Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 22, 1917, Second Edition, Image 1

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Unsere Alcidung
im Zvittlcr.
Ein Wori über Siraßenkleidung im
Winter: Große Sordgfalt sollte darauf
pctxandt werden, nicht zu schwere Jllei
dung im Winter zu tragen. Zu warm
angezogen, macht die Haut träge, und
da sie nun mal '.in wichtiger Faktor zur
Erhaltung dcr Gesundheit ist,.soUte man
ihr auch große Aufmerksamkeit zuwcn
den. Der Körper soll wohl warm ge
halten werden, ich will hier nicht un
vernünftiger Abhärtung da Wort reden,
aber zu viel Wolle am Körper ist auf
keinen Fall gut. Diejenigen unter uns,
welche sich ängstlich bor jedem kalten
'Lufthauch Hüten, die da meinen, jeder
Wind oder Regentropfen müßte ihnen
unbedingt eine arge Erkältung bringen,
sollte doch einmal bedenken, dafj sie
selbst schuld sind, daß ihr Körper so
verweichlicht wurde. Langsam, aber
systematisch, sollten wir uns daran ge
wohnen, dünnere, vor ollem weniger
wollige Stoffe auf dem Körper zu tra
gen, nur auf diefe Weise werden wir die
Poren der Haut wieder arbeitsfähig
machen, sie werden wieder anfangen zu
atmen und die ihnen zugewiesene Arbeit
an der Erhaltung des Körpers verrich-
tcn. Und auch vor den bösen Anfällen
. von Grippe und Rheumatismus werden
wir uns besser schützen, wen wir Uns
ein wenig abhärten.
Vielfach wird aber noch ein großer
Fehler gemacht: zu wenig Ueberzeug an
gezogen, wenn man hinausgrht. In den
meist überheizten Apartementhausern
kann man doch unmöglich dicke, warme
Kleider anhaben, aber desto mehr sagm
sie uns zu, wenn wir hinaus in die
Kälte gehen. Viele Menschen glauben
nun, sie milfzten unbedingt wollene Un
terwäsche tragen, um sich vor der Kälte
zu schützen. Da? ist aber nicht ganz
richtig. Wenn wir ausgehen, so geschieht
es doch recht oft, das; wir vielleicht liebe
Freunde besuchen, die ebenfalls eine recht
mollig warme Wohnung haben. Der
Mantel wird wohl abgenommen, aber
das warme Unterzeug bleibt doch und ist
viel zu dick für die warme Stube. Gehen
wir dann wieder hinaus in die Kälte, so
müßten wir doch von rechtswcgen einen
recht schweren Mantel anziehen, das ist
aber schon wegen des Gewichts nicht an
gängig. Da wird dann gegen die Ge
sundheit gesündigt-und zu leichte Sachen
werden angezogen. Wir sollten uns da
ran gewöhnen, leichte Kleidung im Zirn
mcr zu tragen und einen warmen Man
kcl für draußen. Und viel Zeit an der
frischen Luft zubringen, nicht immer
gleich uns heiemetisch gegen schlechtere
oder kalte Witterung abschließen.
'Auf einem meiner gesellschaftlichen
Spaziergänge" begegnete mir neulich
eine Dame, welche ihr reizendes kleines
Töchterlein an einem klaren, kalten W:n
tertage spazieren führte. Die Kleine
war warm angezogen, hatte Mantel,
Pelzkappe und Muff angetan, aber o
weh, die armen kleinen Beinchen waren
blau gefroren, weil ihnen nämlich die
wärmende Hülle fehlte. Mir tat das
' kleine Mädchen leid, denn wenn es auch
reizend aussehen mag in den Augen
mancher Mutier, ihre heranwachsenden
Töchtcrchen mit halben Strümpfen her
umlaufen zu lassen, so lasse ich mir die
Sache im Sommer wohl gefallen, aber
im Winter? Jede Mutter sollte doch
wissen, daß ein Kind Warme braucht,
,,ist nun der ganze Körper warm eing;
packt, manchmal dielleicht zu warm, so
daß die Anßenkälte ihm nichts anhaben
kann, warum nicht auch die Beine? Das
Blut beschreibt doch einen regelmäßigen
Kreislauf durch den Körper, eS strömt
warm durch die Adern, wird manchmal
iiberheifz, wenn es im Oberkörper zirku
liert, und kommt dann an eine Stelle,
wo 'kg sich plötzlich abkühlt'und strömt
kalt in die heißen Adern zurück. Tag
kann doch vom gesundheitlichen Stand
Punkt nicht sehr zuträglich fein. Ab
tzärtcn ist gesund, aber mit Maß und
Verstand muß es angefangen werden.
glex- erste
Nervöse Dausstauen.
