Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 19, 1917, Image 2

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    T5zUHe Ozhi SsrtSSs
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egpten Mbvend des Weltkriegs.
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von einem neutralen.
iiMilIiiiiiö
iSnatijcfa , IKagnafjmcn zur Aufrcchtcrhaltttng
der Ordnung. Der 2!ufstand in 2lrab!cn.
Deutsche Flieger über Kairo. -Schärfen 6er 3n
. VI; ':. v ternierung. -
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selbst
cmandem. der kuriern noch in
Äkgyptc war'und dek Jetzt die
Äußerungen nicht nur dek
k,ig?,fchen ', und französische,
, sondern auch dcr neutrale und
der .nntteleuropäiscken" Presse
.übn Aegypten lieft, erscheint es einfach
vndcrständlich. wie es den Engländern,
den ihren Henin des Landes, gelungen
!st. einen dichten Schleier über alle
waS Aegypten angeht, zu breiten. Es
ist wahr: jeder Besucher Aeoüptens ,wirö
stark Lbnwscht und eingeschllchtert und
V;t Kontrolle" ist außerordentlich scharf.
"AIht es kommen doch immerhin fo viele
Neutrale nach Aegypten und durch
Aegypkn, baß man die Urnnforatm
b'u Europas und Amerikas nur mit
Verwunderung Zieht.
Um dieses gleich oiauszufchicken :
A-cVten ist mt seinem Los alles andere
c'i zufrkvc. , Die Bevölkerung so
weit ich mir aui gelegentlichen Ge
spräche ein Urteil bilden tminte steht
schiverdctt und schriftliche Reklamationen
dleiben unbeantwortet oder werten gar
bestraft. Dem JutelUgcnce Departement
der englische!, Regierung wird nachge,
sagt, und ich habe allen Grund, das für
richtig zu halten, das; es an Skrupel
losigteit sein Methoden frum übertraf
fen werden könne. Alle Mittel sind ihm'
leckt, um ja einem Geftandnis" zu
kommen: inquisitorisches 'VerKör, Sug
geftisfragen, .Jnsinuatione,,, Vorhalten
angeblicher Geständnisse Mitbefchuldig
tcr, Einschüchterung durch, uncrmiivlicke,
Äehandlung, Einzelhaft in besondttZ.
kleinen Räumen und oft in Ketten, Bc
drohung mit körperlichen Strafen und
selbst mit Erschießen. Prügel. Nichts
schützt vor solcher Behandlung, weder
Nationalität noch Stand. Mir sind auch
Namen genannt worden, über die, wenn
erZt die Gehcimakten des Krieges cje
öffnet werden, die Welt staunen 'wird.
Die Nachrichten von außen, die nach
Aeqypte kommen, werden dreimal ge
jUfcr. Gewisse Vorgänze durften über
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una kann ich saen. daß. entgeaen den
englischen Nachrichten, die Bomben
außerordentlich wohl gezielt waren. Sie
fielen kKiip'.sächlich nahe dem Savoy
Hotel, wö sich das .Hauptquartier und
der Eid des GeneralstabeS befinden, bei
der Anglo'ägWtischrii Bank, wo sthr
viele Offiziere verkehren, und auf ein
großes militärisches Ansstattnnqsgt'
schaft. Die moralische Wirkung, beson
ders auf die eingeborene Bevölkerung,
war sehr groß.
Für zemanden, der in einem freien
Lande geboren ist und in den letzten
Jahrzehnten unter dem Eindruck dcr in
dem Haager Friedens laft verkörperten
Bestrebungen und Ideen gestanden hat,
unbegreiflich ist das Vorgehen Englands
gegen feindliche Privatperfone und
feindliches Privateigentum in Aegypten.
Die Männer sind fast alle interniert:
auf freiem ffuß befinden sich nur noch
einige galizifche Juden und Renegaten.
