Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 12, 1917, Image 2

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    Slglif Omkha TrlbäUk
WoliMiscije Kampfe.
von Wilhelm 2lsnrad Gsmsll.
Kriegsberichtcrstattrr.
-.CMfn schick endlose Fahrt lag hinter
uns. Wieder einmal Bandstraßen, breite
!, die durch die ebene führten, die
si,h'durch magere Felder schlangen, die
geradlinig, dann wieder geschwungen,
lVieielon und hügelab liefen und so Fit
den glichen, die in das Ungewisse hin
auögefponnen waren. Eine schwere Ar
freit hatte die Maschine, die sich fauchend
und ratternd durch den Sand arbeiten
mußte. Immer dicht hinter der Front
het, oft durch Ortschaften hindurch, in
denen deutsche und östernich-sch-unga-
, tische Reserven lagen, wo an Hecken hin
tet Friedhöftn, im Schatten eines russi
schen HolzZirchleinZ oder neben einem
windschiefen GutZhäuZchen die Feldkü
cb:n angefahren waren. Bauerrchäuser,
niedere Hütten, strohüberdeckt, waren
Ställe für die Pferde der Gefechtsbaga
. gen, wgren Quartiere voll erschreckender
Elendigkeit für die Mannschaften. In
den IlJluIben zwischen den Hügeln das
bunteste Kricgsgewimmel. Änd das alles
üdertont, übenascht, überbrandet vom
Lärm schwersten Artillermfeuers, das
ciuf unserer Front lag. Denn wieder
griffen die Russen an, wieder bereiteten
sie den Sturm ihrer Infanterie vor und
dämmerten auS ollen Jtalibern in der
wildesten, Art auf unseren Gräben her
nrti. TS ganze Gelände zwischen uns
und der Frontlinit war mit Schrapnell
Wolken überdeckt, und oft genug sauste
krachend ein gegnerischer Gruß mitten
ir.s Gelände; als schwere, schwarzbraun
Aufsteigende Erdfontäne wurde er sicht
bar. -
Ss geht die Fahrt mi schon seit den
Mittagsstunden, und noch immer sind
wir nicht am Ziel. Die Dämmerung
kMmt. In der Ferne über unseren Grä
ben steigen die hellen Sterne auf, die
.iegssterne, die Leuchtkugeln, die von
der Erde in die Höhe tanzen, die wie
lüchtbeschmingte Kugeln sanft aufflie
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TculZche Truppcu aus dem Bor
marsch.
: gen und ihr magisches, weißblauck Licht
, breit über das Land ausg'eßen. Tag
' aus, tagein geht es nuu schon wieder so.
I Unter dem Lärm der Geschütze näherten
' wir uns dem Frontraum; von ihm be
' deitet, fuhren wir von Süden nach
Norden und kommen nun von Norden
nach dem Süden zurück. Wieder wird
. ts im Gesechtsberickte heißen, daß der
.Marwitzabschmtt unter allerschwerstem
Feuer Ia?. Und trotzdem sind ir so voll
Luversicht, daß der Feind, so stark er
aueb anrennen mag. wiederum nichts
weiter als schwere Verluste sür sich er
reichen wird ...
Völliges Dunkel bückt herein. Wir
, fahren nun über eine Straße mit voll
7. kommen östlicher Richtung. Geschlagen,
gestoßen, von einer Bodenwelle zur an
dren ezeworen, geht es mit knarrenden,
a:b.zendcn Rädern voran, nd mehr als
einmal verWeinen dir, daß irgend etwas
m Untergestell gebrochen fein muß;
denn plötzlich steht der Wagen, und wir
l-cze wie vom Nachtdunkcl vcrschlun
gcn auf der großen Ebene, über die nun
tes Heer der schimmernden Sterne her
euftieht . . . Wundervolle Stunden . . .
Ticf in ihrer Schönheit, gewaltig in
is-rer Größe öffnete sie die wolhynische
eiie, achdem der staubige Tag der
funken war. Oben in der Höhe, unter
ilauschwarzem Zelte die flammenden
kleinen Lichter mit mildnn Blkken,
und dann vor uns immer wieder Ge
fr :!trn deS Krieges. Zeugen bei fortge
henden Kampfes, die flammenden Ku
g:ln, aus Leuckrraketen emporgeschossen,
um dS Biigrifssgelände vor den Grä
bn Lbersihen zu können. Gegensätze!
