Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 01, 1917, Image 7

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    Die Unverdrossenen.
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Prost Neujahr! CZ troht dem Wettcrstrahl
Noch immer die deutsche Treue,
Und scharf ist noch immer der deutsche Stahl
So beginnt der Kampf denn auss neue.
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ß Cora'sWettung. I
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K Eine Skizze aus
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Behaglich saßen wir am Silvester
abend um daö ttauliche Kaminseuer,
das dampjenöe Punschglas zur Seite,
als unser Wirt mit nachdenklichem
Blick in das hell auflodernde Feuer
.'.inte: Wie die Flammen mir deut
lich eine Szene aus meinem Leben
vor Augen zaubern, die Bergangenheit
wird wieder lebendig. Würde eö Sie
interessieren, etwas -jelbsterlebtes aus
einem amerikanischen Waldbrand zu
MenZ" Nichts tonnte uns ermiinsch
ter sein, und so begann denn unser
.Zrrunvlicher (ZastgedeZ mit lachclnoem
Blicke auf feine ihm zur Seite sitzen
de, immer noch schöne Frau zu erzähl
Ich:
Aechzend und stampfend fährt der
Zug in die kleine, entlegene Station
im wälderreichen Nordweft ein. Und
soaleick' stürzt unter Geschrei und
Drängen ein Haufe von vild aus
sehenden Passagiuen auf die Wagen
türm zu. Sie haben aber nichts Bö
ses vor, sondern es sind elende Flücht
linge as den brennenden Wäldern
dieses schwer heimgesuchten Distrikts
- Männer, Frauen und Kinder.
In unser Abteil kömmt auch ein
kleiner, gebrechlicher, vom Alier schon
ganz krumm gezogener Mann mit
einem wunderhukschen Mädchen von
zwölf Jahren. Die Kleine hat spre
chende, tiefbraun: Augen im schmalen
vesichtchen von lichtem Bronzeton.
Draußen auf dem Bahnsteig erlischt
die wilde Unruhe und das Geschrei;
die Leute haben wirklich olle Platz p
funden, obgleich unser Zug schon beim
Einlaufen fast überfüllt war. Der
Zugführer steht mit dem' Stations
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Renjabrömorgen.
In den Lüsten schwellendes Gcdröhne.
LeiG wie Halme Liegt der timi die
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LeiI verhallen, die. zum rrstcn riefen.
Neu Geläure hebt sich aus Vn Tiefen,
klotze Heere, nickt ei eineliier Ruser,
Wotzilauf flutet vlzne Quant) und lljct.
bsrsteher zusamm,, und beide haben
sorgenvolle Mienen uns Ächselzuu'en.
Ueber dem Walde, der von allen Sei
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ireicht, liegt in nordösittcher Nichinnz
,i:?e schwere, grauschwarze Wolke von
gewaltiger Au-dc?kiliNg.
glommen Sie mit uns", hörte ich
Wen Zuzfüher zum Äorstir sagen.
m Srati und Duueneit. Cb !v,r
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purchiommen, ist zwar auch i:!ich.
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dem Leben.
Aber hier verbrennen Sie mit Sicher
heit wie die tote Maus im Kamin".
Das da wird Ihnen nicht viel
icktzen", meint der andere wieder und
deutet aus das Wert der beiden Sla
nonsunlerbeamten. Diese sind mit
odeseifer dabei, die den Bahnhofs
Gebäuden zunächst stehenden Bäume
zu fällen. Dumpf hallen die Af
ichläge herüber.
Das Feuer ist zu schnell. Und
oie Masse der Bäume zu nah", fährt
oer Zugführer fort und wendet sich
jv)on ab. Also, Sie kommen nichts?"
Nein". Die Stimme des Beamten
4 fest.
Unser Zug brauste mit unheimlicher
Geschwindigkeit durch die Wälder hin.
Wir wissen nicht, was unser wartet.
