Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 05, 1916, Image 5

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Der Kamps itnt
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Der fflT1nS Stfthtinstfirtff niM sin nn
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schaulicheS Bild von der verheerten Farm
nflf. Marie, um die erbitterte Kämpf ge
i$rttbea sind.
s mit lagen zum erstenmal ganz aus
dem linken Flügel unseres Regiments in
Stellungen, die sonst da dritte Bataillon
besetzt hätt. Bor allen Dingen aber gefiel
un die nähere Umgebung unserer Erd
Kohlen. Da waren also die Farm Sie.
Marie und die Deckungen der Artilleristen
im nahen Kieferngehölz. Diese Farm
kannte Ich bisher nur vom Hörensagen
unsere Leute holten von dort immer Was
ser zum Kochen , jetzt besuchte ich sie
zum erstenmal. 7!!e werde ich den Ein
druck veräeffen. den diese schone, durch den
Krieg vollkommen verwüstete Besitzung
auf mich gemacht hat. Man stelle sich also
einen quadratischen, auf drei Seiten mit
Gebäuden umgkbenen Hof vor, an der
dierten. nach Suden Offerten Seite daS
hohe, schmiedeeiserne Tor. wie man ti
aus Bildern französischer Schlösser kennt.
Nur ach den Trümmern kann man un
gesähr schlieszen, was die! odck jenes Ge
daude frühe gewesen fein mag. ES hat
nämlich um diesen Hof ein ganz verzwei
f fiter Kamps stattgefunden, und der Be
scher chat alZ Reserveoffizier b,S zuletzt
ousqeharrt.
Bis zum Dachbalken ist alle In Brand
seschossen, die kahlen Giebel ragen in die
,. lufi. Und dabei ist fetzt alles wieder Voll
Leben. ,Denn i sämtlichen Zimmern,
Ltällcn md Kellern diese? GvtshofeS ko
chen unsere . . .er und einige Mnnsckzaf
ten von der etwa hundert Meter entfernt
im Walde liegenden Batterie der . . xz
FeldbaUerie. Danebc also die Bilder
grausiger Verwüstung und Spuren bis
terten Kampfes. Gleich am NordauZgang
jiixi Soldatenaräoer, wenn ich mich recht
entsinne ein deutsches und ;in franzosi
scheS. Dann kommt man an den einsti
ttf Weiickllkk vorbei: ein wüster Scher
Anhäufen. Besonders grausig wirken in
,wei Ställen dunkle Massen, die vor der
Krippe tilgen: die Kühe, die im Stalle
verbrannt sind, weil die Zeit fehlte, sie
hinauszutreibcn. Das Einzige, was noch
nsehnlich geblieben, ist der schöne, große
Obstgarten, der sich zwischen dem Hause
und dem schon erwähnten Kieferngchölz
hinzieht.' In diesem Kieferngehölz lagen
wir und nahmen wohl eine olle Stunde
ein Sonnenbad. Ich hatte an demselben
I Morgen reichlich Post bekommen. Ich
'ließ eS mir also an einer windgeschützten
Stelle wohk fein und veranstaltete mit
Kameraden ein kleines Lesekränzchen.
Ein paar aus nächster Nähe abgegebene
Schusse unserer Feldartillerie deranlatzten
unZ. den Herren Kanonieren einen Besuch
abzustatten. Haben die es gut! Wir
staunten nur immer und immer wieder,
und fragten die Artilleristen, ob daS etwa
Krieg wäre, wenn in jeder Deckung ein
Kocbofen stände, jede Deckung ein Fenster
besäße. Die schönsten Lcderstühle hatten
sie sich hier zusammengeholt, nirgends
fehlte ein bequemer Tisch. Ja. in den
meisten. Fällen war die Trennung von
Wohn und Schlafzimmer streng durch
esührk. In der ersten Deckung jedeS
eschütz hatte eine siel mir ein riesiger
Toilettendamenspiegel aus. Eine neue
Deckung war im Bau: ein Wohn und
Eßzimmer für etwa zwanzig Mann. Al
leS tapeziert, beleuchtet, geheizt. In jeder
diestr Erdhöhlen stand ein mit Briketts
geheizter Ofen, der eine wohlige Wärme
verbreitete und uns nur ungern wieder
daS gastliche, Lokal verlassen ließ. Ich war
regelrecht neidisch geworden, wenn ich da
ran dachte, wie oft wir in der vordersten
Linie haben frieren müssen, nicht etwa,
weil die Deckung ungeheizt war, fondern
weil überhaupt keine da war.
Der Grund dieser Üppigen Ausstattung
der Erdhöhlen liegt einfach darin, dh die
Leute Zeit haben. Sechs Wochen liegen
sie nun schon in derselben Stellung und
es ist gar nicht abzufeben. wann sie diese
erlassen sollten. Außerdem ist eS eine
Trupp, die ruhig allerlei mitschleppe
kann, ohne an ihrer BewcgungSfähigkeit
behindert zu werden. Wir Infanteristen
muffen natürlich diel beweglicher fein.