So groß, so ungeheuer gewaltig der
i riez vor uns sieht, der ns in jedem
Augenblick mit schwerem Flllgelschlag
mweht, so klein dies alles gegenüber
rieft au!ge7öZcht gleichen Verlorensein
ir 7.a!:Zcharz. hinter dem die rätsel
kfte e'renxiefr sich ouftut . . . Ueber
ichtuHe, gelZAnkenübersiürzte Sekunden,
imt rattert der Übtet wieder, die
- t.".T!st!:it umfängt uns von neuern.
?7!irscher..d eht es weiter auf dem un
beksnntk LLege: dort vor uns, irgend
f.2 I. l.eien. Wir sollen über
e 2 on erreichen, die in R. Ouar
r l'rz" tyl Die Karten sind .nicht
c -d: c naa zi nennen, und sg suchen
r-'z v?z vorwärts von Viertelstunde z
?' ' ia-d. bofsend. wß sich irgend
ro en ,1 Licht in der werten
rt vx ti"5 zeigen wird.
Szatik waöen aus dem Dunkel
' ' , f'"'n"ch?n kommt uns entgegen.
s b. n die Auien nicktS. Doch in
" !j missen sich schon bald
s r - Anstimme. Und nun d'bt
. 't -r . et E:ist.rzLg vr.t
fchwommenen Formen aul der Tiefe b.3
WegeS. heraus. Protzen, die' durch die
Nacht 'fahren, um Munition heranzu
schaffen. Breit sitzen die Reiter auf den
Pferden. Schwer wiegen sie sich mit je
dem Schritt der Tiere in den Sätteln,
und wie angegossen hocken die Becleit
Mannschaften auf den Sitzen. Tläge
Worte kommen von den Lippe der
Leute, Zurufe sind eö, die den Pferden
gelten, die in diesem Sande mit den
schweren Wagen ihre Last haben. Pfei
fen glimmen wie wie Leuchtkäfer an ei
nem Sommerabend. Im Vorüberfahrcn
tonnen wir uns durch Anruf orientieren.
Im Unterstand.
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Dann geht es wieder hinein , in das
Dunkel, bis wir hinter einer geisterhaft
bie Flügel von sich streckenden Mühle die
Ortschaft K. reichen. Dort an der
Kirche schwenkt der Weg ab, und wir
habe nun endlich die Gewißheit, auf
dies Stütze unser Ziel nicht mehr ver
fehlen zu lönneu.
LeuHtkuzeln. . . , Ein Flammentanz
ist eZ. der sich vor urö über de schein
bar zum Greifen naheliegenden Gräben
abspielt. Wie Monde, die von Jongleu
ren in die Luft geworfen werden, so
steigen nd falle die lichten Kugeln
über de Schützengräben, Dann enei
chen wir die Division elektrisches
Licht: die Ortschaft ist belebt und
nach kurzer Rast, nach Informationen
geht es von neuem weiter. Eintönig ist
die Fahrt. Es macht den Eindruck, als
ob sie ie enden wolle. Die Minuten
vrtf.Kiche so langsam, die Viertelstun
den hab Srndennite, bis sich plötz
lich wieder am Wege ein Kirchlein auf,
hebt, um das sich die Häuser ducken. Wie
in Angst erschreckt liegt d Ortschaft im
Dunkel. Es schläft schon alles. Dann
aber steht daS Bajonett blitzt plötz
lich im Lichte unseres Scheinwerfers
ein Posten vor unk, lkf in den Mantel,
gesteckt, de Kopf vermummt, da die
Nacht kalt wird. Wir sind am Sel. t
.
Ueber eine kleine Feldweg müfscn
wir zum Gutshofe hinaus und stampfen
im Dunkeln unter Bäumen einher, ei
nem auftauchenden matten Lichtschein
entgegen. Unter dem Grün der Bäume
steht ein Häuschen. Seine Tür knarrt,
ein Hurrd schlägt an. Auf dem halb
dunklen Drnnum brennt trübselig ine
iüjf, Doch aus ewem Ammer zur
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rechten Hand dringen Stimmen heraus.
Tort! ... Wir klopfen an und treten ein.