Selbst Aerzte uich Geistliche sind intern
niert. Deren Recht auf Heimreise wird
von den Engländern glatt ignoriert. Die
Heimschaffung der über 55 Jahre alten
Untertanen der Mittelmächte zieht sich
endlos lange hin. Von Heimschaffung
der über 43 Jahre alten ist noch nicht
die Rede. Bon der Behandlung def
Internierten kann ich aus eigener An-
zwei Beispiele der Verschleuderung von
Privateigentum -sciea genannt. Ein
bekanntes, einem, Ungarn gehöriges &t
schüft !n Kairo, das einen Wer! von
15,000 ägyptischen Pfund repräsentierte
nd dessen Miekskontraki allein 2500
Pfund galt, wurde siir .T0Q Pfnn
verkauft! Eine große deutscht Firma,
'deren reiche Aktiven lockten, wnrde ver
wiener Geschäfte mit dem Feinde angc
klagt, ohne rechte Verteidigung gelassen
und ohne Umstände zu 5000 Pfund
Strafe dcrurtcilt. Wie systematisch hier
Privateigentum vernichtet wird, geht
guch dargus hervor, daß den Ausgcwie
seilen, die demÄusmeisungsbefehl in drei
bis höchfiens vier Tagen Folge zu leisten
haben, der Verkauf von Möbel im
Werte von mehr als 10 Pfund untersagt
ist. Da kann es nicht überraschen, daß
die Liquidatoren, die sich oft genug an
den Spesen übermäßig bereichern, in den
Anzeigenteilen der anglo-äghptischen
Presse auf solche Verkäufe als ganz be
sondere, nie wiederkehrende Gelegcnheitö
kaufe" hinweisen.
Seit meiner Rückkehr nach Europ.1
habe ich Gelegenheit gehabt, mich in der
Doppelmonarchie und in Deutschland
umzusehen. Ich muß sagen, daß' sich
t armen Internierten in Aegypten, d'i
von ihren eigenen Leid: zu schwel
Cairo mit Ut Zitadellk.
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rnii ihren Sympstbie durchaus auf der
'Zeile der rent- England im Kriege liegen,
Mächte. Daß diese Sympathien
sich nur selten äußern und vor allem
nicht zu einem bewaffneten Widerstand
führen, nicht zu ihm fuhren Vnnen, muß
jedem klar fein, der die Methoden be
i vbachtk konnte, mit denen England
feine Herrschaft aufrecht erhalt. Die
harmloseste, politisch ober unerwünschte
?lefjerunz, die noch so unbegründete
DkNllg,zia,'ion, . ein solche Aeußerung
fäan yx hohen, ja, schon der Verdacht
solcher Aeußerung: das genügt für die
cat g'nine tails. die Knute. Araber und
Griechen, Malthesee und Schweizer und
andere mehr, gleichviel welcher Nation a
liiat werde sobald sie und höufig
Lniiz völlig grundlss für politisch
unzuverlässig gelten, ins Gefängnis at
spickt. Dasselbe Los trifft auch die,
d?e im englischen Geheimdienst tätig
waren und dadurch z unerwünschten
itwiZsern wurden. I der Verdacht
se geriükk, daß man nicht den Scher
im GerichisverheindluKg wagen zu
tönnc glsubt, ss erde diese unbe
.:een "(Simmte ohne Agabe des
5!k.,ndek interniert. Mimduche Be
!ck,k in der Presse bekadelt
werden der doch nur unter einem ganz
bestimmten Gesichtspunkt. Der Erörte
rung ganz entzogen blieben z. 'B. die
Zustande in Irland, die Interpellation
Redmond und der Mißerfolg der Wehr
pflichtvorlsge in Australien. Besonders
vorsichtig verfuhr die englische Regierung
Aeghptens auch in der öffentlichen Bc
handwg der Vorgänge in Arabien,
chdem . sich herausgestellt hatte, daß
ganz Aegypten bis uf einige ganz der
einzelte Individuen diesem neuen Aben
teuer der englischen Politik gänzlich ab
lehnend gegenüberstand. Ein Zeichen
dafür ist, daß zur letzten Hadscki, der
traditionelle Pilgerfahrt nach Mekka
und Medina, sich nur ganz wmige
Aegypter bereit fanden, die zudem mit
einer starken militärischen Beleitmann
schaft reisten. Die Macht des Scherisen
Hussein beschrankt sich auf die Stadt
Mekka tfnd einige Stämme jn deren Um .
