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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 10, 1917)
Togl,a,e Oniaya Trlve Der Sonderling. Bon Hclcne v. SPeuicjih-ilkiüa. I. Draußen scharrten die ciiigespann ten Äutschpferoe ungeduldig mit den Husen. Irinnen in der Stube saßen die Famillenniitgiieoer dciin Abschieds iah!e, das einem jungen Krieger gält, der die Tränen wohl zuruckzu ocängcn wuß'.e, beisen zuctcude Lip pen jedoch den Sturm, der sein Jnne- - reö durchtovit', verrieten. - Er mt tut schlanker Jüngling, den der schmucke Solocitenrorf recht gut klciöcie. Zuweilen ruhte der Blick leiner großen, träumcrilchen Angen aus dem neben ihm fitzenden !)Jcaö ehe, dessen Aeusjeus' nicht minder anmutig war als seines. Sie war sei ne Braut. Weitschichtig mit einander vcr nninii, waren sie schon in den knu derjahrcn Hieiuijeii. Seine Familie War wohl augeschc, aber unbemittelt, daö Manchen xir eine Waise, deren Erde ein geringer Bcirag, einige tau send Gulon, diloele. Sie wurde im Elternhallse Des Jünglings zogen. Ungern sahen die Eltern diee sich entwickelnde Neigung; allein ihr Sohn Hugo hatte ihnen ourch seinen Fleiß stets Freude bereitet, daß er als Stolz öer Seinen galt, die Scheu trugen, ihn mit Einwendungen zu betrüben... Als er, nach glänzend überstanden Kadetten-Prüfung heinitehrte, war für die ganze Familie ein Freuden tag. Zwei Monate verbrachte er' m ihrem Kreise uns dieser Zeitraum ge nügtc, um die teimenoe Xiiebe zu sei ner Jugendgenossin wachsen und er blühen zu lassen. Er gestand dem Mädchen sie hieß Margarete seine Liebe, und bat sie in Treue fei ner zu warten, bis er Oberleuinant geworden; das Mädchen im Gie;chge fühle versprach es. Sie dacht? nicht der Jahre, welch der Jugeno über fchneU enteilen und nichl der Schwie rigkeitcn eines langen Brautstandes. Tie Eilein des Jünglings wagten es nicht, diesem Bunoe ihren Setzen' zu verweigern,' sie waren ja auch dem Mädchen wohlgeneigt. Aber dennoch regte sich in ihrem Innern die Hoss nung, Zeit und Entfernung werden diese Blüte einer kinderliebe zum Wellen bringen. Der Krieger kommt nach vielen Städten und schaut manch schönes Gesicht, und das Mädchen dürste endlich des langen Harrens überdrüssig werden. Die Sache wird also schon von selbst vergehen; wozu noch Hindernisse in den Weg legen, da der Psad des Lebens deren ohne hin die Fülle bietet. So klügelten sie, indem sie ihre Einwilligung zu der stillen Berlobung gaben. Die jungen Leute fühlten sich glücklich bis die Abschiedsstunde kam. Der junge Mann mußte zu sei nein Regiments. Wieder erneuten sie den Eid der Treue und ob ihnen auch die Zukunft glückverheißend schien, war ihnen doch weh, bitter weh ums Herz. Noch einmal drückte er sie wortlos in seine Arme, noch einen Händedruck den Seinigen und dann sprang er in den Wagen, der sich in rasche Bewegung fetzte. Und als ihn niemand mehr bemerkte, fuhr er mit dem Taschentuch über sein Besicht. Der Kutscher sah es ja nicht und wenn er es auch be merkte, konnte er ja glauben, es ge schehe des ausgewirbelten Straßen ftaubes wegen. II. Die Jahre enteilten; aus dem Ka betten wurde ein Leutnant. Sein Aeußeres war männlicher geworden, aber sein Fühlen blieb unverändert; gar oft hatte er die Reckroorte der Kameraden ob seiner Sprödigkeit ge gen die Schönen, welche den schmuk ten Offizier nicht ungern sahen, zu erdulden. Niemals vergaß er feiner Jugend liebe. Er wußte daß er Bräutigam fei, daß es ein Mädchen gäbe, die ihn wahr und innig liebe, und deren Ge denken er auch nicht mit einer Tände lei entweihen wollte. Nicht ohne Be sorgnis sahen die Eltern die uner hoffte Beständigkeit des Sohnes. Auch Margaretes Fühlen blieb un. verändert. Biel Freier nahten dem schönen Mädchen, -die glänzendsten Eheverbindungcn wurden ihr ange boten sie wies alle ab. Und wenn ihr Bräutigam jährlich einmal zu Be such kam, so erwähnte sie dieser Be gednisse nicht; sie kannte seine