Die Nervosität ist in unserer Zeit ein
sehr verbreitetes Leiden, und die Mcn
scben, welckie sich noch stählerner Nerven
rühmen können, werden immer seltener.
Wer nicht nur VerufZaiigchörlgc, welche
einem aufregenden oder , anstrengenden
Daseinskampfe standhalten müssen, lel
den häufig an nervösen Beschwerden,
sondern auch recht viele Hauefrauen kla
gen über Ncrvösität und ihre Begleiter
scheinungcn. Bei ihnen sind die Ursachen
einer nervösen Reizbarkeit in vielen Fäl
lcn nicht wirkliche ernste Sorgen, sie be
flehen vielmehr recht oft In den mannig
fachen kleinen Mißgeschicken und lliicm'
nchmlichkcitcn, welche bei der Führung
eines Haushalts, selbst unter den niin
siiasten Lcbensbedingungcn, unvermcid
lich sind. Es gibt Frauen, welches jedes
noch so unbedeutende Versehen ihrer
Dienstboten maßlos aufregt, die durch
die UnPünktlichkeit der Schneiderin oder
eines Handwerkers in Verzweiflung ge
raten. Ueber , die Unart ihrer kleinen
Kinder vergießen sie Tränen des Un
muts, statt den Schlingclchen in oller
Seelenruhe ein paar wohlverdiente
Jflo.pl Zu verabreichen. Die Schwache
oder Reizbarkeit, welche die Veranlassung
dazu ist, alles von der schlimmsten Seite
zu betrachten oder eine verdrießliche
Kleinigkeit als einen förmlichen Un
glücksfall anzusehen, ist bei manchen
Menschen bereits in ihrer Veranlagung
begründet. Andere wieder erwerben sie
im ständigen Kleinkrieg mit den Un
annehmlichkciten des Lebens. Es sind
durchaus nicht egoistische Naturen, im
Gegenteil recht oft die unermüdlichsten,
sorgsamsten Hausfrauen und die auf
opserungsvollsten Mütter, welche tn treu
er Pflichterfüllung sich nicht genugtun
können und häufig dabei über das ver
ständige Maß hinausgehen.
Ob nun aber eine solche Anlage vor
Handen ist oder nicht, immer hat eine
Frau, in deren Händen das Wohl und
Wehe einer Familie ruht, die ernste
?3flicht, ihre Nerven zu schonen und ge
und zu erhalten, denn einesteils wird
sie selbst durch die reizbare Stimmung
diel an Lebensmut und Arbeitsfreudig
keit einbüßen, anderseits erhält dadurch
das ganze Hauswesen einen unfrohen,
ungemütlichen Eindruck Außerdem be
sieht aber dabei noch für die Ihren eine
große Gefahr: die Nervösität überträgt
sich nur zu leicht auch auf andere Fa
milienmitglieder, welche sie ständig vor
Augen haben.
Das beste Mittel gegen nervöse Reiz
barkcit ist neben einer naturgemäßen
vernünftigen Körperpflege unstreitig
eine seelische Hygiene. Wir haben es in
der Hand, durch Selbstdisziplin zur Be
herrschung unserer Erregungen und Em
bfindungcn zu gelangen, uns von Lei
denschast, Unmut und übertriebenen
Sorgen nicht hinreißen und in eine stän
big reizbare Stimmung hineintreiben zu
lassen. Denn für die Nerven bleibt li
sich ganz gleich, ob sie durch wirkliche
Unglückbfälle oder nur durch Bagatellen
erschüttert werden. Sie rächen sich in
beiden Füllen, wenn ihnen zuviel zug?
mutet wjrd. durch immer größere Reiz
barkeit. Wer dagegen versucht, den un
Vcrmeidlichen Zwischenfällen des TageS
mit ruhigem Gemüte, mitunter sogar
mit Humor zu begegnen, und sich gewis
sermaßen über die kleinen Schicksalstük
ken stellt, statt sich von Ihnen niederdrük
ken zu lassen, der wird nicht nur der
Nervosität wirksam vorbeugen, sondern
sein HauS zu einem Hort des Friedens
gestalten.