gebung. Günstigstenfalls steht dem
Scherife eine bunt gewürfelte Horde
von etwa 15,000 bis 20,000 Wann zur
Verfügung, die zum größeren Teil mit
dem alte französifHen Grasoewehr
(Chassepot), zum kleineren Teil mik
Mzrk?si und Mäuse rzwehren iewaf!
net sind. ,
Dcr sogenannte arabische" Aufstand
ist i der Tat nichts anderes, als eine
rein englische Mache. Die Bevölkerung,
selbst der aufständischen Gebiete, wurde
im Anfang über die Richtung der Be
wegung soweit getauscht, daß naive Sol
daten beim Einzug in Mekka den Sul
tan der Türkei hock leben ließen? Bei
Erkenntnis der Sachlage kühlte sich die
Begeisterung rasch ab. Es wurden mir
von einem eingeborenen Mitreisenden
auf der Eisenbahn bestimmte Angabe
gemacht, die ich natürlich nicht nach
prüfen kann, die aber, wenn sie zutref
fen, schlagender als irgend etwas an
deres beweisen, daß dieser arabisch?
Aufstand in Wahrheit ein .englischer' ist.
Danach tßt England bereits vor einer
Reihe, von Monaten je tt Gcsäiütze nach
Tschiddah und Mekka bringen lassen, im
Oktober etwa landeten dann 5600
snglo-ä'gnptische Truppen, die aus Port
Sudan kamen, nebst einer Batterie in
Tschiddah. Angeblich hat sich aber auch
die Loyalität 'dieser uszesnedien klei
nen Truppe nickt bewährt, insbesondere
soll die Artillerie derart geringe Reful
taie erzielt wben, daß der Gedanke einer
an Sabotage grenzenden Hindlungs
weise nahelag und eine Reihe dort Ar
tilleristeu bestraft werden mußte. Ju
dem hat die Tatfacke, daß englische Offi
ziere daS heilige Land des Islam be
traten, einer von ihnen sogar sich das
Minaret einer Moschee in Jambo zum
Artillerikbeobochtungsposten erkor, die
Bevölkerung gegen England aufgebracht.
Jedenfalls ist der englische Einfluß auf
einen schmalen Küftenftreifen beschränkt,
und auch die großen Sckeichs Fahya und
JdriS sind. wie. mir bestimmt verstcheri
wurde, entschiedene Gegner des Scheri
fen Hussein. Solche Nachrichten darf
die Presse natürlich nicht bringen, daß
sie bet sogar mir, einem Fremden, so
zusagen auf dcr Straße mitgeteilt wur,
den zeigt, wie wenig schließlich das Ab
schließunMgstem vermag.
'Mertwürdigerweise schein! es selbst
zwischen der englischen Regierung und
ihrem Instrument, dem an Stelle des
vertriebenen Khediven eingesetzten Cul
tan Huffein von Aegvpten. zu starke
Mkinungöverschitdeuheiten gekommen zu
feig. Der Hguvtgrund soll fein, daß
England auf die Mobilisierung der
Englisches Trnppcnlager bei den Pyramiden.
