränen und nur
unter der Bedingung zu Bette gegangen,
daß jemand bei mir säße, biS ich einge
schlafen wäre. Aber der Reiz des
Schauerlichen war doch so stark bei mir,
v&l ich Mahlmann aus den eignen
schmalen Mitteln etwas kaufte, nur um
ihn zum Erzählen zu bringen. Es gelang
da? aber nicht immer, denn der Alte war
Stimmungen unterworfen, die ihn,
manchmal wortkarg und verdrießlich
machten. Manchmal aber erzählte er doch
tillnlei aus feinem Leben, dem es ehe
mals nicht an Abwechslung gefehlt hatte.
Als Diener eines höhern dänischen Mili
tärs war er zur Zeit der Revolution In
Paris gewesen, und seine Beschreibung,
.wie die feinen Herrns- do oll In in
lten Slachtcrwagen mußten, damit
ihnen der Kopf abgeschlagen wurde,"
war äußerst deutlich. Mein Baron war
da mit einemmal auch mit mang und
sollte auch zu die alte Tine oder wie das
Ding hieß." erzählt er mir eines Tages.
!s er zum Sprechen besonders aufgelegt
War; ober er km noch gut davon. Daö
war so einer, der konnte die Weibers be
tören, und die Weibers haben ihn denn
Ja auch glücklich auS die Stadt gebracht!"
. Mahlmann saß auf der Bank vor sei
rt Haustür und streckte die fleischlosen
Haube so, daß die Sonne darauf scheinen
konnte. Um die Schultern hatte er einen
zerlumpten Nock,,der ehemals tot ge
toekcn war, nun aber in allen Farben
ichWerte. Es wtt so heiß, daß ich mich
V den Schatten der Haustür flüchtete;
der lte Mann aber zitterte vor Frost.
Kch hatte ihm ein großes Stück Kuchen
E beacht und hielt es ihm jetzt hin. Lang
m griff er danach, und langsam aß er
es auf.
,Ss was hakte ich anno dunnemals In
Pries auch vmnnichmal. Liebe Zeit!
Mei Baron war ein hübschen Mann,
und ffi: meine Jahrens, fufzehn oder
fechzehv JahrenS bin ich woll gewesen,
hotte Ich einen guten Beistand. Bloß,
ich konnte die alte fransche Sprache nich
ech stehen, und das war ärgerlich.
Aber tie Geschichte mit die lütte Mamsell
konnte ich begreifen, denn sie wohnte uns
gegenüber, und ihr Vater hatte ein Krä
mergefchäft. wo sie mit in Laden half.
Zuerst kauften wir da nix; aber ein lan
ger Vngelländer erzählte an meinen
Baron, dak da bei diesen Krämer ein
feinen Ungarwcin zu haben war. Der-
kam as den Konig sein Weinkeller, der
nun doch kein Wein mehr trank, weil
daß er auch zu die Gcutine hatte fahren
niüssen. . Und den Wein hatten sich ein
paar ttrnünftige LeutenS geteilt, was ja
recht nd billig war, und er kostete ein
Epottgeld. Da bin ich denn hierüber ge
Wesen und hab was davon gekaust, und
Mamsill Manon war im Laden und hat
Über meine Sprache gelacht, bis sie weinte.
Und ißt bin bös gewesen, und olö Ich mit
dem Ljein zu meinem Baron kam, hab
Ich gesagt, daß ich nich mehr zu die
dumm Mamsell wollte, die nich mal
deutsch verstände. Den andern Tag hat
mich xiein Herr wieder schicken wollen;
ifcet dz bockte ich auf. Herr Baron, hab
ich flßt, Sie kö.r! mich gern was mit
de Peitsche gebek. denn ich bin man bloß
j:r Dkner. aber zu i-nnn !dch:z
,on gvadüber gehe ich nich wieder, und
tun Sie mir dckzu zwingen, dann ver
.'lag ich Sie beis Gericht, daß Sie ein
Aristokrat sind. Denn hier is ja allens
gal und frei, soviel fransch kann ich
auch noch, und leid folls mich tun. wenn
Bit zu die Gartine müssen; aber siecht
behandeln laß ich mir nich!
