Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 28, 1916, Image 3

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    23ßT!ifj Cmofjj Urlfißni
Der Charlie.
Vin Viertelstiiudchkn leim Barbier.
Die Pallltir
bleibe Sie not ruhig
im Schallt liege un
tnoffie Git fein falsche
'Mufiv, sonst . . .
w t.u. ..r,.
vic, uu ium
Gie'i! Jetz' bin ich
JHne mit der Brusch
in de Mund gcschlippl
u bei dem hohe iol)p
Preises kann Ich' nit
erfordere, Gie flieh off
tJ"
Schalird ch mit Seiic
schäum zu fitde. Plicli liclp liueiet.
Sie meine off kvhrs ich will ieber Pal,
, Wir. tahfc? 91oh Sörrieh, scll ieberlaß ich
dene Profcfchenells. wo da deivon ihr Lebe
mache, ich kann vorläufig noch in mcim
2rahd e onnest Lwmg mache. Ich beiraml
die PallitiZ anniwch nor vom Bissenefi
siandpunkt un sell ifj in meiner Opinnjcn
auch der einzig richtig. Was ifz Pallitir
denn ander! als wie Bissencfz? Un t mtl
lieh puhr Bisseneß iß ei frage Sie
mal den Hilft Roosevelt, ob ick, nit recht
hab. Was soll's iebnhaupt sonst fein? Per
häpS e Plefchci? Well ficr den wo. gelebt
, wird, ifz e mohbieh e Plcfchcr, oder
dann derk er nacher nit die PaperS von
der andere Pahrtie lese, wenn er nit er
fahre will, was er eigentlich her en schleck,
ter fferl iZ. Oder denke Sie vielleicht, Pal.
Iitiz war t Kunst? Sehe Sie sich emal die
, Schkntclmanncr an, wo die Pälluir mache.
die WardhiclerS un die Aldermänncr un
die LiedcrS well die NünftlerkLpp
habe nir, an dene Pilschers in der ohgs
gällerie.
Pallitiz iß Bissenes, un de fette it.
Un biekahs weil'S e Biffeneh iß. muh mal
doch auch vom Biffenkfzstandpunkt aus
schödfche off kohrs von fcim eigene
Bisseneß aiiS. Denn t Bisseneß ifz nor
dann t Blssencfz, wenn mer en Praffii
davon hat. sonst Iß eS en Schohk.
Well von meim Bisscnefiftandpunkt aus
rann lch des rieypobbulen 2iact nit ratle
feie. PerhäpZ werd ich basier wohte, weil
ich denk, daß mir en Schähnfch in Wafh
ington nicde an fchenerel Prinzeppcl
wenn die DemmekrättZ vier Jahr , in
Pauer Ware, iß e! immer heitcim, dah die
andere rein komme, die Konntrieh hat die
DemmekrättZ noch niemals nit länger wie
vier Jahr stände kenne scll iß der Lim
mitt.
Aber raltefcie kann ich de! riehpobblikcn
Ticket nit .... fier Bissenehriehfen.
Habe Sie noch nit genohtißt, daß die
Fäschen ihren Kjuh immer von de Schen
telmänner in Pauer nehme tut? Sell ifz
Jhne nuh? Off kohrs. Sie habe ebe kei
Senk fier Hifierich. Wie der alte Kaiser
Wilhelm regiert hat, habe die Deutsche all
Scidwibkers gehabt wie der Kaiser. In
Jrähnz habe die Schents unterm dritte
Napolium Gohties gehabt wie der Napo
lium. Wie der jetzig Kaiser fein Mustahsch
- mit ere Bartbind eraufgekämmt hat, habe
. se all so lang geireit, bis se auch habe sage
kenne: Es ifz erreicht!
; Un da soll ich jeij den HugheZ un den
v . a i r . f fJ. . r
airoanis raikseies enie ssie ernai, was
aus meim Bissencfz werde tät, wenn die
Piepel all Wiskers rähse wirbt wie die
richpobblikcn NamminiehN Un perhäps
auch noch dem Fairbanls sei glaitgeslriche
Sardcllcbrötche immitähte wirde! Zumache
'kennt ich mein Schapp. Die NichpobblikcnZ
habe uns zwar die riel Prosperitieh ge
prammißt. aber was fier en JuhS iß dem
Hughes fei Prosperritieh ficr mich, wenn
die Piepel seim Ecksempel folge un sich nit
schähfe lasse? Schuhr er hat noch en Hedd
vs Hährs. wo ihn mancher Jüngere drum
beneide kann, aber da geb ich nix drum
im Hährkott iß nix drin viermal
im Jahr en Kwarter, oder wenn se sich's
im Sommer ganz kurz klippe lasse sogar
nor drei mal des iß alles. Des Lebe
vom Barberbisseneß iß der Schahs. Das
heißt am Schammpuh un am Mäjädfcf)j
trietment iß noch e viel größerer Praffitt j
bcsonners an der Jähsmässädfch: m'r
schmiert sich e Bische persjiihmt Wäsclien
auf die Händs, schmicrt's dem Kostümcr
erst rechts rum un dann links rm in's
FöchS; dann fahrt mer'm mit eme elek
irische Gummitip zwei Minnuts immer
dahin, wo mer mit de Fingers nit recht
richtig hinkomme kann sell sofft en
Kwarter. Die Fähsmässädsch hat nor ein
einzigste Fohlt: sie iß noch nit poppeler
genug. Wisse Sie, wenn der Mister
Hughes die Fähsmässädsch als e nähschenel
Ruhl einfichre würd, dann wär's allreit,
dann kennt er sogar zwei Paar Wißfe
trage un mir Barbe wä doch sattisfcit.
Aber sell iß ebe die Kwestschen; wenn '.r's
nit tut 'wo komme mir rcin?