Fein fühligkeit, sie wußte, welchen Schmerz ihm diese Mitteilungen bereiten wür den, die wie ein stiller Aorwurf der gebrachten Opfer klängen . . . Beioe hofften, daß die Beförderung zum Oberleutnant nicht lange mehr usbleiben könne, zumal er bei seinen Oberen in besonderer Gunst stand und auch bei seinen Kameraden sehr wohlgelitten war. In diesem Glauben sah das Brautpaar der Zukunft lä chelnd entgegen. Doch wie es oft geschieht, hatte die unsichtbare Hand des Geschickes die Ereignisse anders gefügt. Die Beförderung ließ sehr lange euf sich warten; Margaretes zwei- undztvanzigster Gcdi'.ritaz war vor- ' ,i-nnksinn?n fn Ynit f-n- .fHininS hisirn O H - bereits verheiratet. Hierzu kam noch das Uebel, daß der Aormund des Madchens, der ihr kleines Vermögen verwaltete, plötzlich starb, wobei si jenen Betrag verlor, der als Heirat aution halte dienen sollen. Die Eltern HugoS versuchten ih vom ferneren Zuwarten abzuraten Wir besitzen kein Vermögen, um Hugo die nötige Kaution zu geben, du hast das deine verloren ihr wartet vergeblich!" Dieses und ähnliches pslegten sie zu sagen, wenn begüterte Freier erfolglos um die Hand des schonen Mädchens warben. Doch wir lieben ja einander, antwortete stets weinend Margarete, auch er würde unglücklich sein, wenn ich die Treue brache. Jetzt mag er es glauben und da um um einer Welt willen nicht zu ruaireten. Aver wenn du ihn wah haft liebst, mußt du es tun, da du nicht nur dich, sondern auch ihn ins Unglück stürzest. Er mußte quittieren. den Stand verlassen, dem er iich ge widmet und zu dem er erzogen wurde und versuchen, einen neuen Beruf z geivinnen, wozu ihm abermals tau send Schwierigkeiten im Wege st en. . . . Als ob das Schicksal sich mit dem Elternpaar verbündet hatte, gescha es, daß eines Tages, als Margaret, mit ihrer Pflegemutter in die ttirchi ging, ein zunger, reicher Grundbeslt zer das Maocyen ah und iich in verliebte. Er ließ sich bei der Famil einführen und nach kurzer Frist warb er um die Hand Margaretens. Eine günstigere Ehe tonnte sich ein Mädchen nicht wünschen! Der Freier war jung, schön, reich, seine Familie gehörte zu den besten des Landes und er liebte das Weib seiner Wahl und versprach ihr das Leben paradiesisch zu schassen. Aber ich liebe Hugo antworte das arme Wesen immer wieder au das eindringliche Zureden; ängstlich vticlle le umher wie ein Boqeichen das den Haschehänden zu entflattern strebt. Wie könnte ich einwilligen, da ein anoerer mein Herz und mein Wort besitzt und seit Jahren mein Bräutigam ist. Hugos Eltern belächelten diese An wort. Aon der Liebe allein, mein Kind kann man nicht leben. Versuche einmal, schreibe Hugo, wie die Dinge liegen, und du, wirst sehen, haß er dir in unserem Sinne antworten wird." Das Mädchen sträubte sich lange dagegen, endlich aber ließ sie sich doch bestimmen, hierüber an Hugo zu ichrelven. Sie schri,b mit wehschwerem Haup te, mit leidvollem Herzen mit zi ternder Hand! Sie schrieb, daß sie il geringes Vermögen verloren habe und damit ,yuch die Möglichkeit ihrer Ehe Verbindung, selbst wenn die Befinde rung erfolgen würde, es wäre denn daß Hugo aus dem Militärverbande träte. Sie schrieb, daß ein reicher lütonn um ihre Hand werbe, daß si sein Wciv werden wolle, wenn Hug das Berlöbnis als, gelöst betrachten wollte. Sie schrieb ihm, daß sie dies alles mit bebender Hand und beklom menem Herzen schreibe, da ihre Liebe noch immer ihm gehöre, nur wolle si sein Unglück nicht. Weinend faltete sie den Brief m sammen. Einen Augenblick dachte sie ob es nicht besser wäre, wenn sie ihm Ichrieve: Komm, wir wollen zu ein ander halten für stets und immer wir wollen in Leid und Entbehrung treu zu einander stehen und uns durch oics lua oer icve oas volle ilt bcnsglück erzwingen . . ." Dann adressierte sie den Brief und barg schluchzend das Haupt in den Handen. III. Der junge Leutnant hielt den Amtsbrief seiner Beförderung in den Handen. Sein erstes Wort