Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 04, 1917, Image 8

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    , T
I
at
Tägliche Lmllh TriVKst
i
:
JbN
WtzVTNUMS
TVStM w- cvsVONsN
cwy
srW
xIv?
Wlvr
ygienifche Bedeutung
der Gewitter.
Sihwcr lastet des Sommers Hihe und
ZX&Ui aus Körpn und (eift. Je
länger die H'tzc andauert, umso gcsättig'
!?r w?rd der Feucktigkeiisgelzalt bet
tust, und dem Organismus fällt cs im
nur schwerer, seinen Schweiß nach außen
hin zu verdunsten. Es rieten dann leicht
Falle von Hitzschlag ein, der rudiis an
dcs ist, als das Ergebnis innerer
Wärmeftcrnung. Tazu nimmt die clel
Irische Spannung in der Atmosphäre in
beängstigender Weise zu, bis ein erlösen
deZ ttew'tter allen diesen Schädlichkeiten
t ein En.'. vcreitet.
Durch die gewaltigen Regengüsse wird
der fcijzc Staub dir Luft, werden
Krank hcitSerregcr.. Fäulnisstofft und
trockener Schmutz der Straßen in die
Kanäle gesebwemmt und sickern in tie
ftre Erdschichten, sodah sie jedcnsall,' un
schavlich werden. Ein grosser Teil dcr
Wasscrmasscn verdunstet, wodurch so
viele Wärme verbraucht wird, daß die
Elitsärmung des Körpers nun leicht
Vonsiatten gcht. Tas heiße Straßen
Pflaster, die sonnendurebglühien Häuser
wände kühlen sich ab und bald bläst ein
frischer Hauch erquickender Luft in un
fere schwülen, dunstigen Wobnungen.
So stellt sich das Gewitter als Inst
reinigender himmlischer" Sendling dar,
dessen, wohltätige Wirkiingen man durch
die wcitgcijssnctktt Fenster mit tiefen
Atemzügen wahrnehmen soll.
Lustreinigcnden Einflusz übt das Ge
Witter auch durch die Bildung von Ozon
aus. jenes energischen Oxl)öati?usmit
tcli das auf alle Miasmen, Fäulnis
und Krankheitserreger abtötenv wirkt.
Ueberhauvt bringt der Blitz ganz gcwa!
tigc chemische Veränderungen in dcr Zu
sammenjchung der Lust hervor, deren
günstige Einwirkungen auf den Körper
, wir Wohl fühlen, aber noch nickn genü
' gcnd erklären können. Wir wissen zum
Beispiel, daß der Stickstoff mit dem
Wafferstcff des Regens unter Mithilfe
des Blitzes Ammoniak bildet, und mit
dem Sauerstoff salpetrige Säure. Tiefe
entkdurigen der Luftelektriziiät sind für
unseren Körper jedenfalls sehr bedeu
tungsvoll,' sie bilden macktige Lebens
reize, die eine kräftige Umstimmung in
unserem Wohlbcfindew erregen, wie
jeder' nach einem Gewitter mit großem
Bagen fühlt.
Auf einer Wirkung dcr atmosphäri
schen elektrischen Spannung der Nerven
beruht wohl auch die Gewiticrfurcht sen
sibler. nervöser Leute, die ein Gewitter
oft schon lange vor dem Ausbruch als
Beklemmung und Bangigkeit in den
Gliedern' fühlen. Erwachsene sollen
'ahn wenigstens vor den Kidnern sich
nichts davon merken Zaffen. sondern bei
diesen dcr abergläubischen Gewitterfurebt
durch Ausklärung vorbeugen, indem sie
ihnen die höchst wohltätigen gesundheit
Ulfen Eigenschaften des Gewitters schik
d?r,i. . Die gewaltig erschütternden Er
scheinungcn von Blitz und Tonncr sind
eben die notwendigen Naiurwehen, die
eine neue, reine Lebenslust hervor
bringen.
Bei dieser Gelegenheit sei noch ein
mal auf einige zu beachtende Punkte bei
Ausbruch eines Gewitters hingewiesen.
Bor allen Dingen sollen diejenigen, die
von einem Gewitter im Freien über
rascht weiden, niemals Schutz unter
alleinstehenden Bäumen oder Türmen
Schutz suchen; denn dcr Blitz sucht sich
immer diese gerade aus, in die er gern
einschlägt. Lieber weise man sich platt
ikf den Boden und feche' sich einem Ne
genbad aus. Auch wandere man nicht
bei einem yewitter über Land, welches
keine Bäume oder Häuser ausweist, die
genügend Schutz als Blitzableiter bieten.
