Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 03, 1916, Image 5

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Swei Ittßrc
T)
öllerrciliiscsicn Aord.ost-Iront.
Von einem cßcrnaCtgcn Henerarstaöoofsizier.
Wertung dcr turopäischen Fronten. Russischer Kriegsschauplatz der weitaus interessanteste. Pendel
drwegnnnen der zweijährigen Operationen in Gnlizic. Ursachen für die Jiiitialfvlae der grgcnwiirtigen ruf
fischen Offensive. vlangcl in der Anlage und Tnrchfiihriing der russischen Operationen.
9(lttin 11 ti hnm (Cninh fei nist k 111,
" " ,,,, Wllt VIUUVMIIt VW
paischcn Zentralmächte auS, unter Zu
fammknfassung der großen Ercignissk der
zwei KriegsjaHre, eine Wertung der vier
f großen europäischen Ztricgsschaupläde
versucht, so lasst sich bei Erwägung der
großen Krikggziek und der militärischen
Möglichkeiten an jeder der vier Fronten
beiläufig folgende Fazit feststellen:
Auf dem französischen und dem Balkan
Kriegsschauplatz überwiegt die politische
ffkldzugstkndenz, auf dem ruffischen und
italienischen hingegen ist die militärische
demahe ausschließlich maßgebend. Die
beiden erstgenannten können, kurz ge
sagt. mehr all politische Fronten, die
zwei letzteren als rein militärische be
zeichnet weiden. Eine Begründung die
ser Ansicht wird nicht nur durch den
Verlauf der Ereignisse seit 1914, son
der auch durch die Vorgeschichte des
europäischen Krieges geboten.
Deutschlands Streben nach einem
Platz an der Sonne hat der deutsche
Kaiser am Treffendsten durch den Aus
.' fpruch: Deutschlands Zukunft liegt auf
dem Wasser' gekennzeichnet. Eine aus
gedehntere Kiistenlinie, ein geographisch
ungehinderter Zugang zum Ozean und
Vergrößerung der Kolonialmacht sind
. die praktischen Ziele dieser Zukunft. Der
EntwicllungZzug Deutschlands weist nach
dem Westen. Die Angrifssiendenz
liegt - daher auf dem französischen
Kriegsschauplatz und das politische Mo
ment spielt dort eine bedeutendere Rolle
als das rein militärische.
Sehnlich liegen die Verhältnisse für
Oesterrejch-Ungarn auf dem Balkan.
Entwicklungsmöglichkciten für die Zu
kunft und das Strebe nach einem Zu
gang zum Mittekmeer wiesen die Top
pelmonarchie seit dem Ausscheiden auö
dem deutschen Bunde nach dem Silben.
Daö politische KriegZziel überwiegt da
her auch dort das militärische.
Auf den russischen und italienischen
KriegsschauPläZen sind hingegen politi
sche Aggressionsziele der Mittelmächte
nicht vorhanden. Hier handelte kS sich
- im Großen seit jeher um eine Art
Rückensicherung, teils durch Schaffung
günstigerer Grenzverhältnisse in ersterem
Falle, teils durch Festhaltung der be
1 reits bestehende im zweiten. Der im
i Wesen defensive Charakter der beiden
Fronten schiebt daher daS rein militari
t sche Moment bei weitem in den Vorder
K grünte ;vrw. '
i Die' geographische Stärke der öfter
reichischen BcrteidigungSfront gegen Ita
' lien hat den Zug der militärischen Er
eignisse in den letzten 14 Monaten infc
weit wesentlich beeinflußt, als durch die
sen Faktor die operative Situation bei
der Parteien in dieser Periode keine ein
schneidende Aenderung erfahren Hot. da
her eine gewisse Eintönigkeit vorherrscht,
welche dös Interesse der Welt an den
dortigen Ereignissen nicht besonders an
zuregen vermag.
Ganz anders liegen hingegen die Der
hältnifse auf dem russischen Kriegsschau
platze. Nicht nur daß die Mittelmächte
dort ihrem mächtigsten Gegner zu Lande
gegenüberstehen und die neuerdings do
kumentierie Leistungsfähigkeit Rußlands
die allgemeine Aufmerksamkeit , fesselt,
fondern auch die dortigen Ereignisse der
zwei KriegZjahre können vom rein mi
litärischcn Standpunkte alö die weitaus
intereffantcften des gesamten europäi
fchen Krieges bezeichnet werden. Die
riesigen Raumverhalinisse des Kriegs
schauplatzeL. die geographische Gestaltung
und die zur Verwendung gelangten enor
mcn Truppenmassen. in welcher
Stärke sie bieyer nocy aus reiner ori
, ' anderen Fronten aufgeboten worden
sind. haben Gelegenheiten zu Ode
- rationen geschaffen, wie sie hinsichtlich
. des Umfange! und Genialität der An
läge die Kriegsgeschichte bisher noch
nicht gekannt hat. Die russische Front
ist einfach gesagt die Front , der
:'- unbegrenzten militärischen Möglichkeit
;. in, diesem Kriege. Die obenerwähnten
spezifischen Eigentümlichkeiten dieses
, Kriegsschauplatzes haben es auch mit sich
gebracht, daß auf demselben Ziels die
größte Bewegung herrschte und eine mi
H Mansche Stagnation, wie sie seit Jahr
und Tag an den beiden westlichen Fron
ten existiert, dort einfach nicht aufkam
men konnte. Eine Zusammenfassung
der bisherigen kriegerischen Geschehnisse
an der russischen Front zeigt uns ein
Bild des Hin und HerwogenS der der
derscitigen Linien auf Distanzen bis zu
mehreren Hundert Meilen, wobei an die
'. ' riimfitsttcn bet ftiifitet die böckikten An
fsrderuiigen gestellt, ihnen aber anderer
, ftits auch die Gelegenheit geboten wurde.
lyr wenie am ocinnasjitn. zu ociveiicii.
