Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 12, 1916, Image 5

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    lüftTusj! Cinol) Irllunt
Die deutjche
KJlad) der OliiinbiiHjj M Deutschen
Reiches niadhlc sich bas Sfbilrfiiifi ach
einem ausreichenden JtiiftcnfJiutj umso
tnc!)t geltend, al man 311t litkctintniä
fldaiinje, daß die Neuordnung bet Dinge
IfinciiofgB nach bem Geschmack des meer
veherrschenden Englands war. Die
Staatsmänner jenseit des Kanals hat.
ten ben deutsch. französischen Krieg gern
qcskhen, weil sie sich von ihm eine ansgie
bige Cchwächllnq bcs französischen lirb
feinb und damit die Äcfkitigung eine
lästigen Durclikzkns der eigenen Pläne
erhofften. Frankreich war bie einzige
Hitachi, die England zu fiirchlni hatte.
Waren dem gallischen Hahn die Federn
ausgerupft, so konnte der britische Leu
nicht mit in Europa, auch in bcii andern
Seiten der Welt den Ton angeben nnd
den Handel kontrollieren. Um diese Vor
Herrschaft haben England und Frankreich
seit Jahrhunderten qekäinpft, am erbit
tertsten seit der Zeit, da der Brite zur
Ueberzeugung gekommen Ivar. das, seine
Zukunft auf dein Wasser lag. Legten
rndeS richtete olle, was England in den
lOO Jahren feit Elisabeth jui Befesti
nng seiner Seeherrschaft tat, seine
Spitze gegen das mächtige Nack' barreich,
ssen Konkurrenz man fürchtete. Von
Dieser Regel macht auch ber gegenwärtige
Zlrieg keine Ausnahme. England wird
Intcr allen Umständen ans dieftm Min
gen als Sieger hervorgehen," sagte bald
nach Auöbruch ein aller englisäur Ossi
zier," denn wenn ti uns auch nicht eicliti
gen sollte, Tcuischland z vcrnicisten, so
werden wir doch die Äenugtunng erle
den, bah unsere alte Rechnung mit den
Franzosen endlich beglichen wird, rank
reich muh sich zu 'lobe bluten. Nach die
sein. Kriege wird es für uns leine Gefahr
mehr bilden."
Die Erwartung, das) aus dem benifisi -französischen
Kriege beide Kombattanten
erschöpft und für lange Zeit z,i jcder
größeren Altion untauglich hervorgehen
wurden, ist nicht in Erfüllung" gegangen,
Tcr Engländer, der sich so gern in der
Rolle des lachenden Triticn anfallen
hatte, mußte mit Ingrimm die Wahr
rhmung machen, das die potitifdic Ei
nigung Teutschlands den Anstatt zu
kinein'nic gealznten wirischafilichcn Vsnf
schwung bildete, und das, die Jlagqe. von
der noch kurz zuvor ein groszspreä crisch,r
britischer Minister gesagt hatte, er fiiinc
sie nicht und er werde Schisse, die unter
solcher Flagge segelten, als GerräiilKt
Mutigen lassen, ans allm snben Meeren
sich immer cjur sehen lies;. Lord Peil
merston, der vor mehr nl fünfzig Jeih
rtn diesen verbrecherische Ai:2 sprach $t
tan bat, fand zu Biginn des Zo.lttricgeS
in Churchill einen würdigen '.'cachslger
in der Kunst der Prägung großmäuliger
Phrasen. Es sicher, wie Churchills .Hat
te aus dem Loch gekommen sind, ohn:
daß man sie ausigrabcn brauchte, so
sicher wird die deutsche, und irgend eine
andere ?lagge, wie klein das Land, dem
sie gehört, immer sei, nach diesem Kriege
die 'sieben Meere befahren, ohne bcsürch
ten zu müssen, als ein Abzeichen. der Pi
,ttit ,bchandc!t zu ,, !Widen. T:nn
Teutschland kämpft für die Freiheit der
Ccc, nicht nur für sich, sondern auch für
die andern, die bisher zn schweigen ha!
ten, wo die niistivn of tiic sta" ihr
tyrannisches Szepter schwang.
Tas jung: Teutsche Reich übernahm
vom Norddeutschen Bund, resp, von
Preusn. drei für die damalige Zeit recht
aebtiarc Panzerschiffe, nämlich Krön
prinz" (,x70 Tonnen), Friedrich Carl"
(60(JO Tonnen) und den heute noch als
Schulschiff verwendeten König AZil
f;elrn" (0700 Tonnen). Ferner waren
vorhanden zwei veraltete Pan;erfahr
zeuge (Prinz Ädalb.rt 3 ,'00 Tonnen
und Arminius" l'i'K) Tannen), sowie
sechö Schrai'knkorvettk,, von je 2000
Tonnen und einige völlig gcfrch!i!ntüch
tige, also wertlose Schisse und Schiff
chcn. N!it dieser Jloltc, das sah man ein,
lies; sich weder Steint machen, noch eine
Aerteidigung der Küste erfolgreich durch
führen. Im Jahre li73 nahm inan
denn anch einen Änlauf zum Ausbau der
Scewhr und cniarf einen Flotten
gründungDlan, der an und für such gut
war, aber an dem Kardinalfehler litt,
baß er weder für Regierung noch Reichs
tag bindende Kraft besaß, aiifzerdem viel
zu langsame Bauzeiten vorsah. Imnier
hin war man im Jahre 1883 der Zahl
der im Plane vorgesthenen Neubauten
ziemlich) nahegekommen, als aber dann
die Aera Eavrivi kam uiid ein Jnfantc-
rie-General Chef der Admiralität wurde,
begann der stetige Abstieg, bis in der
Entwickelung der deutschen Flotte beim
Regierungsantritt des gegenwärtigen
Kaisers ber Tiefpunkt erreicht war.
