Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 10, 1916, Image 2

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ftagebucb des AricgstreKvilligell
Gtto Miesittgcr.
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s Bor angklangt, erhielt ich den Be
scheid, baß der Oberleutnant soeben
.sich nach inem andern Stand beste
'ben hätte. Ich kehrte daher zurück, um
wie vercmbart, im Prov'lntraum auf
die Ordonnanz dcS Oberstleutnants zu
warten, Mit gewaltigem strackicn mischte
.sich jetzt in das Heulen der Echrapiiell
auch US Aufschlagen dcr schweren 2"i cia
Granaten dcr japanischen Artillerie, deren
Wucht große Etcin und Erbmassen in
weitem Umkreis umherflreute. Im Pro
viantroum angelangt, sübrte ich mir zu
nächst int Flasche Notmein zu Gemüte.
,va sich erneut meine Magenveichwerven
bemerkbar machten. Da trat der Ober
leutnant ein. Er atmete schnell und ties
Seine Uniform war über und Wer mit
'Lehm bedeckt und ti war zu sehen, daß n
auslegende Minuten durchmachn. Schnell
überreichte ich den Befehl: Schon gut,
ich weift Bescheid: ich kann jetzt nicht unter
schreiben, Sie sehen, ich bin mittem im
Gefecht'. Mit diesen Worten eilte er
wieder von bannen. Eine Weile blieb ich
noch im Proviontraum, dessen Wände
ständig durch aufzuckende Blitze berstender
Geschosse hell beschienen wurden; da der
Motorradfahrer nicht wiederkam, machte
,ich mich auf, um zu meiner Kompagnie
'zurückzukehren. Einen ruhigeren Augen
blick abwartend, trete ich hinaul. Im
.Aufblicke sehe ich, wie fünf Schrapnells
ium mich herum zu gleicher Zeit explo
bieten. Instinktiv werfe ich mich sofort
slach in den mit gelbem Lehmwasser ae
füllten Laufgraben. Platschend fallen die
Syrengstücle ins Wasser. Schnell springe
ich wieder auf und sucht zum nächsten
Unterstand zu gelangen. Immer neue
Kugeln sausen ohne Unterlaß hernieder,
da gelingt eZ mir, als gerade wieder ein
Schrapnell aufleuchtet, einen kleinen
Sackgraben zu erreichen, der mir etwas
besseren Schutz gewahrt.
I Während dcr ganzen Zeit, die ich hier
,!n ein. Ecke gedrückt zubrachte, häuften
jsich in dem vor mir befindlichen Graben
Bleikugeln und Gefchotzsplitter derartig
'an, das; man sie mit einer Harke zu kleinen
Haufen hätte zufammcnkcbren können.
.Da hörte ich Schritte i der Nähe. Einige
verwundete Soldaten suchen Deckung.
Diesen mich' anschließend, gelangen wir in
.den nicht weit von unS entfernten Unter
isknd. Hier erzählt man mir, daß die
iJapaner versucht haben, die Stellung zu
Wurmen, sie seien bereits teilweise tm
.Drahtverhau gewesen, man habe sie der
wieder herausgeschlagen. Noch weitere
Verwundete kamen an. Gleich darauf
findet sich auch die Ordonnanz wieder ein,
und aus dem gleichen Weg, den wir ge
kommen waren, gelangen wir zu meiner
Kompagnir. zurück.
Kampfunfähig. ' ! '
DaS Morgengrauen war schon heran
gebrochen, als ich mich endlich niederlegen
: oute. An Schlaf war aber nicht zu den
Jen. Der kalte Morgen und dos nasse
Zeug ain Leibe, dazu die ständigen Magen
best! 'erden und ei fieberndes Frösteln,
ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Als
mein Zustand immer schlimmer wurde,
ging ich nach der nicht weit abgelegenen
Berbandsstation, wo ich um einige 2ro
pfe Opiumtinktur bat. Es war jedoch
keine vorhanden; da ich aber sehr schlecht
aussah, sagte mir der Arzt, ich sollte nach
der Stadt gehen und mir im Lazarett
.Hoeft' in Linderungsmittel geben lassen.
Am Morgen sollte unser Zug wieder
vie Schutzengraben beziehen und der zweite
Zug nach den Quartier zurück. Als ich
beim Oberleutnant um Erlaubnis bat, in
die Stadt zu gehen, meinte er: .Ja, Mann,
wen Sie die Ruhr haben, dann bleiben
Sie auf jeden Fall dort; das ist eine böse
Krankheit, daran läßt sich nichts andern."
Angriff auf Jnfanteriewerk V.