ägyptische Truppe für den eursp'äi
scheu (?) Kriegssckauplad drängte, fo
wie sucd die Emission einer englischen
Anleihe in Aeghptcn durchzusehen der
suchte. Es wurde allgemein als ein
Protest des Sultans betrachtet und bei
fallig begrüßt, daß dieser sich von den
Beiramftftlichkeiten fernhielt und auch
mit Sommerscnd nicht, wie üblich, von
Alczandrie nach seinem Palais in
Kairo zurückkehrte, sondern in AbgeZchie
denhcit in Heliopolis blieb. Dort wird
er wie ein Gefangener gehalten. Der
Wechsel im Generalkommissariat. das
Wingate an Stelle von MMahon er
hielt, wird mit diesen Vorgängen in
Beziehung gebracht. Man erzählic sich
zur Zeit meines Aufenthaltes in Aegbp
tcn, daß ein Rücktritt des Sultans sehr
wohl möglich sei, der dann wohl durch
seinen Bruder ffMd ersetzt werden
würde, der den Italienern nahesteht und
seinerzeit als Thronlandidat für Alte
nien auftrat.
Die Stimmung der Bevölkerung zdgie
sich reckt deutlich, als am 13. November
1916 deutsche Flieger Bomben über
Kairo abwarfen. Aus eigener Anschau
schauung nichts berichten, doch kann sie
nach dem, was ich gehört habe, nicht als
gut bezeichnet werden. Ziemlich schlim
me Zustände scheinen in dem sogenann
ten .Suspect Camp' in Ras-el-tin zu
herrfchen. Dort sind aus irgendwelchem
Grunde verdächtige" Deutsche. Ocsier
reicher und Ungar darunter viele
hochangesehem Männer aus den ersten
Kreisen mit dem Gesinde! ganz
Aegyptens zusammengesperrt, mit Spi
tzeln und Dieben und. anderen zmeifel
haften Charakteren. Leibesvisitation
durch untergeordnete Beamte, Zelthaft
für jede Kleinigkeit und andere Demi!
tigungen sind offenbar an der Tages
ordnung. Während die Männer interniert sind
uns die Frauen ohne jede Rücksicht auf
die Familie ausgewiesen werden je
der Europadampftr führt, wie man sagt,
einige von ihnen mit an Bord , wird
bas Eigentum der Staatsangehörigen
der Mittelmächte iquiviert. ?ticht nur
rein deutsche oder rein österreichische Un
ternehmungen verfallen der Liquidation:
jede Firma von mehr als 23 Prozent
feindlichem Anteil wird liquidiert. 5tur
gen ihre Familien beportiert, ihr
Privateigentum verschleudert sehen, sich
seh; wundern würden, zu hören, mit
welch peinlicher Rücksicht die ÄKittel
mächte die internationalen Vereinbarun
gen beachten und auch dem feindlichen
Privateigentum jeden Schutz angedeihea
lassen. .Ein 5!eutraler aber sieht darin
die Gewähr, daß wenigstens die eine der
kriegführenden Parteien die alten Ideale
des zwischenstaatlichen Lebens und Ver
kehrs nicht vergessen hat und gewinnt
daraus die Gewißheit, daß es auch an
aufbauenden Kräften nach diesem schreck
lichsten aller Kriege nicht fehlen wird.
Als mich das Schiff von Aegypten
fort durch das' Mitielmeer trug, weilte
meine Gedanken oft bei .dem, was ich
im Nilland gesehen und gehört, hatte.
Ich dachie daran, wie -hart alle jene ge
troffen wurven, die auf die Verträge
gebaut und der NeutraWtöerklärung
der ägyptischen Regierung vertraut hat
ten. Die Annezion Aegyptens hier
wurde mehr als ein Fetzen Papier'
zerrissen hat sie des Rechts, der Frei
heit und des größten Teils ihres Eigen
tums beraubt.
Fusffug nach Konjianimopel.
von Cucy weidt, k. u. k. Kammersängern:.
Ein Konzert in einer fremden Stadt
kVj immer etwas ungemein Anziehendes.
