Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 15, 1916, Image 3

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Die östlichste
Das Alausolcum des Fürsten Ljubetzki an -der
lOoronez'Cnge.
AuS schwärzlichem runil, quadratisch
geformt, ragt, von festgefügten Stein
blocken umgeben, ein Mausoleum einfach
und grvfzartiq mitten iibcr einer iahlcn
Candhöhc. I&A' ist die östlichste deutsch,
Stellung.
.Hier ruht Fürst Wladimir Jgna?'
witsch Truökoj Ljubetjti, Stallmeister Er.
Kaiser!. Majestät, der Gründer der Wo
rcnez schen ' landwirtschastlichen Hoch,
schule."
Wie ein winziger Balkon springt diese
äußerste brückcnkopsartig ausgebaute GUI
Iiincj auö der gewaltigen Mauer unserer
Ostfront heraus schreibt stricguerichis
ers'attcr Hans Kyscr ansang Juni, in
g-fahrlichcr Balkon, den die Russen zu b :
' den Seiten flankieren. Man hat lange er
wogen, ob es nicht besser sei, diese Bal.
Ion abzubrechen. Aber der Beschl hieß:
die Woronezenge wird gehalten! Und die
!Nasolkumskompagnik, wie sich die öst
lichste deutsche Kompagnie nennt, hielt '. ie
Stellung. Seit November reisen Jahres
steht sie hier, der Vorgeschobensie deutsche
Posten, auf treuer Wacht, unerschüt erlich,
Es sind Apeinrämpfer, Kownojmrmer.
Viicht die Schneewehen, bei Tezember, die
ihre Gräben Hochauf füllten, nicht das
Wasser, das aus dem tonigcn Lehm bis
zur halben Lcibcshöhe stieg, kannte sie ver
treiben. Wo der Russe angriff, blieb er
vor den Drahtverhauen liegen; wo er um
. fassen wollte, wurde er abgefangen. Es
war der Feind, den ma am wenigsten
fürchtete. Unvergleichlich aufreibender und
schwerer war der Kamps mit der Erde
selbst. Am Tage wurde geschöpft, in der
Wucht wurde gebaut. Aber es sanken die
Wände. eS brachen die Bretter. Eil
kutschte die Verschalung, eS quoll bat
Wasser unaufhörlich, es sackte der ganze
Graben zusammen. Eine Sisyphus und
Danaidenarbeit zugleich. Als ringe die.
Erde selbst hier gegen unZ. Jeden Vor
gen, jeden Abend rauschten die Pumpen.
Wie die Nester der Sturmschwalben haben
sich unsere Soldaten ihre Unterstände in
den Lehm hineingcbaut. Taö Wasser jagte
sie von Nest zu Nest. Aber mag auch die
ganze Hvhe zusammen inken, die Woioiiez,
enge wird gehalten. Unsere deutschen
Stiirmschwalben haben zu dem Adler gb
schworen, auf dessen Flügeln steht: Ml
Colt; für König und Batrilond!
Da die Russen unsere Luginsland-Stel
lunq nicht von vorn, nicht von den Seite
nicht durch Umgehimg sassew konnten, der
suchten sie es ,n diesem Monat unter da
Erde. "Sie wollten die gcln.ze Stellung in
die Lust sprengen. , Sie trieben eine im
Osten seltene Kampfhandlung eine
Minenftollcn in der Nichtimg des Maufo,
icumö aus uns zu. Aber ra lag ein,
Nacht ein deutscher Bergmann auf Horch
Posten. Plötzlich legte er das Ohr an die
Erde. Und die Erde verriet ihm. dem
Freunde, ihr furchtbares Geheimnis. Ei
hört es scharren und pochen und graben
und -den Sand sickern. Alte, wohlver,
traute unterirdische Geräusche. Der Stol,
lcn muhte schon gefährlich nahe liefern
Ctellung vorgetrieben sein. Es gab nun
bald Pausen des tiesstcn Schweigens in
der Compagnie. Da durste kein Spaten
sich rühren, kein Schritt gehen, keim
Büchse krachen. Es durfte nicht gesprz.
chen. nicht geflüstert werden. Man be
lauschte die Erde. Ja. es war höchste
Zeit. Einen Gegenstollen zu bauen, war
unmöglich. Man mufjte den feindlichen
Stollen selbst in der Hand bekommen und
in die Lust sprengen. Nun hatte zunachsl
die schwere deutsche Artillerie das Wort,
Sie hub mal erst nördlich bei Sagatsch
. mit den Russen an zu sprechen. So wie
eben die schwere deutsche Artillerie spricht,
Daß den Russen Hören und Sehen der
1 geht. Als aber aus der Woronezeng
plötzlich die schweren deutschen Mmen?r
.sei ihre erdzerbeistende Stimme erhuben,
'war für die Unsrigen die Zeit gekommen.
'Ämei Offiziere, ganz jung, noch ohne das
-schwarz-weiße Band, und gegen dreißig
'Mann hatten sich freiwillig gemeldet. Bon
der Hohe des Jwanwaldeö strichen die
7!usscn mit flankierendem Artilleiicseuk
unsere Graben ab. Ihr ffrontalseuer
: lag sperrend Vor unseren ulräbc.,. Es
wqr nicht möglich, nicht nienschenmglich,
' aus den Gräben herauszukommen, es sei
denn, man gehe freiwillig in den Tod. So
wird freiwillig in den Tod gegangen: vor
wärts, marsch, marsch! Sprungauf! Schon
stehen unsere Freiwilligen aus unseren
Gräben, sie stürzen durch die offenen Gat
ter unserer TrahthindeNiisse, fort über
die jedem Schuf; freie Mulde, die unsere
Stellung von der russischen trennt, sva
- nische Reiter, in vier Reihen aufgestellt,
werden im feindlichen Feuer durchschnitt
tcn, Handgranaten in die feindlichen Grä
ben geschleudert, Patrouillen schwärmen
zur Sicherung der Flanken aus, ei hal
bes Hundert Russen wird abgeschossen,
drei Maschinengewehre werden unbrauch
bar 'gemacht, der Eingang zum Stollen
wird gefunden, Pioniere jmrztcn .,iit der
Sprengladung hinein: er fliegt in die
Luft. Aber noch ist das Schwerste nicht
vollendet. Der Rückweg. ES half nichts.