Im Hause vermeide man Zugluft; aber
put ist es. ein Fenster oder eine Tür of
fen zu haben, damit bei eventuellem Ein
sbkagzn die Schwefelluft, welche dcr
Blitz um sich verbleitet, hinausziehen
kann und nicht erstickend oder betäubend
Wirkt. Ist ein Blitzableiter auf dem
Hiusdach angebracht, so ist es ratsam,
ihn jedes Iabr nachsehen zu lassen; denn
wenn er nicht in Ordnung ist, kann er
dem Hause mehr Schaden bringen als
er Schutz bedeutet.
Vlumenblüte und
AZädchenblüte.
Ein Rosenket im März und ein No
senbeet im Juli, welch ein Unterschied!
Im März nichts als daS gedüngte
schwarze Beet, mit recht unerquicklichen
Gerüchen und dazu der kahle graugrüne
Stamm. Und dann im hohen Sommer
die herrlich glühende Blüte, die den gan
zcn Karten mit Tüsten erfüllt!
Habt ihr wohl einmal tzaran gedacht,
was für ein meisterhafter Verwand
lungskünstler doch solch ein Rosensiock
ist, der aus dem Mist eine Rose zu ge
winnen vermag? Aus dem dunklen,
schmutzigen Erdreich weiß er die Säfte
zu saugen für Farben und Tüftc, die
reicht die leises!: Spur ihrer Herkunft
verraten. Oder seht ein Veilchen am
Rascnhang. Woher dieser süße Tust
und diese tiese Farbe? Aus der grauen
Erde hervorgezaubcet. Jede Pflanze ist
eigentlich eine solche Werkilätte, in der
ununterbrochen die Eidstoffe in Blüten
verwandelt werden.
Wir Menschen lassen uns oft von den
Blumen und ihrer Berivandlungskraft
beschämen. Acim Rosenduft merkt nie
mand mehr auch nur die leiseste Spur
des Erdengeruches. Unser Antlitz sollte
unsere Nosenbliitc sein. Und unser Erd
reich ist das Leben. Und unsere Seele
ist bestimmt, die Verwandlung fyxboi
zubringen und dafür ?u sorgen, daß
olles, was uns im Leben widerfährt,
auch wirklich in eine Blüte verwandelt
wird voll Tust und Lieblichkeit statt
daß alles Unangenehme, Schmerzliche
uns Häßliche, ohne jede Verarbeitung
sofort auf dem Gesichte erscheint, wie
eine Annonce auf einer Häusermaucr.
Wie viele Mädckcn vergessen leider, daß
es keine Mädchenblüte gibt ohne die Bet
wandlungsarbeit dcr Seele! Alles Wi
dcrwärtize und Aergerliebe. was das
täglicbe Leben mit sich bringt, steigt
gänzlick, ungereinigt bis ins Antlitz tm
por. Wo soll da Blüte und Tust her
kommen? TiMZ als Bodcngeruch und
Erdfarben gibis bei solchen Mensche!
Und doch ist gerade das Unangenehme
im Leben der beste Sioff, lim daraus
die edlen Kräfte zu gewinnen, welche
Blüte und Tust hervorbringen. Es
kommt nur auf die Verwandlungskraft
an! Was man aus allem zu mackien
versteht, wie man Geduld und Selbst
bezwiiigung daraus lernt.
Ich kann mir ein Mädchen vorstellen,
das sich gerade dann, wenn ibm das
Aergcrlichste passiert, am stärksten zu
sammcnrafft und liebenswürdig'! und
heiterer ist als je um den Eiden
gcruch in Roscnblute zu verwandeln.
Tas nennt man in der Sprache der Xe?
ligion: Tas irdische Ucberwinden."
Tic Leute sagen dann viellcicbt: Ihr
muß heute wieder etwas Schweres be
gegnet sein man merkt es immir
daran, daß sie dann so strahlend freund
lich und wohltuend nccki allen Seiten
ist! Sie hat die große Nerwandlimis
kraft sie ist eine wirkliche Mädchen
blüte! Die erste j)feifc.
(f. C. Hopp.
Heroisch hat sich's vorgenommen
Ter Fritz, ein Pfeifchen keck zu schmau
chen; Allein schon wird ihm arg beklommen,
Ja, seine Opfer will deis Rauchen!
Tie großen Brüder rauchen olle.
Es fchmoken" alle forscken Jungen,
Darum versucht n'i hinterm Stalle,
Bis ihn der Taumelgeist bezwungen.