Wein Baron hat mir ganz sonderbar
Nigesehen, Räsong aber nahm er an;
nid ja die Mamsell brauchte ich nich
r,tfe. denn mein Herr nahm selbst die
iSeine in die Hand. Und da hat er denn
,ine Freundschaft mit Mamsell Mnon
gefangen, und sie ist zu unk gekommen
und hat den lönizlichen Wein selbst ge
bracht. Bei näherer Bekanntschaft war
sie nich fUmm. Sie lachte ein löschen
viel und fang wie ein kleinen Bogek.
ImmerloS und ümmerloZ; aber kein
Mensch kann ja gegen sein Natur. Und
ein anständiges Mädchen joar sie auch;
denn als mein Baron ihr mal umfassen
und einen Kuß geben wollte, gab sie ihm
einen Ordentlichen an die Ohren. Und
ich hab gar nicht gewußt, daß mein
Herr ein so dummcS Gesicht machen
konnte. Aber was die Bornehmen sind,
die kriegen auch nicht iimmer ihren
Willen." J
Und Mahlmann nickte ein paarmal
und aß krümchenweise seinen Kuchen
Weiler, ehe er wieder, zu reden begann.
Nein, sie kricqen nich iimmer ihren
Willen." fuhr Mahlmann fort. .Mein
Baron, der wollte partuh noch länger In
Pries bleiben, obgleich, schon viele von
seine vornehmen Bekanntschaften mit ab
gefragenen Kopf In die Kalkgrube lagen.
Er hatte keine Lust fortzugehen, und saß
den halben Tag bei Mamsell Manon im
Laden und sagte, was ein echter Dänö
wäre, der hätte keine Angst vor die Iran
zosen. die täten ihm ganz gewiß nir!
Manchmal aber kommt allen! ander?, aS
man denkt, und eines Abends wird mein
Baron auch von so'n paar lange Solda
ten weggeholt. Das wr nun hellschen
ungemütlich, kann ich man bloß sagen:
der Herr war wohl mannichmal
mit die Peitsche auf mir losgefahren,
und fo furchtbar diel machte ich
mich nich auS ihm. Abersten wenn
man so ganz allein In so'n verdrehte
Stadt is. wo kein Christenmensch iS,
der ein Mund voll Cnack verstehen kann,
denn kriegt man doch das Gräsen.. Und
alS am andern Morgen Mamsell Ma
non ankam- und auf mir einredete und
urchtbar weinte und mich die Backen
ireichelte, konnte Ich ihr ganz gut der
'leben, obgleich die alte fransche Sprache
einen ziemlichen Swabbclkram is. Die
Mamsell meinte, ein Kasang (Cousin)
von sie, der hätte den Baron inZ Prison
gekriegt, weil daß er eifersüchtig war.
WaS sie sonst noch sagte, weiß ich nicht
mehr; aber was sie wollte, daS konnte
ich bald begreifen, und die Hagre fingen
an, mich zu Berge zu stehen. Denn sie
wollte meinen KonfirmatschonZanzug ge
liehen haben, bey ich erst dreimal ange
habt hatte, einmal bei die Konfirmat
schon, denn beis heilige Abendmahl und
denn, als-ich mir beim Herr Baron
meldete. Nun lag er in meinem Koffer,
weil daß ich immer'nen bunten Rock
trug, und nachher, als die Flanschen
keine Lifrecn mehr leiden mochten, da
gab der Baron mich eine alten, grauen
Anzug. Als die Mamsell ümmerloZ
meinen besten Rock haben wollte, sagte
ich natürlicherweise ,nonk", ,nonk" und
schüttkoppte dabei, daß mich die Gedan
ken ordentlich von die Augen funkelten;
Wamon aber jtreichclte mir Lmmcr wci
ler, und sie Iriegie wahrhaftigen Gott
Ihren irdischen Willen, wie die Weibers
daS üinmer tun. Mit einemmale hatte
ich meinen Koffer offen geflossen, und
sie lief mit den Konfirmatfchonsrock fort
und mit allens andre. Ich kuckte ihr
noch ganz verboost nach, da kam sie all
wieder und wie'n Mannsbild angezo
gen!"
Mahlmann schwieg einen Augenblick
und wickelte sich fröstelnd in feinen ro
ten Rock. .Liebe Zeit, was das jetzt
iimmer so kalt is, früher wars In Jul!
monat doch noch manchmal ein büschen
warm. Aber allenS wird anders, als
man denkt. Die kleine Mamsell hatte
mich auch himmelhochens versprochen,
ich sollt mein gutes Zeug wieder haben.