Wer ha Reifen liebt, wird doppelt gern
i.'da, wenn er weiß, daß es für feinen
Beruf geschieht und er gleichsam nur eine
PNicht erfüllt, wahrend er doch in Wahr
heit einem heiß ersehnten Vergnüge
züiclikoinmt. Mik der Kunst ergeht es
einem ja nicht viel anders; der Künstle?
sticht zwar von seiner .Arbeit", ober
er meint doch etwas ganz anderes als
das. m$ man sonst gemeiniglich unter
Arbeit versteht. Mir nun, ganz be
sffldrt, scheint jede Reise etwas Zauber
k:tfS. NeueS sehen und erleben, mit
des Auges Geschaute irgendwie seelisch
. umzudkiile, Zn der Kunst später einmal
euszudrüöen, dos reizt nd lockt mich
immer wieder. So habe ich Nord und
Siis.Air.nika durchstreift, ein anderes
r-il wieder Jkalua. oder Belgien, oder
cll n"d 's ich nun aus Konstan
i;:-.rp;I die Einladung zu zwei Konzerten
r. durchzuckte mich gleich wieder das
,rk.n.kbk Wenige Tage vor Wei
mikn war. kS. cll ich mit meinem
.'ssn, Um . Geneealloiisul UkkAenyi
den 'alÄnzug bestieg und nun wuie:
li c-'i nieder mal la die Ferge,
l -n Crieni ; Ln mir lag die. Freiheit.
li t .V.e schift! der Zug durch UnMn.
x- i ti vhb Nttts gren iruäKsre Aeckek
:! r'iche, Mnkrfaat bestellt, die Sonnt
.tat) d.:cb die WoUen. Mi, hatte
wie?., vM hsi Scftihk, durch eine
T'yi ta:tt -.? zu vvtn, sondern von
rl f:,h eiw wormere.
i n
'fit'
; t
c ', nur s-ir iir? r't
''T3'!'-',trt Tr-f; frei) tm
1t Y-f'tt triU Uitlirf-t
Q-'lf .rtt v f r Sr-'g lutn
a..ch kir ta tini sa?s
ErinnerunA, Drohend recken sich W
Eisenteile gesprenater Brücken in die
Lust. Zersetzten Stachcldrakxtheckm be
gegnet man, zerstampften Schlltzengra
den, die mit Wasser gefüllt sin uu
kleine , Seen gebildet haben. Verödete
Dörfer liegen einsam an tkfzefurchteri
Straßenzügea, zerschmettert? Häufer lie
gen jammervoll in ihrem Schutt. Ein
furchtbarer Ernst springt uns an, er
tötet die innere Freudigkeit, lastet auf
den Herzen und macht uns still. Und
dieser Ernst verläßt uns nicht mehr, ist
immer gegenwärtig mitten im Sonnen
schein; man glaubt seine Stimme zu hö
rcn. eine tiestraUrige Stimme, die lang
gedehnt und schluchzend ihr ergreifendes
Lied singt.
Es gibt jetzt beim Reisen nichts, was
die Annehmlichkeit eines leichten Fort
kommens so sehr erhöhte, wie gut auZ
gestellte Afisedokm,'nte. Solch ein schö
ner Patz ist wirklich ein Wunderding; er
öffnet einem gleichsam das Tor in die
Freikmt. Während ein Beamter das
braune Büchlein prüft, zittert man ein
wenig, ob nur alles stimme. Man ist
gegen sich selber niißtrauisch, erwartet,
daß nn doch mit tl.vm Male etwas
nicht stimmen werde. Ab ein zufrie
denes Ricken verbreitet Beruhigung, das
Gepück wird uf die Wagen geladea und
wir dürfen nach Per hinauffahren. Und
nun findet sich im Hotel gleich eine bunie
Gesellschaft zufammkn. wie sie fo anz
bfzeichnekd für Konktantinopel i?t. Mein
Mann beagi'.ct zusLZl'g einem. Freund
und Ksk!?en. der sich ans dcr Tnrck
Zk'-s x.ch 3'7rifif!-f t f;,nt-'t und b!ld
kii'l's'f; !?'d cri-l!!, ik,'s tr'fbci
t'vr'ls d l'trft wt Hcpvt'-i--tira
fute1, je nach btz Nziionslü:!