Der Haararbeiter.
Excellenz ist bei ihren? heutigen Gang
durch den Schützengraben sehr leutselig.
Ein wackerer Bayer erregt ihre besondere
Aufmerksamkeit: Sag mal, mein
Sohn, was bist denn Du von Berufs
Hoarzurichter, Ez'lenz !'
So, daS gefällt mir, daß Du mir
nicht mit dem Verfluchten Fremdwort
Coifseur" kommst. Wo arbeitest Du
denn?"
In 'ner Pinselfabrik, Ez'lenz!' '
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Schritt.
.:....'. . ......'.(, ... ' i: ' . i:
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Cm friedliche Bild aus Nowo
Heimkehr.
Skizze von Hnns Wvhlövld.
Wilhelm Geer saß im Hinterland des
südlichen Kamerun, als er den Brief von
zu Hause erhielt. Sein Name stand auf
dem schmutzigen, zerknitterten Umschlag,
der durch viele Hände gegangen war, und
darunter stand Kamerun" weiter
nichts. DaS Schreiben kam ihm vor wie
e,ne Kugel, die der Schütze aufs Unge
wisse ins Blaue hinein sendet, und die
doch ihr Ziel trifft. Fast wie ein Wun-
der war eö, daß er sich wirklich gerade
in Kamerun aufhielt, um Elefanten zu
jagen und nicht droben in der Sahara
oder am Taiiaannka, wo er voriges Jahr
gewesen war, oder am Sambesi, wohin er
vielleicht von hier aus gehen wollte.
Sein Bruder war es, der ihm schrieb,
aus Berlin. Die Schrift war schwerfällig
und unbeholfen, und der Brief wußte
von nichts zu erzählen als vvn Sorge
und Not. Seit zwanzig Jahren hatte der
alte Jäger kein Wort aus dcr Heimat
gehört, der Brief mutete ihn an wie ein
seltsamer. Traum. Er saß hoch in den
Bergen. Mächtige Wälder rauschten 'tief
unter ihm aus den Hütten dcr Eingcbo
rencn, die wie ganz kleine Bienenkörbe
aussahen, kräuselte der Rauch. Die Luft
war kristallklar, schäumende Wasser
sprangen von den Felsen, und ein Adler
kreiste in dem tiefen, leuchtenden Blau
des Himmels. Trotzdem die Sonne wie
Feuer flammte, war es angenehm frisch,
ein kühler Wind ging über die Felsen
höhen. '
Wilhelm Geer mußte die ganze Kraft
seiner Erinnerung aufrufen, um sich vor
stellen zu können, daß es hohe Häuser
mauern gab und finstere Hintcrstuben,
in die keine Sonne schien, daß er selbst
einmal so gehaust hatte, und daß die an
deren noch dort saßen, daß sie von einem
grauen Tag auf den anderen lebten und
warteten aus du Sonne oder auch
auf nichts sie wußten es wohl selbst
nicht. Vielleicht warteten sie auch, auf ihn.
Der Brief, den er in Händen hielt, rief
ihn mit keinem Wort zurück, aber es
stand zwischen den Zeilen, daß es die
letzte Hoffnung war.
Er hatte es daheim nicht mehr ausge
halten, das Grauen vor dem Alltag hatte
Ihn weggetrieben. Niemals hatte er eine
Zeile übers. Meer geschickt. Zuerst unter
lieg er es, weil er nichts Gute zu be
richten hatte. Als es ihm dann besser
ging, schob er das Schreiben immer wie
der hinaus. Siels hatte er andere Grün
de, er fand Ausreden vor sich selbst, wohl
deshalb, weil er die ganze Vergangenheit
vergessen wollte. Zwanzig Jahre lang
war das so und zwanzig Jahre lang
saßen sie daheim in der grauen Hinter
ftube und warteten auf ein Wort von
ihm. Der Brief des Bruders war lhin
wie die laute, mahnende Stimme des
Gewissens. Als er ihn zu Ende gelesen
hatte, stand seil, Entschluß fest er
mußte heim, jetzt, sofort. Uyne Zögern
wollte er auf dem nächsten Weg die
Küste aufsuchen, wollte alles, waS er be
faß. vollends zu Geld machen der alte
Jäger war ein reicher Mann und mit
dem ersten Schiff, das er erreichen konnte,
kximkehren. Seit einer Woche befand er
sich auf dem Weg. als er ver nachtlicher
Rast im Urwald seltsame Signale liörte.