, Wie gesagt ratteftie kann ich lS Barbcr
, des riehpobblikcn Ticket nit, aber mer iß
schließlich nit n u r Barber, m'r iß bieseiti
auch en Scheltelmänn un en Patriot un
da weih mer doch, was mer seiner Koun
trieh sckuloig iß dessentwege sag
ich. ich werd vielleicht ficr den HugheS
wohte, aber erst muß ich emal ausfinde,
was seine Wijuhs sinn ieber Fähsmäf
fädsch wenn er offe basier rauskommt,
dann nemme mir Barbers ihn un den
Fairbanks, Wißkers un all. Un bicseits:
die TMmckratts misse nach eim Term
immer' muhde an schennerel Prinzippels.
Wic denke eigentlich Sie ieber en Schamm
puh oder en aha Sie sinn in der Hör
rieh. Allreit. Nezt!
Der große Tatakotorou.
Wie er zu seinen geliebten Tuamotu
anern sprach.
Die Tuamotuaner, ein kräftiges, ge
sundks und fleißiges Bolk in der Slldfce,
wollten einen neuen Häuptling wählen,
mit Mururoa, ihrem jetzigen Führer, wa
ren sie unzufrieden, weil sie bei ihm ,'ie
wußten, woran sie waren, und weil ,r sich
vor den verhaßten Nachbarn, den Tahi
tiern, die Jahrzehntelang ihr Reich ge
knechtet und ausgebeutet, hatten, beugte
vnd den glattzüngigen Gesellen stets zu
willen war.
Mt'oa hatte wenig AuSsichtc, als
Häuptling wiedergewählt zu werden, wenn
sich dk einzelnen Stämme der Tuamo
tuancr aus inen Nachfolger einigen könn
MmTXXk
.
Ao;
i VSIK
IJwl
VI
tm. Die Nuhigen und Besonnenen unter
ihnen glaubten in !v!arutca den richtigen
Mann gefunden zu haben; aber die Jun
gen. die Krieger und die Lauten iiber
schrien sie und bestanden darauf, daß kein
anderer als der große Tatakotorou ihr
Häuptling werde, iatakotorou hatte
schon einmal Tuamotus Geschicke gelenkt;
die Jungen und die Krieger und die Lau
ten rühmten seine Heldentaten im Kam
pfe mit den Nairoas, einem kleinen macht
lösen Fischcrvölkchen; aber die Weisen und
Besonnenen erinnerten daran, daß gerade
die Unfähigkeit des großen Tatakotorou
das Land an den Ltand des größten
Elend gebracht habe, daß unter seiner
Herrschaft Tuamotu von einer finanzlcl
len Paiiik heimgesucht wurde, pon ver es
sich Ui zum heutigen Tage nicht ethuU
habe.
So stritten die einzelnen Parteien hin
und her, und konnten sich nicht auf einen
Nachfolger Mururoas einigen. Marutea,
der als höchster Nichter im Reiche waltete,
hielt es nicht mit seiner Würde vereinbar,
sich in den Zwist der Parteien zu mischen
Aber der große Tatakotorou, der sich nur
zu gerne wieder als Häuptling gesehen
hätte, erhob seine mächtige Stimme und
sprach zu dem Bolle von Tuamotu:
.Ich hoffe zuversichtlich, daß die '.ekl
in Ogaejch verfammcttcn Stämme sich
stetig den Ernst der Lage vor Augen hal
ten und nicht nur für Tuamotu, sondern
für ganz Polynesien und die übrigen Erd
teile mit Würde und Weisheit und Pa
iriotismus handeln. Ich hoffe, daß sich
die Stämme auf einen Mann von Kraft,
Charakter, Standhastigkcit, Ueberzeugung
und erwiesener Fähigkeit einigen md
welcher Mann kann sich dieser Tugenden in
höherem Maße rühmen als ich, der große
Tatakotorou i Wir müssen einen Haupt
ling haben, der sich selber treu und somit
auch dem Volke treu ist. Gibt es einen
Mann, der treuer ist alö ich? Wenn ich
auch nicht immer meiner Partei treu ge
Wesen, mir selbst war ich stets treu. Unser
cdigcr Häuptling hat daS Volk daran ac
wohnt, hochtönende Worte als Gcgcnwcrt
für schäbige Taten hinzunehmen; wir
brauchen emen Mann, der vom Gciste
wirklich demokratischer Führerschaft be
seelt, und imstande ist, unser Bolk wieder
auf die frühere Höhe zu erheben wer
vermöchte daS besser als ich, der große
Tatakotorou? Wir wollen und müssen
das Gerustetsein gegen jeden Feind 'c.ls
höchste Aufgabe betrachten; Mururoa hat
euch mit Versprechungen vertröstet, mit
Entschuldigungen abgespeist und nichts ge
tan. Wir müssen dem Bolkc zeigen, daß
es etwas Besseres gibt, dem es sich zu
wenden kann . . . dieses Bessere bin ich.
der große Tatakotorou ich bin nicht nur
das Bessere, ich' bin überhaupt das V?ste
und Ich werde nicht ruhen, bis ich das edle
Bolk von Tuamotu noch einmal zum be
sten habe. Es sind Leute unter euch, Bin
dcstrich-Tuamotuaner, die sich offen gegen
mich erklart haben, weil ,ch, wie sie sa
gen, nicht für das Amt geeignet bin ich
sage euch, daß Keiner besser zum Haupt
ling taugt, als ich, mithin sind jene Binde
strich'Tuamotuaner Landesverräter, denn
sie sind gegen mich und das Land bin ich!
Alle loyalen Tuamotuaner- müssen , sich
vereinen, müssen sich auf mich einigen, .iuf
mich, den großen Tatakotorou. In die
sem Sinne und aus ganzer Seele richte
ich meinen Appell an die in Ogacich ver
einigten Stämme: vergesset alle Streitig
leiten, vergesst alles und behaltet das
Beste und das bin ich, der große Tata
lolorou,' der euch sagt: Ihr sollt keine
anderen Götter haben neben mir."
Die Stamme von Tuamotu haben sich
noch nicht entschließen können, wen sie
zum Häuptling wählen wollen.
Dcr Iclegrsas'.
Auch eine Blüte im neutralen Land.