Der Brand wütet an verschiedenen
Stellen. Hinter uns drein kam er
ia schon; also .in Zurück gidt es
nicht. Wenn's nun auch vor uns aus
der Strecke brennt, dann bleibt nur
ein Hindurchrascn das einer Welt
fahrt mit dem Tode gleicht. Drau
ßur sehe ich die Wolke über den Wip
seln schwärzer, schwtrcr, riesenhafter,
und näher dem Anscheine nach. Sie
breitet sich auch seitlich aus. Tiere
'stürzen aus dem Dickicht, hetzen am
Bahnkörper entlang. Das ist em bo
seö Zeichen.
Ich sitze in meine Ecke geklemmt;
es ist trotz der zeössneten Fenster be
ängstigend dumpf, und olles über
füllt. Einige Leute müssen stehen,
ndere hocken im Gang auf ihrer
Habe. Diese Bünde, machen die l5nge
noch fürchterlicher.
Neben mir auf der Bank sitzt der
Alte mit dem wunderhübschen Kind.
Er stiert vor sich hin. Die Kleine!
zeigt Berzweiflung und Gefaßtheit
zugleich. Sie ist wahrhaftig für den
Tod zu schade.
Ich kann dies lastende Schweigen
nicht mehr ertragen. Und ich rede
auf gut Glück den Alten an. Mit
einer fieberhaften Anteilnahme frage
ich nach seinen Schicksalen. Und ich
sehe ihn lebhaft werden. Und ich
sehe alle herüberhorchen. Erlösende
Ablenkung ist dies Gespräch. Wat
iin heifA er. Und Cora ist sein En
leltind, seiner Tochter Töchterchen.
Die Tochter ist tot. Er lebte mit
der Kleinen bei se!nem Sohne, drü
ben, 20 Meilen nordwestlich. Wäre
ich dort geblieben, ihm zum Trotz",
so klagt er nun wild, Ade; der hab
gierige Sohn drängte den Alten vom
eigenen Hof. Den Vater und daS
Schwesterlind. Äor drei Monaten
ai's. Ter Alle nahm seine En
telin und zog in die Fremde. Er ging
an den Hültendau, noch einmal wie in
jungen Jahren. Und als das Haus
chrn dastand, knin das Feuer. Es
..rezzt uns die Brust zusammen; wir
können nicht atmen und spüren voll
v-chreclen, daß lt.thauch durch die
Zensier hereinich!ägl. In diesem Au
genblick gellt auch eine Weibcrstimme:
D.iZ eiier!"
Ta stürzen lvir zu den Fenstern,
cnigcn uns hinaus. Und Schliffner
kommen gerannt, reißen uns zurück.
Sie ichlikgen die F,?n!er mit Hast und
so fest, wie nur möglich. Auch alle
Luken. Das Zuztrsena! at natür
lich längst die liiüuchkchivaden am
Äahndainme vor uns gesehen. Mir
zeigte, ein kurzes Hinausblickcn ge
l,i!g: wir fahrst gradwegS hinein in
ein eucimeer. .
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Und wir rasen durch die Feuer
meer Die Glut in den Wagen steigt
und steigt. Wir hüllen uns ein. sie
abzuwehren vergeblich.
An den Türen sieben Schaffner Po
flen. Durch die erhitzten Fensterfchei
ben werden sie nicht fogleich zer
springen? sehen wir den brennen
den Wald. Wie flammende Nie
senfackeln stehen die Stämme. DaS
Unterholz loht, die Zweige und die
Kronen. Gleich roten Kobolden hiip
fen die Feuersegen von Ast zu Ast.
Glutschlangen schießen vom Boden
empor und wieder hinunter.
Wie im Fluge sehen wir alles.
Denn wir saufen dahin, daß die Nä
der hochspringen. Jeden Augenblick
tonnen wir entgteiseno gerade in oie
Flammen falle,,, Die fürchterliche
Hitze ist nicht mehr zu ertragen. Hier
,cyreit einer auf. Dort taumeln an
dere zur Tür. vom Schaffner zurück
gejtoncn. In aller Augen ist stiere
Todesangst fast Wahnsinn.