Für den Feind aber ist eS ganz
unmöglich, die Stellung zu entdecken,
dcn das ,inzige Mittel. daS vielleicht noch
j Frage komnien dürfte, das Mllndungs
scuer, versagt bei uns. Bleibt also nur
noch die Spionage übrig, um die Stcl
liing herauszukriegen. Und aus dem Ge
b!ete haben eS die Franzosen weit ge
bracht. Jeden Abend sehen wir Lichter
brennen in den Häusern hinter der Front
und wieder verschwinden: daS reine Mor
fealphabet. durch diese Zeichen teilt die
iiiwätterllna dir von unS besetzten
- ? i... TiivtHtt Alts hy rtfw
0icr vc inn , " v,.-
deren Front mit. wo unsere Geschütze
stehen. waS fUr ruppenoewegungen er
' ' . c ii.-T.f. fW..f
folgert und au,eno anoeie inge. uu
bie Tauer ronnre man vik,km reiocn
nicht mit Langmut zusehen. Proklama
tiancn an die Bevölkerung, sich Feindselig
leiten gegen unsere Truppen zu enthalten,
wurden nicht Beacht. JNsoigeoeen ,ieyr
sich jetzt da! Generalkommando gezwun
gen, mit härteren Mitteln zu arbeiten. So
wurden denn gestern, am Sonntag Mor
gea, die Bewohner der dicht hinter der
Frsnk liegende Dörfer gezwungen, ihre
. Wohnungen zu verlassen. Der ganze
Transport es waren aus unserem Nest
etwa 50 wurde nach N . . . gebracht.
i selbst konnte nicht Augenzeuge sein,
da unser Trupp morgenS um S Uhr 30
Minuten abmarschiert war zum Bauen
ii;nt,rhtrfiir!slirt nrn Babndamm. S.
. n. r.x. QfknW HAriffV aIA nfmrf
yak l''; IN '-"
f yt meldet und Hat mir allerlei davon
i
'SM "w WM
Aann St. Mrie.
erzählt. Ganz traurige Bilder sind eS ge
Wesen, Wie die Frauen, eine davon mit 10
Kindern, nur mit schwerem Herzen sich
von ihren Häusern hätten trennen kennen.
Besonders ergreifend soll der Abschied deZ
Maire, eines würdigen, alten Mannes von
seiner Frau gewesen sein. Selbst unser
Hauptmann ist weich dabei geworden.
Immer wieder mufz man daran dmken,
wie wenig die Leute bei un da Glück
einschätzen, das der Krieg nicht im Lande
ist, bis auf eine Provinz. Und diese wird
bereits von allen Seiten unterstützt, um
die Spuren des Krieges verwischen zu 'ön
nen, und zwar jetzt schon während des
Krieges. Wann wird hier die Regierung
daran denken können, dem Lande wieder
aufzuhelfen? Was wird der Bauer hier
zu arbeiten haben, um sein Feld wieder
betriebsfähig zu machen.
Heute Montag sind wir wieder uf
unserm Sandhügelder vor einige Wo
chen in vorderster Linie, jetzt etioa in drit
tek Linie liegt. Leider sind die Deckungen
etwas kalt wegen des SandeS, sonst, aber
sehr geschützt und vor allen Dingen
trocken. Man hält es also auS, beson
derS bei der nötigen Beleuchtung. Man
kann sich nicht vorstellen, wie willkommen
eine Kerze auS der Heimat ist . . Der
Kalinenscldwebel hat geschworen bevor
er nicht seinen Vorrat an Tabak und Zi
garren verkauft hätte, würde er andere
Sachen überhaupt nicht führen. Nun sind
wir bei gerade mit Rauchwaren durch die
Likbesgabeusendungen in reichstem Maße
versehen. Inzwischen ist S 5 Uhr ge
worden, lange kann ich nicht mehr schrei
den. Die Reserve ist tatsächlich balg die
einzige Gelegenheit, um Briefe zu
schreiben.
Die Bonner ArndtEiche. ,
Der Verein Alt-Bonn hat für die
Arndt-Eiche, daS Bonner KriegSmal, eine
eigenartige Gabe gestiftet, indem er von
zwei Stücke auS feinen Arndt-Schätze,
einer Federzeichnung von Bernhard Afin
gn und einem von Ernst Moritz Arndt
geschriebenem Albumblatt, hübsche Nach
bildungen herstellen ließ, die als Postkar
ten zum Besten der Arndt-Eiche verkauft
werden sollen. Die Federzeichnung von
Bernhard Afinger, dem Schöpfer des
Bonner ArndtDenkmals auf dem Alten
Zoll, stammt aus dem Jahre IM und
zeigt den Lüjährigea Vater Arndt. wie er
mit einem Barett auf dem Kopse, unter
dem Arm einen handfesten Regenschirm,
frisch lind aufrecht über die Straße geht.
Aus dem Jahre 1853 stammt auch das in
klaren, schönen Schriftzügen gehaltene
Albumblatt, aus dem Arndt einem Mit
gliede der Familie Afinger folgenden
Spruch widmet: Wer nicht zu handeln,
nicht zu säen wagt,, von dem wird endlich
Welt und Glück verklagt.'
Tozialdemokratie in Baden.
AuS der badischen Parteiorganisation
der Sozialdemokratie wird geschrieben:
.Der Badische Staatsanzeiger (Karls
ruher Zeiwng') teilt in einer ihrer letzten
Nummern mit, das; Genosse Anton Geiß
Mannheim zum Mitglied' des Bezirksrats
für Mannheim ernannt Worten isk. Mit
Allsbruch dcS Krieges wurde Genosse Geiß
ur ein zum Heeresdienst einberufenes Be
zirkSratsmitglied alS dessen Stellvertreter
ernannt. Die jetzige Ernennung ist keine
provisorische mehr, sondern hat Guttigieil
bis zum Tu April 1918 und ist für ein
kürzlich verstorbenes Bezuksratsmitglied
bestimmt. Mit der Ernennung des Ge
nossen A. Geiß als Bezirksratsmiiglied
tritt der erste Sozialdemokrat in diese
Berwaltungskörperschast ein . . . Damit
ist die Sozialdemokratie in Baden tn allen
öffentlich rechtlichen Berwaltungslörper
schasten vertreten."
l ,
Neu, Ehrung Kaiser Wilhelms.
