Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 20, 1917, Image 7

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ßi Iliegerjlückchen.
von Flugzeugführer Unteroffizier wledeumnn.
Es war zur Zeit der serbischen Trup
pkiilanduiigkn in Saloniki, als wir den
Auftrag erhicltcn, diese im dortigen Ha
seil fcstzustcllen und dir Aorwärtsbe
wegung aufzuklaren. Ein t.fcer Mor
gcn zur Zeit des südländischen Regen.
Die Wollen und Nebelschioadcn hingen
l'o recht an den Bergen, als wir dorn
Flugplatz 5)2. starteten. Durch Ueber
winden einiger Wollcnschichten, die im
mer ziemlich starke Böen im Gefolge
batlcn, gelangten wir endlich in des
AetherZ Blau und nun mußte nach Uhr
und Kompaß weitergeflogen werden.
Die Orientierung wurde uns noch da
durch erleichtert, das; die höchsten Gipfel
der Gebirge über die oberste Wolten
schicht ragten und wir so ganz markante
Anhaltspunkte hatten. E mochten
wohl Vi Stunde vergangen sein, als
wir zu unserer gröszten Freude wieder
unter uns die Erde sahen.. Durch ein
Wolkcnloch sahen wir nun das Wardar
tal mit seiner ganzen ffarbcnpracht; wir
hatten gerade das Gebirge überflogen
und waren im Eingang in daS Tal.
Nun begann auch schon ein Suchen, Vc
obachtcn und Knipsen. Nach weiteren
Z Stunden erreichten wir den wichtigsten
Punkt unsere! Auftrags: den Hfen von
Salonik. Hier unten war ein Leben
und Treiben, der ganze Hafen voll von
Schiffen. Nun hatten uns die unten
auch schon auf dem Korn: die Fl.-A,
M. der Kriegsschiffes die im Hafen la
gen. SchrapncAwölkchen tauchten auf,
zuerst nur einzelne, dann immer mehr
und mehr. Aber meine Kiste" mit dem
unverwüstlichen .Mercedes" hielt wacker
durch, wenn auch manche Bö, die von
der Explosion der Echrapnclle her
rührte, sich nicht gerade angenehm fühl
bar machte. Wir ließen uns in der Aus
führung unseres Auftrages auch durch
gar nicht! stören, und als wir längere
Zeit über dem Hafen gekreuzt hatten,
gab qncin .Franz" das Zeichen zum
UlZeitcrflug an der Bahnlinie Salonik
Toptschin Vcrria. um dort die großen
Truppenbewegungen, die sich nordwärts
bewegten, aufzuklären.
Kaum hatten wir Toptschin überflo
gen, als von dort ein feindliches
schwader auf uns losgelassen wurde.
A!ein Franz" verständigte wich davon,
und ich wußte nun sofort, was meine
Feinde planten. Mein Mercedes muhte
nun fein denkbar Möglichstes leisten,
um den eigenen Linien wieder neuer zu
kommen, denn ein Kampf weiter als
180 Km. in Feindesland is. tunlickl! zu
vermeiden. Ueber Niausta verlegten
uns die Gegner den Weg, und so mußte
mein Franz" den ungleichen Kampf
annehmen, denn von Norden her waren
wir ebenfalls, abgeschnitten. So woll
hn wir uns wenigstens sch.vgcn bis zum
letzten und unser Fell so teuer wie mög
Iich verkaufen. Es begann ein nerven
peitschender Kampf. Die Maschinen
gewehre ratterten. Ein sekundenlanges
unentschiedeiuS Hin und Herschießcn.
Ein Einschlagen der Kugeln in der Ma
schine. als plötzlich der Franzose wie ge
, raffen abschwamm. Aber . im selben
Augenblick grisf auch schon ein zweiter
französischer Rumpfdoppcldeckcr. der sich
sehr geschickt von hinten unten an mich
herangearbeitet hatte, in den Kampf ein.
Nun begann der Kampf von neuem. Ein
Aufschlagen von einem Treffer und
meine Maschine war in eine Rauchwolke
gehüllt. Der Rauch stammte von der
bei unseren Gegnern so gern angewandt
ten EkplosivMunition mit Ausströmen
giftiger Gase. Ich ritz s.,ort die Ma
schine herum und stellte mich wieder zum
Kamps. Aber die feindliche Maschine
War der meinen an Schnelligkeit und
Wendigkcit überlegen, und so gelang es
dem Gegner, mir öfters in den Rücken
zu fallen. , Da, ein Knall, und wieder
waren wir in eine Rauchwolke gehüllt.
Gleich sollte ich auch wissen, daß ..,ein
Motor den Todesstog bekommen hatte,
und zwar waren Wasscrpumpengehause
U.,d Benzintanks schwer beschädigt. An
in Weiterfliegen und kämpfen war
richt mehr z.' denken. Ich verständigte
rasch meinen Beobachter, und nun be
oann etwas, das für die Flugzeugbe
satzung wohl das Schrecklichste ist: Un
sere Kamera mit oll den wichtigen Auf
nahmen mußte über Bord geworfen wer
den, um nicht in Fcindcshand zu fallen.
