Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 27, 1916, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    1
i
Das weiszs ZZinmev ; j
vkoman ton gergu Hin.
f t WtWtT"" '1
(16. Fortsetzuna).
anfielt Du bis vor dal Hau?
.Nein. Um Deinetwillen hielt i
tt für liksstt. da nickt iu tun. I
ki TtrolMt an der Ecke ballen
und ging dann zu Fuß bis zir Villa
Liax. Jkh sah leinen Menschen.
)un ging ich in den Garten. Du
warst aber nicht da. Darauf begab
ich mich tnS Haut. Ich sagte mir
zwar. Du würdest nicht mehr da sein,
aber ich ging doch hinein, weil ich
dachte, vielleicht hättest Du einen
y -Brief für mich hinterlassen. Außer
dem sah ich Licht im weißen Zimmer.
$ch ging also hinein. In dem wei
fen Zimmer sah ich vor dem Piano
eine schivorzgekleidete Franengestalt
liegen, mit dem Gesicht nach oben.
Sie war tot. Ich erkannte sie. es
war meine Cousine. Ich war wie
gelähmt vor Entsetzen. Ich drehte
die Tote um und entdeckt die Wun
de im Rücken. Sie war ermordet
worden. Ich war ganz verwirrt und
keine klaren Gedankens fähig. Erst
wollte ich Lärm schlagen und die
Polizei rufen, dann verwarf ich je
doch diesen Gedanken, weil ich sürch
tete, man werde mich für den Mör
der halten "
,Aber Du hattest doch kein Motiv
u dem Mord", fiel Laura ein. .Hat
test Du gewußt, daß Du Deine Cou
sine beerben würdest ,
5as wubt ick damals noch
nicht", unterbrach sie Arnold, .ich
erfuhr es erst später und war sehr
erstaunt darüber, daß Ylora mich zu
ihrem Universalerben eingesetzt hatte.
Als ich jene fürchterliche Entdeckung
machte, war ich wie von Sinnen. Ich
zerbrach mir den Kopf, wie Flora
in dieses Zimmer gekommen sein
möge. Dann kam mir der Gdanke
an unsere Verwandtschaft und daß
ich den Hausschlüssel besaß! Oh.
Laura! begreifst Du noch nicht, daß
ich den Kopf verlor? Ich wartete
auf eine günstige Gelegenheit zur
Flucht, ging die Treppe hinunter und
öffnete die Tür. Der Polizist Miller
stand vor der Gartcnpflorte. Schließ
lich ging ich hinaus, trat an ihn
heran und sprach mit ihm. Darüber
haben ja die Zeitungen berichtet. Un
terwegS verlor ich den Schlüssel.
Natürlich nahm man infolgedessen
on, ich hätte mit dem Verbrechen et
was zu tun. Ich meldete mich nicht
bon selbst. Jetzt, da ich Flora be
erbte, durste ich bai erst recht nicht
wagen. Da hätten wir also daS Mo
ii zu dem Verbrechen" Arnold
ging fieberhaft erregt im Zimmer hin
und her .kein Mensch würde an
meine Schuldlosigkeit glauben. Frage
nichts mehr. Laura! Die Gefahr in
der ich schwebe, macht mich noch
wahnsinnig." ,
.Armer Schatz!" Laura erhob sich
und küßte ihn zärtlich. .Ich glaube
an Deine Schuldlosigkeit. Wir wer
den den Mörder schon finden! Hast
Du jemanden im Verdacht?"
.Nein, ich weiß nur wenig über
meine Cousine. Aber ich werde alles
daran setzen, die Wahrheit zu ergrün
den. Ich glaube. Professor BocaroS
hält mich für den Mörder FloraS.
Warum daS ist mir allerdings
unbegreiflich. Er kann doch nicht
wissen, daß ich in jener Nacht in der
Villa war! Er führte mir diesen
Juscher zu und, um jedeS Miß
trauen zu zerstreuen, betraute ich
diesen Mann mit der Aufgabe, nach
dem Mörder zu fahnden."
.Oh. Arnold. Du hast diesen
Bluthund auf Deine eigene Spur ge
hetzt!" ,
.Ja, es mag töricht klingen, aber
eS ist eine ganz kluge Idee. Selbst
dann, wenn s Jascher, entdeckt, daß
ich in der Villa war. wird er schwei
gen. wenn ich ihn gut bezahle. Er
ist ein feiles Subjekt, das habe ich
heute erfahren. Vielleicht entdeckt er
den wirklichen Mörder, dann bin ich
von dieser entsetzlichen Angst befreit.
Entdeckt er ihn nicht, so wird er mich
nicht verraten, solange ich ihn bezah
le. Ihn fürcht' ich nicht aber den
Professor fürchte ich."
.Nun. vielleicht entdeckt Jascher
den Mörder. Aber. Arnold, wie
sieht es mit dem Dolch?"
