Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 30, 1916, Image 2

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Kiiü,tvollk Vcrtcldlgungsstellungkn. Freuden und Leiden des ßra
bcnkampfes. Heldentaten einer verlassenen Kompagnie.
Teutsche KriegSSriefe von der West
' front.
Bon Emil Cimfon.
An der S o m W e,
Ein zä'ljes Ringen hier oben! Zu den
berühmten Tücken des SteJungAiiegcz
von heute, zu Granaten, Schrapnells,
Gasbomben, Handgranaten, tritt hier
noch ein besonders peinlicher Geselle
das Sumpsgelände mit feinen häßlichen
Begiettcricheinungen: Nebel, häufig wech
feinde Temperaturverhältnisse, ständiges
Sickern der Feuchtigkeit in den Gräben.
Zo muß denn täglich mit dem Sacken
der Grabenmauera gerechnet, täglich bis
zu den Knieen im Wasser und Lehm
niorafl gewatet werden, um Schäden
auszubessern oder bessere SBerfmdungS
toeae in den Gräben zu schassen. Wahr
hastig keine leichte Arbeit, die hier von
der Infanterie, von den Pionieren und
.Schipper geleistet wird! Diese Arbeit
ist, um so höher einzuschätzen, da an ei'
, nigrn Stellen der Feind .Sicht" hat
und die Gräben durch leicht ansteigen
des Gelände führen. Da. wo die Eng-
, landet sitzen, haben sie hier und da die
Hohe zur Beifügung, ein kleiner Vor
teil, der immerhin nicht zn unterschätzen
ist. Der Stellungskrieg zeitigte hier in
sofern eine Neuerung, als die Engländer
"-auf den Bäumen jener Anhöhen
hausen und mit Maschinengewehren da!
wellige Gebiet zwischen Hardecourt und
Maricourt bestreuen. Aber auch diese
Liebesmühe ist vergeblich. Unsere Leute
find, Wind und Wetter zum Trotz.
Sumpf und Lehm nicht achtend, so fest
verschanzt, daß es fast als eine Luft er,
scheint, durch diese Gräben und Unter
stünde zu wandern. Freilich nur eine
Lust im technischen Sinne, was näm
lich die Großzügigkeit der Anlage 6e
. trifft. Immer wieder rennt der Feind
nuglol gegen diese Mauer don Beton
uns Erde an. N.cht ein Bieter geht der
leren, auch die Verluste sind erfreulicher
rne.se gering. Nur ein kleiner Ersolg war
dem Gegner in den letzten Tagen beschie
den. Aus bisher unbekannten Gründen
legte er plötzlich sein Feuer aus das kleine,
sich zum Teil senkende Dörfchen . , .,
das nur noch don etwe. 20 Frauen und
entern 83 Jahre zählenden Greise bc
wobnt wurde. Als nun der Feind in
feinem schonungslosen, sinnlosen Ver
wüsten der eigenen Länderstreckcn jctzt
auch . . . bombardierte, Wut der Greis
nicht zu bewegen, die Straße vor seinem,
schmucken Häuschen zu verlassen. So
tos ihn ein Granatsplitter an d:r'
Stirn: wenige Stunden später starb der
letzte männliche Bewohner des Dorfes.
Mehrere deutsche Ossiziere und Mann.
Basten gaben neben den wehklagenden
Frauen dem Greise, der ein Opfer der
maßlos:' Verblendung feiner drüben
!an',pftnden Land-leute wurde, das letzte
Geleit. Militärisch hatte die Beschießung
? keinen' Zweck. Wohl aber wurde
durch die Herausforderung seitens der
nrauzosen eine Antwort' nötig. Deut
i; Batterien feuerten einige Granaten
auf . . . hinüber, das man bisher der
schonen konnte.
t Hesse Siegeszuversicht durchflutet auch
Vit die Gräben und Unterstände. Das
nahe Weihnachtsfest hebt und läutert die
Sinnmung oller. Der kameradschakt
' )liU Geist herrscht zwischen Offizieun
und Mannschaften. In der Nähe eines
ibiludes, das wir etwa 19 Minuten
lang nicht passieren konnten, weil es die
(i:?,Iänbei mit der üblichen Mittags
ftnbung in Form von 12 Granaten be
dachten, öesindct sich eine überaus trau,
V.itt Mannschaftsküche. So fest einge-grcl-n
und so massig überdacht, daß
man hier selbst im stärksten Kugelregen
s:i;ie Erbsensuppe getrost verzehren kann.