Hindenburg und Mansen, die bei
' den hervorragendsten Figuren deS Land
kriegeS, hat der russische Kriegsschau
platz gezeitigt. Ihnen gebührt Haupt
sächlich das Verdienst, daß' der Prozeß
' hi strategischen Hin und HerwogenS
' ' ;?,TW ftetä mit einem bedeutenden Er
? , folge der Mittelmächte und einer Ver
ajuuuiiy ihi iyi ituiv nuyj iwikii
seinen jeweiligen Abschluß fand. , Nur
die große Defensivtcndenz der zentral
europäischen Kriegführung gegen Nuß
land gebietet im Allgemeinen einer zu
frintcn Verlegung der Cchlachtsront nach
Osten hin einen Halt.
; Pknbel-Bewkgung in Galizien.
Der Anteil, welchen die tapferen öster
t ?h kschui'?arifchk Heere an den zwei
..... !qhxig' .Opervtioi . gegen -Rußland
' ' 'grnrrnrntn habe, ist zur. Genüge be
au der
kannt, um hier nochnialS hervorgehoben
zu werden. TaS Hauptfeld ihrcr Tä
tigkeit war, der strategischen Lage ent
sprechend, seit Kriegübeginn Galizien
und die Bukowina. Beide Provinzen
stellen eigentlich nur politisch: Begriffe
vor, da sie geographisch leine natür!:
chen Grenzen gegenüber den polnischen
und slldrussischen Flachländern haben,
sondern eher eine Fortsetzung derselben
bis zum Gebirgswall der Karpalhea bil
den. Bekanntlich mußte Oesterreich-Ui.
garn bald nach Kriegsbeginn infolge '
damaligen vielfachen zahlenmäßigen Ue
berlegenheit der russischen Etreitträste
die beiden Länder dem Gegner zeitweilig
überlassen. Dem selbstverständlichen
Streben, den Verlust wieder gutzuma
c;en, und da! besetzte Territorium vom
Feinde zu säubern, stand hierauf daö
Bemühen Rußlands, daS Eroberte fest
zuhalten und sich die Begrenzung durch
die Karpathen zu sichern, entgegen. Diese
beiderseitigen Absichten bildeten daher
für die militärischen Operaticne.i deider
Parteien auf diesem Kampfgebiet viel
kräftigere Impulse, als z. B. die allge
meinen strategischen Verhältnisse an dem
nördlicheren Teile der Ostfront.
DaS Fazit der daraus resultierenden
Operationen während der ganzen
Kricgsdauer Ist, daß die obermähnte
Pcndelbewegung der Ostfront an keinem
ihrer Teile fo ausgesprochene Formen
angenommen hat. wie in Galizien. Eine
Illustration derselben bieten die folgend
angeführten Ereignisse:
Nach dem Falle von Lemberg im
September 1914 wurde die österrr.un
garische Hauptfront in einem Zuge bis
hinter den Dunajec Fluh zuriickverlegt.
Die im Oktober im Anschluß an den
ersten Vorstoß Hindenburgs gegen War
schau durchgeführte Gegenoffensive der
östcrr.'ung. Streitkräfte brachte ihre
Front wieder bis an die San-Linie vor.
Der Rückzug Hindenburgs Ende Ok
tober 1914 und die Umgruppierung der
östlichen Heere der Mittelmächte hatte
eine Rücknahme der Lsterr.ung. Front
bis in die Gegend von Krakau zur
Folge. Während Hindenburg im De
zcmbcr 1914 über Lodz bis zur Bzura
vordrang, trugen die Oesterreich ihre
Linien durch den Angriff im Raume
von NeU'Sandez (Schlacht bei Lima
nowa-Tuchla) wieder bis zum Dunajcz
und zur Nida vor. '
Nach dem Falle von Przemysl und
dem darauffolgenden Angriff der Russe
auf die Karpathen im Frühjahr 1312
schwingt dann das Pendel infolge des
erfolgreichen Durchbruches Alackenscns
an der Tunajez-Front mit einem mäch
tigen Ruck nach Osten und bringt weih
rend des Sommers die beinahe voll
ständige Säuberung Galiziens dom
Feinde mit sich. Die Resultate der ruf
fischen Reaktion auf diesen Schlcuz
waren im Herbst 1315 äußerst gering
fügig, die Versuche um die Jahreswende
13151913 schlugen gänzlich fehl, fo
daß die Situation der österr.ung.
Front stationär blieb.
Diese drei Pcndelbewegungen gehören
bereits der Geschichte an. Ihr Ender
gebniS war das für Ocsterreich-Ungarn
sehr erfreuliche Resultat, daß die okku
pierten Provinzen bis auf einen kleinen
Teil wieder zurückgewonnen und über
dies noch beträchtliche Gebiete Rußlands
befetzt wurden. Hervorzuheben ist die
Tatsache, daß die Russen in den vier
ersten Kriegsmonaten am weitesten ge
gen Westen gelangten, seitdem aber stetig
nach Osten zurückgedrängt wurden und
das verlorene Terrain in feiner Gesamt
heit zurückzunehmen nicht mehr imstande
waren.
Die jetzige russische Offensive. ,
Der Sommer deS Jahre 191S scheint
dazu bestimmt zu sein, die vierte große
Pentxlbewegung an der osteneichisch
ungarischen Ostfront mit sich zu bringen.
Eingeleitet wurde dieselbe durch die jetzt
anscheinend ihrem Ende entgegengehende
russische Offensive, welche am 5. Juni
gegen die gesamte südliche Ostfront der
Mittelmächte vom Pripet bis zur ru
manischen Grenze einsetzte. Der r s
sifche Antrieb in Pendels 'tu:, z ist
also erfolgt und hat, soweit sich dieS
jetzt beurteilen läßt, vorl".uf!g feine
Grenze gegen Westen erreicht. Die öfter
rcich-ungarifche Reaktion kann, wenn
man die bisherigen Kriegsgeschehnisse zu
Rate zieht, als bevorstehend angcnom
men werden.