Verstaubt und durchgefroren stehen wir
vor eroern kleinen Kreise von Offizieren:
zwei deutschen Herren und einem jun
gen k. und t. Kameraden, dem Berbin
dungsoffizier. Von der Division ange.
meldet, wurden wir erwartet, und wäh
rend wir die Kleider ablegen, tritt der
General, der Brigadekommandeur, in
die Stube, die ns 'noch immer als wri
tcr schwarzer. Raum mit nur kleinem
Lichtkern vor den Augen steht. Freund
lies Worte bilden den Empfang. Hier
sollen wir bleiben, mit diesen Front
mannern zusammen für eine Zeit das
Leben einrichten. Man wird hineinge
worfcn in einen Kreis mit der Aufgabe,
sich zurechtzufinden: AuS der Fremd
Ijett eine Brücke hinübcrschlagen. vom
eigenen Ich einen Weg bahnen zum
Leben der anderen . . . Der Krieg, daS
Gemeinsame. sclafft Verbindungen,
stellt aber auch Grenzn auf; berh hier
fugte sich alles gut. Wie in eine Familie
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In Sumpf nd Cchnee.
käme wir hinein. Die Tage, die aus
diesem Abend mit Gesprächen über die
schönen Künste erwuchsen, wurden
Werte, die ich nicht missen möchte, und
schon fc ersten Stunden waren gleich
sam eine Pforte, die sich vor einem Reich
auftat, das Schätze barg Schätze, d
daS Leben reicher mache.
Das kleine Gutshaus don I. lag
bunt umflammt; den schon übertupfte,
übergoß der Herbst die Wipfel der grü
nen Partbaume mit rote und gelben
Tinten. Abseitig der Straße würd es
rms ein Heim? denn neben dem Krieg,
der uns den Stunde zu Stunde i sei
e Bann schlug, taucht Minuten auf,
dle sich summierten, d sich wie in
fröhliches Spiel der Gedanke aneinan
derfügte. Feindliche Flieger kamen.
Doch das störte unZ weiter nicht. In
der Luft wurde gekönrpft, und fast nach
barlich konnten getrost die Batterien
grollen; den der Weg zur Front war
Zurzj. Uns gegenüber begann bei Kolonie
Pustomyt der Sturmraum der Russe
mit den Brennpunkte do Korytnica,
Swiniuchy. Bubrco, WoZnin. Szel
wom. Dort lag da oft schon blutgerö
kte. lächcnuberfüute Angriffsfeld der
Russen . . daS Grad dcr russischen Gar
de'. Breites Land, von Hügeln über
wellt, mit Wäwern bestückt, um die der
Feind mit Wildheit stritt, weil fi ihm
Stützpunkte für feine Front abgebe
sollten. Dort stand da! Ringen; dort
lagen sich die Regimenter, die Bataillone
be der russischen Uebermacht ach der
Mannschaftsihl sehr ungleich einander
gegenüber. Sie waren wie sprungbereite
Tiger in Angriff und Abwehr. Wie S
cm Tage nftrer AnZunft genxft ist,
ss hoben wir es noch oft erlebt. Front
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auf nd frontnieder, durch d Mulden,
über die Höhen, die sich als bewegtes
Gelände rund um die Luaasenke legten,
hob sich der Sturm der Artillerie au
dem Schweigen der Nachk hervor; er
iiberbrüllte den Tag. Der Feind spie
Eisen auf unsere Linic'n. Er trommelte
wie ein besessener Teufel, um die Bc
satzungen unserer Graben mürbe zu ma
chen. Und seine Satansmusik schuf ein
Heulen in der Luft, ließ die Erde droh
nen und gittern. Nur eins gelang ihm
nicht, die Männer unterzukriegen, klein
zumachen, die da vorn in den Gräben
sahen nd dem Kommen seiner Jnfan
terie mit Ruhe entgegenwarkten. Wie
aus Eisen, so saßen sie. Tie Augen
der Posten schweiften adlcrsharf suchend
über da Vorland hinter den Drahthin
dernissen. Und wenn er dann kam, dcr
Russe, wenn er seine Leute schlicfzlich
mit eigener Artillerie und Knulenhicben
immer wieder vortrieb, so empfingm sie
ihn. an die Gewehre gesprungen, und
sandten ihm ihr todbringendes Willkom
men entgegen. Mitten in dcr Nacbt bin
ich aufgewacht von dem plötzlichen Knat
tern der Maschinengewehre. Nach lur
,em Feuerüberfall Jnfantcriesturm de
Feindes. Und schon hackten und tackten
die Kugclsichcln. die veiderbensveienden
Gewehre, die den Tod aus wohlgedeetten
Grabennischen über das Feld sahren las
sen. Und immer ging es so, bei Tag
und bei Nacht, gleich, wann es der Feind
versuchte.
