Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 17, 1917, Image 2

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Aus den letzten Mgen MuKarej!
seinem Fall'.
Von Adolf Zimmermann.
S"?BS er 24 November war für die
y 1 Bukarester in Tag hoher
Freude. Eine Siegesbotschaft
war eingetroffen. Die liber
Targu Jiu vordringenden deutschen
. Truppen waren zwischen dieser Stadt
und Crajowo angeblich entscheidend pe
schlagen, die Lift des rumänischen Gene
. , .. ralstabes, sie m die Eedene zu locken
und sie dann an den Gebirgswall zu
, ruclziiwerftn , und an ihm zu zcrquct
sehen, schien nun auch der Masse der
Eindringlinge gegenüber so gut wie ge
lungen, wie sie schon vorher einem Ka
vallerickorps, dem Vortrupp, gegenüber,
zu einem glänzenden Erfolg geführt ha
b?n sollte. Halte damals die rumänische
; Armee sich nach ihrem amtlichen Tages
, bericht mit 1500 Gefangenen begnügen
müssen, so waren es diesmal nicht we
Niger wie 30,000. Allerdings die Be
. stätigung fehlte noch. Doch die Fahnen
hingen aus, jubelnde Massen durchzogen
- das Stadtinnere und selbstverständ
lich kein Mensch verstand auf ein
; mal auch nur ein Wort Deutsch. Da,
am Beginn des Nachmittags, liefen Po
, lizcibeamte herum und forderten die
Entfernung der Fahnen. Noch sei es
nicht ganz so weit, wie das Gerücht so
. bestimmt es aufgetreten war, hatte wis
sen wollen. Man solle die amtliche Bc
kanntmachung abwarten. Sie erschien
erst anderen Tags und war ein glat
tii Dementi der Siegcspost! Die
Kriegspartei suchte die Sache zu erklä
. ren. General Dragadino, von dem man
viel erwartet hatte, sei geblieben was
übrigens richtig war . und man vcr
anlahte das Nötige zur Einschränkung
des Jubels Man habe auch erst 700
Gefangene gezählt es würden aber ohne
Zweifel beträchtlich mehr, und der
: Kriegsminister wolle den der ersten
Siegespost entsprechenden Erfolg ab-
' warten. Da verbreitete sich die merk
würdige Nachricht, daß die Gesandten
mit Ausnahme des holländischen und
. . des amerikanischen, die Stadt verließen
uns nach Jassy abreisten. Noch wußte
. man nicht, daß in Wahrheit Crajowo
. bereits vor zwei Tagen gefallen war;
doch liefen nunmehr ungünstige Ge-
. rächte in wachsendem Umfang um. Und
, dann im Handumdrehen war
plötzlich eine regelrechte Panik da. Fluch
: ' tige Soldaten trafen ein. und ebenso
: Leute vom Lande in Masse. Beide be
pätigten bereitwilligst, hatten es sogar
mit eigenen Augen gesehen, was man
ja schon immer gewußt hatte, daß näm-
: lich die Deutschen Fraue und Kinder,
genau so, wie es von den Bulgaren bc
kannt war, lebendigen Leibes entzwei
: sägten. Ein Teil der Bürgerschaft lachte
' heimlich über solche Räubergeschichten;
, viele aber entsetzten sich. Und diese
,, Deutschen waren nun im Anrücken, und
der militärische Schutz der Hauptstadt
wurde zusehends immer dünner. Auf
den Dächern, auf den Trittbrettern der
Züge suchten die Aengstlichen, die fite
hen wollten, Platz. Vor allen Dingen
" brachte sich in Sicherheit, wer an Hetze
z:,m Krieg teilgenommen hatte. Eine
Menge schwerer Unfälle waren die Fol
ge des ungeheuren Andranges. Man las
von damals an täglich Anzeigen in den
Blättern, wie die folgende: Auf der
' Fahrt nach Jassy, aus dem Zuge gefal
lener unbekannter Knabe von drei Iah
ren befindet sich in dem und dem Hos
pital. Die Angehörigen wollen sich mel
den." Oder: .Eines von zwei Automo
eilen, in denen die Familie soundso ge
flüchtet ist, ist mit Kinderfrau, drei
Kindern und Gepäck unterwegs spurlos
:, verloren gegangen. Nachricht wird er-
, beten da und da." Auf der amerikani
schert Gesandtschaft erschien in Tränen
eine Ofiziersfrau mit zwei Kindern.