In der Sitzung der Ungarischen hiflo
rischen Gesellschaft irt Budapest wurde mit
großer Feierlichkett Kaiser Wilhelm in die
Reihe der gründenden Mitglieder aufge
n?mmen. Der VizePrajident, Miniiterml
direktor Dr. Defider Csanty. der in Abwe
senheit des PräsiScntcn. Geheimrats L.
Thalloczd, dm Borsitz führte. verlaS zu
erst ein Schreiben des deutschen Botfchaf
ters in Wien, v. Tschirschky, mit der Mit
teilung, daß Kaiser Wilhelm der Gesell
schaft als gründendes Mitglied beigetre
ten fei. Cfanky hielt hieraus tine Rede,
worin er den Txrnk und die hohe Genug
tuung der Gesellschaft über die AuSzeich.
nung ausdrückte, die sowohl ihr, al auch
der ungarischen Gesellschaft und dem
öffentlichen Leben Ungarns durch den
Beitritt Kaiser Wilhelms, der der wür
dige Sohn dr großen Zeit genannt zu
werden verdient, widerfahren sei.
'
Fried. Krupp .G. i München.
Freimann, wo die Kruppschen Werke
zur Anlage nner neuen Geschugsavr,!
roke Bodenflachen (gegen 400ha erwor,
be haben, liegt etwa 4 Kilometer nörd
lich der Münchener Vorstadt Schwabin,
in der Nähe der Jsar. ES ist al o ?e
selbe ttegend im Norden der bayerischen
Hauptstadt, wo sich auch die Maffeische
Lokomotivenfabri! und einige andere groß
Industrieanlagen , befinden.- Schon seit
länaerer Zeit war im Zusammenhang mit
Besuchen deS Herrn Krupp v. Bohlen und
Halbach in Overbayern von großen
Kruppschen Planen die Rede. Im Vcr
gleich zu Nürnberg und AuKSburg ist
München arm an großinduftkieuen
tegsil- . ,' , ': ,
V -"W , ,mm mmr mw
- -
Das vierte Kriegssemejler in Aonn.
Tie Couleur fehlt der Krieg
Die alten kurfürstlichen Kastanien im
Hofgarten legen gemach ihre stolzen Kro
nen ab. Wenn ein Wind sich hebt, rieselt
ein sachter Regen von zarten, weißrosa
Blüten erdwärts, unter die Füße der vielen
Studierenden beider Geschlechter, die zur
Alma Maket streben. Wer in den zier,
losen Vorhof der Schwarzen Bretter'
eintritt, fühlt bald, wieviel an Frieden?
werten und krasten wir eigentlich in die
seS '.ferne Zeitalter herübergerettet haben.
Inlor arm n'Amt muss". Seneka,
dek dieses Wort prägte, kannte die unver
alcichliche innere Lebensstane des deutschen
BolkcS nicht,' da? gerade, ob eS gleich bis
zur letzten Faser sich den ungeheuren Er
fordernisse dieses Weltkrieges zu opfern
scheint, doch noch über solch gewaltige
Hingabe hinaus auch daheim nnermüdet
und planvoll fein HauS verwaltet. Und
wa wäre friedlicher als die Wissenschaft?
AllcS erscheint hier wie sonst: Die Zahl der
Vorlesungen und der Hörer nicht merklich
verringert, Besuchsstärke und Arbeitswille
vielleicht sogar gesteigert. Selbst vaS grosze
Kolleg über Bölkerrecbt weist gefüllte
Bänke auf. In den Hallen ein Kommeki
und Gehen bis In den tiefen Abend, noch
ist Semefteranfa-g. die Zeit des Einschrei
benS und Belegens. Und doch: der schär.
sere Blick erfaßt Unterschiede gegen früher,
die 'sich dem flüchtigen Auge entgehen,
Die Studentenschaft als solche ist ver,
ändert, in ihrer Zusammensetzung und
ihrer Haltung. Die Couleur fehlt. Nicht
nur. daß einzelne Verbindungen zurzeit
gaz kuhen. weil, sie all ihre Burschen
und Füchse inS Feld entsandt haben; eS
erschien auch den meisten alS vaterländische
Pflicht, solange die Kriegsposanne dröhnt.
allem fröhlichen Prunk und Farbenfpikl
zu entsagen. In den VerbindiingshSusern,
diesen 'ochburgen juqendlicher Heiterkeit,
sind Verwundete gebettet. Die einzige
Farbe, die sich in das einsörmige Bild
mischt, itt Feldgrau. Neben vielen,
die ihr Eisenkreuz schon wieder an ,dcr
bürgerlichen Kleidung tragen, zeigen sich
zahlreiche Soldaten in Uniform, von allen
Waffen und Graden. Manche sind der
stümmelt. tragen den Lederhandschuh über
der verkrüppelten Hand oder haben noch
nicht die volle Krasi der Füße wiederge
sunden. Die meisten sehen ernst auS.
Und sie wissen auch, warum. Wer durch
das Feuer und Wasser, des Mordens ge
gangen ist, dem geht die., unbefangene
KindUchkeit verloren. Diefe Soldaten im
Bürgerkleid wie im Rocke dcS Kaiser! sind
der Älma Mater liebste Söhne; denn sie
haben daS schon kühn und freudig wahrge
macht. waS die Hohe Scknile ihnen als
der Weisheit letzte Schluß einzuprägen
bestimmt und bestrebt ist: das völlige Aus
gehen im Ganzen. Die ersten Semester!
Welcher alter Bruder Studio kann sich
eines erinnerungsseligen Lächelns erweh
ren? Sie. find auch jetzt wieder da. schein
bar kaum weniger zahlreich als in frühe
rcn Jahren. Ei wenig schüchtern und
doch wieder mit einem Anflug von Würde
studieren sie andächtig die Ankündigungen
und Bekanntmachungen; einige tragen
Die mutlose Deutschen.
