Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 22, 1916, Image 2

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nnte Urieas-CbwniK aus deutschen Banden I
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ilomenkausnaßme'n
Zwischen ArmenticrcS und 9!ruve
George
Ter Krieg schwikg an .jenem Früh,
morgen. Vielleicht hallt die England;!
iuJ; da Ckf lii d;n Sagen. I,re
Poien hatten die ganze Nacht hindurch
oclnaHt und dann und wann strichen die
Maschinengewehre einige tausend Meter
Weae, ab. Tie kugeln klatschten eifrig
in diesen und Pappeln. N der Weg
kreuzung aber trafen sie eine Feldküche
an. Der Sottel?aul bäumte' auf und
sank um. Der Koch und sei Heiser
sprangen ab, schirrte den tote Gaul
ays, beruhigten seinen Deichselkameraden
und schleppten ihn weiter nach vorn in
die Bodensenkung, die den englischen Ge
schössen nicht erreichbar war. Die Essen
hole, waren schon da und hoben unter'
suchend die Nasen. Eine lebhafte Nacht
Krise aus dem Süden trug den Geruch
von Cpeckcrbfen vor sich her und Uehte
ihn über, die sanften Bodenwellen den
Engländern zu. Wie toll schössen sie jetzt
in die Nacht Hinaul.
. Und am Frühmorgen waren sie müde
Und zu nichts zu gebrauchen.
Ich konnte ruhig auße)aui de! zwei
ken GrabenZ spazieren gehen. Unsere
Leute schanzte eifrig an einer StcllungZ
kurve, auf die es der Feind seit einigen
Tagen abgesehen hatte. FZ lag du tut
sprechend große Haufen Eisen herum,
eine Menge Schrapnellausbläser darun
ter. Um daZ Dörfchen dicht hinterm
Graben gruppierten sich Granatirichier,
olZ hätt: man in einem weiten Halbkreis
Hamster auZzegraben. Der Kirchturm
bröckelte; von der grotesken Ruine fielen
fortwahrend Steine aus den Schutt von
Dachziegeln und bearbeiteten n wie der
Hammer e!ne5 EtcinklopferZ. TieseZ
armselige Dörfchen. Ein winziges ?'iick
Kriegkgcschichie mehr. Aber man sieht
die Ruinenhaufen doch immer wieder acht
sam an, umgeht all? schiefen Wände und
wundert sich immer wieder über die Lau
nen
der Granate: hier fegte sie de
Schornstein vom Dach und setzte ihn bor
das HauZtor.
Man geht am Gcbüsch weiter und
kommt siebenhundert Meter an die Eng'
landet heran. Trüben hcbt sich Armen
tiSrcs aui dem Morgennedel. Vorne
dran die groß Kapelle am Austritt der
Strafe Boulogne Lilie. Ich hebt mein
Glas zur Turmspitze: da droben wird
ein Ausguck sein. Eine Shagpfeife, eine
hechgezogene Lippe, ein gelangweilte! e
ficht.
Nicht die Spur davon zu sehen natur
lich,' aber die Phantasie schiebt- mir den
Engländer fs vorS GlaZ. Und setzt gähnt
er und verflucht die langwer.lge Lifler
Straße, die er beobachten soll.
, Nein, eZ fallt mir wieder etwaS andere
ein: der Mann ist noch gar nicht auf fei
nem Posten, er schläft noch oder er sifet
bei seinem Marmeladeiopf und liest die
Zeitung.
. Selbstverständlich tut er das.
- Denn im .Daily Ezpreß' war der en;
lischt Soldat gestern surchibar verteidigt:
feine Arbeit sei ganz geWitz nicht schlaf
tiS. anz gewiß nicht schleppend Don
nerwetter, der Artikel sah ordentNch wie
in bestellte Fleißbillet auZ.
Und darum lallt mir 'S gar nioM ein.
den Beobachter jetzt schon auf dem Kirch
türm zu sehen: er t'inkt unten seinen Tee
und schimpft über die Jammarmelade.
Jawohl.
AuS dem Ber!indungZgr!e kommen
unsere Schützen paarweise zurück.
, .la, wie war's die Nacht über?
, Gar nix." '
- .Aber die Engländer ..."
Zessasna. d'Engländci!"
.Ihr seid Scharfschützen?'
.Jg. Auf die zwo roln Häuser ham
ma's abgesehen. Amal hat oaner nxh
leidig gschrian da dient. Aha, hab ih
mir denkt, aha!"
Die Summe der Erinnerungen einer
lebhaften Nacht in einem einzigen
schnurrigen und schauerlichen Wörtchen:
aha. Und der Mann geht zufrieden don
dannen.
ES kommt ei einzelner au? dem
Graben. Er pfeift sich ein!: aber!
Eamsbergsteig mit! im Summa, ja
detz is mei fchönsti Freud ... Die Weise
machte mich vergnügt und Äste mir die
Kehle: auf die Äergal schleich man unS
um, ja da wo'S fchöni Gamserl geit!
Er sah zwinkernd auf. Grüaß Good.
A Zivilist. Die san rar da beraußen.
Wo ham s' denn eahna auslassn?!"
Die Gegenfrage: .Wo bist denn her?"
.Vo Fürstenfeldbruck."
.Da gibt'S koane Gamserln net, mei
Liöa
.Koane Engländer auch net.'
Ein munterer Bursch. Wie heißt
denn?" :
.Noderer, Paul Noderer.'
,25k, haft für a Handwerks
,Niz Handmerk. bin Roßknecht
beim Posthaltcr.'
5ä' allweil guat ganz im Jtriag?"
.$)' Haut U noch ganz.'