Sie zerschellte elendiglich an den Felsen
Gchchenlands.
Ich lenkte nun meine Maschine in
Sturz und Glcitflug nach dem nord
westlich von Niausta gelegenen Gebirge
und landete hier auf dem zerklüfteten,
1200 m hohen Kamm. Durch großes
Glück und auch etwas Geschicklichkeit
meinerseits blieben bei der Landung
unsere Knochen ganz. Auch jetzt ließen
unsere Feinde noch nicht ab von uns,
sondern schössen immer noch, als wir
kurz entschlossen darangingen, die vpti
schert Instrumente und die Masckine
selbst in Brand zu stecken. Auch nicht
ein ganze Stück sollte in Feindesland
fallen.
Mein Bedachter bemerkte nun, daß
ftem Fuß dcS Berges in etwa 400 in
Zntfernung eine Schützenlinie auf uns
zukam. Nun war es aber die höchste
Zeit für uns, zu .verduften". Durch
sie Explosion der in der brennenden
Maschine zurückgelassenen M.G.Mu
ntion stockte die Vorwärtsbewegung der
'kindlichen Schützen, und wir gewannen
)zdurch kostbare Sekunden, um in den
z rilüftctcn Felsen ein Versteck zu suchen,
iüic wollten hier die schützende Nacht
abwarten, um unsere Flucht fortsetzen
,u können. Aber die Sack gini anders
ils wir planten. Nach etwa 20 Winu
:en hörten wir Motorgerä'usch und mit
unserem Doppelglas (das wir natürlich
mitgenommen hatten und das uns noch
oft gute Dienste leistete.) konnten wir
bald einen französischen Rumxfdoppcl
kecker erkennen, der auch zum Landen
ansetzte und dabei .Bruch klopfte'. Nun
mußten die fernblieben Schützen dem
rn Franzosen Hilfe leisten. Dies
benutzten wir wieder dazu, uns einen
besseren Schlupfwinkel zu suchen, denn
einige aus der Schützenlinie waren jetzt
schon in beträchtlicher Nähe bei uns an
gelangt. Wir konnten ganz deutlich
Laute vernehmen. Es waren gerade
keine angenehmen Sekunden. Wir tro
chen nun in der Schlucht langsam nach
Osten und entdeckten in etwa 100 Meter
Entfernung grüne Gestrüpp. Dieses
machten wir uns sofort zunutze, indem
wir unsere Körper damit verkleideten.
Plötzlich vernahmen wir wieder Motor
geräusch, und wir sollten bald darüber
ausgeklärt werden. Ein Farman-Dop
peldecker wurde alarmiert. Vorne im
Rumpf saß ein Beobachter mit Doppel
glas. Er kreuzte gut zehnmal in ganz
geringer Höhe über unserem Landungs
Platz, wohl die entflohene Besatzung
sucbend, doch vergebens. Er hatte uns
doch nicht als .lebendes Geststipp" der
mutet, und so waren wir glücklich auch
dieser Gefahr entronnen. Wir weilten
noch eine halbe Stunde auf unserm Be
obachtungsposten, als von Süden her
schwarzes Gewölk kam, ür.d kurz darauf
sehr starker Regen einsetzte, gerade wie
mit Kübeln geschüttet. Nun konnten
wir ungesehen über die neugriechischen
Berge unsere Flucht antreten.
Wir wußten von unserer Aufklärung
her, daß die Bahnlinie Salonik Wo
dcna sehr stark besetzt war, daher wähl
ten wir den weiteren Weg um den
Osirowo und PctcrskoSee herum.
Nach zwei Tage langem, schwerstem
Marsch bei strömendem Regen über das
weg und steglose unwirtliche Gebirge,
zwischen , Wollen und Nebclschwaden,
erreichten wir die Bahnlinie Ekschisu
Sorowitsch, nachdem wir oft unter gro
ßer Lebensgefahr Flüsse durchschwam
men, die' durch den anhaltenden Regen
zu ganz beträchtlichen Gebirgsströmen
angeschwollen waren. Diese Bahnlinie
zu überschreiten, konnten wir nur nachts
wagen, denn sie war zu der Zeit schon
von den Franzosen besetzt, und so war
teien wir an einem einigermaßen ge
schützten Ort die Nacht ab. Aus dem
geretteten Nucksack, den wir abwechs
lungswcisc mitschleppten, entnahmen wir
hier eine Konservenbüchse, um uns et
was zu stärken. Aber der nie versie
gende Durst und die Aufregung ließen
keinen Appetit aufkommen. Wenn wir
vorher dachten, bei Nacht-sei die Strecke
ruhig, so hatten wir uns sehr getäuscht.
