Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 10, 1917, Image 2

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TWHs TriZsLt
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FaLKENHÄYN'S
f30ri!i!feljHJ
tiacn Vorteil, daß der fliehende Feind zu
miücTcm Widerstand einstweilen unfähig
. erschien, daß kr eine Rückzugirichtung ge
walzit hatte, die ihm auch bei etwaigem
i'direrwachen seiner moralischen Nraft
üzi erste keine rechte neue BerteidigungZ
V' Unie bot, und vor allem, dah die Wahl
leiner Nnazugsrichiung einen vollstäii
dZgm Verzicht auf weiteren Zusammen
hang mit der den GebirgSmall weiter
östlich verteidigenden rumänischen Macht
bedeutete. Damit war die Gesamtfront
des Feindes, die nur durch Ueberqang der
fleschlagenen Truppe über den Gilord zu
ballen gewesen wäre, flankiert und un
mittelbar vor der Gefahr ihrer Aufrol
lm. " , Nun preschten unsere 'Kavallericgc
. fchwadcr und Radfahrcrbataillone hinter
den Fliehenden her, liehe sie nicht mehr
,.311 Riche kommend Tann folgten, so
schnell die Strafze es gestattete, die eje
, schlosscncn Massen der Gruppe Ztllhne.
Ein paar Nachhutgefechte bedeuteten sei
nen Slüfcnthalt weiter. Ob es bei Ji
lins zu neuen Kämpfen kam? Der Ort
ist ein. wichtiger Ctraßenkuotenvnnkt.
Widerstand wurde denn auch versucht; er
war schnell gebrochen. Durch das reichste
Gebiet der ackerbauenden" und viehzüch
tcnde Walachei gina es dahin, bereit
' üppiger Hauptstadt, Crajowo, entgegen.
Tcr beste Verbündete des unstellbar zu
rückgchenden Gegner war noch der elende
Zustand der Wege. Auch da wurde
übcrwunb An der Brücke über den
Amaradia, kurz vor Crajowo, war zum
letztenmal schwächliche Abwehr zu spüren.
' Dann es war am 23. November
" ritt Rittmeister v. Borde an der Spitze
seiner Schwadron Pafcwalker Kürassiere
', in die Stadt ein, nicht wenig erstaunt
über die gelassene Freundlichkeit, mit der
die Bürgerschaft ihn willkommen hiesz.
Das war der Aorbote, unserer Aufnahme
kn Bukarest. Ein merkwürdiges Volk,
diese Rumänen I
, Die Schwadron Borcke war dieselbe,
der sechs Tage später in der Nähe von
Rosiori de Bede das famose Reiterstück--cbetr
gelang, das ihr 1800 Gefangene.
10 Geschütze und eine ganze Menagerie
bester Zugochsen eingebracht hat. Und
der erste Kommandant von Crazowo war
unser hochverdienter Südwester. Major
ech . . ., der in der ersten Entwirrung
der Verhältnisse neubesctztcr Städte im
Laufe dieses Krieges sich eine weidlich:
r Praris zugelegt hat. Er war unter
anderem der erste deutsche Kommandant
von Antwerpen und hat sich seither in
besonderer Send:mg längere Zeit hin
durch auch am Goldenen Horn bctätigt.
- : Sie dkjct Jttiea, die Menschen herum
,-' wirft! Major Sck . . . hielt in Erz
lern !m prunkvollen Palast eines der
Zahlreiche dortigen Millionäre Hof,
. , und, so gab ei wenigstens inert vom
Schicksal begünstigten Nutznießer unse
: rer Eroberung. . General v. Kühne und
sein' Stab trafen es nicht so gut; ihr
' Bleiben ' war nur von kurzer Dauer.
r Weiter hieß cs für sie; immer wieder
weiter!
Die Dinge nahmen nun ganz vor
schriftsmäßig ihren Verlauf, genau so,
wie sie dem Obzrbefehlöhaber vorge
schwebt habe mrchten, als er d Ein
Kitung der Operationen vom Szurdu!
paß aus zum Beschluß erhob. Nach
Targu Jiu war zunächst einmal die
. Stellung der Rumänen vr dem Noten
TurmPaß nicht mehr haltbar. Sie
bauten unter hartem Nachdringen der
Gruppe Krafft v. Telmcnsrngen aö.
Tcre Säulen standen nun gleichfalls
in der Walachei und schoben den Geg-
ttt südlich vor sich her. Am 24. Ro
bember, am Tage nach der Besetzung
Crajowos, hatte Krafft Nimmt Balcea
beim Eintritt des Flusses in die Ebene
erreicht, ferner östlich davon Gurte
d'Argcs mit seinen Äönigsgräbern. Die
Entriegelung der Pässe konnte nach
Osten hin weit fortschreiten; zuerst
war Morgen vom Torzburger Paß au?
am Einrücken, dann am Tömöspoh
StaabS. 90 Km. südlich von Krafft
näherte sich Kühne von Westen her dem
seiden Alt. an dem jener oben vom Ge
birgc hcrabiam. Uebrigcns war am
Tage der Besetzung Crajowos Macken
ftn bei Sistow über die Donau gegan
xen. Fast kampflos. Es lag auf der
Hand, daß die rumänische Führung ir
gcndwelche ernste Gefahr von dort eben
so wenig erwartet hatte, wie vorher vom
Roten Turm-Pasz aus. Hatten doch
die Russen es auf sich genommen, den
dortigen Gegner in der Tobrudscha fest
zurllteu. Ja. die Russen! Ws blieb
ihxt für den Krieg in der Walachei ti:r
f??ockcne Hilfe? RuUand ist grotz, und
der Z2k ist weit! Wenn sie nicht ganz
fchmll machten, war schließlich selbst
Butanst nicht mehr zu halten.
