Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 04, 1917, Image 2

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TigÜche OmshR
tertx
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es
ie MKcrschlacht in
Vtn emem ehemaligen Generalstabssffizier.
Wttitarische Positionen der Alliierten schwächer als im Jahre 1916. Zcntralmächte haben vorlau.
sig nur eine Jront zu verteidigen. Zwei Phasen der bisherigen militärische Aktivität in Frank,
reich . Ausgestaltung der deutschen Tefensiv-Taktik. Charakteristik der jetzigen alliierten Cs
scnsivc. Ärthodk dcS abwechselnden Trnckcs an mehreren Frontabschnitten.
?! kam, wie zu krwaikn war. Seit
die V. Staaten in dic Reihen der
l,,?gmr der Zcntralmächte tingetrcten
5 -!). und damit das einzige, alliierter
f.nwirkung, nit zugängliche Nachrich
i'N'Wcdium. die drahtlose Verbindung
iiS den Atlantischen Ozean untnbun
den wurde, ist die außereuropäische Welt
lnnsichtlich der Informationen über die
!Lettikn1w!S!ung bei Krieges gänzlich
kiuf da? Gutdünken der britischen Zen
srten in London angewiesen. Trotzdem
h die Unziivertäsfigkeit des Entente
'.'.'achrichtkn-DiensteZ in den drei Kriegs
K'-ren c ftträ in troff Weise herauZ
Vi'ilit ünö knt Skeptizismus gegenüber
, der GlüuSwürdiqkcit dieser N'euigkeitI,
lzuc":n stets nene , Nahrung erwuchs,
mnZ das alte Spiel ( der absichtlichen
Jr:eillnu.nz szegenwartig doch, in erhöh,
fern Wsße wiederhol da man eine fif
i ;;. WtöerlrguLg von gegnerischer
'Z:-.t r.t(l:i mehr zu befürchten braucht.
Demenksprechcnd noch niemals feit
Kni.i-Äcrfrrm int solche Otgit alliierter
SiegzZbnicbte: über die , Wel! tjntnxg
gerauscht, wi seit Wiederaufnahme der
' d,,rch einen ungewöhnlich strengen Win
ist unterbrochenen militärische Aktivität
e.;f den diversen Kriegsschauplätzen, in
, Besonderem auf dem französischen. An
dererseits ist jedoch das Faktum höchst
bnnerkensweri, daß dies Uebertreibung
letaler militärischer Erfolge eine von den
Utfyfcirit gewiß nicht gewünschte Wir
! mg auf daS große Publikum hat. in
dem sich eine gewisse Zurückhaltung den
allzu dick aufgetragenen Farben der tag
E !zch?n Meldungen gegenüber geltend
miit. Auch die vor dem Kriege in im
likarisch Dinge nicht eingeweihten Kreise
fiid heutzutage infolge des mehrjährigen
U.bcrwiezens" der Kriegs-Liieratur in
der Prcffe und im Buchwesen viel ersah.
t.'ü''i eworden und können daher durch
b'scndere Unterstreichung von Nebenfach,
;:'frten rder falsche Darstellungen von
Uifiehniffen oder Situationen nicht
r-.-ht dauernd Iiirtters Licht geführt wer
d-ir. Siclliicbt trägt euch die lange
Lauer des Bouetlampses dazu oei, vag
da? Publikum sich nicht mehr durch Au-aeüblicks-Errungenfchastm
derart blenden
i r i, sondern unmittelbar SN die Bewer
ing der Traaweite derselben auf die
Knegslage im Allgemeinen diel vnbesan-
zen herantritt vlS früher.
.,- Ten , ußerordcnMchen Zurüstungen
der kriegsührmde Parteien wahrend
rrt erzwungenen Kampfes-Pause in den
ersten zwei Winteimonaka 1917 nt
sprechend, mußten kriegerische Wivnen
weit größeren Maßstabes und Umfanges
rztrnt werden, sobald die Witterung
einFZikdneröfsnung der Feindseligkeiten
geHottetc Im Verhältnis dazu, muffen
Gewinne und Verluste auf beiden Seiten
aioßere Proportionen annehmen als
früh. Ob Hingegen der Einfluß der
jeht'im Gange befindlichen nd noch de
kr rstchenden militärischen Operationen
ruf die Kriegsentscheidung bezüglich fei
mr Dimensionen eine wesentliche Stet
nung erfahren wird, ist zum mindesten
fraglich, da ja die Vermehrung der
KrafteAnspannung beider gegnerischer
Gruppen ziemlich gleichartige Formen
angenommen und infolgedessen das
Krafte-Vcrhäünis keine wurzeltiefe Der.
fchiebung erfahren hat. Obwohl die mo
inentan in Frankreich wütende Riefen
schlackt kaum drei Wochen alt ist, also
ct;f Grund der Erfahrungen deS Jahres
1913 kaum aus ihrem Anfangsstadium
-treten ist, bat der Verlauf der Gcfch'h
rufe seit dein !). April bereits gewisse
cksraZteiiftifchk Momente gezeitigt, welche
die Vermutung aufkommen lassen, daß
ve? EndEfftkt der alliierten Angriffs
Ullirn auf d:n rein militärischen Aus.
