Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 24, 1917, Second Edition, Image 3

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    Seite 7-Tägltcho Omaha TrMnaMttwoch, den 24. Januar 1917.
f--1 1 1 '
NepropM.
Von sperre Luguct. I
Nachdem Lardillon sich geräuspert
ünd mit einer genialen Handbewe
gung sein Lppiges Haupthaar aus der
Dichttrstirn gestrichen hatte, begann
er:
Plötzlich zeigte sich im Türrah
men der falsche Herzog, unheilver
kündend, furchteinflöbend. Er zückte
gegen das, schon vom bloßen Schreck
halbtote Opser den xoia), ver vazu
gedient hatte, den alten Scherenschlei
jcr' umzubringen, und stieß dreimal
zu. Odette de la Roche-Tremblante
starb ohne einen Schrei, ohne ein
Zucken, selbst ohne einen Blick des
Lorwurfs in ihren sanften Augen.
Endlich!" frohlockte der Mörder
mit einem Ausdruck wilder Freude
auf feinem entmenschten Gesicht.
Nichts trennt mich niehr von den
Millionen der Prinzessin!"
Aber er täuschte sich, der Elende.
Die Vorsehung hatte nur gewollt,
daß er das Maß seiner Missetaten
vollmachen sollte, um ihn später um
so grausamer dafür büßen zu lassen.
Schluß des 125. Kapitels!" der.
kündete Lardillon, der soeben ein
Stück seines laufenden RomanS Die
Lerbrecherspelunke oder das Marty
rium einer Jungfrau" vorgelesen
hatte. Na. Kinder, waS sagt Ihr
dazu?"
Madame Lardillon sagte nichts.
Sie war vollständig verblüfft. Die
Leichtigkeit, mit der ihr Gatte
übrigens der beste Mensch von der
Welt im Lauf seiner Romane
qanze Heiatomben von Opfern ins
bessere Jenseits spedierte, indem er
mit der nämlichen Kaltblütigkeit
Feuer, Gift und Dolch handhabte,
hatte ihr schließlich eine ehrerbietige
Scheu eingeflößt. Sie fragte sich im
stillen, was Lardillon wohl dabei
empfinden mochte, wenn er so alle
Morgen vor dem Frühstück, ohne sich
im mindesten dadurch den Avvetit zu
verderben, zehn oder zwölf Änglück
liche, die ihm niemals etoai zu Leide
getan hatten, zu ihren Vätern ver
sammelte.
Das Die. stmädchen, welches man
dieser Borlesung im engsten Fami
lienkreise beiwohnen ließ, das man
sogar dazu einlud ((wollte Molire
nicht auch die Meinung seiner Magd
über seine Werke hören?), das Dienst
mädchen machte Augen so groß wie
Suppenteller und öffnete den Mund
gleich einem Tunneleingang, auS dem
'S von Zeit zu Zeit kurze Ausrufe der
7 v L L o I-
j iOCiumiununu, n. v5i,,zui,, u'
klangen.
Oh! Wie schön! Nein wirklich,
wie schön!...."
Fräulein Sidonie so hieß die
Küchenfee kannte den Anfang des
Nomans nicht, da sie erst beim Be
ginn des 75. Kapitels diesen Dienst
angetreten, hatte, aber sie war nichts
destoweniger begeistert, bebte bei jeder
neuen Metzelei und weinte bitterlich,
wenn die Waise, die lügenhafte Hel
bin der (beschichte, allzu grausam
verfolgt wurde was der Aermften
fast alle Tag, passierte. Lardillon
hätte diese außergewöhnliche Diene
rin, die in einer einzigen Person
mehr Begeisterung verkörperte, als
ein großes Publikum es hätte tun
können, um nichts in der Welt ent
lassen mögen. S
, Er wollte gerade in der Lektüre
sortfahren, als die Korridorglocke er
tönte.
Der Briefträger. Herr!" meldete
Sidonie. die geöffnet hatte, und über
reichte dem Dichter ein Schreiben.
Ah! Ah! Vom Beobachter des
35. Arrondissements"! Wollen doch
mal sehen, was der gute Duplaquet
von uns will, Hühnchen."
Duplaquet war der Verleger des
Beobachters des 23. Arrondisfe
s mknts" in dem augenblicklich Die
iiaimiim 4 4 nnn iTTiiiiiirffnn mr
X Verbrecherspelunke oder daS Marty
Y rium einer Jungfrau" in täglichen
Fortsetzungen erschien.
' Der gute Duplaquet wollte folgen
des: ,
Hören Sie mal, mein Lieber, es
ist ja sehr hübsch, aber man muß
( so was doch nicht zu oft machen.
Yi Auf meine.m Schreibtisch liegen fünf
v iia Briefe von Abonnenten, die da
gegen protestieren, daß Sie vor drei
Tagen einen alten Schäfer, der be
reits am Anfang Ihres Dingsda mit
Tod abgegangen ist, zum zweiten
Male haben erdolchen lassen..