Wir mußten zu unserm größtem Erstau
nen wahrnehmen, daß die ganze Strecke
mit Scheinwerfern abgesucht wurde und
ziemlich stark besetzt i.ar. So suchten
wir eine möglichst schwach besetzte Stelle,
an der es uns auch gelang, hinüberzu
kriechen. Aber kaum hatten wir den
Bahndamm hinter uns, als ein Signal
gegeben wurde, und sofort spielten an
unsrer Uebcrgangkstclle die verfl
Scheinwerfer wieder. Diesmal waren
wir aber sicher geborgen, denn wir vcr
schwanden gleich in einem Sumpf, der
durch die Negenperiode ziemlich hohes
Wasser hatte. Alk einigermaßen gute
Schwimmer konnten wir uns über Was
scr halten, und spürten nach etwa zehn
Minuten wieder festen Boden unter den
Füßen. Nichts ahnend, schritten wir
Ekschisu zu. "Der Tag fing langsam an
zu grauen. Ein Schuß. Noch ei
ner. Nun kam uns wieder das zer
klllflete Gebirge sehr zu statten. Ein
Trompctcnsignal verriet uns die Alor
mierung der dort lagernden feindlichen
Truppen. Wir konnten einige Minuten
später Stimmengewirr hören, ohne et
was zu sehen, denn wir hatten uns ia
einer Felsspalte eingezwängt und der
brachten dort bange Minuten. Nach
und nach wurde es wieder ruhig. Wir
krochen aus unserem Versteck und setzten
unsere Flucht auf dem Bauche kriechend
durch junges Getreide fort bis zum
Berggipfel. Jetzt stellte sich bei uns
große Müdigkeit ein. Aber an ein Aus
ruhen war hier nicht zu denken, so unter
freiem Himmel, bei strömendem Regen.
In menschliche Behausung einzutreten,
war unmöglich, da in dem hohen Gebirge
kein menschliches Wesen sich aufhält. Es
gibt dort höchstens wilde Hunde, die von
ganz ansehnlicher Größe sind, und sich
nicht scheuen, verirrte Menschen anzu
fallen. Ocfters mußten wir un dieser
Bestien mit unserer Pistole erwehren.
Wir schleppten uns nun so langsam
weiter, uns immer auf den Gebirgskäm
men und in den Schluchten haltend, von
dem Wasser der Pfützen und der Höh
lungcn der Steine unsern furchtbaren
Durst löschend, bis wir zu unserer groß
ten Freude in einer Schlucht eine mensch
licht Behausung fanden. Diese bestand
aus einem Raum, der aus Lehm und
Zweigen zusammengefügt war, und der
den Ziegenhirten als Unterschlupf diente.
Die Oeffnung Uax so klein, daß man
sich auf dem Bauch liegend durchzwängen
mußte und so erst in das Innere gelan
gen konnte, das nun erst recht ärmlich
war. In den Ecken waren noch Ueber
refte vom Feuer, auch etwas Reisig lag
dabei, das wohl das Ruhclager des
Hirten darstellen sollte.
Diese Unterbrechung des Marsches
sollte nun fast unser Verhängnis wer
den, denn alsbald überfielen meinen Be
obachtcr und mich Schüttelfrost und Fie
der. Wir lagen nun so da und sieber
ten. Wie lange, konnten wir nicht fest
stellen, als ich plötzlich auS dem Fieber
erwachte und vor der Hütte ein Keuchen
und Bellen von Hunden hörte. Ich sah
nun, gerade nicht z meiner Freude,
vier riesige Köter bor der Oeffnung.
Ein menschlicher Pfisf, und das Bellen
verstummte. Ich kroch durch die Ocff
nung hinaus und befand mich einem
griechischen Hirten gegenüber, dem ich
klar zu machen versuchte, daß ich aer
manski Aeroplanfti" sei und nach dem
TschcrnaJluß suche. Der Hirt war
auch sehr nett und erbot sich, uns den
Weg zu zeigen zum nächsten Dorf, das
nur sehr wenig entfernt sei sollte.
Unter AufSiehina unserer lebten Kräfte
Im Hereicl) der Sommejchl'alht.
' von Albrecht wlrih, Rriegsberichterstatter.
Eines schönen Abends kam ich zu einer
Division. Der General, früher Lehrer
an der Kriegsschule und Priienerzieher
daher von sorgfältiger, fast peinlicher
Höflichkeit. Sein Adjutant überschau
meud herzlich. Zu diesem bildet wie
dcrum einen malerischen Gegensatz ein
holsteinschcr Graf, Better eines Botschaf
ters, bezaubernd durch seine germanisch
fadcngerade Nase und einen überaus
feinen ungewollten Humor, frühe, Hof
marschall, 'bei einer der schlichtesten,
natürlichsten Menschen, die ich je ge
chaut. Auch mit der Sanitätskolonn
reundcte ich mich an. Da war ein
tillcr Bund der .alten Hunde", äußerst
vergnüglich und von deutscher Gefühls
wärme. Man konnte sich an Schach
laben und Doppclkopf, hierauf ein rüh
rendes Bild Vater und Sohn, zwei
Hannoveraner, beide bei einer Muni
tionskolonne, der Sohn dem Vater
dienstlich unterstellt. Wir spielen Kar,
ten mit einem Hamburger Rittmeister,
Schwiegersohn von Wocrmann. Nun
schlägt die Stunde, da die Kolonne
durch Bomben und Granaten, in stein,
loser Nacht über zahllose Trichter stol
pcrnd, nach den vorderen Linien muß.
