Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 12, 1916, Image 7

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Mcni
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,1 T Lump, i
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Der Charlie.
Ein VikrtelstSndchkn beim Bnrbicr.
Ter Nndenieler iß an
Sch-IIäh, de gellt mit
au Gage un soll off
(oljti kei Ricslckschcn
auf die vitrlcggcd
CärfulTtl ftiii, ico'l
nit hclse kennt, bafj sie'
sinn, gier all bt kann
btt Rademtier benselbe
Klahm xüfjfc kr
tann'l auch nit hclse.
Daß tt en CckäÜiK ik.
LM
brauch ich nit mehr zu Pruhsc. scll hat ti
seider schon gut un plentieh getan,
i Ust wie dtr Herr, so' Gescherr dcm
Rabemeier fein Barkieper ist. t Hohr von
derselbe ttollcr. der isz auch en Schäckäsz.
jNoh, stll stimmt nit ganz, bet belangt in
c andere Klaß von der Menadscherich
'der isz e Skunk.
j Stll isz einer von dene CchermenZ, wo
gern dieneie meechle, dcisz se briete gebore
Jmn, aber sie brauche nor den Mund auf
zumache, dann merkt mer'i gleich, wo der
!Bartel den Most geholt Hai: sie tahle e
schlechte! Englisch un e noch schlechtere!
peitsch un so wie st tahle, so smn se
'aud): nit Fisch, nit Fleisch.... nit
Schemen, nit Ameriken .... halb un halb,
'offo niz.
i Beim Bcginning von dem War, da hat
der Phil sich gege die Schcrmen dicllährt
ich denke, er hat gemeint, daß die Scher
,menZ kei SchähnZ habe zu Ivinne un rt
flal offkohr! auf der winning Seit sein
lwolle. Sell iß sein siarrctlct: er will im
mer mit dem Winncr sein un des zeigt
'ebe. daß er kein Narrckier hat. En Nar
Kelter stickt zu seiner Seit winn oder
,Iul. Aber der Phil Hai immer ein Ei
zum Bissencsz, un dabei kann mer nit zu
jseine Karrcktcr tende. In der Pallitiks
Tjat er'? grad so gemacht: wenn' de Nie
pobbliken ihr SchähnS war, war er en
iNiepoblikcn. Dann habe Ihm die Demme
Irätt t Afsiß vcrsproche, Neitwaischma.-.n
der Ctuhlpitschen oder so da hat zu
de Demmckrätts geschähnscht. Wie dann
die ProgresiisS ausgcktmme sinn un er
en Opening bei dene gcspeit hat, isj er
en Bull Muhser geworde . . . . wenn en
Mcnich kein Karrä'kter hat, dann kann er
h en andere angewehne: im End
doch desselbe: en Lump bleibt en
Lump, ganz egal zu welcher Partieh er
langt und von welcher onntricy er
hählt.
Also wie gesagt, der Phil war Aniei
Schcrmen, un ich hab mir gesagt: Gut
RiddenZ auf den eine Barkicper wird'S
d SchermenS nit ankcmme; ob der fier
,se tute tut udet nit, dcsscntwcge werde
jstt doch winne. - Der Phil hat dieklährt,
er wär en Amerrikcn un die SchermenS
wäre im Nong un Amerriiäh först
un hat all die FräyseS nachgetahlkt wie en
Pärrot.
j -Will bagege kann m'r nix sage. Wenn
einer en Amerrikcn först sein will, dann
Iß bt sein Bissenesz 06 er kann damit
Niemand-fuhle nit dieAmerrlkcns un
nit die SchermenS. Un .der Phil hat's
Lnnieweh not getan, biekahZweil er nit fict
en Keiser gehe wollt. Mit bem. Deutelt
im mit dene Vichtscherö!
, Mir habe kei Attenschen mehr gepäht
zu seim Tahk un je mehr die Schermens
gesiegt habe, desto weniger hat et getahkt.
Jnzwische isz aber die Situahschen in
Meziko immer schlechter gewsrde un bei
enbei hat sogar en bleind Männ sehe kenne,
daß wir mit dem watschvoll Mähte nit
an dem War vorbeikomme. Wie's nach
me War mit Schermenieh ausgesehe hat,
da hat der Phil immer sei große Maul
voll genomme un hat gesagt, c war jedem
gute Amerrikcn sei Dutieh fier die Konn
"trieb, zu feite un er wird gleich die
Miliesche schoine. Scll hat er osf kohrZ
ner gesagt, bickahZ weil dcZ Großmaul
schuhr war, daß es kein Krieg mit Scher
menieh gebt un daß. wenn'S ein gebt, nit
hier gefeitet wird. Der Smahrtie!
Jctz habe mir aber den Krieg, setz
krauche mir hier SohldscherZ, jctz habe die.
wo immer Feit getahkt habe, a Schähns
zu feite. Wie se die Miliesche rauSgeordert
habe, habe mir den Phil gesagt: Hau
baut it?" Aber da hat er von dem Haue
nix wisse wolle et wär nit fitt zu feite,
er war zu hewwie, un bicseitZ wär er auch
zu alt un Lnnieweh wär er en Schermen,
en Heifen un der Pressedent hält's nit
verdient um die HeisenZ, daß die s:ch sie:
ihn kille lasse.
1 Well, ich hab weiter nix zu dem Phil
gesagt als: .Schott opp! Du bist nieder
en Heifen, noch en Amerriken, noch en
Schermen du bist einer von dene
Lumpe, wo Überhaupt nix sinn, wo ihrer
neue Konntrieh ebensowenig truh sein
kenne, wie sie's ihrer alte Ware. Du bist
en Gräfter, wo immer zu der Seit, stickt,
wo er sein meiste Bennefitt davon hat.
Du bist nix weiter wie en Skunk un
wenn du nit wisse sollst. Wa en Skunk
ik. nacher brauchst du not in e Lucking.
glaß zu sehe, dann siehst du einS. So
ein wie dich kenne se nit hier un nit briet
juhse. Mstpt wenn se emal e attayr
brigahd aufmache, dann kannst du davon
der Schennerel werde. Waö aber kei
persenell Niemark fein soll."