Am besten schmeckt doch, was verboten,
Tabak regt an zu stillem Sinnen
Bald nech'n des Schlimmsten Unglücks
boten. Tann weicht der süße Traum von hin
neu. Die Frau muh die Jntereffen des
Mannes teilen, ohne isin mit Fragen
und mit Kritik zu bestürmen.
Wie oft lodert die Fackel der Hoch
zeitsfeier und dient nur zum Entflam
wen des Holzstoßes, auf welchem ein
Dasein versehrt wird.
Wandel.
s A 'i -AH Sg"'ha , r 1
(
ß 0
1 s v 's"?
a (5
X D l,! I ' y-ll "" ' ,-,. I I ?
?M ACDQMn
-,y .
k f
. . . ÄMgisas'iiiwä
l.tJM -'' I , ,, '"
Die Optimisten habeu's gut.
Tech wer daS Bild betrachten hl,
Ter muß aus dieser Erden
Schwarzseher plötzlich werden. ,
-vkiL, SyL
''M 'y "'I t
? i n I
Ar l t pi i " t
A .t;;..x. II n A h , .
' pi A - C
' l y k ii :a L r
& lifrf! , y ,t l
l A, XNrrr ? -V'rv
m ' Ihm,;v Vf V5". . n. v , .
13 JS'. ' 1 1 V ' l - t
t, , -t i t ., , s . .. I : t j. 2 ' ' , i
' v . t t ; " -
1 ' ' k ' il V' '
i 44 rr ' v4 i V.". I-, A W -?-,;vW-.-; t . , K 1
v 5- jl lfJ I ? F " I
' n k Jw '-r-
rrtf. riP ' f i .
. ! r i V " k . - -r J A
Vxv,Ll ' ' AA
rv'"
I li .r . i
i Kt !
-. . -iy -f ' te' v.-.ijl
v "V '.I
' - ! i
? ' f"V, i Sri. 3
" -I
- L
i 4 t r "
Der deutsche
Schäferhund.
Dank seiner Intelligenz, Aiibaualiä
kei! uns 0nitui!!C:tnt einer seltenen
Kombination von gute Eiaensiiaiici!
bat sich der deut'e Schskerbund
ooer, wie er hier nieiit genannt wird,
der Polizribund" in Amerika immer
weitere Kreise erobert. Er toirs hier
nickt nur, ebenso wie in Teuisekland. als
ein wichtiger Faktor in der Verfolatinq
r... Berbreckern qcsekatzk und desvald
von den PolizeiKKorden der meittn
großen Städte zur Unterstützung der
Manntckaft Keranneiogeü, sonociii er
hat sich auch einen festen Platz im Hauke
geschaffen, wo er als treuer Aackter
und g!eick',ettg eis SnieliekaKrte der
fifni'fn ni'hi'nt unfi nctif f. nt w!?t (t-.
tabc fci
s ii C3 W sli: K-t
dem ieii'tchii Schä'jerlzuno in ?nu
inv., die t-a SiinJer w.giü ov.K nie
etwas fern Hallen einns Hui. bei w'isca
wollten, Eingang. vkrsckakZk. da es den
' f
"
y i
rA
Vtit-'i
4
iv"v
k
1
v f
(
V t
:.
Eltern naturgemäß ungen.cis wertvoll
it zu wissen, nick! be'iuchln, zu m:'
fen, daß der Hiüid beim Herumtollen
mit ven Kindern nicht über die ilzm
pezogcren Grenzen b:nau?aeht, wogegen
tUn feir.t Gclcbriakeit Kcwädr leistet.
M
M
Heine junge Frau.
Wandernde wnße Weilchen hnschtcn
spielerisch über da-, durchftchiigc Blau
üü Hiittinelz, spiea.lt.u sich in den täu
zelndefk ägcllcn ' des Picrwalks!ä!!ck
Sees, die der Wind mit glucksendem Ge
sliister an da Ufer spielte. Wie ein
heimlich unterdrii'ekics .Richaa, wie das
Raunen einer glücklichen Fiau klang
das leise Plätschern.
Hans Torucchi, dcr juüae Inter
nierte, verschlang die Hände ineinander,
lehnte die Stirn an das Fcnstcrlreuz
und lauschte hinaus in den lichtiiber
glänzten Tag, Aber fein Herz schlug
ihm so stark in dcr Brust, daß es das
Frühlingswebcn da draußen übertönte.
