Slglif Omkha TrlbäUk WoliMiscije Kampfe. von Wilhelm 2lsnrad Gsmsll. Kriegsberichtcrstattrr. -.CMfn schick endlose Fahrt lag hinter uns. Wieder einmal Bandstraßen, breite !, die durch die ebene führten, die si,h'durch magere Felder schlangen, die geradlinig, dann wieder geschwungen, lVieielon und hügelab liefen und so Fit den glichen, die in das Ungewisse hin auögefponnen waren. Eine schwere Ar freit hatte die Maschine, die sich fauchend und ratternd durch den Sand arbeiten mußte. Immer dicht hinter der Front het, oft durch Ortschaften hindurch, in denen deutsche und östernich-sch-unga- , tische Reserven lagen, wo an Hecken hin tet Friedhöftn, im Schatten eines russi schen HolzZirchleinZ oder neben einem windschiefen GutZhäuZchen die Feldkü cb:n angefahren waren. Bauerrchäuser, niedere Hütten, strohüberdeckt, waren Ställe für die Pferde der Gefechtsbaga . gen, wgren Quartiere voll erschreckender Elendigkeit für die Mannschaften. In den IlJluIben zwischen den Hügeln das bunteste Kricgsgewimmel. Änd das alles üdertont, übenascht, überbrandet vom Lärm schwersten Artillermfeuers, das ciuf unserer Front lag. Denn wieder griffen die Russen an, wieder bereiteten sie den Sturm ihrer Infanterie vor und dämmerten auS ollen Jtalibern in der wildesten, Art auf unseren Gräben her nrti. TS ganze Gelände zwischen uns und der Frontlinit war mit Schrapnell Wolken überdeckt, und oft genug sauste krachend ein gegnerischer Gruß mitten ir.s Gelände; als schwere, schwarzbraun Aufsteigende Erdfontäne wurde er sicht bar. - Ss geht die Fahrt mi schon seit den Mittagsstunden, und noch immer sind wir nicht am Ziel. Die Dämmerung kMmt. In der Ferne über unseren Grä ben steigen die hellen Sterne auf, die .iegssterne, die Leuchtkugeln, die von der Erde in die Höhe tanzen, die wie lüchtbeschmingte Kugeln sanft aufflie . ,' jä " ' ' ' 'llf-,''1' S h r , l , , i, f v r a rff -. 5 , - I . TculZche Truppcu aus dem Bor marsch. : gen und ihr magisches, weißblauck Licht , breit über das Land ausg'eßen. Tag ' aus, tagein geht es nuu schon wieder so. I Unter dem Lärm der Geschütze näherten ' wir uns dem Frontraum; von ihm be ' deitet, fuhren wir von Süden nach Norden und kommen nun von Norden nach dem Süden zurück. Wieder wird . ts im Gesechtsberickte heißen, daß der .Marwitzabschmtt unter allerschwerstem Feuer Ia?. Und trotzdem sind ir so voll Luversicht, daß der Feind, so stark er aueb anrennen mag. wiederum nichts weiter als schwere Verluste sür sich er reichen wird ... Völliges Dunkel bückt herein. Wir , fahren nun über eine Straße mit voll 7. kommen östlicher Richtung. Geschlagen, gestoßen, von einer Bodenwelle zur an dren ezeworen, geht es mit knarrenden, a:b.zendcn Rädern voran, nd mehr als einmal verWeinen dir, daß irgend etwas m Untergestell gebrochen fein muß; denn plötzlich steht der Wagen, und wir l-cze wie vom Nachtdunkcl vcrschlun gcn auf der großen Ebene, über die nun tes Heer der schimmernden Sterne her euftieht . . . Wundervolle Stunden . . . Ticf in ihrer Schönheit, gewaltig in is-rer Größe öffnete sie die wolhynische eiie, achdem der staubige Tag der funken war. Oben in der Höhe, unter ilauschwarzem Zelte die flammenden kleinen Lichter mit mildnn Blkken, und dann vor uns immer wieder Ge fr :!trn deS Krieges. Zeugen bei fortge henden Kampfes, die flammenden Ku g:ln, aus Leuckrraketen emporgeschossen, um dS Biigrifssgelände vor den Grä bn Lbersihen zu können. Gegensätze! So groß, so ungeheuer gewaltig der i riez vor uns sieht, der ns in jedem Augenblick mit schwerem Flllgelschlag mweht, so klein dies alles gegenüber rieft au!ge7öZcht gleichen Verlorensein ir 7.a!:Zcharz. hinter dem die rätsel kfte e'renxiefr sich ouftut . . . Ueber