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Biördcrische
Der Sohn, der inzwischen schnell etwas
Schlaf genossen, wird gegen Mitternacht
geweckt. Der Vater kümmert sich um
seine ganze Ausrüstung; jede Kleinig
kcit kann von Bedeutung sein. Dann
ein fester HLndedruck, und der von Eifer
brennende Junge , verschwindet in der
Dunkelheit. Er Ist, eben gerade dem
Gymnasium entronnen, einer der durch
aus noch nicht ganz Seltenen, die über
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v.u 41.411. iuuu-l(lt11 'W "lt yuufli-iu
Herzen ihm weihen, die ihn begrüßen
wie der Bräutigam die Braut, die sich
gar nichts Schöneres und Herrlicheres
denken können als den Krieg. , Den be
geisterten jungen Krieger habe ich spä,
ter im Unterstände wiedergesehen und
konnte dem Vater willkommene Kunde
bringen.
In einem nahe gelegenen Unterstande
habe ich zwei wunderschöne Tage und
Nächte verweilt man schläft nirgends
so prächtig wie in einem trockenen,
halbwegs vor Zug geschützten Unt,
stände und habe dort eine richtige
große Schlackzt und ein blendendes Flie
gergefecht erlebt. Die Insassen waren
Sachsen: der in Rennkreisen wohlbe
kannte Hauptmann F. und Assessor Sch.
Letzteren brauche ich nicht zu schildern,
das besorgt er am besten mit seinem
schönen Gedicht, dem
Anmarsch zur Soinmeschlacht
Bei strömendem Regen
auf grundlosen Wegen
zogen wir vorwärts. Ob heut oder
später
wir nach vorne geworfen in das
Schlachtengezeter,
wußten wir nicht.
Bon fern nur grollte dumpf die Schlacht
wir ritten schweigend durch die Nacht.
Ein Motorrad knattert, der Fahrer
springt ab:
.Ist das etwa der Abteilungs'Stab,
den ich suche?" Wir sind's.
Die Richtung liegt sesi.
Wir reiten durch manche! französische
Nest
voll deutscher Soldaten.
Schwer beladen
kommen uns viele Kolonnen entgegen
schweigend zieht alles auf schlammigen
Wegen.
Beim Tivisions-Stab gibt man uns
kurz die Loge:
schwer waren die eben vergangenen
Tage.
die Gruppe liegt dort, die Batterien
stehen hier,
schnell zeigt man un! alle? auf dem
Papier.
Tann aebt's wieder weiter.
Ein Stück Weg noch zu Pferd,
Einschläge links , rechts , wohin
man hört,
schleppten wir uns dann auch weiter,
bis wir zu unserer größten Freude zu
unseren Füßen einen Fluß und an die
sem ein Dörfchen gewahrten. DaS
Flußchen schien uns bekannt, und in der
folgenden Nacht kamen wir unbemerkt
durch die feindlichen Linien. So wur
den die Franzmänner schließlich doch be
troaen.
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Kracht's. Wir sieigen vom Gaul,
bis zu den Knöcheln im Schlamm '
ziehn wir nach vorne auf dem Straßen,
damin.
Tann geht's querfeldein '
Granatentrichter und Schützengräben,
Drahtverhaue, Batterien daiieben,
Alles wirbelt, strudelt, blitzt und kracht,
so schreiten wir weiter durch die grau-
fiige Nacht.
Solange wir nun schon hier draußen
als abgebrühte Krieger Hausen,
die Somme-Schlacht ist einzig.
Vorwärts, nur vorwärts unerbittlich
zwingt un der stolzen Pflicht eisern
Gebot.
.Vorwärts!" befiehlt es, in Sieg oder
Tod.
Gleich nach Änbruch der Nacht wurde
ein Angriff der Franzosen auf die Süd
spitze des St. Pierre-Vaast-Waldes ge
meldet. Sofort wurde Sperrfeuer von
acht Batterien befohlen. Es war ein
wundervolles Schauspiel, wie die dunkle
Nacht von dem Larm der Batterien
durchtost und von sehr zahlreichen
Leuchtkugeln durchstrahlt war. Wir
standen auf einem kleinen Hügel und
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Kämpfe zwischen Deutschen und
freuten uns des farbigen Anblicks. Das
Dröhnen und Dromctcn machte einem
das Blut sausen. Man hatte das Ge
fühlr hinaus, vorwärts, mitziehen, mit
stoßen, drauf auf den Feind! Nach
kaum einer Viertelstunde war der
Durchbruchsversuch der Franzosen,' der
sich zu einer bedenklichen Sache hätte
auswachscn können, dank der Ausmerk
samkeit unserer Artillerie im Sperr
fcucr erstickt. Aber mit solchen Viertel
stunden ist es, wie mit manchen Sekun
den beim Beklettern eines Dolomiten
fclscns oder beim Skilauf über eine
steile verharschte Ecke: Gewiß nur Se
künden! Allein es gehören Jahr deö
LernenS dazu, um über diese Sekunden
glücklich hinwegzukommen. Es ist sehr
leicht, den Befehl zu geben: Sperrfeuer
auf Punkt soundso, indessen, es gehören
Wochen angestrengtester Arbeit dazu und
