Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 27, 1916, Image 7

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( des Glucks.
Geld allein macht nicht glücklich! Tal
( ist wahr. Aber Geld verschafft so manche
I Annehmlichkeit, die man ohne diese not
i 4 wendige Uebel entbehre muh. wenn man
z 'S nicht hat. Vom Ucberflub soll hier
ncy gar nicht einmal die Siede sein
nur vom unbedingt Notwendigen. Und
da fehlt mehr als einer Familie i der
$i&ltu Hudsou.MclropLlk.
Wo viel Licht ist. da ist auch diel
schatten. Co diele reiche Leute e in New
Vork auch gibt Arme find in schiel
kender Menge vertreten. Mangel an Geld
und Erziehung schassen Zustande, die gc
radez Menschen unwürdig sind.
I Wenn man durch die StraKen der u
teren Ostseit wandert, bietet sich einem
.dort ein lchmubiger, häßlicher Anblick
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nach dem anderen. Die schwüle Sam.
wernachmittag, Atmosphäre läszt alle
noch schmieriger und klcbiger erscheinen,
als e, schon ist.
Diese Mielskasernen, die bis unter da
Dach vollgestopst sind von vielköpsigen
amilik aller Nationen, machen mit
ihre jämmerlichen Fetzen von Gardinen
dor den meisten löcherigen Scheiben einen
erbarmungswürdigen Eindruck. Die
eiserne Balkon und .Jireescape' sind
mit dicken Rost überzogen. Da baumeln
in malerischem Durcheinander Wäsche,
die als Grundfarbe Grau angenommen
hat, alte Steppdecken, an denen die Lap
Pen nur so herunterhängen, eine Männer
host und daneben ein undefinierbare
Etwa, da jedenfall einmal ein Tisch
der Kommodendecke war.
Ich fuhr mit der Hochbahn durch diese
Gegend und hatte Muße, die Häuser wie
Wandclbilder an mir vorüberziehen zu
lassen. Auf einem dieser kleinen eisernen
Balkon lag auf einigen Lumpen ein
schlafende Bab. E schlug mit den
Händen um sich, um den Flicgenschmarm
abzuwehren. Ein unsauberer, zottiger
Hund stand neben dem Kinde und schnup
perte an Abfall herum, das auf Papier in
einer Ecke de Balkon lag. Dann legte
da Tier sich neben das Bavy und leckte
dessen Gesicht.
Wie so etwa nur möglich ist. kann
man kaum begreifen, und noch viel wen!
ger wundert es einem, wenn bei solchen
großartigen sanitären Zuständen eine
Epidemie immer mehr Um sich greift.
Einige Häuser weiter lchnte ein alter
Mann in einem Fenster de obersten
Stockwerke, wenn man den klapperigen
Rahmen mit braunem Papier als Schei
ien überhaupt .Fenster"' nennen kann.
Der Alte rauchte eine kurze Pfeife und
ergötzte sich an dem bunten Bilde, da der
Strahenmarkt ihm bot. Dabei zog n
kräftig an der Pfeife und benudte ganz
ungeniert in Ermangelung eine Spuck,
napse da Kliaszenpslasier. -
Ich verließ die Hochbahn bald und wan
derte denselben Weg zu Fuß zurück. An
den Saumsteinen hatten sich Grünkram
fändler niedergelassen und keifende Frauen
chacherten um die Wette mit den mehr
oder minder groben, grimmig aussehenden
Händlern, schmußige Kinder hinter sich
herziehend. Ein Freihändler wedelte
Immer fleißig mit einem all, ander, al
sauberen Flederwisch seine Pfirsiche, Apfel
sine, Pflaumen und Kirschen gerade
wie e die meisten Obsthändler, die mit
ihren Karren durch andere Straßen ziehen,
auch machen. Wie unendlich unappetitlich
da ist. Und e gibt talsächlich Leute,
welche auf Bildung Anspruch machen, die
ficb von einem folAen !HWii Hlfirsl
oder Pflaumen holen und diese sogleich
au oer zuie verzehren so wie sie da
sind. Der Händler hat sie j mit dem
Federwisch abgestaubt, und da scheint den
l'fiif'tl 111 nmUnrn Vürnn man ittrnrlint
Sache sieht, vergeht einem für eine Zeit
lang aller Appetit auf Obst.
An einer Stranenecke bemerkt 5
meiner Wanderung durch da Armen
viertel zwei Kinder im Rinnstein sitzend.