Daß Deutschland heute eine jtricas
flotte besitzt, die an Größe nur der tritt
fchen, an relativer Leistungsfähigkeit kei
ner nachsieht, hat es Kaiser Wilhelm II.
zu verdanken. Er ist der Schöpfer der
deutschen Seewchr. und wenn er in den
28 Jahren feiner Regierung sonst nichts
getan und errungen hätte, diese einzige
Tat allein würde ihn zu einem der gro
fzcn Männer der Geschichte stempeln. Tel
'junge Kaiser brach sofort mit der bicchc
rigen Jkllttenpolitlk, die lediglich auf die
Verteidigung der heimischen Küsten lx
dacht war. Der Marineetat von 158!).
der erste in der Aera Wilhelm II.. lieft
schon den neuen Geist erkennen und zeich
nete die Richtlinien der künftigen Ent
wicklung vor. Nicht die Berteidigung der
Küste allein sollte die Ausgabe der Flotte
fein, sie sollte anch dem Handel, freie
Bahn schaffen und den Feind von den
Handelestraßen fernhalten. Ferner sollte
mit dem System der Jndiensthaltung der
Echiffe nun enbgültig gebrochen und da
mit eine Flotte geschaffen werden, die
jtetZ auf bem qui vive, stets altionsbe
idt ist und stets genügend outausgebil-i-tes
Mensckenmaleriat zur" Verfügung
lat. Tos Jahr U89 ist bas Geburtsjahr
der deutschen Flotte. Das silberne Jubi
läum ihrer Gründung fiel in die Krieg
zeit und wurde festlich begangen mit
Heldentaten sondergleichen.
In die ersten Ncgierungsjahre des
Kaisers fallen zwei Ereignisse, di? für
die Zukunft der Flotte, und damit bti
Ilotte im
NcicheZ. von lixilttagundskr Bedeutung
werden sollten: Die Eriverbung Helgo
lundS (18.00) und der Ban dc Kaiser
Äillxlm Kanals (1K87 1S!)5). Hel.
golaud, zu einer unüberwindlichen Je
stiing auiigebaut, hat in diesem Kriege
da numerische Uibergewicht EnglanbS
mehr als anegeglichen. Ohne biese Tiutz
festung und ihre Vor und Seitcnwerke
Boelum, Wangeroog. Geesteniiindc,
Lche. Eurhaven, Brunsbiittel hätten bie
Engländer schon . längst dernichiende
Streiche gegen bie deutsche Flotte führen
und bie deutsche Armee zwingen können,
von bcn Kriegsschauptäi)en im Osten
und Westen starke Truppenmassen zum
Schutz der deutschen Küste abzuzictxen.
Und der Kaiser Wilhelm Kanal hat feine
Aufgabe, der Flotte einen sicheren Weg
zlvischen Nordsee und Ostsee zu geiväh
ren, ebenfalls glänzend gelöst. In einer
einzigen Nacht kann die gesamte deutsche
Flotte von Kiel nach AilImöhaven,
und umgekehrt, dirigiert werden. Zur
Verteidigung deö Zlanols baute man die
acht Kiistenpanzcrschifsc der Siegfried"
Klasse, brave 40)0 Tonnen.Kästen. die
heute noch als schwimmende Batterien
trotz ilxrer geringen Geschwindigkeit
wertvolle Tienste leisten, indem sie im
Raum zwischen Helgoland und der Fest
landsküste treue Wacht halten
Der schon im Marinectat für 1889
angedeutete Gedanke, eine Auslands
floitc zu bauen, die sich nicht lediglich mit
der Abwehr feindlicher Angriffe begnügt,
sondern im geeigneten Moment aus der
Defensive in' die Offensive übergeht,, um
kein Feinde möglichst viel Schaden zu
znsiige, fand feinen endgiltigen Aus
drue? im Flottcngcsek vom April 108.
Tiefer Risikogcdankc". der ganz offen
mit der Borstellung eines Angrisfs'am
pfeS gegen weit überlegen: Streitkräfte
kokettierte, fiel bcn Engländern besonders
auf die Nerben. Sie sagten sich ganz
richtig, da, der deutsche Better im Falle
eiiuä' Krieges mit England sich nicht
eiucn Augenblick besinnen würde, seinr
ganze Flotte zu riskieren, um John Bull
gehörig zu schädigen. Und wenn dabei
Schiff um Scyiff braufgebe. d. h. wenn
England lllr jede? versenkte deutsche
Kriegsschiff ein gleichivcrtigrs britisch'?
bergcbeu müsse, dann würde es sür eine
Zeit lang, abcr auch nur für eine Zeit
lang, leine deutsche Flotte mehr geben,
es würde aber auch kcini ganze, saubern
nur mehr eine halbe englische Flotte
geben. Deutschland könne sich momcn
ta,i ganz gilt mit gar keiner Flotte be
helfen, lingczeii wäre es eine üble Sache,
wenn England scine Bor,nachistellung
zur See. wenn auch nur für kurze Zeit,
an eine andere Macht, beispielsweise, au
Frankrcich. obgebe müstte, Das Jlot
t'cngcsrtz von 10 hui denn auch in der
Folge zur Eittkrei!iug"politik des Kö
nig Edivard und zum Bau des neue
Typs der Treadnoughig", schließlich zur
Auökinandkrsctzuug gesährt, die wir den
Weltkrieg heificn.
Tro l?!tengefetz von 3808 hat den
Aiisoeui der deutschen Flotte zum ersten
Male ank ine reelle Basis gebracht, d. h.
ihn von politischen Strömungen unab
hängig zu einer durch Gesetz, nicht durch
bkhöroliche Verfügungen vorgeschriebenen
Belätiguiig der im deutschen Bolke
sluniineriidkn Energie gemacht. Neue
Entwichlungen auf dem Felde der hohen
Polilil hab;n ;u Erweiterungen des Ge
setzes geführt, aber sein Grundkcrn ist
derselbe "ebtiekn. In seiner neuesten
Form aus dem Jahre 1912 lautet das
Gchh:
Es soll bestehen:
1. Die S ch l a ch t f l 0 t t e aus einem
Flottenflaggschisf, 5 Gcschioadern
zu je 8 Linicnschisfen. 12 greiften
Kreuzern nnd ÖO kleinen Kreuzern
alz Aiislnirungsfchissen;
2. die A u l a n d s f l 0 t t e aus acht
großen Kreuzern, 10 kleinen Krcu
zern. Aiiögenomnicn bei Schifftverluflen
sollen LinienschO'fe und Kreuzer nach 20
Jahren erse' t werden."
Tas heute in Kraft stehende Gesetz
schreibt also vor, daß die deutsche Flotte
aus 41 Linienschiffen, 20 groszen und 40
kleinen Kreuzern bestellen soll. ' Dieser
Sollbestand sollte im Jahre 1017 er
reicht werden. Außer den großen Schis
fen sollten noch 144 Torpedoboote und
72 Unterseeboote, nebst einer Reihe an
derer, nickit zum Eingreifen in den
Kamps bestimmte'' Fahrzeugen im Jahre
1917 auf Liste der deutschen Zkriegs
fahrz!ge stehen.