Sie mußten sich zwischen beiden Stcllun
gen tingraben. Hier lagen sie ohne
' Deckung in feindlichen Feuerregen von 6
Uhr nachmittags bis zur sinkenden Nacht.
Jeder. in seinem kleinen Erdloch, als hätte
er sich schon selbst sein Grab gegraben.
Es klingt ngloubhafi: ober sie lame;i alle
zurück. Sie brachten ihre B?rwund:ten
mit. Zwei Leichidern-undetc. ein Sckiwce
verwundeten. Dieser starb in der Nacht.
Den heiligen Opscrtod für cllc seine, ftc
meraden.
Wie einer anss Gebirge steigt, um der
ukacbendcn Sonne näher zu sein, steige
dculjche Wacht.
ich, ein stiller Nachtwanderer, aus da?
herrlichste Gebirge, da deutsche Kraft und
deutscher Heldenmut zum Schutz der Hct
mat vor sich aufgetürmt. Zu dieser ös!
lichsten deutschen Wacht. Ich will die
Sonne über dem äußersten deutschen
Schützengraben ausgehen sehen. Er liegt
iveit über 00 Kilometer von der West
lichsten deutsch-russischen Grenze entfernt.
Man schwinge einen gleichen Kilometer
kreiö über Deutschland hin. und die Rus
sen säßen heute weit hinter Hannover.
Was spricht in diesem Zirkclschlag! Ich
tan es nicht sagen, aber ich habe es gc
wußt, hie ich mich durch das sumpfige Gc
ände in der Finsternis so hinstapse. Ich
wanderte eine Gräberstraße. Eine Treppe
von Grabhügeln stieg ich hinan. Ich tva;i
derte durch Täler, die voll Schluchzen lind;
eS war ein Gcbirge des Schmerzes, das ich
erklomm. Zerstampfte We:. verbrannte
Hütten, verwüstete Dörfer, niedergebro
chene Städte, zerstörtes Mcnschenglück
überall säumten von Ostpreußens Fluren
an diese furchtbare Straße des Krieges,
Aber jeder deutsche Held, der im torf
gegen Rußland fiel, hat sie zur Sieges
strafe gewandelt. Sie streckten ihre Lei
der hin. daß der deutsche Ostwall wachse.
Sie kitteten ihn mit ihrem Todesschweiß.
Sie zerbrachen sich selbst, auf daß er niclit
zerbräche. Nie hörte ich aus solcher Tiefe
wie in dieser Nacht das Wort: ,Der Tod
ist verschlungen in den Sieg."
Wie die Zufälle spielen. Einen jungen,
blauäugigen Pfarrer, der den Namen un
feres Diihmarschcr Dichters trögt, traf ich
als Führer b'"asoleumskompagnie.
AuS dem Munde seines Regimentskom
mandeur hörte ich zuerst sein Lob. Wie
einen guten Sohn scheint er ihn zu lieben.
Er selbst aber, der schmale Offizier,
sprach, als er mich begrüßte, von nichts
als dem' treuen, herrlichen Geist feiner
Leute. Als ob ste seine Brüder wären.
Wir schreiten durch die nächtlichen Grä
ben. Wieder werden zwei Schwcrvermun
dete an uns vorbcigctragcn. Es trafen
sie die Splitter einer russischen Gewehr-
granate, als sie vor unseren Gräben
schanzten. Sie .ruhen aus Zeltbahnen, von
ihren Kameraden m Gleichschritt getra
gen. AuS der einen Zeltbahn seufzt es
aus, aus der anderen sieoi mich ein blei
ches, Gestcht stumm an. " Es sind die täg
liehen Opfer des langsam Mensch?' ' 'n
um Menschenleben fordernden Stc
krieges."' SS- auch immer ein Ma . '
vordersten Schützengiaöen steht, kai...
fallen... Plötzlich ist das Todesgefchoß da.
Hier, wo sich Deutsche und Russen kaum
80 Meter gegenüberliegen, kommt der Ein
schlag eher als der Abschuß. Und Tag um
Tag muß beobachtet, muß gearbeitet wer
den; Nacht. um Nacht wird geschanzt, wer
den die Stellungen gesichert. Immer lie
gen in der Dunkelheit die Horchpostcn aus
Lauer, immer schleichen in der Finsternis
vor den Drahtverhauen die Patrouillen
bis in die russische Stellung hinein. Es
gibt keinen Waffenstillstand. Der Gegner
muß wissen daß wir wach 'sind; auch iii
den kleinsten ' Kampfhandlungen müssen
wir ihm unseren Willen aufzwingen.
Es rauscht der Mjadsiolkabach um einen
stillen Waldfriedhöf, Auch In der Nacht
schimmert fein weißes. Gestänge, das im
ersten Morgenlicht nun rosig anläuft.. Ge
gen vierzig Gräber zählt da Regiment
vom November an. Die schreckliche Klein
arbeit des Krieges. Immer wartet, von
Tannenzwcigen' umsäumt, die. kleine To
tcnkammer. Zwei Bretter, aus zw'ci
Stämmen, recht und links. , Hier schlum
mert die tote ! östlichste deutsche Wacht.