Zum Teufel, Lardillon! Etwas
mehr Gedächinis oder wir werden
.:4t:-.. r.. t-Vf Ht,,,kv,,i
II ijciiutiyi f)i ow"aiJf"
f) con der Äildslächk verschwinden j
laH'N. bevor sie ihre sämtlichen ein
. , de der irdischen Gerechtigkeit über
; antwortet hat.
V) j . Ihr ergebener Duplaquet."
j''.! Zum besseren Verständnis dieses
' js H'Eriescs müssen wir bemerken, daß
' ( f der Verleger des Beobachters des
,-?33. Arrondissements" von feinen
s niiuilletonautoren nicht die jedesmg
'A'-'nige Beibringung des vollständig fer
! hi i- . m - . . I. t w n-
I ''" iigen Romans Dcrrnngir, cnen Iq
" mit einer genauen Inhaltsangabe !e
,'nugte, um über Annahme , oder
ichtcmnshe zu entscheiden, worauf
er den Herren Autoren gestattete.?
Tag für Tag Me zur Herstellung der
Zeitung notwendige Zeiienzam zu
liefern. Er tat dies um fo eher,
wenn es sich um Autoren handelte,
die bereits gezeigt hatten. waS sie
konnten. Und Lardillon hatt schon
lange gezeigt, waS er konnte.
Was ist das für ein Blödsinn!"
rief tiefaekränkt der Autor, nachdem
er den Brief gelesen hatte. Reich'
mir doch mal die Kollektion der
Verbrecherspelunke" .Hühnchen!"
Madame Lardillon schleppte die
Kollektion der .Verbrecherspclunke"
herbei, die schon etliche Kilogramm
Papier repräsentierte.
Was der Verleger geschrieben ha!
te, war bedauernswerte, unglückselige
Wahrheit. Der fragliche Schläfer
war im dritten Kapitel durch einen
als peruanischer Edelmann verklei
deten Banditen gemeuchelt worden.
Lardillon hatte diesen Mord voll
ständig vergessen. (Er war zu ent
schuldigen, da er deren täglich ein
Dutzend lieferte.) Er hatte den ge
meuchelten Schäfer wieder in die
Handlung eingeführt und ihm vor
drei Tagen fünf oder sechs wohlze.
zielte Dolchstöße appliziert, die der
arme Teufel nach seinem im dritten
Kapitel erfolgten Tode absolut nicht
mehr brauchte.
Der Schriftsteller erblaßte.
Sollte es mit mir bergab gehen?
überlegte er.
Er hütete sich, seine Zweifel laut
werden zu lassen, aber er blieb den
ganzen Tag düster und verstimmt.
II.
Am folgenden Morgen erhob er
sich früher als sonst und schloß sich
in seinem Laboratorium ein, in dem
er seine ungezählten Verbrechen ver
übte, ausgerüstet mit zwei Papp
schachteln von ziemlich beträchtlichen
Dimensionen, mit der Kollektion der
Verbrechcrspelunke" und einem Sack
neuer Pfropfen.
Wozu die Pfropfen? Der neugie
rige Lefer soll es alsbald erfahren.
Lardillon hatte besohlen, ihn im
ter keinen Umständen zu stören. ,
Diese Halunken," murmelte er in
grimmig, dürfen nicht wieder auf
leben! Mein ganzer Ruhm steht
auf dem Spiele!"
Auf die eine Pappschachtel schrieb
er mit großen Buchstaben Lebende",
auf die andere Tote". Dann
nahm er die Kollektion der Vek
brccherspelunke" , zur Hand und be
gann sein Opus von der ersten Zeile
an durchzustudieren mit der festen
Absicht, diese Lektüre bis zum letzter
schienenen Feuillekön fortzusetzen.
Jedesmal wenn eine neue Person
auftrat, schrieb er ihren Namen auf
einen Pfropfen und warf ihn in die
Schachtel der Lebenden" zu seiner
Rechten. Und jedesmal wenn diese
Person definitiv tot war, suchte er
sie aus dieser Schachtel heraus und
überführte sie in die Schachtel der
Toten" zu seiner Linken.
Und da die Verbrecherspelunke"
schon 125 Kapitel zählte, und jedes
Kapitel mindestens zehn bis zwölf
Personen in die Ewigkeit spedierte,
war diese Arbeit keine Kleinigkeit.
Lardillon brauchte drei Tage dazu.
Sie brachte ihm mancherlei Ueberra
schungcn. Ganze Regimenter von
Leuten marschierten da vor seinem
Geiste auf, deren Existenz er gar
nicht mehr ahnte, ' um bald nachher
mittels eines 'Degenstoßes oder durch
Gift oder durch eine Revolverkugel
zu verschwinden, l
Wer mag wohl dieser Kauz sein?"
murmelte der Schriftsteller jedesmal,
wenn ein seit Monaten vergessener
Held auftauchte, der einige Stunden
am Himmel der Verbrecherspelunke"
geglänzt hatte, und von dem man
nie mehr hatte sprechen hören. Was
will diese alte Vogelscheuche hier?"
brummte er wieder bei dem Erschei
nen einer längst vergessenen reichen
Witwe. .Der Teufel soll mich ho
len, wenn ich mich jetzt noch daran
erinnere, wie sie in meinen Roman
gekommen ist!"