Großkampftage! Die russischen Gar
den hatten gegen Abend gestürmt. Von
allen Frontieilcn kamen die Berichte: wo
sie anrannten, waren ihre Massen im
eigenen Blut umgesunken. Man konnte
die Toten nicht zählen, man sah die Ver
wundeten liegen, hörte sie klagen, ohne
ihnen helfen zu können. Waren sie weit
gekommen, so erreichten sie unsere Hin
dernisse, und nur an ganz wenigen Stel
len gelang es ihnen, hier und da einmal
in ein Grabenstück inzudringen. Ein
paar wunde Punkte kannten sie. Dort
versuchten sie es immer wieder. Doch
durch Gegenmaßnahmen und verstärkte
Sicherungen wurden ihnen auch dort
leine bleibenden Erfolge gewährt. Dann
aber kamen doch Tage, wo das Stürmen,
das Anrennen und durch Gegenstoß Pa
rieren ein unaufhörliches Hin- und Her
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wogen wurde. Hinüber und herüber ging
die Heftigkeit des wildez Ringens. Hart
auf hart! Mann gegen Mann! Ba
joneit und Spaten! Die Handgranate
Sackweise wurden sie dem Feinde ent
gegengeschleudert, und zwischendurch
brüllten die Artillerie sich an. Die
Granate zerrissen die Luft. Das Ge
tose brandete in Wildheit über daS
Schlachtfeld. Die riiederfausenden Ge
schösse ließen Staubwände über den
Gräben wachsen. Die Erde schien sich
aufheben zu wollen; in Atome zerrissen.
nng sie himmelan. Schwarze and
soniänen. graubrauner Schmutz, gemischt
mit blauem, raurotgelbem Pulver
dampf, tausendfach übertrumpft voa den
dprmawoitni der Schrapnells, so hoben
sich die Staubfahne und hängte
schließlich eine Vorhang, undurchsichtig,
undurchdringb für die Augen, über die
inn don Freund und Feind.
Harte Tage sind daZ gewesen. Swl
uiuchy. Korytnica. Pustomyty! Tie
wolhynische Ebene hörte daS Brüllen der
e chutze, horte de auflebenden un, der
siegenden Hurraruf stürmender russischer
Kompagnien, Bataillone und, Regimen-
ter, d zwischen Hügeln hervorbrachen,
Sie horte hunderttaufendtach das Todes-
röcheln nutzlos hinaeopferter Menschen,
auf die die russischen Heerführer ja lei
nen Wert zu legen brauchen.
Weites Land .... Windüberwehte
Höhen ... An inem Morgen fuhren
wir wieder hinaus. An einer grüne
Ecke unter knorrigen Kiefern waren Wege
, den Waldbove geschnitten. Ein Gar
te war entstanden, in dessen Mitte das
Häubchen eines Regimentskommandeurs
zzefteul worden war. Ein geoiles Block
hauö auS den dort Lefchlagenen Stam,
men. mit kleiner Veranda davor, mit
Hellem, lachendem Dach darüber, . mit
freundlich blinkenden Gardinen an ven
Scheiben, mit Blume auf dem Zicrstück.
chen vor dem Hauscingang . . . Ganz
nahe ist die Front, die sturmumtobte,
kamvfuberbrodclte. Und hier, im Herzen
Wolhyniens. lebt deutscher Sinn. So
wie man das Häuschen liegen fah, meinte
man. eS müsse in jedem Augenblick ine
blink und blailke Hausfrau aui seiner
Pforte treten. Mannerarbeit in allem
und allem: dcr Bau, die Pflege. So
orgsältig war diese kleine Sclbstver
tändlichkeit beraerichtct worden, daß
man nicht einmal staunen konnte. Man
freute sich einfach mit dem Besitzer und
einen Freunden. Und das izruiiiiua im
kamingewärmten .Speisezimmer mit
den bunten, birkenstammgerahmten Ju
gendbildcrn deutsche LaiidschaftZ
motive! mutete so traulich an, daß
wir und mit unö der k. und k. Berbin
dungsoffizicr, ein freundlicher Major,
langer olS S vorgesehen war, dort sttzen
blieben. Dann aber ging, es m das an
chließende Waldlagcr des Regiments.
Mitten im Grün waren die Küchen auf
gefahren. An den Wegen faßen die
Kompagnien beim Mahle, als wir m
nüber gingen auf die fauste Höhe, die
von Kiefern, Birken und Eiche dicht be
standen ist. WaS war dort nicht ollcS
chon geschaffen worden, seitdem das Re
giment in den Abschnitt eingerückt war.