Er schmunzelt kniffig und gcht seinen
Kameraden nach. ,
. '
Von dem Turm der Kapelle in Armen,
tiereS könnte man die Wytschactk sehen.
Ueber den Pkoegsteerwald hinweg genau
zwölf Kilometer nordwärts. Ein bayeri
seh?! Schützengeschichichen spielt hier.
Ein Freiwilliger, in ?lndau uZgebil
det. Vierte Kompaqnie des . . . Regi,
mentS. Ter Münchener ,weite Bürger
meistcr Zühr! su und hält aSeZ auf gute!
Schicken. Er erlebt diel Freude an M
rm jungen Leuten;' sie vermeen sich,
mit d?m 'ilitzigewehr dsS brcnnrote
Jleöchea auS der Herzdautz zu putzen.
A
an der Westfront.
Chapelle", Augenilicköbildkr von
Queri.
Und wer fo der ganzen Zlluhe lach d
allerbeste Schütze deS TageS gewesen ist,
der kann sich beim Hauptmann melden
und bekommt fein Markstück und den dazu
gehörigen Urlaub biS elfe nachts.
Wie sie hinhielten!
Aber Belgien wo: ein in. ruhiger Platz
und die alte englischen olcclen stellten
sich nicht als gu'e Ziele hin I Wyt
schaete lagen sie alle hinter Frisiern und
schluken und luden, zielten und schössen
sc.lenruhig aus feie anrennenden Bauern.
' .Leutll' sogte de Hanptmann Bllr
germeister und stieß die Worte durch die
ayne, .Lcutl. nehmt euch zsamml
Pssft. da Pfiffs ihm an der Nase vorbei.
Herr Hauptmann, da fchiaht allmeil so
a Hcrrgottsakramenter aus Eahna! Den
wein ma gleich ham!',
Und der Freiwilliae legt sich hinter
einen Baum und suchte zornig sein Ziel.
Ter Hauptmann , schrie über den Platz
hinweg: .RechtS hinüber! Alles drückt
sich an die Hausmauern hin. Da oben ist
ein Maschinengewehr Im Fenster!" Sie
liefen. Der Freiwillige bllcb hinter sei
nem Baum liegen und suchte und zielte.
Jetzt schoß er.
Vom HauS drüben f'el ein englisches
Scwebr herab. Im Lärm erstarb ein
menschlicher Schrei.
Der Freiwilligeesprang über die Straße
an seinen Hauptmann heran. .Herr
Hauptmann, jetzt hab i mir daS Mark!
verdient, daS wa mir der Herr Haupt
mann in Lindau geb'n hat. Ter Sakra
mentS-Engländer schiatzt nimmer auf 'n
Herrn Hauptmann sei Rasn!"
Dai Gelände südwestlich don Armen
tiöreS herüber hatte etwas. waS meinen
Begleiter, den Pionier-Major, schmunzeln
wachte. Unsere Gräben lagen olle höher
als die der Engländer, und eS gab aller
Hand Wasser in der Gegend. Die mußten
drüben übel im Dreck stecken. ES kamen
Immer Ratten herüber. Sie hatten sich
bei der reichen englischen Verpflegung
wohl zu stark vermehrt und begannen
auszuwandern. Ein Kapitel sür sich,
diese Ratten. Nie sah ich sie größer als
im Felde. Sie gediehen in die Länge und
in die Breite und hatten Köpfe auf wie
dicke Kater. Frech waren sie wie die
Spatzen. Wer man hatte ihnen einen
bitterbösen Feind auf den Leib gehetzt,
de Fozhund. In dem frib:lbafte Troß
der Armee ist der Hund allgemach zu
einer wilden Sonderformaiion geworden,
und diese Formation hat man allerjüngst
einer Musterung unterworfen: Rattler
heraus! Und die Jagd ging auf.
Brrr. Ratten ...
ES ging gegen neun, die Sonne wurde
freundlicher und auS einem Waldstnch im
Eüde sang cS mir über den Kopf hinweg:
die deutschen Batterien waren nngeduldig
sgcworden und grüßten den Engländer zu
erst. Er wurde antworten, gewiß. Wo
hin? Ich frug die Schipper am zweiten
Graben. .Det wecß man nich. Aber
wenn Se hier mank stehen bleiben, wern
Se woll tvat ufsn Kopp kriejen Na ja.
die Leute standen aber selbst etwas breit
Im Freien. Aber sie würden, sagten sie.
schon im Graben derschwinden, wenn der
Morgensegen käme. Wen die da drüben
erst mal richtig vollgefuttert wären
da heulte schon ein grvbeS Ding durch die
Luft. Die Schipper gingen in den Gra
ben und arbeiteten auf seiner Sohle weiter.
Ich hielt mich wieder an die Büsche und
wollte die nahe zerschossene Ferme auf
suchen. abr ich sah ihr Gemäuer aufstäu
ben, und die Granate brüllte hinterdrein.
Ich kehrte zu meinem Pioniermajor zurück.
Er lächelte: .Wir müsse an der Ferme
vorbei ins nächste Dorf .
Schön. Es war wieder das übliche
Kriegsdörfl. verstümmelt und zerbröckelt.
Ein paar Keller hatten gut standgehalten.
Sie waren vorsichtshalber noch reichlich
mit Sandsacken eingedeckt und konnte viel
Ungemütliches aushalten. ' Weiter vor an
der Linie stak in einer zusammengeschosse
nen Ferme der Arzt. Sein Berbandsraum
gefiel mir nicht. .Mir auch nicht," sagte
der junge Mediziner trocken, .aber ich be
komme einen anderen." Dann kletterten
wir über Mauerbrocke und sahen den
Soldaten zu. die einen verschütteten Keller
freigeräumt halten und ihn mit diel Beton
gegen die englischen Granaten zu sichern
begannen. Hier würde man sich ohne der
bere Belästigungen der Verwundeten an
nehmen können. !