Ja woll Proste Mahlzeit! Aber was
wahr is, muß wahr bleiben: reinemang
niedlich hat sie ausgesehen In das gute
schwarze Zeug, und nun habe ich auch
verstanden, warum sie toom Baron keine
Kleedasche angezogen hat, und auch nicht
don dem Krämer, was ,Ihren leiblichen
Bater war. Der is kurz und dick, und
der Baron Is groß und breit gewesen:
in so'a Kram hätte die Kleine man
siecht aukgesche. Nun konnte jeder
man glauben, daß sie einen richtigen
Jungen war.- Und wie ein paar Jun
gens sind wir hingelaufen nach einem
von die vielen Gefängnisse, wo die Ari
stokraten In PrisoNg saßen, ich rnifn
Korb und sie mit'n Korb, da is Brot
und Brisspapier ein gewesen, und daS
haben wir an eine Frau von die Wär
Uxi gebracht, die damit Handel getrieben
und viel Geld verdient hat. Denn was
die AristokratcnS waren, die haben lim'
merlos Briefe schreiben wollen, woraus
man recht sehen kann, was das für
Faulenzer gewesen. Denn was ein ehr
lichen Mann sein will, der hat doch ei
Mund zum Cnacken und braucht doch
nich Kleckse aufs Papier zu machen, bloß
um die Zeit totzuschlagen. Zwei oder
drei mal sind wir bei 'einen von die
großen Prisongs gewesen: Ich bin drau
ßen geblieben, weil daß Ich ein buschen
bange war, Mamsel Manon !s aber
hineingegangen und hat mit die Wär
ters gesprochen. Was sie sonst noch ge
macht hat, weiß Ich nich; Ich bad da
draußen gestanden und mein Konfir
matschonsanzug gedacht, mit dem die
kleine Mamsell gar nicht schonsam um
gegangen is. Drei Tage hat sie Ihm
schon und hat ihm mit nach HauS
zcnommen, und Ich hab gar nich gewußt,
wo er war, wenn sie in'n Laden stand
und ihre gewöhnlichen Kleider anhatt.
Denn es mußte iimmer dunkel sein, wenn
wir zufammn ausgingen; so in Schum
mern; denn kam sie bei mich an, und
denn ging die Tour los. Und wos wahr
is. muß wahr bleiben: wenn sie gekom
men Is, hat sie mich Immer was mitge
bracht, inen Sluck Wein und ein Stück
Kuchen oder sowas.' Und am Aden
Von den vierten Tag, als ich wieder uf
sie warte und vor die Tür von. das
große Gefängnis stehe, da faßt mir einer
an die Schulter und sagt uf deutsch:
.Vorwärts!" Da war es mein Baron,
der mit einmal vor mich stand und
hellschen In Eile war, fortzukommen.
Franz!" sagt er zu mich komm
sncll, oder Ich bin verloren!" Wo is
aber die lütte MamselZ" frag ich
.und wo is mein Konsirmatschonsan
zg?" Da kriegt er mir beim Arm und
steift mir durch die Straßen, daß mich
die Lust und Atem vergeht. .Sie wird
kommen!" sagte er so vor sich hin
morgen schon wird der Irrtum auf'
geklart werden, wenn ich aus der Stadt
bin. Ihr Batcr wird sie schon befreien."
Aber obgleich der Baron mir noch iim
mer so vor sich hin geschoben hat, bin
ich doch stehen geblieben. .Herr Baron
hab ich gesagt , dee klein Mamsell
hat mein besten swarzen Anzug an, und
die Hosen sind noch auö den Herrn Pa
stör seine gemacht, und das sag ich Sie.