Der Lllzensturm im alliierten Vlät
terwalde, welcher im Juni die Welt jäh
überraschte, ist wieder einmal auf seinen
normalen Status abgeebbt. Oesterrei
Ungarn ist trotz seiner im Jni via
Petrograd über London vorgenommene 1
dritten Aufteilung in diesem Kriege
noch immer unvctehrt und zeigt sogar
laut letzten kleinlauten Meldungen
deZ Reuler-Bürg's 'nicht einmal die
ihm ebenso oft angedichtete Neigung zu
dem (bereits berühmten) Separat-Frie
den; und die österrcich-ungarifche Armee
steht trotz der ihr von Petrograd zudik
ticrten Gcfamtverluste von M,00
Mann noch immer intakt da und nimmt
sogar in Wolhynien und in der Buko
wina Ansätze zum Gcgenschlage. DaS
Kabel Petrograd über London steht n
scheinend vor seiner größten Blamage in
der Weltgeschichte.
Ein abschließendes Urteil über die
jetzige riissifche Offensive ist selbstver
sländlich noch nicht möglich, da sie teil
weife noch im Gange ist, Afve das vor
läufige militärische Ergebnis laßt sich
bcniiS ftststellen, um so imhr, k's die
Zerfahrenheit der russischen Operationen
in den letzten Juli'Wochen einen baldi
gen gänzlichen Zusammabruch dieser
Offensive vorausahnen läßt. Dieses
Ergebnis ist knapp folgendes:
In der Richtung Rowno-Kowel haben
die Russen ra. 40 Meilen Loden gegen
Westen gewonnen. (Luftlinie).
An der StryPaJront ca. 10 Meilen;
Südlich deS Dnicfter und in der Bu
loivina ca. 6070 Meilen.
Durch die Besetzung der Bukowina
hat ihr Angrisf-Front eine beträchtliche
Verlängerung gegen Süden erfahren.
Diese Resultate sind von den Russen
in einer zwei Monate langen Kampagne
erzielt worden. Vergleicht man damit
die Konsequenzen des erfolgreichen
Durchbruches Mackcnsens am Dunajez
im Jahre 1917,. so ergibt sich, daß die
Zentraleuropäischen Heere im Mai und
Juni in Galizien ca. 1C0 Meilen bis
zur Bug Zlota-'-Lipa'Linie vordran
gen, und zwar an a l l k n Punkten ihrer
Angriffö-Front. Jeder weitere Kam
mcntar über die Stichhaltigkeit der rus
sischen Behauptung, einen entscheidenden
Erfolg in ihrer jetzigen Offensive' er
rungen zu haben, erscheint angesichts dcr
obenerwähnten Tatsache überflüssig.
Einigermaßen lohnenswert ist jedoch eine
Untersuchung der Ursachen, welche die
Jnitialerfolge der russischen Offensive
ermöglicht habend
Wie erinnerlich zerbrachen sich nach
dem Falle von Warschau verschiedene
militärische Beobachter den Kopf, wie
weit die verbündeten Heere ihren Vor
marsch nach Rußland hinein fortsetzen
würden. Einige rieten auf die Linie
Riga Kowno Brest Litowsk Zlota
Lipa bis zur rumänischen Grenze; an
dere verlegten da Ende der Vorb:we
gung bis an die Dniepr-Linie. Der
Entschluß der verbündeten Generalstäbe,
ihre Heere nur bis beiläufig zu einem
Drittel deS WegeS zwischen der Bug
Riemen Linie einerseits und der Dnicpr
Linie andrerseits vorgesehen zu haben,
wirkte damals ziemlich überraschend.
Welche Beweggründe, ob politischer oder
militärischer Natur, für die Wahl die
see Frontlinie maßgebend waren, ist auch
heute noch nicht bekannt, da sich die
Heerführer und Staatsmänner Zentral
europas darüber nicht geäußert haben.
Die Behauptung, daß die damalige be
drängte Lage der Türkei eine Eröffnung
des WegeS nach Konstantinopel gebiete
risch machte, ferner, daß die Aussicht,
Bulgarien als Bundesgenossen zu ge
winnen, für die Einstellung bei Offen
sii gegen Rußland mitbestimmend war.
mag vielleicht berechtigt sein, sie ist aber
eben nur eine Kombination, wie viele
andere. .
Ein merkwürdiger Umstand dürfte
vielleicht eine, mehr daS politische Gebiet
streifende, plausible Erklärung , der
Gründe für die damalige Wahl der öst
liehen Front bieten: Diese Front deckt
sich, wenn man eine Landkarte deS hifto
rischen Aufbaues deS Zaun-ReicheS zur
Hand mmmt. ziemlich genau mit der
Wejigrcnze Rußlands nach der zweiten
Teilung Polens am Ende des 13. Jahr
Hunderts. DaS heute von den verbün
dctcn Heeren besetzte russische Territo?
rium entspricht daher dem Umfange des
damaligen Königreiches Polen, nach der
zweiten Teilung. .
, Aeußerungen verantworilicher deut
scher und österreichisch ungarischer
Staatsmänner im letzten Jahre gingen
nun ziemlich gleichlautend dahin, daß
Polen nicht mehr unter russische Herr
schaft zurückkehren werde. Diese beiden
Fakten vereint legen den Schluß nahe,
daß die politischen Absichten der Zen
tralmiichte hinsichtlich der Zukunft Po
lens vielleicht für die Festlegung der Ost
front maßgebend waren.