der dielen Bekannten, die ia der Hotel
halle vorübergewirbelt werden und denen
er die Hand drücken muß. Beim Früh
stück findet sich noch ein türkischer Konsul
ein, such ein österreichische Stabsarzt
aus Teheran nimmt an unserem Tische
Platz, und sa leginneg wir gleich den
ersten Spaziergeng in großer Geselle
schaft . Durch deft Tunnel geht es nach
Galata. wenige Schritte nur und schon
stehen wir auf der Brücke von Stambuk,
sind festgebannt durch das ewige unver
gleichliche Bild rechts das Goldene
Horn mit den vielen Moscheen, links der
Bosporus vön Palästen umrahmt, Sku
tari mit seinem malerischen Friedhof und
den dunkeln ernste Zypressen. Die Em
pfindung ist vielleicht töricht, ober nie
mand kann sich ihr entwinden, der auf
dieser Brücke steht, die Empfindung von
Scheu und Ehrfurcht angesichts des rrem
den Weltteiles, der hier fetnen Anfang
nimmt; gerade suf dies Brücke. Man
blickt zu ihm hinüber, geheimnisvoll liegt
er vor uns ausgebreitet, flüsternd spricht
wan sich seinen Ramm vor: Anen.
Aus der Brücke von Stambul gibt es
ein unabsehbares Gewoge von Menschen
der verschiedensten Raffen: Araber, Tür
ken, Armenier, Syrier. Dies alles ift
1 bunt, beinahe grell. Die dielen Farben,
die hier ineinander Prome, Icheine wie
von sich selbst lerafchr. Mitten in die
ser Buntheit aber taucht wieder der
ernste, mahnende Ton des Krieges aus,
daS stille Feldgrau deutscher und öftere
reichisch'ungarischer Offiziere. Nua sielen
wir vor dem Basar.' Die bärtigen Ver
käu ser hocken mit ntergeschlagene Bei
nen dor ihieN Laden und preisen sin
genden Tones ihre Waren an. Ein deut
jeher Soldat, der weit herkomme mag
sein bageres Antlig unter dem Tro
penielm in braun g'aerbt betrackiet
neugierig die vielen k?eun Söchelekeri.
die zum Vei!afe auegeksit sind. Viel
li4,z fa! ec llrlaiif bckrtrn'cn und will
Irrn S""r irg'iiVin Aden f)'.1
Mpnksrwnepel Witbri?, "' nvvsew
D.U-Z. dSA rnes Zoerch d. Hskft
aus dem Orient anmerkt. Er bemüht
sich, dem bärtigen Verkäufer seine Wün
sche begreiflich zu machen. Der aber fällt
ihm gleich ins Wort mit lebhaften gut
turale Lauten, zieht iba zu sich in den
Lade und nötigt ihm Kaffee auf, packt
dann eine ganzen Kram von Ding
in ein buntes Tuch, beschwört den brave
Kriegn, nur ja nichts zurückzulassen, bis
dieser den Beutel hervorholt nd mit
all den wider Willen erstandenen Kos!
barkeiten schnell das Weite sucht, über
daS holprige Pslaster und die Löcher im
Boden stolpernd.
Am Nachmittag sind wir bei langjäh
rigen Freunden aus Kairo zu Gast ge
laden, in der Familie des holländischen
Gesandten. Wundervoll liegt das Ge
sandtschaftsgebäude dem Bosporus zuge
wendet. Dünkkot sinkt schon die Sonne
ins Meer, abermals glaubt ma sich ins
Märchen versetzt, bis das ernste Gespräch
wieder in die rauhe Gegenwart zurück
führt. Jn ihrer ' bescheidenen Art er
zahlen die Tochter des Hauses, wie sie
für viele Verwundete zu sorgen hatten,
die hilslos und ohne Arzt in einer Ka
seine lagen. Die Kaserne mußte all
mählich erst in ein Spital umgewandelt
werden, es mußten Decken und Polster
herbeigeschasst weiden, auch' alle chirur
-gischen Instrumente. Dann erst konnte
mag daran denken, ei Operationszim
vier einzurichten. Wie kiel peinvolle Ar
beit, wie viel Mühe mußte hier am Werke
sein! Der Krieg hüt auch in Konstan.