Ss packte ich den meine Sache und
schlug die Richtung nach der Stadt ein.
Unterwegs erzählten mir Soldaten vom
Infanterie! V, daß auch ihre Stellung
in der Nacht angegriffen, der Sturm aber
gleichfalls abgeschlagen worden sei.
Nirgends secher.
Mein Rückmarsch in die Stadt war mit
dielen Unterbrechungen verknüpft und statt
der üblichen einen Stunde, gebrauchte ich
diesmal Lber zweieinhalb Stunden. Hatte
ich fchon große Anstrengungen zu machen,
um überhaupt weiter zu kommen, so merkte
ich bald, daß mein Weg durchaus nicht
,,ns,föbrlich war. AU ich mich einem
Zicgellager näherte, fuhr unerwartet ein
Schrapnell i dieses hinein. Nicht lang
darauf folgte links von mir ein zweites.
Ich hatte es nicht für möglich gehalten
i daß man einen einzelnen Mann mit
Schrapnells beschießen würde, doch '
war es ganz klar, daß die Kugeln mir
galten, denn ein anderer Mensch war weit ,
und breit nicht zu erblicken. Eben kroch ich
zur besseren Deckung eine Abhang hin
unter, da schlug abermals ein Schuß In
lai Ziegellagcr. Doch nun war ich ge.
borgen; och wenige Schritte, dana war
ich im Quartier.
Dumpf dröhnten die Explosionen da
einschlagende große Geschosse dcr Blo
Sadeflotte vom BismarckScrg herunter, als
ich mich zu einer kurzen Erholung zu
Hause iedeAeztt. Dann begab ich mich
zum Lazarett Hoeft'. Die dortigen
Aerzte sagten mir jedoch, d:ß man mir
kin Opium verabfolgen könne; da ich
wabrschtivlich an Ruhr litte, sollte ich
mich sogleich beim Lazarett .Hochschule'
melden. Meine Hoffnungen, noch am
gleiche Tage wieder an der Front zu
sein, begannen allmählich zu sinken. Noch
einmal ging ich in! Quartier zurück, um
tzort Mantel. Gewehr und Patronen
laschen zurückzulgssc. Ich hatte gerade
das Haus verlassen, da sauste krachend ein
Schuß durch den Tchs'uhl.
Im Lazarett Hochschule".
DcS am öußerKn: Südwestend der
tlzt-t gelegen Lazarett .Hochschule' war.
auj $ei .Deutsch.Thigesische Hochschule,'
in ein solches verwandelt worden, da dal
eigentlich Lazarett zu sehr der feindlichen
ZZeschießung ausgesetzt war. Bei einer
Unterhaltung mit dem Sanitätspersonal
wurde mir erzählt, daß kurz vorher der
berleulnant der ersten ompagnie.
0. m. D.. den ich noch in
derselben Nacht Im Gefecht gesehen hatte,
mit einer schweren Äeinverletzung einge
liefert worden war. Nach kurzem Warten
tm Vorhof wurde ich einem Arjt zuae,
führt, den ich von Shanghai her sehr woi,!
kannte. Nachdem ich alle erforderlichen
Angaben über die Art meiner Krankheit
gemacht hatte, fragt er mich auch nach
meinem '.Kamen und war sehr erstaunt,
einen alten Bekannten vor sich zu sehen.
Ich merkte sehr Wohl, daß er mich infolge
meines struppigen und schmutzigen Aus
sehen! nicht wiedererkannt hatte. Es
dauerte nicht lange, da geleitete man mich
in die geräumige Aula der Hochschule, wo
in fünf langen Reihen neunundsechsig
Betten aufgestellt waren. Eine Schwester
brachte mir einen Pas -;i Leibwasch: und
dann steckte man mich ins Bett.
Ein wunderbares Gefühl überkam mich
Im ersten Augenblick. Diese Ruhe, diese
Fürsorge und endlich mmal wiede? in
einem weichen Bett! Und wi wohl jeder
nach solchen ruhelose Zagen, verfiel ich
ach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf.
von dem ch erst am andern Morgen er
wachte. Da ergriff mich ein heiße? Per
langen, wieder nach der Kompagnie zu,
rückzudilrfen. Hatte ich solange Leid und
Freud mit allen geteut. so wollte ich auch
bis zuletzt bei den Kameraden ausharren.
Aber der Arzt verschrieb mir Ruhe, viel
Ruhe, den Ruhr fei in sehr gefährliche
Krankheit, die immer wieder ausdreche.
wenn sie das erste Mal nicht gut geheilt
würde. So fügte ich mich denn in da!