Sie sei mit ihrem Manne aus Tulcea
in der Tobrudscha von den Bulgaren
im Wagen geflüchtet. Von ihren fünf
Kindern feien drei unterwegs infolge
Erkältung gestorben. Die Leichen hätten
sie imbeerdigt zurücklassen müssen, da sie
sonst in Gefahr geraten wären, abge
fcknittcn zu werden. Jetzt feien sie hier,
und nun reiße auch hier alles aus. Ihr
Wann fei verschwunden und halte sich
. wahrscheinlich vor den neuen Feinden
versteckt. Sie könne nicht weiter, fürchte
für sich und ihre beiden überlebenden
Kleinen, und bitte, als Amerikanerin
von Geburt um Schutz, falls die Deut
3t stcn kämen. Vom 1. Dezember an wur
In. den Fahrkarten nur noch zu Zügen aus
gezebm, die erst in einigen Tagen ab-
gehen sollten. Zuletzt wurde der Fahr
r k'crtkk! verkauf bis auf weiteres ganz ein
qchcllt. Nun begann die Flucht über die
Landstraßen. Bei dem seh: ungünstigen
Weiter sind namentlich Kinder ihr
Opfer geworden. Der Abfluß von
' Flüchtlingen war weit größer, als das
Bild der Hauptstraßen heute erkennen
läßt. An 200.000 Menschen sollen in
diesen Tagen, arm und reich, ihr Heil
in der Entfernung Hals liber Kopf ge
sucht haben. In der Tat steht genau so.
, wie vorher auf dem Lande, ein großer
Teil der Wohnungen verschlossen leer.
Wie nahe die Deutschen bereits waren,
wußte man freilich auch damals noch
nii:. Noch war der König da auch
noch, als dann die Bekanntmachung an
den Straßenecken erschien, nach der der
Einzug der kaiftrlich-dcutschcn Truppen
" unmittelbar bevorstehe. Sie enthielt die
- Aus fde rang, die Bevölkerung solle sich
rcrnlluftig berchrnen. da die Dcuischcn
Rttrie Gegner seien, und sie wirkte
- tr:fc allem, waS vorangegangen war,
immer wie eine kalte Tusche. Auch
vor
an den Kriegsrat unter Beteiligung des
russischen Generals dessen Truppe in
letzter Minute ein Gastspiel gab. hat der
König noch teilgenommen. Gleich darauf
war auch er nach Jässy abgereist. Es
wird sogar behauptet, daß er um ein
Haar in unsere Hände gefallen wäre.
Die Proklamation, in der zu Vernunft
und Besonnenheit aufgefordert wurde,
soll auf seine Veranlassung erschienen
sein. Welchen Empfang dann die Deut
schen der Hauptstadt und der deutsch
freundlich gesinnte Teil der sonstigen
Bevölkerung Bukarests unseren Truppen
bei deren Einmarsch bereitet hat. ist bc
reits bekannt.
. . Wie Bukarest fiel.
- Als erste deutsche Truppe, die in Bu
kareft eindrang, wurde gleich nach dem
Fall der Stadt ein elsüssifches Regiment
der Armee Falkenhayn genannt. Tat
sächlich ist aber eine Kompagnie Stctti
ner Grenadiere von derselben Armee
noch um eine kleine Länge vor den EI
sässern durchs Ziel gegangen. Es war
die erste des Regiments, und sie hatte
schon vorher im Kampfe um den Bahn
Hof von Chitila nordwestlich der Stadt
gleich jenseits der Fortlinie und die ne
bcn jener gelegene Zuckerfabrik die ent
scheidende Rolle gespielt. Um 4 Uhr
morgens war der Befehl gekommen, um
4j Uhr ging es durch Nacht und Nebel
vorwärts, und um 7 Uhr, als es eben
hell wurde, war die erste Arbeit getan
und der Bahnhof genommen. Ein Ba
taillon Rumänen hatte darin gelegen.