Natürlich zunächst die Bade und Ent
lausungsanstalt. Zugleich mit dem Ein
bau der Erdunterstände wurde des Sa
ttitären gedacht. Nun gab es schon stein
ausgelegte Häuschen, in denen die Mann
schastcn, die abgelöst aus dem Graben
kamen, ein recht behagliches Leben süh
ren konnten. Das ganze Lager war ein
weit ausgedehnter Hain, In dessen Mitte
auf einer Lichtung vor einem dunkeln
Eichenstand eine helle Birkenlanzel zur
FcldgottkSdienste errichtet worden war,
und wo im Anschluß daran ein Fricdhos
entstand, auf dem die Kameraden des
Regimentes bestattet wurden, die im
ehrentzallen Kampfe auf dieser fremden
Erde dahinsankcn. Einen Kunstlcr. etnen
Holzschnitzer, hatte man im Regiment?,
der schuf ein hols Kreuz mit herber
Christusfigur, das nun über die Grab
reihe hinaisschaute und um das sich.
auS Kiefernstämmen gefügt, eine offene
Feldkapelle herumbaute. Stimmungs
volle Ruhe lag ilber diesem Erdenfleck,
dem noch der Name fehlte und den wir
an diesem Tage nach gutem llcbcrlegen
und Abwägen Waldlagcr Königshain"
tauften.
Von hier qinq eS vor in die Graben.
Die oanze Stellung schritt ich ab. Mei
sterlich ist das Gelände ausgenutzt. Aus
den Mulden heraus legt sich das Graben
festem ostwärts gegen die Bodenwellen.
Von starken Drahthindernissen gesichert,
winden sich die Schützengraben durch das
Land. Dunkle Erde ,st aufgewühlt,
durchgrabcn worden. Dann aber, in
mitten dieses Systems von Zugang?
wegen, don Haupt und Nebenlinie und
Abrikgeiungsgraben schimmert es nxtg n
der Sonne auf. Wie leuchtende Inseln
liegen Kreidekuppen. die hier aus dem
Schwemmland aufsteigen, zutage. Sie
geben dem Lande den Charakter, denn
sie durchbrechen die glaciale Bedeckung
der Erdoberfläche, die aus Sand, Schot
ter und Geschiebetonen besteht, und durch
die stellenweise die Versumpfung Wol
hynienS bedingt ist. Vor diesen Kreide
kuppen machten unsere Leute aber nicht
halt. Sie gingen ihnen mit Hacke und
Spaten zu Lewe. gruben Gange laby
rinthartig in sie hinein und schufen ge
rade dort in der weichen Steinschicht eine
Stellung, wie sie mustergültiger nicht ge-
dacht werden kann. Uebermannstief
schnitten sie die Graben auS. Und die
bloßgclegten . Kalkmassen schimmerten
nun gebleicht in der Sonne, und die
Vrabenbasis war so sauber geebnet, daß
man meinen konnte, man bewege sich
auf einer gut gepflasterten Straße. AlleS
haben die Gräben, waZ man von ihnen
verlangen kann. Und in den Nachbar
abschnitten, wo eS- aus den Kreidekuppen
wieder zu Sand und Mergel übergeht,
liegen Ziegelfliesen aus dem Grabenbo
den. Man hat ihn mit Klinkern aus
gelegt, die gefegt werden, die fo sauber
blinken wie eine deutsche Bauerndiele.
Gegen diese Stellungen sind die Aus
sen angerannt, und so, wie es ihnen er
gangen ist in all den vergeblichen Stur
men, die sie wagten, wird eS ihnen wei
ter ergehen, so oft und so dick sie auch
noch kommen mögen. Unsere Leute sitzen
dort vergnügt vor dem Feinde. Aus dem
Sommer und Herbst ist ihnen nun schon
der Winter geworden. Auf die ersten
Frostnächte, auf die Morgen, die mit
dünnen Elöblattchen über den Wasser
Pfützen erwachten, sind Tage und Nächte
voll wirbelndem Schnee geworden. Jetzt
steht daS Land ganz weiß vor ihnen,
weiß, wie die wolhynische Kreide, in dcr
sie sitzen. Der Schnee deckt sie ein, legt
ihnen Polster und Haube auf die Schul
tern. Mutzen und Hcme; sie sehen nicht
mehr vom Gestein wie die Bäcker aus,
wen sie durch die schmalen Gänge zu
den Horchpostenlöchcrn vorgekrochen sind.
In den Hecken und Bäumen, die sich an
den Hügeln vor der Stellung hinziehen,
hat schon ebenso der Rauhreif gehangen
wie an den Haaren und Barten dcr Do
sten. die mit hartem Blick beobachtend
zum Feinde hinüberschaue und die in
Wind und Wetter auch hier auf treuer
Wacht sieheu. Und was sie Vom Feinde
denken, dem wilden, der ihnen eben sei
nen Garden Sibiriakc und Turkestanen
ntgegenschickte, sagte mir einer von ihnen
mit nüchternen Worten: Sie möge nur
kommen! Viel erwarten wir nicht don
ihnen: Iwan, der schreckliche, wird ie
in feiner Man erden, auch wenn er
Röllchen anzieht . . Auch im Trom
melfeuer. da! so dicht und oft über die
Graben dieses schwer umkämpfte Ad,
schnittes niederging, ist ihnen ihre Zu
verficht, ihr Mannesmille und der ge
fünde Witz nicht zerschlagen worden.
