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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (March 12, 1917)
' i Tägliche Omaha Tribune. ; l V 5 x Cjf- . -.. W kMMMmMMMM)MMMM4MuMMA F AiL ' ' X Am Helena. Roman von 1t&M4H& 1 ' Fortsetzung). ' ci. - -imiu iu, Vl "Vul sehr ausgeregt fort, .ich hab' eben ein Telegramm bekommen ich denk', ti r nch ein Hochzeitswnnsch v mach' es aus ich denk mi, rührt der Schlag: Der olle Güstrow ist bot. Nu bring mal einer daS dem Mädchen bei!" Wasser trat l.n seine Augen. .Ich kann es nicht nee um kein Geld! So .vaS sagen! Und Ihre Mutter ist weg, lieber Stürmer die hatte eö wohl fertig gelriegt. So Weiber unter sich! Nu bring ihr daS mal einer bei! Nee, ich kann es nicht. Und denn die draußen die Gäste soll'n eS doch auch nicht merken so was ist doch scheußlich! Stört die Stimmung und wo doch kei ner den Mann weiter gekannt hat. Nu saa'n Sie blob. was mach' ich?! AI, lein allein weiß ich mir nicht zu helfen!" Thassilo stand erschüttert. DaS arme. liebe Kind! Ja, da toä tt freilich feine Mutter mit ihrem weichen Herzen die einzige gewesen, es zu sagen. Kann Hedi heute abend noch 'fort?" fragte er. I, kein Gedanke. Anschluß ist nicht mehr. Sie bliebe übet Nacht in irgend einem Nest liegen warten Sie mal. in in ich will mal das Kursbuch " .Dann," sprach Thassilo entschlof feit, wollen wir ihr ioch heuie abend , nur von einer ernsten Erkanlung sa gen. Sie wollte ja so wie so morgen früh fahren. Meine Mutter wird sie begleiten und sie unterwegs auf die ganze Wahrhell vorbereiten. Reden Sie mit ihr " bat Alt Heer weinerlich. Sie stehen ihr fer ner. Sie können beherrscht bleiben Ich hab' das Kind zu üeb. Es ein nettes Kind. Und sagen Sie ihr gleich, daß sie immer ihre Heimat bei mir hat. Ich bin ja so wie so eine Art klnoerloM Mann fett heute. Es hat wohl fc- sein sollen ja, ich will ihr Bater fein! Tränen der, Rührung über HediZ Geschick und darüber, was er selbst für ein furchtbar guter Kerl fei, ran nen ihm in dicken Tropfen über die heißen Wangen. Er preßte Thassilo hestig die Hand, als wollte er auch ihm Heimat und Aatertreue und Mit gesühl zufchwören. Draußen klang durch m Soin I mernacht ein lauteS Lachen und ein i , f brausendes Hoch. ' 1r - Ich muß wieder zu meinen 5 I . sten!" rief Altheer und hob lamentie ' tend beide Hände. Mein Gott, wenn sie es bloö nicht merken wo die Seligmann zum erstenmal hier ist zu fatal rein scheußlich!" Das mt nun eme böse, schwere Aufgabe. Er trat wieder hinaus. Vom Tisch her sireckte Malte von Holdin ihm ein Glas entgegen. Wackernagel rück te zur Seite, er wollt: Platz machen. r Wo bleiben Sie denn?" hieß eS. Gleich sagte er, .gleich!" Er ging in den dunklen Garten hinein. Wie sonderbar, daß Hedi nicht gleich mit oder doch nachgekommen war! Lag nicht darin, datz sie ihn zurückerwartete? Plötzlich fiel ihm schwer und mit , starken Selbstvorwürfen auf die Seele, wie vertraulich, ja wie innig r sich ihr während der letzten Stun den gewidmet hatte. Gerade ihr gegenübu deren Wesen, deren Auge ihm in unschuldsvoller Ahnungslosigkeit so viel verriet, hätte er seine Stimmung besser bewachen müssen. Wenn sie aus seinem Entgegenkam men Hoffnung geschöpft hätte? Der Gedanke war ihm schrecklich. Wie beraubt, wie erschlagen muß, te ihr dann die Zukunft erscheinen! Und oerade iedt... Auf einem Wege, zwischen den . KffS'Z W slMA vs,-?iaVöf fttahü 's : CUUllUl.il ILUlVUlfl n wvv. jche, kam eine wee uenau langjam daher. Auch Hedi hatte ihn erkannt, ob , schon die Dunkelheit nur die Gesich Ux noch ungefähr raten ließ. ) .Was wollte Onkel arg?" fragte sie. Er nahm ihren Arm. Er ging mit ihr zurück bis m der Dornenhecke, wo sie vorhin gestanden hatten. ') . Nun war die Weite fast schwarz, I und ein kühler Atem kam vom Meer I 1 herauf. Leise