eine ununterbrochene Reihe von Gefah
ren, um den Befehl wirksam zu gcstal
ten. Erstlich muß die Lage einer Batte
rie günstig ausgewählt sein, sodann
muß sie sich einschicßen, dazu ist die
Hilfe von Fliegern und eine Beobach
ters notwendig. Ich bekam jetzt erst
eine Vorstellung davon, was für über
menschliche Ansinnen an einen solchen
Beobachter gestellt werden. Er muß in
die vorderste Stellung in der Nacht un
ter dem Plitsch und Platsch der Ge
schösse nach den vordersten Linien, wo
bei er beständig Gefahr lauft, sich zu
verirren oder gar unversehens dem
Feinde in die Arme zu lausen. Dann
sucht er kümmerliche Deckung in einem
der Trichter, die von den ganz schweren
Geschossen in den Erdboden eingewühlt
werden. In einem Loche, das einen
Radius von vielleicht eineinhalb bis
zwei Metern hat und zwei bis drei Me
ter linrt ist, muß er mit drei bis vier
Gefährten 24, ja sogar gegebenen Fal
les 48 Stunden ausharren. Die Trich
ter sind in jetziger Jahreszeit fast im
mer mit Wasser gefüllt. Der unent
wegte Beobachter ist daher sogar einen
oder zwei Tage ununterbrochen bis an
die Knie im eisigen Wasser. Ein Dach
über ihm gibt es nicht, höchstens eine
Zeltbahn, aber auch die ist sehr oft nicht
vorhanden. Essen von rückivärts be
kommt er während dieser schrecklichen
Stunden überhaupt nicht, und auch seine
Nachbarn in den Schützengräben bckom
men es nicht immer, und wenn, dann
stets kalt gestellt. Die ständige Gefahr,
die dem Beobachter von allen Seiten
droht, ist für sein Gefühl noch das ge
ringstc. Kälte und Nässe und Hunger
lasseil, eine Erkenntnis der Gefahr fast
gar nicht aufdämmern. Nun ist ober
der Mann nicht etwa da draußen, um
zu frieren und zu hungern, nein, er hat
eine Aufgabe zu erfüllen. Er soll jede
kleinste Bewegung des Feindes erfor
schen und dann durch den Draht oder,
da der Draht sehr oft zerreißt, durch
einen Meldeboten aus feinen Begleitern
nach hinten übermitteln. Er soll außer
dem die Wirkung unserer Geschosse au!
findig machen.' Jch kann natürlich
nicht alles so ausführlich schildern, wie
das Leben und Treiben eines Beobach
ters ist, und dabei ist dessen Tätigkeit
nur ein einziger Ausschnitt, nur ein
Bruchteil der Gesamtarbeit, die sllr die
kraftvolle - Beschießung einer Viertel
stunde notwendig ist.
Als die Schlacht von neuem begann,
strebte ich sofort wieder au dem Un,
tcrstande heraus, um mich neuerdings
dem Rausche der Ohren und Augen hin
zugeben. Aber Leutnant Schw. zog) mich
am Aermcl zurück und meinte: .Es ist
viel unterhaltender für Sie, einmal zu
zuhören, wie eine Schlacht geleitet wird.
Und nun wurde ein Telephonkrieg tief
unter der Erde zwischen ihm, dem Ar
tillerie-Offizier, dem Verbindungs-Of
fizier und dem Batteriefllhrcr eröffnet.
Ein Krieg, der stundenlang andauerte,
und der mich in maßloses Erstaunen
setzte. Ueber die Einzelheiten muß ein
Schleier geworfen werden.
Im ganzen war ich drei Tage in
unmittelbarer Nähe des sagenhaften St.
Pierre-Vaast-Waldes. Schaute von ei,
ner Höhe durch das Scherenfernrohr in,
die feindlichen Stellungen hinein und
lernte das berühmte Mäuschen und
seine vorgeschobenen Stellungen gründ
lich kennen. Ich erinnere mich noch mit
besonderem Dank an die vielen und
warmen Frcundschaftszcichen, die mir
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Engländern.
der Kommandeur des Artillerie-Regi
ments . . ., V. Er erwies. Unter an
deren stellte er mir die schönsten Pferde
zur Verfügung. Darüber darf ich viel
leicht hier ein kleines Urteil einschalten.
Ich habe sechs verschiedene Pferde gerit
ten und fand, mit einer Ausnahme, daß
alle noch so frisch waren, als wären sie
gestern erst ins Feld gesprengt. Sämt
lich standen sie vorzüglich im Futter.
Nur sehr wenig Krankheiten, die Mauke
schon durch die beständige Feuchtigkeit
ausgeschlossen, nur gelegentlich Kolik.
Dann sind die Pserde leider, leider,
leider, wehrlos gegen Gasangriffe. Am
letzten Morgen war heiteres, ungemein
sichtiges Wetter. Das dümmste ist nun
allerdings, däß man gerade, wenn die
Sonne lacht, aus dem Unterstande nicht
heraus darf, während man in schwerem
giftigen Nebel sich geruhig, wenn auch
nicht gerade mit Herzenslust ergehen
kann. Ich ging eine kleine Stunde zu
Fuß über den glücklicherweise schwach
gefrorenen Lehm und hatte dann Glück.
