Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 31, 1916, Image 7

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Wer ftnnl daS niiibmiiiifcurn In Brook.
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Umgeben von einem schön gcpslegten
Park liegt das Wuscum, früher ein vor
Nkhimt HkrrschasiLhaiis, an ber Ecke der
Brooklyn Äve. und Prosvat Plack. Die
,A!wmIiäIeiIrn reichen allerbina bei wci
jtent nicht aus, alle die großartigen
snnnuunrjcn u veykrvergkn vno man
war g'jroungcn, eine groften Teil der
Eschkn. die im Besitz bc2 Museum sind,
Verpackt im Erdgcschoß sikhrn zu lassen.
i Die Leserinnen und Leiter de l'iu
seuinstabc leben schon geraume Zcit in
der Hoffnung, daß ihnen das so nolwen
Tfle neue Gebäude bald bewilligt wird.
I XSie sehen jedenfalls mit Schrecken dem
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. kiesigen Andrang in den Voriragsräumen
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wißbegierigen JTiitdet zu Zeilen nicht zu
fassen vermag.
In den unzähligen Vblc'ilnngkn del
Museum sind Dinge, von denen man nur
liest. Historische Begebenheiirn, die fünf
Menschenrassen, Leben und Pflanzenwelt
in den verschiedenen Erdteilen sind in
loslösten in Miniaturmodellkn auöge
stellt. Nicht zu vergessen ist die endlose
Liste von usgcstopstcn Tieren, Hunderte
von verschiedenartigsten Insekten, seltene
Steine und kunstgewerbliche Produkte
Vmerikai und enteret Länder.
I Sogar eine drahtlose TelcgrapheN'Sta
iion beherbergt dieses interessante Hauö.
Frl. Lee unterrichtet die Kinder in der
drahtlosen Telegraphie. Sie erzählte mir
sie schien sich selbst sehr darüber zu
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ncucniicqcnuc jcuu jngi, lutmit uu iyv uu
Handwerk erlernt haben, die Ersten gkwe
scn feien, welche per drahtlosem Telephon
gesprochene Worte in Honolulu und Pa
tis gehört haben. Die beiden jungen
. Männer sind sehr geschickte, in ihrem Jach
- Lufzerst tüchtige Ingenieure, die bereit! in
' 'wenigen Jahren die Erde bereisten.
y r i Brooklyn kann es sich zur Ehre crnrech
en, da einzigste Kindermuseum der Welt
' zu besitzen und ist auch nicht wenig
stolz darauf.
Der Museumsiab wählt die Themata
für die Vortrage derart, das; sie sich dem
Studium der Kinder möglichst anpassen
und arbeiten fo mit den Schulen Hand in
Hand. Im Laufe der Saison schicken
die Broollyner Schulen klassenweise die
Kinder zu diesen ebenso lehrreicben wie
interessanten, durch Lichtbilder illustrier
ien Vortragen. Doch nicht nur ouf
Veranlassung der Schule kommen die
Kinder dahin, um ihren Wissensdurst zu
füllen. Sehr viele Kleine der Umgegend
find täglich regelmäßige Gäste der Biblio
thck der der Busy Vee", wie sich der
Naum nennt, in welchem ein Bimenkaflen
angebracht ist, in dem man !ie fleißigen
Bienen bei der Arbeit beobachten kann
und wo die Kinder ihre Steine. .Pflanzen
und Insekten identifizieren lassen von der
Lehrerin. Hauptfächlich halten sie sich
aber in der staunenswert komplet ausge
ftattktcn Bibliothek auf, wo sie sittsam an
den langen Tischen sitzen und im Flüster
ton die Leiterin bei Raumes fragen, wenn
ihnen etloaS unverständlich ist und eä
wird ihnen stets bereitwilligst und freund
lichst jede kindliche Frage beantwortet.
In den weiten Räumen de unteren
Siockwerkcs befinden sich die großen
OMasten, in denen die ausgestopften Vi
kl fi in ibrem aanien wunderbaren fte
derschmuck dem Beschauer präsentieren.