Er ist mein Eigentum. AIS ich
ihn Dir damals gezeigt, ging ich
tu meinet Cousine. Ich muß ihn
Niit haben liegen lassen. Flora
cheint ihn mit in die Villa Ajar ge
nommen zu haben zu welchem
-Zweck oder aus welchem Grund
i weiß der liebe Sott! WaS fange
ich nun an. Laura?
Äbw.,rten! Abwarten!" sagte sie
hffuhut die Arme fest um ihn
flinaend. .Tu bist schuldlos und
das muß bewiesen werden. Behalte.
nue Jascher als Detektio. Ich werde
Hxtn Tracey bitten, mir zu hel
sen."
13. Kapittl.
Herr Jascher wak ein Mann, der
aus der Bühne des Lebens schon
raft 5? Y;M fcAt
iiEUlltyt ist vw tt. j y ...-
' Geld über olleS, weil kS ihm die
' fl.'.i. ffijniiff i4 P1lMl8 fett
Uil u;itvwvn w.
schaffte, on denn, ihm kesondtts diel
t
. i
gelegen war. BiS jetzt halte er ei
aber noch nicht so weit gebracht, sorg
(oft leben zu können.
AIS Professor Bocaro zu ihm
kam, ergriff tt dessen Vorschlag, die
Gpur Ui Mördcrö zu verfolgen, mit
tausend Freuden, denn er hoffte ein
tüchtiges Stück Geld aus' dem un
praktischen Gelehrten herauszufchla
gen. Er wollte ihn ordentlich aus
pressen. Die Andeutung, daß er
von dem Professor nun nichts mehr
zu erwarten habe, war allerdings für
!)afchr eine große Enttäuschung,
denn er sagte sich, daß der wirkliche
(irbe Arnold Caloert, sich nicht so
leicht .uberS Ohr hauen' lassen
würde wie der Professor. Um so
großer war daher seine Freude. alZ
oer junge Schauspieler ihn beauf
tragte. den Mörder Flora BrandZ
ausfindig zu machen. Eine leichte
Aufgabe war daö schließlich nicht.
.Bor allem mußtch jetzt ergriln
den", sagte sich Jascher, als er
nachdenklich in seinem Bureau saß,
waS Zlir ein Mensch dieser Caloert
ist. Hauptsache ist, daß ich so
viel wie möglich Geld auS ihm her
auölocke."
Bor allem machte sich dieser Herr
nun daran, verschiedene Schauspie
ler aufzusuchen, mit denen er näher
bekannt war. Unter anderen Ee
schäften, die Jascher Zm Leben be
trieben, hatte er auch einmal eine
Theateragentur inne gehabt, woher er
noch ziemlich viel Beziehungen zu
Schauspielern besaß. Das allgemei
ne Urteil. daZ Jascher aus seine Er
kundigungen hin über Arnold Cal
oert hörte, lautete: Er fei ein her
zensguter Mensch und besitze einen'
ziemlich starken Willen, er habe aber
kein besonders großes Talent zum
Schauspieler. Daö war Jascher nun
allerdings nicht maßgebend, denn er
wußte zur Geniige, wieviel Neid und
Mißgunst beim Theater herrschten.
Er nahm sich vor, sich mit eigenen
Augen von Calverts Können zu
überzeugen.
Her? Jascher besuchte emcö Abend?
das Liltoriatheatcr. Das neue
Stück war nicht besonders zugkräf.
tig, eZ war auch nicht viel wert. Am
interessantesten war der zweite Akt,
in welchem ein ' Maskenball statt
fand. Arnold Calvert erschien als
Venetianer und sah in dem mit gol
denen Borten besetzten schwarzen
Samtkostüm sehr vorteilhaft aus.
Während der Szene hatte er den
Dolch zu ziehen; daS lenkte Jaschers
Aufmerksamkeit auf die Tatsache,
daß er eine solche Waffe trug. Aber
er maß dem keine Wichtigkeit bei.
Erst im letzten Akt stutzte Jascher.
Wie Calvert h diesem erschien, paßte
ja auf ihn genau die Beschreibung,
die der Polizisi Miller von dem
jungen Mann gegeben, den er in der
Mordnacht getroffen! Der Anzug,
der rotblonde Spitzbart und der
Dolch daS alles gab ihm viel
zu denken. Und Caloert war mit
der Schwägerin des Herrn , Feller
verlobt!
Wenn nur dieser Caloert nichts
mit der Mordgschichte zu tun hat,
Pro
essor", sagte Jascher noch an
dem
elben Abend zu Bocaros.
Der Grieche, dem natürlich viel
daran lag. möglichst immer schnell
zu erfahren, was Jascher erreicht,
hatte sich mit ihm für Liesen Abend
in einem Restaurant verabredet. Mtt
seinen glühenden Augen und seiner
Leichenbittermiene sah er heute noch
abschreckender auS alS gewöhnlich.
Infolge der bitteren Enttäuschung,
die ihm Flora Brands Testament de
reitet, empfand er einen tiefen Groll
gegen Arnold Calvert; Grund zum
Argwohn gegen Arnold hatte er aber
nicht. Und hätte er einen solchen
gehegt, so wurde derselbe hinfällig
dadurch, daß Calvert sich bereit er
klärte. Jascher als Detektiv zu be
schastigen. - Kein vernünftiger
Mensch wücde so dumm seirl. sich ei
nen Tetektid auf die eigene Spur zu
betzm! AIS Jascher die Bemerkung
bezüglich Calverts getan, schaut der
Professor fragend aus.