Drei Tage später war alles fertig,
und Lardillon, durch seine beiden
Schachteln vor unzeitigen Auferste
hungen geschützt, , bekam seine schöne
Seelenruhe wieder.
Zwei Wochen vergingen ohne jeden
Zwischenfall.
III.
Und wir wohnen einer zweiten
Vorlesung im engsten Familienkreise
bei.
Roger," liest Lardillon, plau
derte leise mit Madeleine, als die
Gräfin de la Bröche am Arm des
Marquis de Ouinfiens ins Zimmer
trat...."
Was ist das?" rief Madame Lar
dillon. WaS erzählst Du da?"
WaS 'fällt Dir em?" fragte der
Schriftsteller, den ,man nicht so im
geniert unterbrechen durfte.
.Aber Unglücklicher! Du sprichst
von Roger, von Madeleine, von Ma
dame de la Lrk-che und vom Mar
quis de Ouinfiens!" '
Nun und....?"
Nun und alle vier sind ja
längst tot! Du hast sie vor mehr
als zwei Monaten ermordet. Tu
mußt es doch wissen!"
Was faselst Du da?"
Lardillon stürzte sich vuf die
Schachtel der Lebenden". Sidonie
zappelte auf ihrem Stuhl hin und
her und schien sich nicht recht wohl
zu fühlen. Der Schriftsteller durch,
stöberte hastig die Schachtel.
Da ist Ouinfiens lebend 1" rief er.
Da ist diese alte de la Breche le
bend! Da Madeleine und Roger le
bendl Was erzählst Du mir also?"
Ja, mein Lieber," verteidig! sich
Madame Lardillon schüchtern, ich
weiß nicht Vielleicht ist der
Inhalt Deiner beiden Schachteln
durcheinandergeworfen worden? So
viel steht jedenfalls fest: diese vier
Personen sind lange tot!-
Lardillon bekam beinahe einen
Schlaganfall.
Hierher, Sidonie!" würgte er.
Sie haben die Schachteln berührt!!"
Ick habe sie nicht angerührt,
Herr! antwortete, in Tränen zer
fließend, da Mädchen. Aber vor
drei Tagen, als ich den Schreibtisch
abstäubte, habe ich sie auf die Erde
geworfen und...."
Und Sie haben die Pfropfen wie
der zurückgetan, gleichviel wie?....
Aus meinen Augen! Hinaus, Un
glückliche, oder ich ermorde Dich!"
Sidonie verschwand.
Ich bin verloren, Hühnchen!"
sagte Lardillon mit erloschener Stirn
me, indem er sich in einen Sessel
fallen ließ. Ich habe Ouinfiens
de la Breche und die anderen beiden
nicht erst heute wieder auferstehen
lassen, sondern schon vorg-siern.
Seit zwei Tagen druckt man sie wie
der!"
IV.
Und die Katastrophe erfolgte in
Gestalt eines neuen Briefes von
Duplaquet:
Mein Herr!
Sie werden ersucht, der Verbre
cherspelunke" noch heute ein Ende zu
machen. Wir können bei unseren
Mitarbeitern derartige Gedächtnisde
fckie nicht gestatten.
Duplaquet."
Schon in der nächsten Nummer
des Beobachters des 35. Arrondisse
ments" wurde das Laster bestrast,
die Tugend belohnt und die Wer
brccherspelunke" polizeilich geschlossen.
Lardillon hat sich nie darüber
trösten könqen.
Ich bin nervös.
Ctüszscufzcr ?'ncs LcbcjünglingS.
Ich bin nervös! Wenn andre Leute
schwatzen.
Dreht sich in mir gleit; alles um und
um ;
Hör ich Musik, dann könnt' ich einfach
platzen
Das Wcib, es wirst auf mich wie
Opium.
Ich wär' schon längst ans dieser Welt
- entschwunden,
ftüni ich dc Selbstmord nicht fc
imgraMs.
JZo bin an's Lcbcn leider ich gebunden I
Ich bin nervig, ich bin enorm ner
vüsl
Schon die Familie bringt mich in Ek
s.ase
Ich kann die Menschen eiimial nicht ver
dau'n:
Der Onkel hüstelt laut wr schneuzt sie
Nase. . . ;
Ich konnt' dem alten Herrn eins runter
han'iil
Die Tante singt, die Schwester schlägt
die ZJttn
Stets mit Pedal. ich find es skan
dalös. . .1
Und selbst der Teckel knabbert Sofa
quastcn Ich bin nervös, r ich bin enorm
nervös l
Ich bin nervös! In dieses Weltgc
wiminil
Paß ich mit meinen Nerven nicht Tjiiiein.
Ja, frag ich mich, wird es denn einst im
Himnitt
Nicht mich wie hier so unerträglich sein?