Nachdem Major P.. ' ein prächtiger
b'.'.r und hervorragender Führer, einer
d-'r (zeitlich gedacht) ersten Ritter des
,.l,'crnen erster", zunächst mit mir in.
llulichft Ruhe das Einschlagen der Gra
naie beobachtet hatte, meinte er scher
zend: ...
Herr Berichterstatter, wir sind hier
etwas in Sicht, die Herren da fcrüfcn
fir.r.tn heute etwas reichlicher zu sperr'
den. da wird's doch ratsamer, rfiir sehen
mal das heutige .Diner" an.
i;ir treten in die Mannschaftsstube
Acht, zehn Mann, darunter ein sieb
',,'yiähnger Kriegöfteiwilliger, stehen
bor der brodelnden Erbsensuppe.
. Na, Kinder, und die zehn Schnitzel
das" sngt scherzhaft drehend der Major. .
Schnitzel fite Herrn Leutnant..,
; .r ''Jbjot," lautet die Antwort.
Alle zehn, mein Junge?" Der Masor
t:M mit dem Nut,' stocke . in feiner
Xä,Ln, Die braven Burschen jchrnun
Zk!. Recht habt ihr und babt's der
r rt, laßt's euch schmecken, Kinder!' '
Und wahrend wir die vortrefflich
"ve probieren, erzählt mir der Herr
' h ;or, daß die Busche brave Schlesi
' z, die im Vorjahre i;a Osten unter '
i in 3' nent kämpf! n. Ein
' !,-!, d. a rulmcnd von sich fag'n
r dci Frz"?s'.n i'a, rb
i 1 8 ' !'t?n ZU baben. obwebl es
u, g. tu der ledten großen Onensi
ntf im Pordertreiken war.
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Büchsen, in denen sie lagen, hat man ge
schickt an der Decke befestigt. Vorzügliche
Ncgenfänger.... Leicht bergan geht's,
Vorüber an einem kleinen Ehrenfried
hose, in die auch hier dem sumpsigen
Gelände Vorzüglich angepafzten Lau
grüben hinein. Nur eine kurze Zeit darf
man heute an dem Fricdhöslein Ver
weilen, da in seiner Nähe das feindliche
Feuer liegt. Aber so viel Zeit ist doch,
um zu sehen, wie auch hicz brave Käme
raden den schlummernden Genossen die
letzte Stätte mit Liebe bereitet haben,
und wie sie den geweihten Ort, den so
diel kostbares Blut tränkte mit ihrer
Treue pflegten.' Kein Unterschied des
Vanges. keiner der Geburt. Als Käme-,
raden schlummern hier alle, ein Leut
nant und sein Bursche, die beide zugleich
eine . tödliche Kugel traf. Es war ihr
Wunsch. , sollte es gemeinsam zu .Ende
gehen, sie beide, die sie seit Äricgsbeginn
im Sturm standen, hier oben bcicinan
der zu betten. ' Die kühle Erde sei den
Wackeren leicht!...
Madonnenwea," heißt ein Teil des
Laufgrabens, in den wir traten. Früher
lagen bayerische Truppen hier; sie stell-
kn an einer vor Sicht geschützten Stelle
eine gleichsam flehend die Hände ausbrei
tende Madonna auf. Mußten sie weiter
nach vorn, dann schlich sich flugs so
mancher tapfere Bayernfohn noch einmal
zu ihr hinüber und faltete die Hände
zum Gebet. Mit froher Stirn ging's
dann nach vorn in die Feucrlinie. Die
Bayern sind nicht mehr da, aber ihre
Mcrdonna wird auch von den Schlesien,
die jetzt hier stehen, in hohen Ehren ge
halten. Bärtige Leute und solche, die
kaum den ersten Flaum tragen, senken
vor ihr die Knie und flehen um ein
Weihnachtsfest ohne Blut und Tränen,
flehen aber auch um den Sieg der ge
rechten Sache.