, SZ ih ja kei Juhs, daß mer so eim en
PiehS von seiner Meind gebt, helfe tut'S
doch nit, ober schade kann'S auch Nix, wenn
so einer weiß. waS ein fei SenntimentS
'Zinn. Next! '
Cinvitz.
Fliiifisufend Dollars ist ein teurer
gang.
Die Engländer haben keinen Sinn für
Humor. DaS bedarf keiner weiteren Er
läuterung. weil es eine allbekannte und alt
bekannte Tatsache ist.
, ES zirkuliert ein recht boShafteS Scherz
wort: Die Teutschen haben ihre Flotte a'S
m'; verkleidet. Warum? Weil sie
dann von den Engländern nicht gesehen
wird". ...
; Die Engländer haben keinen Sinn für
Humor; sie können einen Witz nicht sehen
jfc. Ij. nicht verstehen. Xtt beste znocis oa
l
' I iLSJ
mSUT
. I
J I
l
für fiub die englischen WijjMlittet die
keinen 2Bitj enthalten. Die an Langweile
sich beinahe mit den Leitartikeln der engli
fchen Zageül'Iätter messen können, wal al
lerbinn viel heißen will.
Und nun hat in engüchei Wochenblatt
einen Witz gemocht, der aus sunflaufend
Dollar bewertet wurde wobei zu be
merken ist. daß ti gar kein Witz war ... .
und da! ist der Hi.mor davon.
Die Loudontr Wochenschrift Bystan
der' hatte eine Karikatur veröffentlicht:
ein britischer Soldat sitzt, an einen Baum
gelehnt, an einem Grabcnrand Tom
my'z Äeficht trägt den Ausdruck tiefsten
Entsetzen. Er ist feldmarschmäßig aus
gerüstet! sein Gewehr scheint ihm aller
ding abhanden gekommen zu sein - S
Ist nirgend zu sehen.. Statt de Gewehr
umklammert seine linke Hand eine
chnapsflasche, die er Inbrünstig an'l Herz
drückt. Aber die sslasche Ist leer, nicht das
allerkleinste Tröpfchen läßt sich ihr mehr
entlocken. Die Zeichnung führte die Unter
schrift: .Al vermißt gemeldet!'
Der Byslander brachte da al Witz
und ble Engländer haben keinen Sinn für
Humot der Byslander wurde
prompt verurteilt. Det Besitzet de Blat
te mußte fünfhundert Pfund Strafe zah
len. der verantwortliche Redakteur und
Leutnant Bernhard, der Zeichner der Ka
rikatiir, je zweihundertundfünfzig Pfund.
Tausend Psund, fünftausend Dollar, ilnf
undzwanzigtausend Mark entschie
den ein teurer Spaß. Und dabei war e
ein fo billiger Witz; e Ist kein Geheim
ni, daß die CchnapSflasche bei Tommy
stinenzreden und Armeebefehle bei Tommy
Atkin eine große Rolle spielt.
Geschieht dem Bystander ober ganz
techt; ein Witz, der ollgemein gemacht wer
den kann, ist ein gemeiner Witz. Ist iiber
Haupt kein Witz. Und diese Karikatur Ist
schon gar kein Witz sie ist eine böse
Wahrheit. Wenn nun Jemand in England
unter den obwaltenden Verhältnissen ein
mal die Wahrheit sagt, dann wird daS in
England sofort bestraft. Je unangenehmer
diese Wahrheit Ist, desto schwerer wird sie
geahndet. Die im Bystander veröffent
lichte Wahrheit ist den Briten höchst unan
genehm, deshalb wurde die Strafe auf
fünftausend Dollar festgesetzt. Bei der
Seltenheit der Wahrheit in England kein
zu hoher Preis.
Freilich, wenn die Engländer Sinn für
Humor besäßen, hätten sie gelächelt über
deZ Bystander Bosheit, meinetwegen
sauer gelächelt nur nicht zeigen, daß
man sich ärgert, daß det Witz schmerzt,
weil er eine Wahrheit ist.
Die lctzlcn Scrbcn.
Ter Hilferuf eineö sterbenden BolkcS,
das fein LoS verdient.
England Ist bereit, bis zum letzten
Serben zu kämpfen. England hat die
Serben, die mit williger Hand den Brand
in da europäische Pulverfaß geschleudert
haben, feige ihrem Schicksal überlassen.
Und diese Schicksal hat sich erfüllt: Ser.
ben und Sterben ist mehr als ein bloßer
Reim. England ist aber noch nicht damit
zufrieden, daß c so viele Tausenbe Ser
ben aus bem Schlachtfeld geopfert hat, e
will auch die Unglücklichen, die durch die
Flucht da nackte Leben gerettet haben,
auf dem Altar seiner Sicherheit und sei
ner Herzlosigkeit opfern die Tausende,
die in Korfu neu eingekleidet und auSgc
rüstet wurden, sollen ihr Leben für den
Verbündeten einsetzen, der für sie nicht
einen Finger gerührt hat.
Dagegen legt Nußland sein Veto ein.
Serbien war stets det Schützling Ruß
land gewesen und Rußland braucht die
Serben nach dem Kriege. Braucht sie
dann weit nötiger tlS jetzt in den Schlach
len; denn Rußland, da von diesem Kriege
nicht mehr die Erfüllung feiner Pläne er
wirket, baut bor ..... eB M seine Plane,
ben Gedanken beS Panslavischen Welt,
reiches unb ben Besitz Konstantinopel,
nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Da
bei bedarf e der Serben und darum will
es die Reste der Serben vor det völligen
Vernichtung schützen.
Die Wortführer der Serben dürfen in
der russischen Presse ihre Stimmen er
heben? sie bürfen gegen bie Verwendung
ber Reste be SerbenheereS protestieren,
weil biese Verwendung gleichbedeutend sei
mit der Ausrottung Serbiens. Ganz be
sonder scharf spricht sich bet serbische
Schriftsteller R. Peschitsch.Gostuschskij In
ber Moskauer Nußkija Wjebomostj- au:
Wir Serben haben bei einer Bevölke
runaszahl von 2.9 Millionen im Jahre
1912 402,000 Soldaten in Feld gestellt.