Erstens war ich Zuschauer einer Flieger
schlacht, wobei zwei aus Norden herze
flogcne Engländer von drei unserer
Luftvögel in die Flucht geschlagen wur
den und fand dann einen Leutnant mit
zwei köstlichen Pferden, von denen ich
eins erklimmen und damit in das
Standquartier zurückreiten durfte.
Der Kommandeur, ein munterer, fa
moser Echtester, der früher selbst ein
Gestüt hatte, hielt in seinem ganzen Re
giment auf gute Pferde.
Da ich zum ersten Male draußen
war, mögen einige allgemeine Betrach
tungen verstattet sein. Nachdem ich
zweieinvicrtcl Jahr mit dem größten
Anteil alle Nachrichten aus dem Felde
verfolgt hatte, fand ich, daß man sich
von dem Kriege doch schlechterdings,
nicht entfernt elne Vorstellung daheim"
machen kann. Die Anstrengungen und
Entbehrungen in den vordersten Linien
sind auch viel größer, als mancher ahnt.
Dagegen ist die Stimmung weit des
fer, stellenweise geradezu lustiger, als
man dachte. Ganz vorzüglich ist die
Manneszucht, sie ist unvergleichlich viel
strammer, als am Stachus oder Pots
damcr Platz. Gewiß, es gibt Leute, die
sich heim sehnen, aber viele hängen an
dem sarbigen, abwechslungsreichen
Kriegsleben mit allen Fasern und Za
fern. Durch die Bank hörte ich, daß
das Flieqerwesen eine immer steigende
Bedeutung beansprucht und daß es sich
bei uns blendend entwickelt hat. In
der Artillerie sind uns zwar die Feinde
zahlenmäßig überlegen, aber diesen Bor
sprung macht die Güte unseres Mate
rials und Genauigkeit des Schiebens
der Artillerie mehr als wett. Die eng
lische ist allerdings sehr za!)lreich. aber
sie ist erheblich schlechter als die franzö
fische. Der Bericht wäre unvollständig, wenn
ich nickt noch erwähnte, daß ich einen
überaus anregenden Abend bei Krön
Prinz Rupprecht verleben durfte.
Die Zeit zum Handeln. die
verschwenden wir zum Fcrtigwerden;
ober die günstigen Augenblicke der That
warten nicht auf unsere Langamkeit.
f
L,: ' i
-n.
I .
Mayer mit den
silbernen Zippen.
von Georg lZZuerk.
Im W e st e n, Februar.
Stabsarzt B. stellte mir den Land
wchrmann Sebastian Mayer den
groben Mayer" vor, dessen letzte
Tat von gestern war: da hatte er einen
lang gesuchten Hühnerdieb auf frischer
Spur ertappt, festgenommen und wegen
eines dummdreisten Bestechungsversuches
nach den rauhen Fricdensbräuchcn feiner
Algäuer Heimat behandelt.
.Ich hab' ihm blos den falschen
Glauben ausgetriebcn," bekannte Mayer,
daß einer wegen zwei silberne Rippen
kein Mannsbild mehr is!"
Tatsächlich lief Mayer mit zwei silbcr
nen Rippen im Felde herum und war
trotzdem ein ganzes Mannsbild geblie
ben. Die Front hatte ihm nach einem
bösen Strauß den Nippenersatz einge
bracht, aber er blieb bei der Truppe und
war auch hinter den Gräben der brauch
bare und praktische Mensch, als der er in
Friedenszeiten sich zu Ansehen und
Wohlstand aufgeschwungen hatte. .Die
Leut' sagen," meinte er mit Hinsicht auf
seinen gangbaren Namen der grobe
Mayer", .die Leut' sagen, daß ich kein
Feiner nicht bin. Das kann schon sein
wenn man in Friedenszeiten immer
ein paar hundert Mann unter sich hat,
und lauter Zimmerleut', das sind auch
net die Extrafeinen. Da wird man
schon langsam ein biß'l grob, und dann
lernen fie die fünf Finger fürchten,
weil sie mir halt gern ausrutschen."
Damit aber ist die Biographie meines
Landwehrmannes noch keineswegs be
endet. ES muß betont werden, daß er
vor dem Krieg in der Schweiz ein gro
ßeS Zimmereigeschäft betrieb und in den
kritischen Tagen sofort zur Fahne eilte.
Er war trok seiner einträglichen
Schweizer Verhältnisse ein guter Al
gäucr und ein guter Deutscher geblieben,
und daran änderten auch die zehn Mo
r, te Festung nichts, die ihm seine voll
blutige Art einmal beim Kommiß ein
gebracht hatte. Fällt ihm auch gar nicht
ein, die Sache von damals irgendwie in
einen Schleier zu hüllen .jawohl,
zehn Monat Oberhaus," bekräftigt er
und schlägt an die zwei silbernen Rippen
feiner Brust.
Aber dann klirrt allerhand daneben,
das Eiserne Kreuz und drei bayerische
Auszeichnungen dazu, die silberne und
die goldene Tapferkeitsmedaille dar
unter.
Es ist ja wohl nicht der allerbieg
samste Stoff, aus dem man die Helden
macht.
