Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 01, 1917, Second Section, Image 2

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    i&eite (5 Tägliche Olnaha TribüttoDolttlorstag, bat T. Fcbrnilr 1917
Z"29 " '
h hallerkow
VZoman von
,HGch4chOchHchH4HchchchchOch4O4chchO
(1CX Fortsetzung.)
,Vnd nach Schluß der Ncnnsaison
iiu sie genau o ami nie ycuiet
Falls Ihr Pferde Ihnen nicht eine
ganz gehörige Stan Gold landen!
C3 ist rnoalich, ober lehr unwahr
scheinlich! In kolchen Situationen
pflegt nämlich alles wie verhext zu
HmU . . . äucer haben Sie
stimmte Pläne, auf anderem Ge
Uur
.Pläne? Mein Gott, dutzendweise
zagen sie mir schon seit längerer Zeit
durch den Kopf . . Was ist das
Enoe vom Liede? Daß man dank
lar ist für jeden Galgenfrist!. . .Und
hofft und hofft!"
Da hielt es Herr Solemacher doch
für an der Zett, mit feinen Plänen
herauszurücken. Wielleicht, höchst
wahrscheinlich, hatte der Äaron ähn
liche Pläne wie er. Dos gute Geschäft
konnte sonst zum Teufel gehen. Also
dem Kleinen schleunigst den Daumen
cuf die Nase gedrückt.
.Sie haben aber auch gar keine
Zeit, lange zu ljofrenl. . . Wenn ich
nicht schon recht beträchtlich für Sie
vorgearbeitet hätte, könnte es passte
ren, daß Sie in den nächsten vier
undzwanzig Stunden tot sind oder
hinter schwedischen Gardinen saßen.
. . LZon Ihrem Anstand würde frei
lich zu erwarten sein, daß aus dem
Strohhalm ein Balken wird, sei Sie
trägt! Dann würde ich sofort mit
den beiden Kerlen, denen Sie Ihren
Reilnstall verpfändet haben, deutsch
reden! Die hielten den Mund usd
warteten, denn zufällig weiß ich von
beiden ein paar Geschichten, für die
der Staatsanwalt auch Jnteressc ha
den könntet . . Mit solcher Bande
muß man nicht lange fackeln!"
Groß wurden die blauen Augen
dZ kleinen Ralftow. . .Das hieß:
Rettung ist in allerhöchster Not!
.Ja, so reden Sie doch weiter, lie
ber Herr Solemacher!"
Der rümpfte die Nase.
Gern steck ich die Hände nicht in
losch Handel, oas wnnen tote mir
getrost glauben!. . . Wenn ich nicht
. ein so passionierter Sportsmann
" wäre und Sie mir nicht schon
längst leid getan hätten, ließ ich
ie Finger davon! . . Und Sie ka
-i zu mir offen und ehrlich!. . .Ja,
, vfiat Sie eigentlich zu mir ge
'schickt? Wir kannten uns doch nur
süchtig!"
Da bekam der Baron Ralstow ei
r.en roten Kops.
' .Erlassen Sie mir das, bitte!"
O nein, mein Lieber! Ohne
Chrlichkeit ist da nichts zu machen!
Ich muß vollkommen im Bilde sein!
Sonst setz' ich mich zwischen zwei
Stühle! Dafür dank' ich bestens!
Aus einmal prangt man in einem
Berliner Revoloerblättchen! Und dann
muß man sich reinwaschen, gründ
!ich, vor Gericht, den Acrger, die
Schererei, und daS schlimmste, den
Spritzer auf der weißen Weste, hat
man weg. mag der Redakteur auch
noch ss verdonnert' werden.. An je
dem bleibt bei einem Krakehl et
was hängen, auch an dem HaNnlose
sten, das ist nun einmal so auf der
Welt!" . .
Fünf Minuten wehrte sich der klei
e Baron, bis Herr Solemacher ihm
seh? entschieden mit Abbruch der
Verhandlungen" drohte.
.Aber es bleibt unter unZ auf
&Zt Falle!" , ...
Da lachte Herr Solemachu laut
ßi:f.
.Ich hab' doch meine Hände in Fi
Wnzgeschäften von Großbanken stek
kcn. Was glauben Sie wohl, was
geschehen würde, w.nn ich den Muns
laicht halten könnte? Erledigt wär'
ich, gründlich erledigt!"