ninig des Kriegs nicht derart intensiv
f -An wird, als dies die Entente-Führer
hoffen, . , ,
Zielit man Yt yegenwiZrtige große
Krienslage ist Europa als Ganzes vor-tx-X
in Betracht, so mag die Behauptung,
daß die militärische Position d Alliier
vrl Im Verglich zu jener anfangs Juni
ISIS heutzutage schwächer ist als
damals, vielleicht auf den ersten Blick
hin verblüffend wirken. Denn der so
weit an der Westfront bezeigte Kräfte
Aufwand der Alliierte spricht scheinbar
tni Gegenteil. Nüchtern beurteilt, stehen
aber folgende Tatsachen fest: Im Juni
ISIösahen sich die Zentralmäckite zum
mindesten auf zwei Fronten (Ost und
West) vsa gewaltigen Offensiö-Absichten
ihrer Gegner bedroht; Rußland hatte
damals den Höhepunkt seiner militari
schert Leistungsfähigkeit erreicht; eine
groge neuorganisierte britische Armee
2t f :r'it, f fi zum fielt Male in um
! -. fn Maßstäbe in Frankreich of
f Z'i b langen; Italien stand erst ein
? r i.ir far, war daher trotz d
1 ttaxtiMii'-n Offensive gegen Licenz
r .r,;ch filfcher als jetzt; i Waze
1 war Ct ktonzentrietung eines
f rl t clli.erttn Heeres behuft offensivk
yxl int (Hinge und Rumäniens
l -z'cla.t.qe Pol tik zwang u stet
Z . '" ' :. H'utzut ige stellt sich VaS Bild
i ' i q. dcrs dar: die Revolution in
, d l"t u"?wkiftlhast die Schlag
( - ' t d t tf,.ii!;n SncitZräfie zum
i '.1 f arl b einträchtigi; Italien ist
- , t al, -'wein geschwächt, daß
kZ a'ä O'f nlv Faktor keine ennens
siJt rJit spielt. Sanalls Armee
i Li tcviirt bit nach dem Zusammen
's r,rä bcdeutend geringere
i j n ynj) uibtl unter dci
i t r b'6 t a ihrer Verbindungs-
h dn
r ft-"
z,!,chboottt?eg. Groxe
' yn der Entente , an
n fh:t z.rsr irnmkrZ'i
n cl t:;r.i tazrVy C:
i
t -
fahr für Zentral-Europa vor, wie vor
einem Jabre. Die englisch-franzosischen
Heeresmassen ans dem französischen
Kriegsschauplätze sind dah der alleinige
Entfcheidungsfaktor, welcher mit Aus
sicht auf Erfolg ins Treffen geführt
werden kann, und die Mittelmächte ge
nießen infolgedessen den Vorteil, daß 'sie
in diesem Jahre.die intensive Verteidi
yung nureinerFtont vorläufig in
Rechnung zu stellen brauchen, eine Auf
gäbe, die nicht nur leichter dutchzufuh
ren ist. sondern ihnen auch größere Be
wegungsfreiheit und Initiative auf den
anderen Kriegsschauplatzen gewährleistet.
Alle diese Umstände sprechen nicht zu-
gunsten der militärischen Position der
Entente und die Moqlichkeit'einer Wen
dung , der Dinge in. diesem Jahre er
fcheinerk angesichts dies Tatsache nicht
zehr vuwerprechcnd.
Die Westfront als HauptkricgSscha.
. ' Platz.
DaS Fundamental-Prinzip jedes Völ
kcrkonflitts, daß nur ein militätifchet
Erfolg den Allsschlag zugunsten einet
der tämpfeuden Parteien geben kann, hat
trotz der vielen neuartigen Phänomene
des europäischen Krieges auch heute nichts
von seinem Gewicht verloren. Beurteilt
man unter diesem Gesichtspunkte Sie
jetzige militärische Situation in Europa,
so muß man diese Forderung dahin fpe
zialisieren. daß die Kriegsentscheidung
nur durch direkten, nachhaltigen Durch
bruch einer oder mehrerer Fronten
einer Gruppe zugunsten der anderen er
zielt werden kann. Wie die Erfahrun
gen des bisherigen Kriegsverlaufcs Ich
ren, hat ein großangelegter Durchbruchs
versuch angesichts des hochentwickelten
Standes der Kriegstechnik nur im An
fangs-Stadium einer dahin abzielenden
OffensivOpation unter Ausnützung
des Ueberraschungs-Momentes Aussicht
auf Erfolg. Gelingt es hingegen dem
Verteidiger dem ersten überfallartigen
Ansturm standzuhalten und feine Front,
selbst unter Rücknahme von Teilen der
selben intakt aufrecht zu erhalten, so ist
der Turchbruchsversuch als gescheitert zu
betrachten, da dann die AngriffsMich
hing und die Ausdehnung des bedrohten
Frontabschnittes vom Verteidiger erkannt
wird, und derselbe imstande ist, mit Hilfe
moderner Verkehrsmittel rasch die not
wendigen 'Gegenmaßnahmm einzuleiten.
Eine weite Fortsetzung der Durch
ßruchs-Aktio ist dann mehr oder minder
ussichtsloZ,. wie dies .die alliierte
Somme-Ossensive und der Feldzug gc
gen Vetdun zur Genüge dargetan haben.
Diese T a t j a ch t rt stellen trotz allen
Äramarbasterens und SiegesgeDeuls der
klliierten Presse dem jüngstcn' englisch
französischen Turchbruch4-Untnehmen
an der Westfront kein rninftigeS Horo
fkov, da keine noch foilwohl Lilisierte
militärische Abhandlung das Faktum aus
der Welt schaffen kann, daß die Ver
teidigungslinie der Teutschen in den er
sten drei Wochen der alliierten Offensiv
Aktion nicht durchbrochen wurde. Ob
gleich die Entente-Generalstäbe jetzt
wie folgend näher beleuchtet werden wird
anscheinend andersartige taktische Mc
thoden bei Durchführung d Operation
anwenden, ist daS strategische Ueber
rafchungs-Moment an dem Frontab
schnitt Leus Rheims unwiederbringlich
dahin und vorläufig existiert leine Be
rechtigung zu der Voraussetzung, daß sich
der Verlauf der Dinge an der Westfront
im Jahre 1517 grundverschieden von den
Ereignissen der Somme-Kampogne 1316
gestalten dürfte.