Sagen Sie, wie kommen denn die Ber
liner Sckipper zu den Bayern?" j
Sie sind ng zugeteilt worden. Ge
stein schössen die Engländer mit Schrap
nellS auf die braven Kerle. Einer ist tot."
Ich schlenderte wieder inZ Dorf zurück
und suchte meinen Masor. In olle HZu
ser guckte ich: überall Brocken und Fchen,
ein Wirrwarr, von Granaten zusammen
geschleudert. Ein ganz kleines Haus sah
drollig gut erhalten aus. Eine Stube
wenigste war fast unberührt. Und ein
Mann lag auf einer Bank, kerzengerade.
Die schweren Stiesel wann mit Lehm te
schmiert. .He Freund!" Er antworteie
nicht. Der Schipper!
Die Arme hatte sie ihm über die Brust
gekreuzt. An der rechten Hand glänzte ein
schmaler Trauring.
. '
Ein. Manöoerbild. wenn da! und- das
nicht wäre. Ein Dorf in Aufruhr und
Hast und Geräuschen: bet Staub läßt sich
spazieren wehen, lagert sich breit und an
spruchslos. hebt sich wieder faul auf und
geht trag nieder. Wage knarren und
rumpeln; eS dröhnt, wenn die Kanoniere
.anfahren. Lokomobile. Autos, Dampf
walzen, ein Gig gelegentlich, serbische
Korbwägelchen. Feldküche und Wotor
räder. der Krieg schickt alle Fahrgelcgen
heiten über die einzige verbeulte Straße
des Törschnl gegen Berdun vor.
Und die Weiber flehen und staunen. E'.n
mal wischen sie sich die Augen, zweimal,
dreimal. Der Finger führt Staubkruftcn
nach den Schürzen ab. Zu den Reitern
recken sich die Hälse, immer zu den Rci,
tern. Jetzt kommen Haubitzen, schwere,
polternde Gefährte. .Olala. olala!" Die
Weiber schauen finster; die alten Männer
gehen In ihr Häuser, aber sie werden
irgendwo durch ein Vorhanglllckchen wei
terfpähcn und ihre Kriegsanschauungen
psl'gen: .Hört ihr bald aus. ibr Ge.
schütze! Wa sie nur immer herschleppen!
Sie werden nicht weit schießen können mit
diesen kurzen Dingern. Bicl längere hat
Frankreich, viel längere! Olala. olala.
Berdu schießt weit . . ." Und die usge
stutzten Aermel des Lauschers zittern ein
wenig wt, dai Häuschen, kise, ganz leise,
solange diese schweren Lasten über die
Straße rollen.
Jetzt wischt ein Auto daher. Die Trup
Pen grüßen stramm. Die Weiber kneifen
die Augenlider zusammen und schauen
au dem dünnen Spalt prüfend, ängstlich
und rollend. Le Kronprinz! Wa
will er schon wieder? Er wird eine
Schlackt machen . . ." Sie ziehen sich in
den Hausflur zurück und stecken die
Köpfe zusammen. .O'et n petit !',!.
marck, le Kronprinz! C'est trn petit
Jiismarok: Und wenn sie ihn inen
kleinen Bismarck genannt haben und da
bei die Stimme tiefer und anklagender
setzten, dann nicken sie sich zu und 'ehren
wieder zu ihrer Arbeit zurück und denken
weiter darüber nach. waS In dem Begriff
Bismarck für ein schauerlicker und ver
nichtender Aorwurf liegen müsse.
Ich habe Mich vergeblich um die Deu
tung bemüht. Die Frau holte weit aus,
sprudelte viele Worte und schloß: .Olala,
olala, c'est im petit Eiamarck, ja,
In . . -
.0 du otte Kampfhenn ! brummte der
Unterosfizicr, der dem Ereignis bei
wohnte.
9
Der Flieger warf große Töne herab.
Herr Einest Lavisse von der Akademie
hatte sie verfaßt: der Friede, den Teutsch
land mit uns machen wurde. Ter Flie
ger nahm das bedruckte Papier in Haufen
mit und verstreute es über die Landschaft.
Wie wenn Frau Holle ihr Federbett knetet
und schüttelt: weiße Dingerchen flatterten
hoch oben, schwammen und sanken, wurden
größer und gingen schwerfällig nieder.
Und in dem Wäldchen aus der Höhe soh'S
nicht anders auS wie im Grunewald an
einem Sommermontagmorgen.
Aber da. französische Stullenpapier war
sackgrvb bedruckt.
Der Bauer im okkupierten Gebiet, dem
die Post auS den Wolken gilt, weiß das.
Er soll das Zeug nicht lesen, er soll's ab
liefern. Du lieber Gott, da brennt es ihm
einmal so siark in det Hand, daß er einen
Blick hineinwirft: .. . dai unsterbliche
Frankreich ... der nahe Sieg . . . da
hungernde Deutschland ... die ungeheu
ren Verluste des Feindes". Zur, zut!
Jetzt äugt er verstohlen den Horizont ab
eS ist kein Soldat zu sehen. Und letzt
benimmt er sich ungeschickt wie ein ele
genheitsdieb und hantiert mit zitternde
Fingern, bis er endlich das Blatt hinter
seinem Hemd geborgen hat. Er sucht
irgendeinen Winkel auf und liest seine
Augen flackern (diesen seinen Triumph
sollte Herr Lavisse auskoste können!):
1 psix qus lea Alernands vou
dreien faire . . ."
.Noch immer gibt ek in Deutschland
Menschen, für die der Begriff blödsinnig
nicht mehr genügend bezeichnend ist . . ."