Unvermeidliche und zögernd unterzog ich
mich der mit Strengt durchgeführten Diät.
Und doch! Fühlte ich mich nicht noch
stark, ja so stark, dan ich nach wenigen
Stunden genossener Ruhe würde wieder
mitmachen können? O, wie lebhaft und
tatenfroh war ei doch in der Front in
mitten des Kampfes! Aber bald merkte
ich. daß die Kräfte nicht zunahmen, fon
der schwächer wurden. Und müde sank
ich wieder zurück ,m die Kissen.
Sprengung der Kaiserin Elisabeth".
Es war am Z. November, da hörten dir
von den unvergänglichen Ruhmestatm
unseres geliebten Kreuzergeschwaders. Bei
Eoronel hatte sie den Feind geschlagen.
Ja. ja , stöhnte mein Nebenmann, ein
österreichischer Matrose, heit' ham's unser
.Lisabethe' a versenkt!' Es wurde ihm
schwer, daran zu denken, das geliebte
Schiff niemals wiederzusehen.
Ei japanisches Flugblatt,
Mit Schrecke bemerkten die Javaner,
wie die don ihnen erhosstr SiegeSbeute
immer rammt wurde. J der Befürch
tung, daß die Beute vielleicht zu kärglich
ausfallen könnte, ließe sie eines Tages
durch ihn Flieger Zettel i die Stadt flafc
tern: .
.An verehrten Offizieren und Mannschaf:
ten rn Festung.'
Es dürfte dem Gottes Willen wie der
Menschlichkit entgegenwirkÄd sein. wcn
man die noch nicht ausgenutzten WafsrA.
Kriegsschiffe und sonstige Baulichkeiten,
ohne taktischen Anspruch zu haben, zu
Grund richten würde und zwar bloS aus
der eifersüchtigen Absicht darauf, daß sie
in die Hände dcS Gegners fallen werden.
.Obwohl wir bei Herren, die Ritter
kumsehre schahenden Offiziere und Mann
schaften eö gewiß nicht glauben können, so
eine Geoankenio lüieit keinesweal zu der,
wirklichen, erlauben wir uns jedoch, die
oben erwähnte alS unsere Meinung zum
AULviua zu ewigen.
Bclagcrungökommsndo
Diese Bekanntmachung, die sich im Ton
würdig an daS japanisch Ultimatum an
schließt, hatte, wenn nicht bereits über das
Zerstören oder Nichtzerstoren von Baulich,
keite und Kriegsgcaenftänden ganz l
Nimmt Verfügungen getroffen gewesen
wären, bei unS genau die entgegengesetzte
Wirkung hervorgerufen, IS wie beabstch
tigt worden war. Im übrigen sorgten die
Japaner selbst dafür, daß in der Stadt
genügend Schaden angerichtet wurde. Auf
alle Straßen wäre die Dämme und
Baume beschädigt und die Fernsprech
drahte hingen i wüstem Durcheinander
zur Erde. ES gab fast Itm Haus, das
nicht durch die Beschießung gelitte hätte.
Die weitesttragenden Folgen aber hatte di
Beschießung für das Eleltrizitätswerk, daS
so stark beschädigt worden war. daß es am
3. November seinen Betrieb einstellen
mußte uns sie Stadt ooa diesem Zage an
ohne Beleuchtung war.
Ungeduldig lagen die Kranken und Ber
mundeten auf ihre Betten. Die eine
rage beschäftigte alle: Wann wird
singiau fallen? Obwobl wir die Hoff
nuna beaten. daß die Besatzung dem An
stürm noch recht lange widerstehen möge,
damit den Feinden die Siegesbeute nicht
zu leicht gemacht würde, machte sich doch
auch bei ni der heiße Wunsch geltend,
daß die Entscheidung bald fallen möge.
um nicht zu viele unsern Besten für ein
hoffnungslose Sache zu verlieren.
Tsiagtauer SchreLenStage. -ES
war ei ununtsibrochenel Pfeifen
und Krachen, als in de ersten November
tagen des eisernen Jahnk 1914 die, schme
ren japanischen Mörser und Haubitzen ihre
riesige Geschosse auf unser Infanterie
werke schleuderten. Wie in einer Schmiede
die Hämmer zum Ambos. fo schlugen die
Granaten auf unsere Befestigungen ein,
alles um sich mit jäher Gewalt zertrüm
mernd. Bon der See aus dröhnt dumpf
das Rollen .der großen Schifftgeschutze
herüber, nur hin und wieder unterbrochen
von dem Tonner der eigene Feuer
schlünde Und rundum sichtbar erscheinen
die kleinen hellbraune Wölkchen zerplatzter
Schrapnells, alles unter sich 'mit einem
Hagel von Blei und Eise überschüttend.