Seitdem die JahreZzeit die Wieder
aufnähme militärischer Operationen
größte Stiles auf dem französischen
Rricqsfchauplatze gestaltete, haben sich
von Witte März an Geschehnisse abge
spielt, welche ihrer Eigenart nach in zwei
diftinkie Aktionen strategischen Charak
ters zerfallen. Es waren dies:
1. Die Rücknahme der deutschen
Front zwischen Arras und der Aisne
mit der damit im Zusammenhange sie
benden Verfolgungs-Aition der alliierten
Streitkräfie.
2. Der Beginn und die erste Phase
der neuen englifch-französifchen Offen
sive behufs Durchbrechung der momenta
ncn deutschen Front.
ad. 1. Ueber die Art der Durchfiih
rung der deutschen Frontverkürzung, de
ren Begleiterscheinungen und die sich da
bei dokumentierende Meistctschaft der
deutschen Strategie, welche selbst von
gegnerischer Seite widerwillig zugegeben
werden mußte, wurde die Welt durch die
damals noch uneingeschränkte beidcrfci
tige Tages-Berichterstattung zut Genüge
infotmiert. als daß noch diesbezüglich
weitläufig Kommentare notwendig er
scheinen. Ihrem Wesen nach war die
deutsche Rück-Bewegung mehr eine Rück
schwenkung des vorher direkt gegen We
sten Front machenden Abschnittes Arras
Aisne Fluß in mehr südwestliche, Tirck
tion, wobei der Raum um Arras ge
visscrmaßen den Pivotpunkt vorstellte
und d südliche Teil der involvierien
Linie am weitesten zurückgenommen
wurde. Die Bewegung urse ferner
nicht gleichmäßig d. h. in Verhältnis
mäßig gerader Front bewerlstelligt, fon
dern das Zentrum zog sich etwas rascher
als die Flügllabschnitte zurück, so daß,
letztere im Verhältnis gewissermaßen von
gegen Westen vorgeschobenen Bastionen
blieben. Diese Taktik, ist auch leicht er
,Z'ürlich, speciell hinsichtlich des Front
ftüdf zwischen den Flüssen Oise und
Aisne. wen man in Etwegimg zicht.
daß der RüZqlng entlang der Aisne ge'
cn Osten stets einer fflavterchsdroburg
tmch die kiiiNch d:5 FluZZS gestörd.'
JmnKreilh.
französischen Streitkräfte ausgesetzt war.
Allem Anscheine nach plante die deutsche
Heeresleitung wenn man den Verlauf
der deutschen Front aus der Karte bc
urteilt von Haus aus eine Ausiich
tung derselben in der Linie La Basse
Kanal Berry au ,Lac an der Aisne,
von welchen Punknn sie sich harmonisch
sowohl dem Frontabschnitt in Flandern
als jenen in der Champagne erheblich
verkürzt anschließen kann. Um ein zu
rasches Nachdrängen des Feinde? hinter
dem Zentrum her zu verhindern, wur
den die Streitkräfie zwischen Aisne und
Oise nicht in proportionalem Tempo zu
jenem des Zentrums zurückdirigiert, son
dern deren Bewegung langsamer gcstal
tct, während die HcereSabteilungen bei
ArraS vorerst in ihren alten Stellungen
verblieben. Diese Kräfte schützten-dah
die im Zentrum zurückgehenden Truppen
Massen gegen feindliche Umfassung?
suche und bedrohten gleichzeitig die nörd
lichen und südlichen Flanken dci Ver
folgers. Solange das Zentrum nicht in
der neuen Verieidigungszone eingerichtet
war, mußten die Flügeladteilungen in
ihren Positionen verharren, um erst fpä
ter auf die ihnen zugedachten Abschnitte
der neuen Front abgezogen zu werden.
Ein Beweis für diese Annahme kann in
dem Faktum gefunden werden, daß so
wohl der englische Angriff bei Arras,
als der französische bei Soissons auf
äußerst , hartnäckigen Widerstand deut
scher Truppen in deren ursprünglichen
Stellungen traf, obwohl die, nach der
Rückverlegung des Zentrums in die Zone
Eambrai St. OuentiN La Fere, win
kelartig vorspringenden Verteidigung
räume bei Arras und Soissons dem
Feinde günstige strategische Angriffs
Möglichkeiten boten. Wenn daher un
verantwortliche alliierte Korrespondenten
von einet Ueberraschung der Deutschen
östlich von Arras oder "östlich Soissons
faseln, kann diese Behauptung mit
Gleichmut ad vkta gelegt werden.
Mehrfach ist ferner den alliierten Ope
rationen in der zweiten Hälfte des März
gegen La Fere und St. Oüentin der
Charakt direkter Durchbruchsverfuch
an diesen Stellen zugesprochen worden.
Dieselben waren jedoch nichts weiter als
Vcrfolgungsaktionen und Kämpfe im
Vorfclde der neuen deutschen Stellungen,
welche, infolge momentanen Mangels an
schwerer Artillerie an der starken deut
fchen Verteidigungslinie zum Stehen
komme mußten, wie dies auch tatsäch
sich der Fall war.