Ja, deutlich fpiirt man auch an den
sumpfigen Ufern der Somme, wie der
Gedanke an Weihnachten kräftigt und
hebte. Wo immer etwas freie Zeit
bleibt, d , regen sich die Hände der
braven Streiter, um ihren Lieben daheim
eine kleine Gabe zum Weihnachtsscste zu
stiften. Ist auch der Tienst'schwer hier,
kann man such im Graben bisweilen
nur fchneckenweife weiter kleben auch die
Stiefel am Lehm oder der Lehm an den
Stiefeln so fest, daß bisweilen Stunden
nötig sind, um wieder alles für den
neuen Tag sauber und trocken zu machen
unverdrossen finden die .Pracht
bengels'. wie sie Major P. mit Zstecht
nannte, immer noch Zeit, um an ihre
Lieben zu denken, ihren Frauen und
Kindern sichtbare Zeichen der Treue zu
spenden. Das darf und wird die Heimat
Nie vergessen.- '. -
Wir sind ganz born in die erste Stel
lung gelangt, nn noch 'etwa 100. bis
200 m vom Feinde! kriechen einen tief
im Erdinnern entlang führenden, bom
bensichercn Gespenstergang entlang;
tasten uns mühsam vorwärts, lautlos
auf Zehenspitzen schleichend. Nach einigen
Minuten erst geht's aus dieser schaurigen
Unterwelt langsam wieder etwas empor.
Wir sind an dem weit vorgeschobenen
Horchpvsten. 30 m vom Feinde! Wir
wissen: da unmittelbar vor uns sind die
eingegraben, die unseren tapferen Krie
gern an die kehle wollen und sehen
nichts! Nur Gräben, Sappen! Nirgend
als in so großer Nähe vom Feinde
kommt einem das Grausige des moder
neu Stellungskrieges sg deutlich zum
Bewußtsein. Die gähnende Leere des
Schlajitseldes, die alle Nerven bis zum
ausi.erfie anspannt, hier wirkt sie be
sonders folternd, peitscht und reizt alle
spinne.
Durch einen Graben g.'ht's aus C. zu.
Die Gräben ziehe sich in ftattlichkn
Serpentinen weitck, so daß der Feind
bald links, bald rechss liegt. Immer
tiefer watet man im Wasser, das klat
schend die Holzbchler: schlägt, die
man zum Schutze engest eine Art
.Dünung" in dir Eraben legte. Glitschig
der Boden, glitschig die Warte, an denen
an sich oft mit den Ellenbogen stützen
muß, um vorwärts zu kommen. Und
denneS überall siehe Gesickter. keine
Spur vez Erschöpfung. Den Htldea des
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Schützengrabens ist der Krieg schon zur
Gewohnheit geworden.
TaS Telephon rattert. Die Männer,
die uns eben noch in rührender Schlicht
heit mitteilten, daß sie die Stunde zäh
len. bis die erste Weihnachtsscndungen
eintreffen, stieb? auseinander. .Bat
terie... wird durch Schropnellfeuer be
lästig:. Feind bei.. . mit Maschinenge
wehren beunruhigen", lautet die Mel,
dung. Blitzschnell kriechen aus allen Ecken
die menschlichen Maulwürfe hervor in
einigen Sekunden knallen sie los.
Wir kommen zur .Kanzel" und sind
nur wenige Minuten von C. entfernt,
das einigermaßen Schutz bietet. Trüben
haben die Burschen etwas Sicht gehabt
und Pfefsern ein paarmal Granaten
herüber. Kein Ausweg möglich. Bor
wärts müssen wir. Sowie die Dinger
pfeifend kich nähern, ducken wir uns
etwas nieler. Wo werden sie krepieren?
Sekunden!, ng dann Schweigen, bis sie
zischend et 30 m dorr uns einschlagen.
Einige Trichter reißen sie in die Sumps
mu'de. Grauschwarzer Nauch steigt auf.
Die Dinger bersten, die Splitter fliegen
aber gottlob nur in kleinem Durchmesser
umher. Pfsfk Eine neue Granate zuckt
durch die Lust. Wieder Sckweigen, War
ten. Eng aneinander stehen wir, ine
Welt von Gedanken durchrast das Ge
Hirn. Der Tod erscheint in diesem Feuer
rnertwürdigermeise nicht mehr so gräß
lich, wie man sich ihn inst vorstllie.
