Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 07, 1917, Image 2

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Palm Bcach daZ Mecca der Welt,
Mrfui nnd die Mitwirkendkn.
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Äon ?öilliam Forgo.
as Land ber Palmen, übcrwölbk
D I don einem ewig blauen Hori
zont, begrenzt von ruhig rau
schenken Wasscrmassen, in de
nen de: glühend Heike Sonnenball sich
!ühl badet: das ist Florida. Im Win.
kt wie im Sommer. In der Zeit vom
Januar bis zu des Märzen Jden ist
der östliche Teil Florida noch etwas an
deres als das, es ist der Tummelplatz
Zur, reich Amerikanerinnen und für so
viele reiche Amerikaner, als zu ihren
Tänzen, Tändeln und. Spielen gebraucht
'werden. . Florida im Winter ist ein Nie
zsenzkkus mit drei Ringbuhnen, in denen
.immer irgmd etwas vorgeht, während
'die Lust unter den Zeltdächern von allen
'möglichen Schaustellungen belebt wird.
Vergleiche hinken immer, und für diesen
Vergleich können wir schon darum nicht
jdesondere Treffsicherheit beanspruchen,
'weil m Florida das. große Publikum,
Jas Im Zirkus die massenhaften billig
Plätze in Anspruch nimmt, fast voll
'fisndiz fehlt.' Nur das Logenpublikum
i!t anwesend, daS sind die ausgewählten
' Reichen Und die sußzewählten .Freiber
r". SKon will die Massen gar nicht
l-hier haben, man braucht sie auch nicht:
!die Künstler" tragen die Kosten der
Vorstellungen. Cie haben es ja -dazu,
!imd wenn auch manche der Auserwahl
?ten weniger zum Verschwenden haben, so
Isinden sich doch immer solche Mäcene
.wie z. B. ein amerikanischer Finanzier
mii deutschem Namen, der kürzlich einer
'der unermüdlichen Arrangeurinnen sein
'Scheckbuch mit der unbeschränkten Er-'
laubnis eingehändigt haben soll, es zu
benutzen (to rnake things lively".
Der Besitz von Geld ist fönst fast
. überall die Einlaßkarte in die amerika
rische Gesellschaft, in Palm Beach oe
trägt das nicht Geld ausgeben ist hier
das Sesam, das die Türen öffnet. Frei
lich gibt es hier Damen, die nicht selten
; die. Nase rümpfen, wenn sie sich im Lu
ps strotzenden Foyer des Poinciana um
schauen. Beertungen wie: Das ist
.ja wieder eine unmöglnbe 'Massenver
sammlung" sind nicht selten und das
wegloerfcnde "kvwtxKiy 19 in trado
wird oft angewendet, wenn die Liste der
. Miteingcladenen gena besichtigt wird.
Das macht aber in Florida weiter nichts,
in Back Bay, in Newvorr, in Narragan-
..ftit Pie.,ki, in New ZZork braucht man
diese Leute ja nicht zu kennen, so lange
, die - ParvenuS gern fünfhundert und
. mehr Dollar für ein Amüsement unter
schreiben und zahlen, nur um .mit da
bei sein zu können". Dann sind sie auch
dabei. Sie sind ebenso liberal wie die
älteren Geldleute bei den vielen Veran
staltungen sür wohltätige Zwecke und
fragen noch weniger wie Jene, wo die
Gelder hingekommen, die die wohltätigen
' Zwecke liie erreichten, und das ist eine
der Hauptsachen im gesellschaftlichen
LerZehr das Nichtfragen nämlich.
Freilich, es reifen Wohl auch manche
Leute nach Flqrida, die wirtlich nur
lediglich des herrlichen Klimas wegen
dort sind. Aber diese sind in der Mino
rität und sie sind es am allerwenigsten,
die Palm Beach das karakteristisch: Ge
präge geben. Sie bleiben auch selten
lauge genug, um, was auch ihr oft der
vorragende Stellung in New Dort, Bo
sian oder Chicago sein mag, sich hier zur
Eellung zu bringen, daß eine Aenderung
des Palm Beach-Lebens dadurch ange
bahnt werden könnte. Sie wollen es
'auch gar nicht. Sie sitzen in den Pracht
vollen Breakers, dem einzigen Hotel am
WecreZstrande oder promenieren vor
demselben und lauschen dem Brausen deZ
Ozeans. Mau badet im benachbarten
Casino, wenn der Strand zu rauh
scheint, und auf der Piazza spielt ein
gutes Orchester, oft nur Tagtime, hin
und wieder auch Konzertmusik, was aber
für manche der schönen Zuhörermnen
Zcinen großen Unterschied macht sie
tp fast jeder Musik mit Tanz
schritten ZU solgenc.