ad 2. Wie schon eingangs erwähnt,
kann d von verschiedenen deutschen Zei
tungen in den letzte Tagen erhobenen
Behauptung, daß die neueste große alli
iertc Offensive in Frankreich trotz lokal
Erfolge in ihrer 1t Tage in Anspruch
nehmenden Einleitungsphase vom 9. bis
23. April im 'großen ein Fchlschlag war,
und daß die größte Gefahr für die deut
sche Westfront, falls sich der Gegner nicht
völlig neue Angrisfs-Objckte wählt, be
teils siberwunden sei, einige Berechti
gung icht abgesprochen werden. ?tach
dem fXner die deutsche Heeresleitung
allem Alchlm ach in ihrer Defensiv
Taktik von dem System einet desinitioen
Hauptvcrteidigungslinie zu jenem tiefet
Slaffelstellungen, verbunden mit mobil
Truppenverwendung . übergegangen ist,
von einer bestimmten Hindenburg-Linie
daher offenbar keine Rede fein kann, sind
die DurchbruchS-Möglichkeiien für die
Entente-Streitkräfte Übelhaupt geringer
geworden. Da überdies der Schluß nahe
liegt, daß die Kämpfe in Frankreich zum
Mindesten über den ganzen Sommer
fortdauern werden, also daß das Gros
d beiderseitigen Heere an der Westfront
noch nicht in Aktion getreten ist ldie
Franzosen haben soweit erst 80 Tivisio
nen in den Kampf gebracht), bildet der
Umstand, daß es den Alliierten nicht ein
mal gelungen ist, in der ersten Phase
ihrer Osfensiv-Operationcn, wo zum
Mindesten ihre artilleristische Ueberlegen
heit an den Angriffsstellen am ausge
sprochenstcn war, ihre taktischen Ziele
vollständig zu erreichen und wenigstens
günstige Vorbedlngungm für weitere
strategische Aktionen zu schassen, das
beste Kriterium für das negativ bisher
erzielte Resultat.
Offensivzikl nd Strategie der
Entente.
Um das Wesen und den Grundgedan
kcn dies neuesten und soweit größten
Aggression d beiden alliierten West
mächte seinem gesamten Umfange noch
erfassen und würdige zu können, er
scheint es angezeigt, sie unter drei mili
tärischen Haupt-Gesichtspunkten ein
Erwägung und Betrachtung zu unier
ziehen. Diese drei Gesichtspunkte wären
folgende:
Die mit d Offcnsio-Kampagne un
t Berücksichtigung der allgemeinen
Kriegslage angestrebte Absicht und die
Wahl des Zeitpunktes für die Ansehung
der Kampagne. , , .
Der Operationsslaa und das damit
verbundene Nächstliegende strategische
o:.t
J"'-
Xit bei der AlNttzung uns arcwua
tunz der Offensive soeit kenntliche
Taktik.
Wie erinnerlich, war die Inszenierung
der Entenie.Kampagne fc Jahres 1910
nicht völlig bei unbeschrankten &iu
fchlußfteiheit der alliierten Heerführer
anheimgestellt, ' sondern wurde im Ge
genteil ganz bedeutend durch die Not
wendigteit der Erzielung prategizcher
Fernwirkun kehuf! Entlastung der
von den Oesterreich 1)3 tt bedrängt?
italienischen Front, ferner durch . dn
U?snd, daß die kglikchi SireUüäsü 1
nicht vor Juli fertig sein konnten vnd
d deutsche Druck auf Verdun imm
intensiver wutde, bezüglich deZ Zeit
Punktes der Ansehung bedingt. Heute
hetrscht kein Zweifel darüber, daß die
Entente im Jahre ISIS inen gleichzeiti
gen Angriff an Oft und Westfront
plante, um womöglich auf beiden Sei
ten durchzubrechen. Rußland mußte je
doch nolenö volenS früher in die Bresche
einspringen, als beabsichtigt war. und
damit fiel die Idee des gleichzeitigen
Durchbruchsversuche an mehreren
Fronten von Haus aus zusammen. Die
alliierten Generälstäde versuchte zwar,
nachdem ' die Somme-Kampagne in
Schwung gebracht worden war, an der
Idee festzuhalten, der ungleiche Kräfte
verbrauch und der aus demselben rsul
tierende schnellere Jusammenbruch der
Offensivstärke Rußlands gestaltete jedoch
die Verwirklichung derselben illusorisch.
Für die Entente.gampagne des Iah
res 1S17 waren keine derartigen Ein
slußfaktoren vorhanden, da die Zen
tralmächte aus Opportunitätsgrllnden
nicht mehr die im Jahre 1916 befolgte
Taktik, dem Gegner mit dem Schlage
zuvorzukommen und damit feine Plane
zu zerstören, anwandten. Dem Entente
Kriegsrate blieb daher die Entschluß
freiheit bezüglich Wahl des Zeitpunk
tes und Gestaltung der großen ftrate
gischen Feldzugsabsicht unbeschrankt vor,
behalten. Die Grundidee dieser Feld
zugsabsicht kann schon heute festgestellt
werden, ohne sich dem Odium, den Pro
pheten spielen zu wollen, auszusetzen.
Die Gefamtfront der Mittelmächte muß
an einer oder mehreren Stellen irrepa
rabel durchbrochen werden, um das
Blatt zugunsten der Entente wenden zu
können, da auf Grund der faktischen
Ktiegslage kein andersartiger Modus
existiert. Ueber die Form des alliierten
KamöagnkplaneS und die jedem En
tentenntgliede zugedachte Rolle gegen
wältig Vermutungen anzustellen, wäre
jedoch direkt müßig, da die bisherigen
Ereignisse der Monate März und April
noch keine diesbezüglichen, Schlüsse über
Haupt zulassen. Es ist zum Mindesten
fraglich, ob die russische Revolution die
militärischen Pläne der Koalition in
ihren Grundzügen abändernd beeinflußt
hat, oder beeinflussen wird. Gegenüber
vem berechtigten Einwürfe, daß die
Schlags ertigkeit d russischen Atmet
Notgedrungen durch den politischen Re
gimewechsel berührt worden fein muß,
sollen folgende rein militärische, auf den
Schlußfakten des Jahre, 1916 basierte
Erwägungen ins Tressen geführt wer
den:
Die Sommekampagne 1316 nahm be
its im November ein Ende, der ruma
nksche Feldzug st jm Januar 1917.