ichtuHe, gelZAnkenübersiürzte Sekunden, imt rattert der Übtet wieder, die - t.".T!st!:it umfängt uns von neuern. ?7!irscher..d eht es weiter auf dem un beksnntk LLege: dort vor uns, irgend f.2 I. l.eien. Wir sollen über e 2 on erreichen, die in R. Ouar r l'rz" tyl Die Karten sind .nicht c -d: c naa zi nennen, und sg suchen r-'z v?z vorwärts von Viertelstunde z ?' ' ia-d. bofsend. wß sich irgend ro en ,1 Licht in der werten rt vx ti"5 zeigen wird. Szatik waöen aus dem Dunkel ' ' , f'"'n"ch?n kommt uns entgegen. s b. n die Auien nicktS. Doch in " !j missen sich schon bald s r - Anstimme. Und nun d'bt . 't -r . et E:ist.rzLg vr.t fchwommenen Formen aul der Tiefe b.3 WegeS. heraus. Protzen, die' durch die Nacht 'fahren, um Munition heranzu schaffen. Breit sitzen die Reiter auf den Pferden. Schwer wiegen sie sich mit je dem Schritt der Tiere in den Sätteln, und wie angegossen hocken die Becleit Mannschaften auf den Sitzen. Tläge Worte kommen von den Lippe der Leute, Zurufe sind eö, die den Pferden gelten, die in diesem Sande mit den schweren Wagen ihre Last haben. Pfei fen glimmen wie wie Leuchtkäfer an ei nem Sommerabend. Im Vorüberfahrcn tonnen wir uns durch Anruf orientieren. Im Unterstand. 1..,' i3 - . . u v t. t. r'tfJiA - ' VXfV, " f"- ' ' , Tf .e. vL s ' I . , 4 .T 'f -Tjr,l I . -V:IA Ji-jt . -ijV' M r -vV " Zs f , ' ' r "' V; ' j . ; ,"Zk . i ii., t7 f IV ' -A, tmnLu i. a . Pvll V , t , r i r t J I . Hr z.-' f' j- ', - " y s ' "! I W " ,rv ' . '. . ' i I i T- 1 - Z' l . " s ' F j ' v -"V . &rs ' Jl N"VA ,fhr ' : r ' . ' Y - t r X ' - 5i'' ' t S ' r. J Jl VV V-" iJ ::' l V Vs2V 4 ff. kr jy V .V . ' f mtr " 1 .. rrT-3., 1 1 1 f . ' . . C ' , V. ' - Ww. 1 w a ' , .. 'js r ' - 1 , i r 0 . . -' y i i t : . " f lj j s , rrh Sy yV ? ' ' ' ' Dann geht es wieder hinein , in das Dunkel, bis wir hinter einer geisterhaft bie Flügel von sich streckenden Mühle die Ortschaft K. reichen. Dort an der Kirche schwenkt der Weg ab, und wir habe nun endlich die Gewißheit, auf dies Stütze unser Ziel nicht mehr ver fehlen zu lönneu. LeuHtkuzeln. . . , Ein Flammentanz ist eZ. der sich vor urö über de schein bar zum Greifen naheliegenden Gräben abspielt. Wie Monde, die von Jongleu ren in die Luft geworfen werden, so steigen nd falle die lichten Kugeln über de Schützengräben, Dann enei chen wir die Division elektrisches Licht: die Ortschaft ist belebt und nach kurzer Rast, nach Informationen geht es von neuem weiter. Eintönig ist die Fahrt. Es macht den Eindruck, als ob sie ie enden wolle. Die Minuten vrtf.Kiche so langsam, die Viertelstun den hab Srndennite, bis sich plötz lich wieder am Wege ein Kirchlein auf, hebt, um das sich die Häuser ducken. Wie in Angst erschreckt liegt d Ortschaft im Dunkel. Es schläft schon alles. Dann aber steht daS Bajonett blitzt plötz lich im Lichte unseres Scheinwerfers ein Posten vor unk, lkf in den Mantel, gesteckt, de Kopf vermummt, da die Nacht kalt wird. Wir sind am Sel. t . Ueber eine kleine Feldweg müfscn wir zum Gutshofe hinaus und stampfen im Dunkeln unter Bäumen einher, ei nem auftauchenden matten Lichtschein entgegen. Unter dem Grün der Bäume steht ein Häuschen. Seine Tür knarrt, ein Hurrd schlägt an. Auf dem halb dunklen Drnnum brennt trübselig ine iüjf, Doch aus ewem Ammer zur ü'J'-U f,.2 i i T-a& , - ! '""-, K"' . ' -i, s ' . ' I - ' t. .: ,' ;. ' ' . .' . 