In England hatte man die Erstarkung
der Flotte Deutschlands, schon seit lan
gcmlnit Argwohn und Besorgnis ver
folgt. Je mehr nnd je größere Schiffe
der Teutsche auf Stapel legte, desto ge
waltigere Anstrengungen machte der
Brite, feine maritime Uebeilegenheit zu
behaupten. Er fing an, bie Zahl der
großen Schifssgefchlltze zu verdoppeln. In
zu verdreifachen, und schuf in den Tceab
noughts einen neuen Typ, bas non plus
Ultra" in ber Kunst deö Konstruierens
von Morbmafchinen. Er gewann damit
einen Borsprung, aber nur einen zeit-
eiligen Vorsprung; denn die Kontur-
icnz macyie es iym. nacqoem ,ie n? von
dem ersten Schreck erholte hatte, nach,
und un stellte es sich heraus, daß die
Schaffung einer neuen Klasse von Groß
lampffchifftn, die drei- und viermal so
viel kosten, wie die Schlachtschiffe älieecn
Typs, nicht nur ein äußerst kostspieliges,
sondern auch ein gefährliches Ezperrn'nt
war. Gefährlich dadurch, daß man fei
nen bisherigen Bestand an Schlachtschiff
fen entwertete und überdies dem Gegner
es ermöglichte, den gewaltigen Bor
fprung. den Englands Flotte hatte, wenn
nicht gerade einzuholen, so doch bedeutend
zu verringern. Einen weiteren Anlaß!
zur Besorgnis bot die schnell wachsende
Leistungsfähigkeit der deutschen Schiffs
Werften. Man baute in Kiel. Stettin.
Bremen, Danzig, Hamburg usw. '.bcnso
folide Schiffe, wenn auch nicht mit fol
cher Geschwindigkeit, wie in Portsmouth,
Dcvonport. Elswick. Birkcnhead usw..
die Gefahr rückte immer näher, daß
die Staaten des Auslands von
dem Brauche, iyrr an
Weltkriege.
schiffen in England zu belcn, abkommen
würden.
Diese und ohuliche Erwägungen führ
ten schließlich dazu, daß der stolze Eng
länder sich herabließ, bei dem deutschen
Michel um gut Söetter zu bitten,
Churchill trat et war nicht lange vor
AuSbruch des Kriege! an Deutschland
mit dem Vorschlage heran, im Ausbau
der beiderseitigen Flotlen eine Pause, ein
Ruhesahr, eintrete zu lassen; denn der
britische Steuerzahler fange an, über die
ins ungeheuerliche gehende Steigerung
deö Martnebudgets Unzufriedenheit zu
äußkin. Dieser liudlich naive Borschlug,
ber ber Welt zum erstenmale und sozu
sagen offiziell bie jedem Einsichtigen
längst bekannte Tatsache enthüllte, daß
Englands Rüstungen auLschließlich gegen
Deutschland gerichtet seien, fand natiir
ltch leine Gegenliebe, und so mußte denn
daS Berhängni seinen Lauf nehmen.
Wollte England, daß ihm der böse Nach
bar nicht über den Kopf wachse, so war
ei gezwungen, sobald wie möglich loszu
schlagen; denn jedes weitere Jahr des
Zögrrns bedeutete eine Verringerung der
eigenen Erfolg Chancen. Im Jahre
1014 schien die Gelegenheit günstig.
England hatte 30, Deutschland nur 17
Kroßkampfschiffe dienstbereit. Ein ra
scher Schlag so stellte man e sich
vor und von Wilhelms lächerlicher"
Flotte blieben nur mehr ein paar Appet
tähne übrig. Um den Schlag ja recht
prompt ausführen zu können, hatte man
Ende Juli, also keine zwei Wochen vor
Beginn der Feindseligkeiten, die britische
Armada, d. h. alles,, was neu und gut an
ihr war, aus allen Richtungen der Wind
rose zusammengetrommelt. Am 2!l. Juli
nahm der 5ling üb.'r die vollständig aus
gerüstete, kampfbereite Flotte von 213
Fahrzeugen die Revue ab, die bereits ein
halbes Jahr vorher geplant war. Für
uns ist diese läugstgeplante, Konzcntra
tion der britischen Flotte der überzeu
g.'ndstc Beweis, daß Englauo den '.ricg
nicht nur gewollt, sondern sogar den
Tag seines Beginns längst vorher scst
gesetzt gehabt hat. , Wäre Tenischloud
das Keniiilel gewesen, das aiig'f.iiigcn
hat. wie seine Gegner behauplen, so
würde es schwerlich den größeren i'nd
besseren Teil seiner Handelsflotte in mi
ländifchen Gcwässcrn belassen haben, 'ZZ
hätte sncherlich den Reedereien einen Wink
gegeben, und wir hätten heute in amen
ramschen Häscn keine 70, sondern ..:m
7 Ozeansechrer interniert". Und bie
Kreuzer Goeben", Brslan" usw, tä
ren rechtzeitig nach Hause beordert wor
den, damit man sie da babc, wo man
si: am besten brauchen konnte, Nfin,
Tcutsmlanö hat den Krieg sicherlich nicht
vom Jaunc gebroche. ,
Am 4. AiMitt erklärte England an
Tcuischland den Krieg. Wir geben di:
3e,hi der Kriegsschiffe beider 'Machte, die
damals zur Bersiigung standen, und
zwar die deutschen Schisse in Klam-
mein: Treadnoiight-Schlachlfchifsc 21
(ir?); Schlnchlkrcuzer 9 (H; Schlacht
schiffe älteren Typs 42 (20); Panzer
kreuzer .04 ('S); Geschützte' Kreuzer 77
(24); Torpedoboote 28Ü (l-V,); Untersee
boote 80 C2fi). Wie man sieht, war di:
englische Flotte zahlenmäßig der deut
schen ums dopnetle überlege,!. Da rber
die englischen Schiffe im allgemeinen
nicht nur größer, sondern auch schwerer
bestückt sind, alö die deutschen, kann man
ein Krästeverhällnis von 2 zu 1 anneh
inen. Jm Aueland befanden sich folgende
Schiffe der dentfchen FloUc; Panzer
krenzer Scharnhorst" und Ancisenau",
Geschützte Kreuzer Nürnberg". ,,i5ip
zig" und Emden", Kanonenboote Il
tis", Jaguar", .Tiger" und -Luchs",
Flußtanonenboote Otter". Tsingtan"
und Vaterland", sowie 2 Torpedoboote
und ein Begleitschiff an der Ostasiati
schen Station; der Ungcschiiizte Kreuzer
Geier", das Kanoneuboot Eonnoran"
und das Becmessungzschiff Planet" mit
2 Pcilbooten an der Australischen Sta
tion; der Geschützte Kreuzer Ztönigs
bcrg" iP,d das Venneksungllschisf
Möve" an der Westafrikanischen Sta
tion; die Kanonenboote Panther" und
Eber" an d,'i Westafrikanischen Sta
tion"; der Schlachtkreuzer Äoeben", der
Geschützte Kreuzer Breslan" nnd das
Stationsschiff Loreley" im Mittelmeer;
die Geschützten Kreuzer Karlsruhe "sind
Dresden" an der Amerikanischen Sta
tion. Gocben" und Breslau" sind in
türkischen Besitz übergegangen, die übn
gen Schiffe, mit Ausnahme von ein paar
internierten, haben einen ehrenvollen Un
tergang gefunden.