Stille Beschaulichkeit, wirkliche Be
sriedigung kann ein Ruhebedüiftigcr hick
nicht finden. Wer das sucht, muß nach
dem fichtenreichen Orlando gehen oder
nach Ormond am St. Johns River
.ilfm., oder selbst nach dem immerhin
ZrbendiLeren St. Augustine. Palm Beach
rt eine geniale Schöpfung für Unter
Uüw für Gesellschaft, für Sorglosist.
Zur. für Lebensfreude oder was sich so
nennt.
TzZ kdeuiendste Hotel Royal Poin
r t-i das an die zweitausend Besucher
Ziiftm kann, und das bescheidenere Palm
2 :S) oi;I liegen an turn Worth See,
t ?n Ilandbucht des Ozeans, etwa eine
!": k'!e vom Hotel Breakcr entfernt.
v .'Z.'ußdäume bilden eine Allee an
5 "i S.e rtlang und ziehen sich hinauf
1. , 14 diii Aufgängen zu den breiten,
Zr- "n sich erstreckenden Veranden des
i io.d e immer belebt sind, nament
. ei 1 z.,m Fwe o'cksck 2ea, mit Da
1 i! und Herren i Sporikofiumen.
. ' d die Alleen und Wäldchen
! n , n Palmen und Bäumen, zwi
1 ' i OZNder und australisch? Fichten
l i !, trt man; auf den Fcihk', Iltot
: ( . fj'Wsicn, die namenilich in der
' i 'Mittagsstunde überfüllt sind,
' s h b is meiste d's ofseniiichen Ge
-f 1 r, i'.i ab, Pläne für die fol
i I'i? und Släcktt werden br
! die At.ocscnd.n wei-
!t. die AnwekendkN gehänsett.
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fio.ti wie in andere Aesoris.
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n rwiiXt d.r (i'jZi lkik.-t a,.
die sich nicht laugweilt. Tcr
Auf der ewigen Jagd ach dem
Bergnugcn im irdischen Paradies. 4
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i,'M f yU4' I ' ' Äi f r i . . . '
i .V.n,. V.; ..V r- " ' i l .. - 'w
bracht und die zu Ausflügen verwendet
werden oder zu exklusiven festlichen Ver
anstaltungen. Da es ein ungeschriebe
nes Gesetz ist. dah pffiziell große Bälle.
Bankette und dergleichen. Einführung
von Debütantinnen nur in der Zeit vor
den Fasten chick sind, und der Zenith der
Saison in Palm Beich gerade um diese
Fastenzeit eintritt, so hat man wirklich
große öffentliche Abendfeste fast gar
nicht, man ist auf mehr intime Arrange
vients vorbereitet. Man liebt es, "en
petit comitö" zu sein.
In dieser Atmosphäre spielt sich Flo
rida's Wintersaison ab. Dies Ist die
allgemeine Umgebung, in welche die
Amerikaner gelangen, die vor dem
Kriege in Cannes, San Rafael, Nizza,
Monte Carlo. Mentone. Livorno, Flo
renz oder Neapel überwinterten. Welch
ein Unterschied zwischen der Abgefeblos,
senheit und selbst der NichtabgeschlLssen,
heit der seit einem oder vierzig Jahren
emporgekommenen Geldaristokratie hier
und der Demokratie der europäischen
Gesellschaft, die sich in Jahrhunderten
zu ihrem heutigen Stande entwickelt hat.