''i Da find olle Arten vo'. Gefiederten Ver
" Wien vom stolzen Pfau mit dem Herr
. lichen Riesenrad als Schwanz bis zui, be
fchcidenen grauen Strafjenspatz. Die
Kinder zeigen gerade n diesen sehe großes
Interesse. Sie beobachten die Bögel in
ihrer Nachbarschaft oder wenn sie auf's
Land gehen und legen sich Listen an von
olchen, die sie bereits kennen oder der
.leichen ihnen unbekannte Bögel mit denen
. srn Museum, denn zum größten Teil sind
? dort die einheimischen ausgestellt. Auf
, I diese Weise lernen die Kleinen die Natur
und ihre Geschöpfe kcnnm und lieben.
I Ein zwölfjähriger Junge, der sich mir
bei meinem Nundgang durch daS Museum
V 'vertrauensvoll anschlok. hatte gar qlb
entdeckt, daß die mein erster Besuch dort
war. Er schwang sich deshalb zu meinem
Führer auf und kam sich natürlich unge
mein wichtig vor, wenn ich ihm Gelegen
lieit gab, einige Fragen zu beantworten.
Er erzählte mir, er komme täglich dorthin
um zu studieren, hauptsächlich sei ihm
die Botanik anS Herz gewachsen.
Win Erdbeben bei den Meinzelmänncben.
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Frl. Lee und zwei ihrer Tchlller, die l
tüchtige Ctutzen des drahtlosen Tele
graphkndienstcS sind.
.Ich bin Mitglied von unserem Baum
klub". den die Leiterin der Bibliothek. Frl.
Draper gegründet hat, Fräulein. Unser
Pledge" lautet: Ich verspreche hiermit,
Bäume zu studieren, zu pflanzen un'' zu
befchilhen, wenn ich dazu aufgefordert
werde ich will stets ehrlich, loyal und
gehorsam sein und will gute Kamerad
schaft fördern helfen zum Besten der
Bäume. Ich will allen Ansorderungen,
die man betreffs der Bäume an mich pcllt,
stets geduldig und bereitwilligst gerecht
werden und immer versuchen, meinem
.Baumklub' nur Ehre zu machen."
Der kleine Mann beförderte diese Reihe
guter Borfhe mir solchem Ernst zutage,
daß ich wohl mit Bestimmtheit annehmen
kann, daß er icincS derselben vernzchlässt
gen wird und le ausführen, so weit eS
ihm seine klndüche Energie erlaubt.
Ganz stolz erzählte mir der Knabe, daß er
v:;i dem Gelde, welches die Mitglieder die
scs Baumklubs" durch sammeln und
Verkaufen von Etaniol und Papier er
werben, zwei Bäume unweit feiner Schule
habe pflanzen lassen. Der Laumklub
hat mit der Mnhode, In den Kindern das
Interesse wachzurufen, in den Straßen
von Brooklyn Bäume zu pflanzen, groß
artige Erfolge erzielt, wofür der Eifer der
Kinder im Sammeln und Pflanzen der
beste Beweis ist.
AIs ich mit dem Jungen die Treppe
hinunter ginz, hielt er mich am Acrmel
fest, sah mich mit den großen braunen
Augen ganz ernsthast an um sagte: Wis
fcn Sie, Fräulein, seit wir Ferien haben,
komme Ich nicht mehr täglich an den Bau
men vorbei. Aber mein Vater erlaubt
mir, trotzdem nach ihnen zu sehen und so
gehe ,ch nun jeden morgen zu ihnen und
besuche sie, grade als wenn ich zur Schule
ginge. Wir ziehen nächste Woche für
einige Zeit auss Land und währenddem
wird ein Schullamerad nach meinen
Schützlingen sehen und mir von ihnen
schreiben."
Die Worte de! Knaben zeigten mir
deutlich, wie ernst die Kinder es mit ihrem
Versprechen nehmen, da! sie bei de" Auf
nähme in den Klub abgebe :.