Mitten im Kirchhof, . ganz von , frischen
Blumen umblüht, ein Grab aus dem
März: Hier ruht unser lieber Käme
rad Leutnant Otto Morgenroth." Der!
tote Führer der Toten. Er, siel im Ange
sicht der Sonne, die sich eben dort auZ dem
blutigen Blumenmeer der' Morgenröte
auslzcbt. Wie die Zufälle spielen, die
grausamen, rätselhaften, schicksabestim
wenden Zufälle. .
Vcrrütcr Blnmeiithal. ,
Der ehemalige Bürgermeister Blumen-
Ihal in Kolmar hat, wie aus Paris ge
meldet wird,' in 30 großen französischen
Städten einen Vortrag über den künftigen
Frieden gehalten, in dem er seine franzö
fischen Hörer zur Ausdauer und zur
legten Krastanstrengung ermähnte. Im
lDeuprc" gibt er den Inhalt dieses Vor
träges wieder. Er gipfelt darin, daß ein
Friede nur geschlossen werden könne, wenn
die deutsche Armee vernichtet sei und der
Krieg aus deutsches Gebiet getragen würvi.
' .
Kandidat z. Zt. im Fcldc.
Die Konservativen stellten als Kandi-
baten für das durch den Tod des Amts
rais Schrewe erledigte Landtagsmandat
Labiau-Wehlau den Majoratsbesitzer v.
Boddien-Lcißeinen aus, der sich zurzeit im
Felde befindet.
. "
glückliches Könlkiobera!
In der Königbcrger Stadtverordneten
Versammlung betonte Oberbürgermeister
Kerrie, daß Königsberg unter allen Städ
Im des Reiches hinsichtlich der Versorgung
mit Nahrungsmitteln, namentlich' . mit
Fleisch, ani besten dastehe.
Eiserne Heller Münzen.
Im Laufe dieses Monats werden in
Oesterreich und Ungarn gleichzeitig die
neuen 20 Hcller-Ttllcke aus Eisen in den
Bcrkchr gebracht werden, mit' deren Prä
gung die Staatsmunzwcrkstatten fertig ge
worden sind. '
Samlätswejett in der Httrkei.
Prof. Dr. Suleiman Naumann Pascha, der Chef
und Graittsator der Krankenpflege bei der osma
nifchen Armee. ' '..
Der Mann, dem die Türkei die prakti
sche Reform ihres Militär.Sanitätöwe
senS verdankt, ist Exzellenz j Euleiman
Naumann-Pascha, Prof. der medizinischen
Fakultät in Konstantinopel. Er ist der
oberste Leiter der Militar.Sanitäts-Ber
waltung. Die ganze jüngere Generation
der Aerzte ist. aus der Schule Sulciman
Naumann-Paschos hervorgegangen. Sie
hat von ihm das gelernt, was er selbst
aus der Berliner medizinischen Fakultät,
an der er L Jahre studierte, und aus der
Klinik von Leyden's, dessen -Assistent er
war, mitgebracht hat: ; Das deutsche
Pflichtgefühl und die deutsche ArbcitSmc
thod:. .
Mi der Weltkrieg ausbrach, lieh Su
leiman Naumann-Pascha für die Militär
ärzte Kurse organisieren, in denen die
neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete
des FeldsanitätswcsenZ vorgetragen wur
den.' Es wurde so glänzend gearbeitet,
daß Yt türkische Armee trotz der Hitzpe
rioden von epidemischen Krankheiten im
großen und ganzen verschont blieb.
Bier, zum Teile improvisierte' Krieg!
lazarette in Konstantinopel, bie- in rein
türkischen Diensten stehen, verdanken ihre
hervorragende Organisation Sulciman
Naumann Pascha. Diese sind: ' i :.
Das ständige Garnison-Spital ;
misch .Souyon' Silbernes Wasser) e
im Lyzcum Galata Serail" eiiigerichtc
tes Kricgslazarctt, eine in ein Hospital
umgewandelte Kaserne, .Matschka", schließ-
lich eine Mädchenschule, die auf Kosten der
Stadt ebenfalls für die Verwundeten zur
Verfügung gestellt worden war. Samt
lichc Hospitäler bestehen aus großen, ho
hen Räumen, mit ausgedehnten Vorhallen
und Korridoren, die Fußböden frisch ge
waschen, die Betten, sowie die Wäsche der
Verwundeten von peinlichster Sauberkeit.
In jedem Saale riesige Fensterscheiben,
manchmal geradezu verglaste . Hände,
durch die der sonnige Tag hineinflutct.
Die weitgeöffneten Fenster lassen die
würzige Luft vom Bosporus ' durch die
Räume strömen und das Auge deS Pa
tienten über daS prächtige. Panorama der
Umgebung von Konstantinopel schweifen.
Das sind , Heilfaltoren, deren Wert auch
der Laie würdigen muß. Alles in allem
machen diese glänzend organisierten
Hospitäler eher den Eindruck von komfor
tablen Genesungsheimen, als von Kriegs
lazarctten.
Die meisten der anderen Lazarette in
der Türkei stehen unter der Leitung deS
deutschen Kriegsministeriums.
Eine Privat-Expcdition dek Herrn
Hauptmann von Trützschlcr leistete den
Türken in Zeiten der großen Dardanel-
lenkampfe geradezu hervorragende und
unvergeßliche Dienste. Die Erpedition
des Grafen Hochberg machte dem deutschen
l Sanitätswesen ebenfalls alle Ehre. Selbst
der amerikanische Botschafter stellte ein
Lazarett zur Verfügung, dessen Leitung
seine Gattin übernommen hat. Die Ge
samtzahl der Hospitäler in Konstantins
pcl kann bis zu 70,000 unterbringen.