wenn ich mein Anzug nich kriege, worin
ich bin konfcrmiert worden, dann gehe
ich zu die Herrn von die Koppabsloge
gesellschaft und verklage Ihnen, daß Sie
aus das Kaschott gebrechen sind, was
doch gewiß nich sein soll. Denn von
Rechts wegen sollen alle Aristokraten
zu die Gar tine, oder wie da Ding
heißt, hin, weil doch Egalität und Frei
heit sein, muh, und weil wir armen
Kerlö , uns nicht veramüsteren können,
wenn die hohen Herrn uns all daj bü
schen Pläsier vorwegnehmen!" Da hat
aber mein Laron Augen gemacht, wie
Ich ihm da gesagt hab! War gerade
so, als hätte er mir am liebsten totge
stochcn. Aber daS ging nun doch nich,
und er gab mich gute Worte. Liebe
Zeit, was hat der Wann mich da allenS
versprochen! Einen Beutel voll Spe
ziestaler und alle Jahre ein Swein und
alle Jahre ein smarzen Anzug, wenn
ich blos ruhig mit ihn nach Haus gehen
wollte. Und ein Ring mit ein roten
Stein hat er mich auf die Stelle an den
Finger gesteckt, weil der mich iimmer so
in die Augen gestochen hatte, und so bin
ich denn ganzen still mit ihm weggcgan
gen und in seine Wohnung, wozu ich in
Slüssel hatte. Da hat mein Baron in
die Dachkammer geslasen, wo ich sonst
loschicrte. und Ich hab mir aus'n Sosa
in sein beste Stube hinlegen müssen, daß
e so auesah, als wenn ich den großen
Herrn spielen wollte. Der Baron is
zweimal in ein blauen Kittel mit'n
Mütze auf'n Kopf ausgegangen, das
heißt den andern Tag, und am zweiten
Morgen sind wir beide zu Fuß aus die
Stadt gewandert, und wir hatten Klei
der an, die ich nich gern mit ein Feuer
zange hätte anfassen mögen!"
Mahlmann schwieg und rieb sein lin
kes Knie. Was Ich doch iimmer fürn
Reißmichtismus hab! Und In Julimo
nat! Aber das kommt davon, wenn
man ein büschen In die Jahrens kommt.
Neunzig sind es ja woll; waö aber mein
Großvater sein Tante war, die is weit
in die Hunderte gekommen und iS blos
gestorben, weil sie bein Sweineslachten
zu viel gegessen hat!"
Er seufzte und nickte ba&b Einmal
müssen wir alle in die Erde: aber io
misch es es doch, daß es so verschieden
is. Das Sterben nämlich. Nu bin ich
alt, und damals, als ich so an den frühen
Morgen durch Pries lief mit nem Lum
pensack auf'n Rücken und mein Baron
gcrad so aufgetackelt, da dachte ich zu
allererst in mein Leben an den Tod,
was doch eigentlich kein Gedanken fürn
halben Jungen is. Das kam auch man
bloß davon, daß uns die Karrens vor
beiflihrcn, wo die Aristokratens ein
faßen, denen der Kopp abgeflagen wer
den sollte. Ich hatte die alten Karrens
schon ost fahren schen und mich natllr
licherweise garnix dabei gedacht, weil
eS ja gut war, daß die feinen WoschüZ
und Madams aus die Welt kamen;
aber diesmal versiehrte Ich mir doch,
weil die lütte Mamsell mit auf einen
von die alten stößigen Wagens faß.
Und was daS dollste war, sie hatte mei
nen Konfirmatfchonsanzug noch an und
sah aus wie ein kleinen miolichen Jun
gen. Und sie hatte die Hände gefaltet
und sah aus, als wenn sie zum heiligen
Abendmahl wollte. Da waren wenig
Menschen in' die Straße weil es so früh
am Morgen war, und ich wollte gerade
den Mund auftun und schreien, daß die
Mamsell meinen swarzen Anzug noch
anhatte, und daß sie mich den wieder
geben sollte, da legte mein Baron mich
die Hand auf den Mund, daß Ich beinah
sticken muß. Gotjsdonnerwetter, was
hat er' mir gedrückt; aber man bloß ein
kleinen Augenblick; dann hat er mit
einemmale alle Kraft verloren und hat
stostill gestanden und angefangen zu
zittern. Und das Is davon gekommen,
weil er die kleine Manon angesehen
hat und sie Ihm. Da IS so'n Lächeln
über ihr Gesicht gegangen, und- sie hat
den Kops ein büschen vornüber geneigt,
und denn is der Karren rasch weiter
gesahren. Mein Herr aber hat woll ne
Biertelftunde auf einem Fleck gestanden,
und die dicken Thränen sind ihm über
die Backen gelaufen. Ein grauenhas
ter Irrtum!" hat er gemurmelt. Sie
sagte mir doch, daß sie nicht in Gefahr
sei, daß ihr Batcr sie am nächsten Tage
befreie werde. Er muß sie nicht ge
funden haben! Himmlischer Bater. hast
du kein Erbarmen gehabt mit ihrer Ju
gend und Schönheit?" Der Laron hat
noch allerhand mehr gesprochen, und
weil er gar nicht weiter gegangen iS,
bin Ich ungeduldig geworden. Herr
Baron" sagt ich , .die lütte Mam
sell ist nun ja woll all weg, un mein
swarzer Anzug auch, denn da IS kein
Gedanke, daß ich den wiederkriegen tu,
aber! wenn wir hier noch ein büschen
länger stehen, dann kommen wir auch
auf die Gartine. was die lütte Mamsell
doch nich gewollt hat. Sonst hätte sie
sich nich so angestellt mit meinen Anzug.