Wollte man alle ide interessanten, mit
viel Verständnis ::nd großem Geschick ar
rangierten Räume dieses Muster-Mu
seums erklären, könnte man ein Buch da
mit flen. Ein Besuch in die Mu
seum ist nicht nur für Kinder, soncern
auch für Erwachsene schon ein kleiner wis
senschaftl'cher Kursus für sich. Für wiß
begierige Kinder ist eS jedenfalls ein wei
teS Feld und jede Mutter sollte ihren
Kleinen, wenn irgend möglich, d'. vielen
Vorteilt, w.lche ihnen das Museum bietet,
nicht vorenthalten. Die Kleinen fühlen
sich sehr schnell heimisch in den interessan
ten, mit unzähligen Dingen gefüllten
Räumen, das ihnen zuerst ein Buch mit
sieben Siegeln scheint, die sie aber bei
fleißigem Besuch eins nach dem anderen
lösen lernen, , Margarethe.
Es ist die Hauptfache im Leben, nie daö
Nebensächliche außer Acht zu lassen.
Die Neue ist weiblichen Geschlechts, sie
kommt auch meist zu spät.
Die Gewohnheit gleicht dem Rost
sie zerstört die Schärfe unseres Geistes
und Gefühls.
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Humoreske von
(ophright
Schuldner zu sein, gehört sicherlich nicht
zu den Aniiehmlichleitcn des irdischen Da
scins. Ost ist ei, zwar entschieden noch
besser. Schuldner als Gläubiger zu sein,
denneinem dunklen Gerücht zufolge sollen
letztere weit mehr von Sorgen bedrückt
sein als ihre Schuldner. Aber so etwas
verstehe ich nicht recht. Oder, besser ge
sagt, ich verstand es nicht bis vor kurzer
Zeit. Denn ein Ereignis doch ich will
die Tatsachen für sich allein reden lassen,
dann mag der Leser selbst urteilen.
Also ich bin Künstler. Ich dichte und
male auch manchmal. Damit ist natürlich
auch schon gesagt, daß ich ein unverbesser
licher Idealist bin, der in dem Wahn lebt,
die heutige Menschheit habe noch Zeit, sich
an gebundener Sprache zu ergötzen, und
ziehe daS Lesen Schillerscher Perlen dem
Lesen deS Kursblattes vor. Natürlich ist
damit aber auch gesagt, daß ich ost nicht
weiß, ob ich morgen zu essen haben werde.
Aber dafür tröstet mich das Bewußtsein,
daß mir nach meinem Hungertod ein glan
zendes Denkmal gesetzt werden wird, dessen
Kosten hundertmal größer sein werden als
die Honorare, die ich während meines gan
zen Lebens für meine Gedichte erhielt.
Ich war Schuldner einer liebenswur
digen Dame. Allerdings schuldete ich ihr
kein Geld, sondern nur Dank. Aber für
eine empfindsame Dichterseele ist daS
eigentlich noch viel ärger. DaS Gefühl
meiner Dankesschuld drückte mich, und ich
sann nach, wie ich mich ihrer entledigen
konnte. Ich hatte die Dame allerdings
besingen können, aber das wäre doch
Das Broollyner Kindermuseum.
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Epiridion Gopcevie.
.Buch kür Alle'.)
ebenso undankbar als yraufam gewesen.
So befragte ich sie also einst unvermittelt,
womit ich sie erfreuen könnte. L-
Schenken Sie mir ein Armband." war
ihre Antwort.
Ich war glücklich. Ist eö doch fo leicht,
ein Armband zu schenken! Man geht zu
einem Luwelier, sucht sich ein passendes
Armband aus. gibt einen Schuldschein oder
Wechsel dafür oder zahlt in Rate nach
Eingang der erhofften Honorare.