DaS Eiigelsineü, das Posaunenbla
scn,
Und wär' die Sache noch sa bravou
rösl
Ich werde sicherlich dort tbev selbst noch
rasen!
Ich bin uerdöS, ich bin enorm uer
bööl
Frauenlogik.
l?Z gibt eine Gattung don Frauen.
Die verficht man sofort ganz genau,
Trum nennt sich auch Zede von ihnen
Eine unverstandene graul"
Ei Zyniker. Sie: Ach.
gehen S?, Doktor, die Männer sind
sich aÜe gleich
Er: Wie huben Sie denn daS her
ausgcfunoen?"
Abgeschlagen. In einem
Konzertlokal produziert sich ein ezzen
irischer Dirigent, ein sogenannter
Musiktänzer. Eine Frau im Publi
kum will ihrem schon etwas behäbi
gen Gatten den Stachel der Eifersucht
in die kühle Brust versenken und be
merkt: Sieh doch, diese Beweglich
keit! Ob er wohl verheiratet ist?"
Keine Spur' enrgegnet gleichgiltig
der Mann, würoe e; denn sonst tan
zen?"
Die junge Hausfrau.
Köchin: Wenn die Eier frisch blei
den sollen, müssen sie an einen kühlen
Ort gelegt werden".
Frau: Wie bringen wir daL ober
den Hühnern bei?"
Bockfische. Nun. Elly. hast
Du einen Liebesbriefsteller bekom
men?"
Ach. denke Dir. Lotie: Neferen
dar Jllgen war gerade im Laden, und
da habe ich ein Kochöuch gerauft".
Kleine Konfusion. Leh
rerin: WaS verdanken wir Haupt
säcklich der Kuh?" ;
Schülerin (Tochter eine Arzkcyj
.Die Tuberkulck".
Atrnlala und seine
ZMe.
Skizze von Vl-Corrcl.
Die Sonne brannte und sengte.
Sie versetzte die Erde mit allem, was
darauf war, in einen solchen Zustand
glühender Trockenheit, daß man fürch
un konnte, alles werde bald zu Asche
zusammenfallen. Dicker weißer Staub
häuste sich überall. Und on den dick
bestaubten, unnahbare bewehrten,
mannshohen Kaktusgebllden welkten
kereitS die ermatteten goldgelben Blü
ten. Frischer leuchteten die Pelargo
nien diese purpurroien over zart
lich rosaroten Pelargonien, die da und
dort die Stakete und die Mauern der
kleinen weißen Häuschen an der Stra
ße umwucherten. Duftlos. nur Farbe,
überschütteten die Blüten die zu er
staunlicher Höhe gediehenen Pflanzen,
und ihr lohendes Rot leuchtete wun
derbar durch die fengende Glut, durch
den Staub, durch die Stille...
Ein paar Dromedae, grau, staub
bedeckt, den Geruch ihrer glühend
durchsonnten Wolle verbreitend,
schwankten vorüber. Andere ruhten
bereits erschöpft im Schatten einer
Mauer, und die schweigenden Bedui
nen ruhten wiederum im Schatten ih
rer Tiere.
Die Pferde troffen vor Schweiß.
Und dennoch war die Uebung noch
Nicht zu Ende. Ueber die schlecht ge
pflegte Reitbahn von der bestaubten
Kaitusheke umschlossen, sausten die
lleinen, musclulolen Arnberpservchen
mit der antik geschorenen Bürsten
mahne. Die blutroten Hosen der
Ehasseurs d'Afrique wirkten dunkel, in
dem blendenden Glast der Sonne.
Die Gesichter der Reiter waren fast
alle bleich, mit einem Zug des Lei
dens, mit jenem Ausdruck gesteigerter
Spannung, die bereits Qual ist, nahe
dem jähen Kräftezufainmenbruch.
Mit vorquellenden Augen, eingesun
kenen Wangen, ausgedörrten Lippen,
keuchend, hingen die Zuaven über ih
ren dampfenden Tieren. Die schmalen,
ausgemergelten Turkos jagten kreis
rund herum, stierei,, hippokratischen
Gesichts... Bis endlich die zehnte
Morgenstunde erfüllt war. Da traten
die Offiziere aufschnaubend zusnm
men, und die Mannschaft konnte weg-
reiten. Eine Staubwolke verschluckte
sie.
Anatole. der jüngste der Jägeroffi
ziere, trat auf die Etu,;e hinaus und
schaute der Staubwolke nach. Dann
sah er in entgegengesetzter Richtung
die Straße Hummer. Und plötzlich
huschte ein Lächeln' über sein unge
mein blasses, aschfarbenes, erschöpf
les Gesicht ein Lächel jener flüch
tigen, müden Art, wie es über das
Antlitz desjenigen gleitet, der nach
schwerer Strapaze einschlummert und
yom ersten angenehmen Traumbild
erquickt wird... Die Sonnenbrille
vor den Augen, lächelte er fo wie im
Schlaf der Ferne zu. die weiß im
Wüstenlande glühte.