Die Kleinen waren fast nacknd. Sie
wühlten mit den Händen in der Rinne
umher und aßen Bananen dabei. Plötz
lich erwischte eine der Kinder einen alten
Löffel, der im Schmutz vergraben gelegen
hatte. Sogleich wurde er al Spielzeug
verwandt und nun schnitten die Kleine
mit diesem schmutzstarrmdcn Gegenstand
kleine Stückchen von ihren Banane und
führten den Löffel zum Munde. Es
ist ein wahre Wunder, daß bei solchen
sanitären Nerbältniff? i!k,rkit nn
Kinder solche, achllofcn Eltern ezisticren
rönnen.
Diele Von llnfäiifierfVit nrohenhen ',.
ser und Straßen sind wahrhaftig nicht
Szenen von der unteren Hstjeile Vew "Aortts.
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dazu angetan, tüchtige brauchbare 5J!en
fchen au den Kindern zu mache, die in
solchen elenden Wohnunge groß werde.
Wie Menschen überhaupt in solche !ftau
men wohnen oder vielmehr hause -können,
ist ein große Rätsel. Mau sagt
zwar: Der Mensch gewöhnt sich an alle.
Da stumpft jede Feingefühl ab, bei zehn
jid zwölfjährigen Jungen, wenn sie Bur
ichen im Alter von zwanzig bi fünfuod
zwanzig Jahren hinter einem zerbrochenen
Fenster, mit einer halben alten Tischdecke
al Vorhang, beobachten, wie sie am hell
lichten Nachmittag trn einem wackelige
Tisch Karte spiele. Dabei schmettern
die rohen Mensche ihre Trümpfe auf die
Tischplatte, daß da zerbrechliche Möbel
fast zusammenfallt, stoßen Flüche au,
über die die Jungen draußen, die neu
gierig da Spiel verfolgen, sich gegenseitig
anstoßen und die Flüche wiederholen, so
daß sie sie auch nicht vergesse und sie bei
nächster Gelegenheit anbringen könne.
Die Kartenspielcr, Pfeife, Zigarette oder
Zigarre im Mundwinkel, beobachten sich
gegenseitig grimmig und rufen sich allerlei
Schimpfname zu.
Auf den Stufen desselben Hause sitzt
eine weißhaarige Alte, die sich nur müh
sam erheben kann, teil vom Alkohol und
teil vom Alter schwach, humpelt sie über
die Straße, ein wahre Bild dc Jam
mer. In der Haustur, durch welche die
Alte en eintritt, steht n Italiener mit
groben, rohen Gcsichtszügen. Als die Frau
an ihm vorllberkam, murmelte er etwa
in den struppigen schwarzen Bart und gab
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Qken: Die N'wZngton Str. an einem heiiZen Sommcrnachmittnge. Ei buntes Durcheinander von Handlern
und Wagen, spielenden Kindern und schwerarbeiteiidc Frauen. Y n t e n, links: Die Limonadegläser gchc un
gewaschen von einem Kunden zu, anderen. Unten: Die Kinder vergnügen sich damit, verdorbenes Obst, das
von den Händlern auf das Pflaster geworfen wurde, zum Teil zu essen der damit zu spielen. -
der Alte einen Nippenstoß, daß sie gegen
de Türpfosten flog. Der Mann sandte
ihr noch einen wüknden Blick ach nd
schüttelte die Faust hinkr ihr her.
Im Haus nebenan fah ich i ei Fen
stet hinein. Ein junge Frau, uoordent
lich frisiert und noch nachlässiger gekleidet,
rührte in inen auf dem, Fensterbrett
stehende, Topf. Nbe ihr uf einem
Stuhl kniete ein klein Bub mit einem
schwarze Lockcoschopf. Er beugte sich je
denfall etwa zu weit über da Gefäß
und seine Mutter fchlug Ihm ärgerlich mit
dem Löffel, welchen sie eben du Speise
umrührte, auf d schmutzige ffinger und
sogar auf .dc Kopf und steckt dann
prompt den Löffel wieder i dc Topf..
Diese vollgeswpste MictLkafcrne U
den unzulänglichen sanitären Eiurichtun
gen sind der best Brutplatz für Kraul
heitskeime. Solange man nicht axi die
Wurzel diese Uehcl gelangt, wird all
da Kämpfen gegen Epedemien nd Ber
brechen herzlich wenig fruchten. Ich sprich
zu einem Polizisten i einer der schnnitzig
sten Straße der Ostseite. Nachdem ich
ihn um die Bahnverbindung befragt hatte,
erwähnte ich, daß man so viele arbeitslose
Männer im besten Alter herumlungern
sähe, hauptsächlich i dieser Gegend.