Dazwischen rtönen die schrille Hornsig
ualt deö AlarmS und die ratternden Laute
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der mit Berwundelen bekadenen Kraft
wagen. Und als ob die Elemente der
Natur sich mit der olles zerstörenden Ge
walt der Menschen vereinigt hätten, rast
ein furchtbarer Sturm durch die Stadt,
daß selbst die Wogen bei Meeres die User
bestürmen.
Sturm uf daS Haiphser Wasserwerk.
Am 4. November hatten die Japaner
ich soweit heran gearbeitet, daß sie Leitern
und kleine Sandsäcke bis unmittelbar an
die weiße Mauer herangeschafft und Ma
chlnengewehre alelbst in Stellung ge
bracht batten. In der Nacht zwischen 8
und 9 Uhr wird daS noch vor dem Haupt
Hindernis gelegene Hoiphoer Wasserwerk
gestürmt.- wobei 24 Mann in japanische
Gefangenschaft geraten. Am folgenden
Tage rücken die feindlichen Sturmkolon
nen in die hinter der Mauer aufgewor
enen Schutzengraben vor. Dabei benutzen
ie zum Teil nicht einmal die aufgewor
enen Schützengraben. Unsere durch
Munitionsmangej geschwächte Artillerie
st nicht rm Etande, das Bordringen we
entlich zu behindern.
TurchbruchSt,erfch am Watt.
Gegen abend unternimmt der Feind
einen Angriff auf die zwischen unserem I
Jnsanteriewerk V und dem Watt von der
2. Kompagnie O. W. D. veiteidigte
Stellung, wird aber mit blutigen Köpfen
zurückgeschlagen.
Die abendlichen Gefechtspausen der
japanischen Artillerie dienen dazu, die
Trümmer der zusammengeschossenen Un
terstände der Werke und Schützengräben
nach Möglichkeit fortzuschaffen. Während
dieser Zeit erfolgt auch die Ablösung der
Wachen sowie Proviantverteilung an die
in den Schützengräben zwischen den Wer
ken untergebrachten Kompagnien. Die
Seefrontwerke geben alle entbehrlichen
Mannschaften zur Verstärkung der Land
stellen ab.
Schon in der Nacht vom 5. zum 6.
November hatte man mit einem allge
meinen Sturmangriff gerechnet. Wider
alles Erwarten blieb er aber aus; dagegen
wurden die Jnfanteriewerke während dieser
Sir erneut yeflig deichofsen.
Tes Kampfes letzte Stunden.
Ein jeder fühlte, daß sich der Wider",
stand nur noch um Stunden handeln
kann. Die Shiauniwah-Batteri muß
gesprengt werden, da sie ihre Munition
verschossen hat. Mit Anbruch der Dun
kelheit verläßt unser Flieger, einige wich
tige Papiere mit sich nehmend, auf seiner
Rumpler-Taube die Stadt. DaS Jnfan
teriewerk III wird während mehrerer
Stunden überaus heftig mit scheren
Geschützen beschossen,' während die andern
Werke mit einem Schrapnellregea über
schüttet werden. Da beginnen in der
Stadt sämtliche Glocken .Alarm' ,u
läute und Alle eilen zusammen, um ihn
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Die befestigten Stellungen der Teutschen bei
Berkeidigungs Stellungen einzunehmen.
Noch einmal gelingt es gegen II Uhr
nachjj einen Angriff auf Jnfantniewerk
IV zurückzuschlagen. Bereits in das
Werk eingedrungen Japaner werden mit
Handgranaten , wieder hinausgetriebeii.
Da gelingt es um Mitternacht durch eine
in der weißen Mauer vorgenommene
Sprengung, im Feuer des eigenen Schrap
nellseuerS vorgehend, durch dS Drahihin
dernis durchzudringm und unser Jnfan
teriewerk III zu umstellen. Mit Todes
Verachtung versuchen Teile der L. Kom
Pognie, der Dionierkompagnie und der
Matrosen Artillerie den eindringenden
Feind zurückzuschlagen. Allein, der Masse
der auf sie losstürmende Truppew kön
nen sie nicht standhalten. Der, Wall ist
durchbrochen, Tstngtau ist genommen!