Dann wandte sich die Kompagnie gegen
das Torf durch einen Bach hindurch
und durch einen 10 Meter breiten
Sumpf, in dem die Leute bis zum Knie
einsanken. Maschinengewehre Hämmer
ten; als die Pommern mit Hurra
draufgingen, liefen die Rumänen. Wie
der ein Stück vorwärts stießen sie auf
stärkere feindliche Abteilungen. Deutsche
Artillerie sunkte ein paar Mal hinüber,
auch die des Gegners meldete sich. Die
Pommern verschossen sich. Ein Radfah-rer-Bataillon
schloß sich ihnen an und
brachte Munition, die Schwesternkom
pagnien verlängerten nach der einen
Seite die Front, die Elsäffer weiter
draußen nach der andern. So ging es
vorwärts. Die erste Kompagnie aber
immer voran. Das benachbarte Fort,
das laut Befehl auch noch zu stürmen
gewesen wäre, war berits erledigt, das
Reiter vom Korps Cchmettow. die ab
gesessn waren, besorgt. Im Lause des
Vormittags war man auf diese Weise
über die Fortlinie, die laut Befehl ei
gentlich ein Bis hierher und nicht wci
ter' -hatte bilden sollen, immer weiter
hinaus gekommen. Die Truppe war
eben wieder einmal nach vorne durchge
gangen. Zum Glück hatte es nicht allzu
viel Blut gekostet. Schwerer hatte der
Gegner seinen letzten Widerstand bezah
len, müssen.
Hinter der Zuckerfabrik,' in der es nc
benbcr an beschlagnehmbarer Ware zur
Freude der Armee-Jntendanten nicht
mangelte, dann auch in allerlei Mulden
der Gegend hatten unterdessen höhere
Stäbe gelegn. Ihre Autos flitzten, nun
es klar war, daß die Nachhut des Fein
des endgültig hatte weichen müssen,
nach vorn, zu sehen, wie es in der Stadt
aussah. Schnell genug waren sie über
des Schritt für Schritt der Schützenli
nien, so schnell es auch damit vorwärts
ging hinaus. Zuletzt vorüber auch an
den Pommern, Kompagnie 1, obgleich
die immer noch ganz vorne waren. Sol
che Fahrten sind nicht ungefährlist. Man
wußte zwar diesmal nach dem vorwie
gend infantcristischen Widerstand von
vorher, daß die Masse des Feindes ob
gezogen sein und die Stadt geräumt ha
ben würde, daß man also gegen Nach
Huten gekämpft hatte, die jetzt abgetan
waren und nun ihrerseits suchen wär
den. sich so schnell wie möglich durch die
Stadt zum anderen Tor hinaus in Si
chcrb,".t zu bringen. Aber schließlich,
wer ha! es schrifilich. dsß ei wirklich so
ist? Allcö im Wagen liegt euf dem Lug
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JZESOENDESFElDftAPiSCHALLS AfACKENöLN trf
aus. Ein altes Weib reißt aus und
wirst kreischend die Gartentür hinter
sich zu. Ein kleiner Junge schreit Bul
garen": er heult und will weg, aber
seine Mutter rüttelt ihn und halt ihn
fest und winkt mit der Hand. Vorn gcht
eine rumänische Patrouille. Sie drehen
sich um. Werden sie schießen? Nein! Sie
rennen hinter einem elektrischen Stra
ßenbahnwagen her, der eine Seitengasse
hineinfährt, und ouetschen sich schlcu
nigit hinauf. Denn die Straßenrahn