Der Türke ist als Kranker von einer
rührenden Dankbarkeit erfüllt. Er besitzt
eine große körperliche Widerstandsfähig
keit und eine bewundernswerte Geduld.
Der Glaube an seinen Allah gibt ihm
Mut und Kraft ' in seinen Schmerzen.
Der Türke ist ein Mensch von so himm
lisch guter Seele, und so lindlich naiver
Anerkennung , für das Gute, was man
ihm bringt, daß es eine Freude ist, solch'
Menschenmaterial zu Pflegen.
' In ihren weißen Kitteln sitzen die
Kranken nach türkischer Art mit unter-
geschlagenen Beinen auf ' ihren Betten.
Fast alle tragen Amulette um deii.Hals
Töfclchen mit einem Koranspruch, der den
Soldaten vor den feinblichen Geschossen
tapfer machen soll.
Einen besonderen Weit legen die Tür
ken darauf, daß die verwundeten. Feinde
besonders liebevoll und mit größter Sorg
fält behandelt werden. Sie setzen . ihren
Stolz darein, humaner zu handeln, als
ihre Feinde. Ein türkischer Verwundeter
sagte mir: Wenn wir unseren Feinden
nach dem Kriege als Menschen gegen
überstehen, dann wollen wir Türken die
Stirne hoch tragen können."
In manchen Spitälern sind türkisckie
Damen als Schwestern tätig. Auf die
Hilfe der türkischen Frauen während des
Krieges wollten die leitenden Kreise i.lcht
verzichten. Auch hierin ergriff Sulciman
Naumann-Pascha in geschickter Weise, die
Initiative. Er suchte um eine Audienz
bei der Gemahlin des Sultans wirt und
veranlaßte die hohe Frau, die Hospitäler
zu besuchen. Damit war daS is gebrö
chen. Nun begannen die vornehmen Tür
kinnen die Spitäler regelmäßig zu b-su-chen,
um unter den Berwundeten Liebes
gaben zu verteilen. Dann a)er meldete
sich eine immer arößcre An.'M fn-r
Türkinnen, die sich als Schwestern aus
bilden ließen. Nun sieht man sie ohne
Schle'er ihren Pflichten nachkommen.
Hilal-Z Akmir (der' rote Halbmond)
entstand im Jahre 1877. Unter dem Re
gime Abdul Hamids mußte diese Orga
nisation zu bestehen aushören. Erst im
Jahre 1908 ließen die modernen Türken
den roten Halbmond zu wirklichem Leben
anwachsen. Und heute wird ihm die Un
tcrstützunc, der ganzen offiziellen türki
schen Wclt zuteil. Sultan Mehmed hat
das Patronat, der Thronfolger das
Ehrenpräsidium der Gesellschaft über
nomnicn. Unter den Gründern stehen
fast sämtliche türkische Staatsmänner der
neuen Zeit. Der fachmännische Leiter
der Organisation ist Dr.'Lcssim Omer
Pascha, Professor an der Universität in
Konstantinopcl. ..'.,
Als die Türkei in den Weltkrieg eintrat,
waren die Kassen des Roten Halbmondes
.durch die Balkankriege ersöpst. Bon
allen Seiten flössen aber bald so reichliche
Spenden zu, daß man in der Lage war,
in der Nähe sämtlicher Kriegsschauplätze
Lazarette zu errichten. So in Erzerum,
Karout, Djarbekir, Beirut, Jaffa und
längs der ägyptischen Grenze. : '
Mit einer Spendi) von 40,000 Mark
stellte i ch der deutsche Kaiser an die Svitze
der Sammlung. - Eine gleiche Zeichnung
ließ Dr. Krupp von Bohlen folgen. Be
weise herzlichsten Interesses sür den No
ten Halbmond treffen jetzt täglich aus
allen Schichten deS deutschen VolkcS in der
Türkei ein.
, Das Damenkomitee deS Roten Halb
mondes besteht, unter der Ehrenpräsident
schaft einer Gattin deS Sultans, aus etwa
A Mitgliedern. Prof. Bcssim Omer Pa
scha, der Vizepräsident des Noten Halb
mondeS, hat die eigentliche Organisation
in Händen. Sie besteht aus einer Hilss
truppe von Krankenschwestern und einem
Fürsorgeverein, wo etwa 100 Stickerin
nen beschäftigt werden. Es sind meistens
Witwen und Waisen, denen dadurch eine
''rdem bekommen diese Frauen freie
Wohnung und freie. Verpflegung. Sie
, irt ort (v.. n't .
i uciuinicu v cu lyiom nionauicn. uinc
andere kleine Gruppe ist mit dem Wäse
nähen für die ' Verwundeten beschäftigt.
Die schriftliche Leitung der Organisation
liegt in Händen : der Schwester Nrof.
Bcssim Omer Pascha, ter Frau Halil
Bei'ö und der Frau Mahid Bei's.
, So hat sich auch die türkische Frr die
Freiheit erkämpft, auf sozialem Gebiete
dem Nutzen des Staates und dem Wohle
des einzelnen dienstbar fein zu können.
Schlierseer in Lille.
. Seit Anfang des Monats Ma! gastiert
Direktor Texofal mit seinen Schlierseern
in Lille. Bevor die, Truppe sich für eine
längere Spielzeit nach Wien begibt, wird
sie noch einige Tage'in Douai Vorstellun
gen veranstalten. '-,'
- . ' :
Tes Fürsten Gcbiirtötagsgcschcnk.