Träumend, unbewußt, lethargisch
dachte er an Ninas Hut... Immer
dachte er an Ninas Hut, dort hinten
in den Katakomben... Daß war ein
Spaß ' parbleu! Sie hatte ge
weint. Aber es sah so drollig aus, wie
hinter dem Gitter nebetz ein paar mo
dernden, von bebrillten Touristen
sinnlos bestaunten TUrkenknochen de.
modische Damenhut seine vergängliche
Pracht zeigte. Seit einem Jahr mo
derte nun auch der Hut dort! Und
Nina? Die kleine törichte Italienerin
Die moderte auch schon! Sie hatte
Gift getrunken, weil man ihr scherz,
weise mehr geraubt hatte als nur ih
ren Hut... Ihr Bater hatte sie mit
Ansichtskarten und Ambraketten unt
schnitt in des Kaffees Silhouetten.
Spaß Spaß spaßig ...
Anatole schlief im Stehen wie ein
Pferd. Ein leichter Peitschenknall weck
tt ihn. Aha sein kleiner Wagen,
richtig, den erwartete er ja wohl hier.
Er stieg auf, fiel in die Ecke des Pol
fters und. schlief weiter, träumte wei
ter von Ninas Hut und Ninas spa
ßigem Bater bis wieder etwas zu
seinem, schlafbetäubten Gehör drang,
das ihn erweckte : ein zartes, kind
liches, sanftes Flötengedudel...
Tudeltitudel dudelduh... Tu
delsttudel duveldütü...
Ahe Abulalg",,.
Anatole riß die Schutzbrille herun
ter, die wie eine Automobilbrille die
Augen auch seitlich schützte.
Richtig da saß er wieder, der
Zwerg. Auf tmvx Prellstein am
Wege im Schoten eines breitästigen
PfesferbaumS.isaß n und blies, seine
Flöte. Die großen arabischen Pan
toffeln guckten unter dem lehmfarbe
nen. zottigen BurnuS hervor. Ueber
dem schmutzigen Turban trug er noch
wie ein altes Weib ein Leinentuch
geknotet, und daraus schaut, un
durchdringlich ernst, lehmfarbe und
graubärtig das große, wohlgebildete,
sanfte Beduinengesicht mit den fana
tisch leuchtenden Augen. Der Körper
in dem Burnus war klein wie der
eines siebenjährigen KindeS. Die klci
nen Hände behaart, dunkelbraun,
mit hellen, kurzen, mittelst Henna
rotgelb gefärbten Nägeln hielten
graziös die Holzflöte. Und in Jnter
dallen. in unbestimmten Zeitabschnit
Zen und doch zweckmäßig und unbc
irrbar kamen die sanften, kindlichen
Töne.
Tudeltitudel dudelduh... Tu
deltitudcl duWdütü...
Ein hübscher Araberjungc, barfuß,
in fchmutzigem weißen Leinenkittel,
den Fes auf dem Hinterkopfe, war
bei Abulala und sammelte mit seiner
schmalen, nußbraunen Hand die Al
mosen ein.
Abulala hatte oft gute Einnahmen
und galt bereits für reich. Seine
Ohrringe Waren von geoiegencm
Golde. I
Anfangs hatte auch Anatole im
mer eine kupferne oder silberne Mün
ze aus feinem Wagen geworfen, so
hnlh er m, dein fomiiclicil Altcil Vor
beifuhr. Ihm machte daS feierliche
Gesicht. daS zeremontose, unnayoarr
und sanftmütige Gebaren deS kleinen
NerlS LspakZ. IM eriazien es uvti
J . f (V. r v ' . .s l'.Cm- '
US groteri, mU welcher leioiiot
wußten Würde, und mit welcher un
erscküttlichen Einkalt dieses un
wissende Geschöpf seine fünf Flöten
töne kapitalisierte... A)er werg oe
trachtete es offenbar als eine ehren
volle und lohnenswerte Tat. diese
Art von Musik zu lachen... Min
amismähiger Pünktlichkeit stellte er
s,ck on seinem Blake ein und duldete
ernsthaft, feierlich und würdevoll.
Und niemals nickte er sur eine Vaoe
seinen Dank. Das überließ er dem
Jungen. Der lachte mit leuchtenden
Augen und blitzendem Gebiß, beson
ders die Damen an, uno sagie aus
deutsch: Dnnkschen Freilenl"
Heute warf Anatole kein Geldstück
heraus. Er ärgerte sich plötzlich über
Abulala. Wozu saß der dort? Wozu
dudelte er mit seiner albernen Flö
te? Wozu grinste der Junge die
Leute an, die hier umherschlenderten
und ihre Neugierde spazieren trugen?
Da kam schon wieder so eine Kara
wane"! Vermutlich wieder Deutsche.
Natürlich! So dick waren nur die
Deutschen. Dazu Sporthemden und
Sonnenbrillen, Bierbäuche und jenes
breite, behäbige Lachen, das zu blon
den Bollbärten und genagelten Schu
hen paßt.