ParMeu!
.Seht die Eingeborenen in de Kolo
nier an! Frankreich ist ihnen ein huma
nes Vaterland geworden, für daS sie gerne
sterben . . Gerne sterben . . . Gerne
sterben??
.Man muß den Franzosen ständig vor
Schritten warnen, die zur Verständigung
führen könnten ..." Eh dien, et la
guerre, ne finira-t-elle jarnai??
.Franzosen' mit Friedensgelüften sind
Schwachköps, ..."
Jetzt läßt der Bauer seinen schwache
Kopf Hängen und murmelt inbrünstig:
quanil finira cette terrible guerre?
Her Lavisse, schau' dir deine Lauer
an!
.
Der die Grandseigneur wohnt dicht an
der Granatenzone. Man hätte ihm die
Abwanderung über die Grenze sicher er
laubt, aber er wollte den Rest seiner Tage
auch nicht vorübergehend wo anders als in
seinem Heimatdorf verbringen. Der Ort
zählte noch etwas mehr als hundert Zivi
listen. Der Grandseigneur war der
älteste von allen, ein großer, hagerer
Mensch mit derben Gesichtslinien. LangeS,
weißes Haupthaar, ein gepflegter, weißer
Bollbart. Er trug immer eine dünnge
wordene schwarze Kapuze, die er sehr sau
ber hielt; seine festen, aufs Langlebige
gemachten Schuhe waren immer gut ge
reinigt. Er kochte, wusch und putzte selbst,
aber seine Hände wurden nicht grob. Im
allgemeinen stellte er daS vor, WaS unk
die Schulbücher als den Typ deS ehrwür
digen Greises dorgezeichnet haben. Ei
Graf don Geblüt übrigens. Wenn er mit
seinen Kännchen über die Straße ging und
Milch kaufte (oder di paar Sous dafür
schuldig bleiben mußte), lächelten die Leute
ihren Tadel hinter ihm drein. Man run
zelt die Stirn darüber: ein alter Mann,
nicht wahr, und die Kriegknot. Aber die
Leute wehrten ab: wo ist sein Gut und
Geld? AlleS nach Paris gegangen, wissen
Sie! Und jetzt weiße Haare und keine
Sou dazu - dem sparsame Franzofen
gehen solche Schicksalswendungen schwer
ein.
Ich denke, daß der alte Herr de ge
Heimen Spott um sich kaum fühlte. Er
lebte arm, kümmerlich und heiter. Er
blieb sauber und stolz und wartete aus
K4 ffnS Ki .t--i. n;i Kir R.ft2.
VM vnv Vkl MUI -VI WIV W.mi-
anmälle ant Bon hm Ibtuntn fiünen.-
er war der Nyallit dc STorff.
-
Er
sprach weder für, och gegen den Krieg.
Nur erschien ihm der ungeheure Kampf
zu groß und zu heilig, als daß er don
einer Regierung hätte dekretiert werden
dürfen, wie die d,s heutigen Frankreich
war. Alle diese Leute hätten kein histo
rischeS Borrecht darauf, Krieg zu machen
bafla.
Der ihm Hau und Hof abgekauft hatte,
sprach ander. Da heißt: auf fünf
Worte von ihm warf seine Frau zeh ein.
und waS e, betonte, unterstrich sie noch
einige Male. Und dann ergab sich die
Quintessenz: e! sind nur die Feinde der
latholi chen Kirche an di:,en Kriege
schuld. AIS man die Waldhüter in die
Kirchen schickte, damit sie genau aus die
Predigten auspaßten, genau die Wort
merkten, die vielleicht gegen die Negierung
sauen konnten damals begann das Un
glück. Der Krieg ist eine Prüfung, die
nur der Katholizismus bestehen wird. Und
die anderen aber da hüstelte dr alle
Mann feiner Frau stark dazwischen und
wehrte ihr, von Schicksalen und Galgen
nach dem Krieg zu prophezeien.
Parteistandpunkte hinter dem Krieg.
Der größte Rest der Dörfler hielt ei 'licht
mit dem einen Und nicht mit dem anderen.
Aber sie trugen sich olle all Franzosen,
liebten ihr Baterland und tadelten so
nebenbei Regierung und Heeresleitung.
Gut, daß die Deutschen nicht alle Sünden
dieser Regierung gekannt hatte! Zu
Anfang des Krieges: In ganz Beifort richt
eine Kanone, nicht eine Kartusche! Da
mals, wenn . . .
Hihi, aber jetzt sollten et die Deutschen
mit Belfort versuche . . .1
' .
Sie brachte Gefangene aui dem
Schlamm der Gräben. Dreißig, fünfund
dreißig vielleicht, nicht mehr, dber genug.
um jeden der Dorfler vorS HauS ,u
locken. ES würde nicht anders sein in
unseren Dörfer: denkt an: der Feind
hat sich bei euch niedergelassen und eineS
Tages schleppt er Gefangene daher. Ihr
schaut euch die Augen auS. um ein be
kannte! Gesicht zu suchen. Keiner dabei
gut ober Leute vom gleichen Land
und der gleichen Sprache, die daS Ihre
taten oder zu tun versuchten ui-d in Spuk
und Gcausen in di, Haude deS Feindes
sielen.
Die Frauen starren. Liebe. Leid Und
Angst, alle! in einen einzigen Blick ge
preßt, den der gefangene Soldat auffängt.
Er beugt den Kopf: e hilft ja doch alles
n'chts. eS hilft ja doch alle nicht.
Der Stahlhelm. Der Rock, die Hosin.
die Stiefel. Die Blicke tasten jeden ein
zelnen ob und suche die Spuren dc
Kriegsschauderns. Was sagt sein Gesicht?