Ich habe darüber meine beson
dere Jd." erklärte der letztere
.Calvert ist mit Fräulein Mason
verlobt. Und im Hause von deren
Schmagee wurde Flora Brand er
mordet. Feller muß also etwu wis
sen."
.DaS sehe ich nicht ein", versetzte
Zasch'r. Sie urteilen ZU schnell,
Prosssor. Allerding liegen Ber
oicr-isgründe vor; da Calvert aber
itScn Abend im Theater aufgetreten
ist. sind sie nicht stichhaltig. Um
Wheres über ihn zu erfahren, habe
ich Calverts Stellvertreter am Vik
toctaTheater für heute abend eingela
den." Jascher sah aus seine Uhr.
.Er muß bald kommen.
- i Sie vorhin erwähnten",
warf der Proftssor ein. ist Caloert
de; junge Mann, der mit dem Po
lösten Miller in der Nordnacht
skrach." '
.ES scheint so. Et trug heute
afcnd) im Theater einen Anzug und
chen Sp.itzbart, wie der Polizist be
schrieben. Wenn r aber wirklich
der Betreffende war. dann würde
rr doch kaum so dumm sein und in
viqer Bernewunz yeuie noq aurue
Ml'
.Und dock!" ereiferte fick Bocaros.
.Wenn Caloert aus der Bühne plötz
:. v.- ..r.iv.i ...v v:.
uj uiiuci Hcitkivc! ginge uuu un
Zeitunzen würden darüber berichten,
daS hätte dock möglicherweise Ber
dacht rregen können."
.Die Polizei hat aus besonderem
Grunde küne genaue Beschreibung deS
jungen Mannes, der mtt mltx ge
stocken, in die Zeiwnaen gelangn
lassen"
Caloert hat daS jedenfalls nicht
gewußt. Ich bin sicher, Caloert ist
der junge Mann, der in der Mord
nacht ans der Villa Ajax kam."
,Aber ?srau Brand brauckt er des
halb nicht ermordet zu haben."
.Sfim aut ein ne iges vermögen
durch ihren Tod zu."
.Allndinasl Aber tornt Brand ist
vor neun Uhr ermordet worden! Und
während dieser Zeit trat Calvert im
Theater auf!"
,DaS ist freilich wahr, ltimmie
der Professor düster bei. ES ist
und bleibt aber trotzdem merkwuroig
ich glaube, e? tit doch der squ.
dige!" ' ...
.Pst!" warnte Ja,cher. .Aiazi
,o laut! ES sind noch andere Leute
kiier. Nur keine Namen nennen!
Ah. da kommt Hart." '
Der junge Mann, der w an n
Tisch der beiden Herren trat, war ein
fiinfifr auslebender, autaekleiderer
Herr, der, nachdem er sein Vermögen
durchgebracht, sich oer uone ge
widmet hatte, um eine Ezistenz zu
haben. Bis jetzt hatte er aber noch
keinen Erfolg gehabt. Sein Bekannt
schaft mit Jascher rührte daher, daß
Hart einst in Spielschulden geraten,
auö welcher Verlegenheit der Detektiv
ihm geholfen. Und Hart war ihm
dankbar dafür. Mtt geiangwettler
Miene nahm der junge Schauspieler
am Tisch Platz und erklärt, er sei
halb tot. Als Jascher ihn mit Bo.
caros bekannt machte, nickt r nur
gleichgültig.
.Sie arbeiten zuviel. sagte Ja
scher.
.Ja, eö ist bitter hart, immer da
mvf nt Intimi, hafc man eine ctiin
füge Gelegenheit zum Auftreten er
wischt, versetzte der Eschauipiein.
.Sie sind doch am Viktoriatheater
engagiert?" rief Jascher.
.Aber nur als Calverts Stellver
treter; ich hab nur einzuspringen,
wenn er mal am Auftreten verhin
dert ist. Spielen kann er sreilrch
nicht, von Talent ist bei ihm gar
keine Spur. Ich würde aus der
Rolle, die er jetzt hat, ganz was an
dereS machen!"
.Haben Sie nie Gelegenheit gehabt,
für Calvert einzuspringen?" fragte der
Professor, der sich damit beschäftigte,
kleine Brotkrümelchen zu dreyen.
.Nur ein einziges Mal," antwor
tete Hart. .Aber da hatte ich natür
lich Pech, wie immer. Die Gelegen
heit entschlüpfte mir." ,
.Wie kam denn daS?" fragte Ja.
scher.
.Ich spreche nicht gern darüber;
eS könnte mir in meinem Beruf fcha
den. Bis jetzt weiß man es nur c.n
unserem Theater und Calvert. der ein
herzensguter Kerl ist, hat mir der
sprachen, zu schweigen."