Da ein kreischenoes Knir
schen der Brem.e 7- der Zug fahrt
langsamer. Können wir nicut wetteri
J,t denn der Weg versperrt Er ist
wirtlich, wie wir gleich darnach ho
ren. Brennende Schienenbolzen,
übergefallene Stämme machen die
Fahrt zur Unmöglichkeit. Hinter uns
,,t bereits das gleiche Berwüstungs
bild. Doch wir erreichen gerade noch eine
freiere Stelle. Links neben dem Bahn-
törver treten die Bäume üurück. denn
dort liegt ein kleiner See. Er ist vom
Walde hart emgefchlossen. der oie
Klammen sind uiiv dock, weniasicns
auf einer Seite für eine Zwanzig-
inelerstrecle ferner geruckt, dennoch
fängt der Zug schon nach kurzem
Slillelieaen iveuer. Und nun eraiekt
sich der schreiende, drängende Men-
,chcnstrom aus den Bahndamm, klet
lert die Böschung hinunter zum See.
Mancher wird wohl gestoßen, stürzt.
Das Wasser klatsch, auf. Ob er sich
retten konnte? Keiner denkt cm den
anderen.
Die Hitze der Lust ist ja noch im
mer ertötend. Kaum bin ich unten
es ist just dort, wo Bahndamm
und brennender Wald die Seeecke bil
den so spring' ich in die Fluten
hinein das ist Erlösung! Ein
Stück verkohltes Holz vom User reiße
ich mit mir, daraas rittlings auszu
harren draußen in Wassersmitte. Und
um diele Äolzstückc am Ufer unter
den lodernden Bäumen entspinnt sich
ein grausiger Kamps. Venn das Waf
ser ist tief. Zu mir herüber klingt
Geplatscher, Geschrei, dazu ein Stäm
metrcicken auä WaldeZtiefe. ftä schlie
ße die Augen, ' daß ich wenigstens
nichts mehr sehe. Helfenwollen wäre
eigener Untergang.
Bis ganz dicht neben mir ein Nu
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TOwsi..
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ja. ii",
r :- V fft li
mmmt.
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jen und Plätschern und furchtbares
Stöhnen ist. Auffahrend sehe ich den
alten Watkin mit Cora auf einem
winzigen HolZjtückchen balanzieren.
Es sinkt aber immerfort unter mit der
Last der beiden. Als ich zufasse, sinkt
auch meins. Es ist ebenfalls für
zwei Menschen diel zu klein. Ich
habe Mühe, mich selbst wieder herauf-
zuarbeiten.
Indessen tauchen Cora und der
Alte noch einmal aus den Wellen ein
por. .Halt dich halt dich!" ächzt
er und hilft ihr auf das Holz. Dann,
ehe ich noch eine Äb icht ahnen tonn
ke. schnellt er sich selbst ins Masse,
zurück.
Er kommt nicht mehr hoch: alles
Suchen ist vergebens. Das Alter hat
sich geopfert für junges Leben.
Stunden gehen hin; es ist Nacht.
Oben auf dem Bayndamm sinken die
Flammen und Flammchen oes der
rannten Auges in sich zusammen.
Und die Menschen, die unten an der
Böschung am Wasserrande ' kauern
oder, gleich Coca und mir an tote
Aeste geklammert in den Fluten trei-
ben, sind still geworden.
Am anderen Tage fanden wir
längs ausgebrannter Waldstricht einen
Weg zur Fluch?. Ich nahm Cora
unicr meinen Schutz und brachte sie
,n nieiner Hemii ladt zu wohltäte
gen Menschen. Aber in mir nagle der
Eicdan'e an ihrer Müller Bruder.
diesen Hallunkcn. Er hatte die Sei,
rnn in Not und Tod hinausgeiag
und fak behaglich auf seinem Besitz,
Aber als ihn tin srllher Tod er
reichte, rettete ich für Cora den Rest
des Erbes. Uebrigens brauchte sie es
nicht einmal, denn sie ist zctzt langst
meine geliebte Frau. Damals, als
sich diese Geschichte ereignete, näm
lich, war ich noch ein junger, schmucker
Kc:l.