tinopel das gkskllsckastliche Leben um und
um gewandelt. In dem Salon eincö
vornehmen Griechen begegnen wir dem
Kommandanten der Goeben" und der
Breslau", und ver meinem inneren
Auge steht der gewaltige Eindruck, der
vom Admiral Souckon ausacht, jenem
stolze deutschen Seebelden, d? nun Ebef
der türkis Flotte ist. Interessante
Kopfe gibt es jetzt in Konsiantinopel ge
ring zu schauen, daS barte und verschloss
sene Antlitz Fnver fas, der, es vom
Leutnant zum GemraliZsiwus fl'bracht
h:t, kd bei ktuA'ze Kauft bei Ran
imhrigen Großwesirs Talaat Pascha,
voll Entschlossenheit und Energie, stark
und mächtig, gar nicht, wie man sich
früher ein türkisches Antlitz dachte, etwa
in Träumen verloren, sondern lebendig
und wachsam, kühn und tatenftoh. Sa
begegnet uns auch das alte Wahrzeichen
von Konsiantinopel. die Aja Sophia",
als etmaS ganz Neues, betroffen bleiben
wir am Eingang der Moschee stehen, der
wundert ob des unerwarteten Bildes, das
sich vor unseren Augen auftut. Viele
Wandlungen hat diese Moschee sichren,
vom Kreuz zum Halbmond, Aber die
neue Wandlung ist doch die indruckb
vollste. Unzählige türkische Soldaten
sind in der großen Mosch einquartiert.
Sonst glitten die Beter nur leise in ihre
Pantoffeln Wer die weichen Teppiche hin,
warfen sich in der Richtung nach Mekka
nieder. Nun Zst auch diese Stätte der
Andacht und der Verklärung vom wilden
KriegSlärm erfüllt. Statt der weichen
und klagendenStimme des Muezzins
hört man das Raffeln und Klirren von
Waffen, durchschnitten von kurzen und
harte Kommandorusen. '
Dem kriegerischen Eindruck in der Aja
Sophia folgte ein anderer, diel sanfterer,
aber nicht minder wirkiingsdoller. Ein
langgehegter Wuusch sollte in Erfüllung
gehen: ich erhielt eine Einladung in den
Harem eines deutende türkischen Wür
denträgerS. Der Besuch war mit großem
und umständlichem Zerenioniell derbun
den. Am Nachmittag fuhren wir zu dem'
Gastgeber, der Hausherr empfing uns
niik ftirrlicher BegrUßung, bis zu den
Frauengemächern geleiteten mich die Her
ren, die hier natürlich Abschied nehme
mußt?. Gleich hinter der Pforte aber
wurde ich von der ersten Frau des Pa
schas in Empfang genommen und nun
wanderte ich durch diele prunkvolle Zim
mfr wse durck, eine Erzählung von Tau
sendun 'finer Nacht. Jedes selgende Ge
mach war immer kostbarer eingerichtet als
ds drh'rkskend vid doch war keines
N"ch das reiVr. Dirs Wanderung durch
'risame. llerede Räume hatte etwst
Traumhaftes, das ich nie vergessen
werde. Endlich gelangten wir in einen
großen Saal. Auch diesen mußten wir
durchschreiten, bis wir ganz am Ende
des Raumes zu zwei thronartig erhöhten
Sitzen gelangten, der eine für die Gast
geberin, der andere für mich bestimmt.