Die russischen Heere werken daher ca.
zwei Monate sänget engagiert als die
englisch-französischen, kuttcn daher nur
diel kürzere Zeit zur Retablicrung zur
Beifügung als letzte. Die Vordere!
tungen zur Kampagne 1917 tonnten
überdies von den Wesimächten, hinter
denen die Kriegsindustrie der Vereinig
te Staaten stand, viel beschleunigtet
betrieben werden, als im industricarmen
Rußland. Kurz gesagt, die englisch
französischen Armn mußten unbedingt
früher schlagbereit sein, als die russt
fchen, gleichgültig ob die Revolution ein
trat oder nicht. Endlich war auch unter
Berücksichtigung des außerordentlich
strengen Winters im Osten Europas die
Ententekriegsleitung zu der Voraus
setzimg berechtig daß der französische
Kriegsschauplatz heblich früher für
Wiederaufnahme von Feindseligkeiten
größten Stiles geeignet fein würde, als
der russische. Dementsprechend scheint
die Annahmt nur logisch, daß noch vor
dem Ausbruche der russischen Revolution
den englisch-französischen Truppen in
dem alliierten Kampagneplan die Rolle
zuerteilt wurde, zuerst loszuschlagen und
nicht auf russische oder, italienische Mit
Wirkung, die. wie ausgeführt, erst erheb
lich spat möglich ist, zu warten. Zwar
ist bei einem derartigen Vorgang: die
Idee eines gleichzeitigen Ansehens der
Offensiv an allen Fronten ausgefchlos
scn. Es ist aber, wenn man die mo
mcntanen Ereignisse in Frankreich dies
bezüglich in Betracht zieht, sogar wahr
scheinlich. daß die Ententeftrategen einen
solchen Plan für die Kriegführung 1917
überhaupt fallen ließen und sich für
eine ändert Methode der Aggression nt
schieden. Vielleicht glaubt sich der eng
lisch-ftanzösische Generalstab auf Grund
der ihm bekannten enormen Vordere!
tungen imstande, die Offensive an bet
Westfront in gleicher Druckintensität
während deS Frühjahrs, Sommers und
Herbstes aufrecht erhalten zu können, fo
daß eine spatere Mitwirkung Rußlands
und Italiens noch immer den gleichen
Effekt haben könnte, als wenn sie gleich
zeitig mit der Aprilkampagne der All!
ierten eingesetzt hatte; vielleicht wollen
auch Rivelle und Haig. durch die Er
fahrungen des Frühjahrs ISIS ge
witzigt, verhindern, daß die Zentral
mächte jetzt ebenso wie damals das Pra
veniere spielen und durch Zuvortom
men mit dem Schlage abermals die
große strategische Absicht ihrer Gegner
modifizierend beeinflussen. Jedenfalls
erscheint die in jüngster Zeit lautgewor
dene, if den ersten Blick plausibel vor
kommende Ansicht, daß die jetzige eng
lisch-französische Offensive hauptsächlich
den Zweck verfolgt, einen eventuellen
Angriff der Zeniralmüchte auf da mo
mentan geschwächte Rußland oder aus
Italien zu verhindern, ferner, daß diese
Offensiv nur aus diesem Grund allein
so frühzeitig begonnen wurde, nicht be
sonders stichhaltig; denn die Angriffs
Aktion Mitteleuropas ist überhaupt noch
Nicht in Erscheinung getreten und dürste
eventuell in Anbetracht der schwebenden,
zwar noch unosfiziellen Friedensbespre
cbungen zwischen deutschen und russischen
Sozia'islen möglicherweise ganz unter
bleiben: außerdem spricht die riesige
Quantität d zur engiisch'französifchen
Offensive aufgebotenen Truppen nt-'
schieden gegen die VorauiZkzunz. van
diesem Unternehmen fern bedeutenderes
dositives ?mI. als ledialiche, Entlastung
der russischen oder italienischen Front
g'fte fern sollte. Es dar vumcyr oen
M?t. ö inr intczA-
niitzuiig der momentanen Ueberlegenheil
an Mann und Kriegsmaterial behujj
Durchbrechung oder mindestens bcdcu
tcnder Znrückdrängung der deutschen
Front bezweckt wird, um dann, falls
der deutsckze Widerstand durch von an
deren Kriegsschauplätzen oder aus dem
Innern des Reiches herangezogene Rc
scrvcn versteift, ein nennenswertes Ne
sultai in Frankreich fraglich gestaltet,
den strategischen Hauptdruck auf eine
andere der europäischen Fronten zu ver
legen.
Aus den bisherigen Operationen der
Engländer und Franzosen von Mitte
Marz an kann im großen ein Schluß
gezogen werden, wie ihr Operations
Plan vor der Rücknahme der deutschen
Front im Westen beschaffen war. Die
Idee Jossre's. die deutsche Linie in
Nordfrankreich an zwei Abschnitten mit
konzentrischen AngriffsdirektioueI anzu
fassen, war abermals grundlegend, und
die Durchführung jener im September
1915 ähnlich gedacht. Nur die Dimen
sionen r Angrifssbrriie scheinen den
zur Verfügung flehenden bedeutenderen
Heeresmassen entsprechend größer ge
plant und die Kooperation der beiden
Osfensivgtuppen enger beabsichtigt ge
Wesen )u sein. ES ist kaum zmciselhaft,
daß die der französischen Armee zuge
wicfene Aufgabe durch den deutschen
Rückzug nur geringe, wenn überhaupt
eine, Umgestaltung fahren hat, und
die Toppcloffcnsive an der Aisne und
In der Champagne schon von langet
Hand het votbeteitei worden war. Denn
die in Betracht kommenden dortigen
Räume sind zu ausgedehnt, als daß die
Konzcntrierung und Gruppierung der
dort bereits in Aktion getretenen fran
zösischen Heereskörp, ca. 80 Divisio
ncn, sowie die Basierung des ganzen
Angriffes in der zweiten Hälfte März
und ansang! April kurzerhand hatte be
werkstelligt werden können. Hingegen
scheint der britischen Kooperation im
Artoiz und der Picardie durch die deut
fche Bewegung d größere Teil des An
griffsobjcktes entzogen worden zu fein,
und eine Abänderung dcS operativen
Verfahrens sich" als geborn erwiesen zu
haben.
