Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 13, 1917, Image 4

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    -v-ii- M" ryi ri.Y. . -. rvi. v'ii... . 4 n ev..l rn "7
cpuuu ivcu uuyu üwiiim u aiiüuuu ;yuiuuuuj, ucu 10. ,0,11111 j.ijxi.
D?
tW
äglichc Gmaha Tribüne
TEIßUNE PUBLISHING CO.: VAL. J. FETER, President.
1311 Howard Str. Telephon; TYLER 810. Omaha, Nebraska.
De Sloinea, la, Braneh Oslicet 407-6th Are.
Preis des Tageblatts: Durch den Träger, pn Wochc 10c; durch die
ot, per Jahr $5.00; einzelne Nummern 2c Preis des Wochen
blatts: Bei strikter Borausdezahlnng, per Jahr $1.50.
fcntered &a eecond-ciaes matter ilarch 14, 1912, at the postosiice of
Omaha, Nebraska, ander tha act ol Congress, ilarch 8, 1879.
CmaHq, Rcbr., Mittwoch, den 13. Juui 1917.
In größter Gefahr!
AuZ drat lilncrikanischen Volke heraus war nach den ,Qnca?zichm der
amerikanischen Regicmng gefragt worden jetzt kam die Antwort auf dem
Umwege über Petrograd".
Es war wohl unter der Würde der Administration auf die Fragen
aus dem eigenen Volke unvermittelt Antwort zu geben, dcshall, wurden
!is Kriegöziele dargelegt in einer Note" an die zeitweilige Regierung
Rußlands. Deßhalb, und euch, um die Russen, die die Autokratie, welche
sie in den Krieg hineinbrachte, stürzten und sich die Demokratie erwählten,
festzuhalten in dem Kriege gegen die Macht, deren Siege es ihnen möglich
machte, sich von der Tyrannei zu befreien. Tenn zugleich niit der 9iotc
wurde eine Sonderkommission nach Rufzland geschickt, deren offenkundige
und unwidersprochene Aufgabe es ist, Rußland im Kriege festzuhalten
mit allen möglichen Mitteln.
TcrS will etwas seltsam und erstaunlich erscheinen, da wir doch in den
Krieg eintraten, nicht um selbstische Vorteile zu erlangen, auch nicht um
Nache zu nehmen und nur so nebenher behufL Wahrung der Ehre und
dcö Ansehens der Flagge, sondern der Temokratie zuliege und allen Völ
kern da Selbstbestimmungsrecht zu sichern. Aber noch fcicl erstaunlicher
ist, was wir jetzt hören müssen: dnsz der .Krieg nicht soll enden dürfen in
der -Wiederherstellung des donnaligen Standes der Tinge. weil eben aus
dem vormaligen Stande der Tinge der Krieg hervorging: Aus der
Macht der kaiserlichen deutschen Regierung innerhalb des Neickes und
ihrer weitverbreiteten Oberherrschaft und ihrein Einfluß außerhalb des
Reiches." Der Krieg soll fortgesetzt werden, die Russen sollen, wenn
möglich, gezwungen werden, im Kampfe zu beharren und die Ver. Staaten
sollen schliesslich ihren ganzen Wohlstand und ihre ganze junge Mannes,
kraft einsetzen, das deutsche Reich zu zertrümmern, weil die herrschenden
Klassen Teutschlands darauf aus sind, die Macht zu erhalten, welche sie
in Deutschland aufgerichtet haben, sowie die selbstsüchtigen Vorteile, welche
sie unrechtmäßig für sich selbst und ihre privaten Machtpläne allentbalben
von Berlin bis nach Bagdad und darüber hinaus gewonnn haben!"
Als der Präsident vor den .Kongreß ging und die KriegZzustcmd.
Erklänmg forderte, wurde davon nichts gesagt und es ist mindestens sehr
fraglich, ob der Kongreß sich willfährig gezeigt hätte, wenn das als Kriegs.
5'cl genannt worden wäre. Es ist gewiß, daß die erdrückende Mehrheit
des amerikanischen Volkes keine Lust hat, dafür sein Gut und Blut' in
Strömen zu opfern.