Fürst Leopold zu Lippe hat aus Anlaß
seine! Geburtstage! .eine, reich dotierte
Stiftung für lippische Kriegsinvaliden
und unversorgte Hinterbliebene im Welt
krieg 1914 '16 gefallener Helden ins Le
ben gerufen, die ihren Sitz in Detmold
haben wird. ' v
... .; m ' ' : V
KricgSziifchlag auf Bücher, y
'. Die diesjährige ordentliche Hauptvn
sammlung des Börsenvereins der Deut
schen Buchhändler fand am 21. Mai im
Deutschen BuchhändlcrhauS zu Leipzig
statt. Auf der Tagesordnung stand ein
Antrag, der Börscnvcrcin wolle im Ein
vernehmen mit dem Verlcgcrvercin be
schließen, daß vom 1. Juli ab auf alle
Bücher ein Kricgszuschlag von 10 Prozent
auf- den Ladenpreis seitens aller Sorti
mentcr und 10 Prozent .auf den Netto
preis seitens aller Verleger eingeführt
werde, desgleichen auf Zeitschriften, soweit
sie quartalsweise oder für den Jahrgang
oder ein Semester berechnet werden. Der
Antrag auf diesen Kriegszuschlag wurde
mit der herrschenden allgemeinen Teuerung
begründet. . ,
'
' Ter geheime Freiumurcrfvngrcsi.
- Von zuverlässiger. Seite erfährt die
.Kölnische Volkszeitung" vom 20. Mai:
Am Sonntag fand in Rom ein geheimer
Freimaurerkonqrcß statt, der bezweckte.
unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen,' um
zuDerhindern, daß der Papst eine erfolg
reiche ' Fricdensvermittlung einleite' und
dadurch fein Ansehen eine ungeheure
Stärkung außerhalb der Kirche erführe.
Die Loge müsse dafür sorgen, daß der
Friede durch ihre Hand kl'mme.
. '
kknzlaiids Gliizcriniuniikcl.
Die Fkstlandsaiisgabe der Daily Mail
meldet: Drogisten werden von jetzt ah kein
Aishifit mof fctftpr fof-nn Vta titAf Sif-
wugvuii im. iv uijiuiui, iviiiii iv uit viv j
schriftliche Versicherung abgeben, daß sie?
es nur zur Bereitung von Medizinen der !
wenden und nur aus arztliche Anweisung !
im Kleinhandel verkaufen werden. Als !
Bestandteil zu irgendwelchen Toiletten!
fachn darf Glyzcrin nicht mehr verwendet
werden.
. . . .
Englischer Forscher gefallen.
Bei den Kämpfen in Ostafrika ist der
Forschungsreisende Kapt. Arthur I. B.
Wawell gefallen. Als Teilnehmer am Bu
renkricg blieb Wawell nach Friedensschluß
in Swasiland und in Betschuanaland und
Kalahari, mit Landesvermessung beauf
tragt. 1903 unternahm er verkleidet eine
Wallfahrt nach Mekka und Medina. über
die er ein interessantes Buch veröffentlicht
hat. Nach zwei Jahren kehrte er zu geo
graphischen Forschungen nach Arabien zu
rück und wählte Hodcjda zum Ausgangs
Punkt seiner Reise durch Jemen. In Sa
naa wurde er von der Regierung verhaf
tet und nach Hodejda zurückgeschickt.
'
Steuern herabgesetzt.
Eine glückliche Gemeinde ist das Dorf!
Dornholzhausen im Taunus, daS seine Ge i
mcindesteuern von 50 aus 40 V. H. herab-1
setzen konnte. In diesen 40 v. H. sind i
auch noch die Krcissteucrn in Höh: von
12 v. H. enthalten. . , ,
Sin Monat Sommerzeit.
Urteile aus der Berliner Geschäftswelt über die
- . neue deutsche Zeit.
Die Bossische Zeitung vom 3. Juni
schreibt: .Ein -Monat Sommerzeit liegt
hinter uns. Die, Beiordnung, die am 1.
Mai Deutschland mit dieser kleinen
Ucberlistung der Sonne beschenkte, ha!
unter allen Verordnungen dem Staat am
wenigsten Kosten gemacht soll uns aber,
so hoffen die volkswirtschaftlichen Rech
ner im Reich, eine ganze Menge einbrin
gen. Daß diese Meinung auch außerhalb
der Grenzen Deutschlands geteilt wird,
beweist die Emsigkeit und Eile, mit der
neutral; Staaten und auch ein Teil unse
rer Feinde die deutsche Erfindung nach
gemacht , haben. ,'.-.. ...
Nach einem Monat Sommerzeit lassen
sich die Wirkungen in finanzieller und in
anderer Hinsicht natürlich noch nicht an
nähernd übersehen. Um aber einen vor
läufigen Eindruck festzustellen, haben wir
versucht zu erfahren, welches Urteil grö
ßere Unternehmungen aller Zweige in der
Rcichshauptstadt über daS Zcitgeschenk
deS Bundesrats zu fällen geneigt sind.
Die Geschäftswelt scheint sich
im allgemeinen gut damit abgefunden zu
haben. Eine Schädigung dürfte nirgends
festzustellen fein. So wird uns von der
Leitung eines großen Warenhauses
mitgeteiltdaß das Publikum sich an die
Aenderung offenbar sehr schnell gewöhnt
habe, im allgemeinen werden die Besor
gungen jetzt sogar früher, nicht nur rela
tiv, fondern auch absolut früher gemacht.