Hinsichtlich des dem nglich-französt-fchen
Operationsplanes zugrunde lie
genden nächsten strategischen Zieles ist
der Gesichtspunkt einer doppelten Aus,
rollung der deutschen Front auch in der
heutigen Situation noch maßgebend. Je
doch kann, das weite zukünftige Ver
halten des deutschen Verteidigers mit
der Zeit ein Abgehen von diesem Ziele
involoieren.
'Taktik deS abwechselnden Drucke?.
In der Art der Durchführung der
bon ihnen begonnenen Operation haben
die alliierten Heerführer einen gegen
früher verschiedenen Weg eingeschlagen,
lvi eine Beobachtung der slampfweife
Während der letzten drei Wochen erkcn
nen läßt. Während für ie Somme
Kampagne 1316 das unausgesetzte Los
hämmern auf denselben verhältnismäßig
kleinen Frontabschnitt und das monatc
lange Einsetzen von Reserven In dem
selben Raume charakteristisch Ist. wird
in d jetzige Kampagne die Taktik des
abwechselnden Druckes auf verschiedene
Fronttcile versucht. Die strategische
Methode der Druckvetlegung ist in die
fm Kriege zum ersten Male Von dem
russischen General Btusilosf in bet
Juni-Offensive 1913 angewandt wot
den, und der französischenglische Gene
ralstab scheint die Idee In feinen dies
jährige Ktiegführungspkan übetnom
meu zu haben. Nur war die Ausgestal
tung dies Methode bei Btusilosf bei
Weitem nicht fo minutiös und nicht biS
in den Rahmen taktisch Verhältnisse
herab steigend, wie dies jetzt in der Ge
fechtsfllhrung der Alliierten konstatiert
werden kann. Soweit haben sich die
Engländer nd Franzosen an den ihnen
zugewiesenen Angriffsabschnitten in der
Ausübung des Druckes auf die deutsche
Linie jeden Montag abgewechselt. Ab
auch innerhalb des jeder der beiden
Ofsensiv-Gruppen ' zugewiesenen Rau
mes wird der taktische Druck beinahe
täglich auf andere Kampf-Tektoren ver
legt. So greisen die Franzosen, sobald
an sie die Reihe kommt, abwechselnd an
der Aisne, nördlich von Rheims und in
der Champagne an, während die Eng
ländek In den Perioden ihrer Angriff
Aktivität bald bei Lens, bald östlich von
Artas, bald westlich von Cambkai auf
treten. Anscheinend hoffen die alliierten
Strategen durch Druck Abwechslung
und stetige Zermürbung kleinerer Front
teile schließlich das ganze Gefüge dek
deutschen Frönt von Lille bis zu den
Argonnen inS Wanken bringen zu ton
nen und infolge konstanten Wechsels des
Angriffs-ObjekteS eine Zersplitterung
der deutschen Reserven zu veranlassen.
Ein definitives Urteil übet die Wirk
samkeit dieser ziemlich neuartigen Me
thode der Bekämpfung einer modernen
festen Front kann selbstverständlich noch
nicht gefällt werden. Unter der Voran
pellung des Fundamental,Erfotdernisses
eincS Durchbruches durch diese Front
der olleinig noch möglichen Chance zur
Herbeiführung der großen Kriegsent
scheidung ferner auf Grund von Er
wägung des Resultates des einzigen
Präzedenzfalles (Offensive Brusiloffe)
können nur einige charakteristische Mo
mente hervorgehoben werden, Kelche
?xingerzeige für Vorbedingungen zur er
olgversprechenden Anwendung dieser
Methode vorstellen:
Entsprechend dem ungleich größeren
Umfange der Angriffs.AktivItät muß
eine derartige Uebnlegenheit an Mann
und Kriegsmaterial über den Gegner
islieren, daß ein gewisses Resultat je
des Drucke! auch taktisch Natur aus
die feindliche Front erwartet werden
kann.
Reichliche Reserven jtd Art müssen
bothanden sein, um die Dtuck-Jntenst
tät für Kampagne-Tau ausrecht et.
halten zu können.
Die fottwährend Umgruppierung
der Streitkräfte behufs Druckvetlegung
erfordert ein febt ausgebildetes Verbin
dunns-vstem hinter der tiaenen Krönt.
Man muß mit viel größeren Verlusten
an Menschen und bedeutend schnellerer
Abnützung di MsirrfglT chneitz
LmSejuch beimKronprinzen.
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f)iircl!tins", Ctto Nils, trclltf Vot
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iin tifc fceftfront. tic und (eine Wnfc
flffiigrlcn wurden auch Dom wiwrin
zen eingeladen. Taiier blrichier tt
u. ,
Der Führer der Heeresgruppe Krön
Prinz bewohnt ein kleines Schlößchen,
das im äußeren Umfang und in seinen
inneren Einrichtungen weit hinter man
chm anderen Stabsquartieren zurück
fleht. Nachdem wir uns aus unseren
winterlichen Autohiillen herausgeschält
hatten, empfing uns bald die wohlige
Wärme eine kleinen Salons. Hi be
grüßte un! das engere militärische Ge
folge des 'deutschen Kronprinzen, und
nach wenigen Minuten erschien der hohe
Gastgeber selbst. Der Kronprinz trug
eine weiße Litewka, damals noch mit den
Achselstücken des Generalleutnänts, und
der Orden Iir- lo mörito zeichnete sich
scharf vom weißen Hintergrund ab. Je
dem d Gäste galt ein freundliches Be
grüßungswort, und dann ging man zu
Tisch. Das Essen bestand auS einem
einfachen Abendbrot, das mit einer Kar
tosselsuppe began und mit einer Süß
speise endete. An d Tafel herrschte
ungezwungene Unterhaltung, und alles
offizielle Reden unterblieb. Nach Tische
verfügte sich die ganze Gesellschaft wie
der in den kleinen Salon, und hier un
terhielt sich der Kronprinz noch im ein
zelnen mit verschiedenen Gästen. Es war
wohl sein besonderes Interesse an Ber
lin, da einem bekannten Berliner Geist
lichen und dem Schreiber dieser Zeilen
die Auszeichnung einer besonders langen
Unterhaltung eintrug. Es ist klar, daß
der größere Teil eines freimütig gefllhr
ten Nachtischgespräches nicht für die
große Oeffentlichkeii bestimmt ist. Die
schwere Kampfarbeit im Westen unter
strich der Kronprinz mehrfach, und er
rühmte die opferbereite Ausdauer einet
Armee, der LS Monate das belebende
Moment des Bewegungskrieges fehlt
und die oft genug ein zäher Gegner mit
tagelangein Trommelfeuer überschüttet.