AlS Beweis für die Mutlosigkeit der
deutschen Truppen vot Berdun wird in
französischen Zeitungen erzählt, den deut
schen Soldaten sei das Tragen weißer
Wäsche verboten worden, damit sie sich
nickt ergeben könnten und nun bettelten sie
die französische Zivilbevölkerung um jeden
weißen Fetzen an.
Das haben nun die Deutschen wirklich
iif,t nötia. Sie baben nämlick ein weit
besseres Mittel entdeckt., sich in den Besitz
der ihnen so Unentbehrlichen Parlamentär
slaggcn zu fetzen. Sie schlagen nämlich
beim Sturm einfach immer ein paar
ftrnninffn tot und bemäckitiaen sich deren
bekanntlich so dllltknreichet Untcrbekleidung
zu dem genannten Zweck. Besonders die
der französischen Hilsstruppen finv wegen
ihrer weithin leuchtenden, blendenden
Sauberkeit sehr beliebt. Ueberhaupt sind
die deutschen Feldgrauen, wenn es ans
Ergeben geht, sehr erfinderisch. So sollen
die Berliner und Brandenburger, d die
Feste Douaumont erstürmten, jeder eine
Scbale Weine vor sich beraetraaen haben.
um den Feind auf ihre friedlichen Ab
sichten aufmerksam zu machen, negl
sicher nur an dem mangelnden Völker
fif&nf.t'iffttt ffJftCtin ti Ktfft frrttiln
f lUJUiUYJlUJW VtfclUlll
sischen Commandeurs un? der strotzenden
Mulsulle feiner Truppen, das, viese
Symbol mißverstanden wurde und die
Dklitskben s um die Seanunaen der fran
zösischen Gefangenenlager gekommen sind.
. .
Großherzogin Luise an die Austausch
gefangenen..
Großherzogin Luise von Baden hat an
die in Konstanz ingetrosfenen deutschen
Austauschgesangenen, nachstehendes Tele
gramm gesandt:
.Zu meinem größten Bedauern muh ich
auf die Freude verzichten, die es mir ge
währt hatte, der Ankunft unserer schwer
verwundeten Austauschgesangenen beiwoh
nen zu können.. Nicht weniger herzlich
aber ist Meine Teilnahme an den bevorste
henden Tagen, und Stunden, nd,Ich
niöchti den ankommenden, in dit Heimat
zurückkehrenden tapferen BakrlandSverteii'
digtrn einen warm empfundenen Willkom
mengruß bei ihrem Eintritt in deutsche
Vaterland entgegenbringen. 1 Möchte rci
cher Segen über dieser Heimkehr ruhen, die
von uns llen in ticser Dankbarkeit ge feiert
werde wird. ; . 1 Luise.' '
m m w '-w
: .
kennt ur e i n e Farbe: Feldgrau.
noch den seclich,schwakMl RoI, der ihr
ängstliches Herz beim Ezamen deckte. Das
Bild wäre nicht vollständig, wollten wir
nicht auch jener gedenken, die der scho
nungSlose Griff des Krieges zur Vor
Herrschaft in Hörsaal und Seminar geführt
hat, der Studentinnen. Ihre an sich schon
schnell gewachsene Zahl springt heute ganz
besonders in die Augen: sie stellen die
größere Hälfte der gesamten Studenten
schaft? Ja, in einzelnen, zumal sprach
wissenschaftlichen Fächern, läuft der eigent
liche Student Gefahr, in der Menge der
Genossinnen zu erschivindcn, und die von
einzelnen Lehrern immer noch beliebte Be
grllßungsweise: .Meine Herren!" ist jetzt
draus und dran, den letzten Schein von
Berechtigung zu verlieren. Ist diese er
staunliche Entwicklung gesund? Wir wa
gen es nicht zu entscheiden, einstweilen
wenigsten? noch nicht, solange wir den
Raub dej TodeS unter der akademischen
Mannschaft noch nicht ermessen können.
I- l große ganze füge sich die Stuben
tinnen ja such recht gut in die Gesamtheit
ein, den meisten ist ihr Studium wirklicher
lernst, und wohl keine Schicht unserer
Frauen steht in so ausgesprochener Feind
schast gegen eine übertrieben modische
Putzsucht; sie gehen fast alle ohne Hut.
Die Damen fi"d, wir müssen bekennen und
nachahmen, von wünschenswertester
Pünktlichkeit und Ausdauer, es scheint,
als fei ihre Knegskosimg das. was un
längst ein großer Stikdentinnenverband
seinen Mitgliedern vorhielt: .Jetzt ist es
an der Zeit, auch in der Universität, wo
wir nun die Ueberzahl bilden, einmal zu
zeigen, mit welchem Ernst und welcher
Freudigkeit wir arbeiten können; jetzt ist
eS an der Zeit, zu beweisen, daß fcmina
ristische Uebungen usw. auch zu erfreuli
chen Ergebnissen kommen können, wenn
fast nur Frauen daran teilnehmen Die
Zukunft wird lehren, wieweit diese Mah
nung befolgt wird. Und schließlich
sind sie nicht Blut von unserm Blute?
Bangen nicht auch sie um Väter, Brüder
und Liebste? Reifen nicht auch sie in die
ser großen Prüfung zu einer reinern und
festern Anschauung der Dinge dieses Le
bens? Wir wissen es alle, sie leiden, har
ren und opfern mit unS. Als ich in diesen
Tagen die Vorhalle betrat, begegnete mir
eine engere Fach und Seminargenossin,
inzwischen Fräulein Doktor geworden.
Mehrere Semester lang war ich gewohnt
gewesen, sie nur mit ihrem älteren Bruder
zusammen gehen und arbeiten zu. sehen.
Nun war sie allein und tiefer Trauer.