verkhrt auch in der Stunde des feind
lichen Einmarsches. Eine Ziömpagnie
rumänischer Pioniere sieht das Auto
mit den fremden Uniformen, macht
kehrt, Laufschritt warsch-marsch und
versuckt, so noch schnell aus dem Netz zu
entschlüpfen, daZ sich ringsum zusam
mengezogen hat und brniis ongthoben
wird. Und dann kommen Leute gklau
fen, die Blumen werfen und Hoch
Deutschland" rufen. Ihr seid unsere
Erlöser, unsere Erretter! Herzlich will
kommen!" Für viele von ihnen bat sich
e.'st gesti der Kerker der Verwah
rungsbaft geöffnet. Frauen und Mäd
Ken hangen snb an die Solsatcn, als
später die Truppe einzieht. Die erste
Kompagnie der Stettincr Grcnadiere
marschiert auf dein Schloßhof auf und
beliebt dort die Saite Stillgkflin-
den!" Hsuvtmünn . Xereitz tritt vor
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die Front. Seine Majesiät der Kaiser:
Hurra, burra, hurra!" Die Menge
drängt sich vor dem Gitter des Vorho
fcs. Sie schwatzt und lacht mit den
Grenadieren, die hoheitsvoll von' drin
neu aus die Huldigungen cutgegenneh
mcn, und reicht ihnen Blumen zu. Ge
gen 3 Uhr erfährt Hauptmann v. De
Witz, da ßcr abrücken, von der Donau
Armee aus abgelöst werden und die
Stadt verlassen soll. Denn deren Bcset
zung soll nunmehr der TonouArmke
zufallen. Gerade da ertönten die Ealea
Victoriei. die Friedlichstraße Bukarests,
herab, neue Hurras! Blumen fliegen,
Tücher wchn. .Mackensen kommt!"
Der Generalissimus sährt im Auto
beim Schloß vor und besichtigt dabei
die Wache. Ncin? Die Ehre soll d,n
Grenadieren doch gegönnt sein. Sie wa
ren nun einmal dort die ersten, erst
Kim Sturm und dann beim Einmarsch.
Mackensen widerruft den Abmanchbe
fehl .und v. Dewitz bleibt, wird sogar
bis zum anderen Tage Stadtkomman
dant. Seine Kompagnie soll das Schloß
von Eotrouni, dos . Gencralstabsgebäu
de. das Auswärtige' Amt. d.is Ministe
rii,m des Jnnnn'und dos Staatsarchiv
mit .besetzen. Dann rücken die ersten
Truppkntcile der Toiiau.Armek in Bu
sargst, dcikunttr Bulgaren und Türlcn.
'n.
Konstmlinopel Auliareß.
' Von Hans Borst.
10. Dezember 1310.
Als der
deutsche Reichskanzler am 9.
November
erklärte, aus zuverlässiger
wissen, daß England und
Quelle zu
Frankreich bereits im Jahre 1315 Ruß
land die territoriale Herrschaft über
Konstantinopel und die Meerengen zuge
sichert hätten, gab es immer noch manche
Zweifler. Den es fiel schwer zu glauben,
daß die beiden Westmächte darein gewil
ligt haben sollten, einen so gefährlichen
Nebenbuhler sich für alle Zeiten an der
Küste des Mittelmeeres festsetzen zu las
sen. Später ist das Bestehen dieses Ab
kommens durch die' Reden Trepows und
Bosellis bestätigt worden, und es ist ein
merkwürdiges Zusammentreffen, daß un
mittelbar darauf die beiden englischen
Staatsmänner, die die Verantwortung
für sein Zustandekommen tragen. As
quith und Grey. zurückgetreten sind.