Denn s weit war man in der rumä
nisten Armee und im rumänischen
T-eilt in jenen Tagen bereits. Man
g'aubte nicht mehr an die Möglichkeit,
ans eigenen Mitteln die Hauptstadt zU
!,n zu töunen. Wollte es letzten Endes
nnch garnicht, wofern die Sache eine re
aeZrcchte Belagerung zur Voraussetzung
hzöcn würde. Wenn die Russen könn
Vp, sollten sie die Deutschen gefälligst
f ':laa?n, noch ehe sie unmittelbar vor
b;n Toren standen! Am 24. November
halte man in der Hauptstadt noch einen
erotzea Sieg bei Crajowo zu feiern be
r .: .sei. Ein paar Stunden darauf be
s..hl die Polizei plötzlich die Entfernung
d r Flaggen. In Wahrheit waren die
2,'sutfcken bereits am Tage vorher in
0 rcinro eingerückt. Man begann zu
: ;'::uix. wie cs stand. Es ergab sich, dn'j
l-':t LikPspsst'ei ganz gemeine? 'hoc
ft.!N.ino'r gewesen war. wegen dessen
ricqsgerickt die Hauvtschuldicica,
??i pwlii Bürgermeister Cäsar Pa?.u
f.v'i nitn Fipan.zmana Iokek Wechi?'k
:c .'. Iq'iiiht m je 6 Monaten '3t'
K, TN P
I
sängnis Verurteilte. Jedenfalls war
nur eine Stimme in der Bevölkerung:
um r,ttesmillen Bukarest nicht beschie
fcm lassen, ob mit den Russen oder ohne
sie!
I der Armee stand cs ähnlich.
Hätte sie sonst die Alt.Linie so schnell
preisgegeben? Wehr noch als die an
deren, das Land von Nord nach Süd
durchschneidenden Nebenflüsse der Do
r.au war sie ein natürlicher starker Aer
teidigungsabschnitt gegen einen wie jetzt
die Gruppe Kühne von Westen her ge
gen die ' Landeshauptstadt anrückenden
Feind. Alle diese Flüsse haben starkes
Gefällc, sind also reißend, sie haben ost
ausgesprochen senkrechte Steilufer und
sind also nach Sprengung der Brüc'cn
nur schwer zu überschreiten. Am All
ül'erhiiht zu all dem das linke, östliche
Flußufer das rechte noch beträchtlich
Schwere Kämpfe um den Flusj. Der
Hauptübergang befand sich bei Slatina.
Die Brücke dort war gesprengt. Jen
scits auf dem bereits erwähnten über
höhenden Ufer lag eine vortrefflich aus
gebaute, sehr starke rumänische Stcl
lung. Hie hinuberzukommen, kostete
Blut, wenn es an dieser Stelle über
Haupt möglich war. In der Tat schie
nen die , Rumänen eine Zeitlang willens.
!;kr standzuhalten. Bei jeder Annähe
'rung ans Ufer meldeten sie sich mit aller
Energie.
Doch es wurde nicht nötig, den Ueber
gang über den Fluß geivaltsam zu er
zwingen. Die Schnelligkeit unserer Rci
ter kam der Gruppe Kühne zu Hilfe.
40 Km. südlich von Slatina, bei Cara
kul, gab es eine andere Brücke über den
Fluß. Auch ihre Vernichtung wurde
von dem rumänischen Feldherrn besah
len; indessen scheint er, zü feinem Miß
geschick, damit etwas zu lange gewartct
zu haben. Jedenfalls sprengten, gerade
in dem Augenblick, als sie hochgehen
sollte, Reiter vom KavallcriekcrpZ
Schmettow vom rechten Ufer aus über
sie hinweg und verjagten die an ihr
tätigen rumänischen Pioniere. General
v. Kühne ging nunmehr, statt bei Cla
tina, bei Carakul aufs andere Ufer.
Bei seinem Naben wurde die Stellung
bei Slatina ohne Schwertstreich ge
räumt. Folgendes war bei Ende des Novcm
bcr dasErgcbnis dessen, was die Armce
Falkenhayn In der kurzen Zeitspanne
seit dem 11. des Monats, also seit dem
Beginn des Angriffes der Gruppe
Kühne, zuwege gebracht hatte. Kühne
stand diesseits des Alt im Raume von
Rosioe de Bede. 30 Km. südwestlich Von
Bukarest, Krafft bei Pitcsci. südwestlich
Man erwartete auf deutscher Seite
von Rimnik Valcca am Argesul, ebenso
weit nordwestlich davon, und Morgen,
der vom Torzburger Paß herunter ge
stiegen war und Campolung genommen
hatte, in der Mitte zwischen diesem und
Targoviste. Die Gruppe Kühne war
nach ihrem Uebergang bei Carakul aber
mals rücksichtslos weiter vorgerückt.
Bon Süden her nahte Mackensen. Das
Schicksal Bukarests erschien besiegelt, so
sehr besiegelt, daß die Oberste Heeres
leitung zu seiner Erledigung der un
mittelbaren Mitwirkung der 9. Armee
nicht mehr zu bedürfen glaubte. Diese
sollte vielmehr mit ihrem äußersten rech
ten Flügel, also de: Gruppe Kühne, nur
scharf nordöstlich am Fortgürtel vor
überaehen und damit den Lormarsch in
die östliche Walachei antreten, die Nie
derzwingung der Hauptstadt selbst aber
der Tonauarmce überlassen. Diese Ab
sichten wurden durchkreuzt durch ein un
erwartete? Wiederaufleben der runiäni
sehen Widerstandskraft, von dem da3'
Oberkommando Falkenhayn durch einen
von Komik nicht freien Zwischenfall
Kenntnis erhielt. Es war einer jener
kricgLgeschiäitlich'so interessanten Mo
mente des Einlaufens völlig unerwarte
ter Nachrichten über das Verhalten des
Feindes, in denen ek zilt, schleunige Be
schlüsse von großer Tragweite zu fas
sen. Als Scitenftücke aus der Ge
schichte deZ Feldznges 187071 schweben
mir vor das Ergebnis des berühmten
Patrouillcnrittes deS Grafen Haefcler
am frühen Morgen des 18. August
1L7Y. durch den Prirz Friedrich Karl
vor der Schlacht von Et. Privat
Graveloite Kenntnis erhielt von der un
geahnt weiten Ausdehnung des sranzö
sisechn reckten Flügels nach Norden,
oder das Einlaufen der Meldung vom
Nechtsabmarsch der Armce Mac Mahon
von Ehlons vor dem 2. September.