Er ging in die Tiese des Zinimers zu
rück, lockerte die Zweige mit den leuch
tcnd bauschigen Mimosen, die in einer
roten Base neben den beiden blüsenweiß
überzogenen Betten standen, und zerrte
an den roten Nelken, die ihren süßen
Tust auf dcni runden Tisch am Fenster
des Wohnzimmers vcrhauchten. Tann
warf er sich in den breiten, tiefen Sessel,
deckte die Hand über die Augen und
lächelte, lächelte in die Vergangenheit
zurück der Zukunft entgegen. Alles
was dazwischen lag an Schmerze und
Entbehrungen war wie ein Traum . . .
ein langer, düsterer, zweiundeinhalbjäh
riaer Traum.
Aber nun war er erwacht, erwacht zu
neuem Leben. In einer Stunde kam
sie sie, Hanna Tortrecht! Tas Liebste
was er auf Erden besaß das junge,
frische Ding, das er kaum acht Tage
als feine Frau in den Armen gehalten
nach dcr Zlriegsirauung in den schwülen
ersten Augusttagen 1514. Tann hatte
er hinaus gemußt mit den anderen. Er
sah sie noch auf dem Bahnsteig stehen
und winken winken, mit Armen, die
immer matter wurden; ihr weißes Tuch
lein züngelte noch immer in die Ferne,
als seine Augen bereits tränten von dem
Zurückstarren. Auf dem ersten Bahn
Hof kritzelte er eilig einige Worte auf
eine Karte, nur daß er zögerte, als er
die Adresse schrieb. . . . Ja richtig
nicht mehr Hanna Leisner. so hieß
sie längst nicht mehr feit acht Tagen
nicht mehr Hanna Torircebt mußte
er schreiben! Hanna Tortrecht! Am lieb
sten hätte er ja geschrieben: An mein:
liebe, junge Frau Hanna Tortrechk. . . .
Immer wenn er an den Abschied zu
rZckdochte, sah er sie so auf dem Bahn
sieig stehen, mit ihrer zierlichen Mäd
chenezestalt., dem schmalen Gesicht, den
großen, braunen Augen; so fassungslos
hatten sie ihn angestarrt, als er sie zum
letztenmal auf den Mund küßte den
schmollenden Kindermund, der immer
wiederholt hatte:
Warum denn? . . . Auf wie lange
denn, sag' doch?" ...
Wie bang war ihnen gewesen vor der
langen Trennungszeit.
Er wußte, wie schwer man an der
Sehnsucht trug. Er war als Kind ein
mal acht Stunden ganz allein durch den
finsteren Wald gelaufen, um zu seinen
Eltern zurückzukehren, als man ihn zu
Verwandten auf's Gut geschickt hatte.
Er hatte es ihr erzählt und gemur
melt: Aber jetzt. Hanna ... und wenn's
mich noch so packt, das Sehnen nach dir
jetzt gibt's kein Zurück! Ich muß es
versuchcn, , nicht an dich zu denken, denn
sonst, Hanna mach' es mir nicht
schwer!'
Da hatten sich ihre Wimpern, wie im
Versprechen, über ihre Augen gelezt, und
Skizze von Dera Aern.
sie baite geflüstert: ,,ch hels dir schon!"
Ter junge Internierte lcichdic so
ein Kind war sie doch, sine Hanna!
Als ob niest jede Zeile, die sie ihm
schrieb, auss neue alles Sennen in ihm
aufgewühlt bätte, aieck: ?eun sie sich
tapfer hielt, und iniincr nur Von der
Zulunst schrieb, volle? Frohsinn, und
sich nur unpäßlich nannte, wenn es mal
auch etivas Ernsteres war.
Er war damals nach dein Westen ge
kommen. Wollte Wunderdinge verrich
ten, um daö Ende zu beschleunigen. Ja
und dann war es auch sehr bald zu
Ende. Aber nur für ihn. Eine Kugel
in den Arm eine in den Rücken
er sank um, streckte noch die Arme ans,
Ihm war, als stünde Hanna neben
ihm. Tonn verschwamm olles in rotem,
heißem Dunst, und als er zu sich kam,
lag er hoch oden aeef einem ratternden
Militärauto, und ein franzbsisthcr
Krankenträger be!i:!e seinen Kopf auf
die Füße eines Kameraden. Lazarett.
Operation. Sein rechter Arm blieb
steif sein Fuß schleppte nach. Er
kam nach der Forleresse de P. . . . Zwei
undeinbalbes Jahr franzosischer Gesa
genschaft! Aber die Sehnsucht diese immer
währende nagende Sehnsucht nach
Hanna!