Tas amerikanische Volk ist idealistisch veranlagt, es kann unschwer
für einen aroßm Gedanken, für ein ideales Ziel begeistert werden. Es
könnte bereit gefunden werden, für Freiheit, Selbstregierung und un
bevormundete Entwickelung oller Menschen" zu kämpfen: es ist für 'Be.
se-tigung von Unrecht und wünscht geeignete Schutzvorkehrungen gegen
seine Wiederholung. Aber es läßt sich nicht auf die Tauer durch schöne
Phrasen hinwegtäuschen über klar erkennbare Tatsachen. Es wird sich
durch schöne Worte nicht darüber hinwegtäuschen lassen, daß eben das,
was der deutschen Regierung als Todsünde 'angerechnet wird, von den
Regierungen, denen es mit Gut und Blut zu Hilie kommen soll, in un
endlich viel größerem Maße betrieben wurde. Taß Präsident Wilson,
indem er don dem deutschen Netz" und deutschen Unrecht vor dem Kriege
spricht, wohl den Splitter im deutschen Auge, nicht aber die Balken im
,uge der Verbündeten, noch die un amenkamschen Auge sieht.
Wenn Teutschland anno '71 nach einem ihm mifgezwunaenen Krieg
i'aß-Lothringen nahm, so nahmen seither England, Frankreich. Japan,
'!'MnS und die Ver. Staaten nach selbst gewallten Kriegen unendlich viel
p-ößere Landgebiete, brachten sie unendlich diel mehr Menschen in Ver.
lebung des menschlichen Selbslbestünmungsrechts unter ihre Herrschaft.
Lknn das von Deutschland begangene Unrecht wieder gut gemacht werden
soll, dann müßte auch das von allen anderen begangene wieder gut gemacht
werden,' wenn das Wort, wir kämpfen für Freiheit, Selbitregierung und
unbevormundete Entwicklung oller Menschen" nickt, nur Phrase, sondern
ehrlicher Entschluß sein soll. Taun müßte vor Allein das amerikanische
Volk befragt werden, ob es auch gewillt und bereit ist, diese ungeheure
Aufgabe zu übernehmen, und so bombensicher ist, daß ihm von der Vor.
sehung und seiner Ehre diese Aufgabe wurde, daß eö bereit ist, Millionen
seiner Söhne zu opfern in dem Versuche.' Tenn Selbstregierung und
unbevormundete Enwicklung find unmöglich ohne das Sewstbeinminungs.
recht derer, die die Freiheit" allen anderen Völkern bringen sollen.
TaS amerikanische Volk sorgt sich nickt um das deutsche und braucht
sich um dessen oder irgend eines anderen selbüständigen Volkes Wohl nicht
zu sorgen. Seine Sorge gilt heute sich selbst, dem eigenen Lande. Und
diese Sorge wurde unendlich erhöht durch die Erläuterung der KricgSziele
unserer Regierung. Es kann darin nichts anderes sehen, schreibt die jetzt
endlich stutzig gewordene Chicago Abendpcst", cls den Entschluß, wenn
irgend möglich den Sieg für das britische Weltreich zu erringen für
England allein, denn Frankreich wird dabei zugrunde gehen, wie auch
Italien, wenn es nicht bald ausscheidet das aber war ihnr nicht klar
gemacht worden, als der Kongreß die Kriegszustandcrklärrmg erließ, und
auch dem Kongreß war davon nichts bekannt. Teutschland (oder die
deutsche Regierung, wenn man schon den Unterschied machen will) tat
seither schlechterdings nichts gegen Amerika, was die schärferen Förde,
ringen irgendwie rechtfertigen könnten. Die Republik Hot von Tcutschland
nichts zu fürchten; don der vom Präsidenten vorgezcichncten Politik
Alles.
Zinmcl nnd Erde.
5kicgStngcbuch Blätter von Alfred
Böiichcr.
Thomas Iefferfsn über ö!e Tyrannei der
Exekutive uns Gesetzgebung.
Kein (öeringercr als Senator Borah von Jdab hat dieser Tage in
einem Llufsatz in der New Aork Times" die gefährliche öceigung. die
Machtbefugnis des Präsidenten bis ins Ungeheuerliche zu vermehren, scharf
verurteilt. Er hat darin vor allem die allgemeine Gleichgiltigkeit gegen
den Krieg besprochen, die unter den Bürgern herrscht, die noch zugenom
men habe durch die unglaublichen Zensurvorschriften, die man in Wash.
ingion erlassen wollte. Tann folgt naturgemäß." sagte der Senator etwa,
der Vorschlag, daß wir in Kriegszciten keine Verfassung haben, daß da
nllcö auf dem Kongreß und der Exekutive beruht. Während des Krieges
seien die Gewährleistungen der Verfassung in Bezug auf Redefreiheit,
Eigentumsrecht und Privotrcchte in gewisser Weise aufgehoben. 'Man
hat die Lehre aufgestellt, daß diese Rechte iin Krieg ein Spielzeug für
den Kongreß und die Ezekutive sein. Mit aller Achtung vor denjenigen,
die diese Anficht vertreten, muß ich doch offen erklären, daß mir diese
monströs vorkommt." Sie ist mehr als das, sie ist eine Usurpierung der
Neckte des Volkes durch die Exekutive, die dem Geist wie dem Buchstaben
der Verfassung vollkommen widerspricht.