Vom militärischgeographischen Ge
sichtspunkt aus beurteilt, kann die bis
zum 5. Juni bestandene verbündete
Frontlinie Dünaburg'Pruth-Fluß nicht
als so günstig bezeichnet werden, wie
z. B. die Bug-Niemen Linie oder die
DnieprLinie. denn sie entbehrte eine
großen geographischen Hindernisses, als
Frontschutz und führte durch die Sumpf
und Wald.Negion des Polesie. ie der
fügte zwar über den Vorteil, dafz sie
kürzer war, als die zwei anderen Linien,
dieser wird jedoch durch mehrere lokale
Schwächen strategischer Natur, welche
dem Gegner günstige EMbruchspunkte
bieten, ausgewogen. Hiezu tritt noch die
Vcrbindungserschwerung durch die Pri
pctRegion, welche umsomehr in Ge
wicht fallt, da dik Linie als reine Defen
siv-Front gedacht und beabsichtigt war.
Solche, lokale Schwächen waten be
sonders am südlichen Flügel vom Pripet
bis zum Pruth konsiatierbar, obwohl
auch das Zentrum und der nördliche
Flüge! minderstarke Punkte aufmtefen.
Südlich des Pripet in Wolhynien war
es besonder! die Linie Ezartorysk
Dubno. oder genauer gesagt, jener Teil
dom Buge deS Styr bis zur Jkwa Lst
lich Luzk, welche den Anforderungen
einer Defcnsivstellung wenig entsprach,
da kein wie immer gearteter Frontschutz
vorhanden war. Dieser ungünstige Um
stand wurde noch durch die Talsache der
ärößert, daß der äußerst wichtige rufst
sche Eisenbahn'Knotenpunkt Rowno die
sem Abschnitt grade gegenüber gelegen
war, die Russen daher an dieser Stelle
rasch einen starken Druck auszuüben im
stände waren.
Eine zweite, geographisch an dcrfcl
bei, Schwäche krankende Defcnsiv-Po
sition bildete die österrcichisch-ungarifche
Linie z',cifchen dem Pruth und Dniester
s de: bcsssrabischm Grenze. Sie ent
bchrte nicht nur eines natürliche,, Front
schütze, sondern war auch insolge der
durch den Dniestck'Laiif bis zur
StrypaMüudung bedingten Frontad
birgung gegen Rordwcsten einer steten
Bcdrohl,ng an ihrer nördlichen Flanke
ausgesetzt.
Der zwischen den obgenunnten zwei
Teilen des südlichen Flügels gelegene
Abschnitt entlang dem Strypa.Flusse.
ferner westlich von Taniopol bij zur
Jkwa entsprach zwar geographisch den
Ansorderungen einer Desensiv-Stellung,
war aber in strategischer Hinsicht nicht
so günstig situiert, da ihm auf verhält
nimäßig kurze Entftrniinq die ebenso
starke, wenn nicht stärkere Cereth-Ltnie
gegknüberliegt. welche den Russen Gele
genheit bot, größere Truppenkonzentrie
rungen zu Angriffszwecken gedeckt vor
zunehmen. Die Verteidigung de
Strupa'Abschnittei erforderte daher stets
dal Vireithalten ziemlich erheblicher
Streitkräfte, welche im Bedarfsfalle
nutzt gut zur Unterstützung der benach
borten schwachen Frontstücke in der
Bukowina, resp, in Wolhynien. obdiri
giert werden konnten, ohne die Gefahr
eines infolge der 'Nähe der Sereth-Linie
möglichen plötzlichen russischen Angriffes
zu involvieren.
Am nördlichen Ende bei südlichen
Flügels entlang dem Unterlaufe det
Styr wählten die Russen den Uevergang
bei Ezartorysk zu einem ihrer Haupt
angriffs-Objekte., Geographisch waren
diese Unternehmungen durch den Um
stand gerechtsertigr, daß die Gegend um
Ezartorysk eine für deg Uebergang grö
ßerer Heereskörper und für einen wei
teren Vormarsch gegen Westeii besonders
geeignete Bodenerhebung in dem dor
tigen sumpfigen Gelände vorstellt? stra
tegisch, weil den Russen in dem Eisen
bahnzentrum Sarny ein vom Flusse
Goryn gedeckter der verbündeten Styr
Front nahegelegener Konzentrations
Punkt zur Verfügung stand.
Auf keinem der groß europäischen
Kriegstheater hat die Beschaffenheit de
Eisenbahnnetzes, in und hinter den
Operations-Räumen' im Laufe deS
Krieges eine derart, einflußübende Rolle
gespielt, wie aus dem russischen. Man
geht auch bestimmt mit der Behauptung
nicht zu weit, daß in den meisten Fällen
die Operationsplöne hauptsächlich 'unter
Berücksichtigung der vorhandenen Eisen
bahnliiiien angelegt wurden und die
Durchführung sowie der Vormarsch der
Hauptstreitkräfie entlang denselben und
in ihrer Direktion erfolgte. Wegen der
Weitmaschigkeit deS russischen Eisen,
bahnnetzeS ist diese Rücksichtnahme leicht
erklärliche , .
Die Bedeutung der russischen Eisen
bahnen ist von den Generalstäben der
Zentralmächte ' entsprechend gewürdigt
worden, wie die Ereignisse deS Feld
zuges gegen Ruhland 191S bewiesen ha
ben. Es war daher bemerkenswert, daß
die Verbündeten ihre , Osfensiv-Kam
pagne im Pripet-Gebiet und südlich da
von nicht soweit fortsetzten, daß sie die
Knotenpunkte Luniniec, Sarny. Rowno
und Tarnopol in Besitz' nehmen konnten,
sondern knapp vor denselben stehen blie
ben. Rowno, von dem fünf Linien ftrah
lenförmig auseinandersetzen, Und Tar
nopol, ' welches dos Zentrum deS , ge
samten BahnshstemS Oft-Galiziens biS
zum Dniester hinunter bildet, sind für
jede der beiden dort kampfenden Pak
teien, gleicherweise für Offensive oder
Defensive von gradezu vitaler Wichtig
keit. wie ei Blick auf die Karte erkennen
läßt ',-
Ebenso bemerkenswert ist ferner der
Umstand, daß die Oesterreich die For
zierung der Sereth-Lime in Oft-Gali
zien. obwohl im Sommer 1915 beim er
sten Versuche nicht von Erfolg gekrönt,
trotzdem nicht abermals anstrebten, son
dern die Strypa-Front bezogen und dem
Gegner die Ausnützung deS gutgeschütz
ien Konzentrierungs-RaumeS zwischen
den Flüssen Sereth und Zbruez Lberlie
ßen. Die Russen machten sich dies bei der
Ansetzung ihrer Osfensive im Juni ISIS
sehr zu Nutze, indem sie über Tarnopol
bedeutende Kräfte an der SethL!nie
ziemlich unbemerkt zusammenzogen und
dann einesteils durch den Angriff auf
die gegnerische Strypa-Stelliing die dor
tigen Truppen der Verbündeten sesthiel
ten. andersieils durch die Flankierungs
Wirkung aus diesem Raum Wer den
Dniester gegen Süden den Rückzug der
Armee des Generals von Pflanzer-Bal
tin erzwanzen. wodurch sie im weiteren
Verlaufe instand gesetzt wurden, die Bu
kowina abermals zu erobern.