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0 nutet die. Nebelwand! Loht noch da
hinten
ueber die Srde der Lcltcnbrand.
Glntcnd ein Nordlicht mit feurige,.
Tinten,
Oder glänzt fricdliel, ein Soniicnland '
Werden befreit vom Joch alle Böller
und Mcee,
Oder verblutet Europa zu Albion
Ehre?
Wcltenwcnde, mit donnerndem Gange
Braust iiber alle Rätsel da hin?
Ob deine Ttunde währt kurz oder lange,
in den Eternrn steht dein Gewinn:
AuS den Wehen oll Tchnicrz und de
rüttelnden Stürmen
Will eine neue Welt sich gebaren und
türmen.
0 viele Garben : Heldculeben
Können nicht dürr im Felde verwehn,
Zo viel Blut aus den kostbarsten Neben
ann nicht stumm hin zur Keller gehn,
so viele trotzige, fl,.mmcnde Winkelriede
Brechen uns Bahn für Freiheit und
Wahrheit nd Friede!
Tulder und Sämann bist immer ge
wtfcn,
Tentschtum, du, reiches an Zraft und
an Geist?
Will eine sinkende Menschheit genesen,
Ist es bei Arm, der empor sie reißt:
Schwinge als Geißel dein Schwert, ihren
Tempel zu rein'gen,
Hilf die betörte Welt in neuem Lichte
dann ein'gen!
(Ja Mi ab Müller.
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(i) -iiiiciu.iymiiui.ivn. vuh ik on.uig
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Als Hans am Vormittag des letz-
ten Tageö im Jahr mit Eoith Deite
Schlitticvlly tief, war er wunschlos
glücklich. Der fefche, we.ße Wouswea-
ter machte entschieöen Cinoruct aus
das verwohnte solöfi,chchen. Sest
iare Muiter, die grau Direktor, die
lyr Tochleechen von der Eisbahn ab
holen wollte, hob wohlwoueno ihr
Augenglas gegen den jchndgen
Partner der Tochter und jagte lie
denswürdig: Wenn Sie uns heule
abend zur Siloesterseier besuchen
wollen, Herr Matusius, würden mir
uns freuen..."
Hans verbeugte sich tief, Edtth la-
chelle ihm freundschaftlich zu, ihre
Mutter meinte lievenswücdig: .Herr
tormer, Ihr guter Freund, kommt
auch, das junge Bolk will nämlich
tanzen ...
Und dann stand Hans plötzlich al-
lein und starrte dem Auto nach, das
beide Damen entführte.
Eingeladen . . . regelrecht erngela-
den war er für heuie abend in dem
reichen Haufe! Welch Glück und Un
glück zugleich! Er hatte ja nichts an-
zuziehen! Der einzige, schwarze Stock
vom Examen her glänzte wie Speck-
schwarte, einen Frack oder Smoking
besaß er nicht und wieder-das
Leihamt in Anspruch nehmen, daS
ging heule nicht wegen der Leere im
Portemonnaie... ach, es war direkt
jammervoll!
Wenn wenigstens sein Zimmer
nachbar, der Störmer, nicht auch zu
der süßen Edith geladen wäre! Der
hatte ihm dann vielleicht seinen ve
sellschaftsrock gepumpt... aber so..
es war ein Elend..
Mit tief gesenktem Haupte schlich
Hans endlich heim in sein einfaches
Zimmer. Er wollte versuchen, die
Pensionswirtin, die verwitwete Frau
Dr. Schmidt, anzupumpen. Aber die
würdige Dame stand bereits mit
Fräulein Klärchen, dem blonden,
niedlichen Haustöchterchen, im Kor
ridor, um in der Stadt Einkäufe für
den Siloesterabend zu machen, und
sie behauptete, keinen Augenblick Z:it
für Herrn Matusius zu haben. Ader
er wäre vielleicht so liebenswürdig,
zu Lfsnen, falls es klingeln sollte, da
sie das Mädchen auch mitnehmen
müßte und Herr Störmer sich zum
Schlafen hingelegt hätte, weil er
heute abend zu einem Festessen gela
den fei...