Bei Ansbruch des Krieges war die
deutsche Flotte noch ein unbeschriebenes
Blatt. Noch nie war ilw Gelegenheit ge
boten, ihre Kräfte mit einem ebenbürti
gen Gegner zu messen, kleinere Aktionen,
wie die Beschießung der Taku-Forts,
Expeditionen gegen wilde Völkerschaften
v. dgl. konnten nicht als Prüfstein ihrer
Leistungsfähigkeit dienen. Alle Welt war
gewannt, iv sie sich im 5lampfe nnt der
größten und gefllrchietsten Seemacht be
währen würde, und alle Welt schien
überzeugt zu sei, daß sie halb zu den
gewesenen Dingen zählen werde. Denn
sie hatte in den eigenen Gewässern nicht
nur die britische, sondern auch die sran
zösisch: und russische Flotte gegen sich,
und im Ausland gesellten sich noch die
japanischen Kriegsschiffe den iibermächti
gen Gegnern zu. Und viele Hunde sind
deö Hasen Tod. H:ute an der zweiten
Jahreswende des Kriegsbeginnö, hat alle
Welt ihre Ansicht über das, was die
deutsche Flotte zu leisten imstande ist,
sehr beträchtlich modifiziert.
Die Ehre, im Seekriege den ersten
Schuß gefeuert id haben, kann der Krcu
zcr Augsburg" für sich in Ansprach
nehmen. Am 2. August erschien er mit
der Magdeburg" vor dein russischen
Kiicgshascn Libo. legte Minen und
bombardierte, nachdem er sich mit einem
feindlichen Kreuzer erfolgreich herumge
schlagen, die Hafcnmagazine. die bald
lichterloh brannten. Drei Tage darauf
tauchten Goeben" und Breslau" ur
plötzlich an der französischen Nordküslc
von Afrika auf und schzsscn die bc
festigten Platze Philippeville und Bone,
den Traniporl algerisch:! Truppen ein
psindtich störend. Die beiden Kreuzer
kehrten nach Messma zurück, ergänzten
ans deutschin Dampfern ii,e Kohüiwor
rate, und am (!. August gelang es ihnen
mit List und Mut den Koldon ber auf
sie lauernden englischen Kriegsschisse zu
diirchbrcchen und die vsfcne See zu ge
winnen. Auf ihrer Führt nach den Dar
danellc hatten sie em kurzes Gefecht mit
dem britischen Kreuzer Glmichestcr" zu
bestehen, das mit dem beschleunigten
Rückzug des bös mitgenommenen Eng
länders endete. Unvergessen wird die
Heldentat des Ilciiien, von der kaiserli
chcn Marine nach Kricgsanbruch über
iwmmrncn Bäderdampscrs Königin
Louisc" bleiben. Au, 5. August erschien
das Schiffchen an der von feindlichen
Fahrzeugen wimmelnden Themfcmiin
düng und legte eine Mine nach der ande
ren. bis es entdeckt wurde. Eine mehr
ständige Verfolgung, an der sich der nene
britische Kreuzer Amphion" hervorra
gcnd beteiligte, eiidetc mit der Bernich
tunq der sich bis zuni letzten Moment
tapfer wehrenden Königin Louise", von
deren Besatzung nur 2 Mann, alle ohne
Ausnahme schwer verwundet, von den
feindlichen Torpedobooten gerettet rcwr
den konnten. Aber die Engländer sollten
sich dieses Sieges nicht lang: erfreuen.
Ant nächsten Tage, auf der Rückkehr von
der Verfolgung, geriet ihr schöner schnei
ler Kreuzer Amphion" auf eine von der
Königin Louise" gelegten Minen unb
sank. Das war der erste Schiffs
versuft in diesem Kriege. Das
erste Rekontre zwischcn wirklichen
ttampsschifsen spielte sich am 0. August
ab, als eine Flotille deutscher U-Boote
das erste leichte Kreuzergeschwader der
Briten angriff. Der ungleiche Kamps
endete mit der Zerstörung des deutschen
Tauchbootes U 1!, das von den eigenen
Leuten versenkt wurde, damit es nicht,
wenn auch beschädigt, in die Hände des
Feinde falle. Einen weiteren Verlust
erlitt die deutsche Marine am 20. Au
gust, als der Kreuzer Magdeburg" bei
eineir Vorstoß im Jimischen Meerbusen
in der Nähe der Insel Ctdcnsliolni im
Hibd auf Grund geriet. Da weit über
lcg'ne russische Streilkräfie in der Näle
waren und ein Abschleppen unmöglich
wir, sprcriaje der Kommandant das
Schiff und sich selbst in die Lust.