'AW'WVp'.j,. . I i yitK,'-'''' ' " " ! -' - - , I , , . -, : rechten Hand dringen Stimmen heraus. Tort! ... Wir klopfen an und treten ein. Verstaubt und durchgefroren stehen wir vor eroern kleinen Kreise von Offizieren: zwei deutschen Herren und einem jun gen k. und t. Kameraden, dem Berbin dungsoffizier. Von der Division ange. meldet, wurden wir erwartet, und wäh rend wir die Kleider ablegen, tritt der General, der Brigadekommandeur, in die Stube, die ns 'noch immer als wri tcr schwarzer. Raum mit nur kleinem Lichtkern vor den Augen steht. Freund lies Worte bilden den Empfang. Hier sollen wir bleiben, mit diesen Front mannern zusammen für eine Zeit das Leben einrichten. Man wird hineinge worfcn in einen Kreis mit der Aufgabe, sich zurechtzufinden: AuS der Fremd Ijett eine Brücke hinübcrschlagen. vom eigenen Ich einen Weg bahnen zum Leben der anderen . . . Der Krieg, daS Gemeinsame. sclafft Verbindungen, stellt aber auch Grenzn auf; berh hier fugte sich alles gut. Wie in eine Familie . , ' ' ' - r)4 Sv,Xs:x?$ - - i v ' ' ilVWa i i U v - '-i V ' - jaV 'i . K- j ' 4"r; f ', www I iiihhimii i li , , ,," V7: --u v M;v: l . ! I ' i A : " . 5 A v .i . . rilL i t ,j f ' i t ". - , , f t t ' 1 tVf '.'! I , u- Wf i i l r' 1 VaT . - - , "-s . t , ' , 4 'S t - y V .. ... 'M .. in M,- In Sumpf nd Cchnee. käme wir hinein. Die Tage, die aus diesem Abend mit Gesprächen über die schönen Künste erwuchsen, wurden Werte, die ich nicht missen möchte, und schon fc ersten Stunden waren gleich sam eine Pforte, die sich vor einem Reich auftat, das Schätze barg Schätze, d daS Leben reicher mache. Das kleine Gutshaus don I. lag bunt umflammt; den schon übertupfte, übergoß der Herbst die Wipfel der grü nen Partbaume mit rote und gelben Tinten. Abseitig der Straße würd es rms ein Heim? denn neben dem Krieg, der uns den Stunde zu Stunde i sei e Bann schlug, taucht Minuten auf, dle sich summierten, d sich wie in fröhliches Spiel der Gedanke aneinan derfügte. Feindliche Flieger kamen. Doch das störte unZ weiter nicht. In der Luft wurde gekönrpft, und fast nach barlich konnten getrost die Batterien grollen; den der Weg zur Front war Zurzj. Uns gegenüber begann bei Kolonie Pustomyt der Sturmraum der Russe mit den Brennpunkte do Korytnica, Swiniuchy. Bubrco, WoZnin. Szel wom. Dort lag da oft schon blutgerö kte. lächcnuberfüute Angriffsfeld der Russen . . daS Grad dcr russischen Gar de'. Breites Land, von Hügeln über wellt, mit Wäwern bestückt, um die der Feind mit Wildheit stritt, weil fi ihm Stützpunkte für feine Front abgebe sollten. Dort stand da! Ringen; dort lagen sich die Regimenter, die Bataillone be der russischen Uebermacht ach der Mannschaftsihl sehr ungleich einander gegenüber. Sie waren wie sprungbereite Tiger in Angriff und Abwehr. Wie S cm Tage nftrer AnZunft genxft ist, ss hoben wir es noch oft erlebt. Front , -VVv-'V 'H.. tzfr- f X ' -r' auf nd frontnieder, durch d Mulden, über die Höhen, die sich als bewegtes Gelände rund um die Luaasenke legten, hob sich der Sturm der Artillerie au dem Schweigen der Nachk hervor; er iiberbrüllte den Tag. Der Feind spie Eisen auf unsere Linic'n. Er trommelte wie ein besessener Teufel, um die Bc satzungen unserer Graben mürbe zu ma chen. Und seine Satansmusik schuf ein Heulen in der Luft, ließ die Erde droh nen und gittern. Nur eins gelang ihm nicht, die Männer unterzukriegen, klein zumachen, die da vorn in den Gräben sahen nd dem Kommen seiner Jnfan terie mit Ruhe entgegenwarkten. Wie aus Eisen, so saßen sie. Tie Augen der Posten schweiften adlcrsharf suchend über da Vorland hinter den Drahthin dernissen. Und wenn er dann kam, dcr Russe, wenn er seine Leute schlicfzlich mit eigener Artillerie und Knulenhicben immer wieder vortrieb, so empfingm sie ihn. an die Gewehre gesprungen, und sandten ihm ihr todbringendes Willkom men entgegen. Mitten in dcr Nacbt bin ich aufgewacht von dem plötzlichen Knat tern der Maschinengewehre. Nach lur ,em Feuerüberfall Jnfantcriesturm de Feindes. Und schon hackten und tackten die Kugclsichcln. die veiderbensveienden