Ueberall ringsum wurden plötzlich Pala-
vertrommeln qerührt. unheimlich klang
das harte Rasseln durch die Stille. Der
alte Afrikaner verstand die Sprache der
Signale aut. aber er traute seinen Ohren
nicbt. als die Palavertrommeln Krieg,
verkündeten. Die Gewißheit erhielt er
schon am nächsten Tag. Nicht Kamerun
war im Aufstand, wie er geglaubt hatte.
Ein Missionar, den er in seiner Station
aufsuchte, hatte eben die Nachricht erhal
ten. dak Suropa In Kamerun einfielen,
ten, daß Europa in Flammen stand und
daß Engländer und Franzosen in Ka-
wem einfielen. Die vjeruchle waren
unbestimmt. An der Küste sollte ge
kämpft werden, such sprach man von
feindlichen Uebersallen im Norden bei
Garua und im-Eüden bei Ukvlo.
Einen Anblick tat es Wilhelm Geer
leid, daß er dies alles hören mußte. Der
Kamdf war sein Element und trotz sei-
ner siinfzia Jahre konnte er seinen Mann
stellen wie irgendeiner. Aber nur gerade
ekt halte es nicht sein sollen, iet w er
beim wollte. Er wunderie sich selbst, daß
er es ploMich so eilig hatte, aber der
Brief mußte das Wohl bewirkt haben. Er
rührie vieles auf, was bisher nanu auf
bnn Grunde seiner Seele schlief. Zwaii
zig Jahre lag nr alles wie ansaclöscs't .
Ll,as,in dieAugangenhtit wies.
- Alcxandrowsk: Polnisch sprechender
rnssischcn Kindern.
und nun packte ihn plötzlich das Heim
weh. Aber es war Krieg, da ließ sich
nichts ändern, ehe der vorbei war, konnte
er nicht an die Rückkehr denken.
Eine Nacht blieb er bei dem Missionar,'
dann begab er sich geradeswegs zur nach
stcn Militärstation und stellte sich und
seine Büchse dem kommandierenden Of
fizier zur Verfügung. Dieser dankte ihm,
sagte ober zugleich, daß hier zunächst kein
Kampf zu erwarten sei. Er wußte schon
mehr über die augemeine i5age als der
Missionar. Die Kolonie war vom Meere
her bedroht, englische und französische
Truppen standen auf deutschem Gebiet,
suchten die .Neger aufzuwiegeln und be
handelten die Kolonisten so schlecht wie
möglich. An der nahen SUdgrenze
meinte der Offizier würde man den
Jäger wohl brauchen sönnen. Der Feind
sollte nach der Landung bei Ukoko bis
Ojem vorgedrungen fein. Nach einer an
deren Version hatten deutsche Truppen
die Grenze überschritten und waren schon
bis Essonc gekommen.
Wilhelm Geer dankt! für die Auskiinft
und begab sich nun nach Ojem. Der
Hauptmann, "da: den Platz mit 125
Mann hielt, nahm ihn als Freiwilligen
in seine Truppe auf und Wilhelm Geer,
der durch langjährige Erfahrungen mit
dein Leben in der Wildnis vertraut war,
wußte sich schnell unentbehrlich zu ma
chen. Die Franzosen standen südlich von
Ojem am jenseitigen Ufer des Wolö. der
von Osten und Westen fließt und bald
die Grenze der spanischen Kolonie Muni
erreicht. Der Fernd konnte den Uebergang
über den Wolo nicht erzwingen, aber er
verlegte den Weg nach Muni und das
wurde in Ojem besonders lästig empfun
den, da es wichtige Papiere gab, die man
gerne über das neutrale Gebiet nach Eu
ropa geschafft hätte. Unter den obwalten
den Verhältnissen schien dies unmöglich.
Wilhelin Geer erbot sich, den Ucbergang
nach Wuui zu versuchen. Ein Ueber
schreiten der Grenze an irgendeiner
Stelle nördlich oder südlich war nicht
denkbar, da an beiden Seiten Engländer
und Franzosen standen, es blieb nur der
Wasserweg übrig. Auf dem Wolö ge
dachte der Jäger zum Ziele zu kommen.