T:s erste größere Seegefecht, d.is
dielen Namen verdient, spielte sich am
28. Angust bei Helgoland ab. Wenn es
auch iiifolge der gewaltigen Ueberinacht
des Feindes kineii sür die Teutschen uii
glücklichen Verlauf nahm, so hat es doch
der ganzen Welt, in erster Lii'.ie den
Engländern selbst, di? ttcberzeugung bei
gebraeiN, daß der Teutsche ein Gegner
ist, mit d:ni nicht gut Kirschen essen ist,
daß er kämpft bis mm letzten Augen
btick und liebet mit seinem Schiff in die
Tiefe fährt, als daß er es übergibt. Im
Morgengrauen bis nianiitcii Tages
hatten die britischen schnellen Kreuzer
Aetthnfa" und Fearleß", zwei der
neuesten und flinksten Schiffe der engli
scheu Flotte, in Begleitung von mehr als
20 Torpedobooten ihre Basis verlassen,
um in der Richtnüg auf Helgoland zu
rekognoszieren. Um 8 Uhr wurden sie
von sechs det'mt, Torpedobooten be
merkt, die aus sie logingen und um
8'!0 das Feuer eröffneten. Es entspann
sich ein lebhaster Kamps, in den bald
anch hie inzwisch.'n herangedampften
Kreier Köln", Mainz" und Ariad
nt" mit solchem Erfolg cingriffen, daß
die schlimm zerschossene, nur mehr übe:
ein gebrauchviähiges Geschütz verfügende
Arethusa" sich 'westwärts flüchten
mr.ßte. Den hartbedrängten Briten ka,n
aber nun Admiral Veattys Kreuzcrge
fchwader, bestehend, aus den Tread
nonght - Kreuzern Lion", Oueen
Mary", Jnvineible" und New ea
land", iikdit einem Geschwader lichter
Kreuzer zn Hilfe, Alk fc.is letztere ein
griff und eine halbe Stunde später die
schweren Peinlrr ihre Salven lösten,
hatte das Gefecht bereits vier Stunden
gedauert, waren Arethusa" und Fear
lefz", nebst den sie begleitenden Torvedo
booten bereits aus dem Rückzug begrif
fen, wie aus Admiral Vcattys eigenem
Bericht hcrvorgcht. Die erste Hälfte des
Gefechtes, die bis l Uhr dauerte, hatte
demnach mit einem deutschen Siege ge
endet. Als dcnn die großen Brilcn den
Kampf aufnahmen, war cs um die klci
nen deutschen Schisse, die der lange
Kampf sehr geschwächt halte, geschehen.
Sie hätten sich vielleicht noch retten unk,
unter den Schutz der Kanonen von Hel
goland zurückkehren können, aber sie blie
bcn und silierten, bis das Wasser über
ihnen zusammenschlug. Zuerst sank,
von zwei Schlachtkreuzern aus nächster
Nähe mit Salvifnier ouS den gröbsten
Geschützen überschüttet, Aeiadne", es
folgte Torpedoboot V 187, zuletzt oingex.
Köln" und Mainz' in die Tiefe. They
founlit tlifir ships till they sank
k'iieath tlipm, end rnore than this
no 7Tinn cflu Ad", heißt es von den
Deutschen in einem englischen Bericht.
Dieses erste Seegefecht hat sein gutes
gehabt: Die Engländer hüteten sich lünf
tighin wohlweislich, in der Richtung auf
Helgoland zu reloanaszieren.
Die Berlupe der Deutschen sollten
bald durch wen größere der Engländer
wettgemacht werden. Am I. September
verloren sie da Kanönenboot Speedy",
das auf eine Mine lief, und am 5. Sep
tember ging der 5lrezer Pathfinder".
als erstes Opfer eines deutschen U-Boo-tes,
in die Tiefe. Den schwersten Schlag
aber erlitten sie am 22. September, als
Kapitänlentnant Weddigen mit feinem
U )" den Panzerkreuzern Hogne".
Aboukir" und Eressy". Schwesterschif
fen von je 12,300 Tonnen, den GarauZ
machte nnd damit den Beweis erbrachte,
daß die Tauchboote kein Spielzeug mehr,
fondein eine furchtbare Waffe in der
Hand eines geschickten Gegners- sind. Die
Tat der U g" wirkte auf den britischen
Unternehmungsgeist förmlich lähmend
ein und trug nicht wenig dazu bei, daß
sich die britische Schlachtflotle in den
Buchten der Orkney Insel verkroch. Die
U-Boote wagten sich sogar bis zur Höhle
dcs Löwen, in deren Nähe sie am 15.
Oktober den Kreuzer Hawke" in den
Grund bohrte, während sein Schwester
schiff Thcscus" nur mit knapper Not
öemselben Schicksal entging. Drei m
später, am 18. Oktober, verloren tue
Engländer ihr erstes Unterseeboot, die
E 3 . bas ans eine deutlche. von einem
Torpedoboot ansgewvrfene, schwim
inende Mine lief. Am 27. Oktober stieß
der 27.000 Tonnen Dreadnought
Audacious" auf eine Mine und sank.
Diesen Berlust haben die Engländer bis
ans den heutig. Tag nicht zugegeben.
ober anch nicht abgeleugnet. Am 31.
Oktober würbe der Kreuzer Hermes"
mit einem ietschen Torpedoschutz zum
Sinken gebracht, am 11. November da
Torpedo-Kanonenboot , Niger". Ein
schwarzer Tag war für die Briten der
26. November, als da Schlachtschiff
Bulwark", ein Fahrzeug von 15,000
Tonnen, im Hafen von Sheernesz in .te
Luft flog. Bon den 750 Mann der Be
satzung entgingen nur 14 bem Tobe. In
den Kriegsmonaten Lei JahrcZ 1014
haben bie Engtänber in europäischen
Gewässern noch mehre kleinen Schiffs
einheilen verloren, die wir aber hier nicht
mit Namen anzuführen brauchen.
Wenn die Engländer geglaubt hatten,
die Teutschen würben sich nach dem Ge
fecht bei Helgoland nicht mehr auS ihrem
Rattenloch" herauswagen und sich auf
ben U-Bootkricg und bie Bewachung
ihrer Küsten beschränken, sv sollten sie
bald eines besseren belehrt werben. Der
September verlief zwar, abgesehen von
den Tauchbootaktionen, oyne bebeutenbe
Ereignisse, aber schon zu anfangs Okto
ber begannen die Deutschen eine derdäch
tige Rührigkeit zu entwickeln uni
namentlich den Eingang zum Kanal un
sicher zu machen. Es kam ba verschic
bentlich zu Borpvsienplänlcleien, die für
bie Teutschen nicht immer glücklich ah
liefen. So verloren sie am S. Oktober
burch einen Torpeboschuß Torpedoboot
S 110", und dessen vier Schwester
schiffe S III, S 117", ,3 118 und
3 119" ginge am 17. Oktober nach
heldenmütigem Kampfe mit dem britl
schen Kreuzer Unbannied" i,nd drei
Zerstörern gegenüber der holländischen
Küste zugrunde. Sie S-Boote waren
kleine Fahrzeuge alter Bauart von t
420 Tonnen und mit je drei 5-Zenti-
Meter Geschützen und mit zwei Maschi?