Ob nun militärische Gründe ode, po
Mische Erwägungen die Zentralmächte'
bewogen haben, von der Besitznahme der
Eisenbahn LuniniRowno und von
der Verschiebung deS südlichsten Teiles
w riftfrrtttt f 8 an die brucz-Linie
abzustehen, wird erst die Geschichte de,
europaischen Kriege aurimren.
unterliegt wobl keinem Zweifel, daß
ikn.n hrt im Sevtember 1915 aelunaen
wäre, wenn ,. B. die für den Balkan. I
Feldzug bestimmten istreittras ,uer,l
für den obigen Zweck vnwendet worden
wären. DaS die! nicht geschah, laßt
den Schluß zu. daß die dagegen ini
Gewicht gefallenen Gründe sehr ein
schneidender Natur gewesen sein müssen.
DaS zu erhoffe Gelingen ber vor
ausstchtlichen deutsch . österreichischen
Gecjknoffonsive und der infolgedessen
wahrscheinliche Rückzug der , russischen
Heere wird als nächste Konsequenz eine
Neubildung der dortigen Linie, die viel
leicht in der Vorschicbung der Front bis
an die Flußläufe des Goryn Und deS
Zbruez bestehen wird, nach sich ziehen
müssen.
Mangel deS ruffische Operations
. , . planeS.
Beurteilt man die Anlage und de
Verlauf der jetzigen russischen Offensivk
biS Ende Juli unter strategischen Ge
sicktspunkten, so lassen sich drei Phasen
ziemlich deutlich unterscheiden:
1. Die Offensive an der Front vom
Unterlauf deS Styr bis zur rumänischen
Kreuze in der ersten Hälfte Juni. Die
selbe bezweckte einen dreifache Durch
bruch der agmrischen Front auf den
Linien Rowno -Komel, Tarnopl.Lcm
birg, Micfilich südlich dej Tnicstcrs.
2. Die Abwehr des Gkgen.Al,gr!ffcS
LinsmzenS in Wolhynien und die Be
fttziing der Bukowina in der zweiten
Hälste de, Juni.
3. Wiederaufiiohnie der Osfensive in
Wolhynien, Fortsetzung der Osfensive
entlang des Tniesters, Versuch zur
yorcierung der Karpathen Pässe in der
Bukowina und Südost'Galizicn.
Gleichzeitige Angrifft am nördlichen
Teil der Ostfront in der Gegend von
Varanomicz, ferner östlich von Wilna
und in der jüngsten Zeit an der Düna
front. , ,
Diese Operstiuni MihMa k
ganzen Monat Juli.
Die relativ größten Erfolge wurden
bekanntlich von den Russen in der ersten
Phafe erzielt. ES ist die leicht erklär
lich, da die Möglichkeit von Anfangs
Erfolgen bei einem gleichzeitigen An
griff an mehreren Abschnitten einer 260
Meilen langen Front größer ist, als
bei einem konzentrischen Angriff auf
einem Punkt, weil der Gegner nicht fo
rasch eine Umgruppierung seiner Kräfte
vorzunehmen im stände ist, um allen
bedrohten Abschnitten sofort entspre
chende Verstärkungen behufs Abwehr zu
kommen zu lassen. Nach diesen Initial
Erfolgen traten jedoch die Schwächen
des komplizierten russischen Kampazne
Planes ziemlich deutlich zu Tage. Ein
dreifacher Durchbruch an einer 250.Mci
k langen Front erfordert für sein
vollftändi'ge Gelingen ungeheuer
überlegene Kräfte, da wegen der großen
räumlichen Entfernung der drei An
giiffspunkte von einander jeder dieser
Duichbruchs-Vcrsuche unwillkürlich den
Tharaktcr einer isolierten Aktion erhält,
wenn nicht reichliche E i s k n b a hg
Verbindungen zwischen den drei
AngrisfsAruppen für rasche Kräfte
Umgruppierung behufs weiterer Aus
Utzung der errungenen Vorteile vor
Handen sind. Den Russen standen an
scheinend genügend Kräfte zur Verfü
gung. aber die E i s e n b a h n , V e r
bindung zwischen den' Gruppen
fehlte.