Diesem Gedankengang folgend, machte
ich mich auf, ein silbernes, aber fchön der
goldeteS Armband zum Preise von etwa
zwanzig Mark zu kaufen. In der Er
wägung. daß der vornehmste Juwelier der
Stadt am ehesten in der Lage wäre,
einem Dichter zwanzig Mark zu kredi
tieren, wollte ich Herrn F. aufsuchen.
Aber auf dem Wege zu ihm stieß ich un
vermutet auf die erwähnte Dame.
.Wohin gehen Sie?" fragte sie mich. '
.Zum Juwelier, um Ihnen ein Arm
band zu kaufen."
.Wie. Sie glauben, daß ich mich mit
cinn gelausten Armband begnügen
würde?"
.Nicht?"
.Ich kenne nichts Abgeschmackteres, als
wenn ein Herr einer Dame etwas auS
einem Laden kauft. Dabei gibt er doch
nicht seinen eigenen Geschmack und seine
eigene Idee, sondern die des Verkäufers.
DaS Armband, das ich Wunsche, soll
Ihre in Metall verkörperte Idee sein.
Ihren Geist atmen. Dichten, also
malen oder zeichnen Sie in Armband,
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daS Ihre Gedanken ausdrückt, und dann
kann es als in originelles Geschenk
gelten."
Ob mein Gesicht bei -diesen Worten
geistreich aussah, weiß ich nicht, weil ich
keinen Spiegel bei mir hatte. Aber das
weiß ich. daß ich verblüfft stammelte: Ich
begreife! Aber zu einer solchen Dichtung
benötige ich eine Frist von mindestens vier
Wochen." "
' Die ich Ihnen gerne zugestehe." war
die tröstliche Antwort.
'
Da saß Ich nun in einer schönen Ver
legenheit! Mein Gefühl glich jenem, das
uns beschleicht, wenn wir gegen Ende eines
Dramas nicht wissen, ob die Heldin den
nächsten Akt überleben wird. Ich sollte
ein Armband dichten"! Diese Aufgabe
lieh sich zur Not noch lösen. Aber die
Dichtung ausführen lassen und dann
bezahlen, das war es, was über meine
Kräfte ging.
Immerhin, ich mußte in mein Ver
derben rennen, denn unmöglich konnte ich
mich vor der Dame blamieren. Mein
voreilig gegebenes Versprechen mußte ich
unbedingt einlösen. Also ging ich in eine
Papierhandlung, kaufte dort einige Bogen
Zcichenpapier, ein Dutzend Bleistifte aller
Härtenummein und einen Radiergummi
und machte mich an die Arbeit. Nach Ver
lauf von drei Tagen hatte ich bereits lf
Bleistifte, elf Bogen Papier und den
Gummi verbraucht; aber dann brachte ich
auch etwas zustande, was mich in hohem
Grade befriedigte. Die Zeichnung schien
mir wirklich ein in Metall ausgedrucktes
Gedicht zu sein. Selbstbewußt machte ich
mich also auf den Weg zu dem berühmten
Juwelier F.
Unterwegs befah ich mir nochmals die
Zeichnung. Das Armband war wirklich
herrlich! Aber plötzlich überlief es mich
eiskalt! An den Preis hatte ich ja gar
nicht gedacht! Obwohl ich von Geschmeide
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inder in der Bibliothek.
nicht! verstand, sagte mir doch eine dunkle
Ahnung, daß jener von den in Aussicht
genommenen zwanzig Mark weit entfernt
sein müsse! Und dabei besaß ich nur fünf
Mark, die ich als Anzahlung geben konnte!
Schon wollte ich umkehren, als mich ein
gewisser Galgenhumor überfiel. Ob es
hundert oder gar tausend Mark kostet, hat
schließlich keine Bedeutung, wenn man
iiberhaupt nur fünf Mark anzahlen kann
und für den Ret einen Wechsel geben muß,
dessen Einlösung recht unsicher ist. Und so
trat ich dann stramm bei Herrn F. ein.