nenqewchren bestückt. Der britische
Krciizer Uudaunteb" dagegen, ein 3300
Tonnen Schiff, das einige Tage vorher
erst in Ticnst gestellt worden war, und
mit seinen 20 Meilen Geschwindigkeit
die der deutschen Bewtc um mindest?
drei Meilen übertraf, trug zwei 13.2
und sechs 10.2 Zeutimeicr Geschütze und
vier Maschinengewehre. Er allein war
also stärker armiert, als seine vier Geg
ner znsainmengcnomment. Er hatte
aber noch drei Begleiter mit sich, die Zcr
störer Lance", Legion" und Loyal",
ganz neue 080 Tonncn Schiffe von 30
Knoten Geschwindigkeit mit je drei 10.2
Geschützen an Bord. Die Engländer
haben da wieder einmal durch ihre ge
waltige Ucberzahl gesiegt; Wenn sie nicht
mindestens nochmal so stark sind, wie der
Gegner, lassen sie es a einen Kampf
überhaupt nicht ankomme,-, oder sie wer
den geschlagen. Wenn das Kräftcver
hältnis einigermassen ausgeglichen ist,
dann haben sich immer die Deutschen als
die Tüchtigeren erwiesen. Die Ostsee
flotte war inzwischen uq nicht mußig
gewesen und hatte verschiedene wichtige
Operationen zur Uuterftützuug dcs
Landheeres aufgeführt. Am 11. Oktober
brächte em U-Boot im Finnischen Meer
busen den russischen 8000 Tonnen
Panzerkreuzer Pallada" zum Sinken.
Das englische Aolk hatte in seiner
grenzenlosen Selbstüberhebung den Krieg
als ein Unternehmen aufgefaßt, das
durchzuführen man getkost der Regie-
ruilg und bezahlten Mietlingen über
lassen könne. Seit undenklichen Zeiten
waren die Kriege Eiiglonds im Ausland
gcsuhrt worden, und auner einigen pro
jessionellen Prcparedncß-Hctzern" hatte
bor 19H kein Mensch in Großbritannien
im Ernst von der Möglichkeit einer feinv
lichen Invasion, ja selbst eines Angriffe
auf die Küste gesprochen. Wozu hatte
man die teure Flotte, die so stark war,
wie die au aS Feinde eventuell in Be
tracht kommenden Mächte zusammen
genommen, wenn man sich nicht unbe-
dingt auf ihren Schutz verlassen konnte!
Das Gefühl der Sicherheit vor feind
lichen Aklionen auf dem eigenen Grund
nnd Boden hatt: in jedem Engländer
feste Wurzeln gefaßt und in ihm jenen
Hochmut großgezogen, der, bei Jndlvi
ducN wie bei Staatswcscn, schließlich
zur Mißachtung fremder Rechte, zur
Brutalisiernng Schwächerer führt. Vön
diesem Wahn der Unverletzlichkcit ist das
Britenvolk durch den bisherigen Gang
der Kriegsereianissc einigermaßen geheilt
worden. Heute ljegt über dem ganzen
Jnselreiche wie ein graues Gespenst bie
Angst vor einem feinblichen Einfall, den
viele als den Anfang vom End? der
Weltmatstellung Britanniens hinstellen.
Eins steht fest, und in England selbst ist
es esagt worb. ,? Hätte man vor zwei
Jahren gewußt, was man heute werß,
keine Lockungen und keine Bersprechun
gen, leine zehn Belgien nnd keine irgend
wie geartete Humanitätsduselei wären
imstande gewesen, England zur Aufgabe
feiner Neutralität zu bewegen und ihm
das Schwert in die Hand zu drücken
gegen ein Bolk. dem es stammverwandt
ist, mit dem ti tausend Jahre lang in
Frieden und gutem Einvernehmen gelebt
hat.
Das britische Sichrrheitsgefühl erhielt
den ersten Stoß, als am 3. November
1914 ein deutsches Krcuzergeschwsdcr,
bestellend aus den Smachrkreuzern
Seydlitz". ,'Moltke" und Bon de,
-Tann", den Panzerkreuzern Blücher"
und Kork" und den Kleinen Kreuzern
Kolderg", Graubenz" und Strah
lung", vor der britischen OstkUftc auf
tauchte und den befestigten Hafen von
??armoulh bombardierte. Durch ganz
England ging ein Scknei des Entsetzens
beim Vernehmen der Kunde, daß bie bri,
tische Flotte ihre Hauptaufgabe, das
eigen: Haus zu beschützen, nicht erfüllte.
An und für sich hatte ja das Husaren
stückchen der Teutschen keinen sonder
lichen Wert, es wurde kein strategischer
oder taktischer Vorteil errungen, nicht
einmal angestrebt, aber durch die Temon-
stration wurde der Nachtvei brachk,
baü bit Uiiangreifbarkeii Albionö tbe
nicht war. als ein schöner Traum, wat
neutrale Anöland skiute sich köstlich über
den Rcinsall John Aulls. besten Ansehen
unter bem Spotte der chavensroyen
ganz erheblich litt. Bei dein Rencontre
büßten die Engländer da Unterseeboot
D. 1", sowie ein paar Patrouillenboote
ein. Der deutsche Panzerkreuzer ?)orck"
hatte da Unglück, am folgenden Mor
gen. kurz nach Ankunft n heimischen Ge
wässern, im Nebel auf eine Mine zu lau
fen, die ihn zum Sinken brachte. Da
das Wasser an der betreffenden Stelle
nicht sehr tief ist und ein Teil bei ge
sunkenen Schiffes sechs Meter über die
Wasseroberfläche emporragte, konnte
mehr als die Hälfte der Mannschaft ge,
rettet werden. Ob der Kreuzer ittzwi
schen wieder gehoben worden ist, was
immerhin im Bereich der Möglichkeit
war, läßt sich nicht in Erfahrung brin
gen, da von bem, was in deutschen Bin
nengewässcrn unb auf den Werften ge
schieht, seit zwei Jahren nicht ein Slcr
benswörtchen in die Außenwelt dringt.
Die Prahlerei der britischen Presse, es
r.erde dafür gesorgt werden, daß der hei
lige Boden Old Englands" nicht ein
zweites Mal von den Hunnen unv Bar
baren" entweiht werden könne, wurde be
reite am IG. Dezember ad absurdum ge
führt. Am Morgen dieses Tages er
schienen mehrere deutsche Kreuzer vor der
Borkshire Küste und beschossen die
Städte Scarborough, Whitby und
Hartlcpool mit erheblichem Erfolg, auch
versenkten sie ztoei britische Zerstörer,
übrigens die ganze Schiffsgattung der
britischen Flotte, die sich blicken ließ.