Und nun iS sie ja woll schon in Him
mel, wo es doch sehr nett fein soll!" So
hab ich denn mit mein Baron klug ge
snackt, und er is snell und iimmer snel
ler gegangen, bei die Torroachens vorbei
und aus die Stadt hinaus, bis er sich
erst nach mich umgesehen hat, als wir
an Häusers kamen, wo Engelländer
einwohnten. DaS war ein Torf ein
paar MeilenS von PrieS fort, wo die
Flanschen nich so fliinm aufpaßten, wie
in die Stadt selbst. Die Engelländers
aber wollten auch wieder nach ihr eigen
Land, weil das allens ein büschen un
gemütlich wurde, und mit diese Herr
sckuften sind wir pöh und pöh nach die
Küste gereift und don da in ein kleines
Schiff nach Engelland, wo die uU
nach meinen Gesmack den Rinderbraten
zu rot essen. Aber sonsten is da ein
ganz gute Leben, und ich will garnir,
dagegen sagen, wenn nur mein Baron
ein büschen lustig gewesen wäre., Aber
der hatte das Lachen verlernt, war still
und blaß geworden, und nachts, wenn
er slafcn sollte, dann lag er und stöhnte
und murmelte fransche und dänische
Worte vor sich hin. Und Im Traum rief
er immer nach Manon. Dos war ja
eigentlich gar nich nötig, weil daß sie
doch nich kommen konnte!"
Der Alte blickte nachdenklich In die
Nachmittagssonne. AIS ich mich die
Sache nachher überlegt hat. da hat
mich die lütte Mamsell auch hellschen
leid getan. Denn sie war ein klein
nüdlich Dcern mit braunen, kurzen
Haaren, und ihre Augens lachten so lu
stig in die Welt, als wenn es nie und
nümmer Kummer und Sorge gäbe.
Damals war Ich ja noch ein grünen
Jung und verstand nix von die Weibers;
nachmal aber Is mich doch da! Lächeln
von die Kleine, wie sie auf dem Karren
saß, nachgegangen. Ich hab nachher
mal ein kleines Kind in'n Sarg liegen
sehen: daS sah gerade so zufrieden aus,
wie Mamsell Manon, als sie ihren wei
ßen Hals auf die Schlachtbank legen
sollte. Mit den Jahren bin ich auch
vernünstiger geworden und hab nich
iimmerlos an mein swarzen Anzug ge
dacht, obgleich ich mir noch lange darüber
ärgerte. Der Baron is gegen mir an,
ständig gewesen, da will ich nich über
klagen; aber nachher meinte er, wir woll,
ten doch lieber von einander, weil daß
ich in Pries ein büschen frei in meine
Manieren? geworden war. Er hat mich
waZ Ordentliches gegeben, und wenn
Ich nich Mallölr gehabt hätte mit aller
lei. so könnte ich jetzt ein reichen Mann
fein. Aber daZ is ümmer so: hierzu
lande is es gar nix mit die Egaligkeit,
und wenn wir nich mal ne ordentliche
Revalutschon kriegen, wird ti auch nich
besser. Und dabei kann es einen auch
noch slecht gehen, wobei ich an den fran
schen Krämer denke, der mit die Wei
nenS aus den königlichen Kellers so'n
'guten Handel hatte. Das war einer von
die Forschens, die immer noch mehr Art
stokraten tot haben wollten. Na, und
fließlich is sein eigen Fleisch und Blut
für einen von die stimme Sorte in den
Tod gegangen. waS der Alte sich woll
nümmer gedacht hat. Wenn einer näm
lich Mallöhr haben soll, denn kommt es,
und zu mich is es auch gelangt, als ich
Anno dazumal mit einmal mit zu die
Diebsbande gehören sollte, wo die Ge
richtenS so viel Wesens von machten.