Braver, ehrlicher Grobian, du bist
schon vom rechten Holze.
Seine schönste Kriegstat liegt schon
e','. Jahr zurück. Die Kompagnie lag
am elfässtschen Grenzrain, irgendwo
zwischen Diedolshausen und Markirch,
und bekam alle Tage von einer schweren
Batterie des Feindes ausgiebiges Feuer.
Sie war wie in Teufels Kittel der
steckt und unsere Geschütze fanden sie
nicht. Wir beschossen hauptsächlich eine
Kiesgrube, in der wir sie vermuteten,
aber auch nach den kräftigsten Ladungen
arbeitete die Batterie weiter und blieb
die Gefahr, die sie gewesen war.
Damals war der grobe Mayer schon
ein vielgenannter Patrouillcngänger,
un der Oberstleutnant verhandelte
kurzwcg direkt mit ihm. Mayer, Ihnen
weiß ich was Gutes!"
Und der Landwehrmann reißt die
Augen groß auf, denkt an allerhand
Borkommnisse des Kommißlebens an
die saubere Festung OberhauS nicht zu
letzt und sagt rundweg, wie ihm die
Sprach nun einmal gebaut ist: .Wenn's
was Gutes is da hat mich der Herr
Oberstleutnant noch nie holen lassen!"
Aha, wenn man beim Kommiß zitiert
wird, so geschieht da nicht immer der
angenehmsten Dinge wegen.
.Die Batterie müssen wir herausbrin
gen. Mayer!"
.Ja," recht kopfschüttelnd kommt das
heraus, .die find' ich gewiß!"
.Doch, doch, auf Sie verlassen wir
uns. Mayer, suchen Sie die Batterie!"
Zwei Nächte wartet der Landwehr
mann ab. Erst in der dritten ist ein
richtiges Vogescnwetter mit Schnee und
Regen und Sturm dazu, wie'Z der Teu
sei am liebsten hat". Es ist auch recht
dunkel, aber man kann einem Baum noch
ansehen, daß er ein Baum ist also
los. Man tät bei dem Wetter schon
wirklich keinen Hund strafweise hinaus
schicken gut, sehr gut, so wird sich
der Herr Franzos auch nicht gern im
Freien aufhalten.
Aber in der ersten Linie balien's seine
Posten doch mit der Pflicht, wenn sie
das Umherstehen auch überflüssig finden
und sich die Zeit durch ungeniertes Plau
dern vertreiben. .Sollen sie plappern,
die Französerl, sollen sie nur plappern!
Ich will ihnen die Zwicsprach net stö
ren!" Doch stört er sie: wie er sich über
den Graben schwingt, gibt's ein Geröll
muß denn das gleich am Anfang
schon sein!? Und der Posten ruft fchon:
.halte &!" Nix halt la. hab' ich mir
denkt, du dummer Franzos, du kannst
mir den Buckel runterrutschen, du Ma
lcfiz ..." Ich muß hier von der Mayer
schen Ausdrucksweise wesentlich abwei
chen gehen wir lieber weiter. Der
Franzose ist's unterdessen ja auch zu
frieden und hat sich eben getäuscht, wie
das auf Posten vorkommen kann.
Vor der zweiten Linie trifft Mayer
auch Gepappel, aber man hört's nur
ganz schwach, weil es furchtbar stürmt.
So ist's richtig, ein schönes StUrmle.
wie für Dieb und Räuber. Ganz ge
mütlich kann man übe.r diesen zweiten
Graben gehn. Und jetzt ist man wohl
überhaupt viel sicherer dran wer sucht
in dieser Gegend und bei diesem Wetter
einen deutschen Landwehrmann? Ruhig
stapft der Kundschafter weiter. Es kommt
noch ein Graben, aber in dem scheint
überhaupt nichts los zu sein, .nicht ein
mal .Gepappel", und jetzt niüßte bald
die Kiesgrube kommen, in der unsere
Granaten den Feind imnier gesucht ha
ben. , ,
Um keine zehn Schritte ist der ersaz.
rene Patrouillengänger von seinem Weg
abgekommen die Kiesgrube ist Punkt
lich da, wo er sie suchte und leer ist sie
auch, .daß weiß ich ganz gewiß, weil
ich hinuntergefallen bin in der Dunkcl
heit."
Da lag er also in Schnee und Dreck
und greisbarer Nacht, blieb ein Weilchen
mäuschenstill und horchte die Umgehung
ab. ob ihn wohl der Abrutsch verraten
habe. Nein, nicht verraten? und. kein
Geräusch außer einem feinen Schnee
gericsel. Die Kiesgrube ist' überhaupt
völlig leer, kein Mensch und erst recht
keine Batterie. Er sucht und sucht und
freut sich dabei, daß der Schnee immer
dichter kommt und sich auf seine Spuren
legt. Und dann beginnt Plötzlich wieder
ein Nassauer von Gicßbachgüte, der olles
in Brei verwandeln will.'
Ja. aber wo steckt eigentlich die Bat
teri? Ich hab doch dem Herrn Oberst
leutnant net mit der leeren Kicsgrub'n
kommen können!"