Im englischen Parlament waren schon
mehrfach besorgte Anfragen wegen der
Meerengen an die Regierung gerichtet
worden, die darüber ein verlegenes
-rrrf ''Tfi
tl IjfJv'Ul'
,j it. ' ,5,,,,
BUKAKEST
Schweigen breitete. Und es war sehr
klug, daß die englischen und französischen
Staatsmänner bisher ihre Pläne dadurch
zu verbergen suchten, daß sie im wescnt
lichen mit negativen Kriegzielen hervor
treten. Denn das sind die einzigen, die
der Entente auf die Dauer gemeinsam
siin können. Ueber die mancherlei Nei
bungsflächen, die innerhalb des Bei
bandes, namentlich aber zwischen Eng
land und Rußland bestehen, ist an dieser
Stelle schon geschrieben worden, und es
kann uns nur recht sein, wenn sie sich
Vergrößern. Bismarck war überzeugt, daß
es unweigerlich zu Friktionen" mit den
Mittelmcermächtkn kommen müsse- wenn
Rußland sich, und sei es auch nur diplo
matisch, in Koilstaiitiiwpcl festsctzie. So
sehr das Abkommen von r.il5 auch au
die Geschichte vom Fell dcs Bären erin
neri, so zeigen sich doch schon jttzt deut
liche Anzeichen dieser Friktionen". Ans
England hallt es nach Petersburg zu
rück, daß in Zukunft für den inierna
tionalen Verkehr die absolute Freiheit
der Dardanellen" gesichert sein müsse,
von der Trrpow kein Wort gescat hatte.
Pbilip Snowden, der Führer der Unab
hängigen Arbeiterpartei, erklärte sich
schon vorher im Labour Leaver", iremi
bis Angabe des Rcichkkanzlcrs wahr
seien, so niöge das Land entscheiden, ob
ti feitfofiun teoUt, Gut und Slut für
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2'U -AM
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die russische Angrisftpolitik zu opfern
und neue Gebiete unter russischen De
spotismus zu bringen". Es liegt aus der
Hand, daß die Verwirklichung des neuen
Abkommens für die Partei der Kriegs
gegner, die schon bisher beständig im
Wachsen war, in England, Frankreich
und Italien neuen Anhang werben muß.
Die Kritik, die die kriegsfromme Humo
nitö" an der Rede Trepows übte, weist
ebenso darauf hin, wie das Verhalten
der italienischen Kammer, als Modi
gliani erklärte, daß der Weltkrieg nur
dem Imperialismus Englands und
Rußlands zuzuschreiben fei, damit
England und Rußland den Orient und
Afrika unter sich teilen können; und da
rum soll Italien verbluten und sich rui
nieren." In Rußland selbst ist man
sich völlig klar darüber, daß die russi
schen Absichten auf Konstantinopel nichts
weniger als geeignet sind, in Rumänien
und Griechenland Begeisterung zu er
wecken. Und auch in den nicht direkt be
teiligten neutralen Ländern hat, nach den
vorliegenden Prcßstimmcn, das Abkom
men schon jetzt einen sehr ungünstigen
Eindruck gemacht und wird weiter dazu
beitragen, die Sympathien zu untergra
ben, deren sich die Entente bei ihnen
bisher erfreute.
In Rußland ist, nach den Erklärun
gen Trepows, eine sehr auffallende Stille
eingetreten, die gewiß nichts Gutes be
deuten kann. Anscheinend ist der Wider
hall, den die Rede des neuen Premiers
gefunden hat, wiederum der Zensur der
fallen. In der inneren Politik konnte er.
wie erwähnt, auf kciflen Beifall rechnen,
und er mag gehofft haben, durch feine
unvorsichtigen Mitteilungen über die
Meerengenfrage seine Stellung zu besc
stigen. Der Eintritt der Türkei in den
Krieg war ja von den russischen Chau
vinisten direkt als ein Glllckssall" be
zeichnet worden, weil er die Lösung der
historischen Ausgaben". Rußlands am
Schwarzen ?Neer ermöglichen sollte. Das
Eingreifen Bulgariens begegnete schon
kiinem Enthusiasmus mehr, obgleich es
doch, unter diesem Gesichtspunkt betrach
tet, den russischen Armeen den Landweg
nach Konstantinopel crösfnete. Alle Hosf
nungen dagegen knüpften sich an den ru
manischen Uebcrfall. Und wenn die Mit
teilungcn TrepowS die erwartete Wirkung
verfehlen, fo liegt das zum nicht gerin
gen Teil daran, daß die Zentralmächte
bereits die wirksamste Antwort darauf
durch die Einnahme Bukarests erteilen
konnten. ES liegt eine Ironie des Schick
sals darin, daß die Truppen Mackenscns
die Donau an derselben Stelle übcrschrit
tcn haben, die im Jahre 1877 die russi
sche Armee für ihren Weg nach Konstan
tinopel gewählt hatte.