war ein Freu denruf und fein erster Gedanke, die Eltern und Margarete hiervon zu verstanvlgen. Er wollte ihr dies Wer löbnis in Erinnerung rufen, schrei ben, daß nunmehr kein Hindernis vorhanden sei. Während er schrieb, wurde an der Türe gepocht und der Postbote ira ein. Hastig enthüllte Hugo den erhal- tencn Brief, dessen Aeußeres ihm schon die Absenderin verriet. Er las! Plötzlich erblaßte er, die Buchstaben drehten sich ' vor seinem Blicke, das Schreiben entsank seinen Handen und er taumelte aus den Stuhl nieder. Stumm und regungslos saß er. Er achtete nicht der Zeit, nicht der Dämmerung, nicht des Sonnenunter ganges, und als er sich schwankend von feinem Sitze erhob, war es in den Straßen dunkel, düster wie in seinem Gemüte. Dann schloß er den erhaltenen Brief und fein kaum beendetes Schreiben in die Tifchlade. Die ganze Aacyt schritt er m der Stube auf und nieder. Am nächsten Tage bat er um einen achttägigen Urlaub, den er auch erhielt. IV. Die Zeitungen meldeten die Offi-ziers-Beförderungen. Freudig lafen Hugos Eltern jene ih'c.'s Sohnes, und mit dockendem &.'. ihre nteur.dinnen und Alters-1 Herzen erwartete Maraarete die Ant wort ihres Bräutigams, allein sie kam nicht. Auch die (christlichen Glückwün sche . kamen zurück mit dem Bermerk, der Herr Oderleutnant hätte Urlaub genommen und sei verreist, wohin? wäre unbekannt. Den Eltern war dieS rätselhaft. Wo mag er nur lernr frugen j einander; und da, man gewöhnlich hinter jedem ungewöhnlichen Borge hen des Mannes die Frau" sucht, stimmten sie bald überein, daß es nur irgend eine Liebcsangelcgenheit sein könne, die Hugo abhalten konnte, sei nen Urlaub anöerortö als im Eltern hause zu verbringen. Im Grübeln und Sinnen gewahr ten sie nicht, wie Margarete sich ab härmte; sie sahen nicht, wie ihre Augen vom Weinen gerötet, und sie bemerkten nicht, wie ihre schwellenden Lippen von der Fieberglut gcdorr waren. Wenn jetzt der Freier käme. könme er schnell die Werbeworte der gessen!" brummte der Alte verdrossen als er endlich doch den Zustand des !lliadchens wahrnahm. Fasse dich. Gretchen!" sprach seine tfiau, entschließe Dich endlich. Wor aus warten du? Wer wein, wo Hug jetzt weilt. Mein Sohn ist zwar ein Ehrenmann, aber es mag ihm die Bervindung mit dir ganz aus dem Sinne gekommen sein. Es war doch im Grunde genommen nur eine Kin derei, eine Jugendtändelei, wie sie hundertfältig ausblüht und eben oft wellt. Wahrscheinlich schwärmt er jetzt um etne schone, ja, ich moch re ,agcn, es ei gewin o. Konnte er sonst seinen Urlaub anders als in un lerer Mitte verleben?".., Indessen war Hugo, von der Un ruhe getrieben, bald dahin, bald dort hin gefahren. Er besuchte auch die Gegend seiner Heimat, doch mied er den Ort. wo er geboren worden und woher ihm nur die Erinnerung an ein kurzes Glück verblieb. Dort lebte ja das Mädchen, welches er für wan kelmütig treulos hielt, die er aber noch liebte, der sein ganzes Fühlen galt. Was ihn in jene Gegend trieb? Er wollte erkunden, wer der Mann sei, oer ihm die Liebe seiner Braut ent rissen; denn daß Margarete ihn nicht mehr liebe, dünkt ihm zweifellos. Es flüsterte ihm zwar zuweilen die Hossnung zu: Du irrst!" Dann aber richtete er an sein Herz die Frage Wärest du fähig gewesen, zu einem Briefe gleich jenem zu raten?" Und Nein!" pochte ihm jeder Herzschlag entgegen. Nein! auch dann nicht, wenn ich gewußt hätte, er fände einen guten Willkommen! Margarete liebt einen andern das schien ihm klar zu sein. Wer aber ist jener Erwählte? Ist er des Mäd chens würdig und kann er sie beglü ken? Da er sein Glück von der Laune des Schicksals zertrümmert sah, wollte et wenigstens das seiner Teuern möglichst gesichert sehen. Er vernahm das allererste. Der Freier, dessen Namen er rasch in Er fahrung brachte, galt bei jedermann für einen rechtschaffenen, wackern Mann, dessen Name durch keinen Hauch der Verleumdung getrübt wer den konnte. Nach Verlauf von acht Tagen