Thomas Jefferson sah mit klarem Blick voraus, daß in der Prä
stdentschaft einerseits und in der von jeder Vol'okontrolle befreiten Gesetz
gebung andererseits, dem Volkwillen Schranken gesetzt würden, die sich
früher oder später verderblich erweisen würden, und er schrieb darüber
am 15. März 1708 an Madison: Die Exekutivgewalt in unserem Sie
.ilcmnMisittn ist nicht der einzige, ja vielleicht nickt einmal der Haupt
sachlichste (Gegenstand meiner Besorgnis. Die Tyrannei der Gesehgebung
. l( in Sittlichkeit eine Uescchr. welche am meisten zu fürchten ist, und sie
"-' es auch für diele kommende Jahre bleib!. Die Tyrannei der
!?ivgewalt wird einst ebenfalls allgemein gesuhlt werden, aber das
?4i in späterer Zeit sein!"
'i Wort JeffersonS paßt auf die Gegenwart. Tie Tyrannei der
k' ng: Kriegserklärung, MilMrMang. riesige ricgsneuern. alles.
ajiMiu zsylcnoe e'r auch nur nut einer Silbe gefragt worden
, 'zäude ein Abberufungsrcckt. die Herrlichkeiten in Wa'kington
rs'u s gehandelt. Tie Ereignisse der Ietteu Zeit babcn wahrlich
j
t'i dringend notwendig ein Mitte! zur Beschränkung der Tyran
. Iz.'l'-zcdung. wie Thomas Jefferson sich m,sdn,ckte. geworden ist.
; ; . daran Joule ms teiccer eutaeaeee werfen!
In diesem furchtbaren Kriege er
eignen sich die merkwürdigsten Dinge.
Run habe ich schon zum viertenmal
erlebt, daß Himmel und Erde mit
einander streiten.
Das erste Mal war es ob:ii in
zinem waldigen Borgebirge der Kar
pathen. Auf einer von Kolonnen und
Truppen slaubzerwühlten Straße na
een wir tagelang dem Regiment nach
marschiert, dem wir als Ersatz zuge
teilt waren.
Eine unendlich lange, erschlaffende
Lahnfahrt' lag uns noch in den Ölie
Sein. Die. Glut der galizischen Son
nt br.innte unbarmherzig auf uns
hernieder. Kehle und Lippen wurden
trocken und heiß, in den Schläfen
schien das Blut zu lochen. Mühselig
und beladen wanlten wir schließlich
unter der Last des Kriegsgepäcks
vorwärts, bis endlich ein ersehntes
Kommando Halt gebot.
Wie sie gerade standen, sanken die
erschöpften Krieger in dem Staub des
Wees; nur wenige hatten noch die
Willenskraft, sich in den kühlen
Schatten des Waldes zu schleppen.
Die Rast dauerte länger, als wir
erhoffen konnten. Die Straße, die
wir marschieren sollten, war von ruf'
sischer Artillerie eingedeckt; deshalb
war es geschlossenen Kolonnen ver
boten, weiter vorzurücken.
Wir hätten den ersehnten Aufent
halt mit Freuden bezrüßt, wenn nicht
Hunoer und rasender Durst uns ge
quält hätten. Wer sollte uns auch
verpflegen, die wir sozusagen Heimat
los durch ferne Wälder irrten! Un
scr Regiment lag da vorn im Kampf
und vergrößerte die Lücken, die wir
auszufüllen bestimmt waren. Tas
konnte also nicht für uns sorgen,
denn es hatte genug mit sich selbst
zu tun.
Schließlich brachte uns der Durst
auf den Gedanken, seitwärts im Wal
de nach irgendeiner Quelle oder einem
Lach zu fucken. Ich selbst ging als
einer der ersten, als Jäger und Wn
derer an Strapazen gewohnt. Tie
Sonne, die so heiß gebrannt halte,
war schon hinter den Wäldern zur
öiuhe gegangen, die Nacht, die kühle
südlich,! Racht, brachte Erfrischung
und Aufmumcrung. Ich durchquerte
rasch einen schmalen Birtenwüld und
stand plötzlich vor einem wunderbar
schönen friedlichen Waldtal.