WaS mich so stolz den Kopf heben machte,
war, daß ich vorher alle Armbänder im
Schaufenster prüfend betrachtet und ge
funden hatte, daß kein einziges auch nur
annähernd mit meinem .Gedicht" wett
eifern konnte.
Herr F. hörte mich ruhig an und nahm
dann die. Zeichnung zur Hand.
Hübsch erdacht!" rief er bewundernd.
Wird Aufsehen machen! Derartiges ist
noch nicht dagewesen! Aber die Aus
fiihrung wird wohl drei Monate in An
spruch nehmen."
Ich knickte förmlich zusammen. Volle
drei Monate! Das mußte ja dann viel
leicht zwanzigtausend Mark kosten, wäh
rend ich noch nur aus zwanzig eingerichtet
war! Ich wollte reden, aber die Zunge
klebte mir am Gaumen. Schließlich dachte
ich mir: Mehr als eingesperrt kann ich
nicht werden, und da bleibt es sich gleich,
ob ich wegen Herauslockung von hundert
oder zwanzigtausend Mark eingesperrt
werde. Im Gegenteil, die verschiedenen
Gerichtsverhandlungen, denen ich beige
wohnt, hatten mir gezeigt, daß jemand,'
der um Hunderttausende betrogen hatte,
glimpflicher davongekommen war als einer,
der aus Hunger Mundraub" begangen
hatte. Und da Herr F. weder vom Preis
etwas sprach noch Anzahlung verlangte,
beschick ich mich und entfernte mich mit
einer Berbegung.
.
Eine trübe Zeit brach für mich an.
Diese drei Monate beuchten mich drei
Jahrhunderte! Um später die Katastrophe
leichter zu ertragen, beschloß ich, mich n
Herrn F.s Anblick zu gewöhnen, indem ich
ihn von Zeit zu Zeit aufsuchte, angeblich,
um mich nach dem Fortgang der Arbeit
zu erkundigen.
.Meine Leute sind unausgesetzt mit
dem Bau des Armbands beschäftigt." war
meistens die Antwort. .Die Arbeiten
schreiten rüstig vorwärts."
Natürlich fetzte ich dann eine hoheits
volle Miene der Zufriedenheit auf, aber
in Wirklichkeit peinigte mich gräßliche
Verzweiflung. Wenn derart an dem
Armband gebaut" wurde, kostete eS viel
leicht gar vierzigtausend Mark! Aber da
es ja schließlich gleichgültig ist, ob ein Ge
genstand zwantigtaufend oder vierzigtau
send Mark kostet wenn man ihn doch
nicht bezahlen kann, beruhigte ich mich;
nur machte ich jetzt öfters Spaziergänge
in die Umgebung des Kriminalgefängnis
ses, um mich schon vorzeitig zu akklimati
freien. Auch erkundigte ich mich nach den
dortigen Verhältnissen, und als ich hörte,
daß man sich auch mit fthi,iftlichen Ar
bciten beschäftigen dürfe, faßte ich den
Karikaturen von N. Meile
Beschluß, meine ' Gefängnis.eit zum
Schreiben eine gelehrten wissenschast
lichen Werke zu verwenden und mit dem
Honorar dafür daS Armband zu bezah
len.
Endlich war die Frist verstrichen, und
Ich begab mich, mit Wcchselformularcn
und fünf Mark für die Anzahlung in der
Tasche, zu Herrn F., der micht fchr
freundlich empfing.
Man wird Ihnen gleich Ihr Armband
bringen." sagie er. .Ich bin überzeugt,
daß Sie damit ufrieden fein werde." ,.
Und ich bin überzeugt daß du mit
mir nicht zufrieden sein wirst." dachte ich
mir,, doch hütete ich mich natürlich, den
Gedanken laut werden zu lassen.
Ein Kästchen wurde mir vorgelegt, ich
öffnete es und stieß einen Schrei des Ent
zückens au. So herrlich hätte ich es mir
in der Ausführung wirklich nicht gedacht!
ES war entschieden das Höchste, was
menschlicher Gciß in Armbändern leisten
konnte!