Im vorliegenden Fall war. der Beschluß
dcs Oberbefehlshabers noch keine l'j
Minuten nich Eintreffen der erstaun,
lichen Neuigkeit gefaßt. Die Befehle
ergingen, die dann den Sieg der 9. Ar
mee am Argesul und deren Uebergang
über den Fluß zur Folge hatten. Zu
Hause lautete man dann die Glocken,
und ein Erlaß deS Großen Hsuptquar
tierZ ordnete an, daß der Erfolg der
Armee Falkenhayn den Truppen under
züglich als solcher bekanntzugeben sei.
Der Chef des Generalstabes hatte die
Tragweile deS Geschehenen sofort er
kannt. Ein paar Tage später war Bu
karest denn auch unser!
Auch der erwähnte Zwiichentall ist
nicht ohne kricg'geschichtliches Seiten
stück. Es war me Art ungckehric!
Lissa. Tamils, am Abend nach
Leuthen. trat Friedrich der Große als
einzelner unter die im Schlosse zu Lissa
versammelten Offiziere eines Lstemichi
schen Stabes und sprach dort lein be
riihmteS: Bon soir, messieurs, vorn
he nies pmonniers!" Hier lag die
acl wie folgt: Truppen der Gruppe
Krafft hatten ein rumänisches Gcneral
kommando unversehens aus feinem bis
berigen Standort verjagt. Ter sclb't
wir, als er in unkcre Hände fiel, bereits
vilkiuindig leer. Ta auf einmal kamen
erg uns ahnnngsloi riimäviscke Ttei,s
SIEGESZUG
UMÄNIEN
offiziell einer hinter dem anderen, im
Aut? an. Sie waren noch kurz vorher
zur Beratung und BesehlSempsang
durch den Fensprecher dorthin bcschieden
worden. Auch sie traten, wie weiland
der alte Fritz, in ein Haus voll gcgneri
scher Offiziere, nur daß sie wesentlich
weniger sirfi auftraten wie dieser und
daß das Bon soir, meHs-ieurs!" und
die Erklärung zu Kriegsgefangenen
diesmal auf der anderen Seite waren.
Unter den Papieren, die den Herren
abgenommen wurden, fand sich ein Ar
meebefehl von höchstem Interesse. Aus
ibm ergab sich, daß die rumänische Füy
rung siib schließlich doch zu einem Ber
such, das Schicksal noch in letzter Mi
nute zu wenden, aufgerafft hatte, und
daß cs ihr auch geglückt war, die Truppe
in genügendem Umfang wieder in die
Hand zu bekommen. Tagesbefehle bc
scbwörenden Inhalts richteten sich an
deren Adresse. Zu entscheidende,,!
Stoße würden sie eingesetzt. In ihrer
Hand lieg: Retiung oder Untergang des
Vaterlandes usw. Die rumänische Ar
mee war dann in zwei starken Gruppen
neu formiert worden. Beide sollten in
überraschendem Zugriff den Feind
packen, die eine Krafft im Raume von
Der russische
Ton Max Theodor Bkhrmann.
Stockholm, Ende Dezember.
Auch Herr Rodzianko will keinen
Frieden mit Teutschland. Herr Rod
zianko. der fünfte Präsident der Parla
ment spielenden russischen Volksversamm
lung im Taurischen Palais, dessen läp
pisch vierschrötige Gestalt so recht seiner
läppischen Geschäftsführung entspricht.
Als unlängst Herr Pokrowski das deut
sche Friedensangebot entrüstet abge
lehnt" hatte, erhob sich Michail Rodzianko
und entrüstetr sich noch viel mehr gegen
das heuchlerische kulturlose Deutschland.
Herr Rodzianko war nickt immer so.
Er wird sich vielleicht noch des Som
mers 1912 erinnern. Damals war 'ine
hundertlöpfige deutsche Studien-Kommission
unter Max Serings trefflich
fachmännischer Führung auf ihrer Reise
durch Rußland naetz Pcteriburg gclom
men und hatte bei dieser Gelegenheit
von der Diplomaienloge aus einer Ple
narsitzung der Reichsduma beigewohnt.
Herr Rodzianko war eö, von dessen Seite
dem Schreiber dieser Zeilen die große
Ehre zuteil ward, die Mitglieder der
Studien-Kommisston dem Präsidenten
der russisclzen Reicksduma vorzustellen.
In sehr schlechtem Teutsch, aber in sehr
schönen Worten feierte damals Michail
Wladimorowitsch Rodzianko die deutsche
Kultur, die für Rußland so nngemein
viel getan und von der Rußland noch so
ungemein viel zu lernen hätte Und
als der Tumadirektor, Herr von Versen,
den Mitgliedern der Kommission das
goldene Tumabuch zum Einzeichnen ihrer
Namen ösfncte, da meinte der Herr Tu
mapräsident, das russische Parlament
werde diese Buchseite als ein echrenoollks
Blatt in der jungen Geschichte des russi
schen Parlamentarismus bctrachten."
Ob dieses .ehrenvolle Blatt' jetzt aus
dem Gedenkbuche der Reichsduma her
ausgerissen ist, weiß ich nicht; im lntc
reffe des kulturellen Teutschlands könnte
man fast wünschen, daß dies geschehen
wäre. In der Redestube der Rodziankoö
und Miljukows sehe ich kein passendes
Plätzchen für die geschriebenen Namen der
deutschen Gedankenwelt.