Lebhaft erzählte der Kronprinz von al
lern, was er getan hat, um das Los sei
net Leute zu leichtetn. Vom Feinde
sprach der Kronprinz in Worten ehrli
ch Anerkennung seiner soldatischen
Tüchtigkeit. Diese sei um fo höher zu
veranfchlagen, als die Franzosen es in
ihren Gräben on Sauberkeit und Be
quemlichkeit auffallend fehlen ließen.
Sehr einst wurde der Kronprinz, als
das Gespräch auf die grausamen Quäle
reien deutscher Kriegsgefangener durch
die Franzosen gelenkt wurde. Gleich.
Die Offensive Lrusiloffs führte be.
kanntlich zu keinem durchgreifenden Re
sultat, zu keinem Durchbruch, da der
Verbrauch der zur Verfügung gestände
nen Kräfte, trotz der enormen Zahl, zu
rapide war, um dies ganze Unterneh
men mit der gleichen Wucht lange Zeit
weiterführen zu können. Ihr ganzer
Effekt war nur ein Zurückdrängen der
gegnerischen Front.
Enorm Krästcverbrauch und -Lang
wierigkeit des Angrisss-Prozesses sind
also zwei charakteristische Merkmale der
Druck-Abwechslungs-Strategie. Schon
diese zwei Momente allein lassen die
Aussichten der Alliierten, mit dies Me
thode gegen die moderne deutsche Front
in Frankreich zu reüssieren, äußerst ge
ring scheinen. Hinzu gesellen sich in
dem speziellen Falle der gcgenwättigen
alliierten Kampagne noch mehrere die
Deutschen begünstigende strategische Mo
mente. welche die Durchbruchs-Aufgabe
der Entente-Streitkräfie erheblich er
schweren. Durch die Front-Riicknahme
im März haben die Deutschen nicht nur
den Zusammenhang ihrer Linie stärker
gestaltet, sondern auch insoll der Ver
kürzunq derselben eine Vermehrung
ihr Rcferve-Kräste erzielt, sodaß jeder
Frontteil besser mit Ttupven dotiert
sverden kann, als früher. Das ausge
zeichnete Eisenbahn-System entlang d
belgischen Grenze gewährleistet die
rascheste Verschiebung von ReserveAb
teilungen In jene Raume, wo sich der
alliierte Druck momentan fühlbar macht.
Nachdem ferner die jetzige deutsche Front
nicht mehr eine einzige feste Linie bleibt,
sondern aus einer Reihe befestigter, ge
staffeltet Zonen besteht, kann d
stärkste alliierte Druck, wenn er auf die
Dauer von nur einer Woche be
schränkt bleibt, kaum ein nennenswerte
Resultat erzielen.
, Betrachtet man die neue deutsche
Front in ihrem augenblicklichen Ver
laufe, so fällt dek Umstand inS Auge,
daß die deutsche Heeresleitung es offen
bar noch nicht für notwendig befunden
hat, dieselbe ans ihrer ursprünglichen
Position soweit zurückzunehmen, daß
sich den All!iIen keine Gelegenheit mehr
zu ein Offensive mit gegen Norden
und Osten konzentrisch zusammenlau
senden Angriffsrichtungen bietet. Der
art stellt der jetzige französische Angriff
In der Champagne eigentlich den Ver
such ein strategischen Flankinung der
von der AiSne gegen Norden, sich hin
ziehenden deutschen Front vor. Daß die
deutschen Führer trotzdem an der neu
gewählten Linie festhalten, bildet den
besten Beweis für den Mißerfolg der
alliierten Operationen in de? Einlei
tungsphase der Kampagne 1S17. So
merkwürdig die Behauptung, daß die
roße strategische Situation d Deut
fchen in Frankreich stets gllnftigkl
werden würde, falls sich Hindenburg zur
Rückschwenkung der Front nordöstlich
Paris bis in die Linie Verdun Lille
entschlösse, klingen mag. gibt doch ein
Blick auf die Karte eine gewisse Berech
iigung derselben, da die Froni-Strek
kiing zwischen d belgischen Küste und
Verdun In eine gerade Linie dann bei
nahe vollständig wäre. Eine solche
Aktion ist ab auS politischen und mo
ralilchen Gründen kaum zu erwarten,
solange nicht die unbedingte militärische
Noiwendiakeit dazu vorliegt. In den
drei Wochen ihrer Nngriffs'Rktivität
liltn ab die Alliierten mit ihr
&ty&txUz?.'J 1 Aeihsdt w - fca!t
wohl zeigte er im nächsten Augenblick
wieder eine fast wohlwollende Objekt!
vität. als er von der Haltung der fran
zösischen Bevölketung des okkupierte
Gebietes erzählte. Er rühmte die Jn
telligenz und muntere Anflelllgkcit det
französischen Kinder und die angcneh
men Umgangssormen selbst der arbci
tenden grauen. .Ich habe," sagte tt,
.von Anfang an daran festgehalten, daß
wir keinen Krieg gegen die Zivilbevölke
rung führen, und habe alles getan, um
da Los der einheimischen Bcvölkeruna
zu erleichtern. Ich glaube auch, daß
das Verständnis bei den einsichtigen Elc
menten gefunden hat. Vor einigen Mo
natcn waren immer noch X) französi
fche Offiziersfrauen in Montmödy, de
ren Abreife sich aus formalen Gründen
verzögerte. Ich habe mich bei Seiner
Majestät persönlich verwandt, daß sie
ungesäumt herausgelassen wurden."