Ich fragte nicht: aus ihren verschleierten
Augen sprach die Furcht vor dieser Frage
. . An der Ehrentafel, die da im schlich
ten Nahmen, eichenlaudumkränzt, hängt,
fand ich ihn genannt: am Hartmanns
weilerkopf blieb er. Nun steht sein Name
da unter den vielen, die schweigend ftar
ben und tausend ungetan Taten, uner
rungme Kränze, ungereiste Hoffnungen
mit in die kühle Erde nahmen. Ein
Lämplein brennt Tag und Nacht vor die
sem ergreifenden Ex voto der Bonner
Hochschule, ein ewiges Licht vor dem Hoch
altare des Vaterlandes ...
Theater n der Front.
: DaS .Deutsche Theater an der West-
front", das von dem Karlsruher .Theater
direkt Fritz Grunwald Mitte Februar
nur für kurze Zeit beabsichtigt war, hat
sich zu einer stehenden Einrichtung in dem
gesamten Okkupationsgebiet des Westens
entwickelt. Direktor Grunwald, der als
Unteroffizier bei dem Generalkommando
eines aktiven Korps fast ein Jahr im Felde
ftehi hat- seinerzeit die ersten Gastspiele
für die deutschen Truppen im Liller
Siadttheater eingerichtet. Eine besondere
Anerkennung wurde dem Ensemble da
durch zuteil, daß Fürst Leopold zur Lippe
daS .Theater an der Westfront' zu einer
Festvorstellung in T ... einlud und seinen
Landeskindern einen frohen Abend mit
dem tollen Schwank .Die spanische Fliege'
bescherte. Direktor Grunwald wurde durch
Verleihung der fürstlich Lippefchen Mili
tärverdienpmedaille mit Schwertern aus
gezeichnet. Der Darsteller der Hauptrolle,
der Komiker Richard Georg (auch in Ame
rika in weiten Kreisen bekannt) vom Rc
sidenztheater in Berlin, erhielt die Lippe
sche Kriegsmedaille für Nichtkombattanten.
.
Franzose als Hilfsarbeiter in den
Obstanlagen,
Den Obstzucht in WrderGliiidow
und anderen Gemeinden des Kreises
Zauch-Belzig und Osthavellaud sind ge
fangene Franzosen .als Hilssarbeiter in
den Obstanlagen zur Verfügung gestellt
worden. Die Franzosen find zur vollsten
Zufriedenheit der Obstzüchte! auf den
PlanKigen tätig. Die Geschicklichkcit der
Leute findet allgemeine Anerkennung.
Andererseits sind auch die Gefangenen mit
ihrem Los zufrieden. Sie stehen natür
lich unter Bewachung und haben, wo e!
erforderlich ist, sogar einen Dolmetscher
zur Verfügung. . ,
'
Tiebstahl Ncgerscher Schriftstücke.
Dem langjährigen Freunde und Mci
ningcr Nachfolger Max RegerS, Prof. Dr.
Fritz Stein in Jena, wurden bei einem
Einbruch wertvolle Schriftstücke Reger!
gestohlen. Professor Stein steht als
Sanitätssoldat im Felde, seine Villa ist
deshalb ganz unbewohnt. Die Diebe hat
ten die ganze Zeit über in dem Hause ge
wirtschaftet. Auf dem Urlaub, den er
wegen des Begräbnisses Negers genommen
hatt,, hat Proscssor Stein jetzt den Ein
bruch und Verlust der Schriftstücke ent-deckt.'
mmm
Der Wohlstand
in der Arbeiterklasse.
Wie eS de? Negierung gelang, die uute
rcn Schichten kricgsfredia zu machen.
, Der Pariser Berichterstatter Osborne
schreibt in Stockholms Tagblad: Unter der
arbeitenden Bevölkerung zeigt sich jetzt km
Kriege ein nie geahnter Wohlstand. Die
Arbeitsgelegenheit, die sich nach der Mo
bilisierung um mehr als 50 v. H. ver
minderte, ist inzwischen wieder auf de al
ten Stand gekommen, ja sie hat sich sogar
etwas vermehrt. Die Anzahl der Arbei
tenden ist mit Berücksichtigung der 24. v.
H.. die im Felde stehen, einige Prozent
höher als vor Beginn des Krieges. Mit
vermehrter Gelegenheit sind auch die
Löhne erheblich gestiegen, ss in der Textil
bracht; bis auf 20, in der Zucker-Jndu
ftkie bis 25, und bei den Werftarbeitern
und Sch,ffsstauern bis 50 v. H. Die m
ven Kriezswerkstatten Beschasiigtcu ton
nen, da man teilweise wieder von der
Stundenarbeit zur Stückarbeit zurückge
kehrt ist, täglich bis 20 Franken verdienen.
ES ist unter diesen Umständen kein Wun
der, wenn ein großer Teil der niederen
Bevölkerungsschichteg das Ende des Ktie
ges nicht herbeisehnt. Auch den Frauen.
wpelche ihre Manner in Schützengraben
haben, sowie den arbeitenden, geht es gut.
Die Regierung hat durch die Bestimmung,
daß die Mobilisierten und ihre Angehöri
gen keine Miete zu zahlen haben, und baß
allen Mietern, deren Mietpreis unter 690
Franken beträgt, ein Moratorium gewährt
ist, dasur gesorgk, da VaS kleine Volk die
Beschwerden des Krieges nicht sllhlt; sie
hat den Krieg volkstümlich gemacht. Aber
welche Gefahr droht den Besitzenden, wenn
nach Beendigung des Krieges die aus dem
Schukengraben Heimkehrenden den Ge
richtsvollzieher z kosten bekommen, dann
ist die Revolution ra! DaS muß die Re
gierung verhüten und deshalb nimmt man
an, daß die Mietsausfalle usw. auf brer
tere Schultern abgewälzt werden, daß der
Staat die Entschädigung auf sich nimmt.