Der Telearaaf" ist in Amsterdam
ungefähr dasselbe, was das Tcleqram"
in Ncw Vrk ist: der Schildknappe Frank
ichs. Man muß beim Tclegraf" wie
beim gram einö anerkennen: sie sind
wenigstens offene Gegner. Sie hängen
sich nicht da Mäntelchcn der Neutralität
um, sie verschanzen sich nicht hinter die
Humanität, sie haben den Mut ihrer yi
teigängerfchaft und heucheln nicht. Ihr
Motto ist: Viv 1 France!"
und unter diesem Motto lassen sie die
Forts von Lüttich immer och weiter
feuern und die Engländer im Skagerak
siegen es ist eins so wahr :S.t das an
dere. Manchmal ist diese alliierte Hecresfolge
ebenso unbequem wie schwierig. Wenn
es nämlich gilt, einen unbestreitbaren Er
folg der Deutschen zu verkleinern, wobei
es sich nicht gerade um einen Erfolg auf
dem Schlachtfelde handeln muß.
Max Reinhardt hat mit feinen Kunst
lern vom Deutschen Theater im Mai in
Holland ein längeres Gastspiel veranstal
tet und der künstlerische Erfolg war ein
über alle Erwartungen großer. Ganz
Amsterdam, sprach von der Meisterschaft
dieser Künstler, ganz Amsterdam war sich
einig über die hohe Vollendung dieser
Vorstellungen und das war dem Te
legraaf höchst unangenehm. Totschmei
gen ließ sich das Gastspiel nicht, denn es
war d a i Ereignis der Saison. In Ab
rede stellen konnte man den Erfolg schon
garnicht, weil er Stadtgespräch war.
Schreiben mußte der Teraaf" über
das deutsche Gastspiel aber was?
Es war geradezu belustigend zu sehen,
wie sie sich wanden, um der geircuen antis
veuliHen vescrichar nicyt eingencyen zu
müssen, daß die deutsche Kunst in Hol
lan tatsächlich etwas Außergewöhnliches
geleistet hat. Bei der Erösfnungsvor
stellung in Rotterdam, die mancherlei
Mängel auswies, konnte der Tclegiaaf
noch In schadenfroher Kritik' schwelgen.
Es wurde aus der Bühne gebrüllt, wie
eben nur die Teutschen zu brüllen vermö
gen", hieß es da. Aber schon bei der
prachtvollen Ausführung von Toten
toni", mit Wcgrner und Bertcns, fü.' die
die holländische Kritik nur Worte höchster
Anerkennunff hatte und die die Bedeutung
des Gastspiels selbst den bisherigen Skcp
tikern erwieL, fand der .Tclegraaf" nicht
mehr den Mut zu einer absprechenden
Krit'k, und bei der Erösfnungsvorsiel
lung im Haag muß da! deutschfeindliche
Hetzorgan sich notgedrungen zu dem Ge
stilndnis herbeilassen: .Wir müssen be
kennen, daß diese Ausführung der
.Minna von Barnhelm' der Gefellschast
Reinhard! Gelegenheit gkgeben hat zu
einem glänzenden Erfolg, sowohl wa das
Individuelle Spiel wie die Regle anlangt."
Wie sauer aber da Lob dem Kritiker ge
worden ist, und wie er gewissermaßen die
Leser des .Telegraas" um Entschuldigung
bittet, daß er gezwungen war, etwas An
genehmes von den Deutschen zu sagen,
das geht au dem Schluß d'k Besprechung
hcrvor, wo ei heißt: .So viel über die
künstlerische Würdigung der ""-rstellung.
Was aber die politisen Absichten "n
langt, mit denen diese Gastspiel ver
knüpft ist. so rufe Ich aus voller Brust:
"Vivo lFrnnro t Viv-nt!fn Alltf!"
Das ist kindisch und geschmacklos. " 1$
ist keine Kritik, das ist dummes f "fch
eines Hohlkopss .... die all,"? Bhrafe
eines Schwätzers, der glaubt, eiwal f'gen
zu müssen und nichts besseres zu sagen
weih, als die eingedrillte Papageienw.'rte:
"Viv la Frnneo!" Und während sie
schreien: Es lebe Frankreich stirbt
Frankreich durch seine falschen Freunde
und für seine falschen Freunde.
Rute Dai Nippon!"
Tos neue Nationnllied der Japaner.
Sie gestatten, daß wir vorstellen
S.
Katayama auS Kode Dichter.,
Kode liegt in Japan.... warum soll
es in dem Lande der Kirschenblllte, der
Chrhsantemen, der aufgehenden Sonne,
der Madame Butterfly und anderen
Geishas keine Dichter geben? Japan sieht
auf der Bühne, in den Bilderbüchern und
auf den braun und fchwarz lackierten
Tabletten so poetisch auS.... warum soll
es in Japan keine Dichter geben? Japan
hat den anderen Völkern mit affenartiger
Gefchicklichkeit alles nachgeahmt.. warum
soll Japan,nicht auch Dichter haben?
Und es hat einen: S. Katayama aus
Kobe. Katayama ist voraussichtlich ein
Name so gut wie irgend ein anderer in
Japan; hat wohl auch eine besondere Be
deutung, wie bei un! Müller, Maier,
Schulze oder Smith. Wa! Katayama
zu bedeuten hat, wissen wir nicht. Der
Name hat etwas anheimelndes... Kata
yama....eZ klingt beinahe wie , Kater
jammer" (daS männliche für .Katzen
jammer"?)
S. Katayama aus Kobe hat ein Gedicht
gedichtet, das man gut, schlecht oder in
difserent finden mag, In jedem der drei
Fälle ist es bezeichnend für die Stimmung
im japanischen Volke. Und diese Stim
mung verdient Beachtung, hauptsächlich
hier in Amerika, weil die Japaner so
außerordentlich liebenswürdig sind gegen
die Amerikaner .... wenn die Katzentiere
am freundlichsten sind, muß man sich am
meisten vor ihren Krallen Huten.
Die Amerikaner schenken den Japanern
zu wenig Beachtung; das konnte sich ein
mal bitter rächen wenn es zu spat ist
Und das Gedicht des S. Katayama au!