schaukelten dort, weit unten, auf der bewegten yiur, vle glimmenden Lichter d.'r Schiffe. Liebe Hedi sprach er, es ist gut. daß Sie morgen früh mit Mama l forireisen. Es scheint. Onkel Georg hat Nachrichten bekommen, als ob..' ., Als ob..." fragte sie. ihn zum Weiterreden ermahnend. Und da er noch eine Sekunde schwieg, rieß sie ihren Arm aus sei nem und rief: Ei ist etwa? passiert?" Er fühlte, daß er kein Bote für sölck-e Botschaft war. Die kann nur m litte oder Mütterlichkeit recht aus i richten. .i Mit Papa!" schrie sie auf. I-Ii Ul furchtbare Angst erfaßte sie. . 'I .Sag;n Sie es nur gleich! Er hat 4 Jd VvZ'Cd. wieder einen Schlaganfall bekommen?! 0 mein Gott, sprechen Sie doch sprechen Sie doch! Mein Papa, mein lieber, armer Papa! Und ich bin nicht bei ihm! Er nahin Ihre beiden Hände. Liebe, liebe Hedi seien Sie do ruhia eS fchcint in der Tat. da eS Ihrem Papa nicht nach Wunsch geht Nein, laufen Sie nicht fort die Gaste senken Sie doch an die Fremden " Sie ließ sich halten. ES schien als sänke sie dumpf und stumpf zusam men. Georg Altheer hat eine Depesche bekommen es war nur der Wunsch darin ausgedrückt, Sie möchten schneller heimreisen Georg Altheer war so lieb und gut er meinte, was auck einmal geschähe, bei ihm sei immer eine Heimat für Sie " 0 Gott!" stöhnte sie, Papa ist schwer krank sagen Sie es sagen Sie es " Er fühlte ihr: ihn krampfhaft um klammernden Hände an seinen Armen. Sie dauerte ihn über alle Maßen. Er versuchte sanft, ihre Hände zu lö sen. Liebe Hedi bat er, seien Sie ruhig! Mama fährt mit Ihnen mor gen. Wenn Sie wollen, fährt sie ganz mit bis in Ihr Haus und steht Ihnen bei. Meine Mutter hat Sie sehr lieb V Da schluchzte das Mädchen auf, und zwei Arme schlangen sich um sei nen Hals. Eine Stirn drückte sich gegen seine Schulter. In Todesangst, in Sorge und doch in tausend dank barm Glücksgefühlen weinte sie fort und fort. Was er von der Liebe seiner Mut ter zu ihr gesagt, hatte sie überwältigt und getröstet... Sein Herz aber war ihm schwer vor Schreck. Glaubte sie, ein Gestand nis empfangen zu haben? Hing sie an seinem Halse als eine, die sich ge liebt wähnt? Niß sie nur ihre Angst hin? Klammerte sich ein junger, hilf loser, banger Mensch nur ganz zu traulich an den festen, mannhaften, trostgebenden? . Mit scheuen Fingern, zaghaft und doch voll zärtlichen Mitleides streiche! te er das kurzhaarige Knabenköpf chen Und da mit unemmal zuckte es durch seine Finger Es war, als geschahe eine damoni sche Veränderung mit ihm und dem jungfräulichen Weibe an seiner Brust. eines konnte er mehr berühren. keines, ohne daß es sich ihm wan delte ... Und er glaubte, das blonde, reiche Haar der anderen zu fühlen, und er glaubte, ihre üppige Gestalt dränge sich an ihn . . . Er stieß sie zurück. Und dann streck te er gleich seine Hände nach ihr aus. Er glitt neben ihr nieder und um schlang ihren jungen Leib mit seinen Armen. Verzeih mir, Hedi!" murmelte er, verzeihe mir! Äoer ich..." Sie neigte sich ein wenig herab und legte ihre Hand auf sein Haupt. Sie lächelte unter Tranen. Verzeihen?" fragte sie leise. Ich kann nur danken. Mein lieber, lieber Freund . . ." Wie müde sie iprach wie trete ben Und er, der trösten sollte. er lechzte selbst nach Trost. Und in der Dunkelheit, wie in den Schatten hinein, ins Wesenlose, vor dem eS kein Erröten, keine Scham und kein Geheimnis gibt, flüsterte er: Ich liebe Beate!" Ich weiß eS," sagte sie einfach. .V. Die Stunde war da. in welcher Thassilo mit dem , verhaßten Mann abzurechnen dachte. Wahrend der vier Wochen, die Edlef mit seiner jungen Frau an der englischen Südküste verbrachte, hatte Thassilo nu? an dies eine gedacht. Er hatte sich gewaltsam daran geha! ten. Er brauchte einen alles beHerr schenden Gedanken noch neben seiner Arbeit, um vor