Unabsehbar dringen jetzt dickte Massen
Khalibrauner durch die Bresche. Unsere
Stellungen nach rechts und link von hin
ten umgehend, entspinnen sich erbitile
Kämpfe bei. den verschiedenen Jnfanirrie
werken und den Schützengräben in den
Zwischenstellimgen. . Ohne Unterlaß knat
tern die Flinten und mit .wi'derischer
Wut rasen die MaschmengZw.rire. Eine
Stellung nach der andern, fallt rn die
Hände der Japaner. ,
Unterdessen hat fidj eine andere Mtei
lung nach dem JlliLberg gewendet, um
die dortig: Batterie zur Uebergabe zu
zwingen. Aber noch will sich die Be
satzung nicht ergebenk Aus der Punkikuppe
angelangt, finden die Japaner abermals
heftigen Widerstand. Gegr eine unge
heure Uebermacht ankämpfend, werden
sämtliche einundzwanzig Mann bis auf
einen Mann und einen Schwerverwunde
ten niedergemacht.
Aufziehen der tiße Flagge.
Als der Gouverneur sah. daß nichts
mehr zu retten war, gab er Befehl, den
Platz zu übergeben; und um 6.23 Uhr
morgen wurde zum Zeichen der Ueber
gäbe die weiße Flagge auf dem Obsek
vatorium hochgezogen. -
Die den Japanern in die Hände fal
lende Kriegsbeute war sehr gering. Noch
kurz vor der Uebergabe wurde unser letztes
Kriegsfahrzeug, daS Kanonenboot .Ja
guar", versenkt. Die Batterien, die zum
größten Teil ihren gänzen Munitionsdor
rat erschossen hatten, Ware von den Be
dienungsmannschasten gesprengt und selbst
ein großer Teil der Gewehre war von den
Soldaten zerschlagen worden.
Nachdem sämtliche . Werke übergeben
worden waren, wurde die Mannschaften
von den Javanern entwaffnet und sogleich
nach dem chinesischen Dorf Fuschanhou ab
geführt, don wo sie später nach Japan der
schifft wurden.
Gegen 7 Uhr mvrgenl sahen wir von
den Fenstern unsere! Lazaretts aus die er
ften eindringenden Japaner. In kleinere
Trupps verteilt, durchstreiften sie, japa!
Die voa den Japaner zerschossene katholische Miss!,
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' . Kf v... .' ...
lsingtau.
nische Fähnchen schwingend, die verschiede,
nen Teile der Stadt und machten sich so
gieiq voran, alle wichligsten Posten zu be
setzen. Bei ihrem Anblick brachen viele der
im Hospital tätigen Schwestern in lautes
Schluchzen aus: Tsingwu. die Stadt, in
der sie so viele Jahre elebt und gewirkt
batten, der Platz, de ne olle so lieb ge,
Wonnen hatten, war in die Hände der
Feinde gefallen !
Nicht langt dauerte eZ, da kamen Am
bulanzen vorgefahren, verwundete deutsche
und japanische Soldaten in bunter Folge
einliefernd.
Da' trifft auch ein Kraftwagen ein. über
dessen Sihe quer zwei japanische Soldaten
gelegt sind. Die Beine hängen zu beiden
Seiten herab' und nicht regt sich tm Wa
gen. Zwei Schwerverwundete! Vorsichtig
werden von zwei herbeigeeilten Kranken
träger die beiden Streiter herausgehoben,
m Operationszimmer werden alle Bor
ber.'itlingen getroffen, um zu retten, was
zu retten ist. Bon Umstehenden behutsam
gestützt, beginnt man sie langsam auszu
ziehen. Die auf! höchste gestiegen Span
nung macht großem Erstaunen Platz, als
bei beiden nicht die geringste Verwundung
zu entdecken ist. Da merkt man erst, daß
ihnen nicht nur nichts fehlt, fondern daß
sie eher etwas zu viel haben: sie Ware
vollständig betrunken!
Eindringen der Feinde i die Stadt.
Im allgemeinen kann man saaen, daß
das Betrage der japanischen Soldaten
musterhaft war. Zwar kamen nach dem
Sturm einige Plündere beim Eindrin
gen in die Stadt vor, doch ging das japa
nische Kommando mit unerbittlicher
Strenge vor. sobald jemand bei einer nicht
ordnungsgemäßen Handlung ertappt wur
de. Die unter englischem Befehl stehenden
indischen Truppen leisteten jedenfalls in
dieser Hinsicht viel schlimmeres.
Am 9. November nahm unser Gouver,
neur Veranlassung, das folgende Tele
gramm an unser obersten Kriegsherrn zu
senden:
.Nach Erschöpfung aller Verieidigungs
Mittel siel die Festung nach einem Sturm
und einer Durchbrechung des Zentrums.