Gewiß, die letztere ist darum nicht durch
aus besser geworden, wie unsere reichen
Leute nicht alle zu der Palm Beach-Ge
sellschaft gehören, wenn sie auch einige
Tage in Palm Beach verbringen. Der
große Unterschied liegt nur darin, daß
die Abkömmlinge großer europäischer
Familien der Allgemeinheit bekannt sind
und sich nicht eines besseren Rufes er
freuen als sie sich selber erworben, wäh
rend unsere Reichen durch ihre Ezklusi
FIVS TIA
vität nur durch Verstellung es fertig
bringen, allzulange als Muster zu gel
ten. Palm Beack ist der Mittelpunkt für
die Besucher Florida's. Hier wird die
Gesellschaftsfähigkeit für Florida verlie
hen. Zur Möglichkeit hier zu leben und
zu genießen ist dieser Stempel unerläß
lich. Man kann ruhig den Minimum
preis der Zimmer im Hotel Poinciana
der Breakers. das ist sechs Dollars per
Tag, zahlen oder selbst viel mehr, und
man wird hier dennoch mehr verein
samt sein als auf einer Insel im Meere,
wenn man nicht zu denen gehört, die die
Lobbies, die Gesellschaftszimmer, die
Spielzimmer, de! Hotels monopolisieren.
Nebenbei bemerkt, der Minimumpreiz ist
ein nomineller. Ich habe noch keinen
Bewohner eines dieser Hotels getroffen,
der zu diesem Preis je Unterkunft ge
funden. In dieser Hinsicht ist es ebenso
in St. Augusiine, obgleich letzteres doch
ein anderes gewähltes Publikum hat.
Für die gewöhnlichen und alljährlichen
Besucher von Palm Beach kommen
Preise gar nicht in Frage, obgleich es
auch darin Ausnahmen gibt und eine
davon ist eine der bekan.,testen New
Aorkcr Millionärsgattinnen. Diese
Dame hatte kürzlich Gelegenheit, den
sehr wichtigen Herren Clerks in der
Lobby, vor allen Leuten, eine Vorlesung
zu halten, als sie sich über die Bedie
nung beklagte. Sie sagte u. A.: .Ich
lkiffe mich nicht zwingen, den Obertell
ner im Restaurant hohe Trinkgelder zu
geben, um in meinen Zimmern gut be
dient zu werden. Erstens gehe ich nie
in den Cveisefaal und mein Frühstück
Will ich zu rechter Zeit und warm in
mein Zimmer bekommen, obgleich ich
mich weigere, dem Oberkellner die nn
verschämt hohen Tips zu geben, die er
erwartet." Sie wird seither besser be
dient, wie man sagt. Unter den wirk
lich reichen und ihrer Stellung sicheren
Amerikanerinnen sind solche kriegerischen
Stimmungen in Geldangelegenheiten
nicht selten. Sie lege derselben auch
in Europa leine Zügel an.
Manche dieser Frauen haben natürlich
auch ihre vortrefflichen Seiten. Si;
sind hilfsbereit auch in Palm Beach. Da
ist z. B. eine Dame, die selb? jetzt noch
in New A?rk und Boston von den alter
eingesessene Reichen eingeladen wird,
obgleich die Familie verarmt ist. Sie
wohnt den Winter übcr auf der anbeten,
de, bescheidenen Seite des Worth See's,
in West Palm Bcach. Sie besiht eine
Fettigkeit ftr 'Anfertigung von jtonf .'f
ten und gewisser Candies. Eine der
reichsten'und dornckjmstkn Damen weiß
das und ist eine eisnze Agentin der An
deren. Sie erkauft für die ehemalige
Frttmdin mehr als diele erzeugen kann.
Tiefer Berbit' fckadet dir Verarmten
nicht bei ihren Bekannten und hilft ihr
materiell r.r, bedeutend.
Vas man in Palm Veach den kn
gcn hinter, über tut! Echens ffico der
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ROYAL POINCIANA HOTEL, PALM BEACH. JjOS: T - .rrH I
IM PALMEN GARTEN..
Winter hier Niemandem lang. Die zu
den Umgettnhkn" gehörigen Besucher
des Ladeplatzes sind eben diejenigen, die
die im Eingänge erwähnten Logen im
Zirkus füllen und die Anderen, wenn
sie erst ihre Valm Beach-Postkaiten"
nach Hause geschickt, verflüchtigen sich
bald nach dem ruhigeren Jndian River,
nach den Silber Springs, wo sie den
vielfarbigen Oucllboden bewundern;
oder sie gehen nach Florida's Westseite
am Golf, wo sie in Tampa. etwa in der
Floren Villa, heute noch eine Rolle
spielen können, weil die Palm Beach
Leute jetzt noch nicht Palm Beach
müde sind. Diejenigen, die aus beson
deren Gründen im Schatten von Palm
Beach bleiben wollen, gehen in ein be
scheidencres Hotel oder nach Miami oder
nach dem diel weniger anspruchsvollen
Taytona, wo dieselben Vergnügungen,
wie in Palm Beach gepflegt werden, nur
etwa in halbem oder viertel Ausmaße
und naturgemäß weniger sensationell.