Anatole wendete das hoffärtige
Gesicht ab. schloß die Augen und
suhr wie schlafend an Abulala und
an dem Zuge der Fremden vorüber,
die auf der Straße von Tunis da
herkamen. Er haßte dieses blonde
Bolk haßte es brennend. Und er
haßte auch Abulala und seine Flöte.
Er war jedoch noch nicht weit ge
fahren, da änderte er seinen Sinn.
Er befahl dem Kutscher, umzukehren.
Ein hohnpolles Lächeln schärfte jetzt
Anatoles Züge. Unternehmungslustig
bewegte er mit einem kleinen Papier
sicher die Luft vor feinem Gesichte.
! Abulala saß noch auf seinem
j Steine im Schatten des Pfeffer
' baums. Seine safrangelben Pantof
feln leuchteten wie die Blüten des
,?eiaenkaktus. Sein stilles Antlik
, ocrschwand fast unter Turban und
Tuch. Der Araberjunge hockte vor
ihm am Boden und rauchte eine Zi
zarette, wahrend feine schlanke Linke
in Ermangelung von Würfeln mit
kleinen Steinen spielte.
Anatole ließ den Wagen halten
und sprang heraus. Er stützte die
jrechte Hand, die die Reitpeitsche hielt,
herausfordernd in die Seite und be
trachtete eine kleine Weile schiefgehal
tenen Hauptes den Zwerg, der mit
der unerschütterbaren Ruhe eines
Götzenbildes reglos aüf seinem Platze
verharrte. Der Junge indessen zog
die Knie hoch und lachte pfiffig zu
dem Offizier auf, der offenbar einen
lustigen Streich vorhatte. Anatoles
Miene verfinsterte sich jedoch allmäh
,lich. Er schob die feinen, schwarzen
Brauen zusammen, zog sie dann hoch
'bis unter den Käppirand und preß
te seine bleichen. ai grauen kippen
boshaft zusammen, bis er jäh her
vorstieß, und zwar auf arabisch,
denn er war ja auf dem schwarzen"
Erdteil geboren und beherrschte die
Dialekte: He. was tust Du hier. Du
Bettler?"
Abulala blickte mit seinen großen
ruhigen Augen fromm auf. Der
Herr weiß es!" antwortete er furcht
los.
Du Narr!" schalt Anatole. Sitzt
Du hier, um Dich von den xuropäi
sehen Leuten auslachen zu lassen?
Sofort scherst Du Dich in Deine
Höhle und läßt Dich nie mehr hier
sehen!... Gib mir Deine Flöte!...
Du treibst Unfug hier!"
Kein Zug des stillen Beduinenge
sichts veränderte sich. Mit einer
Sanftmut, die wie Religiosität wirk
te. erwiderte der Zwerg: Der Herr
wird mir meine Flöte nicht nehmen!"
Du wirst sie mir geben!" herrsch
te Anatole und trat drohend näher.
Abulala aber entgegnete: Ich die
ne mit meiner Musik Allah . . . Denn
es gibt keinen Gott außer ihml"
Damit rutschte der Kleine von sei
nem hohen Steinsitz herab, schob sei
ne Flöte in die lederne Fransenta
sehe, die er unter seinem Burnus
trug, ergriff mit gebieterischer Geste
die Hand seines Führers und wat
schelte hurtig, ohne einen Moment zu
säumen, in der Richtung nach den
Katakomben davon.
Anatole schickte ihm ein helles Ge
lächter nach.
Gott ist groß!" schrie er höhnend
hinter dem Zwerge her. Er wird
Dir Deine schöne Musik lohnen!"
Lachend warf tt sich in (einen
Wagen und ließ ungeachtet der maß'
losen Hitze Galopp fahren. Er 'lachte
noch wie betrunken, als schon die
Palmen der inneren neuen Stadt
ihren von Nosenduft leicht beschwer
ten Schatten über ihn breiteten.
Andern Tages saß Abuala nicht
auf seinem Sieine. Und so ost auch
Anatole Umschau hielt, er sah nir
gendS den Zwerg. Gleichwohl setzte
es sich Anatole in den Kopf, dem
Kleinen die Flöte wegzunehmen und
fei eS mit Gemalt. Wenn er rau
chend auf seiner türkischen Ottomane
lag und durch die Gitter deS mauri
schcn Balkons über die Gärten und
weißen Dächer hinblickte, dachte sich
Anatole die Sache äußerst roman
tisch und abenteuerlich aus. Denn
ölnatole Bauchet war romantisch und
abenteuerlich veranlagt. In seine
vergoldete Wiege hatte za auch der
Wüstenwind hineingeblasen. Seiner
Kinderhand war schon Maß gegeben
über Unterdrückte und sklavisch Un
tergebene. So wurde er ein Ausbund
von Zügcllosigkcit und Hoffart. Jetzt
mit seinen 25 Jahren litt er
freilich bereits unter der Erschlaf
fung seiner Nerven. Das , machte
wohl das Klima und der Absinth.