Tie stille, feiertägliche Schönheit
dieser Gebiraslandschcift erinnerte
mich d.nan, daß es Sonntag wZr.
Fast hatte ich, in stillem Anschauen
versunken, meinen Auftrag vergessen.
Ich hatte mich auf einn gestürzten
Stamm niedergelassen und genoß
wohlig die Rübe der Weltabgeschie
denheit, die mich hier umgab.
Aber der Friede war trügerisch.
Denn am Horizont leuchteten die
blutroten Flammenzeichen des Krie
ges. Eine Batterie fetzte ein. und das
heißhungrige Geheul sausender Gra
naten klang warnend aus der Him
melshöhe auf die Erde nieder.
' Fast ganz dunkel war es geworden.
Schon wollte ich mich erheben, da fes
seile mich ein reizvolles Naturschau
spiel. Wie auf einen Zauberruf h.tt
ten sich plötzlich aus ollen Büschen,
aus den taunasjen Gräsern des Lo
dens Hunderte von Leuchtkäfern er
hoben, die auf der dunklen Halde vor
mir einen wirren Taumeltanz von
ganz eigenartiger Schönheit aufführ
ten. Nie zuvor hatte ich fo viele dieser
Lichtträger zusammen gesehen. Ihr
huschendes, irrlichthaftes grünes
Leuchten erinnerte an Märchen,
Waldfeen und Ni?en irgendein
längstverklungenes Fühlen aus fei
ner Kinderzeit wurde in mir wach.
Die Wolke der magischen Tierchen
hitt? sich im leisen Hauch des Nacht
mindcs zu etwas höherem Flug nho
ben. JA war ihrem Tanz mit den
Blicken gefolgt und das war das
erste Mal, daß Himmel und Erde
miteinander wetteiferten.
Denn die taumelnde Bewegung der
irisierenden Lichter vor dem dunklen
Nackthimme! schien die Sterne mit
gerissen zu haben. Wo endete der
Tanz des leuchtenden Insekts? Wo
begannen die Sterne? Wogte und
taumelte es nicht vor den Blicken
durcheinander, als ob der ganze
Aether erfüllt wäre von taufenden
tanzenden, reigenschwingenden Lich
tern?
Ein Kommando rief mich zurück.
Zu raschem Vormarsch mußt: unsere
Truppe sich ordnen. Aber lange noch
irrlichterten zwischen oen marfchie
renden Reihe,, der staubbedeckten
Krieger die lichitragenden kleinen We
scn, die es gewagt hatten, auf stiller
!iZaldeshl.,lde zur Iohinnisnacht die
Sterne des Hirnme'Z mit in ihren
lkeiqen zu ziehen.
Dos zweite Mal hat im Wettstreit
zwischen Himmel und Erde hahnin
hend der Himmel gesiegt. Ich habe
!s zwar nicht selbit erlebt, aber zwe:
Infanteristen, die in jener wilden
Kocht am Bergiralo Posten gestanden
and einen sterbenden Artillerieleut
nt auf ihrer Zeltbahn zurück zum
Verbandplatz getragen, hoben es mir
erzählt.
Ss muß e! gewesen sein: Ein un
natürlich heißer Tag, der jeden Le
bensmiUcn erschlaffen ließ, war hin
ter den Bergen versunken. Aber die
Nacht hatte leine Abkühlung gebracht.
Dumpfe Schwere lastete in der Luft
wie ein drohende! Verhängnis, Am
weiten Horizont über den Bergriesen
war kein Stern friedlich und schon
aufgeleuchtet wie sonst. Eine tief
dunkle Wolkenwand hing wie ein
schwerer Vorhang dort iief schleppend
hinunter ins Land, unheilkündend,
atembeklemmend in ihrer Schwere
und Wucht.
Die ganze Natur schien sich zu
ducken vor dem herannahenden Un
weiter. Die Anrufe der Posten und
Patrouillen klangen gedämpfter und
verhaltener als sonst, i-elbt der
Klang der Gewehrkugeln, die so flug
froh und wie übermütig de Lust
durchsangen, schienen heute müder
und matter zu sein. Uno d.inn brach
es los, das Unwetter. Nicht plötzlich
und unvermittelt. Nein, zuerst zuck'
tcn aus dem schwarzen Samt des
Vorhanges bläuliche, spielende Lich
ter. Warnend machte sich der Nacht
wind auf und schüttelte Bäume und
traucher, daß rhre Blatter bedien
und zitterten, als ahnten sie kom
mendes Unheil. Dann aber riß plötz
lich ein gewaltiger zuckender Blitz den
Himmel auseinander und erleuchtete
grell blaugrüne Wälder und eisgraue
Felsen. Die Wolken schleuderten
schwere Tropfen hernieder, murrender
Donner rollte über die Täler. Bald
folgte Blitz auf Blitz. Echo und Ton
ner reichten sich die Hände, rauschend
schüttelten wiirdgepcitschte Wasser
mengen die Wipfel der allen Bäume.