Der groß Hüter des Gesetze lächelte
nur und sagte: Glaube sie nur nicht.
daß alle die Männer, welche Sie hier ohne
Beschäftigung herumgehen sehen, keine Ar
beit 'bekommen können.' Die allermeisten
sind lichtscheues Gefindel, die verdienen sich
ihren Lebensunterbalt im Dunkeln '
diese Art Mensche wolle nicht beite
an denen sollte man auch kein Mitleid
verschwenden. Wie viele kenne ich. du
die New Forker Sesellschafte. die sich mit
derartiger Fürsorge besassen, schon der
schieden Male geholfen haben, ein an
ständiges Leben zu führen aber der
geblich Nach und nach sehnen sie sich
doch wieder nach dem faulen, kfterhafte
Leben und sind in ganz kurzer Zeit wie
der geradeso derlommen, wie sie vorher
waren. Da sind in erster Linie die Jta
uener. Wenn v n Wenzcven er ein
mal auf der faulen Haut angelangt find,
ist auch alle Mühe nutzlos. Sehen Sie
sich doch mal diese Löcher von Wohnunge
an, Fräulein. Wer möchte denn da hinein
gehen und diese Frauen au dem Schmutz
herausholen? And doch gibt e ine Vn
menge ton Arauea und Mädchen, die -ich
schon selbst habe in diese Häuser hinein
gehen sehen, um den Frauen ein klein we
mg Ordnung und Sauberkeit beizubrin,
gen. DaS dauert aber höchstens ein oder
zwei Tage, dann ist es wieder die alte
Leier. Diese Menschen sind fo an den
Schmutz gewöhnt, sie fühlen sich ohne ihn
schon unbehaglich." ' i
Die Worte des Polizisten hallen noch
in mir nach. Ist es nicht entsetzlich trau
rig, wenn man bedenkt, wie wenig diese
Menschen vom Leben haben, die sich von
einem Taae zum .anderen durcd Unwisscn .
heit und Bergen von Schmutz schleppen,
die das Leben nur als eine Last empfin
den, für die die Worte Wie ist doch die
Erde sg tchon, lo schon nur leerer schall
sind) Aber der Polizist maq recht ha
ben: Wem nicht zu raten ist. dem ist
nicht zu helfen." ' ,
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(XX&CtXeTX. Von Ir. W. v. Hast
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fctM rtf V3 (nniti (9 tfnitt!
z i trcm xjviit vi9 ntuiyv 4 itumni
hinter den vordersten deutschen Stcllun
gen in jenem französischen Departement
.f log. schlich feit bald zwei Wochen im er
ften Dämmer eine zarte, blasse junge
Frau, einen Säugling im Arm. Sie
schlich vor. soweit eö ihr gelang; der
vorderste Schützengraben schien ihr Ziel.
Sie lehrte erst um, wenn sie bemerkt
und angehalten wurde und in war
nendem der drohendem Tone den Beschl
erhielt. Oft horte sie die Kugeln pfeifen
und die Geschütze dröhnen und sah auch
Granaten saufen und ferner oder näher
krepieren. Aber dessen achtete sie niemals.
Aiellcicht glaubte sie sich dank dem Kinde
gefeit, vielleicht war sie sich der Gefahren
nicht bewußt, vielleicht auch und da
war die Ansicht fo manches Soldaten, der
thr entgegengetreten war und sie zur Um,
kehr gezwungen hatte, vielleicht auch
war sie irr oder schwachsinnig.
An dem Verstände der junge Bäuerin
zu zweifeln, war wohl auch berechtigt. Ein
Mensch mit geraden Sinnen konnte doch
unmöglich mit solcher Hartnäckigkeit Tag
für Tag fein Lebe aufs Spiel setzen, noch
weniger aber da feine kleinen Kindes.
Alle gutmütigen Warnungen, alle Dro
hungen fruchteten nichts; heute verjagt,
tauchte sie morgen wieder auf und ver
fuchte von neuem ihr Glück Vergeblich
fragte der und jener sie rn ihrer Mutter
spräche nach ihrer Absicht, nach ihrem
Ziel. Sie schwieg, so oft sie sich entdeckt
und gepackt sah, und kehrte stumm um.