Trübe, ernst, hekin? . Ein paar wollen
nicht nach links und nicht nach rech! sehen.
Sie stapfen ihren Weg weiter; müde sind
sie. sonst nichts. Diese Leute am Wege
da. Wai geht'S die an; Maulasfen, die.
Da kommt ein kleiner, schneidersmaßig
dünn und beweglich. Er dreht den Kops
hin und her. Einmal winkt seine Rechte
den Mädeln zu und seine Augen blinzeln
einen baren Antrag Steif sieht er einer
Frau inö Gesicht, sie errötet bis an den
HalS.
Die Helme drücken, eS ist heiß. Der
große Rotblonde zieht den Helm und wirst
ibn einfach weg. Lächelnd nimmt er eine
Mütze auS dem Mantel. Wie er sie auf
setzt, klingt ein dünner, hoher, zitternder
Schrei: Ahl
Keiner von den drei Dutzend, de, nicht
den Kopf in einem Ruck herumwirft. Was
will das Mädel? Sie mustern sich gegen
seitig. dann schütteln sie alle die Köpfe.
Der Frauenschrei bleibt, hoch und dünn.
Scham und Angst und Liebe klingen zu
sammen. Warum nahm ihn keiner der
drei Dutzend mit?
Pariser Fleischwucher.
Wie der .Matin" meldet, kam ti in
Paris Ende Mai zu lärmenden Kund
gedungen der Hausfrauen in den Markt
hallen wegen maßloser Fleischpreise, die
dazu führten, daß bedeutende Mengen un
verkauft blieben, die am anderen Tage Hon
den Fleischbeschau als verdorben der
Abdeckerei überwiesen wurden. Ansamm
lungen von Hausfrauen, die der Fort
schaffung zusahen, gaben ihren Unwillen
durch entrüstete Protestrufe zu erkennen.
Sie forderten dringend Kühlanlagen, fo
wie ein behördliches Eingreifen, um durch
angemessene Preisermäßigung ähnliche
Vorkommnisse zu vermeiden. -
. '
Beurteilung elneS afsee.PolitikerS.
Die 5. Straflam? deS Landgerichts
Berlin verurteilte den Professor Dr. Jo
hanneS LepstuS wegen Verletzung deS Be
lagerungZzuftandsgesetzeS zu 30 Mark
Geldstrafe. LepstuS hatte vor Abschluß des
Bündnisses zwischen Deutschland und
Bulgarien in einem Berliner Kaffeehause
gesprächsweise erzählt, er habe in einem
Kaffee in Sosia gehört, ti fei ein bulga
rischer Stabsoffizier augenscheinlich in
einem amtliche Auftrage nach Berlin ge
reist. Die Verhandlung fand wegen Ge
fahrdung ber Staatssicherheit unter Aus
schluh der Oeffentlichkeit statt.
Schutz der Jugendliche i Bayer.
Die drei stellvertretenden Generalkom
mandos in Bayern haben, in Ergänzung
der Erlasse zum Schutze der Jugend die
Distrikt und Polizeibehörden angewiesen,
die sonst üblichen Lusweitkarten Zum
Empfange postlagernder Sendungen an
Jugendliche beiderlei Geschlechts unter 17
Jahren fortan nicht mehr auszustellen.
Die Postanstalten sind beauftragt, die
posilagernden Sendunge an Jugendliche
unter 17 Jahre auf Grund der bereits
ausgestellten AuSweiskartea zu verweigern.
1 , .
1 -M G
. JirtslnlJIt.
I lllVb
Ver weg nach Trient. Die noch unentdeckte Stadt. Die
gelisbte Vozener Nacht.
Einen Halden Vormittag hinterm Kriege
liegt die schöne Stadt Trient. die auch vor
dem Kriege lila rcismdcr Mensch gekannt
hat. Man korrigiert einige Versäumnisse
auf diesem Besuch im Hinterland.
So still ist eS hier, daß man. der
schämt, so etwaS wie einen Reiseführer
auS der Manteltasche sucht. Trient. Ja.
ein Ort zum Ausruhen, sagt de, Führer.
Kein Ausregungen. Gegend sur Her,
kranke. Mehr Ncrvenfanatorium ali
Sehenswürdigkeit.
Ja. man hat dak In friedlicheren Fei
ien gelegentlich auch schon gelesen, und so
suhr man ohne weitere Gewissensbisse an
diesem nervenberuhigenden. also langweilt
gen Städtchen Trient im südlichsten Tirol
vorbei. Also geschah es. daß Trient aus
den Weltkrieg warten mußte, um don
Reisenden? aber ein vom Bericht,
erstattcr entdeckt zu werden. In Wahr
heit nun is' diese Stadt eine! der wun
derschönflen Kleinode, wie sie, Ring an
Ring, am Finger unserer lieben Frau
Austrla sitzen. Der eilends durch die
Gassen Laufende findet freilich nur die
durchschnittliche, italienische Stadt, die
hier an Florenz, dort möglicherweise an
eine Winkel Venedigs erinnern könnte.
Im ganzen, und fast auch im Kriege,
eine einsame, weiße, recht heiße Landstadt,
tief und grün in südliche, üppig Gär
ien gebettet. Man hielt sich früher bei
dergleichen nicht gern auf, denn schließlich
hatte man, nicht wahr, gerade noch zwei
Baknstunden ins ungleich berühmtere Pa
radies, daS Gardasee hieß.