Sehr genau erkundigte sich der Krön
Prinz üb die wirtschaftlichen Verhält
nisse in Berlin, und er fand rühmend,
Worte für den Opfermut d Heimat.
Besonders betonte er, wie schwer es der
kleine fcflbcfoldete Beamte haben müsse,
in diesen Zeiten der Preissteigerungen
diirchzuhalten. Eingehend behandelte
das Gespräch auch inncrpolitische Fra
gen, und der Kronprinz zeigte sich auf
allen Gebieten ausgezeichnet unterrichtet.
Als wir üb die Berlin Theaterver
Hältnisse sprachen, wie er darauf hin,
daß der Soldat, der auf Urlaub in der
Heimat weilt, ins Theater zur Abwechs
lung gehe und sich geistig erfrischen'
wolle. Das sei auch der Zweck der
Theater an der Front, und wo kein
Theater fein kann, suche man mit einem
Kino Ersatz dasüt zu bieten. .Ich
habe es durchgesetzt, daß alle meine
Leute jetzt ein Kino bekommen haben,
die dankbare Freude darüber ist groß,'
meinte der Kronprinz. Unser Gespräch
wandte sich wieder der Politik zu. Der
französische Haß gegen Deutschland sei
geradezu krankhaft. Er lasse dic Fron,
zosen selbst Demütigungen von England
einstecken. Llovd George durste Frank
reichs größten Feldherrn nd Kaiser alt
.großen Despoten' schmähen. Bei dci
Besprechung d Enlenienote an Wilson
stimmte der Kronprinz der Ausfassung
zu. das; sie ein Zeichen der Schwache für
den Gegner sei. Nur dadurch, daß die
Kr!g?z!e?e auch der Völker, die mit
räuberischen Gelüsten in den Krieg ein
getreten find, aufgenommen wurden,
kannte offenbar die Einigkeit auf der
Gegenseite erhalten werden.
Einzclcrfolgk. aber nicht das gigsie
strategische Resultat erzielen können,
und stehen jetzt erst vor der eigentlichen
Verteidigungs.Zone der Teutschen.
Diese Gestaltung der Dinge weist
strenge darauf hin, daß sich die für die
Teutschen günstige strategische Lage so
weit nicht im geringsten geändert hat.
Sine ,fr!edl!che Alsckaöe'
Griechenlands im Zahre
8.50.
Angesichts der friedlichen Blockade",
die von den Engländern über dir grie
chische Küste und die griechischen Häfen
verhängt worden ist, wird man an eine
ähnliche Gewalttat erinnert, die sich die
Engländer iin Jahre 1830 gegen Grie
ckenland erlaubten. Wegen angeblicher
Verletzung der SSechte englischer Unter
tanen ies handelte sich dabei um die
übermäßige Entschädigungssorderung
eines Engländers für feine bei einem
Pöbelaufstand erlittenen Verluste, deren
Zahlung Griechenland verweigerte)
blockierte ein englisches Geschwader die--griechische
Küste und beschlagnahmte et,
wa 200 in den dortigen Häfen Legende
Schisse, um Griechenland zum Nach
geben zu zwingen. Ueber diese Ercig
nisse berichtete am 9. Januar 185,0 die
Königin Amalie von Griechenland ihrem
IZatcr. dem Großhcrzog von Oldenburg,
in einem ausführlichen Schreiben, auS
dem einige Sätze, die auch für die gegen
wärtigen Verhältnisse Geltung besitzen,
herausgegriffen seien:
.Unsere Haltung muß folgende sein,"
schrieb ,die Königin, .Ruhe, Festigkeit,
keine Fanfarenaden, passiver Wider
stand, so lange wie. möglich. Greisen
sie unsere Festungen oder-die Haupte
stadt an, so schlagen wir uns ... . Lie
ber untergehen, als den Piraten (d. h.
Engländern) Vasallen sein. Unsere
Berge sind Festungen, wo sie sobald
nicht hinkommen, und wir werden uns
zu halten wissen. . . . Europa soll fthcn,
daß deutsches Fürstenblut in unseren
Adern fließt, daß wir keine indischen
Fürsten sind, Europa soll sehen, daß
wir ein stolzes und edles Volk beHerr
fchen, und wir lieber Brot essen ukiab
hängig, als unter englischen Kanonen
uns in Samt und Sei hüllen. . .
Glücklich Griechenland. daS da lernt,
seine Kräfte brauchen, sich fühlen, da es
im Wfffif if stinit wird den t?.!TVi4,n
beistchen. England hat uns nach und
nach vorbereitet und durch die Uebung
im Widerstand gestärkt. So ohne Recht
aeaen jeden Brauch und alleS Völker
recht handelnd, das ist scheußlich.' ,
Ich sagte auch." heißt es an eine
anderen Stelle, .wir können die Eng
VAnY.rt mt fffltwn. ki htii SPfinH i!
fffi'ti ftönia und Volk nur ock Innin
knüpften, gegenseitig noch mehr lerntl
nS sie aneinander haben.
England waren besoffen. Ossi?
boxten sich auf den Straße die
Tage der Unkerhandlung, jed?
wußte alle, die Englander S)7
pufften, die Griechen zogen flchj
und mahnten sich g'gsnseiiig z,
nunst. um der guten Sache
schien. .
Gegen Schluß deS Briefe
wärkigt sich die Königin rft
Gewalttaten der Engländer
ckenland, um dann in den)
brechen: wir sind jung
leben. &na Ci2'
wU,
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