Die Engländer erhoben ein großes v)t
schrei über die deutschen Barbaren, die
harmlose, unbefestigte" Ansiedelungen
überfallen hätten. Dabei wird in den
ersten Depeschen ber britischen Admiral!-
tät ausdrücklich von der Festung
Hartlepool" gesprochen, und weitere Te
peschcn geben zu, daß die Deutschen in
Scarborough bas Kastell, bie Militär
baracken und die drahtlose Station, in
Whitby die Küstenwache und andere mili
tärische Objekte bombardiert haben.
Ehe wir in der Aufzählung der Taten
deutscher Schiffe in den heimatlichen Ge
wässern fortfahren, müssen wir der Ans
landsflotte imd ihres kurzen, aber die
Welt in Erstaunen versetzenden Wirkens
gedenken. Von den Auslandkrcuzern war
es namentlich die kleine, schnelle Em-
den", die durch ihre unglaublich lecken
Raubzugc im Indischen Ozean den
Ruhm der jungen deutschen Marine be
gründen half. Bald da, balb bort un-
vermutet auftauchenb, würbe sie ba'.d der
Schrecken der Handelsfahrzeuge der Ab
liierten, von denen sie in der kurzen Zeit
von sechs Wochen an die zwanzig aus
brachte und versenkte, ohne bah es dem
Feinde gelungen wäre, sie unschädlich zu
machen. Statt den Engländern auszu
weichen, fuhr ihr Kommandant, Kapitän
Karl von Müller, ihnen manchmal in
den aufgesperrten Rachen hinein, so als
er plohlicq vor Madras auftauchte irnd,
unbekümmert um das Feuer von Fort
George ber, die Oelmagazine in Brand
schoß. Noch kühner war das Stückchen,
das die Emden" auf li: Reede von
Pulo Pcnang ins Werk fetzte. Durch
Anbringung eines vierten, falschen,
Schornsteins unkenntlich gemacht, näherte
sie sich dem Ankerplatz der feindlichen
Schiffe und brachte durch Torpedoschiisse
den russischen Kreuzer Schemtschiig",
sowie den französischen Torpedobootzer
störer Mousquet" zum Einken. Kurz
darauf, am 10. November, wurde die
Emden" nahe Kceling Cocos Island
von dem weit größeren und besser be
stückten australischen Kreuzer Sydney"
zusammengeschossen. Einem ihrer Off
ziere, Kapitänleutnant Mücke, der mit
einem Kommando an Land weilte, um
die drahtlose Station zu zerstören, ge
lang eS, auf dem in aller Eile gekaperten
Segelschiff Ayesha" zu entkommen und
nach einer höchst abenteuerlichen Fahrt
die arabische Küste zu erreichen.
An der ostafrikanischcn Küste var es
der Kreuzer Königeberg", der den Eng
ländern und ihrcn HandelLfahrzeugen
viel Schaden zufügte, aber auch als wa
ckerer Kämpfer sich erwies. Kurz nach
der Kriegserklärung hatte der britische
Kreuzer Pegasus" den deutschen Hafen
Tar-Es-Salaam gegen alles Völkerrecht
und in Mißachtung bestehender Beiträge
beschossen und das harmlose Verwes
sungsfahrzeug Möwe" versenkt. Dem
Pegasus" wurde aber bald mit gleicher
Münze heimgezahlt. Am 20. September
wurde er im Hafen von Sansibar von
der Königsberg" überrascht, die ihn nach
kurzem Gefecht in Fetzen schoß. Später
mußte die Königsberg", verfolgt von
einem starken feindlichen Geschwader, in
einer Bucht dcs Flusses Rufigi einen
Unterschlupf aufsuchen, aus dem sie lange
Zeit nicht vertrieben werden konnte. Erst
am 11. Juli 1913 vermochten die Briten
nachricsigen und kostspieligen Vorberei
tungen, auch dieses edle Wild zur Strecke
zu bringen und den letzten noch in Frei
hcit" befindlichen deutschen Kreuzer end
gültig außcr Gefecht zu setzen. Aber die
Geschütze und bie überlebenden Mann
schaftcn des braven Schiffes sollen heute
noch den Verteidigern der immer noch
unbezwungcnen ostafrikanischcn Kolonie
eine wertvolle Stütze sein.
Dem Geschwader der Ostasiatischen
Station und seinem unvergeßlichen
Kommandanten Vizc-Admiral Grafen
von Spce sollte es beschicken sein, den
Briten die erste empfindliche Niederlage
zur See zuzufügen. Das Geschwader
hatte nach der Kriegserklärung Japans
den Hafen Tsingtan des deutschen
Schutzgebietes Kiautschou mit Zurück
lassung der kleineren Kanonenboote nfm.
verlassen, um die Fahrt ins Ungewisse,
vielmehr die Fahrt dem unausbleiblichen
Ende zu, anzutreten. Der Kurs ging
der südlichen Westküste Südamerikas zu,
Unterwegs stattete man der französischen
Insel Tahiti einen Besuch ab, beschoß
die Hafenmerke von Papecta und der
senkte das im Hafen liegende Kanonen
boot Zelee" mit ein paar Volltreffern.
Auch die Osterinseln wurden zwecks Er
gänzung der Fleisch und Süßwasser
Vorräte angelaufen. Den Bedarf 'an
Kohle deckte- man zum teil von ausac
arissknen feindlichen Keiusfahnrri. I,
übrigen Vertrieb man sich die Zeit
)m
übrigen Verlrttv man Icq vie e nur
wachsamem Warten aus di Kriegsschiffe
des Feindes.
Am 1. November 1314 kam S auf der
Höhe der chilenischen Hafenstadt Coronet,
südlich von Valparaiso, zum ersten gro
ßen Zusammenfloß mit den Engländern,
zur Seeschlacht von Coronel. Das dcut
sche Geschwader, da ursprünglich aus
den Panzerkreuzern Scharnhorst" und
Gneisenau" und ben Kleinen Kreuzern
Nürnberg" und Lzixzig" bestauben
hatte, war durch bat Hinzukommen deö
früher an ber Ostlllste Südamerikas mit
Abfangen von Handelsschiffen beschäs
tigt gewesenen Kleinen Kreuzers ,Dres
den" verstärkt worden. Die Engländer
unter dem Befehl des Rear Admirals
Sir Christophe! Cradock hatten die Pan
zerkreuzcr Good Hope" und Moi"
moutlf (14,300 resp. 9950 Tonnen),
den Geschützten Kreuzer Glasgow"
(4000 Tonnen) und den Hilfskreuzer
Otranto" (12,000 Tonncn) zur Verfü
gung. Auf deutscher Seite nahm aber
die Nürnberg", die von Admiral Spce
kurz vorher mit einer Mission betraut
worden war. am Kampfe nicht teil.