Kein Nachrubm ist so rein und
angenehm, als der Nachruhm der Lcut
scligkeit, Redlichkeit und HerzenSgüte
keine Blume duftet auf unserm Grabe
lieblicher, als das A!is,Zen dcr Huma
nitst, wer gefälligen, friedferiizen und
ftrchlich'.n Seele.
Spanische
Von Jnlio Bronta '(Madrid)'.
Die .Grande,a" bat von jeher zum i
höchsten Adel der Welt gezählt, und die
Granden selbst behaupten, daß sie es
von Gottes Gnaden sind. Sie halten
sich für adliger als die Fürsten dcL Hei
ligen Römischen Reiches, als die Her
zoge und PairZ von yranlreich uno
England. Dcr Grandcntitcl darf nur
auf den ältesten Sohn übertragen wer
den, ohne daß die übrigen Familienmit
gllcder oder gar das ganze Veicyucn,
dieser hohen Würde teilhaftig wären.
Die Grandcngcschlcchter ruymen nen
auch ihres reinen germanischen Ur
sprungs; sie sind die Nachkommen deS
HerrenvolkcS der Golen. die unter Pe
layos Führung sich zur Befreiung
Spaniens vom muselmanischen och
vereinten, Gut und Blut im jahihun
dertelangen Kamps einsetzten unv
chlicklich siegreich hervorgingen, woycr
sie einen bedeutenden Anteil an dcr Per
waltung aller Staatsgcschäfte erwarben.
Die gotischen Könige sahen sich veran
laßt, den tapfersten und vegulcrl,ien
ihrer Mitstreiter große Ehren, Borrechte
und Gerechtsame zu gewähren, so auch
das Recht, Streitkräfte aufzuheben und
zu unterhalten. Ei so ausgezeichneter
Adeliger hießt Rico Ome de Pendon y
Caldera (Reicher Fahnen und Kessel
mann"). In den Wappen ver spani
schen Adeligen findet man häufig eine
Fahne und einen Kessel abgebildet; die
Erklärung dieser Symbole ergibt sich
von felbst: die Fahne bedeutet das Recht
Truppen zu werben und anzuführen,
der Kessel das Vermögen, sie auszurü-
sten und zu speisen (oft allerdings vurcy
Raub. Plünderung und Brand
schatzung). Die .Reichen Männer" wa
ren die Ratgeber der Krone und dursten
die höchsten Aemter beanspruchen. Nicht
nur hatten sie als Reichsunmittclbare,
als direkte Vasallen des Königs, Sitz
und Stimme aus allen Reichstagen, son
dein sie waren auch von allen Steuern
befreit.
Nach dcr Vertreibung dcr Araber aber
war idre Rolle als kriegführende Macht
endgültig ausgespielt und die sogenann
tcn katholischen Herrscher. Jervinano
und Jsabella. ersahen in ihrer übermä
ßigen Machtstellung eine stetige G.fabr
für den inneren Frieden des Reiches fo
wohl, wie für das Ansehen dcr Krone.
Die Monarchen beschlossen, die Macht
dcr Reichsunmittelbaren, die schort da
mals vielfach den Namen Granden tru
gen. zu brechen. Durch kluge Politik
gelang dies ihnen. Die vrandenwllrde
wurde mit einer Menge von äußerlichen,
meist nichtssagenden Ehren und Prä
rogativen ausgestattet. Die Grande
wurden als .adelig wie der König'
(nobles como el rey') bezeichnet und
durften bei öffentlichen Handlungen sich
vor dem Landesherrn setzen und be
decken. Der König redete jeden inzel
nen mit .Tu" an und nannte ihn .mein
Vetter'. Aber erst dem Enkel Karl V.
war es vorbehalten, mit dcr Macht deS
hohen Adels gänzlich aufzuräumen.
Dem alten Grundsatz: .divide et im
Vera" folgend, schuf er verschiedene
Rangstufen unter den Adeligen und
sonderte die Träger deS höchsten Adels
von den übrigen ab, die fortan als ,Ti
tulados" eine Mittelstufe zwischen er
steren und den niederen Adeligen, den
.Hidalgos", einnehmen sollten. '
Die Kaiserksönung in Aachen am 28.