Daß auch im Geschäft mit Beleuchtungs
gegenständen eine merkbare Aenderung
nicht festzustellen ist, dürste allerdings da
ran liegen, daß der Bedarf an diesen
Waren ohnehin durch die wirtschastlichcn
Veränderungen des Krieges sehr einge
schränkt worden ist. Die Lichtcrsparnis in
dem Betriebe selbst dürste, wie uns unser
Gewährsmann mitteilte, recht erheblich
sein, prozentual lasse sie sich natürlich erst
später feststellen.
Eine kaufmännische Berechnung der
Vorteile oder Nachteile der Sommerzeit
kann ganz allgcmin erst zu einem spä
tcren Zeitpunkt geprüft werden. Die Mo
natsabschlllsse für den ersten Monat
Sommerzeit liegen jetzt noch nicht vor. .
. Die Große Berliner Straßen
bahn glaubt einen bedeutenden Ein
fluh der Sommerzeit auf ihren Betrieb
nicht feststellen zu können. Die Wirkung
zeigte sich eigentlich nur am Uebergangs,
tage, jetzt geht alles wieder normal. Die,
Ersparnis an. Licht ist deshalb- vorlaufig
nicht bedeutend, da der Strom für die
Beleuchtung der Wagen im Kriege der
Oberleitung entnommen wird und im
Verhältnis zu, der Kraft für den Antrieb
der Wagen außerordentlich gering ist.
Die G. B. St. schätzt den Gewinn durch
die täglich gesparte Stunde Sommerzeit
aus 30 M.. in den ISO Tagen der Som
merzeit also aus 00 M. Da der Ge
samtstromverbrauch in dieser Zeit etwa 6
Millionen M. ausmacht, so spielt die
Summe allerdings kaum eine Rolle.
Eines der größeren Gaswerke saßt
sein Urteil, da vorläufig weder er
schöpfend noch genau sein kann, dahin
zusammen, daß der Verbrauch an Gas
zweifellos abgenommen habe und daß
auch die Zahl . der Abmeldungen der
Gasbeleuchtung im Monat Mai sehr viel
höher war. als sonst, auch im entspre
chenoen Monat des Vorjahres, beobachtet
wurde. '
, In den' ' Kreisen der Vergnü
aungs Unternehmungen Groß-
Berlins ist man mit der Sommerzeit, wie
eS scheint, nicht sehr zufrieden. Von einem
der größten Lichtspieluntcrnchmungc
wurde dähin .gcurtcilt; die Sommerzeit
schade dem Kino unbedingt, namentlich
die jungen Menschen, die einen wescntli
chen 'Teil der Besucher ausmachen, wen
beten sich nach dem Abendbrot anderen
Erholungen, mehr solchen im Freien zu,
statt ein Theater auszusuchen. Ob dadurch
eine wesentliche Ersparnis im ganzen ge
Wonnen werde, glaubt die Leitung des
von unZ befragten Unternehmens be
zweifeln zu dürfen. Viele feien früher, da
es bald noch dem Abendbrot dunkel war.
zu Hause geblieben, jetzt reize daS Licht
mehr Menschen zum Ausgehen. In der
Frontreklame wird allerdings bei den
Lichtspiclbühnen gespart. Die Unterneh
mungen legen jedoch daraus wenig Wert,
da gerade die Lichtreklame eineS der wich
tigsten Anzichungsmittel für daS Kino
war. AuS dicfcn Kreisen wurde auch ge
äußert, die Regierung habe vielleicht als
eine Nebenwirkung der Sommerzeit et
waS beabsichtigt, wa! man die Streckung
des Vergnügen!" nennen könne. Das
aber werde kaum erreicht.
Auch die Theater klagen, daß die
Sommerzeit zweiselloS die Zahl der
Theaterbesucher vermindert habe. Man
fürchtet, es werde daS in den eigentlichen
Sommermonaten noch sichtbarer werden
und die ohnehin schwere Sommersaisen
deS Theater! empfindlich schädigen.
Die Leitung eineS groß?n Musik
KaffeeS glaubt ebenfalls eine Schädi
gung deS Kasfeehaukgeschäftel durch die
Sommerzeit feststellen zu müssen. Die
Berliner gingen mehr in die Gartenre
staurants und bleiben dort sitzen, bis sie
nach Hause gehen. Ebenso fühlten die Be
fucher der Vier und Wcinwirtschasten
nicht mehr so wie früher deS Bedürfnis,
noch eine Tasse Kaffee zu trinken, man
bleibe dort, wo man zu Abend gegessen
habe. Eine Lichtersparnis von irgend
welcher Bedeutung sei für ein grohcS
Kaffeeunternehmen auch bei der Soni
merzeif kaum möglich.
Aber der Mai allein ist 7,icht der Som
mer, .und Berlin ist nicht Deutschland.
Erst nach dem 1. Oktober wird man wis
sen, wieviel die Sommerzeit genützt hat,
und ei ist anzunehmen, daß auch die
?!ißhelligkciten, die jetzt noch einzelne
Ermerbkzweige ali ihre Folge empfinden,
sich bis dahin ausgeglichen haben.
Der Rat zu Dresden ließ auf Antrag
der Stadtverordneten in allen höheren
Schulen Rundfragen an die Eltern der
Schüler ergehen, ob sie in Anbetracht der
Sommerzeit den 7 Uhr-Schulbeginn zu
frühzeitig erachten. Nach dem bisherigen
Ergebnis ist die weitaus größte Zahl der
Eltern für den 7 Uhr-Beginn trotz der
Sommerzeit, nur an Montagen wird
vielfach ein 8 Uhr-Beginn erwünscht, da
öfter eine.Uebermiidung der Kinder be
obachtet worden sei.
Daö Ende des Nigaer Zoo.