Dem Leutnant von Berhof hatten schon
zwei Man seine Zuges an zwei verschic
denen Abenden die junge Frau borge
fuhrt, damit er sie befrage. Aber auch
ihn. verweigerte sie jede Antwort und
stand blok mit scheuem, wirrem Läckieln
vor ihm. Da hielt auch er sie zuerst sllr
schwachsinnig. Doch er erkundigte sich
dann nach ihr in ihrem Hcimatsdorfe.
Uid dort wußte niemand von 'ner Stö
runz ihre Geiste. Nur daß sie viel und
bitterlich weine, weil ihr junger Oatte,
dem sie vor Monatsfrist ein Kind geboren
hatte, feit Kriegsbeginn von ihr getrennt
war, nur das wußten alle. Nach
dem Verbleib ihre ManneS forschte der
Offizier gar nicht; denn er kannte ja im
voiau die Antwort. Dort im französi
fchen Heere diente er jedenfalls. Vielleicht
log er westlich oder östlich von hier in
einem feindlichen Schützengraben, viel
leicht sogar dort vorne, grad feinem Hei
matort gegenüber, von dem ihn nur die
graue, unerschütterliche Mauer der deut
fchen Soldaten trennte. Und ein tiefe
Mitleid für da junge Weib packte ihn. ,
z.
Am nächsten Tage zählte er seinem
Hauptmann von der jungen Bäuerin. Der
Hauptmann horte ihm zu. und drückte ihm
chließllch die Hand.
Ich werde mich nach der junge Frau
umschauen verhieß er. Ich werde e
schon hrausbekommen. Täte mir leid für
ie, Herr Leutnant, und sur die junge
Frau, wmn das allcS, wa Sie denken,
bloß deutsche Sentimentalität wäre und
wir e einfach mit ein böswilligen Spi,
onin zu tun hätten."
' Am selben Abend wurde die Bäuerin
wieder aufgegriffe. Es war ihr gelun
gen, 01S zum dritten Schützengraben sich
vorzuschleichen. Dem Befehl gemäß wurde
sie dem Hauptmonn vorgeführt, dem sie,
wie ihr geboten wurde, zum Abschnitts
lommandanten folgte. Sie hielt, wie stets,
den Säugling fest an die Brust gepreßt,
sprach lein Wort und lächelte scheu und
wirr.
Der Oberstleutnant versuchte mit Güte,
mit Drohung und wieder mit Güte ihr
ein Wort zu entlocken. Vergebens.
, .Wir werden sie einsperren und beob
achten lassen müssen." entschied er endlich
tn ihrer Muttersprache.
Sie fchien verstanden zu haben. Sie
blickte angstvoll und verstört, drückte daS
schlummernde Kind noch fester an sich,
und durch ihren Leid ging ein Beben.
Der Oberstleutnant lächelte dem Haupt
mann zu. Wir werden sie von hier fort
schassen lassen, irgendwohin, nach Norden
hinaus.
Da bewegte die Bäuerin endlich die die
Lippen. Nein, nein, nein,' stieg sie her,
vor.
,,Und warum nicht?" fragte - der
Oberstleutnant und lächelte abcrmal dem
anderen Offizier zu.
Ich bin hier zu Haufe." erklärte sie
leise.
DaS ist kein Grund. Wenn Sie !ei
nen anderen nennen können - "
Sie klemmte die Zähne in die Lippm
und fchwieg.
.Dann also vorwärts gebot der
Hauptmann.
Da schrie sie auf und preßte sich in eine
Ecke der kleinen Stube, damit niemand
sie im Rücken fassen könne, und hielt da
Kind den Offiziere wie beschwörend ent
gegen. .Gnade!"
Dann sprechen Sie:" :
Sie begann bitterlich zu weine und
rang um Worte.
.Ich habe Gefangene gesehen: die sind
vom hundertneunundfünfzigsten," stieß sie
endlich leise hervor.
Das hundertneunundfünfzigfie franzö
fische Infanterieregiment liegt un gegen
über," bestätigte der Hauptmann.
Nun. was soll das?" forschte der
Oberstleutnant.
Mein Mann ," begann sie
und konnte vor Schluchzen nicht weiter.
Ich verstehe," sagte der Hauptmann
Ute.
Seien Sie gut! Haben Sie Mitleid.
flehte sie und kniete hin. Er weiß noch
nichts von dem Kinde." Und damit sprach
sie aus, wa ,ihr in ihrem Muitergefühl
da Fürchterlichste schien. Wenn etwas,
lo mutzte das diese Manner, diese Feinde
ruyren.