Nuh'g, ohne Baugigkit, harr! man dem
Ereignis entgegen,. ä?:cder habe. die
.auf. . vcrpoöten;
Herren den Bogen im Laufgraben ver
fthlt. Die unschuldige Mulde scheint es
ihnen angetan zu haben.
.Wir können weiter!" Unser Führer
fprichf s ftklenruhig. reckt die Arme dabei
etwas, um die Gelriikc nach dem Ducken
wieder in das Gleichgewicht zu bringen,
und fährt dann fort: .Die übliche Ra
tio dürste derpseffert sein, meine Her
ren, außerdem haben unsere Leute in ...
erkannt, daß man uns hier belästigt, sie
werden das Feuer in eine andere Richtung
lenken." ,
DaS stimmt. Ohne Störung kamen
wir bis nach C., wo beim Hauptmann
B. ein Gläschen Rotspohn die Cpuren
der eben iiberstandenen Aufregungen
bald wieder fortspülte. AlS wir im Gar
ten des KompagniechesS stehen, kommt
ein Stabsarzt mit einem blonden, etwa
zwanzigjährigen Jungen vorüber, der
über dem rechten Auge einen kleinen
Verband trägt. Er war vorhin weiter
oben, ls die Infanterie in paarmal
feuerte, unvoisichtigeiweise in der ersten
Stellung auf etwas gefährdeten Posten
stehen geblieben. Brennender Ehrgeiz
er war erst seit kurzem in der Feuer
ftellung ließ ihn nicht weichen. Das
kostete einen Schuß in die Stirn, der
aber nicht allzu böse war. Strahlend fast
tritt er auf uns zu. nicht eine Spur von
Schmerz oder Verzweiflung kn dem
kräsiig? Gesicht. Vierzehn Tage werden
Sie daran zu knabbern haben, mein
Sohn'" meint der Stabsarzt und
sireichi ihm tzkiezüch Lberdi 'Range.'
. - - ... .
Stolz erwidert der brave Bursche:
.Macht nichts. Herr Doktor! Wir haben
die Halunken drüben schnell zum Schwei
gen gekriegt. Da! ist die Hauptsache." Er
spricht ganz schlicht, in ehrlicher Freude.
.Na, dafür sollen Sie auch Weihnachten
nach Hause!" Der Hauptmann sagt daS
und schüttelt dem tapferen Helden die
Hand. .Weihnachten bei memer Mut
terZ" Helle Freudenträneg brechen her
vor. Der große blonde Bursche weint so
lauter und rein, wie nur Kinder weine
können.
Bus vorzüglich durch Schilfbüsche! do
stattlicher Größe gkgen Sicht gedeckt
Sumpfwiese geht es nach... weiter.
Hier ist ein Zweispänner bereit zur
Heimfahrt an den Sig des . .'. Korps, an
dessen Spitze Exzellenz v. d. M. steht,
dem ich für seine ungemein große Lie
benZwürdigkeit sowie die Führung durch
Hrn. Hauptmann S. und Hrn. Ober
leutnant P. großen Dank schuldig bin.
Immer der Somme entlang, in dunk
Zer Nacht, ging die Heimfahrt. Leife bro
delten feuchte Nebel hervor. Hie und da
stiegen grelle Leuchtrakcten aus, schaurig,
gespenstisch anmutend. Das Fcucrn fetzt
allmählich wieder stärk ein, in Stich
tung von EstreeS jenseits der Comme.
Die alte Landstraße zittert bisweilen.
In den wenigen Häusern, uf die mau
stößt, erlosch allmählich die Lichter.
Das Tal der Somme geht zur Ruhe.
Nur die Feuerzungen, die drüben durch
die Lust zischen, künden, daß och Wen
MsffMBtfi..lM um (.A in ütr
-.r-T - "
Nichten. Von Clerq an wurde die Fahrt
etwa weniger ungemütlich. Größere
Ansiedlungen. außerhalb der Feuerlinie,
hoben die Stimmung. Nach etwa zwei
Stunden war die düstere Fahrt beendigt.