Tiefer wuhste sich der oldat in
die waldige Erde, fester zog der Po
sten die schützende Zeltbahn über die
chulter. Eine unruhiqe, seltsame
Erregung klopfte durch ihre Herzen.
Tie schaurige Schönheit uralter Göt
tcrsagen wurde wieder in ifriun le
bendig. War das nicht Wodans wil
de, rasende Jagd, die jetzt über die
Wipfel alter, verwitterter Bäume.
über zerrissene Hange und chluchtcn
tobte?
Da Kommandoruse, Kmcnklir-
ren, fluchende Stimmen, immer wie
der übertönt von Sturm und Wetter.
Eine schwere Batterie wurde in
lellung gebracht. Bald erdröhnten
ihre ersten Schüsse über die Gräben
der Jnfanierieoeckung hinweg.
Wieder Weltarenen Erde und Him
rncl. In das Grollen des Donners
mischte sich das furchtbare Krachen
der Geschütze, zscuerslammen zuckten
aus ihren Rohren und blendeten das
Auge, daß das fahlblaue Licht der
Blitze dagegen erstarb.
Ein erhabener Zwei'ampf! Ein
fiebernder Taumel . der Erregung
schien die Kanoniere ersaßt zu haben.
schuß auf Schuß erdröhnte ln den
wahnsinnigen Lärm der Gewitter-
nacht hinaus. Als einmal ein sekun
denlanger Blitz die Landschaft tag
bell durchleuchtete, zeigte er die Ar
tilleristen wie huschende Zwerge, wie
eifrige Gnomen der Berzwelt. Wie in
nolzem Spott hatte der mnge Ossr-
zier, der bei dem ersten Geschütz
stand, die Augen hinausgehoben in!
den Aufruhr des Himmels wie in
herrischer Ueberlegenheit war es über
die energischen Züge seines jungen
Gesichts gehuscht. Tann aber hatten
die Wolken einen Blitz don unheim
licher Gewalt geschleudert, jäh hob sich
dss, große Geschütz, wie aufheulend
in Wut verspritzte es Tränen zäh
flüssig geschmolzenen Metalls. Vom
Blitz erschlagen lagen die Kanoniere,
zu Boden getroffen der junge Ossi
zier, der es gewagt halte, uver ur
weltliche Gewalten triumphieren zu
wollen.
Erschreckt hatten die Infanteristen
sich geduckt, ihr Atem versagte vor
der erschütternden Kraft des Ele
ments. Aber dem wuchtigen schlag
war kein zweiter gefolgt. .
Wohl rollte noch verhauender
Tonner über die Schluchten, aber
sein Zorn schien befriedigt, seine
Wut gebrochen.
Wie höhnisches, spotti cheS Lachen
zuckte huschendes Wetterleuchten noch
eine Weile über den Horizont und
bezeichnete den Weg, den Wodan der
Sieger genommen. Dann folgte der
entfesselnden Naturgewalt die wun
derbare, sternenklare, waldkühle Berg
nacht. Auch das dritte Wal. da freie
Himmelskraft und Erdenschwere sich
im Wettstreit trafen, habe ich in tie
fer Nacht erlebt.
Es war in der erstm Hälfte des
August, in jener Zeit, da die südlichen
Sterne fo üppig leuchten und glühen,
daß sie verschwenderisch und freigebig
ganze Händesoll ihres schimmernden,
sprühenden Glanzes auf die dunkle
Erde werfen.
Die Gelehrten nennen das herab'
geworfene Silber Sternschnuppen.
Aber poetischer Sinn und lebens-
ivarme Phaniaste ht um ihr Leuch
ten Malchciiz.!Uber und Feciiglanz gs-
woben.
Auch wir Soldaten, die wir im
lehmigen Schützengraben dem Feinde
auf Todesnähe gegenüberlagen, hat-
ten unsere eigenen Gedanken, die wir
der leuchtenden Bahn der fliegenden
Sterne folgen ließen. Waren das
nicht Grüße aus der Heimat? Waren
das nicht Beten des Friedens, die unß
vom Himmel herab - Kunde brinzen
sollten, daß auch in die Welt, die ar
me zerkämpste S2Ci jr.ie.se: LriUt
einziehen sollte, dauernd und schön
wie der Sternenfriede dort oben?