Er krabbelt vorsichtig auS der Grube
und steigt höher, um besser lauschen zu
können. Und: papperlopapppappelar
Papp", sagt sein mündlicher Bericht, dir
hör' ich sie schon wieder sranzöserln. daß
es grad' eine Freud' is. Die können
ihr französisches Maul auch bei der Nacht
nicht halten mir is's ja recht." Und
er kriecht also dem Geplauder nach und
findet so eine Art Blockhaus. ' Es hat
eine Tür, und diese Tür hat einen Ritz,
aus dem ein Licht schimmert. Da sind
also Soldaten, und die Soldaten können
Kanoniere sein, und wenn sie's sind,
dann ist die Batterie auch nicht mehr
weit.
Eine wüste Kriecherei in Schnee und
Dreck, fade Liegepausen, Horchen und
sich vorsuchen in der Dunkelheit. Jetzt
' das könnte so etwas wie den Zu
weg zu einer Geschützstellung bedeuten.
Kein Schnee, viel Furchen und Tritte im
Dreck.
Und dann ein Geschütz! Ziemlich tief
eingebaut ein Geschütz.
Ich hab' die Mündung mit der Hand
erreichen können und hab' asingn!et und
g'fingerlet ja, das ist ein schweres
Geschütz. Aber zwei hat man mir g'sagt
wo is das andere?! Ich kriech ein
mal rechts von dem einen umeinand',,
da is aber nix; dann kriech' ich links,
und da hab' ich's nur dreißig Schritt
weiter gefunden. Juhe, .sind schon da,
alle zwei Geschütz!" '
Ja, wenn nur jetzt die Aufgabe schon
bis zum Ende gelöst wäre! Aber jetzt
heißt's genau feststellen: wo stehen die
beiden? Die Kiesgrube wird immer den
besten Anhaltspuntt geben, und Wayer
packt die Sache jetzt an wie beim Erer
zieren: er richtet sich auf und geht mit
richtig abzählenden Schlitten der Grube
zu. (Ich hab' mir halt denkt", fagt
der grob Mayer, verreckt ist wie der
fror'n . . Genau 222 Doppelfchritte.
.Und fünfzig Doppelschritt sind bei mir
200 Meter, da kann ich darauf fchwör'n;
jetzt hast es alles beinand', jetzt kennst
dich aus, Mayer!" Er besinnt sich noch
am Fleck auf alle Einzelheiten, die zu
melden sind nein, er hat nichts vcr
gesscn, und eS kann wieder zurückgehen.
Und wieder Regen, Schnee und
Sturm, und die Sache macht sich bis
zum französischen Vorposten ganz glän
zend. Aber dann kommt eben zu guter
Letzt das Malheur: Halte!" schreit'3
Plötzlich, zum Greisen nah. Ich hab'
nix g'sagt, ich bin halt liegen blieb'.
Ich bin so nah bei ihm g'wesen, daß ich
ihn bei die Füß hätt packen können. Fast
wär' ich auf ihn n'aufgrumpelt. Und
der Posten sagt nix weiter und ich tu'
kein Schnauferl, aber der Kerl geht mir
einfach net vom Fleck was willst da
machen!?"
Und dann bin ich ganz langsam in
meinen Stiefclschacht g'fahren und hab'
mir mein Messer g'holt . . ."
.. . . und hat net mehr schreien kön
nen und das warme Blut is mir durch
die Finger durch g'laufen . . ." '
Dann bin ich durch den sulzigen
Schnee weiter, und da passiert mir daS
Allerdümmste: die Unseren schießen!
Giebt's nix als Liegenbleiben und sich
das Schneewasser von einem-Hosensack
in den anderen rinnen lassen. Und halt
abwarten. Und dann haben 's doch auf
g'hört, und dann bin ich an den Graben
hin. Schreit schon wieder einer: halt,
wer da!, aber ich gleich: dein Maul
haltst, sonst fängst eine!"
Und drei Täg lang bin ich schön ka
put g'wesen, das därf man glauben. Da.
wenn man den Rheumatis' net kriegt!"
Und die beiden Geschütze?"
.Am andern Tag sind sie zusammen,
geschossen worn und der Herr General
bat mir die Medaille geben und auf die
Achsel klopft und gesagt, das haben Sie
gut gemacht! Sag ich darauf: gel,
döS spannst!? Wie ma halt so red't,
xi mir halt so rausgerutscht.' bemerkt der
grobe Mayer entschuldigend, net wahr,
wenn man das gewohnt is, im Friede
mit ein paar hundert grobe Zimmer
leut ..."
Braver, ehrlicher Grobian, dem Gene
ral wird die Geschichte heute noch Spaß
machen.' Ganz sicher hat er sie an feine
Frau geschrieben.
ES ist eine traurige Tatsache, kß
die ungeheure Mehrzahl der Menschen
überhaupt und der Deutschen insbeson
dere stets von Herzen bereit ist, den über
den Schwärm emporragenden Mlimen'
schen und Landslcuten eins anzuhän
gen". Dies liegt so sehr in der Raiur
dS ungebildeten und des gebildeten Pö
bcls, daß non sich nicht weiter dabei und
dsrüöer aukbalteu braucht,
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