Schade. Denn TrientI Vergangenheit,
von der die uralten Palazzi so feierlich
zu schweigen wissen, spinnt Zauber um
die verschollene Stadt, die man in keinem
Reisehandbuch nachzulcsen vermag. .Tau
sendjähiige Häuser und verwitterte, vom
Alter wie von einem Aussatz zerfressene
Paläste stehen hier, die der italienreisendc
Goethe bewundert hat. Die zerbröckeln
den Greifen vom Tomportal starren mit
Augen, an dene die Weltgeschichte vor
llbermandcrie. Auf etruskischen Urmauern
steht der Teufclspalast von Trient. Bar
deker tut ihn mit einer halben Zeile ob.
waS nicht hindert, daß man in Assissi.
Bologna und Florenz kein märchenhafte
reS Gemäuer sah. Und schön ist der
Domvlotz von Trient, wie ja die d'ster
reichische Plätze alle, die das unversehrte
Gesicht vielhundertjähriger Bergangenhei
ten tragen. An den Prager Hradschin.
an das Peristyl der diokletianischen Kai
fersiadt Spalato in Talmatie denkt man.
Noch immer kennen daS zu wenig
Leute, und ss sind denn Such von fünf
hundert Italienreisendc keine anderthalb
aus dem Trientinn Tomplotz gestanden.
Trient blieb still, es mochte sich nicht stö
ren lassen, und es blieb ungestört. Noch
einmal: schade. Denn eigentlich ist eS
etwaS wenig, zu wenig, die Nerven eini
ger braven Leute zu repariere und ein
steinerner Traum großer Bergangenhei
ien sür Herzkranke zu sein, die sich in
einer billigen Pension einmieten.
Trient wird nach dem Krieg entdeckt
werden. Bozen hat auch vor dem Kriege
schon einiges an Ruhm eingestrichen. Hier
fuhr man doch nicht ganz fo leicht vor
über, ohne anzusteigen. ES ist die Stadt
der blühenden Mandeln, weißer PalazziS
mit den ersten italienischen Fensterläden,
die man auf der österreichischen Fahrt
nach dem Süden entdecken kann. Stadt
der allerbunteften Blumenstände, der er
lesensten Artischokcn, der zärtlich in die
netteste Bastkörbcheg gebetteten Früheid
beeren. Aon Brenner herüber gerät man
mit denselben Nagelschuhen, die gestern
noch im Schnee Nordlands wateten, ohne
weitere Umstände in den Süden. Uebersll
Grün, erste Palmen, darunter eine Ta
baktrafik mit dem pfeifenrauchenden, ge
malten Türken. ' Blüten schneien vom
Februar bis in den Juni über jeden Weg.
Und rundum grün und blau, waS man
im vielgeliebten Italien unserer Ferien!
Urlauber so wenig alS die Bozener Blu
Die Melgier in Kngkand.
Deutliche Sprache, die auch in London verstanden werdeil
dürfte. .
Aul Brüssel. 2?. Mai. schreibt man:
Die nach England geflüchtet Belgier
sind, wie bereits wiederholt festgestellt
wurde, nicht auf Rosen gebettet; sie stehen
unter Polizeiaufsicht und dürfe ihre
Wohnungen nur dann wechseln, wenn sie
die Erlaubnis der englischen Polizei er
halten. Zudem sind sie nicht überall will
kommen, denn in gewissen Distrikten, die
der Küste nahe liegen, können sie sich über
Haupt nicht ansiedeln. Wenn S unter
diesen Umständen schon seit langem Bel
gier gibt, die behaupten, da! fei nicht die
Art, wie man Verbündete zu behandeln
pflege, so ist daS sehr begreiflich. Die
offiziellen belgischen Kreise aber haben daS
nie einsehe wollen, und sie haben deshalb
die Opfer, die angeblich England sür Bei
gien gebracht hat, in den höchsten Tönen
gepriesen. Namentlich die Presse war voll
des Lobes, und wenn man das XX.
Siöcle noch heute liest, könnte man glau
ben, jeder Belgier, ob reich der arm, sei
in jeder englischen Familie ei willkom
mener Gast. Gewiß. Im Anfang war ei
so; da machte man sich in England eine
gewissen Sport daraus, einen kleine
Belgier" , zu beherberge, und a der
Themse frug der eine den andere nach
dem bekannten französischen Couplet: .Qui
ea nach
tQui
. - .
.1. IMMHH
Altft 1110hr!"
feAft I llblf
wen. dai Bozener Villn zu finde der
mochte: rundum weih und blau Berge,
die Alpe. Dlt tirolischcn Qände. Bank
an Bank In den Gärten, drauf sonnen
c
ch alle Arten von Tagedieben mit jener
natischen Inbrunst, di, man Nicht sür
vier geschenkte llrlaubwochen erlernen
kann, sür die man don einer rabenlocki
gen, gutäugigen italienischen Madonna
unter seligen Sternen geboren sei muß.
Auf dem Walterplatz heute sichle
P' sich Verwundete mit allem Dreck von
Doberdo an Stiefeln und Bluse über die
schönen, glatten, weißen Steine aus
dem Platz Walter! von der Bogelwcide
gab'i in besseren Tagen Musik zum
Nichtstun, allerlei holden, welschen Klang
aui der Leierkastenoper, dazu Herr Puc
cini, die herzenbeklemmende Zauberslöten
ouvertüre, arrangiert sür kleines Salon
orchester. Und am stürmischsten beklatscht,
am zärtlichsten begehrt und bedankt
König Lehar. . . ,
Darf man. heute, a dergleichen zurück
denken? Sich erinnern? Am Standbild,
dem steinernen. Herrn Walters tastet sich
ein blinder Soldat mii Stock und Händen
zu der Bank zurück, auf der fein einbeini
ger Kamerad aui hundert höllischen Nach
te wartet.