Der russische Tumapräsident ist der
russischen Reichsduma und die russische
Reichsduma ist der russischen Rcichspoli
tik würdig. Uebrrall ein Wirrwarr, nick!
gerade gemildert durch den Ton eines
Fischmarktes. Vor einiger Zeit hatte der
temperamentvolle Abgeordnete Markow
dem hochmögenden Tumapräsidenten in
öffentlicher Sitzung zugerufen? ,Du
Lump!" Und als Herr Rodzianko daö
konservative Dumamitglied gewisser
maßen um nähere Kommenticrung dieses
ttmaS kategorischen Ausdruckes ersuchte,
erklärte Herr Markow, er habe im vol
len Bewußtsein mit seiner Bezeichnung
nicht nur den Dumapräsidenten, sondern
auch die ganze Tuma treffen wollen."
Markow wurde, wie es sich gehört, für
ganze fünfzehn Titzungen zum Tempel
inausgeiagt. Rodzianks sah sich um
Kartclltiäzer um. der Block schäumte vor
Wut ob des dem ehrwürdigen Speaker"
zugefügten Schimpfes (vor der gegenwär
tigcn patriotifÄn Aera aalt Herr Rod
zianko bei denselben Liberalen als ein
verdrehter Pompadour") und das Mil
julomsche Blatt füllt seitdem den größten
Teil seiner Spalten mit dem Wortlaut
von Sympaihiekundacbungen für den arg
verletzten Tumapräsidenten: freudestrah
lend verzeichnet die Rjetsch" nebcmin
ander die gedruckten Empörungslaute der
Hauptverwaltung des russischen Roten
Kreuzes und die höchst patriotische Zu
siimmung der ehrenwerten Mitglieder des
Moskauer Tingeltangels nledermaus".
Denn, erklärt Herr Miljukow, die
Tuma müsse homogen" fein in ihrem
Kampfe gegen die Regierungen Teutsch
lands und Rußlands. Puiischke
witsch, der russische Ahlwardt, bon dem
Miljukow einstmals meinte, man wisse
nicht, ob man es hicr mit einem Verrück-
ten oder mit einem Lumpen zu tun habe,
schreitet jetzt mit Wiljiikow Hand in
Hand, und in der Londoner Morning
Post" erscheint ein antisemitischer Hetz
artikel ans der Feder eines Russen, der
in der Tnmi gar nickt weit von Miljv
kom auf jener liberalen 'Fra!tirn:baük
sitzt, die die Herren von der Rcchn die
Pitcsci. die andere von Bukarest aus
den linken Flügel der Donauarmec.
Den rechten sollten die Russen in
Schach halten. Glückte es, so konnte
man sich dann von Norden und SUd:n
her gegen die Gruppe Kühne wenden
und diese so zwischen zwei Feuer brin
gen.
Maekcnsen stand, als die Absichten des
Feindes erkannt und bekannt wurden,
in schmerein Gefccht. General v, Fal
kenhann war nicht einen Augenblick im
Zweifel, wie zu versabren. Die Gruppe
Kühne wurde auseinandergezogen. Ihr
linker Flügel fiel der Gruppe von Pi
tesci in den Rücken. Ihr rechter
schwenkte unter persönlicher Führung
des Generals v. Kühne iii den Rücken
der MackenfcnS linken Flügel bedrän
gendcn Rumänen ein.
Am Abend hatte die 0. Armce die
Schlacht am Argesul gewonnen. In
den anschließenden Gefechten fielen ihl' i
Kavallerie die Nordforts von Bukarest
in die Hände. Und am 6, Dezember
12 Ubr mittags standen Cteltiner Gre,
nadiere vor dem königlichen Schloß in
Bukarest auf Wache. Sie waren ole
ersten, die in die Stadt eingedrungen
waren. Und gehörten zur 9. Armee.
Wirrwarr.
Bank der Judenknechtc" zu nennen pfle,
gen. Herr Prowpopow. einst eine der
Säulen des liberalen Blocks, gilt jetzt in
den Augen derselben Liberalen als eine
Verkörperung der düstersten Reaktionen
im Ministerium und die gleichsam
noch bis gestern als reaktionär verschrie
nen Purifchkcwitsch und Bobrinski schleu
dern ihm in der Tumasitzung Schimpf
Worte entgegen, über die sich jetzt dop
peltc Kartellträger den Kopf zerbrechen.
Herr Stürmer wird von Miljukow in
mnig lieblicher Tonart bezichtigt, mit
dem höfischen Hochadel konspiriert zu
f haben und während ich diese Zeilen
schreibe, beratschlagt c:n Adcls-Kongrcg
über die Ausschließung Stürmer! aus
seiner Gemeinschaft. Die liberale Duma
Mehrheit, die unbcschränkic Freiheit dcZ
Wortes" auf ihre Fahnen geschrieben,
schließt für eine große Reihe von Sitzun
gen sämtliche linksliberale und demokra
tische Tumaabgeerdnetcn ans, die sich
erkühnt hatten, Trepowö Tumadebut we
nig liebenswürdig zu begrüßen und
weltberühmte Versechter des russisazen
demokratischen Gedankens, mit MaxiA
Gorki und Tscbaikoirski an der Spitze,
vor denen die Männer der Rjetsch" noch
gestern auf dem Bauch gelegen, veroffent
lichen heute oelirnisch!e Erklärungen
gegen die Führer des noch schlimmer als
reaktionär gewordenen progressiven
Blocks. Die Freiheitsmönner der Duma
brüllen seit Wochen und Woche ein Ana
thema einem projektierten neuen millio
nenschweren Zeitiingsunternehmen ent
gegen, weil eS von dem an Teutschland
verkauften" russischen Großadel und der
verräterischen" russischen Großindustrie
ins Leben gerufen, werden soll und
untxrrückbare Säulen des russischen Li
beralismus, wie die Herren Abgeordneten
Adshemow und Maklakow, wirken in
ihrem außerparlamentarisch Beruf als
Rechtsbcistande desselben russischen Groß,
Handels oder gar wie die außerordentlich
liberalen Rcichsratsmitglieder Stäche jow,
Tripolitow und Iwanow, sitzen im Auf
sichtsrate just jener industriellen Gesell
schasten. die daZ Aktienkapital des .vcr
räterischen" Zeitungsunternehmens qe
zeichnet haben. Damit nicht genug, übt
sich tagtäglich der gesamte Redattionsder
band der Rjetsch", vom Kadettenpazst
Miljuko bis zum letzten, dort schreiben
den Avotheterlehrlinss hinab, im Kotbe
werfen der neuen Zeitung Rußkaja
Wolja" (Russischer Wille), die man dort
höhnend Prucktaja Wolja" (Preußischer
Wille) nennt und als Bindeglied zwi
sehen den schwärzesten Reaktionären Ruß
lands und Deutschlands bezeichnet
und nun bekennen sich in öffentliche
Zuschriften zu den Hauptmitarbeitern
dieses angeblich ultrastkwarzcn und hoch
verräterischen Blattes Männer wie Leo
nid Andrejew. Maxim Gorki und Tan,
deren Mitorbeitcrschoft bisher noch jedes
rulstscl liberale Blatt, und die Rjetsch"
insbesondere, geziert hat.