Der Stolz der Engländer war durch
diese Niederlage auf tiesste verletzt, und
die öffentliche Meinung schrie nach Rache
für Coronel. Am 8. Dezember ist e
denn auch gelungen, das Rachegefühl zu
befriedigen und den Feinb zu vernichten.
Allerbings haben bie Briten wenig Ver
anlassung auf bie Schlacht bei den Falk.
lanbS-Jnseln sonderlich stolz zu sein,
denn ben Sieg haben sie nicht durch her
borragenbe Tapferkeit ober Strategie,
sondern vermöge ihrer uberwältigenbcn
Uebermacht an Schiffen und Geschützen
über einen Feinb errungen, der durch
monatelanges Herumzigeunern in tropi
schen Gcwässern naturgemäß geschwächt
war, außerdem nicht mehr viel Muni
tion übrig hatte.
A 8. Dezember kämpften unier dem
Kommando des britischen Admirals
Sturdee folgende Schiffe: Die Schlacht
kreuzer Jnvincible" und Inflexible"
(je 20,300 Tonnen), das Schlachtschiff
Canopus" (13,150 T.), die Panzer
kreuzer Caknarvon" (11,000 T.),
,Kent" und Cornwall" (je 9930 T.).
bie geschützten Kreuzer Glasgow" und
Bristol" (je 4000 T.), und der Hilfs
kreuzer Macedonia". Einer der
Schlachtkreuzer allein hatte stärkere Ar
tillerie, als die fünf Schiffe des Grafen
Spee zusammengenommen. Was kom
men mußte, kani. Nach einem Kampfe,
der von 9 Uhr 20 früh bis nach 7 Uhr
abenbs andauerte, lagen vier deutsche
Schiffe auf dem Meeresgrund, das
fünfte, die Dresden", war entkommen.
Sie wurde einige Wochen später in nen
traten Gewässern von den verräterischen
Engländern zerstört. Diese Völkerrechts
widrige Handlung begründete" der
Brite mit den cynischen Worten: Ob
mein Vorgehen recht oder unrecht war,
darüber sollen sich die Diplomaten zan
ken." Es war dies nicht das erstemal.
vug uk ngmnoer ourcq Mißachtung
der Rechte Neutraler das Völkerrecht ver
letzten. Am 27. August hatte ihr Kreu.
zer Hlghftyer" den Hilfskreuzer Kaiser
Wilhelm der Große", als dieser in einem
.sialen der knrttrfMi ffints;;. c. to
ir j v . . jtv pf wen
den Strapazen einer erfolgreichen Tä
tigkeit als Handelszerstörer erholte, nach
heftiger Gegenwehr schachmatt gesetzt.
Das schwer beschädigte Schiff wurde von
seinem Kommandanten in die Luft ge
sprengt. Die deutschen Hilfskreuzer, d. h. Hsn
delsschiffe, die erst nach Ausbruch des
Krieges in den Dienst der kaiserlichen
Marine übernommen wurden, haben sich
als Handekszerstörer vorzüglich bewährt
und den Alliierten riesigen Schaden zu
gefügt. In Dollars und Cents aus
gedrückt, beträgt dieser Schaden ein viel
faches dcs Wcrtcs, den die in ausländi
schen Gewässern zugrunde geaangenen
deutschen Kriegsschiffe und Hilfskreuzer,
hatten. Die deutschen Handelszersiörer
haben auch die feindlichen Seemächte qc
zwungen, für lange Zeit einen betracht
lichen Teil ihrer Kreuzerflott'n ir fernen
Meeren zu verwenden. Einer dieser
Hilfskreuzer, die Cap Trafalgar", ging
am 14. September an der füdamerikani
fchen Küste nach einem heftigen Kampf
mit ' der Carmania" ehrenvoll unter.
Zwei andern. Prinz Eitel Friedrich"
und Kronprinz Wilhelm", gelang e,
nachdem sie eine Menge Handelsschiffe
versenkt hatten, mit leeren Kohlcchun
kern die englische Blockade der amerikani
fchen Küste zu durchbrechen und in den
sichern Hafen von Norfolk einzulaufen.
Kein.einziges der für Kriegszwecke aus
gerüsteten deutschen Auslandsschisfe ist
von den Alliierten gekapert worden.
Was ans der Karlsruhe" geworden ist,
dem einzigen Kreuzer, der nach der
Schlacht bei den Falklands-Jnseln und
der Zerstörung der Dresden" noch freie
Fahrt vor sich hatte, vermögen wir nicht
zu sagen. Zinige behaupten, sie sei nach
einer ruhmreichen Karriere und nachdem
sie über ein Dutzend Alliiertenschiffe der
senkt, während eines Sturmes an einer
kleinen westindischen Insel gescheitert.
Anders dagegen wollen wissen, daß eS
ihr mit vieler List gelang, die wachsame
britische Kreuzcrkcttc in der Nordsee zu
übertölpeln und den Hcimaishafcn zu ek
reichen. Die in Tsingtan eingcschlossc
nen kleineren Fahrzeuge, darunter der
alis österreichische Kreuzer Kaiserin
Elisabeth", wurden von der eigenen Be
satznng vernichtet, damit sie nicht in die
Hände des Feindes fallen sollten. Denk
Torpedoboot S 90 war es vorher noch
gelungen, den japanischen Kreuzer Ta
katschio" durch einen wohlgczielten Tor
pkdoschuß in die Tiefe zu befördern.
Der ungeschützte Kreuzer Geier" er
reichte Hawaii und lieh sich internieren.
Das Kanonenboot Cormoran" ist im
amerikanischen Hafen von Guoin inter
niert. Ueber den Verbleib der Kanonen
boote Panther" und Eber" der west
afrikanischen Station ist nichts bekannt
geworben. Vom Panther" hieß es ein
mal, er halte si") in einem klcinasiatifchen
Hafen auf. Rudolf Amort.
(in zweitkk ikel sollt.)
Eine Bienenkönigin legt in einer
Saison 100,000 Eier.