.Frau von Prahmsringk hat mich
Zu Ihnen geschickt!"
,23er? fragt Herr Sokmacher
und wendete ärgerlich den Kopf nach
rid;;3, als hade er nicht richtig oer
standen.
.Frau von Prahmsringk. Sie
wohnt aus der Regcnsburger Straße,
draußen im Westen, am Viktoria
. Lmje.P!atz!' .
Herr Solemacher tat höchlichst er
jhunt, schüttelte den Kops.
."; gehört, diejen Namen:
,Jch bin zu ihr gegangen, als mir
die Not auf die Nägel brannte. ,
Tellwiz von meinem Regimeaz, der
oft meine Pferde reit:t. wie Sie wif
tn, gab mir die Adresse, Frau von
Prahmsringk soll in allerlei Gcschäf
Hn ihre Hände haben, ihre Speziali
tat ist, Wechsel diskontieren! Als sie
jitine Beichte hörte, machte sie ein
!.!.igeS Gesicht, sagte dann: wenn ei
ner mir in der verzweifelten Lage
h'lfez konnte, dann wären Sie es!
Sie kenne Sie zwar nicht, aber ich
sollte doch einmal zu. Ihnen gehen!
Auf die Seele hat sie mir gesunden,
Ihnen nicht zu sagen, daß sie mir
Las ßkraten hat!. . . Uno nun hab'
ich doch geplappert . . Bitte, Herr
Tolemscher. bringen Sie mich der
2a.-ne gegenüber nicht in eine, schiefe
Lnse!" .
km Sslemacher ' schüttelte den
K?xf. rieb sich die St.rn.
.TZmkrwzk AahmSnngk, HjGeld schaffen, Geld schaffen!... Und
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Horst Vodemer,
, hab' doch sonst ein gutes Gedächtnis
und kenne alle möglichen Leute, wenn
ich auch kein Wort mit ihnen ce
wechselt habe, so bloß nach Namen
und Aussehen!... Na gal!.. Und
natürlich bin ich verschwiegen! ...
Aber Sie müssen's selbstverständlich
auch sein!"
Ein Narr wär' ich doch, hielte ich
nicht den Mund!"
Herr Solemacher zwinkerte mit
den Augen.
.Natürlich haben Sie an die .leh
te Rettung" gedacht die Heira:!"
Dem Baron war die Frage ficht
lich unangenehm
.Mein Gott!... Ja! ... Das
heißt, ich hatte ,o gerechnet! Verschafft
dir Frau von Praymsnnqk das nöti
ge Geld, siehst du dich unter den Töch
tern des Landes um, vielleicht init
iyrer m er
,Und sie hat abgelehnt'
.Zur Frage kam ich gar nicht! Sie
wies mich gleich an Sie, mein Käme
rad Tollwig hatte mich vngemelvet
und den Grund meines Besuches aus
führlich mitgeteilt!"
Komisch, wirklich komisch
meinte Herr Solemacher, machte erst
ein sehr nachdenkliches Gesicht und
lachte dann. .Ja, mein Lieber, das ist
für Sie auch wirklich die allerletzte
Rettung! Und wenn ich den beiden.
an die Sie ihre Pseröe verpfän
det haben, nicht mit einem Namen ins
Gesicht springe, hmter dem ein stram
mer Geldsack sieht, weiß ich wahrhaf
tiz nicht, ob Sie den Mund kalten.
Denn schließlich kann man Sie in
den besseren Kreisen auch unmöglich
machen, ohne daß man gerade zum
Staatsanwalt zu laufen braucht. Mit
Rücksicht darauf, daß der die Gele-
genheit benutzen konnte, auch die An
kläger scharf unter die Lupe zu neh
men!" Seine die Taktik hatte Herr Sole
wacher angewendet, er redete um die
Sache herum, um den in tausend
Aengsten Tankenden vollends mürbe
zu machen... Und das erreichte er
natürlich in diesem Falle mit Leich
tigkeit. Ganz zapplig war der kleine
Baron geworden.
Herrgott, so schießen Sie doch los!
Wissen Sie eine Partie für mich?"