Eifersucht nicht von Sinnen zu kommen, um seine Phan tasie nicht von der Vorstellung des Liebesglücks der beiden überraschen zu lassen. Abrechnen! Ihm die Zahlen entrei ßen! Ihm alles Geld vor die Füße werfen, was er selbst schon erworben hatte und waS er nur irgend entbeh ren konnte! Seine eigenen Bedürfnisse, welche von jeher die wechselnden öeS gei stig sehr stark beschäftigten ManneS gewesen, der eigentlich ganz unabhän gig innerlich von allen Formen des Wohllebens ist und nur gerade die für sich in Anspruch nimmt, die ihm im Augenblick die beste Freiheit zur Arbeit verschossen diese Vedürf nisse schränkte er fehr ein. Er rechnete und rechnete, waS er jedes Jahr an Edlef abgeben könnte. Nur für seine Mutter wollte er genug zurückbehalten, um ihr ein behagliches Leben zu beschaffen. , Er sah wohl, was für eine muh same, zeitraubende, inferiore Arbeit das Rechnen ist. Sein Stolz bäumte sich dagegen auf. Er begriff, daß für. einen wie ihn Geld etwas anderes be deutet als roher, schnöder Westd. ES bedeutete die Freiheit! Für geistige Aroeiter, für die, welche am Webe stuhl der Kultur mitwirken, verkör pert sich das Geld nicht im goldenen Kalbe. Ein goldener Kranz ist sein Symbol, und die Gottin der Unab hängigkeit trägt ihn aus dem stolzen Haupt. Thassilo glaubte schon manche Pla ne in Nichts zerrinnen tu fehen. Er fürchtete die Notwendigkeit, lästige Handwerkeraufgaben anzunehmen. Er hatte gedacht, nach Vollendung vieseS Werkes eine Studienreise nach Ameri ka zu unternehmen, um nach derselben, durch das ausgenommene Vergleichs Material bereichert, der preußischen Negierung einen großen Plan zu un terbreiten, dessen Ausführung auö der Stadt Memel einen Konkurrenzhafen für Riga schaffen sollte. Er trug sich auch mit einer neuen Idee über die Möglichkeit einer Seeverbindung für Berlin, die alle bisher aufgetauchten Plane schlagen konnte. Pläne? Wie kann ein Mensch gro ßen, weittragenden Plänen folgen, die ihren materiellen Geidinn noch nicht gleich und nicht sicher offenbaren, wenn er sparen und scharren muß Vielleicht empfahl es sich, feine Freiheit völlig zu verkaufen und eine gut besoldete Stelle als Wasserbau. dircktor anzunehmen, irgendwo kleine Häfen sauber im stände halten, kleine Flüßchen ausbaggern lassen und m bedachtiger Stadtvaterart als beha, biger Mitbürger sitzen Er sagte sich, daß er unlogisch, un gerecht denke.. Aber dennoch hatte sich in seinem Innern jene Wohltat in ein Verbrechen gewandelt. Er haßte Edlef nur noch mehr, weil er ihm danken ollte. Und der Tag der Heimkehr des lungen Paares war da. Lange hatte Thassilo sich eingebil bet, dafz er ein Wiedersehen mit Edlef nicht ertrüge. Daß sich noch irgend etwas Ungeheures begeben müsse, es zu verhindern. Aber dann war alles so grenzenlos ernüchternd, so ungeahnt, alltag lich Edlef trat eines Morgens n daZ Bureau, in seiner ganzen, selbsibe wußten Mannesschönheit, von froher Laune strahlend. Und welch ein lacherlich kleiner Umstand war es, der Thassilo zur Fassung verhalf? Edlef trug denselben hellen Jackett- anzug, den er schon vor seiner Hoch zeit manchmal getragen hatte. Es war beinahe wie eine äußere Bescheinigung, daß er derselbe geblie ben sei, daß sich Nichts verändert habe. . Edlef füllte das ganze Bureau mit seinem lauten Wesen aus. Nun merkte man erst, wie still es so lange hier gewesen war. Er erzählte von seiner Neise, ent schuldigte sich, daß er nur ein paar mal eine Postkarte geschrieben, lobte die Schönheit der englischen Badeorte, die wirklich noch ein menschenwürdl ger Aufenthalt feien, und bekundete die Absicht, von nun an fchauder haft" fleißig zu fein. Er fchien es nicht übelgenommen zu haben, daß ihm keinerlei geschäftliche Berichte auf die Reise nachgeschickt worden waren. Oder er war zu klug, sein Erstau nen