Aber Frühling ist ei ia Bozen. rund
um den weißen Vogelweldcr schwillt da
fruchtbare Tal, bebüscht und bebliimt, zu
seine ernsten Bergen. Dai Jeuer Ita
lischer Sonnen derbrennt um sechs Uhr
abend! oben im Firnschnee. Und es
kommt die berühmte, die geliebte Bozener
Nacht. Jenes dumpf aufstoßende Rollen
unterm silbcr besternten Himmel sind
es wirklich ferne Kanonen, feuernde Mör
ser. brüllende Schlachten? Wer weiß es?
wer will es wissen! Durch die Lauben
italienisch enger, von Geheimnisse tu
schelnder Gasse fliehen ngverschränkte
Schatten. Einsame gehen ruhelos mit
schwerem Schritt über die hallende
Steinplatten. Hinterm rotverhangenen
Vorhang der Ostcria klingen Gläser, Fa
krner f liefet dort und redlicher Tnlaner,
italienisch singt und schluchzt die bkbän
derte Laute eines Tenors. Der Tenor ist
in diesem Frühling ein Kaiscrjäger mit
dem tirolischen Edelweiß, einem Mutter
gotlesmllnzchen und dem Bildchen der
Liebsten an der Kappe. Sein Italienisch
ah. es ist nur recht entfernt mit der
Sprache Dantes verwandt. Es ist fast
patriotisch, so schlecht die Sprache unseres
FeindeS zu sprechen. Und wie der Terla
er das Herze des KmscrjagerS nun fachte
zu verführen beginnt, kann er auf einmal
Teutsch, sogar Tirelerisch, und jodelt in
die weiche, südlich laue, di sternglänzende
und' von fern so seltsam durchdonnertc
Nacht hinaus, und die Nachtigallen in d?
Gartenbüschcn schlagen laut.
Rundum laute Uhie die tiefe Mit
tcrnacht. Der Einbeinige vom Tag. steh
da, Hot seinen armen Kan'eraden längst
abgeliefert und humpelt, den Ucbcrzeit
zettel an der Kappt, zufrieden heimwärts
zur Baracke seine! Refervcfpitals. Er ist
des Gottes voll, der in den Bozener Trau
den reifte, und mit seinem einen Bein,
das hölzerne dazu im Takte klappernd,
hat er das schönste Mädchen von Lard
Tirol zu ihrem Türkei begleite dürfen,
Ferner Hall und Tonner schüttelt durch
die Nacht, die so sriedenvoll und über und
über mit Sterne besteckt ist.
Die Donner hallen und widerhallen i
den schwarzen Wänden der Berge. Und
die silbernen Sterne sehen auS wie ein
ungeheures Gespinst don Stacheldraht.
das als Dornenkrone um den' atmenden.
schlafenden Leib der Mutter Erde gewun
den ward.
Bom Sturmschritt österreichischer und
ungarischer Bataillone donnert sie, die
Erde südwärts von Trient und Bozen.
Schwere Nagelschuhe stampfen hinunter
zur Ebene SUdlandk. Oesterreich mar
schiert. ,
Radekkftlust webt, sagte Conrad von
Hoctzendorf.
n'a pa aon pellt Le!??" Inzwischen
aber hat sich die Situation geändert und
offenbar sehr gründlich, wie ein Hilferuf
beweist, den daS in London erscheinend
belgische Blatt L'Jndependance Belge"
ausstößt. Der Artikel gibt dene recht, die
hier im Lande schon seit langem von dem
Egoismus der Engländer Und dem Krä
mcrkrieg, den sie gegen Deutschland füh
ren, überzeugt sind. DaS Wort, daß die
Engländer bis zum letzten Belgier und
Franzose kämpfen werden, ist in Belgien
geprägt worden. Und wer die Barysch
Zeitschrift .La Belgique JndSpendante"
liest, weih ganz genau, daß der Engländer
von den hellsichtigen Belgiern erkannt ist.
Jetzt hat auch der Blödeste offenbar ein
gesehen, wie man in England den Krieg
führt.
In der .JndSpendance Belge' vom 0.
Mai schreibt V. de Ladaux einen Artikel
unter der Uebttschrift.Xu?rotatn'.
Darin wird gesagt, daß die Engläiver
gegen die in yreundesland lebende Bei
gier eine Feldzug begonnen habe, der
darauf hinauslaufe, den Belgiern, die sich
in England aufhalten, das Leben unmög
lich zu mache. Man werfe ihnen vor.
daß sie den Engländern da, Brot weg
mhnu wollte und behaupte, ei gäbe in '
I.e..:ii. onnmst Sflfrfiiinbfie Is
I U K VI l lUHMUil vv(vww - . ,
mlfisSmfJiAlim H. Die Blätter. K
1 " T t ' ...
derartige, In sensationellem Au,pu, rn.
breiteten, würden eine feindlichen c,s, ?
schassen und damit ine gefährlich Lagc.
E sei nicht wahr, daß 200.000 Be gie, ,
im militärpflichtigen Alter in England
leben, denn di Zählung hab, ergeben, daß
mit Frauen. Kindern un Greisen sich
überhaupt nu, 0.000 verbannte elgier
ia England aushielten. Der Artikel fahrt
hunn nirirtltsli ioti.
.Wen da, WeHkgesetz die Englande,
zwingen wird, an di Front ,u gehen, s -werden
sie bei weitem nicht den gleiche
Gefahren ausgesetzt sein, wie di, Belgier.