Wäre ihnen der Durchbruch on allen
drei Punkten gelungen, dann hätte, ch
dieser Nachteil nicht fühlbar gemacht, da
dann die strategische Lage den Rückzug
des Gegners an der Gesamtfront not
wendig gemacht hätte. Tatsächlich ge
lang ihnen aber nur der Durchbruch in
der Bukowina, an dem seiner strategi
fchen Situation nach unwichtigsten
Front-Abfchnitt, während ' sie an der
Strypa gar keinen Erfolg erzielen und
in Wolbnnien die Front der Verbünde
ten nur zurllckzubiege, nicht aber zu
durchbrechen vermochten. Der Ma,,gel
einer Eisenbahn-Verbindung hinter der
russischen Front in der allgemeinen
Richtung Süd-Nord hatte nun unmiitel
bar zur Folge, daß dem In Wolhynien
einsetzenden Gcgen-Angriff Linsingens
nickt rasch genug ein ParoU geboten
werden konnte, um die Gcfamt-Offensive
ön der ganzen russischen Angriffsfront
aufrecht erhalten zu können. Dieselbe
nahm vielmehr den Charakter unabhän
gigcr Einzel-Altionen in Wolhynien und
in der Bukowina an und damit brach
auch die große strategische Gesamt-Jdce
der : diesjährigen russischen Sommer
Kampagne zusammen-
Daß in dem ruffischen Operations
Plane seitdem eine erhebliche Zerfahren
heit bemerkbar ist, zeigen die Ereignisse
des Monates Juli. Zwar verlegen die
russischen Führer noch immer das
Schwergewicht deS Angriffsdruckeö auf
den Frontabschnitt in Wolynicn,-um
wenigstens dort der anfänglichen Durch-,
bruchs-Jdee noch gerecht zu werden.
Gleichzeitig wurden aber auch Angriffs
Operationen größeren Umfanges gegen
die Kaipathen-Pässe serner im Norden
südlich Riga und entlang denl Düna
Flusse eingeleitet, welche überdies von
Demonstrationen großen StileS im Zen
trum der Gesammtfront, östlich Wilna
und bei Baranowicz, begleitet waren.
Die im Juni auf dem südlichen Flügel
der Ostfront beschränkte Aktivität der
Russen ist also im Juli tatsächlich auf
die ganze Länge der Gesammtfront aus
gedehnt worden. Nachdem sie trotz ihrer
Ucbermacht fchon im Juni in Galizien
einen entscheidenden Erfolg nicht zu er
zielen vermochten, sind die Chancen ihrer
jetzigen umfangreicheren Unternehmungen
alS noch geringer zu veranschlagen, da
die riesigen Verluste während der Juni
Offensive da momentane Angriffs
Vermögen Rußlands bestimmt wesent
lich beeinträchtigt haben.
, Hierzu tritt noch der Umstand,' daß
der äußerste südliche russische' Flügel in
der Bukowina sich gegenwärtig in einer
strategisch recht ungünstigen Situation
befindet. Mit der, Karpathen-Maue:
vor der Front und der rumänischen
Grenze im Rücken, würde er in größte
Gefahr geraten, wenn eine österreichisch
ungarische Gegenoffensive dem Dniester
entlang gegen Osten unternommen wer
den und von Erfolg gekrönt sein würde.
Die Pendel-Bewegung zugunsten
Rußlands hat allen Anschein nach be
rcitö ausgcschwungen.
Liebesgaben der Gemeinde Wien.
Mie im Variabre. bat die Gemeinde
Wie auch Heuer einen Betrag von über
wu,wj nronen zu vem Jweae gewiv
met, die im Verbände deS zweiten Korps
kiimvknden Wiener Truvven zu Weih
nachten mit Liebesgaben zu beteilen? Sie
bestehen in 1LM,0A) Stück Zigaretten,
30.000 Siöck Kuba. 30,000 Birginier.
?A (m Nnkeie Hiaaretlentabak. 6000
Pfeifen, 30,000 Feuerzeuge, 22,000 Zi
garettendosen und 60,000 Pakete naics.
Die Liebesgaben wurden in 409 Kisten
hrtm(ft und Im Meoe des Krikasfür
sorgeamteS inS Feld geschickt. Für den
Transport wurde vre, er gromen
EisenbaHnwaggonS in Anspruch genom
Men. ' 4 v
Im Laufe dieses Monats wird
auf der Rar, ein Denkmal des General
ebrrüm Eonrad von fioetciidoif ent
hüllt werden. Das Denkmal ist ein über-
ebkn?!,ross Neiietöüv ves Generals,
eingelassen irr eint Fellltcffifj, "
Die "Jerlujlc der
englischen Ilolle.
00,000 englische jlriegsschlffstoknen auf dem Wlkcrrsgruud.
. i
Von. e.spers.u,, Kapitän zur See a. V.
Unsere Presse brachte die Nachricht,
daß durch die Schlacht vor dem Skag:r
rak der Bcrlust, den England an Kriegs,
schiffen zu beklagen 1,abe. auf mehr als
l'JO Gefechtseinheiten mit über 600,000
Tonnen angewachsen sei. Diese Zahl
dürfe nicht zu hoch gegriffen sein. Legt
man die Zugeständnisse der britischen
Admiralität zugrunde, so wird die Zahl
allerdings nicht ganz erreicht. Aber es
ist verständlich, daß die amtliche Stelle
hin und' wieder aus militärischen Rück,
sichten, wenn die übrige Welt zufällig
nichts von dem Untergang eines Schif
fes erfährt oder nicht einwandfreies Be
Weismaterial für ihn erbracht werden
kann, inen Verlust nicht einräumt.
Die nachstehend angezogenen Quellen n
strecken, sich, wenn sie die Einbuße an
Tonnengehalt der englischen Flotte '
rechnen, zum Beispiel auch auf Schiffe,
wie daS Linienschiff Audaciou!" und
den Schlachtkreuzer Tiger", deren Acr
lust von der englischen Admiralität bis,
lang nicht zugegeben Korden ist. Eine
erschöpfende, im großen und ganzen we
nig anfechtbare namentliche Zusammen,
ftellung der verlorenen Schisse unter
Hinzufügen des Datum, Grunde! del
Verlustes usw. bringt die Broschüre Die.
deutsche Kriegsflotte und und die frem
den Seemächte 1316", Verlag. E. S.