Seitdem haben die weiteren Einberufun
gen nicht aufgehört. Bon Feinden um
ringt, schlugen wir uns bis. zum letzten
Blutstropfen, kämpften wir nach allen
Seiten, vor Hunger sterbend. Serbien ist
nun, gleich Belgien, vom Feinde erobert,
es besitzt aber zugleich fast keine männ,
liebe Bevölkerung mehr Ein Teil ist
gefallen, ein anbetet gefangen, ein Teil
flüchtete nach Albanien, wo er zugrunde
ging; 38.000 Jünglinge, die vor det Ein
beruf ung standen, wurden von unseren
zurückziehenden Truppen nach Albanien
geschasst. Davon sind nicht einmal 10.000
nach Korfu gelangt! Die Übrigen kamen
in den Schneefeldem Albaniens um, an
der Grenze de befestigten Lager von
Balona, wo man die Serben nicht hin
einließ, au Furcht, sie könnten die Ch
lera in Lager schleppen. So ging die
Blüte der serbischen Jugend zugrunde, zu,
sammen mit den Veteranen dreier Kriege!
Nur kümmerliche Neste wurden schließlich
nach Korfu und Bizerta geschafft . . . Wir
haben von einem Groß.Serbien geträumt.
Und jetzt? In der Behauptung, daß das
serbische Volk stirbt, steckt keine Ueber
treibung. Viele Hunderttausende sind in
den Kämpfen gegen dl: Türken, die Bul
garen, die Oestetteicher, die Deutschen
und abermal d! Bulgaren gefallen? wa
übrig blieb, ist an der Cholera, dem Fleck
typhus, in den Schneefeldern Albanien
zugrunde gegangen. Sollte auch ein
Groß-Serbien geschaffen werden, fo wird
eS lediglich au Frauen, Kindern und un
bestellten Aeckern bestehen. Wir. die Ueber
lebenden, fragen un: Wie. auf welche
Weife soll die Wiedergeburt beS serbischen
Volke vor sich gehen? Wozu braucht e
ein Eroß'Serbien, wenn eS keine Serben
mehr gkk wird? Schonen, schonen muß
man i t letzten serbischen Männer, damit
da serbische Volk seiner Zukunft nicht
ganz verloren geht....'
Dir Schluß diese erschütternden Hilse
ruse in der Nußkija Wjedomosti' ist von
einem großen Zensurfleck bedeckt.
Man könnte Mitleid mit diesem Volke
haben, wenn nicht sein Wappenschild in
blutigen Niesenlcttern seine Schuld kün
bete: ,Mord!' Der abscheuliche Morb
seine KönigSpaareS, ber unerhörte Morb
bei österreichischen Thronfolgerpaare!
waren bie letzten Glieder in ber Kette
von scheußlichen Verbrechen. Serbien gab
ble birekte Veranlassung zu bem Welt
kricg und dafür ist kcine Strafe schwer
genug, selbst nicht die Ausrottung des
Serbenvolkcs, da seiner eigenen Sünden
Opfer wird.
'Komische Ersindungcn.
Ter Humor in der grlcgStechnik.
Die KriegStechnik ist eine hochernste
Wissenschaft. Ihre Bedeutung ist in dem
Maße gestiegen, in dem der Krieg sich zu
einer Kraftprobe der Technik entwickelte.
Daß aber neben dem Ernst der Krieg
iechnik auch der Humor auf diesem Gebiete
sein bescheidenes Plätzchen finden kann,
beweisen einige Erfindungen, die Sir
John Thomas in dem Londoner Institut
sür Wissenschaften bekannt gegeben bat.
In einer Uebersicht, die er über die fech
zchnhundert neuesten, dem englischen Mu
nitionsministerium eingereichten Patent
anmeldungen gab, erwähnte Sir Thoma
zwei belustigende Einzelheiten.
Mit einet mcbt menschenfreundlichen al
brauchbaren Erfindung erschien ein ma
gerer, blasser Phantast mit langen wehen
den Haaren. Er hatte eine Erfindung ge
macht, etwa! ganz neues und etwa höchst
eigenartige: ein menschenfreundliches Ba
jonett. Wa natürlich ein Unsinn ist
ein Bajonett kann niemals menschen
freundlich fein, sonst ist es eben kein Bajo
nett. Und es war auch kein. Was der
Phantast vorlegte, war eine stumpfe
Stahlklinge ohne Spitze, die allerding die
Form eines gewöhnlichen Bajonett hatte.
Sobald diese menschenfreundliche Waffe
die Brust deS Feindes trifft, teilt sie sich
durch den Druck einer Feder in zwei Teile,
die den Feind wie eine Zange umklam
mern. Eine Mordwaffe ist eine Mord
wa te oder Ire 1 1 es nicht; in legierem
Falle ist sie ein nutzloses Spielzeug, das
bestenfalls in einem Kriege Anwendung
finden kann wie er den Fürsprechern der
Humanität vorschweben mag.
Eine andere nicht minder komische E
findung: heizbare Unterbeinkleider für
Schützengraben. Ein Elektrotechniker cm
pfähl dem Munitionsminisierium sein tltl
irisch heizbares Untcrbeinkleid für die Svl
baten in den Schützengräben, das sich
außerdem auch für Luftschiffer besonders
eignen dürfte. Die wollene Hose ist mit
außerordentlich seinen Drahten durchzo
gen, die in eine kleine Batterie vereinigt
sind. Die Batterie wird wie eine Patron
lasch; am Gurt befestigt und nach Belieben
oder Bedarf an oder ab gestellt, und kann
jederzeit leicht erneuert werden.