Bon Zeit zu Zeit nur ein kleines, ein
seitig beschriebenes Blättchen: . . . Bcr
nünftig sein. Hans! Wenn du wüßtest,
wie nah du mir bist! Ich sehe deine
blauen Augen, sehe dich lächeln. Hab'
Geduld. Wir werden sehr glücklich sein.
Deine Hanna."
Eines Tages war er vor den kleinen
französischen .Nommandanlen befohlen
worden. Nacbuntcrsuchiing . . . Bei
Handlungen: Sie kommen niii dem
nächsten Transport nach der Schioeiz."
Er hatte ungläubig gelächelt.
Aber nach bangen Monaten fiebernder
Erwartung stieg er in Lyon in den Zug.
Und dcr Zug ratterte mit ihm über
Brücken und Berge, durch Wälder und
Täler. Er wußte nicht, ob er Tage
oder Stunden gefahren war, als er zu
Tode erschöpft in Genf ankam.
Am gleichen Tage noch hatten sie ihm
gesagt, daß er sich seine Frau nachkom
wen lassen dürfte. Et, war blaß gewor
den und hatte nach dem Arm eines Ka
meraden getastet.
Eine Woche später hatte er fein Ge
such eingereicht, sich privat einzumieten.
Und hatte Honua telegraphiert.
lind heute . . . jetzt ... in
einer Stunde. . . .
Hans Tortrccht sprang auf. lief hin
und her in dem hellen, sonmndurch
tränkten Zimmer. Wie würde er glück
lich sein hier, in der wurdcröollen Stille,
mit Hanna! Tcm tapferen Mädel, das
feiner jungen Frauenwürde kaum bc
wußt geworden war, in jenen schmerzlich
aufregenden Sommertagcn.
Ueber ihm rückte die Wirtin mit den
Möbeln, schalt, Kindergeplärr ertönte,
schrill und laut. Ein Stuhl ficl um.
Hans Tortrecht fuhr ärgerlich zusam
wen. Na das würde ja sehön wer
den! Er hotte sich auf die stille Zwei
samkeit gefreut. Tie Wirtin hatte ihm
versichert, daß man von ihren Kleinen
nicht gestört werden würde, und ihm in
die Hand versprochen, nu kinderlose
Leute bei sich anszunehmen. AKer d'r
Kleine brüllte für zwei! Aerg'rlich
klopfte er mit dem Stock gegen den Fuß
boren, yl'ich am ersten Tage mußte
man sich das verbitten..
C
vAs
Er sah auf die Uhr.
. es war Zeit. Er fuhr mit der
Bürste über feine oranc Uniform, fetzte
die Mühe auf, ging zur Küche herunter:
Alio ii! einer Halden Stunde bin ich
mit meiner Frau da. Daß der Tee fei
!ig ist! Recht stark. Sie decken bei mir,
im kleinen Wohnzimmer, den runden
Tiieb in Fenster. Utid dann sorgen
S'c bitte für Stille da oben. Wenns
mir zu laut wird hier, ziehe ich aus.
Meine Frau muß Ruhe haben."
Meine Frau meine Frau. . . Im
nicrzu hätte er das sagen mögen.
Hans Tortrccht stand auf dem Bahn
steig, ein Vcilchensträußchen in der einen,
eine liitc mit Schokolade in der anderen
Hand. Und plötzlich wurde ihm so seit
sau, bong um'L Herz so beklommen.
Ein Wiedersehen nach ziveiundeinhalb-
jäbriaer Trennung das war keine
Spielerei das war etwas Bitter
ernstes. Wenn er ihr nun enisremdet war.
So ein junges Ding und sie
hatte so wenig über sich geschrieben. Et
Irampfte die Hände zeisammen. Einem
.Nameraden war es geschehen, daß feine
Frau ikm am Tage ihrer Ankunft mit
geteilt haste : Sei mir nicht böse ich
werde Dich nicht vergessen aber ieh
liebe einen anderen. Gib mich frei
Nur das niebk, mein Gott, nn,. das
nick, t!
Tie Bahnhossglocke läutete ihren zü
irrigen Klang, Gepäckträger stellten sich
auf. In der Ferne stieg weißer Rauch
in kurzen Stößen empor. Etwas
Sckmarzes schlangelte sich nah und
näher. Eine schwarze Wand stand plötz
lich vor ihm, von einer Fensterreihe
durchbrochen. Und an jedem Fenster
zeigten sich Köpfe, lackende, frohe Ge
fichter. Hans Tortrccht stand regungs
los da, nur' seine Augen schweiften nach
rechts und links, suchten eine schmale
Stirn von dunklem Haar umrahmt, eine
zierliche, madchenbaste Gestalt.