Die Festungswerke und die Stadt sind
nach Beschießung mit größter Artillerie bis
zu 23 Cm. im Verein mit dem Bombarde
ment don der Seeseite stark beschädigt
worden. Die artilleristische Kraft der Fe
stung war schließlich völlig gebrochen. Die
Verluste lassen sich noch nicht genau be
rechnen, sind aber trotz des äußerst gewal
tigen und einhaltenden Feuers wie durch
ei Wunder weit geringer, als man hätte
erwarte können.'
Es war ein selten schöner Herbsttag,
da strömte am ?!achm!ttag in dichten
Scharen viel deutsche Männer, Frauen
und Kinder hinaus zu dem am Jltisplatz
idyllisch gelegenen Friedhof. Goldig
strahlte ein herrlicher Sonnenschein auf
die mit frischem Grün und schonen
X
A
,r'-
in Tsingta.
Kränzen geschmückten Gräber der Ge
sallenen. In ergreifenden Worten wußte
der Geistliche die Hingebung zu schildern,
mit der die tapferen Streiter, getreu bis
in den Tod. für'S Vaterland ihr Leben
gelassen: .Nie wird vergehen, waS deut
scher Fleiß und deutsche Kultur in Jahren
hvter Arbeit hier geleistet haben
Tsingtau ist deutsch und bleibt deutsch!
Unser Verluste.
linsn Verluste während der ganzen
Zeit der Belagerung betrage nach den
letzten Berichten 210 Tote und etwa 550
Verwundete. Die Zahl der ranken war
nicht gering, da trotz größter Fürsorge
durch die schlechten -Witterungsverhalt
nisse ein verhältnismäßig großer Teil
der Besatzung an Ruhr darniederlag. Alle
Krankheitsfälle zusammengerechnet, wird
man nicht fehl gehen, wenn man diese aus
150 schätzt, sodaß also der Gesamtauifall
auf unserer Seite auf rund 900 Mann
oder 20 Prozent der Besatzung anzusetzen
ist. .
Japanische Verluste.
" Weitaus größer waren die Verluste auf
japanischer Seite. Da die Japaner bis
jetzt ihre Verluste nicht öffentlich bekannt
gemacht haben, so laßt sich sicheres dar,
über nicht sagen. Nach Angaben japani,
scher Offiziere, die sie in privater Form
gemacht haben, sollen ihr militärischen
Gesamtverluste die Zahl don 12,000
Mann übersteigen, wobei, wie man jedoch
hinzufügte und auch anzunehmen ist. sehr
viele Ruhrerkrankunaen zu berücksichtigen
sind. Daß unsere Verluste nicht größer
waren, erklärt sich daraus, daß be, der
großen Ausdehnung der Kampflinie die
verschiedenen Verteidigungsanlagen na
turlicheiweist nur schwach besetzt gehalten
Werden konnten und infolgedessen daS
zeitweise außerordenilich heftige Feuer
der gegnerischen Artillerie nicht erne der
artige Massenwlrkung hervorrufen konnte,
wie dieS bei den dichtgedrängten Schützen
graben in Europa der Fall ist.
Anzahl der feindlichen StreitkrSfte.
Ebenso schwierig, wie die genaue Zahl
der zapanischen Verlust zu erfahren ,st,
ist eS auch, wirklich zuverlässige Angaben
über die um Tstngtau von den Japanern
aufgebotenen StreitkrSfte festzustellen.
Bekannt ist, daß die Belagerungstruppen
sich hauptsächlich au der 13. Division
aus Kiufchu (Süd'Japan) zusammen
setzten, doch haben zweifellos auch Teile
anderer Kontingente bei den Kämpfen
mitgewirkt. Anfänglich sollen rund 23,000
Mann gelandet worden sein, unter denen
sich auch koreanische Hilsstruppen befan
den. Später sind noch Verstärkungen her
beigezogen worden nd eS Ist festgestellt,
daß bet den letzten Anstürmen fast aus
schließlich frisch angekommene Truppen
verwendet worden sind. Im Ganzen dür
fett eS etwa 38,000 Mann gewesen sein.
Dazu kommen noch 2000 Mann Jndier
und Englander. sodaß rund 40.000 Mann
als für die Belagerung von der Landfeite
aufgeboten gerechnet werden können. Bon
der Seeseite haben an größeren Schissen
die japanischen Schlachtschiffe .Tuwo'.