' An sich' ist die Idee der heizbaren M
terhose nicht so, übel, aber ein wesentlicher
Punkt dabei ist die Möglichkeit der Re
gelung der Temperatur in der Hose? eS
liegt de Gefahr vor, daß bei einer Ueber
Heizung der Träger der Aufenthalt in der
Hose unbequem werden könnte. Er würde
es vorziehen. auS der Hose zu fahren und,
wenn der Fall einträte, daß die Drähte
durchbrennen, dem Beispiele der Drähte
folgen und ebenfalls durchbrennen.
UeberdicS wäre bei der in den Schützen
gräben herrschenden Feuchtigkeit eine dank
barere Aufgabe eine wasserdichte Hose zu
konstruieren für daS Einheizen werden
schon die deutschen Feldgrauen sorgen.
Ist doch höchst belustigend zu sehen, auf
wel5e Gedanken die müßigen Köpfe ver
saftet. -,.,
?cr Akrr Senator.
Wie man sich im Menschen irren kann.
. Wir haben unS geirrt, lieber Leser, und
bitten dieferhalb um Entschuldigung.
Irren ist menschlich, und dieser Irrtum
war wirklich nicht unsere Schuld wir
haben nur die Unvorsichtigkeit begangen,
einen Mann alZ Mann und einen Politi
ker als Patrioten einzuschätzen. DaS war
unser Irrtum, det gewiß zu verzeihen ist.
James W. Wadsworth jc. von Genefeo
ist Bundeöfenator des Staate New York.
Außerdem ist der sehr ehrenwerte James
W. Leutnant in Troop M des Ersten
Kavallerie Regimentes. New Forker Na
tionalgarde. Die New Vorker Kavalletie
trägt in Fricdenszeitcn eine ungemein
kleidsame Uniform halb blaue Drago
ner. halb gelbe Husaren , waö sich bei
bestimmten Gelegenheiten sehr gut macht
z. B. bei Paraden, bei Tanzvergnügungen,
bei Gouverneursempfängen. .
Seit mehreren Tagen hängt der ame
rikanische Himmel voller Wetterwolken.
Kohlschwarz zieht e von Süden herauf.
Es gibt Leute, die an den Krieg mit Me
xik als eine unvermeidliche Notwendigkeit
glauben. Es gibt andererseits Leute, die
den ganzen Kriegslärm für einen großen
Bluff halten. So oder so, eS wird fieber
haft für den Krieg gerüstet, wa in jedem
Falle seht richtig ist. damit die Preparcd
neßschrelet erkennen, was Preparedneß
eigentlich ist und wieviel uns hier dazu
noch fehlt.
Wir leben also gewissermaßen im
Kricgszustande, ohne daß eine Kriegser
klärung erfolgt wäre.
Nun gibt es ein ?eueS Armcegefetz. Zak
seit einem Jahre in Kraft ist, wonach ein
Offizier in KriegZzeiten nicht gleichzeitig
ein politisches Amt bekleiden kann et
mutz in ctnet Eigenschaft silieren.
E kann ein Mann nicht Bundessenator
sein und Offizier in einem Milizregiment,
weil er als Senator in Washington sein
soll und als Offiziet Im Felde stehen muß.
Eins von beiden kann et nut tun. James
W. Wadsworth sah sich somit vor bie
Notwenbigkeit gestellt, al Senator ob
als Offizier sein Amt niederzulegen.
Und ba haben wir ben eingangs er
wähnten Irrtum begangen; wir schrieben
gestern:'
.Warum sollte ber Herr Senator al!
Leutnant resignieren? Gerade jetzt, da da
Land seine Dienste nötig hat. Wadsworth
ist keiner von Jenen, die Im Feuer aus
eisen; er hat 1898 al gewöhnlicher
Soldat bei der Batterie A ber Pennsylva
nia Feldartillerie In Porto Rico gefianben.
Der Umstanb. baß er seine Senatoren
würde verlieren könnte, wenn er In' Feld
nickt, kommt gewiß nicht in Betracht . . .
Höher al dct politische Ehrgeiz steht die
Liebe zum Baterlande.'
Gedacht wie ein Hyphen; wie ein Deut
scher; wie einet, dem die Vaterlandsliebe
eingeboren ist. Der Herr Cenatot belle
ben ander! zu denken . . . höher al die
Liebe zum Valerlande sieht ihm feine
politische Würde et hat als
Leutnant rcsignterl. c, tst sein
Patriotismus. Ein lebender Senator In
Washington erscheint ihm wiinschenSwer
ter, al ein toter Leutnant In Mexiko.
Hoffentlich wird feine Ansicht nicht von
vielen geteilt, sonst dürfte e schlimm
stehen um da Lanb.
JameS W. Wabsworth meint In seinem
Rücktritisgesuch, baß er bem Lande zu
Hause nützlicher sein kann. alS im Felde.
Jeder Ellcnwaren-Clerk, jeder Mörtelträ
ger, jeder Straßenreiniger kann ba mit
genau bemselben Recht von sich sagen. Die
Logik bes Drückebeigerj, .... es kommt
ihm babei nicht so sehr auf bie Sicherheit
seine! Vaterlande al feiner Person an.
Der Herr Senator will sich übrigen
nicht vom Militärdienst drücken be
wahre nein er hat sich erboten, eine
Stelle als Kommandeur einer Dcpotabtek
lung anzunehmen. Welch rührende Opfer
Willigkeit! Schön weit vom Schuß nd
eine lohnende und einflußreiche Stellung
obendrein. EZ lebe der Patriotismus des
amerikanischen Politikers.
Ein deutscher ReichstagZabgeordnetet ist
gewiß nicht geringer als ein amerikanischer
Bundessenator. Äl der Krieg ausbrach,
begab sich jeder dienstpflichtige Reichstags
abgeordnete an seinen Platz in der Armee
und eine ganze Anzahl trat freiwillig ein.