Und plötzlich schrie er auf. Alles
tanzte vor seinen Augen. Er wollte
vorwärts stürmen er war wie ge
lähmt. Ta kam sie aus ihn zu . . ein Lächeln
um den Mund, mit fcuchtglänzenden
Augen. Ganz langsam, mit kleinen, le
deutsamen Schritten kam sie auf ihn zu.
Und neben ibr, an ihrer Hand, trippelte
etwas Feines, Blondes, mit zirei stram
inen, weißen Bcinchen. in einem gestrick
ten, hellblauen Anzug, und streckte die
Aermchen aus und rief:
.Papa!'... V
Hanna Dortrechts Finger
spielten mit den Mimosenbliiten. Hans
Tortrccht fragte:
Warum bast du mirs verschwiegen,
du? . . . Meiner Sehnfuebt weeien? . . .
Sie nickten
Hans Tortrech! sprang as und riß
die Tür auf.
Frau Wirtin! Schicken Sie Ihren
Kleinen herunter er kann im Garten
spielen . . . mit . . . mit meinem Sohn
. . . rnit . . . r
Mit Hans,' ergänzte Hanna leise.
Die Sonne floß in rötlich warmem
Schein in die helle Stube, als Hans
Tortreckt seine junge Frau an sich zog
lind mit scheuen Fing'rn über ihr Ge
sicht strich, über ihre voll erblühte
Fraukngestalt.
Und draußen tänzelten die Wellen ge
g'n das Ufer und das gluckende Plack
schern kling wie das h'imliche Raunen
und Flüstern einer glückliche Frau.
Zin 2ian,xf ulns Dasein.
TaS 'scl dir nvlliren:
stctt, tti,'r ,Uk,eit,
, Zek,sir dir beut innren
?m Xiciill 6er ii'JnijiMuftfrll!
,ii!w,n dcr iniiiij) nnlz wiellei:
Vim ! n bis!- g,Ut, , .
TaH ihiirnHiMl iKlIf billiX
Stl'j äi-miMlt IdjtaiKrt itt.
ö r e i 1 1 t fl U.
Dieses Dichterwort gilt für alle. Wir
sollten es als Leiiwort auf den täglichen
Lebensweg mtnehmen, in dem Kampfe
ums Dasein; in dem Kainpfc um sine
sicher: Existenz, um eine gesellschaftliche
Stellung, um Aemter und Würden.
Biclc gehen rücksichtslos, ohne auf den
Nächsten bedackt zu sein, ihren Weg. Ire.
ten 'alles, was ihr BorwärtIoutuien
Rindert, achtlos mit Füßen. Schwer zu
heilende Wunden werden oft daduech
geschlagen, und dcr Sieger erkauft sei
nen Erfolg häusig damit, daß er sich
Feinde macht.
Wir alle haben es schon erlebt, wie
bei einer großen Mcnsehcnansainmlung
ein jeder bemüht ist, in die vorderste
Reihe zu kommen und den besten Platz
zc, ergattern. Genau so, wie es im
Kämpft ums Dasein der Fall ist. Tic
Kleinen und Sechwächeren, vielleicht auch
besser. Erzogenen, werden achtlos beiseite
geschoben. Sie müssen sich puffen und
stieben lassen, wenn sie nicht ebenso roh,
wie die anderen, von ihren Ellenbogen
Gebrauch machen wollen. Den Rück
sichtslosen, den Siegern, folgt mancher
Fluch, sie werden als Feinde betrachtet,
und niemand wird ihnen im Notfalle
gern Hilfe leisten.
Tie Bescheidenen aber, und des sind
wohl die Glücklichsten, besitze oft das
Geschick, sich ohne Anstoß diiichzuschlän-'
gclii und sich den ersehnten Platz zu
sichern, ohne Acrgcrnis zu erregen.
Jeder möchte seinen Platz an der
Sonne haben. Andere sind im Wege,
sie werden einfach weggeräumt
Eine schönere Art, oorwärtezulom
men, ist es aber, wenn, man stetig, aber
zielbewußt seine Arbeit tut, und sich da-
durcki Anerlentinng und Beachtung der
sehafft, als mit roher Gesinnung den
lieben Nächsten zu übertrumpfen sucht.
Wer sich schwerer Waffen im Kampfe
bedient, darf sich nicht wundern, wenn
er mit ebensolchen Waffen angegrisscn
wird.