.Calvert hat versprochen, zu
schweigen?" fragte der Professor mit
gierig funkelnden Augen. .Um was
handelt es sich oenn?"
.Also ich sollte eine Abends die
Rolle Calverts spielen, der sich nicht
recht wohl sühlte. Ich spielte auch
im ersten Akt und ging nur so ms
Zeug, bis ich so erregt wurde, daß
ich krank wurde. Mein Herz ist
nämlich nicht sehr stark," sügte der
Jüngling hinzu.
.So, so." meinte Jascher. .Sie
haben ein schwaches Herz? Und waS
geschah, als Sie krank wurden?"
.Man schickte sofort zu Calvert.
Zum Glück war er zu Hause."
.Und wirklich krank?" warf der
Professor ein.
.Nein, er hatte gesagt, er fühle sich
nicht wohl; aber er kam sofort und
spielt den letzten Akt." ,
.Um welche Zeit beginnt denn der
dritte Akt?"
.Gegen zehn Uhr.'
.Und um diese Zeit kam Calvttt
Ins Theater?"
.Ein paar Minuten vorher." ant
wortete Hart.
.Warum hatte er sich denn krank
gemeldet? War er die ganze Zeit zu
Hause geblieben?"
.Ich glaube nicht, daß er krank
war, er wird ein bißchen geschwindelt
haben. Ich glaube,' es steckte eine
junge Dame dahinter."
.Wie nieinen Sie daö?" rief Bo
caros hastig.
Hart stutzte. .Gar nichts meine
ich. Ich hörte nur. wie einige Kol.
legen Calvert damit neckten, er stelle
sich bloß unwohl, weil er ein Ren
dezvous mit einer jungen Dame habe."
.Leugnete er daS?"
..Nein. Er lackte nur und wurde
rok. Calvert ist etwas schüchterner
Natur.
Wissen Sie. wann daö war? Er
innern Sie sich des Datums?"
.Warum wollen Sie das so genau
wissen?" fragte Hart mißtrauisch.
.Es ist nur Neugicr," mischte sich
Jascher wieder ein.
Fortsetzung solgt -
täfiMt CmnU Tribüne. Montag, den 27.
Der Kachelofen.
Bon Fritz V!u!I.
Richard Breitschmidt war Beam
tcr an der Handelsbank. Schon an
die zwanzig Jahre oder so. Dort
führte er das Kontokorrent F bis ii.
stunden, die mit F anfingen, stun
den, die mit G anfingen, vnd stun
den, die mit II anfingen, bildeten
den Umriß seiner LedenZarbeit.
Das war nicht immer so. Richard
Breitschmidt war vom Lande. Dort
war sein Horizont ' erheblich weiter,
als er noch ein Junge war. Dann
bog sein Lebensweg, der Bildung
halber, in die Großstadt ab.
In der Großstadt gibt eS keine
Horizonte. Nur kleine blaue oder
wolkige Quadrate oder Dreiecke, gibt
es dort, die die Straßen aus dem
Himmel schneiden. Und Richard
Breitschmidts Dreieck war umgrenzt
ron F bis II.
War er traurig deshalb oder war
er zufrieden? Wie kann ich eS ja
gen, wo doch Richard Breitschmidt
selber eS nicht wußte. Wenn man
zwanzig Jahre lang Kunden'Konto
korrente von F bis II einträgt, so
ist man weder traurig noch zufrie
den. Gemütszustände hnben keinen
Platz zwischen F und II.
Und außerhalb von F, C und II?
Ach. Richard Breitschmidts Jnteres.
sen wurden mit der Zeit auch brau
ßen immer enger. Das kommt von
selbst so, daß man die Schablone
deS Berufes auf die Straße, in die
Wohnung mitnimmt. In. Richard
BreiischmidtS Junggesellenwohnung.
Ein kleiner Vogel im Käfig und
ein alter Salamander in einem
Aquarium waren dort die beiden
einzigen Dinge, die sich nicht von
F und G und H umgrenzen ließen.
Aber seine Freunde, sagt ,hr. hat,
fc er denn kerne Freunde? Freilich
waren da die Freunde, berufliche
natürlich. Durch dies aber ward er
sich nicht auS seinem Trott gewor
sen. Ein IbiSlMensch und ein
k.biS.'I'.Mensch krempelt keinen
F'bis'II'Mann um. Noch viel we
niger ein Stammtischkrug beim
.Weißen Bären".
Gewiß, da waren noch die Bü
cher, daö Theater. Aber Richard
Breüschmldt hatte wenig Sinn da,
für. Wenn man in seiner Jugend
m dem großen Buche lesen durste,
daS Natur heißt, wenn man, stun
denlang im Gras liegend, dem ewig
wechselnden Wolrenthcater da dro
ben zugeschaut hat und die Rehe
auS den Waldkullssen treten sah,
steht man nicht mehr lange Stun
den vor der Kasse, um ein billiges
Galeriebillett zu ergattern.
So kam eZ. dak Richard Breit
schmidts Leben immer mehr auf F
ms H zusammenfchnurrte. Das
heißt, er selber wußte nichts davon.