Der Sozialistcnführer Ludwig Franke, ein
Mann von überragender Bedeutung, ein
Mann, dem dieser Wadsworth noch nicht
die Schuhriemen lösen konnte, trat als
Gemeiner in Reih und Glied und fiel in
det ersten Schlacht. Und der Mann
hätte wirklich dem Baterlande daheim
wertvolle Dienste leisten kennen; et zog
in'S Feld, weil et' fut feine Pflicht hielt
Und , im Reichstage sitzen drei, vier
Dutzend Abgeordnete in Feldgrau, Volks
Vertreter auf die das deutsche Volk s l,
ist . . . der Wadsworth ist auch ein Volks
Vertreter, einer, dessen sich zu schämen das
amerikanische Volk alle Ursache hat. Ein
schlechter Politiker, ein schlechterer Patriot,
Wir haben ihm für einen Mann gehalten
wir haben unS geirrt und bitten um
Entschuldigung,
D!c Schrift sn dcr wand.
Die Fcldgrnueii Haien bei der ernsten
, Zeit den Humor gewahrt.
Die Wanderlust ist eine urbcuifche Lei
denfchaft. Das haben selbst die Amerika
ner anerkannt, da sie bs deutsche Wort
Wanderlust' tn die englische Sprache
übernahmen. Und doch haben Deutsche in
ihren kühnsten Wanderträumen nie daran
gedacht, da sie von Frankreich nach Kur,
lanb, von Flandern nach Mazebonien, von
der Nordsee nach dem Suezkanal wan
betn würden. Und bas vier, sechs, achtmal
in zwei Jahren.
Eine ernste Zeit, aber sie haben darob
nicht ben Humor verloren, das beweisen
die Inschriften, mit denen sich die Feld
grauen in Frankreich, Galizien. Pol:n, ja
selbst in der Türkei verewigt haben. Wer
Gelegenheit hat, diese Inschriften zu stu
diercn, der freut sich zunächst über das
tiefe deutsche Gemüt, das hier zum Aus
druck kommt. Die Sehnsucht nach Weib
und Kind, nach Haus und Hof wild oft
mit ergreifender Schlichtheit offenbart.
Ein Feldgrauer in Friedenszeiten
vielleicht Professor an irgend eine Uni
versitat oder ein Forscher auf litcrarischem
Gebiete hat sich eingehender mit dcr
Schrift an der Wand beschäftigt und be
richtet über viele schöne Funde.
.Gott fchütze unsere Frauen und Kin
det in der Heimat bis auf Wiedersehen,'
las Ich in einem Haufe, in dem französische
Gefangene bewacht wurden. Ein anderer
hatte zum Zcichenstift gegriffen und sein
Heimattal aus dem Schwarzwald auf der
Wand verewigt. Eine mahnende Inschrift
besagt: ,. . . bleibt darum treu dem Va
terlande. und mach' der Heimat keine
Schande!' Natürlich fehlt der Huriot kei
neswegs. Die Einsamkeit des Wache
stehenS hat einen Feldgrauen zu einem
melancholischen Gedicht veranlaßt, das
folgenden Schluß hat: .... in dem alten
Rattenkasten, da will die Uhr fo recht nicht
hasten.' Ein wackerer Landstürmer hat u.
a. an die Wand geschrieben: . . . wird
nun 50 bald an Jahren; aoer dann noch
mit Geduld, tut er immer seine Schuld.'
Ein anderer hat offenbar übet den Frie
den philofophi.rt, denn er fragt an: Wie
lange hat der Landsturm noch?' Worauf
ein Witzbold antwortet: .Bis Friede ist.
nicht länger!' Und damit hat der gute
Mann recht. Ein Bayer versteigt sich zu
folgender Behauptung: Jeden Feind be
siegt det Deutsche, nu: den Durst besiegt
et nicht!'
Neben den tiefernsten Worten auch die
Körnchen de! GoldhumorS. Die Feld
grauen haben trotz ernster Zeit und fcbwe
rer Arbeit nicht den Humor verloren; sie
bewähren ihn vielmehr im Schützengraben
ebenso wie im Lazarett und ganz beson
der natürlich hinter der Lini . Davon
zeugen einige Sprüchlein, die als sinnige
Leit und Verhaltungsanweisungen von
den Feldgrauen in Eolbatenheimen ange
bracht worden sind:
Lieber Kamerad, bedenke:
Die ist ein Heim und keine Schenke.
Halt' in Ehren unser Haus,
Denn wie sah' e sonst ier au!
Lärm' nicht sonst kann man nicht lesen,
Zank nicht sonst bist hier gewesen.
Sei freundlich, friedlich, spul' nicht um
her,
Doch Weit're sag' ich Dir ni ht mehr.
Denke. Du seiest bei Dir zu HauS,
Da sieht e doch auch stet sauber aus!
Beachte die! alle ganz genau,
feinst schreib' ich heim an Deine
Frau!
Die .Drobuna' mit der Frau
'cheint doch wohl nach den Erfahrungen
ehr heilsam wirken u müssen, denn sonst
Ände sie sich wohl nicht auch In einem an
deren Heime wieder:
Kamerad, tritt ern!
Ein Helm soll'S sein.
Sei sauber und nett,
Spuck nicht aus Parkett.
Benimm Dich genau.
Al wenn Deine Frau
Hier schalte und walte.
Du kennst Deine Alte!!
!Ma solcke Bildet an die Wand gemalt
werden, herrscht natürlich eitel Ordnung
und Sauberkeit.
Die 7ler.
Eine Erinnerung au dem kubanischen
Krieg.
Die Einundsiebziger sind als erste New
Forket Milizrcgiment an die mexikanische
Grenze unterwegs. '
Wie Im kubanischen Kriege sind sie auch
diesmal wieder die ersten. Wie im kuba
Nischen Kriege werden sie auch diesmal in
Ehren bestehen und lorbcergcschmückt in die
Heimat zurückkehren.
Stramm und stolz ziehen sie hinaus,
mit lachenden Gesichtern und leuchtenden
Blicken, umbraust von den jubelnden Grü
hen der Freunde und Brüder, begleitet
von den frommen Segenswünschen der
Mutler und den Tränen der Schwestern
und Bräute gerade wie vor achtzehn
Jahren. Und die Helden von damals
sehen ernsten Blicke! die Helden von mor
gen scheiden, ihre Söhne.