Die beiden Offizier sahen einander
eine Weile stumm an. In den Auaen
veioer war gleiches Denken und Fühlen
.onne schreiben? fragte der
Hauptmann mit etwas heiserer Stimme
bei junge Bäuerin. ' "
Sie bejahte freudig.
Dann schreiben Sie also 5ll,nm
Manne, was Sie ihm eben sagen wollen!
Seine volle Adresse, Vor und Zuname,
Regiment. Kompagnie setzen Sie auf den
Briefumschlag und bringen Sie mir das
Geschriebene morgen! Aber offen," be
stimmte der Oberstleutnant. .Und iekt
gehen Sie heim! Da." Er streckte ihr
feine Hand hin.
Aber sie ergriff sie Nicht, sie Sielt den
Säuglina fest umschlungen mit beiden
Armen, und ihre Brust wogte. Jäh bückte
sie sich und drückte einen heißen Kuh auf
die Soldatenhand.
Schon gut." sagte der Offizier gewollt
rauh. Herr Hauptmann. Sie veranlasse
das andere. Nicht wahr?"
Zu Befehl. Ich danke f?fmen. Serr
Oberstleutnant." Die beide Soldaten
schüttelten einander kräftig die Hände.
Am nach Ien Morgen brachte die Baue
nn den Brief. Sie kam zum ersten Male
oyne oen Säugling.
Der Oberstleutnant la daS unbebol.
fene. don Angst und Liebe durckbcbte
Schreiben und mußte sich mehrmals
räuspern, weil ihm etwas so beißend im
Halse stak.
Leutnant don Bernvof. der im ersten
Schutzengraben seine Zug befehligte, ließ
an diesem Nachmittag einen seiner Leute
daS Gewehr umdrehe, daß der Kolben
über den Rand des Schützengraben? hoch
aufragte. Und ein zweiter schwenkte a
einer Stange einen Brief. Kaum cbn
Minuten spater war dieser u dem
Manne gelangt, für den er bestimmt war,
zum Gatten der jungen Bäuerin.
Im Dämmer begannen hüben und drli
ben die Geschütze den Tod zu brüllen, und
die Geschosse fausten und zersprangen und
wühlten und sprühten. Zwei Stunden
lang. Dann wurde es wieder still aus bei
den Seiten.
Kaum waren die Geschütze verstummt,
sahen sie auch schon drüben einen Mann
über den Grabenrand emporsteigen. Und
schon lief er ihren Reihen zu.
Ami, ami," brüllte u und fchwenkte
die Kappe und lief wie ein Trunkener im
Zickzack. Drüben blitzte eS da und dort
auf, und hell und peitschmscharf fielen die
schujse auS den französischen Gewehren.
Die Kugeln galten dem Manne, der lief
und lief. Er schien heil zu entkommen.
Seine Kameraden zielten schlecht im Dun
kel. Die Deutschen schössen nicht.
Nun hatte der Franzose den ersten
feindlichen Schützengraben erreicht. Ein
Ton wie ein Jubel'schrei kam von seinen
Lippen, als er hinabsprang in den retten
den Erdenschoß zu seinen Feinden. Aber
der Schrei ward zum Stöhnen, und be
wußtloS fiel der Mann in die gebreiteten
Arme eines deutschen Soldaten.
Zwischen seinen Untergebenen, deren
aller sich Erregung bemächtigt hatte, beob
achtete Leutnant von Bcrnhos diesen Laus
aus Tod und Leben. Die Spannung lost
sich in ein tiefe Aufatmen, IS er den
Franzosen hinabspringen sah; doch al er
ihn stöhnen dernahm und wie lcbloö sin
ken sah. pochte ihm da! Herz. Er stand
und sah zu, wie zwei seiner Leute sich um
den Feind bemühten.
Doch noch?" fragte er mit beklomme,
ner Teilnahme. .Laben sie ihn doch noch
er cyo env
Nein, Herr Leutnant, erwiderte der
eine der Befragten und richtete sich auS
der gebückten Stellung halb auf. .Den
kriegen die Sanitäter rasch wieder hoch.