Eine Automobilfahrt auf herrlicher
Straße von etwa hundert Meilen bringt
die Leute schnell nach Palm Beach, wenn
dort irgend eine große Sache ausgeführt
wird und wenn sie am selben Tage illu
ftrierte Karten an die Zuhaufegebliebc
nen senden glauben diese, daß die Kar
tenschreiber mit dabei" gewesen sind,
was ihren gesellschaftlichen Kredit im
Heimaisort fhr zu gut kommn mag.
Voll ?!cid der Langweile schildern sie
ihre angeblich entzückenden Unterhaltun
gen und Begegnungen.
Die Frage ist nun natürlich: Was ist's
denn eigentlich, was die Besucher her
zieht, wenn Frühlings- und Sommer
tempcraliiren im Winter es nicht tun
oder nicht allein tun Hai kann die
Menschen, die die Mittel dazu hakn,
mehr anziehen als die Balsam erfüllte
Lust, die blühenden Palmenwälder, die
Duft erfüllten Gärten, in deren Schaf
fung und in deren Aufrechterhaltung die
Garten-Architekten hier unerhörte Tri
umphe feiern! Ist die Flucht aus den
Schneewehen, den naßkalten Straßen,
den Stürmen des Winters nicht Erklä
Hing genug für den Zug in dieses Pa
radies? Und wir 'antworten: Ja, ja
und hundertmal ja für Viele, aber an
leren genügt all diese Herrlichkeit nur
teilweise oder nur als der Schauplatz
für die Entsallung ihrer Abenteuer
lust, die sie Lebenslust nennen, lind
; t findet ihre Betäiigung eben in dem
Zirkustreiben, dem ewigen Streben, et
was anderes zu tun wie die anderen,
nicht gerade etwas besseres, aber sicher
eiwas, das mehr aufsallen mag: etwas,
das die Veranstalter oder Teilnehmer
zum Tagesgespräch in Palm Beach na
chen kann, oder gar an der ganzen Flo
ridaküste. soiveii sie vo der Welt be
suckt wird, in der man sich nicht lanz
w?i!t. TVssprach sein, das ist dS
Ziel; im Druck erscheinen, Ms ist das
ewige uneriijttüche Streben. 9'inrt
Ml auch TcvniS. die GolZplk find
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AM UFER. VON
den ganzen Tag über frequentiert, so
sehr, daß in diesem Jahre ein neuer
Golfplatz hat erojsnet werten müssen.
Daß manche auf die Geschicklichkeit der
Spieler gewagten Beiträge bemerkcns
werte Einsätze in Monte Carlo über
steigen würden, ist weder zu verwundern
noch zu beklagen; die hier Anwesenden
können sich solche Scherze leicht erlau
den, die drüben für viele Spieler '
Tragödien enden. Bedeutende Cum
men wechseln die Besitzer in den Karten
zimmern der Hotels täglich, wenn nichi
stündlich. Man hört auch von tempe
ramenlvollen Verlufttrögern, die. frei
von der in den öffentlichen europäischen
Spielplätzen aufgezwungenen Reserve,
manche parken Ausdrücke nicht unter
drücken. Dieses heimliche Spielen wird ja nun
wahrscheinlich aufhören. Nicht sofort,
aber bald. Der Gouverneur von Flo
rida hat der viele Jahre alten Sehnsucht
nach Etablicrung eines .Klubs" in Palm
Beach endlich Folge gegeben. Das Ca
smo" ist eben doch auch Hoi-Polloi" zu
gängig. Diese Erlaubnis konnte nie er
langt werden, weil die maßgebenden Au
toritäten befürchteten, daß ein solcher
Klub nur der Deckmantel für ein kleines
Monte Carlo werden könnte. Der gegen
wältige Gouverneur hegt diese Furcht
nicht und das Klubhaus ist inzwischen
auch schon fertig geworden. Die allge
meinen Sitten und Anschauungen wird
der Klub auch kaum verschlechtern oder
verbessern, denn das neue Haus, mit
allein Luxus und Komfort und großen
Tischen ausgestattet, befindet sich so weit
außerhalb des Resorts, daß es aus die
jcnigen, die sich aus Palm Beach befchrän
len wollen, leinen üblen der guten Ein
flllß ausüben wird.