Gewehre, die den Tod aus wohlgedeetten Grabennischen über das Feld sahren las sen. Und immer ging es so, bei Tag und bei Nacht, gleich, wann es der Feind versuchte. Großkampftage! Die russischen Gar den hatten gegen Abend gestürmt. Von allen Frontieilcn kamen die Berichte: wo sie anrannten, waren ihre Massen im eigenen Blut umgesunken. Man konnte die Toten nicht zählen, man sah die Ver wundeten liegen, hörte sie klagen, ohne ihnen helfen zu können. Waren sie weit gekommen, so erreichten sie unsere Hin dernisse, und nur an ganz wenigen Stel len gelang es ihnen, hier und da einmal in ein Grabenstück inzudringen. Ein paar wunde Punkte kannten sie. Dort versuchten sie es immer wieder. Doch durch Gegenmaßnahmen und verstärkte Sicherungen wurden ihnen auch dort leine bleibenden Erfolge gewährt. Dann aber kamen doch Tage, wo das Stürmen, das Anrennen und durch Gegenstoß Pa rieren ein unaufhörliches Hin- und Her . ' 4, ' ' v ' 1 ? ' S . n , ,,,,, ,, ' 'wifl td fJS x-R t " i k ' u ' - - jx : : 1 ' ; " V i ,Z ? V 1 ' i i l ! f 4 i ?, ' V ' ,'r, , , . v S 'tt V st' '"- fe T ' : l ; l" h i I ' I I ' Ml ' I I J ( - I i i- u r - i -i 4 l k - i i" . -' , . - " - wogen wurde. Hinüber und herüber ging die Heftigkeit des wildez Ringens. Hart auf hart! Mann gegen Mann! Ba joneit und Spaten! Die Handgranate Sackweise wurden sie dem Feinde ent gegengeschleudert, und zwischendurch brüllten die Artillerie sich an. Die Granate zerrissen die Luft. Das Ge tose brandete in Wildheit über daS Schlachtfeld. Die riiederfausenden Ge schösse ließen Staubwände über den Gräben wachsen. Die Erde schien sich aufheben zu wollen; in Atome zerrissen. nng sie himmelan. Schwarze and soniänen. graubrauner Schmutz, gemischt mit blauem, raurotgelbem Pulver dampf, tausendfach übertrumpft voa den dprmawoitni der Schrapnells, so hoben sich die Staubfahne und hängte schließlich eine Vorhang, undurchsichtig, undurchdringb für die Augen, über die inn don Freund und Feind. Harte Tage sind daZ gewesen. Swl uiuchy. Korytnica. Pustomyty! Tie wolhynische Ebene hörte daS Brüllen der e chutze, horte de auflebenden un, der siegenden Hurraruf stürmender russischer Kompagnien, Bataillone und, Regimen- ter, d zwischen Hügeln hervorbrachen, Sie horte hunderttaufendtach das Todes- röcheln nutzlos hinaeopferter Menschen, auf die die russischen Heerführer ja lei nen Wert zu legen brauchen. Weites Land .... Windüberwehte Höhen ... An inem Morgen fuhren wir wieder hinaus. An einer grüne Ecke unter knorrigen Kiefern waren Wege , den Waldbove geschnitten. Ein Gar te war entstanden, in dessen Mitte das Häubchen eines Regimentskommandeurs zzefteul worden war. Ein geoiles Block hauö auS den dort Lefchlagenen Stam, men. mit kleiner Veranda davor, mit Hellem, lachendem Dach darüber, . mit freundlich blinkenden Gardinen an ven Scheiben, mit Blume auf dem Zicrstück. chen vor dem Hauscingang . . . Ganz nahe ist die Front, die sturmumtobte, kamvfuberbrodclte. Und hier, im Herzen Wolhyniens. lebt deutscher Sinn. So wie man das Häuschen liegen fah, meinte man. eS müsse in jedem Augenblick ine blink und blailke Hausfrau aui seiner Pforte treten. Mannerarbeit in allem und allem: dcr Bau, die Pflege. So orgsältig war diese kleine Sclbstver tändlichkeit beraerichtct worden, daß man nicht einmal staunen konnte. Man freute sich einfach mit dem Besitzer und einen Freunden. Und das izruiiiiua im kamingewärmten .Speisezimmer mit den bunten, birkenstammgerahmten Ju gendbildcrn deutsche LaiidschaftZ motive! mutete so traulich an, daß wir und mit unö der k. und k. Berbin dungsoffizicr, ein freundlicher Major, langer olS S vorgesehen war, dort sttzen blieben. Dann aber ging, es m das an chließende