Kobe läßt darauf schließen, daß Gefahr
im Anzüge ist. Das Gedicht hat ein der
japanischen- Sprache mächtiger Deutscher
in folgenden Versen wiedergegeben:
.Als Nippon auf des Herrn Gebot
Der Flut enttaucht im Morgenrot,
Hallt' tönend durch die weite Welt
. Ein Ruf vom blauen Himmelszelt:
Zur Herrschast, Japan, bist du geboren!
Erhebe dich stolz mit der Morgensonee,
Ich hab' dich zum Herrn dieser Erde
erkoren!
Zerrissen von laß und blinder Wut
Sinkt hin Europa im eigenen Blut.
Doch du, von Schuld und Fehle rein,
Sollst dieser Erde Hüter sein!
Zur Herrschaft. Japan, bist du geboren!
Erhebe dich stolz mit der Morgensonne,
Ich hab' dich zum Herrn dieser Erde
, erkoren!
Man kann das Gedicht gut. schlecht oder
indifferent finden man wird ihm eine
tiefere Bedeutung nicht absprechen dürfen.
Umsoweniger als mehrere japanische
Blatter diese Verse unter der Ueberschrift
abgedruckt haben: Unle Bai Nippon!"
Saz klingt herausfordernd .... Jukunsts
mulik der Erbe des Rule Britan
nia .
Eine Herausforderung und Onkel
Sam wird der Erste sein, den Nippon vor
die Klinge fordern wird.... der Jap ist
nicht von denen, die immer weiter schwer
fen: Seht, Manila liegt so nah... und
Guam.....und Hawaii....
Wir finden das Gedicht schlecht
miserabel schlecht als Gedicht; vielleicht
klingt es im japanischen Original des S.
Katayama aus Kobe besser. Das Gedicht
ist schlecht in der Form, aber der Inhalt,
der Geist.... Nippon der zum Herrn
dieser Erde erkor,en!
Völker Europas (und Amerikas) wahrt
Euere heiligsten Güter!" ,
Denn wenn sich erst die gelbe S im
flut über die Welt ergießt, dann ist's zu
spät. Dieser Katayama mag ein schlechter
Dichter sein, uns sei er ein guter Warner.
Lancw 6implicita8.
Ein spätes
Opfer der
Zensur.
französischen
Dcmosihencs, der größte Redner des
Altertums, geboren 383 vor Christi Ge
burt; gestorben 222.
Zuerst im Jahre 251 und von da ab
Jahrzehnte hindurch, hat der große
Staatsmann der Athener seiner glühenden
Vaterlandsliebe und seiner wohlbegrlln
beten Furcht vor den gefährlichen Plänen
des schlauen Makedonierkönigs Philipp in
meisterhaften Reden Ausdruck verliehen.
Diese Reden wurden durch zweiundzwan
zig Jahrhunderte als Meisterwerk aner
kannt zum großen Leidwesen der Gm
nasiasten, die sie in der Ursprache studie
ren mußten. An dem Inhalte der Reden
hat in diesen zweiundzwanzig Jahrhun
derien kein Mensch Anstoß genommen, das
blieb dem französischen Zensor im Jahre
vorbehalten. Der hochselige Demo
sthcnes wird sich darob nicht in seinem
Grabe umdrehen, er wird ein tiefgefühltes
.Scha''kopf" in feinem besten Griechisch
seufzen was wiederum der Zensor nicht
verstehen wird, denn ihm Ist es Griechisch.
Der hochselige Demosthen! braucht sich
euch, nicht weiter ouszurkgcn. denn de
Blamierte ist nicht er, sondern der von
ihm ganz richtig gekcnnjkichnete Schafs
kovk von einem Zensor.
Der Pariser Buchhclndler Flourq kam
kürzlich aus den guten und harmlosen Ge
danken, zur Belehrung der französisch
Juaend ausgewählte Stücke au den Re
den de Demosthene gcgen König Philipp
in neuer Uebersegung yerauSzugkdeif. Le
diglich der Form halber überreichte er ein
Exemplar dem Zensor, denn er dachte
nicht einen Augenblick daran, daß diese
Reden jctzt, nach zweiundzwanzig Jahr
Hunderten beanstandet werden könnten.
Kein vernünftiger Mensch wird in dieser
Hinsicht anderer Ansicht sein kein ver
nünftiger Men ch, aber ein Zensor ist . . .
kurzum der Zensor war anderer Mcinnns!:
als Monsieur Floury seine DemostheneS
Ausgabe wiederbekam, wurde ihm blau
vor den Augen vor allen den blauen Zen
surstrichen.
Wir geben im Folgenden einige der
zahlreichen Zensurproben, den Tezt, wie
er vom Zensor verstümmelt und von der
.Oeuvre", ohne Zweifel ohne Erlaubnis
des Zensor, wiederhergestellt wurde. Die
gestrichenen Stellen sind durch
Sperrung bezeichnet:
.Eines wundert mich: keiner von
euch, Athener, überlegt mit
Entrüstung . daß ihr den
Krieg angefangen habt, um
Philipp zu züchtigen, unddaßihr
jetzt nur noch den Wunsch hegt, euch bor
seinen Schlägen zu retten."
.Im gegenwärtigen Stand eurer Kräfte
konntet ihr, selbst wenn die Umstände euch
AmpHipolis geben würden, das Geschenk
nicht entgegennehmen, d a b e i e u ch
alleSinderSchwebeist.diem!
liiärischen Borbereitun
gen und selbst die Entschlie
ß u n g e n."
In euren Dekreten ist alles großartig.
aberwenndieStundederAuk
f U h r u n g kommt, sieht man
auch nicht die bescheidenste
Tat."
.Wenn es sich um Ezpeditionen han
delt, sei'S nach Mcthone, nach dem Paga
fä',f)en Golf oder nach Potigäa, laßt
ihr immer die günstige Ge
legenheii vorüber gehen."