Wie klein sind doch die Schrecken eine
solchen Tages gegenüber den ungeheueren
Leistungen der Männer, die monatelang
da vorn liegen! Der härtesten Wetter
unbill ausgesetzt sind, dauernd gegen
Sumpf. Morast und Wasser ankämpfen,
und keine Minute vor dem Feinde sicher
sid. Welch' eine Große adelt hier Führer
und Mannschaften. Welch' eine Größe
bekundete der blonde Burfche, als ihn die
feindliche Kugel traf. Er denkt nicht an
sich, nicht an seine Wunde. Die Halun,
kcn drüben find zum Schweigen ge
bracht." Das ist ihm die Hauptsache.,
Und Weihnachten bei Muttern! In
dem Gedanken bannt er alle Schmerzen,
trägt sie willig und gern. So wie er
fühlen sie alle.
?cr verlorene Srabcn.
Bon Tx. Rudolf Dämmert.
Aul der Smmtfrot.
Der BataillonZführer, der seit Stun
den im Versteck eines Baume hockt und
das Fernglas nicht von den Augen
bringt, springt rasch mit einem Satz auf
den Boden. Er hat bemerkt, daß die
blauen Stahlhelme der Franzosen blitz,
schnell ouö der Mulde vorgestürmt sind
und die noch vom Puloerrauch dampfende
vorderste deuifche Stellung überrannt ha
den. Es darf keine Minute gesäumt
werden; denn die Entfernung don dem
Walde, in dem das Bataillon in Reserve
liegt, ist nicht groß. Der Alarmruf .An
die Gewehre' reißt die müden Schläfer
aus ihren Traumen. Sie tasten nach
den Gewehrpyramiden und haben im Nu
den Waldrand besetzt. Das Sperrfeuer
donnert heran, wie ein Rciterheer reisiger
Riesen, das jeden zerstampft, der ihm in
den Weg kommt.- Zwischen den eisernen
Hufen hindurch, in qualvollen Sprüngen,
vird Munition in eine Riegelstellung
vorgebracht. Die Dämmerung bricht
langsam herein. Die Nacht muß die ver
lorene Stellung wiederbringen.
Um elf Uhr abends trifst der Befehl
ein, die völlig erschöpften Kompagnien.
t?ie im Vordersteg Grabe im Nahlampf
mit dem Feinde ringen, abzulösen. Es
sind nur noch neun Gruppen, rund hun
bert Mann, zur Hand. Um Mitternacht
beginnt der Bormarsch. Der dem Feinde
wohlbekannte Laufgraben liegt auf der
ganzen Strecke im Sperrfeuer. Er ist
teilweise verschüttet und durch den strö
inenden Regen grundlos. Ein Offizier,
der schon viel mitgemacht hat, erzählt
mir. es war der tollste Tag feines Le
bens. Die Fcucrflammen schlagen rechts
und links aus dem Boden, Eifenkjumpen
und Erbstücke schwirren über die Köpfe
weg. In dem Fackeltanz der Granaten
bieten wenigstens die Grobenwände noch
Schutz. Steckt aber ein Cchrappnell sein
grinsendes Flammengesicht in den Erd
gang, fo kann man von Glück sagen,
wenn man ihm heil entmischt. Die Füße
sinken knietief in den Lehm. Den Toten
und Verwundeten bereitet der Schlamm
in weiches Bett. Wer den zerwühlten
Graben verliert, findet sich in der pech
schwarzen Finsternis nicht mehr in ihn
zurück. Zwischen vier und fünf Uhr mor
gens sind die zwei Kilometer zurückgelegt,
die vordere Stellung ist erreicht. Die
dortige Besatzung hat einige Teile des
Grabens gehalten, dessen größten Teil sie
ober den Franzosen überlassen mußte.
Sie ist völlig verwirrt und'muß sich nun
durch de Laufgraben im Sperrfeuer in
Sicherheit bringen. Aus einigen Granat
löchern und seitlichen Stellungen stoßen
versprengte Teile zu der eben angelang
ten vorgeschobenen Kompagnie, die nu
im ganzen etwa hundcrtundzehn kämpf
fähige Leute umfaßt.