Wo die Macht entscheidet, pflegt die
Vernunft nur eine bescheidene Rolle zu
spielen. Der Verzicht guf ihre histori
schen Aufgaben" muh den Russen na
turlich zunächst durch die Notwendigkeit
plausibel gemacht werden. Ich bin aber
der Meinung, daß sie sich sehr bald end
gültig damit abfinden werden, und zwar
aus ihrem eigenen wohlverstandenen
Jnteicsse. Dieser Verzicht bereitet sich
unverkennbar schon feit langem vor.
Daß die panslamistische Lehre, die Kon
siantinopcl aus kulturellen und na
tionalen Gründen ls notwendige Er
gänzung Ruhlands forderte, längst auf
gegeben ist, habe ich früher erwähnt.
Es bleibt also nur noch das wirtschaft
licke Bedürsnis nach dem freien Aus
gang ins Mittclmeer. Aber es ist be
zeichnend, daß selbst wahrend dieses
Ilrikges i Rußland eine lebhafte Agi
talion dagegen entfaltet worden ist,
bisse Ziel bnrch die Besetzung der Mnr.
tnaen uns Kenstantinopu m
Ich nenne nur die Namen Streljzon,
und Suchnnow.
In wirtschaftlicher Beziehung, meinen
die Vertreter dieser Ansicht, werde der
Vorteil, den Rußland aus dem Besitz
der Meerengen ziehen könnte, sehr über
schätzt. Denn im Frieden seien die
Meerengen schon jetzt für die Handels
schissahrt frei gewesen. Im Krieg aber
könnte der russische Export gerade so
leicht unterbunden werden, selbst wen
Rußland , die Dardanellen in seinem
Besitz häte. und der freie Ausgang ins
Mittclmeer" könnte auch dann nur durch
eine starke Flotte gesichert werden. Ab
gesehen davon, daß Rußland in obsch
barer Zeit aus finanziellen Gründen
nicht daran denken könne, seine Kriegs
flotte zu vermehren, werde es aber,
wegen der großen Entfernungen, die
seine Häfen voneinander trennen, nie in
der Lage sein, in dieser Hinsicht mit
anderen günstiger gelegenen Staaten
gleichen Schritt zu halten.
Anderseits graut es vielen besonnenen
Köpfen in Rußland schon jetzt vor den
liiibcrcchenbarcn Schwierigkeiten, die der
Besitz der Meerengen in militärisch
politischer Beziehung im Gesolge haben
müßte. Die für die Zukunft unaus
bleiblichen Friktionen" selbst mit solchen
Staaten, die jetzt ihr Einverständnis
erklärt hätten, spielen dabei keine ge
ringere Rolle als die Befürchtung daß
Rußland durch den Besitz Konstan
tinopels in immer neue, unabsehbare
Abenteuer hineingezogen werden könnte.
Fordern doch russische Imperialisten,
wie Arktur, schon jetzt, daß Konstan
tinopel keine überseeische Kolonie"
bleiben dürfe, sondern durch die An
ncrion von ganz Armenien und Ana
tolien mit Rußland territorial verbun
den weiden müsse. Wer sich erinnert,
wie allgemein sich in der russischen Ocs
fcntlichkeit die Einsicht durchgesetzt hatte,
daß Rußland seiner ganzen Ärast not
wendig im Innern bedarf, der wird
verstehen, daß derartige Pläne dort
keineswegs ungeteilten 'Beifall finden.
Es erheben sich natürlich gewichtige
Stimmen, die grundsätzlich solche Er
weiterungen an Gebiet und an Mil
lioncn völlig fremder, mohammedani
scher Bevölkerung für eine neue gefähr
liche Schwächung dcs Reiches erklären.