Und das Opium, dem man allmäh
lich verfiel... Ordentliche, kräftige,
tollkühne Streiche brachte, er gar
nicht mehr zustande. Er verlor sich in
Träumen und geheimnisvollen Phan
tasiespielen und amüsierte sich und
seine Freunde mit absurden Ideen.
Jetzt warteten alle darauf, daß er
wie er ihnen verheißen hatte Abv
lalas Flöte erbeuten werde. Daß die
Flöte nicht mit Geld zu verkaufen
war. unter.z ja keinem Zweifel. Der
Zwerg sah in seinem Instrumente
offenbar etwas, was nicht für Geld
feil war. Der tat ja mit seiner Mu
kik" einen Gottesdienst... und das
war das Komische und Anreizende
der Sache...
Darin lag etwas, was Anatole
nur erst fühlte und noch nicht ganz
klar wußte. Er empfand eine Her
ausforderung. Sein Haß regte sich
und wuchs an dem Geheimnis, das
er vorerst nur ahnte. Er erkannte
mehr und mehr in Abulgl und sei
ner Flöte einen Feind, eine Gefahr,.
Und als Abulala andauernd un
sichtbar blieb, machte sich Anatole
auf, ihn zu suchen...
Die maurische Altstadt kannte er
ja wie seine Tasche. In der Tracht
eines aalantcn Arabers, eine' Nelke
hinterm Ohr, war er hier oft auf
Abenteuer ausgegangen. Kein Win
kel war ihm fremd. Der alte Hassan.
der Buchhändler, war sein Freund,
i Ebenso der pfiffige' Gewürzkrämer
' Jbn Haleb, Aber beide konnten, ihm,
als er sie jetzt aussuchte, nicht sagen,
wo der Zwerg Abulala wohne. Ben
öassan beteuerte seine Unwissenheit
! nur mit einer entschiedenen Bewe
gung seines weilzbarngen .urvan
Hauptes, Er saß inmitten seiner osfe
nen Bücherbude mit gekreuzten Bei
nen, die Pantoffeln vor sich, auf sei
nem kostbaren türkischen Teppich und
las gesammelten Gemüts im Koran.
Nicht wie sonst lud er Anatole ein,
bei ihm Platz zu nehmen und von
dem beständig vorhandenen Mokka
zuzulangen.
Jbn Haleb aber überstürzte seine
Worte, mit denen er versicherte, einen
Zwerg Abulala überhaupt nicht zu
kennen. Eifrig wog er Zimt und
Henna , ab für die Frauen, die
das Antlitz mit einer engen schwar
zen Gaze verschleiert eingehüllt in
eine Art Badetuch, barfuß oder in
geflochtenen Schuhen über den Kot
der Gassen stiegen.
Anatole ging weiter. Er hatte das
bestimmte Gefühl, daß man ihm mit
Absicht Abulalas Wohnuna ver
schwieg, ja, er vermutete, daß man
seine Angelegenheit mit dem Zwerge
bereits kenne und in den Kaffeeftu
ben und in den Höfen der Moscheen
bespreche.. Dieser Gedanke bezwäng
Anatole derartig, daß er anfing,
herumzuhorchen. Er setzte sich zu den
Dominofpielcrn in einer kleinen
Kaffeestube, dann schlenderte er durch
die Svukz die Basargewölbe,
wo Marokkaner, Beduinen und Su
danneger herumlungerten. Er lieh
sich mit dem Bäcker, der frische Oel-
kuchen ausrief, in ein Gespräch ein
aber sobald er Abulala erwähnte,
flog es wie ein Schatten über die
Gesichter, die bisher gleichgültig und
resvektvoll waren. Niemand wollte
den Zwerg kennen, geschweige denn
seme Wohnung wlen.
Und da kam es Anatole an. daß
er Plötzlich eine Art Furcht empfand
und nicht wagte, weiter in das Gas
senlabyrinth mit den fensterlosen
Mauern und engen, weißaekalkten
Gewölbegängen zu dringen... In
der schnellen Ganasrt des Einaebore
nen eilte er nach Hause und als
er sein luxuriöses, orientalisch aus
staffiertes Heim erreicht hatte, war
er davon überzeugt, einer ern ten Ge
fahr entronnen zu fein... Etwas
Bedroblickes war über ibm aewe
sen... Sonst hatte er sich stets als
Herr und Eroberer, gefühlt, heute
aber standen die fremden Rassen und
deren unergründliche Geheimnisse
seindiellg wider rhn aus und oeun
ruhigten ihn mit ' ihrem tiefen, ein
heitlichcn Schweigen.
Weshalb hatte er nicht die and
ider Jatime LelauftöädM Sändkr
ihm anbot? Dieses kleine Schmuck
stück aus Silberfiligran war ein
schützender Talisman, denn Fatime,
die Tochter Mohammeds, galt den
Arabern wie eine Art Schutzheilige,
Warum wies er das Ding so hoch
mütig zurück? Was hatte der Hand
ler geraunt? Tu wandelst einen ge
fährlichcn Weg, Freund!" sagte er.
Versieh Dich hier mit diesem
Schutze."