darüber merken zu lassen. Ja, er hatte die Klugheit, sich dafür zu be danken, als für eine zarte Rücksicht nähme auf feine Honigmonatstim mung. , Thassilo verwandte keinen Blick von ihm. Mit einer unersättlichen Neugier starrte er den Mann an, als wollte, als könnte er in dessen Seele lesen. War da nichts edler, tiefer, weicher, vornehmer, größer geworden? Nichts? Und er lebte doch jetzt an der Seite des edelsten Weibes! Das mußte einen Mann doch wan dein! Das mußte doch Spuren lassen! War die Liebe und die Eh nicht die große Erzieherin des Mannes? Und zum Schluß, als sein Rede ström versiegte und unter diesen steti gen, forschenden, brennenden Blicken gleichsam einzutrocknen begann, fragte Edlef. ob sich denn hier etwaZ Be sonderes zugetragen habe. Er saß auf dem gebogenen Stab der Lehne. Thassilo war vor seinem Schreib tisch geblieben, an den der andere hat te heranrücken müssen. Hier ist alles in bester Ordnung. Hjelmersen ist sehr weit vor mit der Fundamentierung. Morgen oder über morgen kommt daS letzte Schiff aus Schweden mit Granit ich habe mit SöderlundZ einige Differenzen gehabt. Sie bezogen sich auf von dir angege bene Maße. Schließlich haben wir uns geeinigt, und es gelang ihnen, die Ladung von hiesigem Platz zu verkau fen." berichtete Thassilo. Edlef konnte es nicht begreifen. Er hauptete, daß Söderlunds sich irren müßten. Er stritt heftig, daß er sich je irre. Aber da kam Hjelmersen, mit seinen sachten, raschm Schritten, und brachte fchriftliche Belege. Hier über ärgerte Edlef sich erst recht. AI lein da die schwedische Firma die Fracht zu klein prosilierter Quadern gleich an den Mann gebracht hatte, ihnen selbst also kein Schaden ent standen war, murmelte Edlef waZ von lapsus niemoriae. ' ' jAoriseduna Mall. - 4S444Ht4M44 ran Anlas Merne Kuchtcr. AuS dem Schwedischen von Nhea ? l7ZiUr V A 544ch44444555ch4chch5Hchch55 Die Sonne brannte auf die braungelbe Mauer der kleinen Villa. Die Blumen aus den Rabatten un ten dampften vor Wärme, und ein Schwärm honiglüsterner Bienen und Schmetterlinge umflatterte sie. Am Spalier kletterten die geschmeidigen Roscnstengel hinauf und trugen ei nen Uebcrsluß von roten und gelben üppigen Blüten, halb erschlossen oder noch in Knospen. Ganz auf geblühts waren nicht dazivischen, da zu war Frau Brita zu sorgsam. Nun kam sie von der Veranda herunter, einen großen,, flachen Hen kelkorb in der einen, eine Schere in der andern Hand, und dann mußten die Rosensträucher wohl zum zwan zigsten Mal in ' diesem Sommer ihren Tribut zahlen. Genau prüfte Frau Brita jede Blüte, ehe sie sie abschnitt, ob sie wohlgcbildct, tadellos und also ver käuflich war. Als sie alle, die ihre Billigung gefunden, in den Korb getan hatte, legte sie ein Paar große Rhabarberblättcr über ihre Ernte, band ein Tuch über alles, knüpfte die bereitgelegte Adresse daran, die an eine Blumenhandlung rn der Stadt gerichtet war, 'und machte sich bereit, den Korb zum Dampfer hin unterzutragen. Fünfzig Rosen waren eZ. Also zwanzig ironen. ' Das reichte sür Birgers Schulbücher und sür Elsas reparierte Schuhe, sür beide Kinder zu einer Fahrt nach der Stadt, und dann blieb noch etwas übrig. Diese Rosen waren doch ein Segen! An der Dampferstation traf sie Fräulein Agate, die 5Navierlehrerin der kleinen Gemeinde, und machte mit ihr gemeinsam den Rückweg. Und während ihrer Unterhaltung er suhr sie die neueste Neuigkeit, die seit 24 Stunden den ganzen kleinen Ort in Aufregung hielt: Doktor Busch hatte ihm ander trautes Geld veruntreut; es fehlten in der Sparkasse ' 20,000 Kronen. Bier Tage hatte man ihm Frist ge geben, doch dann sollte gerichtlich eingeschritten werden. Diese ver hängnisvolle Tatsache beschäftigte Frau Brita beständig, während sie nun in der Küche stand und das Mittagessen zubereitete. Wie