Aber Blicke und Gedanken wurden
bald abgelenkt von den Voten au?'
einer anderen Welt.
Minenwerfer wurden dicht bei uni
aufgestellt, in steiler Flugbahn schleu
derten sie ihre Geschosse gen Himmel,
um sie dann schwer und verderben
bringend auf die feindliche Stellung
fallen zu lassen. Der Krach der
plodierenden Bomben war fo gewal
tig, daß die ganze Natur erschüttert
zu zittern schien. Senkte sich die
Flugbahn des Sieilgeschosses, sa
folgte jedesmal ein rotglühender
Schweif sprühender Funken seinem
todbringenden Weg.
Und als gerade wieder so ein feu
riger Streifen seine Bahn zog, löst
sich aus dem Frieden des Firma
me'nts ein großer Meteor los und
sauste durch den Himmelsraum ge
rade neben die Flugbahn des Geschos
ses aus Menschenhand, so daß einen
Augenblick lang die silberleuchtenden
Sterne des Meteorschwcifs neben den
armseligen Funken aus irdischer Her
kunft einherglitten.
Ein ungleicher Wettlauf durch den
Weltraum! Das Meteor war längst
hinter dem weiten Bergland versun
len. als krachend die Mine zur Ez
plosion kam. Als ob sie sich rächen
wollte für ihre Niederlage, erschüttert
sie dermaßen mit ihrem Donner den
weiten Aether, daß sich oben vom
Himmelszelt flimmernd ein paar
Sterne lösten, herunterfielen und hoch
über der Erde im Dunkel ertranken.
Ter Gelehrte würde sagen: Es
sind nur die Sternschnuppen des
Sirius, die in der ihnen bestimmten
Sekunde fallen. Aber das glaubt der
Soldat nicht. Der Soldat, der schon
seit Monden Tag und Nacht in frei
er Natur lebt und deshalb ihre Seele
besser versieht als der Gelehrte in der
engen Stube.
Der Krach der Mine hat die
Sterne losgelöst," sagen die Muske
tiere, und dabei bleiben sie.
Das letzte Mal aber, daß ich er
lebte, wie Himmel und Erde, mitei
nander stritten, kämpfte der Mensch
mit der Sonne.
Und der Mensch blieb Sieger, la
chender, stolzer Sieger.
Wolkenbedeckt war der Himmel.
Hinter eine dieser Wolken hatte sich
die Sonne verkrochen, und Schatten
lagerten über der Erde, ein ungewis
seS Zwielicht verbreitend.
Tönte da nicht das Brummen eines
Propeller? Wo war der Flieger?
Schsn griffen von der Russenseire zi
schende Schrapnells suchend in die
Luft. Aber noch vermochte das Auge
den surrenden Vogel nicht entdecken.
Doch plötzlich teilte sich die dunkle
Wolke vor der Sonne. Wie ein leuch
tendes, funkensprühendes goldenes
Gefährt sauste der Apparat des deut
schen Fliegers daraus hervor. Allen
Glanz der Sonne hatte er mügenom
men. So stark glitzerten und funkelten
seine Tragflächen, daß er das schau
ende Auge blendete. Es war uns, als
ob der einsame Ler.ker da oben licht
trunken hinausiauchzen müßte:
Sonne, alte Sonne! Ich habe dich
besiegt, auf meinen Flügeln trag' ich
deinen Glanz hinab zur Erde!"
So war es wohl auch wirklich.
Denn hinter ihrer Wolke kroch dann
auch die Sonne hervor. Ein müder,
fast lichtloser Ball, der bald in grau,
em Dunst und Dämmer versank, als
ob er sich schämte. Wir olle aber sa
hen dem Flieger beglückt nach, als
hätte er unsere Seele von ihrer Er
denschwne befreit und trüge unfere
sonnenskhnsucht mbelnd durch den
Weltenraum.
Ja, ja, es geschehen die sonderbar
sten Dinge in diesem Kriege selbst
Himmel und Erde treten in Wett
streit.
Im Eifer. Si, sollen
nicht von einer, größeren Hälfte"
sprechen! Das ist eine mathematische
Unmöglichkeit! Wie oft habe ich das
Ihnen nun schon auseinandergesetzt!
Aber nur die kleinere Hälfte von
Ihnen scheint es kapiert zu haben!