An mehreren Stellen hat der Zensor
das Wort Frieden" gestrichen, das
beste aber hat er mit der Streichung der
folgenden Stelle geleistet: .Jeder hat
den größten Erfolg in dem,
was i h n a m meisten i n t e r
essiert: Philipp in den Ta
ten und ihr in den Reden!"
Diesen Satz hat der Zensor allerdings
nachträglich wieder zugelassen. Offenbar
schien er ihm, auf gewisse Umstände in der
Gegenwart angewandt, doch zu wahr.
Der hochselige Demofthencs, der vor
2238 Jahren gestorben ist, hat in seinen
Reden an die Athener allerdings den
Franzosen und Engländern bittere Wahr
heitcn gesagt. Und der Zensor hat die
Franzosen und Engländer nun deutlich
darauf aufmerksam gemacht. Besten Tank!
. Cin Ukikcrsmann.
Zu Gott ein als Soldat und brav.
Am 30. April ist Rittmeister Graf Holck
bei einem Luftkampf vor Vcrdun tödlich
verunglückt und gestorben.
Mit ihm starb ein trefflicher Soldat,
ein frischer fröhlicher Rcitersmann und ein
Sportsmann, wie es .In Deutschland we
nige gibt. Mit ihm hat die große Masse,
da? Volk" der Rennbahnen, .feinen er
klärten Liebling verloren.
Graf Holck war mit Leib und Seele
dem Sport ergeben, er war der erfolg
reichste deutsche Herrenreiter und erzielte
bei 033 Ritten 234 Siege. Als das Va
terland rief, folgte er jubelnd ein ech
ter rechter Reiiersmann vom alten
Schlage, dem erst im Felde, wenn die Ka
noncn donnern und der Pallasch auf die
Feinde nicdcrsaust, recht wohl zumute Ist
den Standarten. Er hat mit seinen
9. Dragonern den Todcsritt bei Borzymic
mitgeritten und kam heil davon. Er
trat zu den Fliegern über und sein Name
hatte unter den Helden der Lust bald
ebensoguten Klang wie auf der Rennbahn;
seine Tollkühnheit, sein lebenveracktender
Mut, fein keine Gefahr scheuendes Draus
gängertum bestimmte Ihn zum Meister
flieg. Die Mackenscn Offensive cm
Balkan war im vollen Zuge, da erfuhr
man eines Tages von einem Ausklärnngs
flug des Grafen über die Schwarzen
Berge von Montenegro; Graf Holck erlitt
einen Maschmendeftit und mußte nach
einem tollen Gleitfliia eine Notlandung
in den felsigen Bcrgen bewerkstelligen
und kam heil davon. Die wntencgrin r
nahmen ihn gefangen, sie b.,ndcltcn ihn
nicht schlecht und er kam auch da heil da
von: nach einigen Tagen drangen die
Oestrreicher In Montenegro ein, besezten
das ganze Ländchen und befreiten i:n
Grafen aus der Ecfangenfchaft. Das
Höllische Glück, das ihm auf dem Turf
zur ' Seite gestanden, war ihm auch im
Kriege treu geblieben. ,
Ter Graf lieh sich nach kurzem Besuch
bei den Seinen in Othmarschen nach dem
Westen versetzen; m den Kämpfen um
Verdun hat er sich durch feine kühnen
Luftritte ausgezeichnet, bis er am letzten
April im Luftkai. "e abgeschossen wurde
die launische Fortuna hatte ihren lang-
jährigen Günstling verlassen.
Der deutsche Kronprinz, der selbst lei-
denschaftlichcr Reiter und eifriger Sports-
mann ist, nahm an dem Grfcn 'person
lich lebhaftes Interesse, er fühlt sich zu
dem dreißigjährigen Nittme!,r durch die
gemeinschaftlichen Ziele hingezcgen. In
einem innigen Beileidstelegramm an die
Wittwe sagte der Kronprinz:
Die Nachricbt, daß eine tödliche Kugel
deS Gegners Ihren lieben braven Mann
in kühnem Lufnampfe ereilte, hat mich
aufs schmerzlichste getroffen. Sie wissen,
liebe Gräfin, ein wie ji!;r, werter Ha
mer ad er nur war, wie vst und gern n
seinen Schneid, seine Willenskraft und
Gefchicklichkeit bewundert habe. Einzig
stehen seine sportlichen Leistungen als
beste deS Landes da. Und so gehörte
auch zu meinen verwegensten, mutigsten
Fliegern, dessen mir und meiner Armee
in unermüdlicher aufopfernder Tätigkeit
vor Verdun geleistete Dh'.sie irgess-n
bleiben. Seien Sie versichert, daß Ich I
ren Schmerz und Ihre Trauer aufrichtig
teile und dem leider zu sclly abberuse. n
bkldknbastkn OHUter und ssreund ein e
rcnde treue Andenken bewahren werde."
Und der ehemalige Garde-UlaN und
spätere Draponer hatte nicht nur unter den
Vornehmen seine Freunde, er t'sreute s'ch
auch der Liebe der kleinen Leute. Er
machte sich den Spaß, gelegentlich vor dem
Rennen bi an da gcld yeranzureilen
wo Kopf an Kopf die große Menge an die
Barriere drängte. Dann gab e mitun'cr
ein freundliches Zwiegespräch. Au der
Menge rief es: ,Na. Holclen, nu man
feste druff!"
.Hafte denn Watt uff mir?" fragte der
Gras lachend.
.N,i nadierlich .... zw'e Warbr.
Watt? Z rote Märkcr ... na dann
freilich! Also da wer'n m'r man reiten,
Manncken.'
Die kleinen Leute hatten Holcken gern,
er ritt oft Außenseiter und er brachte sie
so manches liebe Mal als erste durch'
Ziel. Die kleinen Leute werden, wie der
ltronprinz, dem Grasen Holck ein ehren
de treues Andenken bewahren.
Dcr GMeund.
Der Grieche und die Alliierte,, in La
loniki.
In einem Kaffeehause in Saloniki.