Ernsten Blicke . . . denn e! steigen Bil
der auf au vergangenen Tagen, au ben
Tagen beS kubanischen Krieges ... aus
ben Tagen nach dem Friedensschluß.
Ein klarer Herbsttag New Aork ist
auf den Beinen, eine ungewöhnliche Aus.
regung hat sich der Bewohner der Metro
pole beschäftigt: die Einundsiebziger kom
men.
Die Helden, die sich treu bewährt und
da! Sternenbanner zum Sieg geführt wt
ten, Sie kamen heim und ganz New Aork
wollte sie begrüßen, wie es den Siegern
gebührte.- Ein Flaggenwald zog sich von
der Battery über den Broadway die
Fünfte- Avenue hinauf eine tot-weiß
blaue Big trmmphalis. In ben Fenstern
saßen bie fußen kleinen Madchen mit Im
nen Sternenbannern und mit blühenden
Rosen. Auf den Straßen standen dicht
gedrängt Männer Und Frauen mit begei
sterungsvollen Herzen und freudig strah
lenden Mienen.
Die Einundsiebziger ... die Sieger . . .
die Helden kommen!
Sie kehren heim vom Schlachtfelde
nicht eigentlich geradenwegs vom
Schlachtfelds, denn sie mußten auf einem
Umweg nachhaufe gebracht werden. Auf
dem Umweg über Montan! Point
das Fieberlager. Dort hatten sie sich
von den furchtbaren Strapazen des Feld
zuge im Tropenland erholen müssen, ehe
man e wagen konnte, sie den Leuten in
der Metropole zu zeigen Dört hatten sie
sich von dem Tropenfieber erholen müssen;
von den Folgen der sträflichen Unfähigkeit
der Heeresverwaltung, von den Folgen des
verbrecherischen Leichtsinnes ber Sanitats
leiter.
Und nun kehrten sie heim.
Trompetenklänge . . . rasselnde Trom
mein ... die aufmunternde, anfeuernde
Weife eine flotten Militärmarsches . . .
Sie kommen! Hurra! Sie kommen!
Die Helden! Die Sieger! Die tapferen
Einundsiebziger!'
Die Hurrawelle walzt sich ihnen voraus
durch die breite Straße aber sie
begleitet sie nicht, sie folgt ihnen nicht. Die
laute Begeisterung erstirbt den Massen
auf ber Zunge, ein banges tiefes Schwei
gen breitet sich eiskalt und ertötend iiber
die Festesfreude.
Die Einundsiebziger kehrten heim. Die
Helden. Die Sieger.
Sie kamen die lange, breite Straße her
auf, Über der die Fahnen lustig und stolz
und schön im Winde flatterten.
Ein Wagen und noch ein Wagen und
ein Wagen eine lange Reihe Wagen.
Die fuhren langsam und feierlich, wie bei
einem Leichenbegängnis. Und in den Wa
gen saßen die Sieger, die Helden, die Ein
undsiebziger: gelb, hohläugig, abgemagert,
alte Männer, vor der Zeit gealtert. Greise
mit leeren Blicken, Skelette, lebende Leich
name.
Da! waren die strammen stolzen Jun
gen, die lachenden Antlitze? und leuchten
den Blickes für das Baterland in den
Kampf gezogen vor knapp sechs Mona
ten. Die gekämpft hatten und gesiegt.
Sie hatten den Feind besiegt und waren
der Unfähigkeit und Nachlässigkeit und
Gewissenlosigkeit der 'eigenen. Hecresver
waltung zum Opfer gefallen.
Die Fahnen flatterten lustig im Wind,
aber der Jubel blieb unS in der Kehle
stecken, der erstickte in den Tränen, die uns
beim Anblick dieser besiegten Sieger in die
Augen stiegen. Und die süßen kleinen
Mädchen starrten mit weitgeöffneten Au
gen auf die Bild des Jammers, die Blu
men entglitten ihren Fingern und flatter
ten langsam herab, als ob'S k.!n Grab zu
schmücken galt.
DaS war die Heimkehr der Einundsieb
ziger, ber Helden, der Sieger vor achtzehn
Jahren.
Und bie Väter sehen ernsten V,'ickeS die
Söhne scheiden, da das Baterland wieder
zum Kampfe ruft. Sie denken des Tages
ihrer Heimkebr vor achtzehn Jahren und
Soffen im tiefsten Hcrzcn, daß der Söhne
Heimkehr sich froher gestalten möge.
Ein stanzösilchcr Vmcht.
Le Petit Journal" und der gefangene
Fritz O. auS Harburg.
Die Pariser Zeitung .Le Petit Jour
nal' hat einen Korresponbenten in Dijon.
In Dijon befinden sich zur Zeit gfangene
Deutsche im Hospital. Da ist eS ganz
natürlich, daß der Korrespondent deS .Pe
tit Journal' diese gefangenen Deutschen
Interviewt und ihre Aussagen zu einem
Bericht sür sein Blatt verarbeitet. Da!
hat er denn auch pünktlich getan.
Ein gewisser Fritz C vor dem Kriege
Postbeamter in Harburg. hat dem Norre
spondenten erzählt, er habe sich geweigert,
aus Befchl seine vorgesetzten Osfizier.
deS Oberleutnant Karl Steinberg, einen
verwundeten französischen Ossizitr zu i&
ten. Tarauf habe der Oberleutnant ihn
(den Postbeamten Fritz O. flul Harburg)
übergeschossen. Er sei verwundet liegen
geblieben und in französische Gefangen
sckiafi geraten, wa er sich buichau wohl
fühle, denn er hasse seine Landsleute alt
Feiglinge, Schurken und Mörder. Weiter,
hin hat der Postbeamte Fritz O. von Har
bürg erzählt, daß die deutschen Beamte
vor dem Kriege von den Behörden ange
wiesen wurden, die reisenden Franzosen
äußerst rücksichtsvoll zu behandeln, um so
den Erbfeind, dessen Vernichtung eine Not.
wcndigkcik war, zn blenden.
Schreibt der Korrespondent de! .Petit
Journal' an! Dijon.