Als der Tag onbMI. läßt der Kam
pagnieführer zuerst aufklären. Die Pa
trouillen kommen auf beiden Seiten im
Graben nicht weit. Ek stoßen auf Bar
rikaden. die do der anderen Seite mit
Handgranaten verteidigt werden. Es
stellt sich heraus, daß die Linie rech und
links weithin im Besitze des Feinde ist,
und daß' die Besatzung somit von alle
Seite umzingelt werden kann. Die
Franzosen versuchen den Graben von
vorne zu fassen, die Anstürmenden wer
den jm Feuer niedergestreckt. Dann or
Veiten sie sich an den Fluge! mit Hand
granoie vor. Sie setzen sich, da den
Deutschen diese Handwasse ausgeht, in
einigen Minentrichtern fest, kommen aber
nicht weiter. Meldegänger werden nach
rückwärts geschickt, um den Batillonöstab
die unhaltbare Lage zu melden. Es ist
zweifelhaft, ob sie sich durchsinden. Auf
der Front Veimandoillers Chcmlne
ist e der emzige Abschnitt der alten vor
derften deutschen Stellung, der noch
standhält. Der Feind sitzt schon ring,
um in der zweiten deutschen Linie. In
den Stollen liegen devtsche und fran
zösischk Verwundete. Sie teilen die Reste
ihrer Tornifiervorräte.
Eine Patrouille von drei Mann, die
seitwärts geschickt war, bringt zwei
französische Offiziere und dreiundachtzig
Man an. Sie hatten diesen vorgelo
gen, unsere Grabenbesatzung sei sehr
stark, ein Widerstand helse ihnen nichts.
Der Entschluß, sich gefangen zu geben,
scheint den Franzosen nicht schwer ge
fallen zu sein; denn sie sind recht der
gnügt und sagen, alt sie an unseren
Leute vorliberkommen, um zum Lauf
grabe gesuhrt zg werden, einer wie der
andere, "I gnem ett tmis". Ein
feindliche Flugzeug, das in zweihuv
dert Meier Höhe über den Graben
surrt und ihn mit feinem Maschinen
'ewehr bestreichn, wm, :rs abge
chosscn.
Auch wahrend der folgenden Nacht
wagen die Franzosen nicht, es mit der
klein jeÄeaut'g Besatznz dk
vorgeschobenen Graben aufzunehmen,
die jeden Annäherungsversuch mit siche
ren Schüssen vereitelt. Sie wird daher
um 6 Uhr morgen in den Hollenofen
de Trommelfeuer gesteckt, erleidet ob'
nur geringe Verluste. Man glaubt Wohl,
daß sie nun unschädlich sei; und küm
mert sich zunächst nicht um sie, obwohl
sie der französischen vorderen Linie wie
ein Pfahl im Fleische fleckt. Aber man
irrt. Trotz aller Kämpfe und Strapa
zen sind diese prächtigen Burschen mun
ter und frisch. Sie beobachten genau,
was in den von den Franzosen besetzten
Gräben vor sich geht. Diese füllen sich
und es ist kein Zweifel mehr: der Sturm
auf Bermandovillers steht bevor. Eiligst
wird durch den Laufgraben Meldung
zum Regiment geschickt. Nacbmittags
stürzen d Franzosen au de Nachbar
grüben, um das Torf zu stürmen. Ein
Teil der deutschen vorgeschobenen Gra
benbesatzung macht Kehrt und schießt
den .Stürmenden in den Rücken, di
etlva zweihundert Mann dadurch ver
lieren. Dieser Feuerübersall, der den
Angriff verwirrt und erstickt, ruft hellen
Jubel bei ihr hervor. Ein zweiter An
ansf scheint bevorzustehen; denn über die
Barikaden kommen zu den Deutsche
einige ' Ueberlöufer herüber, die keine
Lust zeigen, dem Tode in die Arme zn
laufen. Sie sind zum Teil sinnlos be
trunken.
Nun wissen die Franzosen, daß sie
nicht seitlich vorwärtskommen, bevor sie
nicht ihre Linie ganz von der deutschen
Besatzung gesäubert haben. Sie greisen
das vorgeschobene deutsche Werk noch
mal! don vorn und von der S'ite an,
ohne den geringsten Erfolg. Nun arbei
ten sie sich um den Graben herum, so
daß sich die Verteidiger nach vorn und
hinten wehren müssen. Etwa zwölf Flie
gcr kreisen wie lauernde Raubvögel über
den paar Dutzend Leuten und schieße
mit Maschinengewehren und Revolvei
kanonen in ihre Reihen. Sie sind nun
völlig abgeschnitten und haben nur noch
die Hoffunz. daß ein deutscher Gegen
angriff sie befreien wird. Der Hunger
wird kaum empfunden, aber der Durst
ist eine unsägliche Marter, besonders sür ,
die Verwundeten. Auch die Munition
geht zur Neige. Aus Minentrichtern
wird trübeS Wasser geschöpft, bis man
bemerkt, daß auf dem Grunde Leichen
liegen. Dann fucht man in anderen
Gruben und ruht nicht, bis auch alle
verwundeten Franzosen ihren Durst ge
stillt haben.