Man sieht, die Regierung hat es verstan
den, ihre breiten untern Schichten kriegs
freudig zu machen und ist damit allen Be
furchtungen übet innere Unruhen ent
hoben.
Neue Autgreifen.
' Eine Erfindung auf dem Gebiete der
A,iinmnKilK?i'isna ist fern Münckenek
Ingenieuren Professor Wehrlc und Kiesel
aeqlückt. Eine Erfindung, die. wie die
München-Augsburser Abendzeitung' mit
teilt, mit einem Schlage der Gnmminöi
abhilft und den Personen und Lastauto
mobilverkehr an den Fronten und in der
Heimat ohne Gummi ermöglicht und
sicherstellt. Das große Geheimnis dieser
Erfindung besteht in einer Stahlfcdcrung
in Verbindung mit Lcder und Holz. Pro
fessoe Wehrle erläutert dies so: Der ge
sumte Radreifen ist in eine Anzahl federn
der Segmente zerlegt, zu denen nur Stahl,
besonders imprägniertes Holz und ein ge
ringcs Chromleder verwendet werden.
Diese Bereifung ist elastisch und nimmt
jede Unebenheit des Bodens auf. Sie ist
widerstandsfähig und doch etwas nachgie
big gegen seitliche Hindernisse, sö daß das
gcfürchtete Schleudern des Wagens auf
jeder Straßenflache absolut vermieden
wird. Diese Federung ist gegen Tempera
tureinflllsse, gegen scharfe Steine, Glas
splitter und Nagel unempfindlich, iwh
rere Probefahrten überzeugten davon. Die
Konstruktion ist bereits gesetzlich geschützt.
m "
Fleisch an fleischlosen Tagen.
In einem Erlaß der zuständigen Mini
fterien werden, die OrtspolizeibehZrden er
mächtigt, die Abgabe von Fleisch an fleisch
losen Tagen Im Einzelfalle ausnahmsweise
dann zuzulassen, wenn bei längerer Auf
bewahrung ein Verderb des Fleisches zu
befürchten ist. Von dieser Ermächtigung
ist, wie es in dem Erlaß heißt, namentlich
aus dem Lande für den Verkauf von
Fleisch auf Freibänken und für den Ver
kauf von notgcschlachteten Tieren Gebrauch
zu machen. Da dort Freibänke vielfach
nicht mit Kllhleinrichtungen versehen fiuiv
wurde es zu einem Verderben des Fleisches
führen können, wenn der Verkauf von
Fleisch, insbesondere auch der Verkauf deZ
oft nur beschränkt haltbaren Fleisches von
notgeschlachteten Tieren, grundsätzlich und
ausnahmslos an den fleischlosen 'Tagen
verboten bliebe, was unbedingt vermieden
werden muß.
Die deutschen Kriegsgesangencn in der
Schweiz.
Ueber die militärischen Ehrenbezeignn
gen gegenüber den in der Schweiz zur
Erholung sich aushaltenden kranken
Kriegsgefangenen teilt daS Pressebureau
des Schweizerischen ArmecstabeS auS
einem Befehl des Gencraladjutanten vom
18. Mai mit:
Ganz gleich wie die igenen Offiziere
nd Unteroffiziere sollen in der Armee
Such die fremden kriegsgesangenen Ossi
ziere und Unteroffiziere gegrüßt werden,
die In ehrenvollem Kampfe für ihr Vater
kcnd verwundet nd waffenlos geworden
sind.
. ' :ir.
Sächsische Beamte. ,
Als Nachfolger des unter dem 1. Juli
In den Ruhestand übergetretenen König''
sichert Gesandten in Berlin, Frhrn. von
Salza-Lichtenau. ist der, Geheime Rat im
Ministerium der Auswärtigen Angele
Zeicheiien Kammerherr v. Nostiz bestimmt.
Ferner itt für Un durch das Ableben des
Königlichen Gesandten Grafen v. Rex zur
Erledigung gekommenen Wiener Gesand
tenposten der Amtsqauplmann Kammer
Herr . Nostiz-WsllwiS auSersehea.
mmr w -
Der Weg der Detttsch-Hesterreiltzer.
Die gchindendc Wirkung US Krieges ia der ToppelMonarchie.
Mit nvheiirer Wucht hat der Krieg! !
stürm an den Grundfesten deS HabSburj
gerreichs gerüttelt, dessen inneres Gefllge
man In London und Paris nicht weniger
alS In Petersburg und Rom schon seit
Jahren für so gelockert gehalten hatte,
daß eS iei dem ersten heftigen Anstoß von
außen unweigerlich useinanderbrechen
müßte. Alle,n mit eine, selbst manchen
seiner Freund überraschende Lebens
kraft und Zähigkeit hat Oestereich-Ungaru
diese Probe aus sein Dafeinsrccht bestan
den, politisch, militärisch und wirtschaft
lich, wie ein Stahlband hat ver Weltkrieg
auf seinen Organismus gewirkt, verjüngt
und zukunftssicher geht eS, während feine
Heere noch in harter Blutarbeit begriffen
sind, bereits daran, Rahme und Bahnen
serner Entwicklung in kommende Jrie
denszeitcn abzustecken. Nicht nur, daß die
Verhandlungen zwischen Wien und Buda
peft über die Erneuerung de Ausgleichs,
der staatsrechtlichen Grundlage der Mo
ncnchie, rüstig gefördert werden, nickt nur,
daß dit Vorarbeiten für die Eknglkver
ung des Reiches in daS Mitteleuropa der
Zukunft in lelchaftem Gange find Such
di einzelnen Völker Völkergruppen,
di in Oesterreich und Ungar staatlich zu
fammengefaßt find, begmnen sich für ihre
neuen Aufgabe und Pflichte zu rüsten.