jain merschade war es' um den armen Doktor Busch. Sie sah ihn vor sich mit seinem gebräunten, wohlwolle den Gesicht, der ungezwungenen Art des Lebemanns, stets einen heiteren, gütigen Blick in den hellblauen Au gen und ein freundliches Wort für jeden, , ob hoch oder niedrig. Und die arme kleine Frau Gertrud, wie unglücklich mußte sie sein! Sie war ja allerdngs eine einfältige Person, dumm und oberslächlich und so durchdrungen von sich. Doch ihre Mutter hatte stets nur daran ge dacht, sie schön zu kleiden, sie zu Bäl len und Gesellschaften zu schickeil, damit sie Herrenbekanntschasten ma che und einen Mann fände, der sie versorgte. Ach, wenn Frau von Holl das nun erlebt, hätte! Doch am allermeisten beklagte Frau Brita die Kinder. Seinen Vater nicht achten zu können! Ihn vor allen Menschen gebrandmarlt zu sehen! Das konnte nimmer gut werden. Nein, nein, es durfte nicht ge schehen, durfte nicht biZ zunt äußer sten kommen. Weint sie doch etwas sür sie tun konnte. Aber was der mochte sie, die arme Witwe?, Nichts, gar nichts. Während des Mittagessens plau dcrten die llinder munter und leb haft wie geivöhnlich. Frau Brita sprach Nicht viel ihre Gedanken weil ten beständig der, Doktor Busch. Nachdem sie alle drei den Tisch ab geräumt und daZ Geschirr abgewa jchen hatten, wollte sich Frau Brita mit einem Korb zerrissener Srrümp fe auf die Veranda setzen; ioch öa nahm Virgcr seine Mutter entschlos sen an dem Arm und zog sie mit sich in den Garten hinunter. Was hast du, Mutter?". fragte er unzuftiedcn und hängte sich, schwer an sie. Tu bist heute , so ,traurig. Was ist dir? Erzähl' mir's doch, während Elsa die Blumen bcgießt. Hast du einen Kummer?" Ja, Birgcr , sagte Frau Brita ernst, ich bin wirklich traurig, ich habe etwas erfahren,, was mich schmerzt." Mehr konnte sie im Mo ment nicht sagen, Tränen erstickten ihre Stimme. Virger blickte rhr forschend ins Gesicht. Tann legte er plötzlich beschützend den Arm irnt ihren Leib und zog sie aus die Gar tenbank. Was ist es, Mutter?, ErzM r's." Es ist nichts, was unS selbst be trifft, aber ich npfinde es fast eben so schwer. Ich habe erfahren, daß Doktor Busch sich in großen Gcldsor gen befindet. Doktor Buich? Tr so reich ist?" Frau Brita mußte wider Willen lächeln. Es sind noch nicht alle Leute reich, die Geld genug baden. um aui uk Uhax'L. läXd sie. Das verstehe ich nicht." Doktor Busch verdient viel Geld, aber er hat auch diel Ausgaben. Ja!" meinte Birgcr nachdrück, lich. Denke, er bezahlt einem Kut scher jährlich tausend Kronen. Uii serein Turnverein hat er neulich hundert Kronen gegeben. Ist das nicht nobel? Und aus dem Schuld basar sür Freischüler bekam jedes Madchen zehn Kronen." Frau Brita antwortete nicht. Nach einer Weile fragte Virger in altklug geschäftsmäßigem Ton: Wird es zum Konkurs kommen?" Viel schlimmer noch ist es, lieber Virger. - Wer hat bei euch die Verantwortung sür die Kasse des Turnvereins?" Nagnar Ohlsson." Nun, stelle dir vor, Nagirnr hätte für seine eigenen Bedürfnisse auö eurer einem amen Natte geucycn." Das hat er einmal getan. Er gebrauchte nötig Geld nicht etwa zu irgend einem Vergnügen und da fragte er in einer Versammlung, ob er so und soviel aus der Kasse leihen dürfe, vierzig Kronen waren es, glaube ich, bis er selbst Geld be känie, was nicht lange dauern wür de. Und das erlaubten wir natüc lich." Nun, dasselbe hat Doktor Busch getan. Doch er hat nicht vorher ge fragt, er glaubte, niemand würde es merken. Tas war ja nicht recht von ihm, verstehst du. Nun wird die Kasse revidiert, und ba sehlk das Geld." Er kann es doch eingestehen und bitten, das Geld zurückzahlen zu dürfen, sobald er es vermag." Tas ist aber nicht so leicht für ihn. Er hat mehr als vierzig Kro nen geliehen." Wieviel denn?" 20,000." 