kehr te Hugo zu seinem Negimente zurück Bon dieser Zeit an war er wort karg und mürrisch und mied nicht nur die Gesellschaft der Frauen, sondern blieb auch dem Kreis der Männer, elbst seiner Kameraden ferne. Er beantwortete den Brief Marqa retens. Kein Vorwurf entschlüpfte ihm wozu auch! La donna e mobile! Heute begünstigt sie einen Blonden, und morgen fallt der Strahl ihrer iÄnade aus einen Braunlockiqen. - Er schrieb ihr, daß er ihrem Glücke nicht hinderlich sein wolle, daß er lh stets ,n brüderlicher Liebe geneiat ducke; und wie sich immer auch lh ch!dal gestalten möge feist im Unglücke, elbst ,n jenem Zustande, der arger noch als das Unglück ist im Trug des Glückes, könne, sie au einen vollen Beistand zahlen. Den Verlobungsring schloß er bei... Dies war ungefähr der Inhalt des Schreibens, das mit keinem Worte verriet, welche Pein den Schreiber durchzitterte. AIs Margarete das Antwortschrei ben überlesen hatte, entglitt der bei- geschlossene Ring ihren Händen und rollte die Dielen entlang. .Er bat mich nie geliebt!" sprach sie mit ton- loser Stimme; sie weinte nicht, der lindernde Tränenquell schien versiegt zu sein... Margarete lag einige Tage krank. Sie genas. Sie wurde nach kurzer Frist Braut. wir endlich das Mädchen zur Heirat überreden tonnten." Hugo blieb dem Hochzeitsfeste fern dienstliche Pflichten, fchrieb er, hinderten-ihn, zu kommen... Nach der Hochzeit reiste das junge Paar ab... Auch später mied Hugo das El ternhaus; er wollte nicht den Ort se hen, wo er glücklich gewesen, wo ihn jeder Gegenstand an Margarete und an sein zerstörtes Glück mahnte... Eines Tages saßen die Kameraoen Hugos bei einem Festmahle vereint; es wurde von mancherlei gesprochen, von den Frauen, vom Dienst, von Pferden. Auch von Hugo war die Re de, und der anwesende Oberst erkun digte sich, warum er bei dieser Gele genheit fehle. Den könnte man eher vor zehn Batterien Geschütze sich stellen sehen, als vor eine Flaschenbalteriel Ein gu ter Kerl, ein braver üu, ad, aber zu kurios, zu kurios!" spuita Haupt mann X. Nun bildete Hugo für eine Zeitlang den Gesprächsgegenstand, alle lobten ihn, rühmten seine Gesäl ligkeit und Berläßlichkeit, aber jeder wußte auch ein Ancköötchen zu erzäh len, das seine Scheu vor Gesellschaft ten betraf. Der Herr Oberst hörte topsnickend zu, dann sprach er: Sie haben recht, meine Herren, er ist ein , wackerer Offizier, pünktlich wie ein, Uhrmerk im Dienst, aber er ist ein, Sonderling !" Und von diesem Tage an hieß er bei seinen Kameraden nur der Sonderling . . . Rascher als früher klomm Hugo die militärische Rangleiter empor. Er wurde bald -Hauplmann. Doch kaum war er zu den Jahren der Mannheit gelangt, als in seinem Haar schon die Silberfäden schimmerten. Zuweilen fragte er bei Bekannten nach dem Be finden Margaretens an; es wurde ihm mitgeteilt, daß sie blaß und kränklich aussehe, und daß man sie sür unglülich halte... , Wieyer tz ich langer Zeit besuchte er eine Ulterr Es mär schon an der Zeit, daß du heiratest, Hugo!" sprach eines Ta- ges seine Muuer zu ihm. Heiraten ich? Ihr glaubt, es wäre jemals möglich! Die alten Leute schauten einander betroffen an. Ihr glaubt," suhr Hugo fort ihr glaubt also, daß eine andere als Margarete mein Weib werden könnte. Als sie einen anderen wählte, schloß ich auch mit den Freuden des Lebens ab und lebe nur meiner Pflicht." Die 5Nutter schluchzte nach diesen Worten und der Vater sah trübsinnig vor sich hin. Jetzt erst erkannten sie, wie töricht sie handelten, als sie acht los in das Geschick der jungen Leute eingrissen. Sie sprachen nicht mehr von der Zukunft, sie gedachten nicht mehr der Vergangenheit. Sie fühlten, wie Pein lich dem Sohne die Anwesenheit im Elternhause sein müsse und schwiegen daher, als er Abschied nahm ehe sein Urlaub abgelaufen war. seine Sinne. Margarete!" rief er unbewußt aus, innig, aus tiefem Herzen, wie in jenen Tagen, ws sie beide noch so glücklich