.Ja! Der Zufall geht wirklich
manchmal absonderliche Wege! Da
lernte ich auf der Rennbahn einen
jungen Menschen kennen, den Sohn
eines schwerreich gewordenen Wil
mersdorfer Bauern. Da draußen war
im letzten Jahrzehnt anständig zu
verdienen! Der Junge ist ein Tage
dieb, treibt sich auf allen Rennplätzen
herum, aber fideles Kerlchen. Der
möchte gern in .bessere Kreise" kom
men. Na ja, das läßt sich machm.
solange man nicht silberne Löffel ge
stöhlen hat, falls der metallene Hin
tergrund und ein bißchen Salonschliff
vorhanden sind... Und der hat eine
Schwester, die beiden sind die einzi
gen Kinder, die möchte auch in andere
Luft flattern! Was ihr am Ende kei
ner verdenken kann!... Ich kenn' sie
nicht, die Schönheit soll sie aber nicht
drücken, und ihre Eltern verwechseln
trotz der Millionen noch sehr schön
.mir" und .mich", wie man mir sag
te... Die sich vom Halse zu halten,
wäre Ihre Sache!"
Der kleine Baron ließ die Mund
winke! hängen.
.Ich hoffe doch, für mich wär'
irgendwo noch etwas anderes auf La
ger
i
.Außer der Eesängnispriische oder
der Kugel, die Sie da in der Hos'.n
tasche spazieren tragen, wüßte wenig
stens ich nichts entgegnete Herr So
lemacher seelensruhig.
Da schüttelte sich Ralstow vor
Ekel! Leichtsinnig war er immer reich
lich gewesen. Ja, wenn man einen so
tollen Schuß Neiterölut in den Adern
hatte! Große Gewissensbisse hatte er
kaum verspürt, als er seine Pserde
zum zweitenmal verpfändete. Die
Schinder waren ja ausgezeichnet auf
dem Posten und konnten mit den Kon
karrenten in den wertvollen Rennen,
zu denen sie genannt waren, fertig
werden. Tann legte er eben den iieul
chen das Geld auf den Tisch nach
dem Siege. An einen bösen Ausaanz
hatte er schon deshalb nicht gedacht,
weil der eine in Frankfurt wohnte
und der andere in Berlin. Und schließ
lich ließen die Geldgeber mit sich re
den, wenn er auch nur ein Teil seiner
Schuld abgetragen hatte. Reichlich
Aufgeld bekamen die ja. das war nun
einmal so bei solchen Darlehensge
schäften!... So hatte er gedacht. Und
alles war verkehrt gegangen! Die
Schinder gewannen nicht, und der
Frankfurter hatte ersahren, daß er
einem Berliner noch einmal seinen ge
samten Rennstall verpfändet hatte.
Die beiden waren ihm auf die Bude
gerückt und hatten ihm vierzehn Tage
Schonzeit bewilligt. Eine Woche war
schon herum. Woher Herr Solemacher
die beiöen kannte, überlegte sich oer
Baron nicht weiter. Alle seine Gedan-
ren lonzenirierten um out kas v.wt:
,nm hicit ihm dieser Herr Solemacher
; erst den kleinen Finger hin und sagte
' ihm dann mit eisiger Ruhe, daß ein
' einzige Tür nicht derammelt war
't und zwar die, durch die er ihn drücke?
wollte... Den Revolver hatte er ja in
der Hosentasche. Also erst einmal ge
sehen, ob der Weg für ihn auch gang
bar sei. Der Druck auf dem Äbzu
seines Brownings konnte dann immer
noch erfolgen.
Da holte der Baron tief Atem.
.Herr Solemacher, wenn Sie w ?
nen, ich bekäme da den Kopf frei, -und
die Schlechtigkeit schreit nich
zum Himmel, vielleicht ließe sich dank
darüber reden!"
Kommen Sie in drei Tagen, alsi
am Montag, wieder! Um dieselbeZeit
bis dahin hoffe ich klar zu sehen, cl
ich Ihnen gefällig sein kann!"
Wenigstens etwas erleichtert, verlief
der Baron Ralstow Herrn Solema
cher....