Er trug dem Kommandanten seinen
Plan vor, den dieser nach kurzer Ueber
legung gut hieß. Die Papiere wurden
verpackt und versiegelt. Geer selbst aber
schrieb einen Brief an seinen Bruder, in
welchem er ihm mitteilte, daß er nach
Beendigung des Kriege? heimzukehren
gedenke. Dieser Brief war ihm die
Hauptsache, er war der Grund, daß er
die Fahrt unternahm.
Spät am Abend stieg er in daS kleine
Boot, das ihn zum Ziele tragen sollte.
Nur zwei Mann gaben ihm zum Fluß
hinab da? Geleite, damit der Feind, der
immer auf dcr Lauer lag. nicht aufmerk
sain würde. Das winzige Fahrzeug
wurde mit Zweigen gedeckt, die es mas
kieren und die feindlichen Posten täuschen
sollten. Wilhelm Geer trieb ti in die
Mitte dts Flusses und als es in der
Strömung schwailin, legte er sich auf
den Boden und überließ es sich selbst.
Lautlos glitt die Nußschale mit dein ein
samcn Mann den Wolö hinab, dessen
Waffer sich leise plätschernd um den Bug
des Fahrzeuges schmiegten.
Der alte Jäger hatte unzählige Nächte
einsam im Urwald durchlebt, nicht selten,
so wie heute, von Gefahren umlauert,
aber nie war es ihm noch so ernst zu
Mute gewesen. Die Nacht war schwül
und still. Zu beiden Seiten des Wassers,
in dem sich die Sterne hupfend und zit
ternd spiegelten, stand der Urwald wie
eine undurchdringliche Riesenmauer und
darüber wölbte sich blauschwarz und mit
leuchtenden Funken übersät der nächtliche
Tropenhimmel. Es war Mitte Dezember.
In der Heimat gingen jetzt die Winter
stürme durcb das Land, es war kalt und
auf den Wäldern lag der Schnee. Wil
Helm Geer stellte sich vor, wie das aus
sah, die Wälder Im Schnee, die Straßen
in der Großstadt, in denen die Flocken
tanzten. Das war alles, als ob er nur
irgeiideinmal davon geträumt hätte, so
fremd, so unniöglich. Und doch war er
dort daheim. Er war einmal vor un
endlich langer Zeit mit heißen Wan
gen durch den Scknee aestapst, in seiner
Jugendzeit, hatte Menschen liebt und
mit ihnen oesorgt und gehofft, die nur
wie blasse Schemen och vor seinem Kei
pe standen. Es war seltsam, daß er das
alles veraessen hatte und daß es nun
plötzlich wieder aufmachte. Er spürte eine
Sehnsucht nach allem, was gewesen war
und in tiefer Ferne lag und er fühlte j
doch, daß er es nie mehr finden würde i
auch nicht, trenn et über das Meer !
in die alte Heimat fuhr. '
drittschcr Soldat als Lehrer bei
Dft 'inner Innre inü CirfifipTti rtp'nrn
men. hätte nicht ein fernes Leuchten über
dem Ufer seine Aufmerksamkeit erregt.
Er näherte sich der spanischen Grenze
uno oie yranzoien yanen woyi voraus
gelegen, van yier em ueverichreitcn der,
selben versucht werden könne. An beiden
Ufern des Wolö loderten mächtige Feuer,
die das Wasser, das hier nicht sehr breit
war. taghell erleuchteten. Es schien fast
unniöglich. durchzukommen. Aber es gab
viele Wasserpflanzen nd treibendes
Holz, so daß die Möglichkeit, man würde
das mit den Zweigen gut maskierte Boot
unbeachtet passieren lassen, immerhin be
stand. Es gab jetzt nichts anderes, als
den Bersuck in waa?n. Dstilfiplrn ßWr
der sich in schneller Fahrt den erleuchteten
Stellen näherte, ordnete nochmals die
iveige uno vervarg neu zwischen lyncn
DaS Baket mit den amtlichen Sifirnl
stücken hielt er an den Bootsrand, um es
unoemeikl ins watt werfen zu können,
wenn man ihn gefangen nahm. Den
Brief für seinen Rrndex irua er 5n W
Tasche. Unter den Zweigen versteckt sah
er plosicq Ä,agksyeue uver sich und dann
hörte er laute Rufe. Schüsse krachten
cr war bereits entdeckt. Borsichtig rich
iete cr sich empor, nur ganz wenig, da
bekam das Boot einen heftige Stoß,
es war gegen einen Balken gefahren, der
fest verankert schien. Trotz der pfeifen
den Kugeln blickte der Alte über den
Bootörand, er sah sogleich, daß es kein
Entkommen gab. Balken lag neben Bal
ken. Die Franzosen hatten borgest :gt.