waren. Die Kranke schlug mühevoll die Li der empor und ein freudiges Lächeln suchte den Schmerzensausdruck zu verdräng". Du bist es, Hugo," flüsterte sie, ich 'danke dir. Ich wollte nur von üir Abschied nehinen, für immer, fa gen, daß ich dich immer immer geliebt." Hugo schwieg; nach einer Pause sprach die Kranke wieder: Du schweigst du zürnst mir! Ich schrieb dir damals, weil sie sagten, es wolle es so dein Glück ich sei dir im Wege wir könn ten nie ein Paar werden." Jetzt war ihm alles klar! Bollste Stille herrschte eine Weile im Gemache. Man pslegt zu sagen, in solchem Augenblicke gehe ein Engel durch die Stube. Auch der Tod ist ein Himmelsbote... Ach, hättest du nur früher gespro chen," flüsterte Hugo, die tränenfeuch ten Augen mitleidsvoll auf die Ster bende gerichtet. Wir haben uns selbst und einander um das Lebensglück be ticgen. Auch ich liebe dich noch, Mar garete!" Dank!" lispelte sie... Eine Reihe von Jahren blieb Hugo noch Soldat, dann nahm er seinen Abschied. Seither lebte er noch stiller, in sich gekehrter als früher, meidet er noch mehr jede Gesellschaft, als zur Zeit seines Soldatenberufes. Und die Leu.e pflegen ihm oft, wenn er auf der Straße geht, nach zublickcn und dann kopfschüttelnd zu sagen: Ein guter Mensch, nur schade ein Sonderling!" Verwandt. VI. Vier Jahre verflossen seit dem Tage, da Margarete zum Traualtar schritt. Hugo hatte sie wahrend dieser Zeit nicht gesehen, noch jemals eine schriftliche Mitteilung von ihr erhal ten. Er ahnte daher Ungewöhnliches, und seine Hand zitterte, als er einen Brief entfaltete, der die Schriftzüge Margaretens aufwies. Der Inhalt bestand aus einer einzigen Zeile: Ztomm, willst du mich im Leben noch sehen! Kranmpshaft ballten seine Hände das erhaltene Schriftstück zusam men ... Er befahl seinem Burschen, zu vak- ken. dann ging er zu seinem Oberst und bat um Urlaub, da er sofort ab reisen müsse. Der Oberst bewilligte gern daö Ersuchen; er frug nicht, wo- hin Hugo wollte, er kannte ihn und wußte, es müsse auch wirtlich sein, wenn der Sonderling" es fordere. er frug auch nicht nach dem Zwecke der Fahrt, das bleiche Antlitz des jungen Hauptmanns erzählte ihm ge nug ... Eine Stunde später fuhr Hugo ob. V. Margaretens Trauung war vor- ber! Sie wußte nicht, wer ihr das kost- bare Brautgeschmcide kaufte; sie wähnte, es fei das Geschenk ilner Pflegemutter. Indes war es eine pende Hugos, der bei der Ueberfen- dung seine Mutter bat. ja nicht zu verraten, woher es käme. Wie sich der Junge freut, daß er ie Sache vom Hals bekam! Mit die- em Geschenke will er die Narrerei zum Abschluß gebracht haben." sprach der Alte zu semer Frau, und diese er- UnS w,nn si, hn nn widerte: .Wie klug war es doch, daßjliebt hätte!" blitzte eiu Gedanke durck, VII. Als sein Wagen vor Margaretens Behausung anlangte, war die erste, die Hugo dort erblickte seine Mut Lebt sie noch? Komm' ich nicht zu patk frug er hastig die Alte. Sie blickte traurig mit tränen- suchten Blicken nieder. Margarete?" rief er wieder fra- gend aus. Sie lebt noch!" Gott fei Dclnk!" Er folgte der Mutter, die ihn in die Krankenstube uhrte; bei der Ture hielt sie inne. z?ei stark, mein Sohn; wie der Arzt sagte, verbleiben ihr nur noch einige Stunden Lebenszelt. Mit schmerzverbissenen Lippen trat er in die Stube und vor das Bett der schlummernden Kranken. Er schauderte zusammen. Ist es möglich, daß ein Gesicht sich o verändern konnte! Kein Zug des rüheren Ausdruckes war vorhanden; müde, abgezehrt und verhärmt, bleich wie das Antlitz einer Toten war die- es... Bon Margarci Hcilmanii. Eine nicht mehr ganz junge Frau, sehr einfach getleioet, trat in das Wartezimmer des Notars. Sie über blickte rasch die Anwesenden, die schon vor ihr gekommen waren. Zwei Da men in Trauer faßen Hand in Hand und schienen sich mit den Augen Trost zuzusprechen. Ein-bärtiger Herr las eifrig in einem großen Gebetbuch. Un geduldig ging ein junger Mann im Zimmer