Waldlagcr des Regiments. Mitten im Grün waren die Küchen auf gefahren. An den Wegen faßen die Kompagnien beim Mahle, als wir m nüber gingen auf die fauste Höhe, die von Kiefern, Birken und Eiche dicht be standen ist. WaS war dort nicht ollcS chon geschaffen worden, seitdem das Re giment in den Abschnitt eingerückt war. Natürlich zunächst die Bade und Ent lausungsanstalt. Zugleich mit dem Ein bau der Erdunterstände wurde des Sa ttitären gedacht. Nun gab es schon stein ausgelegte Häuschen, in denen die Mann schastcn, die abgelöst aus dem Graben kamen, ein recht behagliches Leben süh ren konnten. Das ganze Lager war ein weit ausgedehnter Hain, In dessen Mitte auf einer Lichtung vor einem dunkeln Eichenstand eine helle Birkenlanzel zur FcldgottkSdienste errichtet worden war, und wo im Anschluß daran ein Fricdhos entstand, auf dem die Kameraden des Regimentes bestattet wurden, die im ehrentzallen Kampfe auf dieser fremden Erde dahinsankcn. Einen Kunstlcr. etnen Holzschnitzer, hatte man im Regiment?, der schuf ein hols Kreuz mit herber Christusfigur, das nun über die Grab reihe hinaisschaute und um das sich. auS Kiefernstämmen gefügt, eine offene Feldkapelle herumbaute. Stimmungs volle Ruhe lag ilber diesem Erdenfleck, dem noch der Name fehlte und den wir an diesem Tage nach gutem llcbcrlegen und Abwägen Waldlagcr Königshain" tauften. Von hier qinq eS vor in die Graben. Die oanze Stellung schritt ich ab. Mei sterlich ist das Gelände ausgenutzt. Aus den Mulden heraus legt sich das Graben festem ostwärts gegen die Bodenwellen. Von starken Drahthindernissen gesichert, winden sich die Schützengraben durch das Land. Dunkle Erde ,st aufgewühlt, durchgrabcn worden. Dann aber, in mitten dieses Systems von Zugang? wegen, don Haupt und Nebenlinie und Abrikgeiungsgraben schimmert es nxtg n der Sonne auf. Wie leuchtende Inseln liegen Kreidekuppen. die hier aus dem Schwemmland aufsteigen, zutage. Sie geben dem Lande den Charakter, denn sie durchbrechen die glaciale Bedeckung der Erdoberfläche, die aus Sand, Schot ter und Geschiebetonen besteht, und durch die stellenweise die Versumpfung Wol hynienS bedingt ist. Vor diesen Kreide kuppen machten unsere Leute aber nicht halt. Sie gingen ihnen mit Hacke und Spaten zu Lewe. gruben Gange laby rinthartig in sie hinein und schufen ge rade dort in der weichen Steinschicht eine Stellung, wie sie mustergültiger nicht ge- dacht werden kann. Uebermannstief schnitten sie die Graben auS. Und die bloßgclegten . Kalkmassen schimmerten nun gebleicht in der Sonne, und die Vrabenbasis war so sauber geebnet, daß man meinen konnte, man bewege sich auf einer gut gepflasterten Straße. AlleS haben die Gräben, waZ man von ihnen verlangen kann. Und in den Nachbar abschnitten, wo eS- aus den Kreidekuppen wieder zu Sand und Mergel übergeht, liegen Ziegelfliesen aus dem Grabenbo den. Man hat ihn mit Klinkern aus gelegt, die gefegt werden, die fo sauber blinken wie eine deutsche Bauerndiele. Gegen diese Stellungen sind die Aus sen angerannt, und so, wie es ihnen er gangen ist in all den vergeblichen Stur men, die sie wagten, wird eS ihnen wei ter ergehen, so oft und so dick sie auch noch kommen mögen. Unsere Leute sitzen dort vergnügt vor dem Feinde. Aus dem Sommer und Herbst ist ihnen nun schon der Winter geworden. Auf die ersten Frostnächte, auf die Morgen, die mit dünnen Elöblattchen über den Wasser Pfützen erwachten, sind Tage und Nächte voll wirbelndem Schnee geworden. Jetzt steht daS Land ganz weiß vor ihnen, weiß, wie die wolhynische Kreide, in dcr sie sitzen. Der Schnee deckt sie ein, legt ihnen Polster und Haube auf die Schul tern. Mutzen und Hcme; sie sehen nicht mehr vom Gestein wie die Bäcker aus, wen sie