Der Klub selbst ist eine Neuheit hier,
aber er übt nur geringen Einfluß auf
das aus, was man .Leben in Palm
Beach" nennt. Auch nicht, daß man zu
allen Tages und Nachtzeiten tanzt,
badet, am Strande spielt, Toiletten und
leichte Badekoftüme zeigt, im Auto rast,
Bälle und Vorstellungen arrangiert.
Champagner trinkt, rudert, segelt, in
Machten Unterhaltungen gibt usw. Daß
man jedoch hier so diel mehr wettet,
spielt, tanzt, schwimmt, im Auto rast, so
viel mehr und so viel weniger Toiletten
zeigt, trinkt usjv. als anderswo, das ist
Palm Buch's Spezialität. Ebenso wie
die allgemeine Sucht nach Originalität.
Leuit wie der verstorbene Fred.
Townsend Mariin, der sein Fnunde in
diesen Kreisen einmal schwer geärgert
bat. als e, sein vielgelcsenes Buch .Tbe
ivle Rich" veröffentlichte, hat die Gesell
schast fast versöhnt, als er das Arabi
fch: Picknick" in dem Kokssnußwäldchen
von Palm B?ach arrangierte. Die schö
nen Trägerinnen fsibenpräcktigek, goldig
funkelnder Kostüme wimmelten zwischen
dem tiefen Trszxngrü der reichen
Pflanzenwelt und tanzten oder bildeten
reizende Grsirp: in hier qedämpfttk,
dort gScr LekuPu:-,. Xin allen R ö
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LAKE VVOR.TH.
tungen kamen die Leute, um zu sehen
und um gesehen zu werden und beide
Wünsche wurden reichlich erfüllt. Es
war nicht originell, aber durchaus amü
sank. Man sagt, daß Martin es war,
dem die berühmten Mondscheinbäder in
Palm Beach ihren Ursprung verdanken.
Diese werden noch jetzt mehr oder minder
ost unternommen. Gewöhnlicher sind die
Ozcanbäder vor dem Frühstücke, ongeb
lich um nicht vom Hoi-Polloi" beobachtet
zu werden"; mit Hoi-Polloi sind im Ge
fcllschafts" -Slang alle jene gemeint, die
nicht zu dem inneren Zirkus" gehören.
Aber diese .Vorfrühstücksbader" find für
viele Teilnehmer .Nachsupperbäder", und
dem entsprechend ist auch die Stimmung,
die Hoi-Poi" wirklich nicht zu sehen
braucht. Die UltrafashionableS sind dem
nicht ausgesetzt. Sie bleiben in der Re
gcl nur wenige Tage nach ihrer Ankunft
auf dem Groundfloor" des Poinciana
und Breakers bemerkbar, dann ziehen sie
sich zum beständigen Winteraufenthalt in
die kleinen Villas an dem mehr entlegenen
Teile des Strandes zurück. In dieser
Nachbarschaft, .nicht zu dickte 'ran",
werden Unterhaltungen abgehalten. Die
lange Reihe der Automobile an den Sei
tentürcn der Hotels vor solchen Beran
ftaltunzen ist ein wohlverstandenes Zei
chen für die Wissenden und solche, die
mehr wissen wollen, aber nur selten mehr
erfahren.
Wenn die Damen sich hier von ihren
Vergnügungen ausruhen wollen, dann
gehen sie .Shopping". Das heißt durch
aus nicht, daß sie einkaufen wollen. In
der Regel liegt ihnen nichts ferner.
Shopping heißt hier in den Läden sich
Alles zeigen zu lassen und nichts zu
kaufen, die Verkäufer und Verkäuferin
nen in Bewegung zu setzen, während die
Portemonnaies ausruhen. Ladenbesitzer
in London, Paris und Berlin kennen
dieses Shopping" und, wenigstens vor
dem Kriege, duldeten sie diese amcrikani
sche Unehrlichkcit i stiller Ergebung.