Hans wagte gar nicht auszuden
kcn, wie das werden sollte, wenn er
heute abend nicht zu Teiles gehen
tonnte. NatiirlM würde der Stör
wti&mm
.-V-ir-, t-'!'.!' F..
lMp 7s $ Cmi lM"
fikivr"1 vp fr:
MFMZDV
iffiB?
mer in seiner bekannten Eleganz'
und Schneidigkeit alle Hevel in e- ,
wegung fetzen, ihn ouö dem Herzen
der süßen Edith zu verdrängen, und
sie. ärgerlich über das ichiersqeincr,
ihres Partners von der Eisbahn,
dem braunlockigen Stormer den Vor
zug gebm. Denn mit diesem vorsint
flutlichen Ungeheuer von Gehrock
einer so hochoornehmen Einladung
zu folgen und vor die Augen deS ge
liebten Mädchen zu treten . . lieber . .
Er konnte nicht ausdrnken. waS er
lieber getan hätte. Denn draußen an
der Korridortür klingelte rS laut und
dringlich.
Hans flog mehr als er ging. Viel
leicht war daS der Geldbriefträger.,
vielleicht gab rS noch Zeichen und
Wunder...
Aber es, war nur ein junger
Mensch mit einem großen, in schwor
zes Leinentuch gehüllten Gegenstand.
Guten Tag, sagte der höflich,
ich bringe den Anzug für Herrn
Störmer. und der Herr möchte ent
schuldigen, daß er so spat fettig
wurde."
Hans starrte auf das ihm entge
gengehaltene Bündel und griff dann
wie elektrisiert in die Westentasche,
wo er noch inen einsamen Groschen
versteckt hatte.
Hier," sagte er hoheitsvoll, eS
ist Ihr Glück, daß Sie noch gekom
men sind..."
Im nächsten Augenblick war er
wieder in seinem Zimmer und um
kreiste den funkelnagelneuen Gesell
fchaftsanzug des Freundes mit in
dianerhasten Sprüngen des Entzük
kens. Das Schnarchen nebenan verstärk
te sich noch, und draußen begann eS
dunkler zu werden.
Schnarche Du nur," frohlockte
Hans, schlafen ist das Beste was
Du tun kannst, mein lieber Junge!
Wer sich so einen feudalen Smoking,
auf Seide gearbeitet, anschaffen kann,
wer so em fürstliches Monatsgeld
vom Herrn Papa bekommt wie Du,
der hat es nicht nötig, sich auch noch
eine reiche Braut auszufischen. Sieh
Dir lieber die schwermülige. kleine
Kläre genauer an, wie die in Dich
verschossen ist..."
Und bei verschlossenen Türen und
der feenhasten Beleuchtung einer Pet
roleumlampe und einer Nachttisch
kerze schlüpfte er in das tadellos sit
zende Meistermerk hinein...
Zwei Stunden später fuhr Fritz
Störmer aus tiefem Schlaf hoch und
hörte gleichzeitig die Uhr siebenmal
schlagen.
Donnerwetter, beinah hätte er die
Zeit verschlafen! Um acht war er ge
laden bei Deikes und um vier Uhr
wollte der Schneider den Smoking
schicken . . .
Er klingelte so heftig, daß das
Mädchen ganz erfchrocken angelaufen
kam.
Konnten Sie mich denn nicht
wecken, Anna?, Sie wußten doch, daß
ich heute abend ausgehen will! Der
Schneider hat hoffentlich meinen An
zug geschickt?"
Ich weiß nicht, meinte das
Mädchen, ich werd' 'mal die Frau
Doktor fragen."
Nach einer Weile kam die Frau
Doktor selber. Ganz bestürzt blieb sie
vor dem Sofa stehen, auf dem Fritz
noch ganz schlaftrunken saß.