Anatole legte gedankenverloren
seinen blauseidenen Mantel und die
arabischen silbernen Fingerringe c.
Das rote Fes behielt er eine Weile '
zwecklos in der Hand und schwenkte
es an der langen Quaste hin und
her. Plötzlich aber lachte er laut und
schleuderte das Fes in einen Winkel.
Er zündete sich eine Zigarette an und
warf sich in seinen weißen gewebten
Unterkleidern und den roten Saf
sianpantoffeln auf seine Ottomane
und schlief ein.
Er schlief fest, traumlos und ohne
sich zu regen. Die Stunde des Son
nenuntcrgangs kam. und von den
Minaretts der Moscheen ertönten die
Stimmen der Gebctsrufer. Kommt
zum Gebet, kommt zum Heil..,
Gott ist groß..."
Plötzlich aber erwachte Anatole
von einem Lärm dicht vor seiner
Türe. Lachen und Fluchen tobte
draußen. Der Vorhang wurde hei
feite gerissen, und in den halbhellen
Raum stolperten eine Anzahl Men
schert.
Anasole erkannte feine Freunde:
Charles und Etienne und Henris nur
Etienne in englischem Zivil, die ande-de
ren in , Uniform. Und mit sich zerr 'tli'
ten sie eine kleine graue Gestalt mit 'le
Turban und großen gelben Watschel,
füßen Abulala... wß.
Wir bringen ihn Dir, samt sei-bare
ner Flöte!" rief Charles und manrn
hörte seiner Stimme an, daß er be- als ,
trunken war, Am Eingang der klei
nen, blauen Moschee haben wir das
Monstrum gefunden und kraft iinfe
rer Befugnisse hahaha ' arre
tiert . . . Hier ist der Knirps Die
Flöte hat er in der Tasche!"
Ein ungeheures Lachen folgte. Alle
drei Offiziere warfen sich auf be-
queme Sitzgelegenheiten und taten
ihrer guten Laune kemerici Zwang
an. Anatole aber saß in Unterhosen
auf seiner Ottomane und starrte den
kleinen, graubärtigen Beduinen on,
der schutzlos vor den Trunkenen
stand, Mit seinen frommen Augen
blickte er ernst und one Bangen vor
sich hin und kreuzte h der Art einer
duldenden, alten Frau die kleinen,
mit Henna gefärbten Hände über
dem zottigen Burnus. Er sprach kein
Wort, berief sich nicht' auf den be
hordlichen Schutz, der ihm 'zustand.
Reglos stand er auf dem bunten
Teppich und ertrug öen Hohn öer
.Sieger.,. -Endlich
fragte Anatole: Willst
Du mir Deine Flöte schenken, Abu
lala?"
Der Zwerg regte sich nicht. Er
lenkte nur langsam seinen Blick auf
den Fragenden. Anatole wiederholte
seine Frage. Da antwortete Abulala:
Ich diene m,t metner Musik Allah.
... Denn es gibt keinen Gott außer
ihm!"
Die drei Trunkenen prusteten los.
Charles pochte mit der Reitpeitsche
auf seine roten Hosen und schrie:
Er soll spielen! Er soll seinen Maß
preisen!"
Tanzen soll cr!" schrie Henri.
Einen Bauchtanz wie die braune
Lilie... Zieht ihm die Lumpen
aus!"
Anatole aber machte eine Gebärde
nach der Türe. Laßt ihn gehen!
Geh, Abulala! Nimm aber erst das!"
Und er warf seine Geldbörse vor die
Füße des Zwerges. .
Der aber sah Anatole rlnderwondt
an. lange, fanatisch leuchtenden
Blickes, feierlich, wissend und weisfa
gend. Und langsam sprach er die
Worte: Der Herr soll meiner nicht
spotten! Und soll Allah nicht versu
chen! Der Herr wird vor seinem
Richter stehen, ehe er's denkt!" Da
mit drehte sich der Kleine um und
watschelte hinaus.. Die Börse ließ
er liegen.
,Nur Charles lachte unbändig. -Anatole
aber bat die Freunde, ihn
allein zu lassen. Und als er allein
war, sah er eine Weile sinnend hin
über die weißen Mauern und Kup. -peln
der einschlafenden Stadt. Ro.
senduft stieg zu ihm auf und der sei
ne Rauch brennenden Ambras. Und
wieder kam die dunkle Ahnunq üb
ihn. In der Stille lag die große Be,
drohung des Siegers".
Er trat vom Balkon zurück, warf
sich auf die Ottomane und nahm die
Opiumpfeife. Mochte kommen, was
da wollte...
Drei Tage später stürzte Ansiole
Bouchet vom Pferde. Ein Hitzfchlag
hatte ihn angeblich getroffen. Wenige
Stunden darauf war er tot.
Abulala aber faß auf dem Stein
unterm Pfefferbaum und pries Al
lah, der nicht mehr lange säumeg
würde, sein Bolk zu erlösen....
Aus der Schule. Lchrer:
.WaS übertrug der König von
Li.egypten dem Joseph?"
Schülei:.Tje AMekHsM
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