Ein leises Plätschern die Papiere, die
nicht in feindliche Hände kommen durf
ten. glitten ins Wasser. Doch Wilhelm
Geer richtete sich dabei zu hoch empor.
Einen Moment war's ihm, als spüre er
einen Schlag gegen die Stirne, dann sank
er ins Boot zurück. Als die Franzosen
kurz darauf das Fahrzeug anS Ufer zo
gen, lag er wie schlafend darin. Die
Kugel hatte ihn sofort getötet. Der Of
fizier, der hier kommandierte, ließ die
Taschen durchsuchen. Man fand einen
Brief, der nach Berlin adressiert war.
Der Leutnant riß den Umschlag auf. Er
vcr,iano Beukicy unv las, was in einer
steilen, kindlichen Schrift der alte Jäger
geschrieben hatte, dessen Hand seit län
gem keine Feder mehr geführt;
. .. . Ich lebte hier immer so, als
sei es nie anders gewesen und als sei
ich hier zuhause. ' Aber nun fühle ich,
daß ich doch nur in der Fremde war.
Ich hatte alles vergessen, aber jetzt, wo
ich alt bin und mein Haar grau ge
worden ist, habe ich doch Sehnsucht und
ich denke, es Ist Zeit. aß ich heimgehe .
. Der Offizier faltete das Blatt nach
denklich zusammen und schob es dem
Toten in die erstarrte Hand. Dann gab
er einen kurzen Befehl. Drei Mann
schoben das Boot ins Wasser zurück, die
Strömung packte es und zog es rasch
hinaus. Der Leutnant stand am Ufer
und verwandte keinen Blick von ihm. Es
wurde schnell kleiner und dann tauchte
es aus dem hellen Licht der Wachtfeuer
In das tiefe, schweigende Dunkel des Ur
Waldes. Das Wasser des Wolö trug die
Barke des toten Jägers hinab zum
Ozean.
Borsicht ist die Mutter der Weisheit.
Zu dem einzigen Maierialwarenhänd
ler einer kleinen Stadt kam ein Frem
dcr und kaufte sämtliche nicht mehr
ganz einwandsrelen Eier auf. Nachdem
er sich vergewissert hatte, daß er alle vor
handenen .angehenden Hühner" erstan
den, wollte er sich empfehlen, wurde aber
Von dem neugierig gewordenen Kauf
mann gefragt: .Sagen Sie. das sieht
ja gerade aus. als ob Sie heute abend
.Hamlet" sehen wollten?"
Sie haben's beinahe erraten", lautete
die Antwort, nur will ich nicht Hamlet
sehen, sondern ihn spielen."
Aus der Kunstausstellung,
e Ach. erlauben Sie. Ist diese Statue
Terrakotta?"
Nein! Ich glaube, soeben gehört zu
haben, es sei George Washington."
Sicheres Zeichen.
.Ist es gewiß, daß ihr als Gegenüber
den Naturpark bekommt?"
Ganz bestimmt. Dcr Hausherr hat
mich schon gesteigert."
Ans Kindermund.
Aus Elschens Aufsatzheft :
Meine Sparkasse. Ich habe eine schöne
Sparkasse, die mir meine Tante Emma
geschenkt bat. Ticse ist ein Schwein und
hnt im Kopf einen Schiih, wo das Geld
hineinkommt.
Aufzucht von Zimmcrpalmcn.
,. Ein Knnlie ft wie olle tkimkc
Di, D,lel sur fei vkbn ger,
Unb um beS uien viel hulieil
So pfiunzl er einen Talteilerii."
Wem fiele nicht dieS Vcrschen ein.
Iwan er die Ucberschcift gelesen hatj
Dattelpalmen aus den .Dattelkernen
heranzuziehen, bereitet dem Blumen
freund viel Freude und ist durchaus nicht
schwierig. Man legte im Hochsommer,
etwa von Mitte August bis Ende
September, die Kerne in kleine Töpfe,
deren Inhalt aus sandreicher, mit Laub
und Rafenerde zu gleichen Teilen ge
mischt Mistbccterde besteht. Will man
eine schnellere Entwicklung bewirken, so
empfiehlt sich das Vorkeimen dcr Kerne.