Beim Anstreben eines bestimmten
Zieles, ganz gleich, welcher Art es sei,
sollte ein jeder wohl überlegen, ob es die
darauf zu verwendende Mühe lohnt. Es
hat wirklich in diesem kurzen Leben we
nig Sinn, sieh besonders vorzndringen,
um eine Rolle zu spielen, blos um den
Menschen zu zeigen, daß man mehr ist,
ais die anderen. Wenn das Ansehen
nick't von selbst kommt als Frucht der
Arbeit, s? hat es keinen ftsten Bodi'N
und fällt üieistens in sich zusammen.
Man macht sich durch Rücksichtslosigkeit
nur Feinde, die mit überlegenem Lächeln
darauf warte, daß der künstlich ausge
baute Ruhm seinen Glanz verliert.
In, Grunde genommen ist es ja nur
die liebe Eitelkeit, die dem beinahe
krankhaften Streben nnel) Auszeichnung
zu Grunde liegt. Man :. 'S etwas fein
und bedeuten. Bicle. die ia'ä nicht Tank
ihrer geistigen Fähigkeiten erreichen kön
neu. werfen die Bcseheidcnhelt über Bord
und meinen nnestüm vorwärts drängen
zu sollen. Alles, Streben dieser Art' ist
verderblich, Tic liebe Eitelkeit ist oft
noch mit dem Neid gcpaart, der es nicht
sehen kann, daß es anderen Menschen
auch gut geh, ,eh Leben. Hüte dich da
vor! Das Leben ist ein einziger Kampf, in
dem viele Wunden geschlageii werden,
Von den Menschen aber hängt es ab, wie
erbittert der Kampf wird und wie tief
Hilft schwer die geschlagenen Wunden
sind.
i i
Seldatemveiber.
Zu welchen für unser Empfinden al?
stoßenden Strafniiitclii man noch gegen
das irde des 17. Jahrhunderts griff,
zeigt folgender Bericht aus dem Jahre
1687: Vergangenen Mittwoch hatten
wir eine artige Erekution wider eine
Weibsperson, die sich gegm das öfters
geschehene Verbot heimlich mit einem
Soldaten hatte trauen lassen. Sie
wurde durch den Steckenknecht auf es
fentlichem Markt an den Esel geschlos
sen und nachgehends von selbigem alle
halbe Stunden mit sechs Eimer Wasser
begossen. Diese Strafe währte von
morgens acht bis elf Uhr. Es fehlte da
bei nicht an einer großen Meng Bolks,
die ihr bei jedem Guß gratulierte Wie
sie endlich losgelassen war. wurde sie
mit großem Geschrei. zum Tor hinaus
begleitet. Ter Soldat sitzt noch in
schivcrcr Haft, weil er ohne dieses Weib
noch eine andere Frau hat, woei noch
besonders bemerkenswert ist, daß diese,
des Kerls erste Frau,, ebenfalls zwei
Männer hat. Ter Delinquent wird
seine doppelte Heirat wohl mit dem Le
ben bezahlen müssen, es wäre denn, daß
ihm der sonderliche Kasus mit seiner
ersten Frau etwas ztistatten käme."
Das rote taar.
In Japan sind rote Haare verpönt,
weshalb jede Japanerin, dcr die Natur
solch leuchtendes Haar verliehen ha!, be
strebt ist, dicsts sebwarz färben. Die
Dlkae der ZVMAt. besonder le,
Haares, ist den Tarnen Japans ein hei
liges Gesetz, sie wird sogar von den
Priestern besohlen, denn das Weib ist
da, um zu gefallen". Nur schivarzes
Haar mit biäuliehcm Glanz gilt für
schön. Jede andere Farbe ist verachtet.
Eine japanische Sage c-zählt über die
Gewinnung des jetzt och gebrauchten .
Haarfärdemitlels folgender Sage. Einst
lebte eine junge, reizende Frau, die vol
les. schönes Haar hatte, das ihr bis zum
Gürtel reichte, aber es war nicht schwarz,
es hatte die verhißt? rote Farbe. Die
jrniae Frau gcämle sieh darüber so, daß
sie fast krank wurde, kein Mittel ließ
sie undctsuckt, sie färbte ihr Haar schließ
lich auch niii dem Safte der grünen
Nüsse, doch bekam es nur eine braune
Farbe und sie wünsckte doch so sehr,
schwarzes Haar zu besitzen. Endlich
horte Mijajima, daß es in einem See
auf Hondo eine Insel gäbe, die auch Mi
jajima heiße, dort lebe Koai, ein heili
er Sckiniopriesicr, dcr wüßte Not für
jedes Leid.