Allmählich wuchs er in das t bis
II organisch ein und nahm eS als
ein Schicksal, welchem jedermann
ver ällt..
- Nur wenn er, Sonntass nachmit
tagS dem alten , Salamander zusah
und den Vogel singen horte, tauch
ten alte Bilder auf. Als Knabe lief
er wieder durch das Dorf mit nack
ten Füßen. Als übermütiger , Ho
senlenz fuhr er mit seiner Haselgerte
in die Gänse und die Enten und
vermischte feine Feldherrnstimme
mit dem jämmerlichen Wehgeschrei
des Federvieh. Als Junge saß er
wieder lM Gebalk des alten irch
turmS bei der Uhr und ließ sich
wohlig gruseln, wenn es zwölf Uhr
schlug, am hellen Mittag. Als Aden
teurer zog er durch das Waldmoos
und war auf Du und Du mit aller
lei Getier. Als braver Enkel saß
er in den langen Winterabendstun,
den aus der Ofenbank und horchte
seinem runzeligen Ahnel zu. Nein,
was hatte auch die Großmutter für
unerschöpflich viele Geschichten er
zählen können! 9
Aber wenn er'S recht bedachte -
nicht waS sie sagte, war es, was
die braunen runden Jungenaugen
leuchten machte, sondern wie sie's
sagte. Diese Stimme war es. die
sich in der heimeligen Oftnnische
sing und von dort aus wie ein rau,
nendes Wassergeflllster auf den Ri
chard eindrang.
Da war es. daß er nur die Stim
me horte und die Worte nicht. Zu
der Stimme aber tat er selber das.
was sein Auge wahrend des Er
zählens von den Ofenkacheln ab
las. O diese Ofenkacheln! Bilder
waren drauf gezeichnet und gemalt,
eine Fülle von Figuren schob sich dort
herum. Und nur auf jeder fünften
Ofenkachel wiederholte sich daS Bild.
Aber bis er die Bilder der vier
Ofenkacheln mit der Stimme seines
AhnelS zu Geschichten verwebt hat'
te, kam ihm das fünfte Kachelbild
von neuem als ganz unerwartet vor.
Ein Gewogt gab das und ein Durch
einanderschlingen. Ritter waren da
und Heilige. Löwen spazierten auf
den Kacheln wohlgemut herum. Ein
Gockel saß auf einem Löwen und
krähte. Ja, und dann war eine
Riescnschlange da, die wand ia)
über drei große Kacheln hin, und
auf der dritten züngelten drei feu
rige Zungen aus dem aufgesperrten
Schlangenrachen. Dann war ein
Sonnenaufgang da mit iner vier
eckigen Sonne. Jawohl, eine, vier
eckigen Sonne. Er sah die vier Son
enteren beute Noch, wenn er die Au
gen zumachte. Das schönste bers
NövkNiLrr 191G.
waren die Blumen aus den Ofens
ckeln.
Es war schon richtig: solche Blu
men gab eS nirgendwo auf Feldern
und in Gärten. Wenigstens hatte
er. der Richard Breitschmidt. noch
niemals Blumen mit menschlichen
Gesichtern gesehen Mädchenblumen.
Ritteiblumen. Geizhalsblumen
aber da war ja doch das Feine,
daß eS solche Blumen nur aus seinem
Kachelofen gab. Eine jede solche
Blume war allein ein Märchen, da
man freilich niemand erklären kon
te. Nein, daS man selbst ablesen
mußte aus den wundersamen krau
sen Strichen.
Da alles fiel dem Kontokorrent
buchhalter F bis U bet der Han
delsbank, dem Richard Breitschmidt,
dann und wann ein, wenn er am
Sonniagnachmittag ein wenig sei
nem ölten Salamander zusah und
wenn der gelbe Vogel sang.
Aber eines Tages starb der gelbe
Bogel und eine Woche darauf der
alte Salamander. Da siel dem Ri
chard Breitschmidt nichts mehr ein
am Sonntagnachmittag, sondern er
ging schon ein wenig früher zum
Vier als sonst. Und beim Bier im
.Weißen Bären" bei VerusSgenossen
hat man wahrhaftig anderes zu sa
gen, als von Bildern aus alten Ka
chelöfcn zu berichten.
Und so wäre der alte Kachelofen
tot gewesen, hätte er nicht eineS
Tages doch wieder unvermutet vor
ihm gestanden. Und zwar nicht nur
in der Erinnerung, sondern leibhaf
tig. DaS kam aber so.
Die Handelsbank bekam mit ei
nem Kunden einen schwierigen Pro
zeß. Da galt eS. die Kontokorrente
längstvergangener Jahre nachzuschla
gen. Die lagen auf dem Speicher
droben. Des Kunden - Name aber
fing mit G an. Also kam es, daß
der Richard Breitschmidt selbst auf
diesen Speicher gehen mußte. Er
stöberte in alten Regalen, fand aber
nicht das Rechte. Ob noch ein an
derer Speicher da sei. fragte er den
Hausverwalter.