Ein griechischer Offizier fitzt mit meh-
reren englischen und franzosischen Osfizie
ren zusammen. Tie Herren von der Ab
lianz find bemüht, sich dem griechischen
Kameraden von der liebenswürdigsten
Seite zu zeigen, aber eS liegt so etwas in
der Lust . . . etwaS Gewitteriges . . . tt
was Erplosiv-gefährliches.
Die Franzosen, die sich noch immer als
die Kavaliere ausspielen, versichern dem
Griechen, daß Frankreich nur mit Wider
streben in die Besetzung der griechischen
Hafenstadt eingewilligt habe.
.Won I)ieu, was will man schließlich
nmchcn; die eiserne Notwendigkeit sragt
nicht viel nach Neigungen .... das harte
Muß regiert unsere Entschlüsse. Ucbn
gcns werden wir die Rechte Griechenlands
niemals verletzen.
Die mit einer gewissen Herablassung
geäußerten Worte ärgerten den Griechen:
.Wir erwarten von Ihrem Anstande
nichts anderes. Sie sind schließlich doch
wohlerzogene Menschen und als solche muß
lehnen die Gastfreundschaft hoch stehen
denn Sie sind doch zu Gast bei uns, mene
Herren, nur zu Gast. Wir Griechen ha
ben von Alters her Gastfreundschaft heilig
gehalten.
Tieft scharfe Entgegnung deS Griechen
veranlaßte wiederum einen englischen Orn
zier, sich in das Gespräch zu mischen; dieser
Engländer unterschied sich sehr wesentlich
von seinen Waffenbrüdern: er besag Bil
dung, eine sehr gründliche Bildung. Der
ungebildete Engländer ist roh; der gcbil-
dcte Englander ist brutal.
Sie meinen bemerkte er lassig
daß Ihr Griechenvolk von Alters her die
Gastfreundschaft heilig gehalten hat? Mir
ist da aus meiner Jugend eine Geschichte
in der Erinnerung geblieben. Ein gcwls
ser Jason zog einst mit einer Anzahl
gleichgesinnter, Freunde nach Kolchis; sie
fanden dort gastfreundliche Ausnahme im
Paläste des Königs und ließen es sich gut
gehen. Unter dem Deckmantel größter
Freundlichkeit heckten sie schwarze Pläne
aus, denn sie waren gekommen, um den
Kolchern ihr kostbarstes Heiligtum, daS
goldene Bließ, zu rauben, afon betörte
Medea, die in Zauberkünsten bewanderte
Königstochter; sie half ihm zur Erreichung
feines Zieles. Und wie dankten Jason
und seine Freunde auS Griechenland die
Gastfreundschaft des Kolcherkänigs? Sie
raubten das heilige goldene Bließ, sie tö
tcten den Sohn des Königs und entführ
ten ihm die Tochter. Sind Sie immer
noch der Ansicht, daß die Griechen von
AlterS her die Gastfreundschaft heilig ge
halten haben?"
Es entstand eine peinliche Pause. Die
französischen Offiziere blickten verlegen auf
den Griechen; der aber trank ganz gelassen
sein Glas leer, stand auf. drückte die Mütze
in den Kopf und schob die Degengurt zu-
recht.
Sie haben die Geschichte nicht zu Ende
erzählt, mein Herr. Wissen Sie, wie jener
Jason gestorben Ist? Er hat nach
dem gewaltsamen Tope seiner Kinder und
feiner Gattin Selbstmord be ngen. Mahl
zeit, meine He? ,".:!' ,
Für Uicht.Slottcrcr.
Ein
Kricgsschcrz vom
, Kampfgebiet.
flandrischen
Die Geschichte ist vielleicht nicht wahr.
Die Geschichte ist ganz gewiß nicbt
wahr, die hat irgend ein witziger Kops!
erfunden.
Das tut nichts, sie Ist jedenfalls gut,
folglich darf man sie nacherzählen.
Die Geschichte ist ein wenig verwickelt.
Das tut ebenfalls nichts, wir haben- ja
Zeit, und können sie entwirren außer
dem kommt es bei der Geschichte weniger
auf die Geschichte selbst an als auf die
Pointe.
Da droben in Flandern hatte eine deut
sche Feldwache einen farbigen Engländer
erwischt einen Kaffern, was sich aller
dings erst später heraMstcllte als man ge
nauer hinsah. Auf den ersten Blick .'i
kannte man ihn nicht als einen Kaffer . . .
das geht manchmal bei Kaffern an: sie
sind es, aber man sieht es ihnen garnicht
an. Erst wenn man sie näher kennen lr. t.
Dieser sarbige Engländer war wie ein
Schotte uniformiert; beim Verhör durch
den Leutnant gab er an, daß er ein Hot
tentotte sei. Er fügte hinzu, er gehöre zu
einer Rotte, die einen Ueberfall auf die
Feldwache beabsichtige; er habe sich offen-
bar verirrt, sei seiner Hottentottenrotte
vorausgeeilt und zu früh in dcr deutschen
Linie angelangt.
Die Angaben des Mannes erwiesen sich
in jeder Hinsicht als wahr: er war ein
Hottentottenschotte und der Rest der Hot
tcntottenrotte stellte sich kurz darauf ein.
Bald hörte man Im Vorfeld Schüsse . . .
dcr Leutnant eilte mit zwanzig Mann zu
den Vorposten und erfuhr dort, daß die
Tete der Hottentotten einen B?rs!oß der
sucht hatte, aber bi aus den letzten Mann
abgeschossen worden war. Er wartete eine
volle Stunde auf die Erneuerung de An
griffe und ging dann mit seinen Leuten
auf die Feldmachstellung zurück.
Hier angekommen, ließ er den Unter
Offizier Müller bei der Vorpostenkompag
nie anklingeln, um dai Vorgefallene zu
melden. E gab folgende Unterhaltung
zwischen Müller und dem Unteroffizier
Schulze von der Vorpostenkompagnie:
Müller: .Du, Schulze, wir haben einen
Schotten erwischt. Da heißt, verstehst du.
einen Holtcntottenschotten. Der Kerl ge
hört zu einer Rotte, deren Tete wir eben
bei einem Angrifftversuch weggeputzt ha
ben. Weggeputzt, verstehst du. Schulze?"