Modern. Unglücklich ind
Sie verheiratet
Leider.
Wo huben Sie denn Ihre Frau
kennen gelernt?
EinVedant. Waö ma
chen Sie denn da mit der Locke, Herr
Professor?
Farben tu' ich sie! Denn wie
ich beute erfuhr hat meine einst
malige Braut jetzt blonde Haare!
& a t '2 e 3 e 6 e n. Frau (zum
jungen Manne auf dem Ball): O,
wir haben unfere Tochter bisher auf
jeöen Ball mitgenommen!
Junger Mann (für sich): Na.
die sieht auch schon sehr mitgenom
men aus!
Kindermund. Tante: Na,
Paulchen, wenn ihr Kinder eiwaZ
anstellt, bist du wohl meist der Sün
denbock?
Paulchen (beleidigt): Ach nein.
Tante, uh bm immer der Tugend
bock!
Anzüglich. Professor (zu
den Studenten): Bitte, rauchen Sie
nur weiter, mich geniert'S gar nicht;
im Gegenteil freue ich mich, wenn't
anderen schmeckt. Es geht mir mit
dem Tabak, wie mit dem Heu; ich
selber esse ti nicht, ober ich habe
meine Freude taran, wenn ti anderen
r.ur.Cei,
Wie längs muss Ich leiden an der Pein des Rfieumatlsmus?
Ist keine wahre Heilung in Sicht?
Zweifellos haben Sie sich oft diese
Frage gestellt, die unbeantwortet ist.
Wissenschal hat bewiesen,, daß
Ihr Rheumatismus von einem
Krankheitskeim im Blut, erzeugt
wird, und daß nian diesen nur durch
eine Medizin erreichen kann, welche
diese kleinen schmerzhaften Dämonen
aus Ihrem Blut entfernt und der
jagt. Dies erklärt, weshalb Lini.
mente und Lösungen auf die Tauer
nicht gut tun, da sie unmöglich diese
Keime erreichen können, die Jht
Blut zu Millionen infizieren.
S. S. S. wird seit über fünfzig
Jahren mit Erfolg bei Nheumatis.
uluS angewandt. Versuchen Sie cl
heute, und Sie werden sich wenig
fleug auf dem rechten Wege befin
den, Ihren Rheumatismus loszu,
werden. Wertvolle Ratschläge be
treffs Ihres eigenen Falles erhal
ten Sie, wenn Sie schreiben onlden
Ehief Mediccu Adviscr. Swift SHeci.
fic Co., Tcpr. N. 153, Atlanta. Qcu
The Tinili aliout fltrocities,
American Correspondent Brands Atrocity Stories
As Downri&ht Lies.
In view of the fact that our
papers are again filled with Ger
man atrocity stories the frank
admission of a well known
American correspondent that
such stories are mostly freely
invented by irresponsible per
sons should be of great interest
to all those who wish to know
the real facts.
Writintr in the March number
of Everybody's Magazine, Mr.
William G. Shepherd, a mobi
respected American correspond
ent, gives a frank and interest
ing aecount of the methods,
employed in the manufacture of
atrocity fakes. The article is
well worth reading. It not only
throws an important light on
the difficulties experienced by
the correspondents in 1914 and
1915, but it should make us
chary of believing in the 1917
crop of falsehoods now being
eultivated. Some of the signi
Scant Statements made by Mr.
Shepherd follow.
"The first tage (of the cor
respondents' experiences in the
war) may be known as the 'free
lance days'. The public, news
r:ungry, was often misled in
ihat period. In the mass ot
war news, no small amount of
fake and lies was fed to it by
inscriipulous adventurers who
ivcre not trained correspondents
and who bad no reputation for
i-eracity to sustain." '
"The harum-scarumness of
those carly free-lance days is
Almost imbelievable, as one
iooks back on it now. Every
,vord that a correspondent wrote
ibr the news-hungry public was
pure gold. Never, in the modern
Aorld, did news count for so
.r.uch in the lives of so many
inllion3 of people as it did dur
'ng those first months of the
Oreat War. Not a word that
i correspondent wrote in those
iays was overlooked by the
iews-seeking millions. News-,
ics, local color, human interest,
fakes, all went down the great
Dublic gullet in Gargantuan
julps.
"Because the war began in
Bclgium the experiences of the
,var correspondent began there
ilso. The first real war news
tnd the first real war fakes
:ame from there."