.Tango und .Jwamt sowie das engn
fche Linienschiff .Triumph' in den Kampf
eingegriffen. Ferner haben ine Anzahl
Küstenkreuzer und Torpedoboote sich bei
der Blockade beteiligt, sodaß, wenn man
alle diese Seestreitkrafte mit 10.000
Mann in Rechnung stellt, eine Gesamt
streitmacht von ungefähr 50,000 Mann
zur Eroberung deS Platzes aufgeboten
worden ist.
Die deutsche Besatzung.
Auf deutscher Seit wäre folgende
Truppen im Kampf:
lll. StBstill,nt
4 Kompagnien Infanterie . 1000 Mann
1 Landwehr-Kompagnie . . 200 ,
X Kompagnie, Ersstzreservt
und Kriegsfreiwillige . . MO
1 berittene Kompagnie , . . 200
OftastatischeS Mskik
detschkme!
Z Kompagnien ....... 500 Mann
Pioniere:
1 Kompagnie ........
Matrosenartillerie:
4 Kompagnien . , . . . .
Feldartilltk!:
1 Kompagnie (S Geschütze)
FeldHbitzt,
Abteilung:
3 Geschütze ..........
150
600
50
30
6 deutsche Kanonen)
bovt:
.Jaguar'. .Iltis'. .LuchS'.
.Tiger', .Otter', .Vater
land'
2 deutsche Torpedo
boot.'
.Taku' und .89'....
780
.Kaiserin Elisabeth'
Besatzung .
300
zusammen 4160 Man
Obwohl den Japaner die Größe un
serer Fuedensbesatzung von 2000 Man
bekannt war, so hatten sie sich doch be
züglich der Reserven gründlich verrechnet.
Nicht zum mindesten hatte die geschickten
Operationen im Vorqelände dazu mitge
holfe, de Feind über unsere Kampf
stärke zu täuschen. Als die Japaner die
Werke gestürmt hatten, warm sie sehr er
staunt, nur so wenig Mannschaften in
den Jnfanteriewerke zu finden. Im In
fanteriewerk 111 fanden sie nur öS Mann
vor, und sie wollten gar nicht glauben,
daß dieS die ganz Besatzung sein könne.
So mißtrauisch waren sie, daß sit sogar
die Wände in den Jnfanteriewerke ab
klopfte in dr. Annahme, daß sich doch
noch vielleicht einige Leute versteckj halten
könnten.
Am 16. November fand der feierliche
Einzug der japanischen Truppen in
Tstngtau statt. Endlose Massen wälzten
sich m mehrstündigem Durchmarsch durch
die Straßen der Stadt: Infanterie, Ka
vallerit und Artillerie. Und Lber der
Stadt kreiste in kiZelmäßige Abstände
vier japanische Flugzeuge Hinter dem
.Prinz Heinrich' Hotel hatte General
leutnant Kamio, der Eroberer 2 singlau,
Ausstellung genommen und nahm von hie!
aus im Beisein der fremden Militäratta
d)H die Parade Lber die Truppen ab.
Mit großem Interesse sahen Teutsche toie
Chinesen diesem Schauspiel " zu. Jetzt
sahen wir auch das erste Mal englische
Truppen. Als sie beim Seemannshau
vorbeikamen, machten alle Zuschauer wie
auf Kommando kehrt, wobei sie mit lau
tem Pfeifen und Johlen ihrer Wert
schätzung Ausdruck verliehen. So sehr
die Tapferkeit der Japaner anerkannt
werden muß. so wenig läßt sich darüber
von den englischen Soldaten sagen. Wäh
rend der ganzen Kämpfe um Tstngtau
haben wir. olle sie nicht ein einzige Wal
zu sehen bekommen.
Wenige Tage nach dem Einzug der ja
panischen Truppen übernahm die Jpa
nische Rote Kreuz-Gesellschast die Ler
waltung der Lazarette. Bei dieser Ge
legenheit erhielten sämtliche Kranke fol
gende Bekanntmachung überreicht:
An die deutschen Verwundeten und
Kranken in Tstngtau.
Wir. das SanitätSkorpS der Japan!
fchen Roten Kreuz-Gesellschaft. sind aus
Befehl de Kriegsministers hierher ent
sandt worden, um sich Ihrer Verwunde
ten und Kranken, die sürs Vaterland treu
und tapfer gekämpft haben, anzunehmen. ,
Da Rote Kreuz bezweckt, wie Jhneg
wohl bekannt, die allgemeine Humanität.
Wir bestreben unS nun. hier diesen Geist
und Grundsatz zu verwirklichen. Sie
wollen e vormerken, daß unsere Sani
tätssrbeiten in Tstngtau selbstverständlich
unter Anordnungen von den Kaiser!. Ja
pan. Militärbehörden ausgeführt werde.