Ja, sagte der, die ganz alten
Sachen feien aus dem Speicher des
Hauses nebenan, dem früheren Pa
lais der Wolkensdorfer Freiherren.
Und es führe von dem Bankspeicher
eine schmale Tür durch die Brand
mauer. Hier sei der Schlüssel da
zu.
Dort fand der Richard Breit
schmidt. was er suchte. Aber noch
was anderes fand er dort, was er
nie und nimmer dort gesucht hätte.
Den Kachelofen fand er. Nicht einen
beliebigen Kachelofen, sondern den
Kachelofen, wenn auch zerlegt in
seine Teile.
Daß eS nicht der Kachelofen feiner
Jugend sein könne, sondern etwa
ein zweiter Ofen von dem gleichen
Osenbauer, hätt er sich sagen mlls
sen. Aber er sagte nur:
Mein Kachelofen, mein lieber al
ter Kachelofen!" Weiter sagte er
nichts. Sondern er ging auf ihn
zu und streichelte vorsichtig über die
alten bunten Kacheln mit den son
derbaren Malereien. Seine Phan
taste fügte die alten lieben Kacheln
wieder zusammen. Die alte halb
kreisrunde Nische sah er wieder. Des
runzeligen Ahnels Stimme hörte er
wie ein raunendes Wassergeflüster.
Und zu der Stimme tat er das, was
seine Augen aus den Ofenkacheln sa
hen, den Löwen und den Gockel drauf,
die Rief enfchlange und die viereckige
Sonne und die Blumen mit dem
Menschenantlitz Mädchenblumen,
Ritterblumen. Geizhalsblumen
Es war schon Dämmer, als Ri
chard Breitschmidt mit dem alten
Kontokorrent in die Bureaus
herunterkam. DaS alte Konto
korrentbuch trug er unterm
Arm. Unterm Herzen aber trug er
feinen Kachelofen. So schwer der
war, er trug an ihm nicht schwer.
Im Gegenteil, es ward ihm leichter
als sett langen Jahren.
Fröhlich wanderte er an diesem
Tage nach Haufe anstatt in den .Wei
ßen Bären". In einer Ecke seines
großen Wohnzimmers saß er und
schaute in die andere Ecke. Die war
aber arg leer, dachte er. Da konnte
man ganz gut etwas hinstellen, da
mit es nicht mehr gar so leer in sei
nem Zimmer aussah.
Aber was stellte man da wohl am
besten hin? fragte er sich schein
heilig, als hatte er die Antwort nicht
schon vor der Frage über den Bergen
leuchten sehen. Ja. ja. der Kachel
osen hätte dort wohl Platz gehabt.
Ein wenig fuhr er doch zusammen:
welcher Kachelofen? Doch nicht der
ftemde Kachelofen auf dem Speicher
im Pakais der Freiherren von Wol
kcttsdorf? I bewahre, sein Kachel
ofen selbstverständlich, nicht ein srem
der
Am andern Tage bei Geschäfts
schluß trug der Kontokorrentbuchhcil
ter F bis II das alte Kontokorrent
buch wieder an seinen Platz.
.Den Schlüssel, bitte," sagte er
zum Hausverwalter. Dann ging er
bei der Garderobe vorbei und blieb
einen Augenblick stehen.
Eigentlich kann ich meinen Habe
lock schon jett gleich anziehen, sagte
tr sich, legte ihn eilig um und sprang
die alte Treppe zum Speicher hin
aus
Als er wieder herunterkam, trat
er mit dem linken Fuß etwas fester
auf, und auf derselben Seite bauschte
sich sein großer Havelock kaum merk
lich. Den Schlüssel reichte er dem
Portier durch das Schiebesenstcr sei
ner Loge. Dabei lächelte er.
Ich werde den Schlüssel jetzt nichi
mehr nötig haben, dachte er, zum
G!i'f vergaß ich zuzusperren.
Und dann ging er fröhlich durch
die dichtgefüllten Straßen. Unter
weg trät er auf einen Augenblick
in einen offenen Hausgang ein und
schlug ein wenig den linken Flügel
seines Havelocks zurück. In dem un
gewissen - Schimmer einer Laterne
gleißte eS ihm entgegen ein Löwe
mit einem Hahn drauf, der krähte.
Feierlich stellte er sich diesen Abend
in seinem Zimmer vor der großen
leeren Ecke auf, warf mit einem Ruck
den Havelock zurück und legte den
Grundstein zu einem späten Kachel
glück.
.Was machen Sie da. Herr Breit
schmidt?" fragte feine gutmütige
Wirtin.
Es ist ei Andenken an meine
Jugend," sagte er. .ich bitte um die
Erlaubnis. Frau Nebendörfer, daß
ich nach und nach auch die andern
bringe."
.Aber Sie haben doch den Heizkör
per dort von der Zentralheizung
ich kann doch unmöglich einen Kachel
ofen "
.Beruhigen Sie sich, Frau Reben
dörfer, er soll nicht zum Heizen sein,
nur zur Zierde hier, sehen Sie."