Mittler u. Sohn. Berlin. Es sind die
Verluste der englischen Flotte bis zum
31. Januar 191 auf 83 Gefechtsein,
heiten mit 316,371 Tonnen (ohne Hilss
krcuzer) angegeben. Anfang Mai brachte
die .Kölnische Zeitung' eine Aufstellung,
in 'der sich 105 Gefechtseinheiteit mit
454,234 Tonnen verzeichnet finden. In
der Mitteilung des Admiralstabs vom
7. Juni über das Ergebnis der Schlacht
vor dem Skagerrak heißt es: Bei Zu-
frundelegung der von amtlicher engli
cher Stelle bisher veröffentlichten
Schiffsderluste ergibt sich ein Gesamt
Verlust der englischen Flotte von 117.
750 Tonnen. Diese 117,750 Tonnen
wären zunächst zu den obengenanntcn
454,264 Tonnen hinzuzurechnen (ist
gleich 672,014). Ferner wurden zwei
weitere Verluste im Mai und Juni noch
nicht berücksichtigt. Am 5. Mai wurde
daS englische Unterseeboot E 31" laut
AdmiralstabSmcldung bei Hornsriff
durch deutsche Streitkräfte vernichtet,
und am 6. Juni teilte die britische Ad
miralität den Untergang deS Panzer-
, krcuzers .Hamshire (Kitchenn , an
Bord) mit. Diese Verluste in Tonnen
Ziffern ausgedrückt, d. h. 600 und 11.
020, treten noch zu obigen 572,014
Tonnen hinzu (also insgesamt 583,634).
Viel an 600,000 Tonnen fehlt somit
nicht!
Um sich einen Begriff machen zu kön
nen über den Geldwert dieser 600,000
Tonnen, dazu mögen folgende Angaben
dienen: Englische Werften berechneten
vor dem Kriege durchschnittlich au Her
stellungskosten moderner Linicnschisfe
Dreadnoughts 2000 bis 2200 Mark
(deutsche Werften 2000 bis 210) für
eine Tonne, Schlachtkreuzer 1800 bis
1900 Mark, geschützte Kreuzer 2000 bis
2300 Mark und Torpedoboote 3200 bis
3700 Mark. Ueber die Baukosten du
Unterseeboote wurden verläßliche Anga
ben nicht bekannt. Moderne Untersee
boote von etwa 800 bis 1000 Tonnen
Deplacement kosten 3 bis 4, Millionen
Mark.
Welche Ursachen führten zu den ein
zelnen Verlusten? In der Hauptsache
fielen die verlorengegangenen Kriegs
schiffe der Wirkung der feindlichen Was,
fen zum Opfer. Nur vereinzelt trugen
die Schuld an der Vernichtung von
Schiffen Unalücksfälle usw., wie Selbst-
entzllndung von Munition, Schiffbruch
infolge Auflaufens auf die Küste oder
infolge Zusammenstoßes mit anderen
Schiffen. Die .schwarzen Tage" für die
britische Flotte, an denen die stärksten
.Verluste, und zwar durch Feindeshand,
zu verzeichnen waren, sind neuen vem
31. Mai 1916 der 22. September 1314
Weddinaei, versenkte drei Panzer
kreuzer, Cressy", Aboukir" und Ho
gue , mit zusammen 36,600 Tonnen
der 1.' November 1914 Schlacht bei
Coronet, in der die Panzerkreuzer, Good
Hope" und Monmouth" Mit 24,250
Tonnen verloren gingen, und der 18.
März 1915 vor den . Dardanellen
wurden oie beiden Linienschiffe .Ocean"
und .Jrresistible" mit zusammen 23.400
Tonnen eingebüßt. Den Torpedoschüs.
sen von Unterseebooten fielen zum Opfer
an urofzen Gefechtseinheiten die Linien
mite , ormidable" (1. Jan.' 1915
.11. 24"), .Triumph'. Mai 1915)
und Majestic' (27. Mai 1915) durch
deutsche Unterseeboote vor den Darda
nellen. ferner die Panzerkreuzer .Abou
kir", .Ettssy- und .pogue' &, 5epi.
1914) durch .11 9". Von geschützien
Kreuzern wurden durch Torpedos, die
Unterseeboote abaeseucrt hatten, versenkt:
Vatbkinder" (5. Sept. 1914 durch .11
21"), .Hawke" (15. Okt. 1914 durcl
.U 9"), .Hermes" (3L Okt. 1914 durö
.11 27"). und ein Kreuzer von .Aret
husa'.TyP (10. Aug. 1915 durch U
27"). Die Zerstörung durch Minenezplo
f,on wurde festgestellt bei den beiden
Linienschiffen .King Edward" (am 10.
Jan. 1316) und .Russell" (am 28. APt
19161. Die Frage, ob türkisches Ge
schlltzfeuer oder Mincnerplosion an dem
völligen Verlust der beiden Linienschiff;
.Jrresistible" und Ocean" dor den Dar
danellttt die Schuld tragen, ist bis heute
nicht geklärt. Sickcr gingen aber auch
noch die Panzerkreuzer .ArgYN' am
28. Okt. 1915), Naial" (am 30. Dez.
1915), .Doneaal" (Mitte Febr. 1916).
nd Hamsbire" (5. Juni 1916) laut
Mitteilung der britischen Admiralität
am 13. "rank 1918 - infolge Auslsi"
sen uns Minen verloren. Ten Ter
ptdoschusscn. die ton Terpeirskm c
gefeuert waren, enaqen da vunenichisi
.Goliath' (am 13. Mai 1915) bk de
Dardanellen, und ein geschützt Kreuze,
vom .ArethUsa".Typ (am 17. August
191!V in d Nords. 5kn der Schlagt
vor dem Skagerrak gaben wahrscheinlich
auch Toipedoschuslk, von Äorpeoovooien
versandt, verschiedenen Gefechtseinheiten
den Todesstoß. Lediglich durch Geschütz
ftuer wurden vernichtet die Panzertreu
zer .Monmouth" und .Good Hope" (am
1. Nov. 1314) an der chilenischen PM,
und der kleine geschützte Kreuzer ,Pe
gasuS" (durch .Königsberg" auf der
Reede von Zansibar (20. Sept. 1914).