Wie weit diese, Prozesj i den Ländern
der ungarischen Krone gediehen ist, läßt
sich bisher, nicht deutlich erkennen. Nur die
Magyaren, die führende Nation, deren
Hauptmass! in dem von den Krieasereig
nissen nicht unmittelbar berührten Landes
inner siedelt, scheinen ihrerk politischen
Aufmarsch schon beträchtlich gefördert zu
haben, wogegen Deutsche, Slsvaken, Ru
möne und Serben, deren Wohnsitze jaftn
größten Teil im Kriegsgebiet od?i un
mittelbar daran liegen, notgedrungen
noch politisch de Atem anhalten.
Schärfere Umrisse zeigt di nationale
Gruppcnbildung in Oesterreich. Am mei
sten beeilt haben sich mit der Herstellung
einer einheitlichen Organisation die galizi
schen Polen, deren Ehrgeiz und Hoffnung
es ist, Kristallisationskern eines über die
Grenzen GaliZenZ hinausgrciftnde Ge
Hildes zu werde. Kaum weniger eilfertig
zeigten sich dit Tschechen, all chre voliti
schen Gruppen und Sekten eng zusam
menzuschlietzen, gesunde und räudige
Schase in eine Hürde zu bringen; ihr
wirksamer Antrieb ist ihr schlechtes Ge
wissen: bei den einen ob ihrer Bcgehungs,
bei den anderen ob ihrer Duldungs- und
Unterlassungssünden. Ueber d,e Dinge.
um die es sich da handelt, wird deutlich
erst ach dem Kriege gesprochen werden
können.
Weit fortgeschritten, wenn auch noch
lange nicht zum Abschluß gediehen, sind
die Vorbereitungen der Deutschösterreicher.
Sie dürfen sich rühmen, von der rsten
Stunde an ihre ganze Kraft in den
dienst des Vaterlandes gestellt zu haben.
Deutschnationale nd , Christlichsoziale.
Liberale und Klerikale, Sozialdemokra
ten und Konservative überboten einander
in hingebender Opfer freudiakeit, auf un
zahligen Schlachtfeldern erneuten Deutsch
böhmen und Alpenländler im Weiteifer
Mit den Magyaren ihre Jahrhunderte
alten Waffenruhm und besiegelten ihr
Treue zu Kaiser und Reich mit Strömen
edelsten Blutes, die Milliarden, deren die
Monarchie für die Kriegführung bedarf,
fließen ihr zum weitaus größten Teil aus
Deutfchösterreich zu, das im vollsten Sinne
.Gut und Blut" fürs Vaterland einsetzt.
Die unermeßliche Verdienste, die sich so
der deutsche Stamm in Oesterreich in den
Tagen der schwersten Daseinskrise um die
Monarchie erworben hat, werden dadurch
nicht veringert, daß sein östereichischer
Patriotismus von seinem glühenden Na
tionalgcsühk beschwingt wurde dieses
von jedem Mißttang freie Zufammenstim
men österreichischen und deutschen Empsin
denS erhärtet vielmehr die von Staats
männcrn unseligen Angedenkens wie Ho
henwart, Taafse und Badeny verkannte
und verleugnet Thatsache, daß die
Deutschen, wie sie die Schöpscr des
Staates Oesterreich gewesen, so auch jetzt
noch seine festeste, zuverlässigste Tragsäule
sind. Nach den Erfahrungen des Welt
kriegeS wird niemand, der eS ehrlich mit
Oesterreich-Ungsrn meint, dagegen Wider
fpruch erhebe können daß die Deutschen
sich der ihnen geschichtlich überkommenen
Aufgabe, den Kern und Kitt der westli
chen'Rcichshälfte zu bilden, würdig wie
sen haben und daß ihnen fortan unvestrit
ten die führende Stellung unter den
Volksstämmen dieses Staates gebührt.
Die führende Stellung, nicht eine bcherr
schende nach dieser stand feit dem Be
ginn deS Verfassungslebens niemals
Wunsch und Wille der Deutschen, danach
wird auch in Zukunft ihr Sinn nicht pe
hen. Was die Deutschen für Oesterreich
erstrebe und verlangen, ist eine starke
Zentralgewalt, die ollen der Saatseinheit
schädlichen zentrifugalen, Bestrebungen
einz:lnkk Nationalitäten und Provinzen
die nötigen Schranken zieht und ihren
Ausdruck nach außen hin in einer einheit
lichen Verstandigungsspracht findet, die
nur die deutscht sein kann, dit sich schon
bisher als Armeesprsche unentbehrlich und
von höchstem Werte erwiesen hat. Inner
halb dieses weiten Rahmens kann und soll
jeder der in Oesterreich nebeminander le
binden Nationalitäten gleiche Rechte und
unbeschränkte Freiheit kultureller Entwick
lung, Politisch, materiell nd geistiger Be
tätigung genießen.
Wie selbstverständlich daS slleS im
Grunde auch ist. so wird der Neuaufbau
deS Staate! nach diesen Leitgedanken doch
manchen schweren Kamps kosten, denn all
usehr ist in den letzten vierzig Jahren
- - - - .