Ich weiß nichts von einem neuen
Anzug, Herr Störmer, und die
5!läre hat auch nichts angenommen.
Herr Matusius war allein da, viel
leicht hat der..."
Sie lief wieder fort. Fritz Stör
mer hinterher. Aber das Zimmer des
Freundes war leer und sein Kleider
riegel erst recht.
So ein Äerl," schimpfte Fritz auf
den Schneider. Ich kann doch jetzt
nicht noch bis in die Prenzlauer Allee
fahren, um den verdrehten Smoking!
Und mein alter hat einen Riß über
der seidenen Brustklappe... das
Ding kann ich zu so 'ner exklusiven
Sache nicht anziehen! Nette Silvester
na ich danke!"
Er stand jetzt neben Mutter, Toch
rer und Dienstmädchen im Korridor
und hielt sich die offene Hausjoppe
über dem bloßen Halse zu, als er
Fräulein Kläres ängstliche Augen
sah.
Nun . . . nun können Sie . . .
wohl gar nicht... zu Deikes gehen?"
stotterte sie mit einem ganz, ganz
kleinen Jubel in der Stimme.
Er schüttelte tiefsinnig den Kopf.
Nee... entweder in die Kneipe
wie sonst oder in die Klappe . . ."
Na, na," sagte die Frau Doktor
freundlich, wir sind ja auch da, die
Silvester feiern! Ein paar Gäste ha
ben wir auch, es wird sehr fidel wer
den, bei uns brauchen Sie keinen
Smoking, nur einen schlichten Rock
und eine gemütliche Stimmung, Herr
Stormer ..."
Er starrte von dem runden Frau
enantlitz in die blauen, strahlenden
Mädchenaugen, und ihm wurde un
gewohnt warm und heimatlich zu
mute.
Ist eigentlich wahr," sagte er
treuherzig, so ein Abend bei Ihnen
um den Familientisch herum... das
ist beinahe wie zu Haufe bei Mut
ter..."
Ach ja." frohlockte Kläre. Und
Blei gießen wir... und Tango tan
zen wir... Onkel Maz fpielt Pracht
voll Klavier dazu ... ein Glück, daß
.der...
Smoking nicht zur rechten Zeitj
gekommen ist," wollte sie sagen. Abtt
0I8 sie die merkwürdig heißen Augen
des Manne neben sich sah, konnte
sie es nicht. Ganz still und froh
ter zu schneiden
Fritz Störmer aber tat einen klei
nen Pfiff, als hätte er soeben eine
ganz merkwürdige, beglückende Ent
deckung gemacht. Dann ging er wie
der auf sein Zimmer, um sich umzu
kleiden.
Der Silvestertrubel um Mittel
nacht war längst verklungen, als
Hans in seliger Stimmung die Kor
ridortür zu Frau Doktor Schmidts
Pensionat .auffchloß.
Das war ein Abend gewesen...
Donnerwetter! DaS Essen, die fürst
liehen Räume, Edith, der wunder
bare Smoking, alleS iip-top! Und
dann die eine süße Biertelstunde im
Wintergarten mit dem geliebten Mä
del allein... fein hasligeS Gestand
nis... ihr kurzes Sträuben und se
liges Nachgeben . . . 0 du dreimal
gesegneter Störmer, was kostet der
Spaß mit dem neuen Rock... jetzt,
mit dem Schwiegervater konnte er
alles bezahlen!
So. d,e Tür war glücklich aufge
schlössen, was in der Settstimmung
gerade keine Kleinigkeit war. Dann
...ein kleiner Ausschrei aus irgend
einer Ecke des matt erleuchteten Kor
ridors... ein hastiges Ausemander
fahren zweier jungen Menschen...
Prost Neujahr." sagte Hans ver
dutzt, als er endlich heraus hatte,
wer diese beiden waren, die sich da
eben so heftig geküßt hauen.