Man legt sie zu diesem Zweck, in einen
mit Sägspänen gefüllten Blumentopf
und hält sie mit Anfechtung durch
warmes Wasser ständig feucht. Die an
geleimten Pflänzchen werden später in
die kleinen Töpfe gebracht. Diese stellt
man während des ersten Jahres hinter
das Fenster eines nicht zu sonnig ge
legencn Zkmmers. Im Frühjahr wer
den die Pflänzchen in ein wenig größere
Töpfe versetzt. Im Sommer kann man
die Topfe ohne Schaden Ins Freie drin
gen. Nur sorge man dafür, daß es nicht
vor Ende Mai geschieht und daß die
Töpfe einen halbschattigen, möglichst ge
schützten Standort einnehmen; scharfer
Wind zerreißt sehr leicht die Palmwedel.
Der Austrieb junger Blätter erfolgt im
Frühjahr. In dieser Zeit der Entwick
lung bedürfen die Palmen reichlicher Be
Wässerung. Gut tut man. sie mit dem
Topf halb in den Erdboden einzugraben.
Bedient man sich eines Untersatzes, so ist
wohl darauf zu achten, daß das durch
sickernde Wasser ständig entfernt wird,
da es die Erde im Topfe verderben und
die jungen Wurzeln vernichten würde.
Ein öfteres, wenn möglich wöchentliches
Abwischen des Staubes von den Wedeln
mittels eines weichen, feuchten Schwam-,
mes und das Benetzen mit einer Blumen
spritze fördern das Wachstum wesentlich.
Das Austreiben neuer Wedel erfolgt ge
wöhnlich in den Sommermonaten. In
dieser Zeit üppigster Vegetation ist auch
Düngung angebrackch. In Ermangelung
von natürlichem Dünger empfiehlt sich
die Verwendung von Gartendüngcr. Er
Wird in Wasser aufgelöst, und mit ihm
werden die Töpfe begossen. Auch in
Wasser eingcweichie Hornsväne geben
einen vorzüglichen Dünger für Palmen
pflanzen ab. Im Winter gieße man
recht vorsichtig und - mäßig und zwar
nur dann, wenn die Oberfläche der Erde
auszutrocknen beginnt. Das zu bei
wendende Gicßmasser muß' abgestanden
sein und die Temperatur des Zimmers
besiken. Häufig werden Palmen von
Schildläusen heimgesucht, die ihr Ge
spinst mit Vorliebe in die Blattwinkek
abseken. Waschungen mit Seifenwasscr
aenüaen weist zur Entfernung de? sonst
für die Pflanen verderblichen. Schäd
linae. ferner Aussetzung der Töpfe in
Zugluft.
Um Kochäpfel rasch und sparsam zu
schalen,
läßt man sie wenige Sekunden in sieden
dem Wasser aufwelhn und tut sie danach
sofort in kaltes Wasser, Sie lassen sich
dann abziehen und es geht wenig von
den unter der Schale befindlichen Nähr
flössen verloren.
Aus der Ncligionsstunde,
Drin' in der Schul' war mal 'ne Lehr',
Daß Gott überall zugegen wär.
Die Lehrerin, die gibt sich Müh'.
Denn das dersiehn die Kinder nie.
Denkt euch, es ist die Zehnuhr-Paus',
Ihr alle seid im Hose draus',
Ich bin allein im Zimmer hier.
Wer ist denn trotzdem noch bei mir?
Du. Acnnchen sag', wet ist, denn daZ?"
Dcr Herr Lehrer ai der zweiten
Klaff!"
So war's
,Mvrgr,i früh um 7 Uhr möchte ich mit ei,n, Kich gclrecv icc;:
1 .Gut. Ich werde k dem Hcrusknecht besteUcn!" '
Salat .