Schulze: .Ja, aber nur undeutlich. ES
ist fo ein Tuten im Apparat, weißt d.
Kommt da vielleicht von eurem Gefecht?
Oder sind da die Hottentottenschotten, die
da tuten?
Müller (nach einer kurzen Rücksprache
mit dem Leutnant): .Du, Schulze, der
Herr Leutnant läßt sagen, hier tutet kein
Mensch. Oder, ob du vielleicht denkst., daß
die Hottentottenschottcnrottentetentoten tu
ten täten?"
Dcr Uegulator in Arkanjas
Erinnerungen an eine deutschen
Schriftsteller in Amerika. .
Am 10. Mai waren e hundert Jahre.
daß Friedrich Gerstäcker in Hamburg daS
Licht der Welt erblickte. In normalen
Zeiten wäre auch diese! TageS gedacht
worden, denn Gcruackcrs Reifcromane
haben auch hcute noch ihre zahlreichen
Freunde; seine Gefolgschaft ist nicht mehr
so groß wie vor fünfzig Jahren, aber seine
Schriften sind immer noch frisch und
lebendig. In der KriegSzeit hat man
bestenfalls für die ganz Großen Zeit übrig,
für einen Shakespeare oder Cervantes, ein
Gerstäcker kann nicht erwarten, daß man
seiner gedenkt, wenn draußen Millionen
einen Verzwciflungskampf von giganti
scher Ausdehnung führen.
Gcrstäcker's Romane haben sich eine ge
wisse Frische bewahrt und die darf man
seiner Art zu schaffen zuschreiben; er be
kannte selbst, daß seine ganze schriftstel
lerische Tätigkeit lediglich aus augenblick
licher Eingebung beruhe.
.Ich schreibe nieder, waS mir gerade
einfällt. Wenn Ich mich dazu hinsetze, habe
ich vorher nie darüber nachgedacht. Meine
Inspiration kommt auS der Feder, nicht
aus dem Geist. Ihr Kritzeln ist das, was
mich anregt und meine Vorstellungen wach
macht. Je langer, re rascher lch sie über
das Papier hinfahren höre, je gesteigerter
wird mein Zustand, je schöpferischer meine
Seele. Erst das Schreiben macht mich
zum Schriftsteller, ohne Feder bleibe ich
ein Klotz."
Gerstäcker verkehrte in den sechziger
Jahren in St. Louis viel mit Karl
Schurz; aus einem Briefe, den Schurz an
seine Gattin schrieb, geht hervor, daß die
merkwürdigen Aoenteuer, die unheimlichen
Erlebnisse und gewagten Jagdftucke, von
denen es in Gerstäckcr's ' amerikanischen
Erzählungen wimmelt, sich ,n einem ge
wissen Gegensatz zu seiner nicht sonderlich
wagemutigen Persönlichkeit befanden.
Wir legten eS darauf an , erzahlt Karl
Schurz, Gerstäcker gesprächsweise einige
von den Münchhausiaden zu entlocken, in
denen er so stark ist. Aber eS schien er
merkte den Braten, und so konnten wir
nichts auS ihm herauskriegen als eine ein
zige Hyäne, die er auf einer nächtlichen
Jagd in Afrika geschossen haben wollte,
Köstlich war es, daß ein hiesiger Bekann
ter, bei dessen Bruder Gerstäcker früher in
ArkansaS neun Monate lang gewohnt
hatte, uns erzählte, man habe damals um
sonst versucht, den Mann, der die Litera
iur mit seinen ungeheuerlichen Jaadge
schichten erfüllte, ein einziges Mal während
der ganzen Zeit zur Teilnahme an einem
Jagdzug zu bewegen; und doch schrieb er
darauf das Wunderbarste von seinen
Jagden und Taten.
In dieser Hinsicht unterscheidet sich der
deutsche Rciscschriftsteller der sechziger
Jahre nicht von feinen späteren Kolleg' n,
t?on den deutschen Reifeschriststcuern unse-
rer Zeit, die hierher kommen, die Nase
in s Land stecken und von den New Dorkcr
Stammtischen vielleicht auf einer Spritz
tour nach Chicago an den Niagara Fällen
vorbeikommen. Tann kennen sie Land und
Leute wie sie glauben machen wollen
so genau, daß es zu einem oder mehre
ren Bänden Ncisebriefe" langt. Leider
fehlt dabei Gcrstäcker's Inspiration und
seine lebhafte Phantasie; die Briefe wer
den nach fünfzig Jahren nicht mehr so
frisch und lebendig sein ... sie sind es
nicht einmal bei ihrem Erscheinen.
Kricgs-Sprichwortc.
Alte Sprüche in zcitgcmäszer Umwand'
lung.
DeS Nachts sind sogar alle Katzen feld
grau.
Wer U" jagt, muß auch Z" jagen.
Der Mann, der das Wenn, und das
Aber erdacht, hat sicher aus der Skage
rakschlacht einen Briiensieg schon gemacht.
Wer Acht hat, findet auch den neun
ten Feind.
Der Brite holt die Kastanien mit den
Pfoten dcr Franzosen aus dem Feuer.
Albion und Stolz wachsen auf einem
Hlz.
Laß die linke Hand in Portugal nicht
wissen, waS die rechte Hand in Italien
tut.
Asquith schützt vor Torheit nicht.
Bist du Frankreich, sei geduldig; bist du
Deutschland, haue zu!
Der Kitchencr stirbt, der Kriegsminister
nicht.
Mit Montenegro fängt man an, mit
England hört man auf.
Reuter-Depeschen haben kurze Beine.
Wenn die Not am größten, sind die
Höchstpreise am nächsten.
Die Geschichte ' :
im Golum.
1 . ,
Lee vlreenspoon erzählt von einem
wunderbaren Automaten. ' .
1 Gut Schabbe Herr Redakteurlcbcn!
Ich bin emal gcfah
ren spät zu Nacht in ö
Droschke nach Hau.
waS war gewesen weil
draußen vor dcr Stadt.