auf und ab, weil die Tür deZ Sprechzimmers sich noch immer nicht öffnete: er mußte heute Abend noch sort zu feinem Regiment und hatte so viel mir dem Notar zu erledigen... Frau Elfe Frank setzte sich an das Fenster und stutzte den Kopf in die Hand. Vier Klienien kamen vor ihr an die Reihe; daö bedeutete eine War- tezeit von ein bis zwei tunden Früher wäre sie empört gewesen über die Zumutung, hier so lange sitzen zu müssen; jede Minute war besetzt ge- Wesen! Da ging es im Auto vom Schneider zur Putzmacherin, von da in eine Konditorei, wo sie Freundin nen traf, dann in ein Wäschemagazin oder zum Architekten, der die unbe dingt notwendigen Veränderungen der Villa skizzierte. Nachher zum Tee und nach sorgfältigem Umkleiden zu irgend einer Avendge elllchaft oder in ein Theater. Ob hier, ob in Nizza, ob in Ost- ende, immer dclsselbe Leben seit vier Jahren, feit der Scheidung... Ja, damals war sie zum letzten Male hier gewesen, bei dem Notar. Ihr, Mann, einer der anzesehcndsten uyiruraen. hatte ihr gronmutig die Villa überlassen, die ja nach ihren Angaben erbaut worden war. und ein so reichliches Jahresgeld, daß sie ihr Leben in gleicher Weise, wie zuvor während ihrer Ehe, weiterfuhren konnte. Ohne jeden Dank hatte sie all das angenommen. Und er verlangte wei- ter nichts dafür, als daß ie ihm den Jungen Rolf war damals vierzehn Jahre alt überließ. Doktor Frank ak ia ein. van eine seioung vas einzige Richtige wäre, daß es ein gro- szcr Irrtum gewesen, als sie beide j einst glaubten für einander zu passen. Damals war sie eine zwanzigjährige Krankenschwester gewesen, und er Assistent in derselben Klinik. Dann ließ er sich als Ehirurg nieder, wurde durch seine geschickten Operationen be- kannt und gesucht; und nach rurzer i Ehe war aus der bescheidenen Kran- kenschwester eine anspruchsvolle rau geworden, die nach den Vergnügungen lech.Ue. die sie einst entbehrt halte. Weder für ihr llemes Kind noch für den überarbeiteten Mann fand sie noch Zeit. Er blieb immer gleichmäßig gütig und freundlich; aber gerade das reizte sie. Vielleicht wäre alles anders getommen, wenn er sie energisch, mit harten Worten auf andere Wege gelei tct hätte. Er aber ließ sie allein große Reisen unternehmen, begleitete sie zu keinem Ball, in kein Theater. Den Ausschlag gab eine Szene mit Rolf. Der Junge widersprach ihr bei jeder Gelegenheit und zeigte ihr auch vor Fremden mit der naiven Brutali tät, die Kindern eigen ist, wie er sie mißachtete, und wie sehr er seinen Ba. ter liebte. Beleidigt, weil ihr Mann Rolf nicht strafen wollte, schlug sie die Scheidung vor. Und schon nach vier Monaten war sie frei, war den lang weiligcn Mann, das eigensinniae Kind los. So wenigstens hatte sie damals die Dinge angesehen hatte all die Iah re gedankenlos nur ihrem Amüsement und ihrer Bequemlichkeit gelebt bi zu der furchtbaren Ruckkehr auö Oft ende. Am Abend noch in ihrem eleganten Kostüm, viel bewundert, in lustiger Gesellschaft und am Tage darauf in einem zerrissenen Kleid, ohne G; päck, halb verdurstet, mitten unter den anderen, die au Belgien gehetzt worden waren. Ganz plötzlich war in ihr die Er kenntnis von der schweren Zeit ge kommen, die jetzt hereingebrochen war. Vor kurzem hatte man in ihrem Kreise noch lachend über die Unmög lichteit gesprochen, daß je ein Krieg ausbrechen könnte. Und nun war er da! Nach einer furchtbaren, endlosen Fahrt war Else Frank in Berlin an getommen. Körperlich erschöpft und doch hochgestimmt und voller Begei slerunafür die deutsche Sache. Sie verlor keine Minute. In weni gen Wochen konnte sie bei den Sama riterkursen alles nachholen, was sie in den langen Jahren des Müßigganges verlernt hatte. Heute endlich war die Nachricht gekommen, daß sie als ge prüste Krankenschwester den Aorrang vor anderen Bewerberinnen hatte und nach dem Kriegsschauplatz gehen durf te. Nun galt eö nur noch, dem Notar die letzten Anweisungen vor ihrer Ab reise zu