Robespierns. die ach goldgestickten
Ministerfrackt lechzen. Eatone. die ihre
Ueberzeugungen weit öfter wechseln denn
eine mondänc Dame ihre Handschuhe.
Aristide, die für sehr klingende Gezcnbe
weise zugänglich sind. Aolksmänncr, die
in ihren politischen Machtaclüstkn un,
entschlossen zwischen der Rolle eines Tan.
ton und derjenigen eines Catilina pen
deln. Und im übrigen eine bunte Herde
von Skandallustigen und Schreiern, die
nicht weiß, wohin sie geht. Rußlands
Glück war es feit jeher, daß man es
diesseits der weiß-blau'ro!en Grenzpsähl
so blutwenig gekannt. Und Rußlands
Unglück ist es, daß es Menschen, aber
keine Männer hat. Man soll den Gegner
gewiß nicht allz'i gering einschätzen, aber
was in Petersburg seit geeanmer Zeit
regiert und regieren möchte, ist. Im
Grunde genommen, nicht diel lxsfrt denn
ein aufgeblasenes NichiS. Man such
dort nicht die nüchterne Einschützungs
kraft eines Gre. das imponierende Zu
ganisationslalcnt eines Lloud George,
das Ueberzeuaungsvermöacn eines Bei
and. Ein Wirrwarr unter Ven Falsch
wollenden und Nichtskönnenden, der bis
ber nur d'&k-alb nickt zu einem völligen
Zersall oefükrt bat. weil die inerte Volks
masse sklavisch duldet und ein riesiaes
Mcnschenresersoir noch immer für Ka
nonenssilier sorit.
Lngl'allds größte Sorge.
Voil L. Persiiiö, Kapitän zur c,
Berlin. G. Januar.
Die Norddeutsche Allgemeine Zei
tung" sagte vor einigen Tagen unter der
Ueberschrift Wachsende U-Boot-Beute":
Unsere Feinde haben versichert, der
U-Boot-Krieg Deutschlands habe daS
Höchstmaß seiner Leistungen bereits ir
reicht, von nun an würden die getrosfe
nen Abwehrmaßnahmen die Tätigtet
der deutschen U-Boote wenn nicht völlig
lahmlegen, so doch bedeutend einengen
und erschweren. Davon ist biS jetzt je
doch nichts zu merken, ganz im Gegen
teil sind innerhalb der letzten 24 Stun
de nicht weniger als lö Schisse mit
über 22.00 Tonnen versenkt worden.
Ich habe stets den Standpunkt vertre
ten, daß die Kallsfahrlcischiffstonnage,
frage einer der bedeutungsvollsten Fak
toren für die Herbeiführung deS Frie
dcnL werden könne, wohl verstanden
,,köirne!" Denn, ob er es wirklich wird,
hängt von mancherlei Umständen ab. die
sich heute noch nicht übersehen lassen.
Die Zunahme der Erfolge unsere:
U'Boote, über die weiter unten auö
führlich gesprochen werden wird, ist
allerdings in den letzten Monaten über
laschend gewesen. Trotzdem wäre nichts
verkehrter, als wenn man auf sie weiter
bauen wollte, etwa in der Weise, daß sie
auch fernerhin entsprcchned den letzten
Monaten wachsen müßten, daß sich also,
etwa im Frühjahr, die monatliche Beute
auf eine Million Tonne stellen würde.
Je tritcr dcr U Boot - Handelsirieg
voranschreitct, um so erheblicher wachsen
die Schwierigkeiten seiner Ausführung.