Ich glaub'. eS ist nicht einmal arg;
lsireit chu e. Die Kerle schiene misera
bel,"
Gottlob." meinte der junge Offizier.
und in ihm war eine feltfam starke
Freude, fast so. als wäre jhm ein Freund
am Leben halten geblieben. , -
In dieser Nacht gab eS in dem Dorfe,
daS wenige Kilometer hinter den vorder
ften deutschen 'Stellungen in jenem fran
zösifche Departement .lag. zwet fehr
glückliche Menschen. Daß vor der Hütte
ein feindlicher Posten mit geladenem Ge
wehr wachte, tat dem Glücke keine Ab
bruch. Und daß eS nur kmz währen und
eine Trennung von ungewisser Dauer,
wohl von vielen, dielen Monaten, ihm fol
gen sollte, verbitterte eS nicht. E war ein
Widerhall diese Glücke, als am nächsten
Tage einer der gefangenen Franzosen
mitten im Marsche einem der nebenher
schreitenden deuteschen Soldaten plötzlich
mit Kappeschwenken urief: Zivent lc
darba!' '
Großmütterlcin.
Vom Enkel hält Großmütterlein
Still in der Hand ein Löckchen fein.
So wunderlieb und goldenbraun,
Sie kann an ihm nicht satt sich schaun.
Sitzt wie verklärt daS Löckchen weich
In ihrer Hand macht sie so reich.
ES zaubert ihr vor's Auge geschwind,
Wie's leibt und lebt, ein süßes Kind.
Und wie e noch fo unbewußt
Nur Glück erlebt und Dsfeinslust. ''
Dann steigt herauf ihr jene Zeit,
Die längst entschwand so weit fo weit.
Und unbewußt die Träne rinnt,
Wie sie so träumt und leise sinnt:
Du Liebling mein! Vor manchem Jahr
Doch ganz wie du dein Vater war!
Dann wuchs er auf, so stolz, so schön
Mein Auge wird ihn nie mehr sehn..
Im heil'gni Kampf für's Vaterland
Voll Heldenmut den Tod er fand
Und dennoch lebt er hier für mich
Noch immer fort, mein Kind, durch dich
Das alte Album.
Sinnend wende ich die Seiten:
Dort sin Knabx aufrecht steht.
Ferne auf Soldatengräbern -Auch
für ihn ein Fähnlein weht.
Hier das junge Paar hält freudig
Seinen ersten Sohn empor;
Der ist mitten jetzt im Kriege
Bang auf Nachricht lauscht ihr Ohr.
Wird ihr Sohn erhalten bleiben
Oder zählt die letzte Schlacht
Ihn schon mit zu ihren Opfern,
Ward zum Krüppel er gemacht?
JeneS Brautpaar engumfchlungen,
Hat nachher sich gern getrennt;
Wenn sie sich begegnen sollte -
Keiner wohl den Andern kennt.
Dort die holden Mädchenknospen
Stelle eine Frage leis:
Sage an, wer ist die Schönste
Hier in unserm Kränzchenkreis?"
Ach, die Frage war wohl wichtig
Doch vor zwanzig Jahren nur;
Heute merkt von einer Knospe
Niemand an euch eine Spur. ,
Eine Konfirmandin sieht da,
DaS Gebetbuch in der Hand;
Ich bin', selbst und blicke ernsthaft
In der Zukunft Märchenland.
Neben mir sieht meine Schwester,
Enz an mich herangefchmiegt;
Sonne, küsse mir den Hügel
Drunter s begraben liegt.
Volksliederscbatz.
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(gmei od. dreistimmig)
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5 5 p p f 1
Volksweise
Johannes Eottk
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wo des MarIeRindsichftreckr?Jst'S,mo der Märk Ei.se reckt? O
wo der Sandder Düne weht?Jst's,wo die Do.naubrausend geht? O
Land der Schweizer, ist' Ty rol? DaiLandundBolkgr . siel mir wohlZDoch
wib ist es dasOi'terreich, an Sie.gen und an Eh ich?.O
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Ernst, Moritz, tbt
Weibliche Lehrlinge in der Elektro
- technik.
Die deutschen Siemens-Schuckl-twerke
haben auf gruniz von bereits früher im
Kleinbauwerk aufgenommenen Versuchen.
die gute Erfolge erwarten ließen, weibliche
Lehrlinge zur Ausbildung t.ls Mechaniker
und Werkzeugmacher zugelasscil. Samt
liche Lehrlinge 'mit de männliche Lehr,
lingcn zusammen etwa 600) halte das
Mittagesse unentgeltlich verabreicht. Ne
ben den bisherigen Bezügen werden d'ese
ferner für besonderen Fleiß wöchentlich,
Leistungszulagen gewährt. Müssen sie mit
Arbeiten, lür die sonst Akkordlohn ausge
setzt ist, betraut werden, erdalte sie du
Hälft deS Mmaleg Akkordsatzes. '