De Droschke war ge
Wesen nebbich ä Drosch
ke un daS Pferd war
gewesen noch ä viel
größerer Nebbich von S
Pferd. ES hat gercg
net, was hat können
runter vom Himmel.
Wie mer endlich waren
gewesen am Ziel, hab
ich gesagt: .Da ha
bense ihr Mcsummen
sGeld. nu ninrficri?
daß Se kommen Im Stall mit dem Pferd,
c rvcro vaocn i.awn Vcimwey.
Wie heißt im Stall?" hat gesagt der
Kutscher. Dem Pferd muß noch arbeiten
bis eS werd fein Tag."
.Schmahbenie . . . de ganze Nacht hin
durch soll noch arbeiten das Nebbich von
ä Pferd?" V
Hat der Kutscher genommen de Peitsch,
hat geschlagen auf dem Tier un hat ge
sagt: Davor iß es ä Pferd!"
Nu. bin i ch ä Pferd? Oser. Muß
ich nu erzählen jeden SchabbeS nischt
wie Lohzelcchs (Witze)? Oser. Ich werd
Ihnen heut emal erzählen ganz eppeS an
deres. Kennen Sie die Meiße vom Golom?
Nich?! Spaß, als ob ich hätt gefragt,
wenn ich nich wißt, daß Sie se nij
kennen.
Was daS iß: ä Golom? Ae Golom iß a
Geschöpf, was hat kei Szeichcl (Verstand)
. . . ä Golom iß ä Maschin, wo ausseht
wie ä Mensch un iß doch kei Mensch; ü
Golom iß ä . . . ü . . . ii Automat.
Bor viele Jahre hat emal gelebt in
Prag a Rabbi, waS mer sagt: ä Wunder
rabbi; ä großer Chohchem (Weifer), wo
hat mehr gekonnt wie andere Menschen.
Er hat sich verstanden aus geheime Künste,
er hat sich verstanden auf Zauberei, er hat
sich verstanden auf nu, was soll ich
viel reden, er hat sich verstanden auf alles
un auf noch viel mehr.
Der Rabbi hat sich gemacht L Golom,
ä kunstvollen Automat, ä Maschin. was
hat ausgesehen wie ä Mensch, nor Szeichel
hat se nischt gehabt. Wenn er nu hat
gelegt dem Schem. dem Namen Gottes,
dem Golom unter der Zung, hat der
Golom können tun alle Mclohche (Arbcii)
grad wie ä Mensch. Un der Golom Hai
wirklich melohchent de ganze Woch von
morgen? bis abends un von abends bis
morgens. Er hat getragen Wasser un hat
getragen Feuer, hat geschleppt Holz un
hat geschleppt Lasten.',
Aber am Ehref-Schabbes Freitäg) hat
der Rabbi missen nehmen ' kraus dem
Schem aus dem Mund von dem Golom,
damit daß er soll nischt schaffen am
Schabbes? weil es, iß a Newehre (Sünde)
fier ä Jieden zu schaffen am Schabbcs
oder zu lassen schaffen am Schabbes.
Einmal hat der Rabbi vergessen zu neh
men dem Schem von unter dem Golom
seiner Zung un es hat gegeben ä schreck
liches Schlamassel. Der Golom Iß ge
gangen zu gehen un hat getragen Waffer
un Wasser un Wasser un hat eS gegossen
in de Keller un in de Straßen von Prag,
un eh mer sich hat versehen, war gewesen
ganz Prag überschwemmt. Un der Golom
iß gegangen un hat getragen Feuer un
Feuer un Feuer un hat es geworfen in
de Häuser von Prag, un eh mer sich hat
verschen, ' hat gestanden ganz Prag in
Flammen. Das Haus vom Rabbi iß
abgebrannt un all de Häuser In der
Judenstadt sinnen abgebrannt, un de
schöne alte Schul (Synagoge) iß abgc
brannt. Un der Golom hat getragen im
mer noch mehr Feuer, weil der Rabbi hat
vergessen zu nehmen eraus den Schem aus
seim Mund am Ehref-Schabbes.
De ganze Kille (Gemeinde) hat'gezeh
kcnt (geschrieen), se haben gebet't zum
Gott Adonai, aber es hat nischt geholfen;
da haben sich ä paar mulige Männer ge
worfen auf dem Golom, se haben ihm '
niedergeschlagen un haben ihm genommen
dem Schem aus dem Mund .... un der
Golom hat dagelegen un hat sich nix ge
rührt, weil er ohne dem Schem war weiter
nischt wie a Maschin ohne Leben.
Un de Figur vom Golom liegt bis am
heutigen Tag noch oben unterm Dach von
der neuen Schul in Prag: es hat bis heut
oser wieder einer dem Mut gehabt, ihm zu
legen den Schem unter der Zung.
Worum Ich erzMl die Meiße? Weil eS
ißä sehr lehrreiche Meiße. Der Golom
von Prag liegt unterm Dach von der neien
Schul, aber es gebt auch Goloms, was
liegen nir In Prag, was können anrichten
das größte Schlamassel, wenn mer ihnen
nix nemmt dem Schem.
Vcrzeihense de Kasche (Frage): den
kense. daß se wenden nomenieren den
Rooscvelt in Chicago zum Präsedenten?
Womit ich verbleib
Ihr untertänigster
Lee Grcenspoon.
Die kleinen Diebe hängt nu. die großen
läßt man Munition und Kriegsmaterial
kaufen.
Wer andern eine Grube grabt, dient
bei der Schippelkompagnie.
Wenn man den Wilson nennt, kommt er
mit einer Note gerennt.
Wer den Pfennig nicht ehrt, ist den
eisernen Pfennig nicht wert.
Mit dcr Zeit pflügt man Schützen
graben.
Die Verletzten werden die Ersten sein
in der Heimat.
Wenn zwei sich zanken, lacht der Briie.
Der Engländer hüt da! Kabel, um die
Wahrheit zu verbergen.
Eine gute Rait" kommt nie zu fpeu.
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