Erinnerungen an da! belagerte Paris
von 187071 erweckt die Nachricht, daß
die Tiere 'des Zoologischen Garten in
Riga wegen Nahrungsmangels getötet
werden mußten. Damit ist auch wieder
ein Stückchen deutscher Kulturarbeit ver
nichtct. Zum weitaus größten 'Teil mit
deutschem Kapital im Jahre 1912 ge
gründet, war' der Rigaer Zoo zweifellos
einer der schönst gelegenen und war ge
eignet, eine Volksbelchrungö und, Ver
gnügungsanstalt : im besten Sinne des
Wortes zu werden. Vom Mittelpunkt der
Stadt in etwa 40 Minuten mit der Elek
irischen erreichbar, erstreckte er sich weit
läufig an den malerischen Ufern des
Stintsees, aus dessen weiter. Fläche eifrig
Segelsport getrieben und zahlreiche Re
galten abgehalten wurden. Man hatte den
Waldbestand unberührt gelassen und die
blockhausartigen ' Behausungen der Tiere
verständnisvoll in den Rahmen der Land
schaft eingefügt. Aus hoher Düne mit
Blick aus den See befand sich das Haupt
gebäude. an den Hängen der Hügel streck
ten sich weite Lagerplätze für das Volk,
das feine mitgebrachten Vorräte dort in
freier Natur gemütlich verzehren konnte.
Ein sehr niedriger Eintrittspreis er
möglichtc es den ärmsten Klassen, dort
eine gesunde Erholung' zu! suchen. Es
aalt vor allem einen möglichst vollkomme-
nen Ueberblick über die Fauna Rußlands
zu gewahren. Ein Elefant, früherer Ba
rietöstern, ein Reitkamel für die Kinder
und ein Affenhaus, waren Zugeständnisse
für die Schaulustei; Menge. , Ende 1913
war dann noch ein Löwenzwinger nach
Hagenbeck'schem Muster angelegt worden.
Alle diese Anschaffungen hatten sehr be
trächtliche Opfer gefordert; an den Ge
mcinsinn der deutschen Rigaer Bürger
waren dabei große Anforderungen gestellt
worden. Die. einheimischen Tiere, Elche,
Auerochsen, Bären, Wölfe, in herrlichen
Exemplaren vertreten, waren zum größten
Teil Geschenke von .Privaten.
Kriegs-Volksznhlung in Leipzig.
Der Rat der Stadt Leipzig nahm Ende
Mai eine Zählung der Einwohnerschaft
vor. Der Zweck dieser Volkszählung war,
möglichst schnell eine Zusammenst'llung
der Bcvölkerungszisfcr wegen der Lebens
Mittelversorgung zu erhalten. Die Listen
wurden von der Schuljugend abgegeben.
Wer der Zählung keine Beachtung schenkte,
muh darauf gefaßt fein, Lebensmittelkar
tcn nur unter Schwierigkeiten zu erhal
tcn. ' . '
Zehn Söhne im Feld.
Zehn Söhne im Felde hat der Altmeister
der Benshcimer Väckcr-Jnnung, Herr I.
Schulz. DaS dürfte wohl der Rekord"
sein. Der zehnte ist vor kurzem einge
rückt; von den übrigen wird einer feit
Kriegsausbruch vermißt, einer ist verwun
det, alle anderen sind frisch und gesund
und tun ihre Schuldigkeit nach besten
Kräften.
' .
Reformen im österreichischen StaalS
haukhalt.. DaS Wiener Fremdenblatr" kündet die
bevorstehende Erhöbung der Preise für
Tabak und Tabakjabrikate, ferner ein:
Reform der Postgebühren und anderer
Verwaltunzseinnahmen, .'ndlich durchgrei
sende Reformen im , Staatshaushalte an,
die einerseits weitgehende Ersparnisse, an
dererfeitl eine Steigening der Ergiebig
keit gewisser staatlicher Einnahmequellen
bezwecke.
s m
m
80 Million, ivZark Schulgold".
Nach einer aus amtlichem Material be-
ruhenden Zusammenstellung haben fäml
licht preußischen Schulen 6i zum l.i
Januar ISIS rund 80 Millionen Mark!
in Gold alS gesammelt gemeldet. ' Davon
entfallen auf die höheren Schulen rund
41.5 Millionen ,auf die Lehrer und
Lehrcrinncnbildunoknnftalten 1.5 Ml
lionen. der Rest von rund 37 Millionen!
auf die Gcmkindcschulen und die ossenl
lichen und privaten höheren Knaben und
Mädchenschulen, Mittelschulen usw., die
nicht zu den genannten Gruppen gehören.
AuS den Erläuterungen ergibt sich, daß
die angegebene Summe die Mindestfumme
darstellt; in Wirklichkeit wann die Er
folge noch größer, ganz abgesehen von den
zahlenmäßig nicht zu erfassenden Gold
mengen, die auf Anregung der Schulen
direkt bei den öffentlichen Kassen einge
wechselt wurden. Die Sammlungen wer
den eifrig fortgesetzt und haben schon wie
der zu ansehnlichen Ergebnissen geführt.
So konnte z. B. eine Wilmersdorfer
höhere Schule feit dem 1. Januar wieder
über 76.000 Hark abliefern.
LMslltl'llll
deutscher Tchiiik.
. 0,00 Mitglieder.
Ter Teutsche Verband technisch'wissen.
schastlicher Vereine gegründet.