Gemischier Salat. Salatkar
löffeln, etwa 1 Pfd., wcrden gekocht, noch
heiß abgeschält, m Scheiben yeschnitten
und sogleich mit L Eßlöffel Öcl. 3 Eß
löffcl heißem W.isscr und 1 Tttlcfk'l
Salz vermengt. Inzwischen wurde auch
ein. Sellerie weich gekocht, nach dem Ab
schalen sofort mit Essig besprengt, damit
er weiß bleibt, dann in Scheiben odcr
Würfel zerschnitten und den Kariofftln
beigemengt. , Zimk gut gewässerte He
ringe, zwei große oder drei kleine Achsel,
eine PfefferZ oder eickgc Stücke Senf
gurten (es können auch Zuckergurken
sein) weiden klcinwürflig zerschnitten,
ebenso eine große Zwiebel die fortge
lassen werden kann, wenn jemand em
pfindlich dagegen ist , ferner Pfeffer
und fo viel Essig und Zucker, wie der
persönliche Geschmack wünscht, werden
auch dazugefügt, und nun alles leicht,
damit es keinen Brei gibt, vermischt,
unter Zugabe eines Eidotters, das mit
Quart Milch verquirlt ist. Durch
letzteres bekommt der Salat noch Glanz
und Bindung. Er ist sehr wohlschmc
ckcnd und erfetzt den sogenannten italie
Nischen Salat vollständig.
Einfacher Kartoffelsalat
mit Rotkohl. 2 Pfd. Salatkartof
fcln werden, noch warm, in Scheiben ge
schnitten. Dann rührt man eine Sauce
von 4 Löffel Oel, 4 Löffel heißem Was
ser vnd 4 Löffel gutem Essig, den man
mit 1 Löffel Senf mischt, und würzt sie
mit Pfeffer und Salz, einer fein ge
fchnlttenen Zwiebel und einer Prise Zu
Ser. Man mengt die Kartoffeln gut,
aber vorsichtig, damit durch. Einen kki
nen Kopf Rotkohl oder auch Weißkohl
schneidet man recht fcinnudlig; nachdem
er halb weich gekocht und abgegossen ist, '
mengt man ihn mit einem zurückgehalte
nen Teil der beschriebenen Sauce recht
gut durch und legt ihn in dickem Kranz
um den Kartoffelsalat.
Heringssalat zu Pellkar
toffeln. In Lothringen findet man
häufig folgenden einfachen, aber sehr
wohlschmeckenden Heringssalat, der auch
gut Zu Pellkartoffeln, gegeben werden
kann. Zu vier gut gewässerten und in
kleine Würfel geschnittenen Milchhermgen
nimmt man einen Suppenteller voll in .
Würfel geschnittene rohe, nicht zu saure
Achsel, gibt eine feingehackte Zwiebel
dazu, sowie die mit etwas Milch ver
rührte Milch der Heringe und vermischt
alles gut. - . ..
Gemüsesalat. Die Grundlage
hierfür müssen auch Kartoffeln bilden.
Man nimmt dazu etwa 1 Pfd. ferner
einen kleinen Sellerie, einige Mohrrüben,
zwei Kohlrabi, etwas Blumenkohl und ,,
zum Garnieren einige rote Rüben. Kar
toffeln und Gemüse werden weich -gekocht
und in kleine Vierecke oder Strcifen'oe
schnitten. Mit 23 Löffel Salaiöl
bräunt man 3 Löffel Mehl hellgelb, gibt
so viel kaltes Wasser dazu, daß es eine
dicksämige Masse ist, würzt diefe durch
Salz. Pfeffer, etwas in Wasscr klar ge
rührtes gelbes Scnfmehl und eine Prise
Zucker und fügt entweder den Saft einer
Zitrone oder guten Weinessig und ein mit
etwas Milch verquirltes Ei bei. Die
roten Rüben werden fein gehackt ' und
kreuzweise über den in einer GlaZIchüfftl
angerichteten Salat gelegt.
Tüllvorhänge
Aus grobem Erbsentüll kann man sehr
hübsche Vorhänge für einzelne Fenster
scheiden machen, wenn man mit weißer
Wolle ein Bordurenmuster ausnäht. Auf
einer Seite des Vorhanges schlingt man
große Zacken aus, an deren Spitzen die
Ringe angenäht weiden, durch die man
die Borhangstangen schiebt. Diese Zacken
kommen dadurch nach oben, während die
untere Seite des kleinen Borhanges
gerade läuft. Auf feinem Tüll näbt
man Motive aus Spitzenftoff auf und
bringt am unteren Rand eine Rüsche aus
engplissiertem Tüll an.
nicht gemeint.
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