Zwischen unS nahm der kleine Sohn der
Haussrsu Platz. Nun öffneten sich
mehrere Türe zugleich und hereintrat
eine ganze Schar von Frauen; es waren
ihrer bestimmt mehr als zwanzig, die
mir alle mit einer gewissen Feierlichkeit
vorgestellt wurden. Dann ließen sie sich
im Halbkreis vor uns aus bereitgelegten
Polstern nieder und begannen ohne '
tere Einleitung auf den verschiedensten
Musikinstrumenten uns vorzuspielen und
vorzusingen. Ich hatte genügend Zeit,
mir die Singenden und Spielenden der
Reibt nach anzusehen, denn daS Kcknzert
währt sehr lange. Einzelne Frauen i
waren wirklich von ungewöhnlicher
Schönheit. Manche waren blond 'mit
ganz dunklen schwermutigen Auge.
Etwas Fremdartiges lag in ihrem W
fen, wen auch viele unter ihnen Deutsch
oder Französisch sprachen. Während des
Musizieren? wurden ine Unmenge von
türkischem Kaffee und sehr viele Süßig
leiten herumgereicht, die ich alle kosten
mußt. Dünn abex trat ich kurz ent
schlössen a das große 5ttavier, daS in
der Mitte des Saales stand, und spielte
und fang selbst eine Anzahl von Liedern
als Dank für die schöne und herzliche
Gastfreundschaft, die man mir gewährt
hatte. Die türkischen Damen, die sich
während des Gespräches ei wenig zu,
lüskhalteud gezeigt hatten, wurden ganz
zutraulich, svbajd ich nun selbst zu singen
anfing, sie standen um das Klavier he
rum und überboten sich in ihren rühren
den Beifallsbeteueiungen. Es war je
denfakls das ungewöhnlichste Konrt,
das ich in meinem Leben ageben kabe.
Nun al'er trat glich für mein Kunst
VT Ernst firern, vierzehn Taae waren
wie im Fluge daningeganaen und zw'i
ALxjtlt im WWtertZeat
mich noch. Da stand ich auf dem Po
dium und dor mir faß die vornehme Ge
sellschaft von Pera im dichtgedrängten
Saale. Diele unter diesen Damen und
Herren waren weit , umher gekommen,
aber be'r allen spürte ich die für jeden
Künstler so wertvolle ursprüngliche Em
pfanglichkeit. Da fang ich also die Hal
knarrt aus .Tannhauser", sang die Arie
aus Aida" und ,Brahms.Likder. und
Lieder von Strauß und mußte immer
mehr singen. Laut und hell wie die
Stimmen- im bunten Gewühlt auf der
Brücke von Stambul klang der Beisall.
und es war mir eine Freude, immer noch
ein Lied zuzugeben, hier, so fern der Hei
mat. , . , Niemals auch habe ich ein Or
chester gefunden, das mich stolzer Und
glücklicher gemacht hätte, als das kleine
Orchester, das ia ttonslantinopel bei mei
nein Konzert mitwirkte. 'Die Schiffs
kapelle vom Aavus Sultan Selim" trug
in der Pause die .Tannhäuser'-Ouver
türe vor, mit. überraschend starkem nuisi
ialsschen Empfinden. Und als die bra
den Matrosen mitten in der vornehmen
und geputzten Gesellschaft so treuherzig
aiifmtsam meinem Vortrag folgten, da
fühlte ich mich seltsam ergriffen und es
war für mich unendlich beglückend, daß
weine Kunst doch auch etwas sein tonnte
in dieser großen Zeit, daß sie irgendwie,
wenn auch ganz srnt, mit dazugehörte.
10 Uhr Plueistnde ia au,
Bayer. Die PoliMsiunde für Gust
wirtschaften und alle öffentliche Ver
onflallungen, wie Theater ufw., ist für
das ganze Königreich .Bayern auf 10
Uhr festgesetzt worden und soll auch nach
der Kalteperiode selbst in den größten
Städten für die Kriegssdauer beibehalten
werden.
Die ruhige oder inuhlge Stim
mung hangt nicht sowohl hon dem ab,
was uns im Leben Entscheids nses i
gegnet, als vielmehr von einer Reibe uns
angenehm okxr unangenehm knihren
d Twge, d rmZ aWgnch