.Prost Neujahr, wiederholte der
freund noch verdutzter, während die
Kläre hinter irgendeiner Tür, hin
ter der Onkel sMai noch immer Kia
vier spielte, verschwunden war.
.Ja. Menschenkind . . . wo haste
venn bloß die teudale Kluft her!"
Hans, der den grauen Ulster wett
von sich geworfen und nun m seiner
ganzen Pracht vor dem Stifter sei
nes Glucles flano, warf neu m me
Brust.
.Was tostet das Ding?- fragte er
würdevoll. Zehn Mark tannste noch
daran verdlenen. wenn Du willst!
Ich habe mich nämlich in der Kluft
hier, die mir Dein Schneider heute
schickte, mit der Edith Wette oerwv:.
Ich danke Dir, mein Junge..."
ftrife Störmer. der eine Welle
ganz entgeistert aussah, begrifs all
mählich. Ader der Aerger, der m
ihm aufkommen wollte, hielt vor dem
Mädchenlachen, das er nebenan im
Zimmer hörte, nicht stand.
Danke Deinem Gott, Menschens
kind, daß ich mich auch zufällig ver
lobt habe," sagte er, langsam die
Hand gegen den seligen Freund aus
streckend. Und daß ich es nicht nötig
habe, mehr auf den schnöden Mam
mon als aufs Herz zu sehen. Je
denfalls... ich gratuliere..."
Ich . . . gratuliere . . .," wieder
holte Hans, etwas nüchterner ver
dend. Sein foeben gewonnenes Glück
kam ihm plötzlich merkwürdig klein
vor aeaen das des FreünöeS. Denn
der strahlte ja... alle Achtung, der
überstrahlte sogar noch semen fun
kelnagelncuen Gesellschaftsrock!
Und was die blonde Kläre am
Abend nicht zu Ende gesagt, das sag
te Fritz Störmer jetzt beim Gute
nachtmünschm:
Ein Glück, daß ich den Smoking
nicht zur rechten Zeit bekommen
habe!"
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li- '57- 4!nen Tag lang gegen die gesa,
iÄ". 7 j Stadtpolizei. AIS die Revolution
CVVt Vi- H '5'! das Vergebliche wetteren Wider'! .
-.- -, , .nr, -7 ; k V., .. f Wm V J .
h . i" '"-tii i . y-1
Uraltes Gasthaus.
s .
T,r Niesenhof in Miltenberg . M.
, die iiltefie Herberge.
I mm Ut interessantesten kleinen
",JL!StS
daS Städtchen Mitenberg a. M.
ist ein winziges Städtchen, das eigent
lich nur aus einer mit z&xi Türmen
gezierten Hauptstraße und einigen Ne
benftrsßen und Gäßchen besteht. Die
Türme stammen aus den schweren
Zeiten des Mittelalters, und viele
der Häuschen mit barocken Giebeln
gehören zu den ältesten in Deutsch
land. Auch ein Museum mit romi'
schen Altertümern ist vorhanden; die
größte Sehenswürdigkeit des Ortes
aber ist der sog. lltiesenhof", der äl
teste bis auf unsere Tage erhaltene
deutsche Gasthof. Wie aus dem
Stadtarchiv hervorgeht, wurde dieses
Gasthaus im Jayre 1160 erbaut und
erlangte bald einm weitverbreiteten
Ruhm als bevorzugte Zechstube des
Adels und Herberge für durchreisende
Fürsten. Unter anderen haben Kai
ser Friedrich 1., Ludwig der Bayer
und Karl IV. den Riesenhof" be
sucht. Ueberhaupt ist dieses älteste
deutsche Gasthaus ganz außerordent
lich reich an aistoriscyen Erinnerungen,
dcnn das Städtchen Miltenberg spielte
zur Zeit der Bauernkriege eine ziem
lich dedeutende Rolle. Man braucht
nur daran zu denken, daß Goethe in
seinem Gotz von Berlichingen" den
Knappen Georg in Miltenberg ster
ben läßt. Auch Martin Luther stat
tete dem Gasthof einen Besuch ab.