Am Abend dringen Hurraruse an daS
Ohr. Die Kopse rucken empor und
man sieht, wie ein deutscher Gegenan
griff aus Bermandovillers hervorbricht,
aber an der Zwischenstellung Halt macht.
Daraus erkennt der Führer der vor',
geschobenen Kompagnie, daß man de
alten deutschen Graben, in dem er ist.
nicht zurückerobern will, und er be
schließt, nacht 1L30 Uhr mit feinen
Leuten zu der Zwischen stellung durch
zubrechen. Die Vorbereitungen werde
in aller Ruhe aus da sorgfältigste ge
troffen. Zum großen Schmerze der Ka
meraden müssen die Verwundeten zu
rückgelassen werden. Man gibt aber den
gefangenen Franzosen einen Brief mit.
der die Bitte enthält, unsere Verwunde
ten gut zu behandeln, da die französi
schen Gefangenen auch gut versorgt wär
den. In der Abenddämmerung wird
eine Patrouille von zwei Mann aNge
schickt, die Stelle auszusuchen, die sich
zum Durchbruch am besten eignet. Sie
geht sprungweise vor und gerät in flan
kicrende Maschinengewehrseuer. Ter
eine erhält einen Schuß aus die Patro
entasche, der sämtliche Patronen ent
zündet. Durch den Gakdruck wird ee
zu Boden geschleudert. Als er wieder
zn sich kommt, bemerkt er zu feinem Er
staunen, daß ihm wie durch ein Wunder
nicht daS Geringste illgestoßen ist. Noch
halb betäubt, rollt er sich zweihundert
Meter weiter bis in den deutschen Gra
den und gibt dort Zeichen, daß er durch
gekommen ist. Es ist nun die Lücke g
künden, durch die sich die Kompagnit
durchschlagen kann.
Um 11 Uhr werden die Posten ein
gezogen und die Mannschaften gesam
melt. Sie kriechen zunächst aus allen
vieren vorwärts, werde aber trotzdem
vom Feinde bemerkt und von Geschossen
überschüttet. Einige fallen. Als sie
hundert Meter vorangekommen sind,
kaufen ihnen Handgranaten entgegen.
Nun hilft nur ein forsche Wagnis. Sie
erheben sich schnell und stürmen auf den
Graben zu. der von Franzosen besetzt
und zur Verteidigung eingerichtet ist.
AIS diese die Schatten der Anstürmen
den sehen und den gesurchteten Ruf hii
ren. reißt sie aus, waS sie können. Die
Deutschen fetzen über den Graben hin
weg und laufen, wa sie können. Die
Geschoßgarben der Maschinengewehre
pfeifen über ihn Köpfe. Sie stoße
nochmals uf einen Graben, der besetzt
ist. E stellt sich aber herau, daß nur
versprengte Franzosen darin sind, die
verstört und ohne Ahnung, wo sie sich
befinden, au den Kaninchen löchern kom.
me und sich gefangen geben. Sie so!
gen dem Graben, in dem zahlreiche fran
zösisch, Leichen liegen, und komme r.ach
zweihundert Meter an eine Riegelste!
lung. die von deutschen Posten besetzt
Ist. Eine deutsche Kuael surrt an ihnen
vorbei, aber dann klärt k'n fräs ttQf r
sächsische, Fluch da M!szvkrstä:,dniZ
aus. Man hatte die Kompagnie sg
völlig ausgegeben.
I großen Dichtungen ist d.'.
Interesse nicht, eine dorübergthenoe
Phase der Kulturgeschichte geknüpft; ek
ist auf da, alle Zeiten und Bölker M
meinsame. auf da Ewige und Unnn.
delbare in der Wenschennatur gegründet
und kann daher weder veralten, noch ,!
Ciüj ZAIMZUIMH, jcjai qu.lw n
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