durch die schmalen Gänge zu den Horchpostenlöchcrn vorgekrochen sind. In den Hecken und Bäumen, die sich an den Hügeln vor der Stellung hinziehen, hat schon ebenso der Rauhreif gehangen wie an den Haaren und Barten dcr Do sten. die mit hartem Blick beobachtend zum Feinde hinüberschaue und die in Wind und Wetter auch hier auf treuer Wacht sieheu. Und was sie Vom Feinde denken, dem wilden, der ihnen eben sei nen Garden Sibiriakc und Turkestanen ntgegenschickte, sagte mir einer von ihnen mit nüchternen Worten: Sie möge nur kommen! Viel erwarten wir nicht don ihnen: Iwan, der schreckliche, wird ie in feiner Man erden, auch wenn er Röllchen anzieht . . Auch im Trom melfeuer. da! so dicht und oft über die Graben dieses schwer umkämpfte Ad, schnittes niederging, ist ihnen ihre Zu verficht, ihr Mannesmille und der ge fünde Witz nicht zerschlagen worden. Kein Nachrubm ist so rein und angenehm, als der Nachruhm der Lcut scligkeit, Redlichkeit und HerzenSgüte keine Blume duftet auf unserm Grabe lieblicher, als das A!is,Zen dcr Huma nitst, wer gefälligen, friedferiizen und ftrchlich'.n Seele. Spanische Von Jnlio Bronta '(Madrid)'. Die .Grande,a" bat von jeher zum i höchsten Adel der Welt gezählt, und die Granden selbst behaupten, daß sie es von Gottes Gnaden sind. Sie halten sich für adliger als die Fürsten dcL Hei ligen Römischen Reiches, als die Her zoge und PairZ von yranlreich uno England. Dcr Grandcntitcl darf nur auf den ältesten Sohn übertragen wer den, ohne daß die übrigen Familienmit gllcder oder gar das ganze Veicyucn, dieser hohen Würde teilhaftig wären. Die Grandcngcschlcchter ruymen nen auch ihres reinen germanischen Ur sprungs; sie sind die Nachkommen deS HerrenvolkcS der Golen. die unter Pe layos Führung sich zur Befreiung Spaniens vom muselmanischen och vereinten, Gut und Blut im jahihun dertelangen Kamps einsetzten unv chlicklich siegreich hervorgingen, woycr sie einen bedeutenden Anteil an dcr Per waltung aller Staatsgcschäfte erwarben. Die gotischen Könige sahen sich veran laßt, den tapfersten und vegulcrl,ien ihrer Mitstreiter große Ehren, Borrechte und Gerechtsame zu gewähren, so auch das Recht, Streitkräfte aufzuheben und zu unterhalten. Ei so ausgezeichneter Adeliger hießt Rico Ome de Pendon y Caldera (Reicher Fahnen und Kessel mann"). In den Wappen ver spani schen Adeligen findet man häufig eine Fahne und einen Kessel abgebildet; die Erklärung dieser Symbole ergibt sich von felbst: die Fahne bedeutet das Recht Truppen zu werben und anzuführen, der Kessel das Vermögen, sie auszurü- sten und zu speisen (oft allerdings vurcy Raub. Plünderung und Brand schatzung). Die .Reichen Männer" wa ren die Ratgeber der Krone und dursten die höchsten Aemter beanspruchen. Nicht nur hatten sie als Reichsunmittclbare, als direkte Vasallen des Königs, Sitz und Stimme aus allen Reichstagen, son dein sie waren auch von allen Steuern befreit. Nach dcr Vertreibung dcr Araber aber war idre Rolle als kriegführende Macht endgültig ausgespielt und die sogenann tcn katholischen Herrscher. Jervinano und Jsabella. ersahen in ihrer übermä ßigen Machtstellung eine stetige G.fabr für den inneren Frieden des Reiches fo wohl, wie für das Ansehen dcr Krone. Die Monarchen beschlossen, die Macht dcr Reichsunmittelbaren, die schort da mals vielfach den Namen Granden tru gen. zu brechen. Durch kluge Politik gelang dies ihnen. Die vrandenwllrde wurde mit einer Menge von äußerlichen, meist nichtssagenden Ehren und Prä rogativen ausgestattet. Die Grande wurden als .adelig wie der König' (nobles como el rey') bezeichnet und durften bei öffentlichen Handlungen sich vor dem Landesherrn setzen und be decken. Der König redete jeden inzel nen mit .Tu" an