Und dann zeigte er ihr den sanften
Löwen mit dem krähenden Hahn.
.Morgen bringe ich einen Ritter
und dann Schlangen und damit Blu
men Blumen mit menschlichen Ge
sichtern, Frau Nebendörfer Ion
nen Sie sich daS vorstellen oh,
kS wird wunderschön!"
Und eines Sonntags war es wirk
lich wunderschön in feiner Stube.
Andächtig saß er vor dem Kachelofen,
ging liebevoll an ihm hin und her,
setzte sich wieder, befühlte die Kacheln,
streichelte den Löwen mit dem Hahn,
fuhr mit dem Zeigefinger der langen
Schlange über drei Kacheln nach,
umrahmte mit demselben Finger die
Konturen der Ritter und der Heilt
gen, vertiefte sich in die menschlichen
Blumengcsichter, setzte sich wieder kjkn
und horchte einer eingebildeten Stim
me zu, die aus der Nisch kam.
Und als später noch Frau Reben
dörfer hereinkam, hätte er sie aus ein
Haar zu einem Tanz vor dem Ka
chelofen angegangen.
Bevor er diesen Abend schlafen
sing, sah er nochmal an feinem Ka
chelofen hinauf.
.Hm," sagte er, eigentlich ist die
Feier ein wenig verfrüht, es fehlen
noch zwei Kacheln - na, ine morgen
und die andere Dienstag oder soll
ich sie morgen, weil es doch die letzten
sind, gleich alle beide?"
Na. Herr Breitschmidt," sagt der
Kontokorrentbuchhalter Ii bis T in
der Garderobe. .Sie brauchten
wahrhaftig keinen Havelock mehr an
zuziehen, jetzt, wo's Frühling ist."
Sie haben recht," sagte der An
geredete, von morgen ab lasse ich ihn
zu Hause."
Dann wartete er ein wenig, bis
die Garderobe leer war, und huschte
geschwind die leere Treppe zum Spei
cher hinauf.
Das letztemal! dachte er, während
er immer zwei Stufen aus einmal
nahm.
Als er herunterkam, duschte sich
fein Havelock nach beiden Seiten un
merklich. Die letzte Treppe stieg er
herunter. So fröhlich wurde er da
bei. daß er halblaut ein Liedchen
pfiff. Eben wollte er an der Por
tiersloge vorbei, da ging die Tür
rasch aus. Eine hohe Gestalt kam
herein. Es war der Direktor, der
etwas vergessen hatte.
Mechanisch wollte Herr Richard
Breitschmidt mit der rechten Hand
grüßen, wie er'S immer tat -
Rumpum klirr da lag die
eine Ofenkachel auf dem Steinboden
in Scherben.
Starr vor Schrecken siel auch
Herrn Breitschmidts linker Arm
herab
Rumpum klirr da splitterte
auch die zweite Kachel auf dem Bo
den.
Der Portier kam heraus. Der Di
rektor maß den schlotternden Beam
ten mit wem durchdringenden Blick,
blickte auf eine große Scherbe am
Boden, wo die Schlange eine drei,
fache Zunge aus dem Maule streckte,
und hörte auf die erklärenden Worte
des Hausverwalters.
Nun, Herr Breitschmidt," sagte
er, was haben Sie darauf zu sa
gen?"
.ES ist meine Schlange," stotterte
der, .meme Blumen, mcm Kachel
ofen. Herr Direktor."
Kommen Sie mit!" donnerte der
Direktor. .Und Sie zeigen unS den
Weg, fugte er, zum Portler gewandt,
hinzu.
Dann stiegen die drei Menschen
über die Treppen, gingen durch inen
Speicher, durch eine angelehnte Tür
auf den Speicher, durch ein ange
lehnte Tür auf den Speicher des al
ten Palais derer von Wolkensdorf. .
Und jetzt standen sie vor rohen
Tonröhren und ein wenig Lehm und
Stroh als elenden Ueberresten eines
Kochelofens, der in iner großen
Stube auf seine letzten beiden Kacheln
wartete.
Herr Breitschmidt, Sie sind ent
lassen," sagte der Direktor
Pariser S!acht!kbcn.
nsschreitunge llerNbelftn ri ft der
Tagelordnung.
AuS Pariser Korrespondenzen geht
hervor, daß sich in der französischen
Hauptstadt während der Kriegszeit ,
ein Nachtleben allerllbelster Art ent
wickelt hat. Die Polizei hat über 800
Häuser geschlossen, in denen nächt
licherweile gespielt, getanzt und ge
trunken wurde und nur BetaubungS
mittel verkauft wurden. Alle diese La
fterhöhlen öffnen erst nach 11 Uhr.