Welche Schisse in der Schlacht dor dem
Skagerrak ganz allein infolge Beschie
ßung durch Artillerie auf de Grund
der Nordsee sanken. läßt sich zurzeit nicht
sage. Infolge Selbstentzündung von
Munition flog da! Linienschiff .Buk
wark" am 26. Nov. 1911 in die Luft.
WaS besagt der Verlust von rund
600,000 Tonnen, mit dem, wie oben
aufgeführt wurde, zu rechnen ist, sük
die Stärke der englischen Flotte? Laut
Nauticus" 1914 amtliches Jahrbuch
für Deutschlands Seeintercssen er,
fügte die englische Flotte am 15. Mai
1314 an fertigem Kriegsschiffmaterial
über 2,205,040 Tonnen, und an im B?u
befindlichen über 533,420 Tonnen. Im
einzelnen waren vorhanden 69 neuere
Linienschiffe mit 1.013,840 Tonnen. 43
Schlacht bezw. Panzerkreuzer mit 604.
540, Tonnen unter beiden Klassen
23 Dreadnoughts mit 621,360 Tonne
ferner über &8 geschützte Kreuzer mit
282,530, Tonnen (sowie 15 ältere mit
90,290 Tonnen), 185 große Torpedo
boote mit 133.190 Tonnen und 63 Un
terseeboote mit 31.170 Tonnen. Im Bau
befanden sich 16 Linienschiffe, also
Dreadnoughts oder Ueberdreadnoughts.
mit 433,840 Tonnen. 1 Schlachtkreuzer
mit 28.36 Tonnen. 21 geschützte Kieu
zer mit 73.690 Tonnen, 30 Torpedo
boote mit 30,930 Tonnen und 28 Unter
seeboote mit rund 20,000 Tonnen.
Sämtliche als im Bau befindlich" an
geführten Gefechtseinheiten wurden, daS
muß als sicher gelten, während des
Krieges fertiggestellt Ferner erwarb
England eine Reihe von großm und
kleinen Schiffen, die sich für Rechnung
fremder Regierungen ' auf britische
Wersten beim Kriegsausbruch im Bau
befanden, und endlich wurde wohl auch
noch einiges Material, wie Monitore,
Torpedo, und Unterseeboote usw. wäh
rend des Krieges auf Kiel gelegt, fertig
gestellt und srontbcreit. Bon dem uc
fprllnglich anderen Staaten gehörige
und von England beschlagnahmten Ma
terial feien nuk erwähnt das Linien
schiff .Erin" (Reschadiji", türkisch) und
.Agincourt" (Rio-de-Janeiro", brasi
lianisch). Zu dem vor dem KriegMis
bruch vorhandenen Material, d. h. 2.,
205,040 Tonnen, sind also noch zunächst
593.420 Tonnen (bei Kriegsausbruch im
Bau, aber zurzeit frontbercit) hmzuzu
rechnen, ergibt 2,798,460 Tonnen. Ueber
die Gefechtseinheiten, die während des
Krieges auf die Hellinge gelegt und
mittlerweile ebenfalls fertiggestellt wuk,
den. läßt sich nicht Genaue sagen.
Rund 600,000 Tonnen beträgt die Ein
buhe der englischen Flotte während des
Krieges. Hätte England keine Verluste
gehabt, so wäre der Bestand an Kriegs
schiffsmaterial heute somit etwa 2,3
Millionen Tonnen an frontbereitem
Schiffsmaterial.
Die deutsche Flotte verfügte nach
Nauticus" im Mai 1914 über 1.019.
417 Tonnen an fertigem und 325,988
Tonnen an im Bau befindlichem Ma
terial (Summa 1,345.405 Tonnen).
Ueber die Verluste unserer Flotte dürfen
keine zusammenfassenden Betrachtungen
gemacht weiden. Aber jedermann wird,
wenn er die Veröffentlichungen des Ad
miralstabs verfolgte. Wissen, daß utisere
Verluste, auch verhältnismäßig, bei
weitem nicht so schwer waren, als die
der Engländer. Das zisfcimähige
Stärkeverhälini der beiden Flotten hat
sich also zu unseren Gunsten nicht un
erheblich verschoben. Diesel Umstand
läßt un die Kunde von den vernichteten
600,000 Tonnen englischen Kriegsschiffs
Materials mit besonderer Genugtuung
begrüßen. , '
Der Handschlag. In der gegen,
wärtigen kriegerischen Zeit, wo wir für
alles, was mit dem Gebrauch der Was
fen zusammenhängt, ein neues, begrün
dcteS Interesse fühlen, dürste es auch
nicht uninteressant sein ZU hören, daß
selbst unser einfacher Gruß, de wir
durch Handschlag bekräftigen, kriege
rischen Ursprungs ist. In alte Zeiten,
als jeder einzelne Mann, der ei Anrecht
auf den .Herrenstand" hatte, ein ,
Schwert trug, war es zur Sitte gewor
den. jene die Waffenhand, d. h. die
Hand, die sonst die Wasfe zum Schutz
oder zur Verteidigung führte, zu reichen,
welchen man augenscheinlich beweisen
wollte, daß kein Verrat zu fürchten fei.
Wurde sie jedoch absichtlich .rüjzehal
ten. so galt dies meist als Signal zum'
sofortigen Kampf. Dieser uralte Brauch
wurzelte sich so tief in unser Leben ein.
dafz lange,? lange Zeit, nachdem die
Männer aufgehört hatten, Waffen zu
tragen, die Gewohnheit blieb, dem
Freunde die Hand zu reichen, sie aber
dem Feinde zu verweigern. Noch bis
auf unsere Tage gilt es als, Zeichen
öfientlicher sscindseligkeit. wenn w:r
einer Person die Hand zum Gruß der
weigern.
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