Anders die Gesckäfts Inhaber und Ange
stellten an der Riviera, die es den mit
großem Applomb auftretenden Damen
begreiflich machten, daß sie den fortgesetz
ten Tiebstahl an Zeit und Arbeitskraft
nicht tvlerinn. In Florida können sich
die Geschäftsleute nicht helfen, es sind
dieselben, die in den großen Städten die
Kundschaft jener Damen suchen müssen.
Zuweilen lassen die Besucherinnen Wa
n ins Hans kommen, des Scheines we
gen. denn sie dockten gar nicht daran,
sie zu lausen und senden sie bei nächster
Gelegenheit zurück. Namentlich spielen
sich solche .Bestellungen, zu Ansicht" in
Juwelenläden ab. Die Damen tragen
die Juwelen sogar bei Festen, ehe sie sie
als ungeeignet retournieren. Das ist eine
andere der ortsüblichen Zerstreuungen,
von denen die verderblichste i'I, wenn die
Damen fs zerstreut sind, daß sie vergessen,
die Sachen zuriickzufende und sie zu be
zahlen. Mohne darf man sie nig't und
d'r Kaufmgnn m.:ß in solchen Fällcu,
ich s"Zk .Ja:", d'u sie w!:d!:ho!c
sich allzu ost, bis zu einer der nächsten
Saisons warten.
Es ist bekannt, daß die zu dieser omc
rikanischen Vergnügungswclt gehörigen
Herren es fchon wiederhol! verursacht
haben, in diese Art des StrandlebenS
Abwechslung zu bringen, wie sie diese in
Europa gefunden. Der Rastlofilkeit der
sinnlichen Erregungen Geist und Witz
und Pikanter einzuimpfen. Die ner
vösen Akteure dieser Gescllschaftsszencn
für einige Ruhemomente zu Zuschauern
der Darstellungen anderer werden zu
lassen. Das von Gold erfüllte Wcstuftr
des Atlantischen OzeonS in das von
Frohsinn getragene Ofiufer desselben
Meeres umzutäuschen. Die Herren luden
die modernen Herrscherinnen der Pa
riser Boulevards zu Gaste lind die Ire
auentantinnen der Kasinos in Nizza und
Monte Carlo. Die Amerikanerinnen
nehmen durchaus keinen Anstoß daran, in
Europa mit .jenen Damen" in Ellbogen
nähe zu kommen, fast im Gegenteile, sie
drängen sich förmlich in deren Kreise und
ergötzen sich an deren Witz und an den
Auswüchsen der bizarrsten Launen. Tcr
Import der Königinnen der Pariser De
mimonde wurde hier ein Mißerfolg. AuS
verschiedenen Gründen. Wer den Geist
der beiden Völker kennt, hätte das übri
eHns voraussagen können. '
g$ex ttä$t die Schnkd
am AngkückAumäniens.
Wenn den Rumänen heute selbst noch
nicht die Augen aufgegangen sind, wem
sie nächst ihrem KönigEhrenmaun
und feinem obersten Berater Bratianu
das. Unglück verdanken, welches jetzt
über sie hereingebrochen ist, sg können sie
es von ihren sranzösifchen Freunden
bönn. Im Pariser Figaro seht Joseph
Rcinach, wie weiland Jeremias auf den
Trümmern Jerusalems, sein Klagelied
über das mit dem Einbruch der Barbaren
über Rumänien gekommene Unglück fort,
indem er dazu abermals die Stimmung
der politischen Kreise in Paris gegen
über diesem Unglück durch ein dem
kenswerteS Streiflicht kennzeichnet. Er
schreibt:
1?eine begründete Ueberzeugung ist,
daß, wenn Rumänien nicht seinerseits in
den Krieg eingetreten wäre, Deutschland
es dazu, wie 'Belgien, gezwungen hätte.
.Entweder gegen mich oder für mich,
entweder den Krieg oder die Schmach",
und Rumänien hätte nichts anderes ge
wollt als Belgien. Man sage nicht .nein"
und man sage nicht, daß. wenn der Ber.
band klug und voran svlickend gewesen
wäre, er Rumänien hätte zurückhalten
und Ihm vom Kriege abraten müssen.