20,0001 Oh!" Virger ließ den Arm sinken, den er während der ganzen Zeit niit ei nein fast beschützenden Griff um die Mutter gehalten hatte. Er war ganz bleich geworden. Das war ernst, das erkannte er. Man darf nicht so handeln, Vir ger", fuhr Frau Brita fort. Das heißt, das Vertrauen seiner Mitmen schen mißbrauchen. Sie haben alle an Doktor Busch geglaubt, sich auf ihn verlassen, und nun leiht er ihr Geld, ohne sie um Erlaubnis zu bit ten und ohne es zurückzahlen zu kön nen." DaS ist ja fast, als ob man cs nimmt?" Ja, das ist eö fast." Wird er nun in Gefängnis kommen?" Das wird er wohl,- wenn ihm niemand helfen will, den Fehlbetrag in der Kasse zu ersetzen." Es ist sehr schade um ihn", kam es nach einer Weile. Er beabsich tigte doch nicht, das Geld zu neh men?"' Nein, das nicht." Birger saß eine Weile still und dachte nach. Könnten wir ihm nicht helfen, Mutter? Du hast ja oft erzählt, daß er gütig und hilfs bereit gegen uns war, als Papa krank lag." Ja, das war er, das dürfen wir ihm nie vergessen. Aber wie sollten wir ihm helfen können, du weißt ja, daß wir arm find." Ja aber etwas konnten wir doch wohl zusammenscharren. Und wenn dann alle die anderen auch eine Ltleinigket zugeben wenn vielleicht jeder fünfzig 5onen geben würde, " Lieber Birger, wie denkst du dir's, daß ich fünfzig Kronen geben soll? Soviel habe ich ja gar nicht. Es lohnt nicht, noch länger da von zu reden. Da kommt Elsa.- Er zähle ihr nichts davon, hörst du?" Höre, Mutter, du pflegst zu sa gen, daß schöne Worte nichts bewei sen, wohl aber die kleinste gute Tat. Was soll der Doktor von dir denken, die du soviel von deiner Tankbar keit gesprochen hast und nun, da es ihm schlecht geht, nicht das geringste tust, um ihm zu helfen?" , Aber was kann ich denn tun, Birgcr?", erwiderte sie trostlos und doch , gleichzeitig so beglückt über die Worte ihres Sohnes, daß sie ihn am liebsten umarmt hätte. ' Nun, ich habe eine Idee. Erin erst du dich, dafz der Doktor immer so entzückt gcwescn ist von unseren silbernen Leuchtern im Wohnziur mer? Ich weiß, daß er einmal sagte, sie wären gut hundert Kronen da Stück wert, und da meintest du, du würdest sie nicht sür die doppelte Summe verkaufen. Kannst du nicht dem Doktor die Leuchter geben, er könnte sie vielleicht sür 100 Kronen verkaufen, das ist doch viel Geld, nicht? Und dann sieht er auch, daß man ihm helfen will." Frau Brita sah auf ihre Strümp fe nieder, die Nadel ging ein und aus, während es lebhaft in ihr ar beitete. Nicht um der Leuchter wil len. An ihren Jungen, ihren präch tigen, warmherzigen Jungen, dachte sie. Wenn er dann olle seine eigenen feinen Sachen verkauft", fuhr Bir gcc geschäftZmäßiz fort. Möbel und LüZIen. unh JSiiito utsi . waS da noch olle ist, sie haben ja so viel, so wird es wohl eine recht hübsche Summe. Glaubst du nicht, Mutter?" 5ch werde mit dem Pastor dar über reden", sagte Frau Brita schnell und erhob sich. Die Leuch ter nehme ich mit." Auf dem Wege zum Pfarrhof überlegte sie, was sie sagen solle. Am besten ist es, ich erzähle alles genau so, wie eS war", dachte sie. Der Pastor hat großen Einfluiz und seine Frau auch, mögen sie mit den Leuchtern machen, was sie wol len. Ich fühle es, daß es zum Se gen sein wird." Auf dem Hof saß Frau Mina mit ihren Mädchen und eirthülste Scho ten. Sobald sie hörie, um was es sich handelte, stellte sie die Schüssel zur Erde, band ihre blaue Küchen schürze ab und ging mit Frau Brita in das Arbeitszimmer ihres Man nes. Da war eine ganze kleine Ver sammlung : der Steuereinnehmer und Bezirksschreiber, die, Großhänd ler Alm und Borg und noch einige von den Stützen der kleinen Ge meiilde. Ernst und niedergeschlagen saßen sie da und besprachen das Un glück des Doktors. Gern wollten sie Busch helfen, jeder von ihnen, aber 20,000 Kronen das war keine Kleinigkeit! Sie