geben. Gnädige Frau, wollen Sie näher treten?" Der Burcauvorsieher rief sie schon zum zweitenmal, ehe sie sich aus ihren Träumen losriß. Notar Kämmerer bezrüfzte sie form lich. Sie kommen wahrscheinlich, gnadige Frau, um sich zu erkundigen, wie es mit ihrer Jahresrente steht. Sie brauchen teine Besorgnisse..." Herr Notar." siel sie ihm ins Wort, Sie glauben doch nicht etwa, daß ich jetzt... in solcher Zeit...." Es wäre zu entschuldigen..." Der alte Herr sah durch feine Brille sein Gegenüber erstaunt an. War das dieselbe Frau, die sich ohne Hemmun gen von ihrer Vergnügungssucht hat te treiben lassen, die leine Rücksicht gekannt, als die auf sich selber, die ihren klugen Jungen, ihren rastlos arbeitenden Mann wie lästiges Gepäck fortgeworfen hatte? Es wäre nicht zu entschuldigen!" wiederholte Else Frank. Aber recht haben Sie, wenn Sie mich so niedrig einschätzen. Gerade heute, nachdem ich in der Verlustliste seinen Tod gele sen..." Hm"... Der Notar würgte an den Worten... Er starb beim Transport von Verwundeten... hin terlistig erschossen wurde er... und hätte so vielen noch helfen können . . ." Else Frank zwang die Tränen zu rück. Sie faß aufrecht und ließ kein: Erregung auskommen, während sie fragte: Aber Rolf, wo ist er? Ich habe schon nachgeforscht im Gymna sium. Er soll das Notezamen gemacht haben. Lieber Herr Notar, ich komme deshalb her: der Junge bekommt na türlich die Villa und mein Vermögen ich habe etwas gespart, nicht viel, leider! Und sagen Sie ihm: er braucht die Begegnung mit mir nicht zu sürch ten. Er wird mich nicht mehr wieder sehen... ich gehe fort." Rolf? Ja... ich will es ihm schreiben ... er steht in Lhck . . ." Er ist auch dabei? Er hat das Examen gemacht als bester von zwanzig Abiturienten, und wurde an demselben Tage eingeklei det, als sein Vater fiel." Lieber Herr Notar." sagte Else Frank leise, dann haben Sie die Güte, hier meinen letzten Willen ent- gegenzunehmen. Das Haus, das ich bewohnt habe, soll während der Dauer des Krieges zur Aufnahme von Berwundeten dienen; das Personal soll weiter Gehalte bekommen. Eyaus feur und Gärtner sind eingezogen, das Auto ist sur militärische Zwecke zur Verfügung gestellt woröenNach dem Kriege erhält Rolf die Villa und mein Vermögen. Ich habe das alles hier aufgeschrieben. Heute gehe ich nach Ko, nigsberg als Pflegerin. Vielleich will es der Zufall, daß ich Rolf.. Sie stand hastig aus... Ich habe Sie lange genug ausgehalten, Herr Notar. Haben Sie Dank... und wenn Sie Rolf schreiben, so berichten Sie ihm, daß niemand fein Unrecht tiefer bereuen kann als ich... Leben Sie wohl!" Der alte Herr stand auf und küßte ihr die Hand. Als sich de Tur hm ter ihr geschlossen hatte, blätterte er sinnend in den Akten. Dieser furchtbare Krieg! Und doch dieser gesegnete Krieg an er ane aufruiielle, oafz er alles Schlechte, Gemeine zerstampfte und Gute und selbstlose Aufopferung wachsen ließ! Ja. es war ein gesegneter Krieg. Wer, wie er, nicht das Glück hatte, mitziehen zu können, der genoß hier jeden Tag, jede Stunde das Schau spiel, wie die Gleichgültigen in Begei sterte, die Müßiggänger in rastlos Arbeitende verwandelt wurden. Grrise Sträucher. i i! Leutnant Liebling k blume. Dame: Und welches ist Ihre Lieblingsblume Herr Leut nant?" Leutnant (stark verschuldet): Der Goldregen, meine Gnädiafte!" Im Tierreich, besonders unter den Vögeln, erreichen einige Individuen ein sehr hohes Alter. So sollen Krä hen und Papageien in der Freiheit 500 Jahre alt werden. Rückert erin nert in seinem Gedichte Der Antu renpapagei" an einen solchen Sohn der Wildnis, der die Sprache eines längst erloschenen Volles bewahrt hat te. Aber nicht nur im Tier-, fondern auch im Pflanzenreich, erlangen ein zelne Vertreter eine recht stattliche An zahl von Lebensjahren. In den Tau rjuswaldungen wurde ein Wacholder ftämmchen gefunden, das 237 Jahre alt war. Sein Stammdurchmesser be trug nur 20 Zoll. Ein anderes