' ' i'i
di Selbstsucht und, Begehrlichkeit !n,zcl
ner Nationalitäie grvsjgczvglU iw..,
sie jetzt aus ein für das Stsaismohk er
fragliche Maß zmückZiidcimm. wird
nicht von kfnein Tage zum Mdern Mli
gen. Für die hie, winkende Arbeit sich
rechtzeitig zu lüstm, ist fiit di Teutsch
Ssterreiche ebensa ei nationale wie ein
vaterländisches Pflichtgebot. Darum ist
die Meldung vsn der Cchasfune,
eine, .Det'sche Arbeiterpartei" in
Oesterreich mit Befriedigung zu be
ariiken. Zwar ist noch nicht ab
zusehe, ob gerade dieses politische Partei
gebildt dazu berufen ist, den unerlMchcn
Zl,famemnfchlvh des bisher nur allzusehr
zersplitterten Deutschtum! zu bewirke,
aber jeden sallS bezeichnet eS einen Schritt
vorwärts entgegen dem Ziel, das jedem
Derktfche in Oesterreich vorschwebt und
das erreicht werde wird, weil es erreicht
werde muß, um deZ Deutschtums wie
um Oesterreichs willcn.
Ei, Zeitung für russische KriegKge
fangene. ,
Bei der großen Anzahl der russischen
Gefangenen, die sich teils in Gefangenen
lagern, teils in unzähligen kleinen Arbcits
trupps in deutschen Landen befinden, hakt
es das Königliche Kriegsministcrium für
wünschenswert, durch Veröffentlichung der
Kriegsberichte aller beteiligten Staaten,'
Aussatze üb die Verhältnisse in Deutsch
fcrnd usw. in einer in russischer Sprache
herausgegebenen Zeitung aufllärend aus
die große Masse der hier befindlichen Ruf
sen zu wirken. Wie die Nachrichtenstelle
dn Landwirtschaftskammer für die Pro
vinz Brandenburg bekanntgibt, wird eS'
deshalb an den maßgebenden Stellen für
wünschenwert gehalten, daß entweder die,
Arbeitgeber russischer Gefangener die er
ahnte Zeitung Russischer Bote" selbst
für ihre Gefangenen in eine öder mehre
rcn Stücken halte oder aber die kriegs
gefangenen Russen selbst zur Haltung dcj
.Rüffische Boten" ermuntern. ;
Teutsch im EllaS.'
DaS erste Doktordiplom in deutscher'
Sprache Mte die Universität Straßburgj
dem Direktor der Gesellschaft für drahtlase
Tclcgraphie zu Berlin, Ingenieur Grafen
Georg v. Arco, den sie. zum Ehrendoktor
ernannt hat. In. feinem Hauptteil lautet'
daS Diplöm: Die Fakultät hat diesen Be
fchluß gefaßt in nerkennung.der grofien
Verdienste, die Herr Gras ö. Arco sich
!gk die Ausgestaltung der Funkentelegra-
phie, insbesondere durch die Erfindung
des kontinuierlichen Frequenztransforma
tlnS. erworben hat sowie wegen der För
derung) die das drahtlose Fernsprechwe
sen durch ihn erfahren hat. Seine Arbci
ten 'haben nicht blos einen hohen Wert
für Wissenschaft und Technik, sie dienen in
der heutigen Krieaszeit -uch ganz beson
derS nfereck im schwersten Kampfe stehen
den Vaterlande". Die Auszeichnung deS
Grase Ares geht aller Wahrscheinlich
keit nach aus die Anregung von Professor
Braun zurück, der neben Marconi der Be
Gründer der drahtlosen Tclegraphie ist. -l
.
. .i., ;
Ei New Yorker Geber.
Die Bonner Kriegshilfe hat zwei neue
Zuivenwnge erhalten: Der in New York
wohnend Kaufmann Ferdinand Kaiser,
ein Sohn des Bonner Stadtverordneten,
hat der Stadt Bonn 3000 Mark als Er
gebnis seiner bei den Deutschen In New
Aork veranstalteten Sammlung sür er
blindete Bonner Krieger überwiesen. Herr
Kaiser hatte auS eigenen Mitteln vor kur
zem schon für Bonner Kriegsblinde 3000
Mark gespendet. Ferner hat der in Düs
seldorf verstorbene Amtsanwalt Ernst
Donner de, Stadt Bonn für Bonn
Kriegsbeschädigte 1000 Mark vermacht.
i Cozialdemokratre in Württemberg. !
Eine in GöppingeN abgehaltene sozial
demokratische Wahlkreiskonferenz für den
10. Reichstagswahlkreis hat die vor dem
Kriege erfolgte Aufstellung der Kandida
tur deS früheren - Tagwacht"-Redaktems
Crispien. der zur Westmeyer-Gruppe ge
hört, als erledigt erklärt, nachdem Cri
spien auö der Partei ausgetreten fei. In
einer Entschließung wurde die Politik der
Mehrheit der Reichstagsftaktion ausdrück
lich genehmigt und daS Sondervorgehcn
der 20 Abgeordneten als unverantwort
liche Störung der Parteicinhcit scharf vcr
urteilt.
'
Gefallene Professoren.
Die Frankfurter Uniöeisitätszeitunz
vervollständigt ihre Liste der im Felde ge
faUenen Lehrer deutscher Hochschulen, di
Mehrsach in oer Kölnischen , Zeitung
wiedergcgcben wurde, um folgende zwei
Namen: den Professor der Zoologie an
der Universität Königsberg Max Lühe,
der infolge einer Im Felde erlittenen Ver
wundung gestorben ist, und den außeror
deutlichen Professor an der Universität
München Dr.' Oskar Piloty. ; ,
. :f
Verwaltung WilnaSuwalki.
Seit dem 1. Mai sind die Verwaliun
gen Wllnas und Suwalkis zu einem gro
ßen Verwaltungsgebiet vereinigt. Damit
ist ein Wechsel in den obersten Verwal
tungSstellen verbunden. Der Chef der
Verwaltung von Wilna v. Beckerath schei
det von seinem Posten. Die Leitung des
neuen großen Verwaltungsbezirks über
nimmt da! HerrenhauSmitglied Graf ork
von Wsrtenburg, bisheriger Leiter deS
Wirtschaftsausschusses beim Oberbefehls
Haber Oft. " '