Und obgleich ich mir sehr gut verteidigte
und den Leuten ordentlich Bescheid sagte,
kam ich doch nach Glückstadt ins Zucht
Haus und wär da woll ne Ewigkeit ge
blieben. Aber da dringt ein ganz so
derbaren Glücksfall den dänischen König
dahin, der das Zuchthaus besehen will.
Er und ein ganzen Berg von feine
Herren, und wir Sträflinge, wir müssen
in Reih und Glied stehen, so lange, wie
der alte Friedrich uns besieht. Wer
aber geht- hinter den König her? Mein
Baron, der weiße Haare gekriegt hat
und nen krummen Rücken und nen gro
ßen Stern aus die Brust. Der geht
so ganz gemächlich zwischen uns durch;
als er bei mich vorbeikommt, räuspcre
ich mir, und er kuckt sich so halb verloren
um. Dann aber fährt er ordentlich ein
büschen zusammen und kommt ganz nahe
an mir heran. Dich sollt ich kennen!"
sagt er, und ich lach ein klein wenig.
Herr Baron, wissen Sie noch die Ge
schichte von mein guten swarzen An
zug?" Da macht er ein ganz merkwür
diges Gesicht und fährt sich über die
Stirn, als wenn er was wegwischen
wollte, und dann geht er Weiler. Aber
denselben Tag noch mußte ein Wärter
mir in seine Wohnung bringen, und er
hat mir ausgefragt, warum Ich ins
Zuchthaus gekommen wäre. Und als
er allens ziemlich genau gewußt hat,
hat er geseufzt und leise vor sich hin
gesprochen und dann wieder geseufzt.
Endlich ist er aufgestanden und hat
mich die Hand auf den Arm gelegt.
.Weil du sie gekannt hast, Franz; weil
du " weiter aber Ist er nicht gekom
men;Fnd ich bin wieder abgeführt wor
den und bald begnadigt. Da hab ich.
doch bemerkt, daß der Baron ein ganz
anständigen Kerl war und noch an mei
nen Konfirmatfchonsrock dachte, und
zehn Jahre später hab Ich den Haron
auf'n Kieler Umslag gesehen. Da fuh
ren sie ihn 'in'n Rollmagen, weil er
nich mehr gehen konnte. Als ich mir
da bei ihm meldete, da hat er mich
zehn Spezics schicken lassen, und was
sein Diener war, der sagte, daß er viel
Unglück in seine Familie hätte. Sein
ältesten Sohn war totgeschossen von ein
andern Baron, und sein zweiter hatte
ei Mädchen geheiratet, das mit nacki
ge Beinen ins Theater tanzt. Nun
is mein Baron all lange tot, und das
is 'stimm, weil er mich mannichmal noch
was geschickt hat. So geht allens vorü
der allens, und wenn ich morgens in
mein Bett liege und nich mehr slafen
kann, dann muß ich mannichmal an die
klein Mnon denken, die in meinen
swarzen Anzug gestorben is, mitten
mang die Aristokraten, wo sie doch gor
nich hingehörte, und mein swarzen An
zug gehörte da auch nich hin. Aber es
kommt allens anders, als man denkt,
besonder! bei die Liebe. Der eine stirbt
for ihr, was doch igentlich gräßlich ist,
und der andere lebt weiter und hat doch
kein Spaß vonS Leben. Ich glaube.
WaS mein Baron war. der hatt gar kein
Freude mehr von feine Titels und seine
Ordens und sein Geld, was doch schade
war. Er hätt man allenS an mich geben
sollen, abers das is ihn nich eingefallen,
und daran kann man leicht sehen, daß
er doch ein ganze ekligen Aristokraten
war. Abers die Conne scheint nich
mehr, geh man nach Hause, Kind; ich
will mich ein büschen an'n Feuerherd
setzen!"
Der paradoxe Aphorismus deS
Lebens verliert seine aphoristiscbe Bedeu
tung, bekommt Sinn und Beistand,
wenn ti im Zusammenhange mit dem
großen Tezte der Vergangenheit gelesen ,
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MsMMR Ittm&l!
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Winke für seine Konstruktion und Einrichtung
(Ein Hübscher Hausplan.
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