Die zuständigen Stellen in Deutschland
k,kn firfi hirnnlaH geleben. biese Ge
IfUVW I, w- B'l 7 '
schichte einer eingehenben Untersuchung zu
unterziehen, und haben dabei verschiedene
sehr wichtige Einzelheiten festgestellt:
Ersten! gibt es in ver ganzen veuitcgen
Armee keinen Oberleutnant Karl Stein
berg. .
Zweiten hat es einen Oberleutnant vte
fe Namen in der deutschen Armee über
Haupt niemals gegeben.
Dritten gibt S keinen Postbeamten
Fritz O., der in Harburg im letzten Jahr
vor Ausdruck) deS Krieges beschäftigt ge.
mrsen ist.
Vierten befindet sich leine Person. die
der Harburqer PostVerwaltung angeyorie,
in französischer Gefangenschaft.
Über sonst ist der Bericht dc .Petit
Journal" korrekt .... und damit dieser
Schluß in ketner Weise mißverstanden
werde, bemerken wir in klipp und klarem
timiIMi? T,fT nnie Beliebt Be .Vetit
Journal' ist vom eisten bis zum letzten
Worte erlogen.
Kricgsrakelen.
Allerlei Meldungen mit dem Schein
werfer beleuchtet.
Wir zitieren auS einem New Forker
Morgenblatt:
.New Jerseys Truppen alle mobilisiert.
Bon fünftausend Mann, die in Sea
Giri eingetroffen, sind elshundert ohne
Uniformen und Ausrüstungsstücke.'
Ein Fünftel der gesamten Miliz eines
Staates nicht für den Krieg vorbereitet,
link , nnrfi die Mili, eineS tcner
Staaten, die sich ihrer Nationalgarde al
einer dcr besten rühmen. Wenn vas am
grünen Holz geschieht.....
Übn den Milizen im Süden und im
Westen hat man nie viel rühmenswertes
gehört.
Ob man aus den bitteren Lehren des
spanischen Krieges wirklich keinen Nutzen
gezogen hat? Ob die Blüte der ameri
konischen Jugend abermals der Unfähig
leit iener Lierrsck,sten aeobkert werden
soll, denen die Miliz nichts weiter ist, als
die SoldatenZpiciern grotzer nmoer?
. ....,
Die Offenherzigkeit berührt immer dort
am angenehmsten, wo man sie nicht er
wartet. Die .Times" hat im Eifer ver
kriegerischen Ereignisse die Katze au dem
Sack gelassen; sie schreibt:
Alliierten arbeite für ffrieden.
Neben einen Druck auf Carranza aus,
weil sie fürchten, daß ihnen das Oel
für die Marine abgeschnitten wlrd.
Allerhand Hochachtung vor dieser Os
fenherzigkeit. Die Alliierten arbeiten für
Frieden aber nicht etwa aus Liebe zum
Frieden; nicht aus Abscheu vor dem Krieg
(den sie doch in seiner ganzen schwamm
seit kennen gelernt haben): nicht ans Dank
baikeit für die Bereinigten Staaten, die
ihnen die Mittel an die Hand geben, den
Krieg fortzusetzen; nicht einmal aus Mit,
leid für Mcriko. das durch den Krieg völ
lig vernichtet werden wird. Sie wollen
den Frieden nur um ihrer selbst willen:
weil sie das Oel nötig brauchen, das ste
aus Mexiko beziehen und wohl auch,
weil sie die Munition, Waffen und all
das andere Kriegsmaterial nicht entbehren
können, daS ihnen die Bereinigten Staa
ten so bereitwillig liefern. Man kratze
den Alliierten und der Engländer kommt
zum Vorschein! Die Allianz übet alles
und Humanität nur als Mittel zum
Zweck.
Henry Ford ist Friedensfreund auS
Ueberzeugung. Dagegen ist nichts einzu
wenden. Wir leben in einem freien Lande.
wo jeder feiner Ueberzeugung leben dars
(ausgenommen er ist gegen Wilson, dann
wird er als Hyphen in Acht und Bann
erklärt). Wenn aber Herr Ford jeden
Angestellten entlassen will, der sich der
Miliz anschließt und für fein Baterland
ins Feld rücken will, so ist dagegen sehr
viel einzuwenden. Würde Herr Ford es
in Ordnung finde, wenn die Mexikaner
oder Japaner ruhig nach Detroit war
schieren und von seinen Automobilfabriken
Besitz ergreifen dürften? Man kann Frte
densfreund sein, ohne deshalb seine Ange,
stellten für ihren Patriotismus bestrafen
zu wollen. Friedensfreund sein, heißt
Duldsamkeit üben, darum muß man auch
die Ansichten dulden, die man selbst nicht
teilt.
HaitneS Kolehmaincn, ber Marathon,
sieget, gehört dem 14. Regiment an und
weigert sich, mit inS Feld zu ziehen. Er
behauptet, man habe ihn nur als athleti,
schen Instrukteur für baS Regiment an,
geworben; so lange Frieden herrschte,
war er mtt der Soldatenspielerer einver,
standen und nun, da' ernst werden
könnte, sagt er: .Ich spiele , nicht mehr
mit!"
Aber warum denn nicht, Hanneö? L
who lights and runs away na
und im Wegrennen kann'S Keiner dem
Finnen gleichtun.
'
Schreibt die .Times": .Hyphenismu
In alle Winde verflogen. Und mit Er
staunen notiert sie die selbstverständliche
Erklärung eine Hyphen: .Warum sollen
wir nicht alle unS um unsere Fahne scha
So sind mir!
Lee wreenspoon bedauert, das man
sein Glaubensgenosse verkennt. -Gut
Schabbe Herr Redakleurlcdenk
Wenn Ich m r woll,
nfiAufm Cnrnfrn Irnnt
fw a r.
fvy- ica mr argern 00
Woraen bi spät u
Nacht un von spät z
Nacht bi In der Früh
, . U l. u...fii
. . . luciiu iuy 111 1 iuuui
rohchesen aber wV.l
f Ich denn? Oser. fa;il
Schiller.