"Adventurers rushed from the
United States at the outbreak
A war, usually travelling on
;heir own money, carrying
;redentials from some news
?aper that was only too glad to
have a correspondent in Europe
it no expense to itself. With
such credentials these same ad
enturers saved themselves from
;apture now and then, and be
eween times made themselves
neroeä at home by faking sto
ries of their own valiant deeds
ind great dangers.
"The American public read a
mass of rot in those days in
tt daily allotment of war news.
it did not know the dikference
between the truth and the lie;
neither did the editors. While
the gcandal of faking was hot
emong us, and. while we were
bandying about the legend,
War is the fakers opportunity',
the fakers were lying shame
lessly to the American public
about battles they bad never
seen, battles that had never oc
cured, about deeds that they
had never performed.
"Their fakery, in the main,
was not injurious, but there
have been instances where their
work has produced strious re
sults especially in their reports
of German atrocities in Eel
gium." "I was in Eelgium," says Mr.
Shepherd, "when the first atro
city stories went out. I hunt
ed and hunted for atrocities
during the first days of the
atrocity scare. I couldn't find
atrocities. I couldn't find people
who had seen them. I traveled
on trains with Belgians who
had sied from the German lines
and I spent much time among
Belgian refugecs. I offered
ums of money for photographs
of children whose hands had
been cut off or who had been,
wounded or injured in other
ways.
"I never found a first-hand
Belgian atrocity story; and
when I ran down the second
hand stories they all petered
out
"Yct in those days there were
newspaper men around me,
spending their time as I pent
mine, living in the same hotel
wiih me, eating at the same
cafs and often at the same ta
ble, making the same news
rounds that I made, who were
sending their daily budget of
atrocity back to the United
States. 1 am only tebing the
truth. when I say that the first
Belgian atrocity stories to reach
the United States from Eelgium
were those of certain corre
spondents whose. reputation s
among American newspaper
men are those o( archfakers,
and who, since the early days
in Eelgium, have lied about so
many other things that they
have since become discredited
in newspaper circles.
'"I attended the funeral,
yesterday afternoon, of a band,'
said one of those correspondents
importantly as he seated him
seif at rny table in the Hotel
St. Antoine in Antwerp. 'It
was the band of an bld man,
and it had been cut off by a
German soldier. I'll bet I make
the front pages of the NewYork
papers this morning with rny
story.'
"I don't know whether he did
or not," says Mr. Shepherd,
"but I do know that, at the
very time when he was suppos
ed to have been at this grotesque
funeral, he was playing billiards
in a caf6."
"It is too much to expect that
nations at war will limit them
selves to the exact truth," says
the N. Y. Staatszeitung in re
ference to Mr. Shepherd's State
ment, "but it is not too much
to expect, that the American
public will cease to believe ma
iicious and unfounded cruelty
stories, with all the exaggera
tions and downright falsehoods
of the past two years now open
ly revealed to it."
Wie eS im freien, gottgefeg
neun Staate Kansai zugehen kann,
davon können Herr und Frau John
Kilian auch ein Wörtlein reden. Alte,
geachtete Einwohner, die eS durch
unermüdliche Arbeit zu etwaS ge
bracht haben, die friedlich ihres We
ges gehen, pünktlich ihre Steuern be
zublen und jede Pflicht eines guten
Bürger! erfüllen müssen es sich ge
fallen lassen, daß die Polizei eine
Razzia auf ihr friedliches Heim in
Highland Park unternimmt und ihr
Name in sensationallen Artikeln
durch die Zeitungen gezogen wird.
Und warum? Weil sie die .fürchter
'.iche Untat' begingen, aus einem
Biererlrott, der den dazu gehörenden
Angaben nach gegen kein Prohibi
tuinZzefetz verftoßm soll, sich ,u eize
gem Gebrauch etwas sogenanntes
.Bier' hergestellt zu haben. Keine
Anklage, diese! Getränk etwa der
kauft zu haben, lag vor. Dieses
.Bier' und ein paar Gallonen Wein,
im letzten Sommer gemacht, ehe das
.bone drh-'Gesetz in Kraft trat, und
der jetzt ein scharfer Essig ist, wur
den beschlagnahmt. Eine alte Zider
fresse und einige Fässer, die Herr
Kilian letztes Jahr, als . er tai
Grundeigentum taufte, von dem frü
heren Besitzer mit übernahm und die
Herr Kilian ganz frei und offen
neben dem Stall liegen hat, wurden
als dringende Verdachtsgründe an.
gesehen. Später hat man sich, hö
bererseits" wohl überzeugt, daß man
sich wieder mal geirrt habe, und ma
hat Herrn Kilian versichert, doß er
sei Eigentum zurückerhalten solle