und nannte ihn .mein Vetter'. Aber erst dem Enkel Karl V. war es vorbehalten, mit dcr Macht deS hohen Adels gänzlich aufzuräumen. Dem alten Grundsatz: .divide et im Vera" folgend, schuf er verschiedene Rangstufen unter den Adeligen und sonderte die Träger deS höchsten Adels von den übrigen ab, die fortan als ,Ti tulados" eine Mittelstufe zwischen er steren und den niederen Adeligen, den .Hidalgos", einnehmen sollten. ' Die Kaiserksönung in Aachen am 28. Oktober 152 bot Karl die beste Gele genheit, die Bändigung deS bohen AdelS einzuleiten. Die Granden, die ihn zur Feier begleitet hatten, beanspruchten das Recht, m gewohnter We: e sich vor ivrem Herrscher zu bedecken. AIS aber die deutschen Reichsfllrsten, denen diefeS Recht nicht zukam, dieses erfuhren, drohten sie. sich zu entfernen, wenn die Spanier in ihrer Gegenwart Gebrauch davon machen sollten. Da wußte Karl durch seinen Hosmarschall, den Herzog Fadrique de Alba, die Granden zu be wegen, ausnahmsweise bn die er Gele aenbeit iicb ihres Privilegs zu ent halten. AIS der Kaiser 1522 nach Spanien zurückkehrte, ließen sich die Granden eine durchgreifende Reform gefallen. Die eigentlichen Granden sollten in Zukunft nur durch kaiscrlich-königliche Gnade zur Ausübung ihrer Privilegien berechtigt sein, und fo zog Karl eine scharfe ?cheidelin,e zwischen den übrigen dr ligen und den wenigen Berechtigten, de, nen der Grandentitel entweder wegen hoher Abkunft und ansgcdehiiten Grundbesitzes bestätigt oder wegen bc fonderer persönlicher Verdienste verlier hen wurde. ES sollten unter den Gran den verschiedene Abstufungen siattfi, den: eine erste Klasse, die die gleich vom Kaiser bestätigte Adeligen umfaßte. und eine zweite, ' die ursprünglich die von ihm, dann auch die don seinem Sohn Philipp II. neugeschaffenen in sich fchloß; eine dritte Klasse bildete dann die, die durch Verleihung der späteren Herrscher diese Würd erlangten. Ju neuerer Zeit stand S dem König frei, nach Willkür die eine oder andere Klasse zu verleiden. Die Granden der ersten Klasse er schienen vor dem Landesherr mit be deckte Haupt, entblößten es beim Hand kuß, bedeckten sich dann wieder und grüßten nur militärisch, während der König sie ansprach. Die der zweiten Klasse bedeckten sich ach dem Handkuß, behielten aber, so lange der Henscher mit ihnen sprach, den Hut m der Hand; bei der dritten Klasse erfolgt die Bedeckung erst, nachdem der König sie entlassen, doch in seiner Gegenwart, nachdem er sie dazu eingeladen. Auk dem stolzen. unbändige LehenSadel war ein zahmer Hofadel geworden. Unter an IIL nd Karl IV. mußte der alte Adel, der im mer mehr verkam und abstarb, plebeji schen Parvenus den Platz einräumen. Unter Joscph Bonaparte wurden die allen Grar.dentitel für ungültig erklärt und abgeschafft, ober nach der Rückkehr der Bvurvons eryicilcn die Granden 1 ih einstige Ehrt nd Würde zurück, Hranden. uns Siir.si K?N fänlsllieficn Erlaß vom 20. Mai 1834 wurden ihnen im Senat die ersten Plätze nebst den Prälaten zu gewiesen, dagegen eriincn ,i Jahre später einen furchtbaren Schinn, als die Zehnten von den CortcS ohne jeglichen Ersatz aufgehoben wurden. Das bedeutete den wlrtichaililcyen um v,c,?i Granden. Auch die Aufhebung der Ma jorate zog vielfach die Zersplitterung der einst tolustaicn Granoenvermogen siK ßi nikt eaenwärtia einige Hun bette von hochadeligen Familien, die bettelarm sind. Ik.s,: f,-,fcti fi k!i nihIirt dem UtVllWIS lUWll "' -....y- T Zeitgeist anzupassen gewußt und, anstatt wie ihre stolzen Vorfahren zu fauleNM und ihren uccicyium zu wrunoc geyc,, lassen, ergeben sie sich dem Handel und Gewerbe und andern plebejischen Ver richtungcn, worin sie sich oucy eine ge wisse Grandenschnst zu