Die Zahl der sich auf die See wagenden
Schifte nimmt ab. immer starker wird
die Armierung dcr noch verkehrenden
Schiffe, und die Gefchicklichkcit ihrer
Führer, U'Boot-Angriffen auszuwei
chen, steigert sich. Endlich wächst die
Ziffer der feindlichen U-Boot-Bekäm
pser. Die Mehrheit dcZ Volkes hat in
den zweieinhalb Jahren gelernt, den
Gefahren ins Auge zu schauen, weiß,
daß viele Voraussagen, zum Beispiel
die von dem Abfall englischer Kolonien
vom Mutterland, die von dem oft ver
breitet. demnächstigcn Zusammenbruch
unserer Feinde usw. nicht eingetroffen
sind, und nichtsdestoweniger sieht es ,.:it
nie wankenden Vertrauen der Zukunft
entgegen, von der gehofft wird, daß sie
uns einen, den verständigen Kreisen er
Wünschten Frieden bescheren wird. Ver
hängnisvoll wäre vor allem der Glaube,
Wir können England im Handumdrehen
aushungern. Es versündigt sich an uu
scrcm Volk, wer ihm die Wahtheit vor
enthält, die sagt, daß unendliches Aus
Herren und unerschöpfliches Vertrauen
auf unsere U-BooteWnffe nötig sin,
zu erreichen imstande sein wird. Wenn
man die Schioere der Aufgabe unt'r
schätzt, so bedeutet das zugleich eine Un
daukborkeit gegen die über jedes Lob und
jede Bewunderung erhabenen Unters
bocibefatziingcn, die iinmcr von neuem
unerschrocken zur Aufnahme ihres über
alle Beschreibung gefahrvollen Dienstes
den Hafen verlassen, bereit, ihr Leben
vielleicht in qualvollster Weife für daS
Vaterland zu opfern. Gerade im Hin
blick auf die U-BootHtlden sollten wir
nie aufhören, uns der ganzen Schwierig
leit des Zieles, die wirtschaftliche Nie
derringung Englands, bewußt zu dlci
den. nllter diesem Gesichtspunkt soll
Englands größte Sorge" untersucht
werden. Die Ermöglühung der Krieg'
sührung unserer Feinde stützt sich groß
tenkils auf den ihnen zur Verfügung
stehenden Handelsschifssraum. Gelingt
es. dessen schon vorhandene Knappheit
bis zur Uncrtraglichkeit zu steigern, so
schen sich die Ententemächte vor dem
Zusammenbruch. Kaufsahrtcischifse wer
den von ihnen zum Truppen und
Kriegsmatcrialtransport aller Art benö
tigt. weiter zur cHranschaffung von
Kohle, Rohstoffen und Lebensmitieln.
Während die Mittelmächte auf sich selbst
gestellt auskommen, Kohle im eigenen
Lande gefördert wie ?Zun!t!on dort her
gestellt wird, und die unbedingt erfor
derliche Nahrung unter Hinzunahme der
Quellen der besetzten Länder für Heer
und Bevölkerung beschafft werden kann,
ist es jedem unserer Feinde unmöglich,
sich ohne Zufuhr von Ucbersee zu dehel
sen. Rußland braucht hauptsächlich der
Munition. Frankreich und Italien des
Brennstoffs und England der Nahs
rungsmittel wegen, freie MeereSzufuhr
ftraßen. Die Freiheit dcr Zufuhrst'
ßen stellte daS U-Bovt in rFage. Noch
vermocht: es nicht diese Freiheit ganz
lich in Kctten zu legen. Macht man
sich jedoch die WirkungSmöalichkcit der
U-Bool-Waffe, unbegrenzt durch Oua
lität und Ouantität von Personal und
Material klar, so kann das Resultat deS
Nachdenkens nur zuungunsten dessen lau
ten. der abhängig vom freien Verkehr
siiner Handelsschiffe auf dem Meere ist.
Am gefahrvollsten ist die Situation
Großbritanniens. Schon vor einem
Jahr wurde sie erkannt. Das Mitglied
des Unterhauses, der Schiffsrcedcr R.
P. Houston, äußerte: Die deutsche
U-Boot-2ätigkcit mit ihrer Folge, dem
stetig wachsenden aMgnel an Schiffs
räum, bedeutet für uns die größte Ge
fahr in diesem Kriege. Es ist töricht,
den "Teutschen nachzusagen, sie wollten
nur Schrecken verbreiten. Sie verfolgen
ine weitfchauende Politik. Der Kauf
sahrteischijfsraum soll verringert wer
den. um uns ouszuhuiern, ober bor
allem, um nach dem Krieg sogleich den
Kampf um die Handell)errsilmft zar
See mit der 'eigenen, dann sehr kn
stunzZsähiZen Kaiifsahiteislotle aufzll
nehmen." Houston mag hinsichtlich
der letzten Aeußerung recht haben, wobei
die Frage, imoienzeit Deutschland nach
tm Krieg in der Lage sein wird, so
gleich den 5iamps um die Handelsherr
schaft zur See aüfunehmen. nicht be
rührt werden soll. Jedenfalls den!!
fvustcrn als guter Kaufmann schon heute
an die Zukunft. Uns jidoch lwegt le
dig'ich d?r GeSsr.ke, ob wir jetzt mit un
eren U-Toolen den Wiocrstond Grsj
:CC st, 2.
britannienS brechen können. Wir sorgen
uns noch nicht darum, was nach dem
Kriege geschieht. Houston war ein ehr
licher Mahner. Die englische Presse teilte
vor einem Jahr seine Besorgnisse noch
nicht. So schrieb die Daily Mail" am
22. Januar: Wenii die Bedrohung un
seres Handels durch die deutschen
U-Booie wirklich bedenklicher werd!
sollte, so können wir ohne jede Schivic
rigkcit der Gefahr begegnen. Wir brau
chen nur einige Torpedobootzerstörer an
die bedrohten Punkte entsenden. Sie
werd' den deutsche U-Booten rasch
den GarauS machen." Wie niemandem
verborgen bleiben konnte, hat sich daS
von der Daily Mail" empfohlene Mit
tcl nicht bewährt. Hunderte von Tor
pcdobootcn und Hunderte von Wach
fahrzeugcn aller Art bemühen sich ver
gcblich. die deutsche U-Boot-Pesl" zu
vertilgen. Daß deutsche U-Boote von
immer müde werdendem Tätigkeit
drang beseelt sind, das lehrt ein Blick
auf die amtlich veröffentlichten Resul
täte ibrcr Arbeit. Zu Beginn deS
U-Boot-Handelskrieges lauteten die Zif
fern der versenkten feindlichen Tonnage:
101Ö: Januar a 14,000 Tonnen. Fe
bruar 27,000 Tonnen. März s
3,000 Tonnen. April 33,000 Ton
nen. Man --- 03,000 Tonnen. Ju.ii
84,000 Tonnen. Juli 77.000 Ton
nen usw. 191 stiegen die Ziffern ejc
schwind. Im Januar und Februar
wurden 238.000 Tonnen, im März uno
April 432,000 Tonnen und so weiter
versenkt. Im September also in
einem Monat hieß es in dcr Mel
dung des Admiralstabs: .141 feindliche
Schiffe mit 182,000 und 39 neutrale
mit 72.0000 Tonnen" und im Oktober
1 feindliche Schiffe mit 306,500
Tonnen und 72 neutrale niit 87,000
Tonne" wurden versenkt. Im Novem
ber stieg die Zahl dcr vernichteten Ton
nen auf nahezu eine halbe Million
408,200 Tonnen und die Tezember
beute wird hoffentlich ähnlich ouefall:.