und zwar übernachtete er dort im
Jahre 1518, und bei dieser Gelegen
hrii fhitfifA m.vi i . ic..!
v... ifiMit jiuy eine willige upi
sode im Riesenhof" ab. Dort hielt
sich nämlich auch der lutherfeindliche
Schenk Eberhard von Erbach auf,
um Luther abzufangen. AIs er aber
nachts, so heißt es in der Ueberlic
ferung, die Stimme eines Betenden
vernahm, wurde e. von der tiefen
Andacht des unsichtbaren Beters er
griffen, fo daß er sofort am nächsten
Morgen den frommen Mann auf
suchte. Als er ?u seinem großen
tt TVIfÄ 1 w
SSf sei. gestand er ihm
zerknirscht seine böse Absicht und
Ä?2 ben Tage ab einer der
neuesten AnHanger der neuen Lehre.
ÄÖ?ri-3en iclt der ritterschaftli
."liesnhcf" seine be
! "Sechtage ab, Nobei er von
fSn "5", Wien Trun!" er
hielt Jedoch oft. da er weit über dieses
m hinausging, von der Bürg
schaft ausgelöst werden mußte. Mit
b,St nahmen die Ansprüche au
ll&V der in Miltenberg einlehr
L3Smben rmttte sich, und ,0
?urd der Riejenhof" im Je
1500 durch einen Umbau erweitert
als Fürstenherberge em
staa tche Unterstützung von 100 Z
Skntammen erhielt. Dieser Neubau
M noch heute m dem Oertchen. er
& i Sterke und einen Zwi
chenftock im Hauptbau und drei wei
w S ockwerke in dem fpitzzulausen
den aufgesetzten Giebel. Der Bau ist
5? Stiches Kunstdenkmal von hohen
Wert, besonders schön ist das Trep.
penhaus. das vorzüglich erhalten ist.
Im Jähre 1655 nahm auch die
Kontgin Christine mit einem Troß
von 100 Pferden im Riesenhof
Quartier. Unter den anderen berührn
testen Gästen des Hanfes sind noch
zu nennen der König von Ungarn
und Böhmen im Jahre 1658, -der Her
zog von Marlborough 1704, Kaiser
V'711' ""d wahrscheinlich
f)at auch Prinz Eugen dort übernach
tet, als er 1734 mit 40.000 Mann
durch Miltenberg gegen Frankreich
Zog.
Politischer Prozeß in Moskau.
In Moskau wird dieser Tage, wie
Utro Rofsij" meldet, der Prozeß ge
gen die sogenannten rächenden Re
volutionäre" beginnen. Angeklagt
sind 53 Personen zwischen 17 und
7 Jahren verschiedenster Nationali
tät, aller Berufsklassen und beiderlei
Geschlechts. Es sind im Zeugen
vorgeladen. Die Anklage führt aus,
daß die rächenden Revolutionare"
in Petrikau, Radom und Kalisch tä
tig waren, besonders in den Jahren
1910 bis 1912. mit Raubübersallen
auf Bahnzüge und StaatSgedäude.
wobei es zu den schwersten Kämpf:,:
mit der Polizei kam. Die rächen
den Revolutionäre", meist frühere An
Hänger der polnischen Sozialisten
Partei, wareu vorzüglich organi,,ert.
ausgerüstet und geschult. Sie arbei
tete in Gruppen zu sechs Personen.
Ihre Ansührer waren durch Gelob
Nisse verpflichtet, sich niemals zu er
geben, sondern den Tod der Ergri
sung vorzuzreyen. Im Marz im
deS erkannten, steckten sie ihr Fon
Brand und fanden unter Abin,v
revolutionär Lieder den Tod in
Flammen, nachdem sie eine f lernt
m von Polizisten kampfunfähig
macht hatten. In Warschau in.
brachte ein einziger Revolutk:'.'
dasselbe und konnte nur durch , ;.
Wendung von Maschinengewehren d,
zwungen werden, fiel jedoch der P 'i
jei auch niA lebend in die Hände.