Worieber ich m't
kennt rohchesen? ;;r
Rcdakteurleben, Se re
den wie ü Goi (Christ).
Wenn Ct wären im
Gegenteil aaner von
unsere Leit wißtense
schon, worieber sich un
serein kann rohchesen. Ncbbich werden
mir behandelt. M'r brauch nicht emal zu
gehen nach Rußland, gebt hier aacy
genu Reschoyntm (Juvensetnve). amt
sinnen ba verkannteste Volk ans löotte
Erd; L Jeder denkt ä Jehude hat nischt
weiter im Kopp wie sein Rebbach (Prosit).
Wobei m'r icbrigen einfallt ä Meisse:
Der Wolf Polizer iß gewesen I Versiche
rungsagent un hat wollen versichern dem
Nathan Nudelteig.
Herr Nudelteig bat er gesagt 3
jeder Mensch hat de Pflicht, zu sorgen vor
der Zukunft, wa wer nennt Borsorge. Ich
weiß, haben ä scheene Barnohse (Ein.
kommen), aber m'r weiß doch nie, was eim
bevorsteht. Was tun Sie. wennse Gott
beh!,: fallen unter be Trepp? Se schreien:
Wa ii Schlamassel (Unglück)! Recht
habenfe . . . denn Se sinnen nir versichert
gegen Unfall.'
.Herr Polizer hat gesagt der Nathan
Nudelteig gebense sich kei Müh . . .
wozu soll ich m'r versichern?'
.Wozu? Das fragcnse, noch? Sehttise
emal: Sie gehen frisch un gesund vom
Geschäft fort. Se stolpern ieber ü Stein
oder ieber Kistche oder ieber Ihre eigene
Fieß bei Ihre Ficß soll ä Mensch sagen
Se fallen hin und brechen ä Bein
bekommense finfhundert Doller. Oder Se
fallen de Trepp erunter un brechen ä Xxm
kriegen Sie sechshundert Dollar.'
.Finfhundert . . . sechshundert Dollar
. . . wirkliches richtiges Geld?' hat gefragt
der Nathan.
,Nu na, m'r werd Ihnen geben kon
föderiertes Geld, Sie Schaute!'
Un wenn Ich nu komm unter 5 Auto,
mobil oder unter ä Trollcycar ..."
.Wennse kommen davon kriegense finf
tausend Dollar.
.Finftausend . . . un wenn ich nu komm
nix davon, wenn ich bleib toi liegen?'
Wenn Se tot bleiben?! Spaß, dann
sinnen SteögemachterMann.'
Sehense, nach die Lohzelechz (Anek.
boten) werden mir Jicden beurteilt un das
iß ä Ungerechtigkeit, das iß ä Nehfehre
(Sünde). Die Andern sagen mir sinnen
esoi i ch sag Ihnen, m i r sinnen nix
esoi. Außer de Massematten (Geschäfte)
gebt eS vor uns noch andere Meisses, wo
uns sogar noch viel höher stehen.
Passense emal auf, ich werd Ihnen
zeigen, wie mir sinnen; ich werd Ihnen
aufzählen ä Anzahl jiedifche Sprichwörter,
wo Sie oser kennen lesense die mit
Menuhche ( Ruhe) . . . so sinnen mir.
Wer hat Mohre (Angst) vor dem Alter,
muß sich aufhängen in der Jugend.
Ae halbe; EmmeS (Wahrheit) iß S gan
zer Schehker (Lüge).
Armut iß kaane Charpenebuhsche
(Schande), aber ä Kohwed (Ehre) iß es
aachnich.
Wenn ä ChaddeS (Armer) cßt ä Huhn,
iß entweder er krank oder das Huhn.
Borgt mer Jemand Geld, so lauft m'r
sich ä Szohne (Feind).
Scheren lernt m'r am besten an 5
fremde Bart.
Wenn Gott meecht, leben in der Welt,
würden ihm einschlagen de Menschen die
Fenster.
Ae guter Mensch braucht kaane Pätsch
(Schläge) un bei ä schlechten Menschen
nitzen kaane Pätsch.
Ae Huhn eß ich am liebsten zu Zweit:
ich un das Huhn.
Drei Sachen wachsen auch bei Nacht:
daS NefchiereS (Reichtum), de ChohweS
(Schulden) un de ledigen Töchter.
Schenkt der Täte (Vater) dem Sohn
so lachense beide; schenkt der Sohn dem
Tat so weinen beide'.
Selber loben iß nich schön, aber schaden
tut ei oser.
Nemmt a alter Mann 3 junge Ische
(Frau), werd der Mann jung un die Ische
alt.
Ae alte Jungfer iß sicher vor S frühen
Tod.
Schickt m'r a Schaute zum Markt, dann
freuen sich de Krämer.
Wenn ä Geizhals iß gut gelaunt, kommt
e! ihm oser an aus de fremden Gelder.
Kratzen un borgen helft ich lang.
Ae Kalle nehmen soll mer von daheim.
Geschäfte machen in ber Fremde.
Chochme (Verstand) ohne Massel (Glück)
iß ä ungeschliffener Diamant.
Mit bem lieben Gott soll m'r nix trei
ben Spaß; ersten! berf mer daS nich un
zweitens läßt er eS nich.
Ae ganzer Schaute is S halber Chochem.
Sehense, Herr Rcdakteurleben, so sin.
nen mir . . . un wennse aach zehnmal
schitteln dem Kopp un denken: effscher ja,
ejfscher nein! . .:
Womit ich verbleib
Ihr untertänigster
Lee Greenspoon.
ren in dieser kritischen Zeit? WaS immer
unsere Vorurteile und Bewunderung, un
se Pro und ContraS den einzelnen Na
tionen gegenüber sein mögen, mit sind alle
Mnertlaner.
Eine selbstverständliche Erklärung
eS wird sie jeder verstehen wenn er
nicht ein Ochs ist.
Die .Times' und da Gelichter ihrer
Art betrachtet die patriotische Welle mit
staunenden Äugen; ihren britischen Gcmü
tern ist Patriotismus und Opftrwilligleit
völlig fremd.
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