Die englische Kriegsflotte sieht sich
dem Aderlaß ihrer Schwester, der Hau
delsflotte gegenüber biihcr ziemlich
machtlos. Ihre Unterseeboote können
dem Feind nicht gleiches mit gleichem
vergelten. Die ttaiiffahrteischiffabrt der
Mittelmächte ist seit Kriegsausbruch
von den Weltenmeercn vcrsckwunn.
Sie bietet also keine Angriffsobjek!?.
Wo sich solche noch sindcn, wie in dcr
Ostsee, da versagte die englische uiig
russische U-Boot-Waffc. Wir haben uns
bis heute, wenn auch mit großer An
strengung mit Erfolg bestrebt, die ais
dem Abgcschlossensci vom Wcltwict
schaftömarlt sich ergebenden Nachteile zu
überwinden. Wir hegen die Erwartung,
daß unsere Gegner, wenn die wirtschaft
liche Abschnllrung erst Verstärker? For
men annimmt, sich nicht' in gleichem
Maße wie die Mittelmächte der verän
derten Situation gegenüber abfinden
können. Es spielt sich also ein Wett
rcnnen mit den, Zies der wirtschaftlichen
Lahmlegung ab. Heute verhüllt noch die
Zukunft, wer die bessere Lunge in diesem
Wettrennen behalten wird.
Wie die Mssen verlorene
Schkachten gewinnen.
Ein amüsantes Beispiel für die nicht
unmoderne Tatsache, daß man durch
.Schönfärberei" fei es der Worte, sei
es des Pinsels verlorene Schlachten
in Siege verwandeln kann, erzählt die
Fürstin Daschkow in ihren Memoiren.
Die Fürstin eine Freundin Katha
rinas II. von Rußland und zeitweilige
Präsidentin der Akademie von Peters
bürg, wohnte auf einer Durchreise
durch Danzig im Hotel de Russic. dem
bedeutendsten Gasthofe am Orte", wie
sie schreibt, und wurde in ihren pa
triotischen Gefühlen gröblich verletzt
durch zwei Bilder, die im Eßzimmer
hingen und die Besiegung russischer
Truppen durch die ruhmreichen Preußen
darstellten. Tot oder sterbend, oder auf
den Knien die Gnade der Sieger an
flehend, boten sich ihre Londsleute den
Auaen der durchreisenden Fremden!
Nachdem die Fürstin den russischen
Geschäftsträger, Herrn Redender, ernst
lich iisgefcholten, daß er einem so ab
scheulichen Monument unserer öntwürdi
gung zu existieren erlaube," nachdem Ihr
bedeutet worden, daß sogar der große
Aleils Orloff. dcr Günstling der
Kaiserin, bei feinem Tanziger Aufent
halt sich vergeblich über diese beiden
Bilder entrüstet habe, beauftragte die
kluge Patriotin in aller Stille zwei
Herren der Gesandtschaft, ihr in dcr
Stadt einige Oelfarben, blau, grün, rot
und weiß zu kaufen. Sobald das
Abendessen vorüber war," erzählt sie,
und wir die Türen gut verbarrikadiert
batien, halsen mir diese Herren, die den
Pinsel zu sührcn verstanden, die der
lorenen Schlachten wiederzugewinnen,
indem wir da! Blau und Weih der
erobernden Preußen in die grün und
roten Uniformen unserer russischen
Helden verwandelten. Es nahm uns die
ganze Nacht weg, diesen doppelten Sieg
zu vollenden!.... Am folgenden Tage
fetzten wir unsere Reise fort, aber nicht
eher, bis ich unsern Herrn Rebender diese
Wiederherstellung unserer kaiserlichen
Ehre gezeigt hatte, und wir ergötzten
uns unterwegs an dem Gedanken, wie
erstaunt unser dummer Wirt über die
nbeareislichc Wendung in dem Geschick
der Schlachten gewesen sein mußte!"
Heutzutage ersetzt das gedruckte Wort
die mutige Tat des Pinsels der Fürstin
Daschkow!
Dir Stadt Nürnberg als (rbin.
Der verstorbene Ehrenbürger Nürnbergs
Geheimer Kommerzienrat Ludwig von
Gerngroß vermachte der Stadt seine
wertvolle Bildcrgallerie und setzte 50,000
Mark für gemeinnützige Anstalten a ii;
nuz Dankbarkeit erricktcte die Stadt dem
Vkk!ii?jxgkn ein hrcnarab.
ßin Aummerjttngenstreich
dcr englillyen Megicrung. ,
Aus Lima, im September, wird dcr
.Wcll.Korrespondcnz" geschrieben:
Infolge dcr berüchtigten englischen
Posträlibcrcicn halten die Teutschen in
Peru, wie überhaupt in ganz Siidamc
rika, sich schon daran gcivöhnt, ihre
Europapost entweder gar nicht oder mit
erheblicher Verspätung ost von zwei
oder drei Monaten zu erhalten. Im '
vorigen Monat traf plötzlich die deutsch.:
Post ein. wohlverschen mit BricfuiN
schlag, Adresse und deutscher Briefmarke.
Aber stehe da, als die Briefe geöffnet
wurden, waren die den Briefen beige
legten deutschen Zeitungen vcrschwuiid.,i.