Solche besonnene Warnungen würden
natürlich in einer Zeit, die den Macht
und Raubinstinktcn so günstig ist, wie
die unsere, wirkungslos verhallen, wenn
Rußland die Krast hätte, seine oben
teuerlichen Eroberungspläne zu ver
wirklichen. Aber es ist übereilt, zu
glauben, Rußland würde .iie von seinem
Streben nach Konstantinopel lassen, auch
wenn es jetzt notgedrungen daraus ver
zichten muß. Diese Theorie, die bei
uns vielfach vertreten ist. vergißt, daß
auch die deutschen jahrhundertelang nach
Rom gestrebt und dennoch darauf ver
zichict haben. Auf die Dauer können
die Phrasen von den historischen Aus
gaben" gegen die Wahrheit der erwähn
ten Argumente nicht auskommen. Denn
es ist eine Tatsache, daß Rußland durch
den Besitz der Meerengen keinen freien
Ausgang" nach dem Mittclmeer er
halten und sich nur neue unermeßliche
Schwierigkeiten bereiten würde. Gleich
zeitig weisen zwingende Umstände Ruß
land aus den einzigen Weg. auf dem
es wirklich feinen freien Ausgang nach
Süden erlangen kann. Es ist derselbe
Weg, der jetzt von allen führenden
Staaten Europas als der Weg der Zu
kunst anerkannt worden ist. Denn wie
die Dinge liegen, kann für Rußland die
einzige wirksame Garantie für die freie
Durchfahrt durch die Meerengen nur in
internationalen Sicherungen gegen den
Ausbruch neuer Kriege bestehen.
Diese Tatsache ist um so gewichtiger,
als sie in einer Richtung liegt, nach der
die russische Entwicklung schon aus all
gemeinen Gründen notwendigerweise
gehen muß. Ich erinnere wieder an den
Satz, den der nationalistische Publizist
Menschikow während des Krieges im
Nowoje Wremja" ausgesprochen hat:
Rußland ist ein Land mit uncrmeß
lichen kulturellen Ausgaben und braucht
den Frieden mehr als alle anderen
Länder der Welt." Es ist daher auch
kein Zusall. daß gerade von Rußland
seinerzeit die ersten offiziellen Ab
rllstungsvorschläge ausgegangen sind.
Denn Rußland war schon längst weit
weniger als die westeuropäischen Lander
imstande, die ungeheuren Rüstung?
ausgaben zu tragen, die seine gesamte
wirtschaftliche und kulturelle Entwick
lung hemmten. Schon vor dem Kriege
ist diese Ansicht von den bedeutendsten
russischen Nationalökonomen und Mili
tarschrisistellcrn vertreten worden, un?
noch viel stärker muß sie sich nach dem
Friedensschluß geltend machen, wo der
Krieg die russische Wirtschaft uiitcr
graben und die Finanzen völlig zerrüttet
hat.
In diesen Umständen liegt eine starke
Sicherheit sür den künftigen Frieden.
Jetzt im Kriege wird Trepows Pro
gramm durch das Sckwert, in Zukunft
ober durch die Wucht der Tatsachen
widerlegt werden. Denen Rußland
kann seine historischen Aufgaben" nur
erreichen, ja, es kann zur Blüte nur p'
langen, wenn es ans seine maßlose
Eroberungspläne verzichtet.
T!e Entwürfe zu den Wnndgcmül
dkn der Avcrner Tuchhnlle. Ein in
teressanter Fund ist im Nachlaß des der
storbenen Lehrers an der Dresdener Bka
demie, Prof. Pauwels, der g'bUrtiger
Belgier war, gemacht worden. Es haben
sich dort, der Kunstchronik" zsolge,
sechs Bilder vorgsundcn, die als die
Entwürfe zu den Wandgemälden in der
nunmehr zerstörten Turnhalle in yfret.i
erkannt worden sind. Pauwcls Bilder
stellen bekanntlich Evnen ml d:i 'be
schichte Apcrnö währen? des Mtt:.!o?tci,
iu.