Das ist heute leicht., den schwächlichen
und den feigen Seelen zu sagk, ollen
denen, die die Dingt nur nach dem Er
folg des Augenblicks beurteilen. Wer
sagte das denn damals? Selbst jener
enthielt sich dessen, der! solange Bratianu
mit seinen Verlagerungen wie einen
einfachen Staatsmann seines eignen
Landes verfolgt haltt gemeint ist Elö
mcnceau). Allerdings hätte man damals
nicbt mit solchem Lärm über den Ein
tritt Rumäniens in den Kriez wie Lbr
einen Sieg jubeln fosten. Ohne Zweifel
war auch die Stunde hierfür, verspätet.
denn fiüljer, mitten im Kampfe um
Verdun oder in der Schlacht am Dnjestr,
halten die Teutschen und Ocfterreicher
anderswo alle Hände voll. Daß aber die
Römer der Donau, als sie ihre Fahne
entfalteten und andern Helden, königli.
chen oder republikanischen, die Wasch
schüsscl de? PilatuS überließen, sich über
ihr Glück und sogar ihr Interesse täusch
ten, das möge man meinetwegen wohl
bei geschlossenen Türen sagen, aber nicht
vor der Welt. .
Mit seiner Behauptung, daß Deutsch
land, wenn Rumänien nicht seinerzeit in
den Krieg eingetreten wäre, es also wie
Belgien dazu gezwungen hätte unter der
Forderung mit mir oder gegen mich",
begeht Rcinach wieder einmal eint seiner
gewohnten Gcschichtsfälschungen. Rei
nach weiß, daß das deutsche Ultimatum
an Belgien niemals so gelautet hat, wie
er es hier hinstellt, sondern nur ungehiu
dcrtcn Durchzug forderte gegen vollstän
dien Schadenersatz und die Vcrpflich
tng, für die Unverlctztheit Belgiens ein
zustehen. Aber die Fälschung soll auch
hier eben wiederum dem Zweck dienen,
Verantwortung für das über Rumänien
hereingebrochene Unglück, die vor de
Mlt und Geschichte auf den Schulter
des VierverbandS lastet, und für ein drll.
gerüttelt Maß hierbei auf den Schultern
Frankreichs, jetzt hiervon abzuwälzen nd
sie nun Rumänien allein zu überlassen.
Es genügt aber die Feststellung aus dem
Bekenntnis RcinachZ. daß es in Frank
reich weite Kreise gibt, die Frankreich
und dem Verband diese Verantwortung
beimcssen, um diese kläglichen Versuche
zu kennzeichnen. .Sie mögen eZ. wenn
sie durchaus wollen, hinter verschlossenen
Türen sagen." erklärt Rcinbach, aber
nicht vor der Welt!" DaS Wort sagt
alles.
Polnische SrinuerungdstüFe im
Berliner Zcughausc. Obergeschoß
des Zeughauses befindet sich eine sehr
beachtenswerte Sammlung polnischer
Beute und Erinnerungsstücke. Außer
den in drei großen GlaLfchränke unier.
gebrachten Uniformen mit den verfchie
denften ZubchörstücktN. die in der Haupt
fach aus den Jahren 1813 11 1831
stammen, sieht via eine im Jahr? 173t
erbeutete Fahne. "ol Tuch diese' Feld
Zeichens ist aus dunkelroter Seide. Auf
beiden Seiten des Tuches wird die Mitte
von einem fliegenden, schwarzen Adler,
der von einem goldenu Lorbeerkrnz
umgebe ist, eingenommen. A der
senkrechten Flugseite zeigt dak yeldzei
chen Verletzungen, die eS im Kampf er
litten hat. Dann ist ein Säbel mit
Scheid deZ Königs Stephan Baibori
von Polen (157480) vorhanden. Der
Säbelgriff ist mit Fischhaut umlegt.
Aus der einen Seite der Klinge ist von
Gold daS Brustbild des Besitzers einge.
lassen. Daneben steht die Inschrift:
,,8tepsnus Ltkori. P0I0-!-.
1573." Ein anderer Säbel des
polnischen Kronen Groß Hermann Sla
nislans Zolliewfli (gestorben 1070)
schließt sich an. Ferner ist ein Panzer
Hemd aus eisernem Ringgeflecht vorhan
den. EZ ist mit dem eingegcabenen
Wappen der Stadt Posen und einer
Umschrift: Gemacht, in der K. weit,
dernniten Stadt Bösen Gros Lolen."
bcrschcn.