Für einen Augenblick vergaß ich Ge
fängni und wissenschaftliches Werk.
Aber dann besann ich mich, griff in die
Tasche, wo ich krampfhaft daS Fünfmark
stuck und die äjjcchlelsormuiart umsaizie,
und stammelte mit heiserer Stimme:
Sie haben in der Tat meine Erwartun
gen iiberlrofsen! Jetzt handelt es sich nur
noch um den Preis."
Der Schmuck ist bereits bezahlt!" '
Ich wurde rot und blaß. Reden konnte
ich nicht vor Verblüffung. .
Ihre Zeichnung ist fo unerreichbar
schön," erklärte Herr F. lächelnd, .daß
mit der Facon, die ?ie mir reunvuqii
anvertrauten, ein Bombengeschäft m Vn
werde. , Nehmen Sie also das VtmSznd
als Honorar für die Erfindung. Und
follten Sie gewillt sein, mir künftig ahn
liüe interessante Zeichnungen und Ideen
anzuvertrauen, fo würde ich Sie gerne in
gleicher Weise entschädigen."
Ich konnte nicht sprechen. Stumm
drückte ich die Hand des braven Juwc
licrs. Ja. es gibt noch selbstlose Mcn
schen!
Aber eines :nuß ich noch erwähnen: ich
schreibe keine Gedichte mehr, auch keine
wissenschaftlichen Werke, aber ich dichte
seither Armbänder, Halsketten. Ringe und
Broschen und stehe mich weit besser da
bei als mit meinen lyrischen Gedichten.
Allerdings wird man mir dafür nach
meinem Tode kein Denkmal setzen.
Leider ist eben nichts auf dieser Welt
vollkommen!
Etwas über Bügeleisen.
Es klingt kaum glaublich, daß es im
mer noch Frauen gibt, welche, wenn sie
beim Bügeln das Eisen aus seine Hitze hin
prüfen wollen, dieses nahe an ihr Ge
sieht bringen. Aber leider werden die Ge
wissen nicht alle. Erst neulich ist mir
wiener ein solcher Fall zu Ohren gckom
men, daß eine junge Fraif das Plättcifen
nahe an die Wange gehalten hat. In dem
Augenblick kommt ihr Kleiner gesvrungen,
rauft sich mit dem Hund und fällt gegen
die Mutter, die eben das Eisen in Ee
sichtshöhe hält. Die glühend heiße Fläche
berührte nur den Bruchteil einer Sekunde
das Gesicht der Frau. Aber das genügte,
um die Unglückliche für Lebenszeit zu ent
stellen. Ihre rechte Gesichtshälfte ist so
derbrannt, daß eine große Narbe sie stets
an diese Unvorsichtigkeit erinnern wird.
Das Einfachste ist, man nimmt etwas
Bienenwachs, das ja die meisten Frauen
zum Glätten der Eisen benutzen, stellt das .
Eisen eine Weile auf einen Tropfen des
selben ouf Zcitungspapier. Bräunt sich
das Wachs auf dem Papier fehr schnell
und brennt das Wachs, fo ist das Eisen
entschieden zu heiß für die Wäsche, bräunt
es sich aber nur langsam und hinterläßt
keinen scharfen Qualm, ist eS gerade gut
zum Bügeln.
Fenster lassen sich am besten an einem
trüben Tage reinigen, da sie von der
Sonne beim Putzen sehr , leicht streifig
werden.
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Wenn man Salatblättcr nach dem
Spülen von allem Wasser befreien will,
lege Man die Blätter in eine alte saubere
Serviette, fasse die Enden zusammen und
schüttele den Salat darin hin und her.
Der Stoff wird alles Wasser aufsaugen.
.
Wenn man Frikadellen oder Hambur
ger Beefsteaks längere Zeit vor dem Bra
ten anrichtet und sie in den Eisschrank
stellt, sollte man sie frühzeitig herausneh
men, da sie nicht gut braun werden, wenn
sie so eiskalt in die Pfanne kommen.