hatten alle gesi cherte Lebensstellungen, einige waren sogar vermögend. Aber mehr als ewa 300 Kronen wollten sie nicht opfern. Und was nützte das! ' Frau Brita war es ein wenig un behaglich, so unvorbereitet vor einem großen Auditorium zu stehen. Sie hatte auf eine Unterredung mit dem Pastor unter vier Augen gerechnet. Doch es war keine Zeit zu verlieren, man hatte ja nur vier Tage Frist, und der erste war bald vorüber. Deshalb bezwäng sie ihre Scheu und erzählte alles, einfach und gerade, wie sie es eben erlebt hatte. Hier komme ich nun mit meinen Leuchtern", sagte sie geniert lächelnd, indem sie sie aus dem Sndenpapier wickelte und auf des Pastors Schreibtisch stellte. Etwas werden sie wohl bringen. Ich habe gedacht, man könnte sie dielleicht verlosen. Dreihundert Lose etwa, und fünf Kronen kann man Wohl für das Los nehmen." Sie rieb während des Sprechens beständig mit den Fingern' über die Reifen des einen Leuchters, hielt die Llugen niedergeschlagen und wartete m dieser Stellung aus die Wirkung ihrer Worte. Doch niemand sagte etwas, es blieb eine ganze Weile to tenstill im Zimmer. Endlich wandte sie sich verwirrt und ein wenig ent täuschte an den Pastor. Da sllhlte sie einen Arm fest auf ihren Schul lern, und Frau Minas Stimme klang sehr bestimmt und dennoch ein wenig unsicher: Für zehn Kronen geben wir Loie aus, Brita, und rch verpflichte mich, 500 Lose unterzu bringen. Es gibt wo anders als hier auch noch Leute, und man hat ja seine Beziehungen." Das waren also 5000 Kronen. Fehlen nur 15,000." Der Pastor blickte fragend von einem zum an deren. Großhändler Alm erhob sich und ging an den Schreibtisch. Wir wol len eine Liste aufsetzen", sagte er, wir anderen werden doch wohl 15, 000 zusammenbringen, wenn Frau Flut und ihr Birger soviel geben." Frau Brita lächelte protestierend. Oh, wir geben ja nicht das Geld", doch niemand hörte auf sie. Alle Herren hatten sich erhoben und umstanden den Schreibtisch. Alm hatte merkwürdig viel mit fei ner Feder zu tun, prüfte sie von al len Seiten und tauchte sie immer wieder ein. Er hielt den Blick ge senkt, und es zuckte bisweilen krampfhaft in seinem Gesicht. Dann schrieb , er mit schneller Hand: 6000 Kronen. Ucberlich darauf die Feder dem Steuereinnehmer, der ihm zu nächst stand, und trat zu Frau Brita. Er nahm ihre beiden Hände und drückte sie so sest, daß es sie schmerz te. Er wollte etwas sagen, daS merkte man, doch es wurde nichts, als daß er ein über das anders Mal ihre Hände drückte. Grüßen Sie Birger, kam eö schließlich fast rauh. Dann nahm er Hut und Stock und ging. Beste Empfehlung. Gatte: Diese Zofe nimmst Du? Die hat doch so miserable Zeugnis sei" Gattin: Nun ja, aber daS schlech teste hat sie von meiner Freundin, der Kanzleirätin, das werde ich über die jetzt alles hören können?" Quittiert. Sie sind ein ganz eingebildeter Narr!" .Und Sie in ausgebiiveteri" - Ein guteß Herz. .Der Diätar Hungerl kommt zu seinem Jugendfreunde, dem Bierbrauer Mal zer, und bittet ihn, ihm drei Mark zu leihen. Sollst Du haben, meirr Junge, sagt Malzer. holt einen Beutel voll Dreimarkstücke aus dem Schranke und schüttet den Inhalt aus den. Tisch: Sa . im' D ne tarn" wichen Tt Hirse. Ei ziemlich in Bkrgcsscnljclt gerat BolksnavruiSmillcl. . 