Oktober 152 bot Karl die beste Gele
genheit, die Bändigung deS bohen AdelS
einzuleiten. Die Granden, die ihn zur
Feier begleitet hatten, beanspruchten das
Recht, m gewohnter We: e sich vor ivrem
Herrscher zu bedecken. AIS aber die
deutschen Reichsfllrsten, denen diefeS
Recht nicht zukam, dieses erfuhren,
drohten sie. sich zu entfernen, wenn die
Spanier in ihrer Gegenwart Gebrauch
davon machen sollten. Da wußte Karl
durch seinen Hosmarschall, den Herzog
Fadrique de Alba, die Granden zu be
wegen, ausnahmsweise bn die er Gele
aenbeit iicb ihres Privilegs zu ent
halten.
AIS der Kaiser 1522 nach Spanien
zurückkehrte, ließen sich die Granden
eine durchgreifende Reform gefallen. Die
eigentlichen Granden sollten in Zukunft
nur durch kaiscrlich-königliche Gnade zur
Ausübung ihrer Privilegien berechtigt
sein, und fo zog Karl eine scharfe
?cheidelin,e zwischen den übrigen dr
ligen und den wenigen Berechtigten, de,
nen der Grandentitel entweder wegen
hoher Abkunft und ansgcdehiiten
Grundbesitzes bestätigt oder wegen bc
fonderer persönlicher Verdienste verlier
hen wurde. ES sollten unter den Gran
den verschiedene Abstufungen siattfi,
den: eine erste Klasse, die die gleich vom
Kaiser bestätigte Adeligen umfaßte.
und eine zweite, ' die ursprünglich die
von ihm, dann auch die don seinem
Sohn Philipp II. neugeschaffenen in sich
fchloß; eine dritte Klasse bildete dann
die, die durch Verleihung der späteren
Herrscher diese Würd erlangten. Ju
neuerer Zeit stand S dem König frei,
nach Willkür die eine oder andere Klasse
zu verleiden.
Die Granden der ersten Klasse er
schienen vor dem Landesherr mit be
deckte Haupt, entblößten es beim Hand
kuß, bedeckten sich dann wieder und
grüßten nur militärisch, während der
König sie ansprach. Die der zweiten
Klasse bedeckten sich ach dem Handkuß,
behielten aber, so lange der Henscher mit
ihnen sprach, den Hut m der Hand; bei
der dritten Klasse erfolgt die Bedeckung
erst, nachdem der König sie entlassen,
doch in seiner Gegenwart, nachdem er
sie dazu eingeladen. Auk dem stolzen.
unbändige LehenSadel war ein zahmer
Hofadel geworden. Unter an IIL nd
Karl IV. mußte der alte Adel, der im
mer mehr verkam und abstarb, plebeji
schen Parvenus den Platz einräumen.
Unter Joscph Bonaparte wurden die
allen Grar.dentitel für ungültig erklärt
und abgeschafft, ober nach der Rückkehr
der Bvurvons eryicilcn die Granden
1 ih einstige Ehrt nd Würde zurück,
Hranden.
uns Siir.si K?N fänlsllieficn Erlaß vom
20. Mai 1834 wurden ihnen im Senat
die ersten Plätze nebst den Prälaten zu
gewiesen, dagegen eriincn ,i
Jahre später einen furchtbaren Schinn,
als die Zehnten von den CortcS ohne
jeglichen Ersatz aufgehoben wurden. Das
bedeutete den wlrtichaililcyen um v,c,?i
Granden. Auch die Aufhebung der Ma
jorate zog vielfach die Zersplitterung der
einst tolustaicn Granoenvermogen
siK ßi nikt eaenwärtia einige Hun
bette von hochadeligen Familien, die
bettelarm sind.
Ik.s,: f,-,fcti fi k!i nihIirt dem
UtVllWIS lUWll "' -....y- T
Zeitgeist anzupassen gewußt und, anstatt
wie ihre stolzen Vorfahren zu fauleNM
und ihren uccicyium zu wrunoc geyc,,
lassen, ergeben sie sich dem Handel und
Gewerbe und andern plebejischen Ver
richtungcn, worin sie sich oucy eine ge
wisse Grandenschnst zu wahren gewußt
fcflfrn. So ist beute in Spanien der
größte Reeder (Verwalter der Trans
atlantischen Gefcllfchast") ver carqucs
di Comillas; dcr grosne iZisenoaynuiiici
nchmer dcr Marques de Guadclmina.
dcr größte Zuckcrfabrikant der MarquöS
de Larios, der größte Oelcrzeugcr der
!rj?rtTm,5ä hc fa Cafliinfl. der arökte
Wcinproduzent der Marques del Riscal,
einer dcr grotzten zcampzlierzucyier ver
Herzog von Todar, der größte Schau
spicler Ton Fernando de Mcndoza;
sämtlich Granvcn von Spanien.