Slait dessen befand sich zweierlei darin:
erstens eine in Paris herausgegebene
Flugschrist, in dcr die ödesten Schimpfe
reieu gegcn Deutschland enthalte im
rcn, und zweitens die Aufforderung zum
Bezüge eines Deutschland vcruglimpfcn
den BuchrS.
Die Hoffnung, die Teuischcn durch,
diese sinnige Tat zu verärgern, ist gründ
lich fehlgeschlagen; man hat verächtlich
die Achsel gezuckt. Wohl aber hat dcr
Vorgang in peruanischen Kreisen, die
davon Kenntnis erhielten, lebhafteste
Euirüstung hervorgerufen, um so mehr,
als man ohnehin über die fortgesetzte
Neutralitälsvcrlctzungci! dcr Entente,
besonders dcr Engländer, empört ist.
Hören wir, was der El Comercio", das
angesehenste, von den ersten Kreisen dcr
Stadt gelesene Blait in Lima, den Her
ren Engländern ins Stammbuch
schreibt.
Das Blait beklagt zunächst die dem
Völkerrecht ins Gesicht schlagenden Pos!
räubercien und Durchsuchungen neutra
ler Schiffe, schildert dann dcn i Rede
stehenden Vorgang und fährt fort:
Es fällt einem schwer, anzunehmen,
daß die englffche Regierung einen so be
fremdenden Befehl erteilt habe; wir fei
gen aiissrüclid! Regierung", denn eine
derartige Unterschiebung kann nur von
den Postbeamten vorgenommen worden
sein, die hcnie mehr als je unter dcr
Aussicht der Regierung sieben. Aber der
Eindruck, de Unparteiische von einer
derart weibischen Art, Krieg zu führen,
bekommen müssen, wo an de Schlacht
fronten Mut und Männlichkeit täglich
im Uebermaß sich zeigen, ist kein giinsti
ger; das kann auch England nicht er
warten. Man hätte es nie für möglich
gehalten, daß Gentlemen" sich derart
benehmen!
Was wollen Teutschlands Feinde mit
dieser neuesten lächerlichen Tat erreichen?
Die S ''warzen Listen" verursachen we
nigstens Schwierigkeiten, sowohl dcn
Deutschen wie dcn Neutralen. Von den
Verleumdungen gegen die Teutsche,!
bleibt immcrhin ctwas haften. T'e
Posträuberei a Briefe und Druckfa
chen verhindert, daß man ülcroll die
Wahrheit erfährt. Aber waö mit dieser
neuesten Mahnahme erreicht werden soll,
ist unverständlich, es sei denn, man woll?
jedem einzelne Teutschen im fernen
Auslande das Gift einträufeln, das mit
so großer Geschicklichleit dcr ganzen neu, .
tralcn Welt schon eingeträufelt worden
'st- .'
. Nein, ihr englischen Freunde, so mach!
man keiiun Krieg! Geht zur Nordsee,
nach Apern, an die Somme! Werft den
Feind aus Belgien, Frankreich. Serbierl
und Montenegro! Tort tragt mit de?
Waffe in der Hand als Männer eurert
Streit aus, ober überlaßt cS den
Schwächlingen, falls ihr es nicht etwa
seid, auf solche Art zu kämpfen."
DaS ist ein gerüttelt und geschüllett
Maß von Verachtung, das aber der Gas
scnbubenstreich dcr britischen Regierung
wohl verdient hat. Berücksichtigt man.
daß Peru überwiegend enlentefreundlich
ist. so wird die offene Sprache des an
gesehenen Blattes doppelt veachtcnswcr!.
omKekdmarjchassyama.
Der soeben verstorbene Fürst und
Feldmarschall Oyama Jwao, Mitglied
des obersten KriegsrateS und des Her
renhauscs (seit 1884 Graf, seit 1803
MarquiS und seit 1007 Fürst) ist 1842
in Salsuma als Neffe jenes großen
Saigo geboren, den er in dcr Aufstands
zeit von 1877 heftig bekämpfte. 18C0
wurde er nach Europa zu militärischen
Studien entsandt und machte in dcr
preußischen Armee den dcutsch-franzLsi
schen Feldzug als Aitachü mit und die
Belagerung von Paris. Nach seiner
Rückkehr machte er rasch Karriere und
Wurde schon 1881 Gcneral. Nach aber
maliger Reise nach Europa, insbesondere
nach Frankreich und der Schweiz, wurde
er u. a. auch eiiimal Aize-Kriegsmini
stcr und Kommandant der Hauptstadt
Tokio. 1880 wurde er Kriegsminister
und bald darcmf Chef des Generolstas.
Er zog sich nun eine Schar junger Ofsi
ziere heran und begann mit der Reorga
nisatioii und Resormierung der japaui
schien Armee, ja europäischem Sinne.
1883 1S85 ging cr zum drittenmal i
offizieller Mission nach Europa. Nach
feiner Rückkehr würd tt wiederum
Kriegsminister, war aber auch vorüber
gehend Marine und Unterrichtsminifter.
Im chinesisch.japaiiischen Krkg kom,
mandierte er die zweite Armce bei Port
Arthur und Weihaiwei. 1898 wurde er
zum Feldmarschall' ernannt und setzte
seine Reformtätigkeit fort bis zum japa
nisch-rusfischen Kriege, den er an der
Spitze der mandschurischen Arm mit
machte. Er war der Hauptführer der
Japaner im ganzen Kriege neben dem
verstorbenen General Koduma. Er
wurde mit dcn höchsten Orden auZ?c
zeichnet, nach der Rückkehr ins Herren
haus und in den höchsten Kriegsrat lx
rufen und spielte trotz s'ine hohen Al
tcrS in der japanische Armee bis zuletzt
eine große Rolle. Er war einer der
Führer der Satsuma-Heerespartei in
Japan und nabm als solcher !!! an
den iiinkipclirische Wirren dcr letz!.'
Zak! im Sie einer Berflökkuniz-d l
andinkichtsiellunz teil.