Ta machte sich die kleine Dame reise
fertig, berstbloß ihr kleines HäUSckzen, ;
das " in einem freundlichen Gärtchen
stand, und pilgerte wochenlang, bis sie
endlich von seine die Insel Miiajimcl im
Binnensee erblickte. Ein Pilgerschiff
nahm sie auf, und endlich sah sie das
Heiligtum blinken. Mächtige, glänzende
Zedernboliki, bilden das Wahrzeichen
jedes Schintotorbogens, mit heiligem.
Erschauern eilte das Frauchen durch das
Tor' und strebte in, das Innere des
Tempels. Aber Ko-ai war nicht da.
Er lebe als Einsiedler im Gebirge, er
klarten ihr die Priester, und wieder nahm
sie ihre Wanderung auf. Endlich nach
vielen Tagen, nachdem sie ihre kleinen
Füße niiide und blutig gelaufen hatte,
fand sie Ko-ai, wie cr vor seiner Felsen
höh'e saß.
Gütig hörte er die Bitte k. Pilgert
an, ihrem Haare doch eine schöne
schwarzblaue FeitiV. zu geben. Ter Hei,
liae toar nicht böse über diese sonderbare
Bitte, denn eine Frau hat die Pslicht,
so schön 'zu fein, als ihr nur möglich ist.
Er dachte lange und angestrengt nack.
Tann sprach er: Meine Tochter, es ist
nicht leickck, dich noch schöner zu inachen,
als du bist, Tcch suche die Blume, die
nickt am Himmel wächst, noch auf der
Erde, zerreibe ihre Wurzel und färbe
mit dem Safte deine Haare sie wer
den davon die gewünschte Farbe bckom
wen. Lebe wohl!"
Zwnrig machte sich die kleine Fran
auf den Heimweg. Wo sollte sie eine
Blume hernehme!,, die nicht am Himmel
wuchs noch, auf der Erde? -
Endlich lanak sie ti ihrem kleinen
Häuschen wieder an. Aber da iefc sie
einen lauten Schrei dcr Freude und dcS
Entzückens ans. Der Frühling war in.
zwischen ins Land gezogen und hatte ein
liebliches Wunder vollbracht: in dunkel
blauem Blütenschinucke prangte das ,
Strohdach dcr niedrigen Hütte. Schwert,
lilien' wann zu Hunderten auf dem
Dache erblüht. Da hatte Mijajima nun.
was sie suchte: die Blume, die nich- am
Himmel wucks noch auf der Erde.
Kaum hatte sie ihren Pilncrflab in die
Ecte gelehnt, so eilte sie schon auf das
Txtch und sammelte die wohlriechenden
Jriswurzeln, und diese gaben ihrem
Haar die lang ersehnte schwarzblaue
Farlv, Seit jcncr Zeit zählt in Japan
die Schwertlilie :W den gepflegtesten
.Kulturpflanzen, und es werden don ihr
gein',e Felder angebaut. Man sieht sie
dort in allen Farlvn und Größen. Die
Japanerinnen gewinnen daraus den be
gehrien Farbstoff, der rotes und brau
ncs Haar in tief schwarzblaues umwan
dclt. .b .
" TaS Passendste!
Na, Serzei Jvanowitsch, hast Du
schon etwas Deutsch gelernt in der Ge
fangcnschaft?" Sergei: Ach, nur Jbcrschrift von ein
Lied; heißt: Ich hab mich Dir erge
den!"
Grosier Andrang.
Stundenlang blieb ich im Hinierlref
fen. Endlich stürmte ich vor, durchbrach
die feindlichen Reihen und hatte Erfolg
Was, Tu warst mit in der
Schlacht?"
Unsinn, Ich erzähl' Dir Nur. wie ich
gestern aus der Post meine Pakete los
wune."
C, diese Fremdwörter!
Dienstmädchen: .Wie geht e! dein
gnädigen Herrn?"
Zimmermädchen: Schlecht! Der Dok
tor sagt, er habe ein Recitativ bekow.
men."
Tas erste i der Liebe ist der Sinn
für einander, und das Höchste an ein
ander.
V
i V
Äiiiistlcrischk Tchattcnbildcr
lJädJ
fi-
ki
15c
f.
a
3
!7
ii.iü4
1
&3 09
1 T
t z
'i.
'- &
t ; '
i .V V
4,;- js
m&&mABxJbk
r,"
. .
Es1
Q
, "
?!
5
sserniKgsyM '.Tsggrai
f
l ,4
L
In der Ausstellung" von Maite Landsbergki.
atSKS'm- "Ir-' . -r.