Noch heute werden die Granden vom
König geduzt, und unter sich duzen sie
sich und betrachten sich als Vetwandte.
Bei Hose kommen dem Granden die
Ehren eine? Feldmarfchalls zu. und
außerdem müssen noch die Hcllcbardiere
bei seinem Erwinen, ebenso wie bor
einem Jnfantcn, laut mit ihre! Lanzen
gegen den Bodcn stoßen. Die Granden
babcn Sitz im Oberhaus, wenn sie ein
Jahreseinkommen von 0.00 Pesetas
ausweisen können. Das können aber die
wenigsten, und so kommt eS denn, daß
don den 292 im spanischen Slaatskalcn
dcr eingetragenen Granden nur 35 Sc
natorcn sind. Viele dürfen ihre Adels
titel nicht tragen, denn für jede Titel
ist eine höbe Äbqal an den FiskuS zu
zahlen. Wird die Abgabe nicht entrich
tet. fo liegt der Titel brach, bis sich ein
Käufer findet, dcr ober irgendwie auf
Grund feiner Herkunft sein Recht auf,
den Titel bewciscn-muß. Hierin aber
wird nicht allzu skrupulös verfahren,
denn in spanischen Zeitungen findet man
oft Anzeigen, daß der oder len Titel
vakant ist, man verstehe darunter: zu
veräußern. Anfertige? von Stamm
bäumen finden fick auch leicht. So ist
richt selten die Möglichkeit geboten, mit
verhältnismäßig kleinen Mitteln zu gro
ßen Titeln zu gelangen.
Vont Gcben und Nsh
men.
Von Oscar Blumenthal.
.Tuk dak Gute und wirf eS ins
Mcerl Sieht es der Fisch nicht, sieht
es dcr Herr!" ... Ich kenne keine schö
ncre Apotheose der Wohltätigkeit, als
dicscS türkische Sprichwort.
Ter Darbende mißt unsere Gaben
nicht an seinem Mangel, sondern an
unserem Ucberfluß. Und er hat Recht.
Mehr als einmal habe ich daS rüh
rendfte Bild der Mildherzigkcit gcsehcn:
Einen Bettler, dcr einen anderen be
schenkt hat.
Die schönste Tafelrunde ist, andere
zu sättigen. -
Leere Hände müssen sehr wohl ge
formt sein, um zu gefallen; volle haben
es nicht nötig.
Feste Grundsätze sind ein ausgezcich
kieicS Mittel, um dringende Bitten ab
zulehncn.
ES ist gewiß richtig, daß man die'
Arbeitsscheu nicht durch Almosen unter
stützen soll. Ich habe jedoch ein Miß.
trauen gegen gute Lehren, die mit Er
sparnisscn verbunden sind.
DaS einzige Mittel gegen die Bitter,
leiten deö Undankes: Man muß die
Wohltaten, die man erwiesen hat, och
schneller vergesse als derjenige, der sie
empfangen hat.
.Sie haben mir zwar große Timsie
geleistet, aber ich trage eS Ihnen nicht
nach." . . . Tiefe Wendung würde man
öfter hören, wenn die Menschen auf
richtiger wären.
Die Almosen dcS Glücks sind so
kärglich, daß wir eigentlich nur von der
Hand in den Mund glücklich sein kört
nen.
Ich weiß richt, welcher boshafte Men
schenkcnner behauptet hat. daß mancher
erst durch seinen letzten Willen verlockt
wird, seine erste Wohltat zu erweisen.
Vermächtnisse für mildtätige Stif
tungeg sind schon oft dem Wunsche nt.
sprungen, die gesetzlicken Erben zu
schmälern und d plötzlich erwachte
Liebe zum Nächste war im Grunde
uur eine Flucht vorden Allernächsten.
Wir sind bisweilen die Narre der
Dankbarkeit. Denn manche Guttat
wird unS nur wiesen, um andere zu
kränken.
.Hätte ich damals nur in Ahnung
da Ihrer Verlegenheit gehabt, wie treu
big würde ich Ihnen geholfen haben!"
. . . DaS ist die Lieblmgswendung in
pfiffigen Leute, die unS cera die groß,
mütigsten Versprechungen 'für die
Vergangenheit geben.