'MMiücy Ueber die Hirse, eine früher toeijfci i-r. verbreitete Getrcidrart und ihre kul m kurgeschichtliche Bedeutung hielt Prof. Brandstetter ouS Luzern im Schoße der Schweiz. Gesellschaft für Volks künde einen Vortrag, der das Jnter esse weiterer Kreise verdient. Die Hirse oder der Fennich (pani cum miliaceum) ist heute den wenig sten mehr bekannt. Sie war aber bis etwa vor 100 Jahren, bevor die aus Amerika eingeführte Kartoffel aus kam, eine ollgemein verbreitete Volks Nahrung. Bekannt ist ja, wie Anno 1576 die Züricher mit einem warmen Hirsebrei per Schiff die Limmat und den Rhein hinunter über Basel nach Straßburg hinunterfuhren zum Schützenfest. Die Hirse gehört mit dem Weizen und der Gerste zu den allcrältesien Getreidearten der menschlichen Kultur. Sie stammt aus China und wurde daselbst schon 3000 Jahre vor Christi in großer Menge angebaut. Von dort gelangte sie nach Indien und Aegyp ten, wo man sie in Grabfunde aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. nachge wiesen hat. Den Griechen und Rö mern war sie wohlbekannt, ebenso den Kelten, denn Plinius erzählt, daß überall da, wo die Kelten wohnen, die Hirse angepflanzt werde. Zahlreiche Pfahlbaufunde in der Schweiz be weisen, daß sie auch bei den Pfahl baubewohnern aus der Stein und Bronzezeit viel angebaut wurde. Un zählige Urkunden bezeugen weiterhin ihre starke Verbreitung während des ganzen Mittelalters. Flurnamen und Familiennamen wie Hirst, Hirshof, Hirslanden, Hirseren und Fällanden (aus Fenchlanden) sind deutliche Be weise. Etwa ums Jahr 1800 wurde sie vom Mais und besonders von der Kartoffel verdrängt. Sie wird heute nur noch in Graubünden und im Tes sin (Arbedo) angebaut. Doch lebt sie in allerhand Sprichwörtern noch fort, wie z. B. läbe wie der Vogel im. Hirssome" (jetzt Hanfsame) oder im Kinderlied:, Sauerkraut mag ich nicht, Hirsenbrei hab ich nicht, Wozu wird angcricht't?. Ich esse nicht. Die Hirse spielt auch im religiösen Leben der Naturvölker eine wichtige Rolle. Sie wurde den Göttern als Opferspeise dargebracht und war von jeher em Liebling des Volksglaubens, denn sie verleiht Segen, Fülle und Reichtum. - Neuheiten für Markcnsammlcr. Bei der Krönung Karls IV. wur den ungarische Krönungsmarken her ausgegeben. Die Marke zu 10 Heller ist violett und trägt das Bildnis der Königin Zita, die Marke zu 15 Hel ler ist ziegelrot und mit dem Bild König Karls IV. geschmückt. Nebst der Wertangabe tragen die Marken die Bezeichnung Magyar Kir. Posta 1916. XII 30." Der für diesen Tag eigens hergestellte Krönungsstempel trug den Wortlaut IV. Kroly ki rüly koronÄzü.sa napjun 1316. dec. 3. Budapest." Der Poststempel war mit dem Abbild der heiligen Stefans kröne geschmückt. Ferner ist in letzter Zeit eine neue Reihe don Kriegsmar ken ausgegeben worden: eS sind dies Wertzeichen für das Etappengebiet in Belgien. Sie unterscheiden sich von den Marken für das Gebiet des Ge neralgouvernements in Brüssel da durch, daß der Ueberdruck Belgien" fortfällt. In schwarzem Aufdruck tra gen die Wertzeichen also den Wert 8 Cent" usw. Für Belgien ist inzwi, schen die Postkarte des Deutschen Rei ches zu iy2 Pfennig in gelborange mit schwarzem Aufdruck 8 Cent" mit dem Landesnamen ausgegeben wor den. Oesterreich hat die neuen Werte in Kronenmuster zu 6 Heller orange, 10 Heller hellviolett und 12 Heller blaugrün ausgegeben. In der Wap penausgabe ist der Wert 60 Heller in blau erschienen. Für Bosnien ist eine Postkarte mit der neuen Wcrtstufe von 8 Hellern mit Wcrtstempel, dem Bild nis eines Kriegers mit Schild, und Speer, unten der Landcsname, oben K. u. K. Militärpost und Wertzifser erschienen. In der Türkei ist ausge geben worden als 83. Marke fix Pro visorien mit Aufdruck eines Halb mondes und Jahreszahl 1L32 sowie eines fünfstrahligcn SterneS, die L Piaster - Marken mit Ansicht dcS PostgebäudcS. Ferner ist erschienen eine neue Marke in Stahlstich mit Bildnis des SultanS sowie Palast von Dolma-BagtchS am Bosporus i? drei Farben, alle zu 10 Piaster. Im ASzahlnngSge f ch ii f i. Sehen Sie, bei mir kön nen Sie alles haben, Möbel, Teppiche und sogar Kleider, denken Sie an mich, wenn Sie 'mal heiraten!" Einstweilen habe ich noch gar keine Braut." .Die können Sie auch haben!" Druckfehler. Landungs platz für Luftschiffe zu verpachten auf dem H ute der Baronin von Rei, Mb