Der lächelte ganz niederträchtig vo
sich hin, nachdem der Besuch abgegan
gen war. erhob sich, ging an seiner
Schreibtisch, schloß ein Fach auf, ent
nahm ihm einrn Brief und las du
acht Seiten noch einmal. Die Unter
schrift lautete:
Ihre
sehr erc?elene
Ella Prahmsringk
In tausend Fetzen zerriß er der
Brief, warf ihn in den Papierkorb
rückte an seinem Monokel und pfisj
vor sich hin. Schase waren diese foge
nannten Lebemänner". Die leble?
dem Augenblick und dachten nicht av
morgen. Hinter den Kulissen hatte ei
die ganze Sache eingefädelt, nach
dem ihm Frau von Prahmsringk ge
schrieben, der ihr bekannte Leutnant
Tollwig habe ihr gesagt, mit dem
kleinen Baron Ralstow gehe es ra,
pid bergab... Es würde ein ein
trägliches Geschäft werden. Die beide?
(denen der Baron seine Pserde ver
pfändet), hatten gut gearbeitet. Frau
von Prahmsringk auch, nun kam
es darauf an, mit den Hallerkows
fertig zu werden... O, da gab es
viele Mittel und Wege! Wahrschein
lich erledigte sich die' Sache auf hü
allcreinfachsle Weise. Der kleine Ba
ron sollte aber erst noch ein wenig zap
peln. Leuten aus solchen Kreisen
mußte allmählich das Rückgrat gebro
chen werden, sonst griffen nie wirklich
zum Revolver, und die ganze Ge
schichte endigte mit einem großen
Reinfall.
Achtes Kapitel.
Anna Hallerkow stand vorm S" e-
gel. Was das berühmteste Atelier für
Damenkleidunz" aus dem hiefrigen
Geschöpf hatte macbcn können, war
geschehen, sie" leckte sich die Lippen,
drehte sich hin und her. Ernst war
mit einem Male ein lieber Kerl" ge
worden... Heute,' zum Sonntag,
wollte er sie mit zum Rennen nach der
GrunemaldBahn nehmen.
Da trat tt ein, tadelbs kleidet,
den Zylinder auf dem Kopfe, weiße
Gamaschen über den braunen Lack-
stiefeln, das Monokel im Auge, das
Fernglas lässig über die rechte Schul
ter gehängt, weiße Elacöhandschuhe in
der linken Hand.
.Donnerwetter, mit Dir kann man
sich ja sehen lassen!"
Ehrliches Staunen lag auf dem Ge
ficht des Bruders ... Anna drehte sich
wie ein Pfau, ihre Augen glänzten,
lozar eine leichte Rote lag auf ihren
Wanzen.
Nicht wahr? Endlich scheinen die
Eltern ein Einsehen zu haben!"
.Du, das verdankst Du mn!"
Da lachte das junge Mädchen erst
hell auf, dann zwinkerte es mit den
Augen.
.Wirst schon Deine Gründe haben!
So fließt die Geldquelle reichlicher!
Mach Du mir nichts vor! Aber das
ist mir ganz egal! Mein Leben will
ich genießen!"
Ernst Hallerkow hatte gerade eine
erste Andeutung machen wollen, als
die Mutter auf der Büdfläche rr
schien. Sie musterte ihre Tochter mit
einem zufriedenen Schmunzeln.
Scheen! Aber ein teures Verjnie
jen!"
Mit spitzen Fingern hob Anna den
hellbraunen Rock des Seidenkleides
etwas hoch, machte einen Knicks.
So kann man sich wenigstens sehen
lassen! Und der Reiher auf dem Hut.
sieht mir der nicht wunderroll?"
Frau Christine preßte ihr rundli
ches Kinn an den HalS.
Fein! Dat hab' ick aber ooch allens
ausjefucht!"
Ach Gott," sagte Anna und ließ
die Mundwinkel hängen; das bildest
Tu Dir doch nur ein! Der Besilzer
des Ateliers hat vorgeschlagen, zu
sammengestellt, und Du hast nur mit
dem Kopfe genickt! Wenn ich nicht ab
und zu auch ein Wort gesagt hätte
... Aber das ist ganz egnl. anschei
nend sind wir alle zufrieden, und
rasch ist das jlcstüm auch gearbeitet
woroen, die Firiua soll mit uns zu
frieden sein!"
Kind," Frau Christine schlug die
Hände zusammen .red' bloß nich so!
Ick hab von Vätern ' mal anhören
müssen! Und nu schläft er! Will Dir
jar nich sehen! Macht, dat Ihr fort
komwt, sonst wiid Euch bloß der
Spaß verdorben !'
'. .(Fortfetzunz folgt.)
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