Wir erinnern unS gern, daß wir im
frühere Kriege von allen Seiten
Deutschlands große und dankbare Sym
pathie bekamen. Diese Expedition bedeu
tet auch unser Gegendienst dasllr, und
wir hoffen daher, unS gegenüber ganz frei
und offenherzig zu fein.
Zum Schlug wünschen wir, daß Sie
aufs Baldigste don Ihrem Leiden wie
dnhergestellt sein mögen. ,
2). Tanaka.
Direktor der Japan. Roten
Kreuz-Gesellschaft.
Die un! durch die Gesellschaft de Ja
panischen Roten Kreuze zu Teil gewvr
dene Behandlung verdient in jeder Ve
ziehung die vollste Hochachtung. Eö ge
währte ein allerliebstes Bild, als am 20.
November etwa 15 japanische Schwestern
in weißem Kleide und gleichfarbiger Haube
in zwei Gliedern aufgestellt, unter Ar.
führung einer mit vielen Orden geschmückt
ten Oberschwester, im Gleichschritt ihren
Einzug in unserem Lazarett hielten. Mit
Eifer und Liebe nahmen sie sich unserer
Pflege an; sie arbeiteten gern Und diel
und waren dabei immer lustig. Galt eS
einen Strumpfe zu stopfe oder eine
Knopf anzunäben, so konnten wir ,Omo
tosan' oder .Olzanasan' keinen größeren
Gefallen tun. als wenn man ihr diese Ar
beit überließ. Fröhlich begaben sie sich
an die Arbeit und glückstrahlend kamen sie
wieder. Ihr zuvorkommen! und stets
heiteres Wesen hat nicht wenig dazu bei
getragen, daß die Stimmung in den müßi
gen Trg'.i des Hospitallebens ang:nehm
belebt wurde.
Unter der sorgfältigen und geschickten
Pflege, die man un angedeihen ließ, mach
ten Verwundete wie Kranke allenthalben
gute Fortschritte, fodaß fast wöchentlich
Transporte nach Japan abgehen konnten.
Wohl kamen auch dann noch einige Tode!
fälle Schwerverwundeter vor. doch gehör
ten solche glücklicherweise zu den Selten
heiten.
Im Anfang deS Monats Dezember war
ich wieder soweit hergestellt, daß ich mit
Erlaubnis des japanischen Chefarztes daS
erste Mal einen Spaziergang unternehmen
dürfte. EZ war öde und still in der Stadt
geworden; verschwunden war daS lebhafte
Treiben, wie eS mir von früher her in der
Erinnerung war. Die meisten Geschäfte
hielten ihr Läden geschlossen und nur we
nige Passanten waren auf den Straßen
sichtbar.
AIS ich auf den Signalberg flies,, beob
achtete ich. wie auf den deutschen Reichs
adler de! DiederichsteinZ, der vor Jahre
zum Andenken an die Besitzergreifung de
Kiautschou-Gebiets durch unseren Ädmi
ral DiederichS errichtet worden war. von
oben nach unten die japanische Schrift
zeicken eingemeißelt wurden:
.Im dritten Jahre Taischo, am 7. No
vember.'
Nicht weit davon, auf der Spitze bei
Berges, wehte vom Signalmast da Ban
ner der aufgehenden Sonne. .
Theater im Krieg.
DaS Stadttheater in Tortmund war ia
der abgelaufenen Spielzeit derart gut be
sucht, daß statt deS vorgesehenen städtischen
Zuschusses von 150.000 Mark nur 100.000
Mark notwendig waren. Den Künstler
wurden infolgedessen 80 v. H. der Gebalts
Kürzungen zurückerstattet.
' .
Kartoffelpreife in Dresden.
In Dresden wird nach Beschluß de
Stadtrats keine Erhöhung der Kartoffel
preise eintreten, wie sie eiqentlieb am IS.
d. M. infolge deS gesetzlichen Zuschlag
qunc ri,mgen mun.en. xet vm will dt
Zuschlag von 25 Pfennig selbst tragen,
so daß die Speisekartoffeln wie bisber mit
7 Pfennig verkauft werden müssen. Der
Rat erläßt eine Warnung, einen höheren
Preis zu fordern.
'
Gnade deS Königs.
Der König von Sachse erliek antik
lich seines Geburtstages eine Amn?sti.
Dadurch werden alle verurteilten Kriegs
teilnehme?, sowie deren Ehefrauen und
Witwen begnadigt, sofern das Urteil in
Sn Geldstrafe. Haft. Festungshaft
oder7cfängnis bis zu einem Iah be
sieht.