Wir können e, laut verkünden, daß die
Nation, die jene heldenhafte Streiter lie
ferte, und die bei LüIIich. Haelem und an
der Fsck kämpften, .in Erwartung eng
lifcher und französischer Hilfe". ,u Tau
senden von den deutschen Maschinengeweh
ken dahlngemäht wurden, keine Memmen
und keine Feiglinge sind. Dies, Belgier
hatten bet ihrem Widerstreit gegen Deutsch
land nicht, zu gewinnen, aber alles ,u
verlieren. Sie hatten die Oberherrschast
ihre, Handels nicht zu verteidige, sie
brauchte sich nicht eines äußerst gesähk
lichen Konkurrenten zu entledigen, sie be
fanden sich nicht in der Notlage, zu zer
malmen oder zermalmt zu weiden. I
diesen Kämpfen habe die Belgier alle
verloren, den sie haben fliehen müssen
und sitzen nun in der Fremd ohne inen
rote Heller, .der öffentliche Wohltätig,
kcit zur Last". Jawohl, dies Helden
leben jetzt von Unterstützungen, die man
bestrebt ist, jeden Zag zu verkürzen.'
Und dann rechnet der Belgier aus, daß
die englischen Soldaten, die an die Front
gehen, ein gutes Geschäft machen, daß aber
dir verheirateten Belgier, die sich zum
Militärdienst melden, in fortgesetzter
Sorge darum leben, ob ihre Familie zu
Hause mit dem kärglichen Sold, den sie
erhalten, nicht verhungern.
Da ist deutlich, und die Sprache wird
wohl auch ia Eneland verstanden werden.
Umsomehr, als in der gleichen Nummer
festgestellt wird, daß die englische Regie
tung Mittel und Wege gefunden hat, die
in England lebende Belgier, die sich um
Heeresliestrungen für die belgische Armee
bemühen, don jeder Berdienstmöglichkeit
auszuschließen. Ti englische Regierung,
hat nämlich der belgischen Regierung ver
tinien sirfi In Ifnnf.inS tpl ihrrtt 0infm
deS Zwischenhandel! zu bedienen. Da i,
UN in England keine belgischen FaSrk
kanten gibt, sind all Belgier, die die ehrliche
Absicht haben. IwaS zu verdienen, brotlos
gemacht geworden und zwar von ihr
eigenen Regierung. Hat doch der Krieg?
minister, der zugleich auch der Minister
Präsident ist, der .große" Staatsmann de
Brocyueville, dies Bedingungen seiner
englische .Freunde' akzeptiert, Auch
Herr Hymans. der belgische Gesandte i
onvon. der Führer der belgischen Libera
Ien, muß auf diese Vorschläge eingegangen
sein. Matt begreift, daß unter diesen
Umständen den Belgier der Geduld!
faden, der 22 Monate gehalten hat, endlich
riß, denn diese Dinge sind nicht neueren
Datum!, sie bestehen feit Anfang ISIS.
Vom deutschen Standpunkt aul bat
man nicht nötig, zu diesen Feststellungen '
von belgischer Seite auch nur ein Wort
hinzuzufügen. Sie sprechen sür sich selbst
und beweisen, welchen Krieg die Englän
der führen. Offenbar einen Krieg zur ,
Befreiung Belgiens, die sie am besten da
durch zu erreichen suchen, daß sie sie bettek
arm machen und dafür sorgen, daß die
.s!r,,. ra.! r.!. ...,...
vnjjiiufr, injinuiig svvie saymngsoer
Pflichtunge i England hat. daß sie sich
, ouijcyiucii inui au Bin fujnngen
befreien kann, di das .großmütige' Al
bion ihr gelegt hat.
Massenverkauf bv Tchma!
Einen Massenverkauf von Schweine ,
schmalz das Pfund zu 3 Mark der '
anstaltete ein in Berlin am Alezanderplotz -belegenk!
Warenhaus. ES kamen 20.000 ',
Pfund dänischen Schmalzes zum Verkauf. -
Wiewohl das Vorhaben des Geschästsinha )
bers (wegen der umfangreichen Vorarbe!
ten) geheim gehalten worden war. erhielten
die Bewohner des Alekanderplatzdiertel,
doch bald Wind von der Sache, und so
begänne sich Hunderle von Kauflustigen
anzusammeln. Viele führte (Stuhle,
Bänke und andere Sitzgelegenheiten mit
sich. Gegen Morgen stauten sich gegen
L0.000 Personen bis in die Nachbarstra
hen an. Ihre Ausdauer wurde belohnt'
jeder erhielt sein halbes oder ganze '
Pfund Schmalz (mehr wurde an de ein
zelnen nicht abgegeben); um-11 Uhr 10
Minuten waren die 20,000 Pfund aus
verkauft. Wer etwaS von kaufmännischer
.Kalkulation" versteht, kann sich leicht
ausmalen. waS an dem Geschäft verdient '
worden ist.
' .
Neue Uniformen kür das UnttlM
Heer.
. Durch in königliche Entschließung Ist
ine NeuUniformierung deS bayerische
HeereS angeordnet worden. Die Haupt
bestimmung der Entschliekuna ist di,
da Grundtuch deS Wafsenrockes. der
Hose und der Schirmmütze ebenso wie
jetzt im Kriege auch nach diesem seid
grau bleiben wird. . Ein besonderes Kenn
zeichen erhält die bayerische Armee durch
eine schmale, blauweiß gerautete Borte,
die an den Kragen sämtlicher Kleidung!,
stucke der neuen Art angebracht wird.
y
Mangel an Offizieren.
In Verona sollt am 23. Mai der Pro
zesj g-ant den der HeereSunterschlaguna
angeklagte Oberst Festa beginnen. Doch
wurde der Prozeß plätzlich vertagr. da so
wohl W Präsident de, Kriegjg'kich ,
Genera Carbon, l, dessen Substitu '
General BompianI, an die Front berufe '
niirS k rjt.L... v. " . VtlUfCN
Kurden, wo anscheinend Mana-l
ten Offiziere herrscht. ' ' 09