Exem plar von der Halbinsel Kola zählte 544 Jahre, und ein dritter Strauch, im Kirchspiel Ermos in Livland, hatte 52 Sommer erlebt, De,r Mut terstock einer Salix arctica" (is-(, Weide) besaß 99 Jahresringe, andere Weide 130 und eine dritte, de ren Stämmchenkern faul war, wurde auf 200 Jahre geschätzt. Eine ostgrön ländische Zwergbirke war LOjährig-, eine Netula odorata von der Halbin ' sel Kola konnte ihren 102. Geburts tag feiern. Ein Lorbeerbaum in einem , Park bei Brighton in Südengland war 50 Jahre alt. Daß der Lorbeer bäum ein hohes Alter Erreicht, ver sichern uns schon die Schriftsteller des klassischen Altertums. Pausanias z.B. erwähnt den Lorbeerbaum der Syrer ' als einen der ältesten Bäume der da mals bekannten Welt. Ein Apftlknen bäum im Garten zu Versailles wurde ' 1411 in Navarra angepflanzt und kam 89 Jahre später nach Versailles. 1861 war dieser Baum also schon . 450 Jahre alt und trug, trotz der Jahre, immer noch reichlich Blüten. ' Berühmt war auch eine Weinlaube, die der Sonnenkönig im Park Fontainebleau pflanzte. 1870 hat sie, der kalte Winter leider vernichtet. Eine wundervolle alte Efeuplanta-i ge findet sich an einem Torturme in Stolpen (Sachsen). Sie soll 100 Iah-, re zählen und wird nur übertroffen von dem Efeu zu Rebenstem in N'e derösterreich, der 400 Jahre alt sein soll. Die gleiche Zahl von Jahren hat auch der Wurzelstock des berühmten 1000jährigen Rosenstocks am Dom za Hildesheim. Diese Rosa canina" (Hundsrose) hat acht Sprosse, deren' Geburtsjahr auf kleinen Porzellan schildchen angegeben ist. Der unterir dische Wurzelstock maß 3 Fuß i.n Jahre 1883, und der älteste Sproß ist nunmehr Mjährig. Ein Schleh dornstrauch war 500 Jahre alt. e rühmt ist der Schlehdorn im Garten" der Gesellschaft Ressource zu Soests Schon im 16. Jahrhundert wurden' unter seinen Aesten Geschenke an die Bewohner der Stadt verteilt. Was ce rade die Sträucher zu oft hohem ter befähigt, ist noch ein ungelöste Rätsel der Natur. ; Ncgierungs-Aussaathilfe. ; Nicht vom freien amerikanisch:,': sameiwerfandt oder toaä ih:u noch übrig geblieben ist soll hier die Rede fein, sondern von ei net Einrichtuna in der kanadikchüir Provinz Ontario. ' eder Farmer in dieser Nrovil??, welcher die von ihm bepflanzte Ba- dcmfläche vergrößern will, ädert schwer das Geld aufbringen fain, um oen leuec gewordenen Samen in entsprechend großen Mengen z', kaufen, kann von der nächsten Vanb 200 Dollars für diefen Zweck zie hen, auf Grund eines Heberen kommens, welches zwischen der. Staatsschatzmeisler McGarry, buu die Organisation des Hilfsquellen-, Koinitees, mit dem BankierSi,krsinnÄ , getroffen worden ist. - je Diese Negierungshilfe ha! d' Eharakter crnes Darlehens, ttt zinsbar zu 6 Prozent. Darlcher irnd Zilljen find am 1. November' nachdem der Farmer feine (Srnju. verkauft hat, zurückzahlbar. To.t find die betreffenden Bestimmungen sehr liberal und verfügen, das." wenn die Ernte mißrät und de Landwirt nicht imstande ist, daz Geld zurückzuzahlen, die zialregierung einfach den Verlud gunnacht. Die Bank ist als st gedeckt. In Oiitario wirtschaften 17.1 000 Farmer; die gesainte AuSlagr' für Samenhilfe mag recht lod" kommen. j.?P - son - S e e m ä n n i s cö. M?? in ..den ge fahren Sie schon zur See a!?o. Schiffsarzt, Herr Doktor? rfte Etwa sieben Seemester! -- Vor dem Nenne n Leu stallbesitzer (zum ockev: mir,r,m Sie sind 'zu schwer: können s; wn.'von nichts ablegen? "frei Jockey: Ich habe ia schon mp.veirt leichtesten Anzug an und bab. ganzen Tag nichts gegessen. Nennstallbesitzer: TFnn gehen ,jEn. wenigstens und lassen, Sie sich ralie.utch ren! ' egni Massenverbrniirs, ntrni Bekannter szum Sonntsi-l ae Gehen Sie noch immer auf di- ui.d Herr Knebbchen? Knebbchen: Nadierlich! PrW, das Pulver noch nicht inxtz wild! ".''' o ! g rung. Metzger (als -t nem Konzert ein Aassist mihiu. n einer besonders tiefen Slclle): Sakr,. wa muß der schon zulamm-n iQflr.fni, I