DaS Berliner Tageblatt schreibt: Der
Krieg erzieht zur Organisation. Fast täg
lich hören wir vom Zusammenschluß gro
her Jndustriegruppen, von Bereinigungen
staatlicher, städtischer und privater Körper
schaften zum gemeinsamen Vorgehen aus
bestimmten Gebieten. Die gewaltigen tech
nischen Leistungen, die der Krieg ersoidert
und die beim Uebergaug zum Frieden nicht
geringer werden, haben nunmehr auch die
großen tkchnisch-wissenschaftlichen Vereine,
deren umfangreichen Arbeiten aus den ver
schiedensten Gebieten der Technik und In
dustrie Deutschland viel zu verdanken hat,
zu der Ueberzeugung gebracht, daß große
neue Aufgaben ihrer harren, die gemein
sam zu lösen, die heutige Zeit dringend er
fordert. Es gilt hier, zum Wohle des gan
zen Volkes in noch höherem Maße, als es
bisher geschehen ist, dem gesamten techni
schen Schaffen die Stellung zu sichern, die
ihm gebührt.
Zu diesem Zweckt haben sich die, nächste
hcnd genannten Vereine: Verein deutscher
Ingenieure, Verband deutscher Architekten
und Jngenieurvereine, Verein deutscher Ei
senhüttenleute. Verein deutscher Chemiker,
Verband deutscher Elektrotechniker. Schiff
bautechnische Gesellschaft zu einem Deut
scheu Verband techmsch-wissenschasliieyer
Vereine zusammengeschlossen. Den Vorsitz
hat Herr Geheimer Regicrungsrat Profcs
sor Dr.-Jng. C. Busley übernommen. Der
stellvertretende Vorsitzende ist Herr Baurat
Dr.-Jng. Taaks. das geschästsführende
Vorstandsmitglied Herr Dr. Th. Diehl.
Die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin
NW. 7, Somincistrafje 4a. . '
Diese Bereinigung der großen technisch
wissenschaftlichen Bereine, die mit ihren
nahezu 0,000 Mitgliedern eine mächtige,
ganz Deutschland umfassende Organisa
tion bildet, wird vor große neue Aufgaben
gestellt fein, zum Beispiel in Fragen der
technischen Gesetzgebung, der Bereinheitli
chung technischer Grundlagen, des techni
schen Unterrichtswesens usw. Der Deutsch,
Verband wird zur Auskunft und Mitar
beit über alle, mit der Technik zusammen
hängenden Fragen den staatlichen und städ
tischen' Behörden, nicht' minder wie 'allen
anderen Kreisen unseres Volkes zur Verfü
gung stehen. Es wird geplaNt.'rinz?lm:'Ve'
biete dieser Gemeinschaftsarbeit' durch be
sondere Ausschüsse unter Mitwirkung aller
in Betracht kommenden Kreise eingehend
zu bearbeiten. Ueber Deutschlands Gren
zeu hinaus wird der Verband auch bestrebt
sein, die Beziehungen zu den verwandten
Organisationen in den uns jetzt verbünde
ten Ländern enger zu knüpfen. Mit Unter
stützung der maßgebenden Behörden wird
es gelingen, durch den Zusammenschluß
auch nach außen hin deutlich zum Ausdruck
zu bringen, daß die Vertreter der Technik
gewillt sind, mit den Vertretern aller ande
ren Berussstände einheitlich und gemein
sam die Friedensaufgaben zu fördern, die
sich nach dm- Krieg ergeben. Die langjäh
rigen Erfahrungen der angeschlossenen
Vereine in der Behandlung der verschieden
ster. Gebiete werden gerade diesem neuen
Verbände für seine Arbeiten zugute kom
men. . ' ' .
Die Abnahme
der Schwalben.
In Italien wurden sie in Massen abge
fangen und verzehrt. '
Die Franks. Ztg.' schreibt: Noch nie
mals ist die geringe Zahl der Schwalben
so aufgefallen, wie in diesem Frühjahr.
So hat fast nur der zehnte Teil aus dem
Süden den Weg in die Dörfer der Rhön
zurückgefunden und die alten Nester der
Vorjahre wieder bezogen. Schon im vor!
gen Jahre, war dort eine nicht unerhebliche
Abnahme der Schwalben zu bemerken; in
diesem Sommer ist' die Abnahme aber
ganz besonders ausfällig. '' Die gleichen
Beobachtungen hat -man auch in Bayern
gemacht.' Als Ursache dieser Erscheinung
wird übereinstimmend angegeben, daß die
Schwalben auf dem Heimzuge im Herbit
und auf dem Frühlingszuge in die Hei
mit in großen Massen von. den Italienern
abgefangen und mangels anderer Fleisch
Nahrung verspeist worden sind. ' Tatsäch
lich enthalten f.ist alle italienischen Zei
hingen in großer Anzahl Anzeigen, in
denen man SingoLgel, gemästete Lerchen,
allerhand Wasserviel und auch Schmal
ben zur menschlichen Ernährung anbietet.
So berichteten Schweizer Reisende von den
italienischen Seen über ein großes Morden
der Wasservögel, die sich besonders zahl
reich dort eingefunden haben und mittels
Schlingen, Hakenköder gefangen oder ein
fach abgeschossen werden.
Teutsche Landwirte in Ungarn.
Eine ' Gruppe von basischen und
bayerischen Landwirten hat in Ungarn
eine Pachtung von einem dortigen Mag.
naten in der Größe von 35.000 Morgen
erworben, um daselbst Landwirtschaft nach
deutschem Muster zu betreiben. Auch soll
der Bau einer Zuckerfabrik im Komi!!
Szatmar in Aussicht genommen sein, um
durch den Rübenbau die Bodenkultur mke
lichst rasch zu fördern. Diese Bereinigunz
beabsichtigt unter dem Namen Süddeut,
sche -Gesellschaft für Landwirlschaf!" ir
allernächster Zeit in Tätigkeit zu treten.