Die Sache begann mit der Ernrich
tung heimlicher Nachtkneipen. Ein
Anzahl von Privatwohnungcn wurde
in aller Stille in Bodcgas" verwan
delt. Wer Einlaß finden wollte, mußte
entweder eine Empfehlung von einem
zuverlässigen Kunden mitbringen, oder
in der Begleitung eines solchen erschei
nen. Hierauf erhielt er Erlaubnis,
daS Eintrittsgeld zu bezahlen, das sich
zwischen 20 und 100 Fr. bewegte, und
damit hatte er das Recht erworben,
für die Nacht ein Zimmer zu mieten,
wofür er durchschnittlich noch einmal
daS Doppelte des Eintrittsgeldes zu
erlegen hatte. In diesem Raume wur
den dann Branntwein und Liköre,
Champagner und sonstige Weine nach
Belieben verabreicht freilich zu
Preisen, die drei bis zehnmal so
hoch waren, wie in den vornehmsten
Gasthäusern. Da das Geschäft sich
lohnte, so nahmen sich auch einige
Wirtshäuser seiner an, und insbeson
dere pflegte ein bekanntes Restaurani
im Bois de Boulogne mit Eifer und
Erfolg die nächtliche jermielung von
cabinets particulierö". Kaum hatte
sich diese neue Einrichtung in Paris
herumgesprochen, als sie auch sogleich
in gewissen Kreisen die höchste Mode
wurde, und besonders sollen ihr eine
Menge von Süamer'kanern Geschmack
abgenommen haben. Zwar griff die
Polizei ein und schloß eines ,,dkeser
Cabarets; aber das half wenig, die
Nachtlokale vermehrten sich sortgesetzt,
und das heimliche Nachtleben nahm
immer zu.
Im Montmartreviertel blüht der
Betrieb von Betäubungsmitteln aller
Art. die mehrere Aussehen erweckende
Todesfälle, u. a. den einer bekannten
Tänzerin, des Fräulein Chiffon, zur
Folge hatten. Die Verkäufer wurden
verhaftet, aber der Handel mit Kokain
und Opium blühte munter weiter,
nur daß er vom Montmartre in das
viel vornehmere Viertel um den Are
de Triomphe übersiedelte. Im elegan
testen Teile der Stadt, zwischen der
Avenue des Champs-Elysees und
dem Bois de Boulogne, liegt die Rue
de la Pompe; hier wohnte eine Aus
länderin, die Nachteinladungen er
ließ. Das Eintrittsgeld betrug 50 Fr.;
man tanzte eifrig Tango, spielte
Bridge und ging bald zu Baccarat
und anderen Glücksspielen, sowie zu
Apachentänzen über. All dies vollzog
sich von Mitternacht bis Morden hin
ter sorgfältig geschlossenen Fenstern,
Dichten Rollläden. Lorhängen und
mit Matrazen ausgestopften Türen.
In der Avenue de Wagram wurde ei
neö der schönsten Privathäuser in ei
ne richtige Spielhölle verwandelt, wo
zur Nachtzeit die höchsten Summen
gewonnen und verloren wurden. Die
Baronin de Baughan, die morganiti
sche Witwe des Äönigs Leopold von
Belgien, erlitt hier einmal ungeheure
Spielverluste, die sie, da sie gewisse
Verdächte hegte, der Polizei anzeigte.
Diese hob das Nest aus und fand u.
a. drei russische Fürstinnen, zwei Ru
manen, allerlei Angehörige des Adels.
Jokeys, Tänzer und andere Gäste die
fer Art beim vollen Spielbetrieb.
Ueberhaupt macht die Polizei bei
den Razzias auf diese Nachtlokale
merkwürdige Entdeckungen; so fand
sie z. B. in einer vornehmen, mit
Hausrat des 18. Jahrhunderts löst
lich ausgestatteten Privaiwohnung
nahe dem Monceau-Pcrrk nicht weni
ger als 23 plötzlich reich gewordene
Kriegslieferanten beim Spiele. Gegen
eine Million Franken fand sich in bar
vor; zu den Teilnehmern der hübschen
Gesellschaft gehörten auch ein rumä
nischer .Staatsmann" und zwei Be
Werber um den albanischen Thron.
Was die Tänze bei diesen Nachtunter
Haltungen betrifft, so begann man mit
dem bekannten Tango und dem Mach
ichs, doch bald verlangte die ver
wöhnte Kundschaft etwa? Neues. Ein
.Gefangenentanz", der Von Kaftag
netten unter dem Rufe .Kamerad.
Kamerad!" begleitet wurde, fand kei
nen Anklang; dagegen errang der
.Grabentanz" einen vollkommenen
Erfolg. Auch zeichnet sich dieser Tanz
wirklich durch eine sehr originelle Er
findung aus. Bon der Decke hängen
lange Quasten mit Glöckcken, und wcr
von den Tanzenden eine der Quasten
berührt und ein Glöckchen zum Tönen
bringt, scheidet aus, bis zu letzt nur
noch ein einziger Tanzer Ubertg
bleibt. Da die Quasten sehr niedrig
hängen, müssen die Tänzer mit ge
knickten Knien wie Arbeiter in einem
niedrigen Tunnel gehen und tanzen.
Die Damen leisteten bei dieser Unter
Haltung auf die hohen Hackenschuhe
Verzicht und schließlich tanzte alle
Welt den .Erabentanz" in ,Strümp
sen. "