wahren gewußt fcflfrn. So ist beute in Spanien der größte Reeder (Verwalter der Trans atlantischen Gefcllfchast") ver carqucs di Comillas; dcr grosne iZisenoaynuiiici nchmer dcr Marques de Guadclmina. dcr größte Zuckcrfabrikant der MarquöS de Larios, der größte Oelcrzeugcr der !rj?rtTm,5ä hc fa Cafliinfl. der arökte Wcinproduzent der Marques del Riscal, einer dcr grotzten zcampzlierzucyier ver Herzog von Todar, der größte Schau spicler Ton Fernando de Mcndoza; sämtlich Granvcn von Spanien. Noch heute werden die Granden vom König geduzt, und unter sich duzen sie sich und betrachten sich als Vetwandte. Bei Hose kommen dem Granden die Ehren eine? Feldmarfchalls zu. und außerdem müssen noch die Hcllcbardiere bei seinem Erwinen, ebenso wie bor einem Jnfantcn, laut mit ihre! Lanzen gegen den Bodcn stoßen. Die Granden babcn Sitz im Oberhaus, wenn sie ein Jahreseinkommen von 0.00 Pesetas ausweisen können. Das können aber die wenigsten, und so kommt eS denn, daß don den 292 im spanischen Slaatskalcn dcr eingetragenen Granden nur 35 Sc natorcn sind. Viele dürfen ihre Adels titel nicht tragen, denn für jede Titel ist eine höbe Äbqal an den FiskuS zu zahlen. Wird die Abgabe nicht entrich tet. fo liegt der Titel brach, bis sich ein Käufer findet, dcr ober irgendwie auf Grund feiner Herkunft sein Recht auf, den Titel bewciscn-muß. Hierin aber wird nicht allzu skrupulös verfahren, denn in spanischen Zeitungen findet man oft Anzeigen, daß der oder len Titel vakant ist, man verstehe darunter: zu veräußern. Anfertige? von Stamm bäumen finden fick auch leicht. So ist richt selten die Möglichkeit geboten, mit verhältnismäßig kleinen Mitteln zu gro ßen Titeln zu gelangen. Vont Gcben und Nsh men. Von Oscar Blumenthal. .Tuk dak Gute und wirf eS ins Mcerl Sieht es der Fisch nicht, sieht es dcr Herr!" ... Ich kenne keine schö ncre Apotheose der Wohltätigkeit, als dicscS türkische Sprichwort. Ter Darbende mißt unsere Gaben nicht an seinem Mangel, sondern an unserem Ucberfluß. Und er hat Recht. Mehr als einmal habe ich daS rüh rendfte Bild der Mildherzigkcit gcsehcn: Einen Bettler, dcr einen anderen be schenkt hat. Die schönste Tafelrunde ist, andere zu sättigen. - Leere Hände müssen sehr wohl ge formt sein, um zu gefallen; volle haben es nicht nötig. Feste Grundsätze sind ein ausgezcich kieicS Mittel, um dringende Bitten ab zulehncn. ES ist gewiß richtig, daß man die' Arbeitsscheu nicht durch Almosen unter stützen soll. Ich habe jedoch ein Miß. trauen gegen gute Lehren, die mit Er sparnisscn verbunden sind. DaS einzige Mittel gegen die Bitter, leiten deö Undankes: Man muß die Wohltaten, die man erwiesen hat, och schneller vergesse als derjenige, der sie empfangen hat. .Sie haben mir zwar große Timsie geleistet, aber ich trage eS Ihnen nicht nach." . . . Tiefe Wendung würde man öfter hören, wenn die Menschen auf richtiger wären. Die Almosen dcS Glücks sind so kärglich, daß wir eigentlich nur von der Hand in den Mund glücklich sein kört nen. Ich weiß richt, welcher boshafte Men schenkcnner behauptet hat. daß mancher erst durch seinen letzten Willen verlockt wird, seine erste Wohltat zu erweisen. Vermächtnisse für mildtätige Stif tungeg sind schon oft dem Wunsche nt. sprungen, die gesetzlicken Erben zu schmälern und d plötzlich erwachte Liebe zum Nächste war im Grunde uur eine Flucht vorden Allernächsten. Wir sind bisweilen die Narre der Dankbarkeit. Denn manche Guttat wird unS nur wiesen, um andere zu kränken. .Hätte ich damals nur in Ahnung da Ihrer Verlegenheit gehabt, wie treu big würde ich Ihnen geholfen haben!" . . . DaS ist die Lieblmgswendung in pfiffigen Leute, die unS cera die groß, mütigsten Versprechungen 'für die Vergangenheit geben.